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URKUNDEN UND ACTENSTÜCKE
ZDE GESCHICHTK
DES
KURFÜRSTEN FRIEDRICH WILHELM
VON BRANDENBURG.
AUF VERABLASSUSG SEIKER HÜCHSEUGES MAJESTÄT DES KAISERS
FRIEDRICH ALS KRONPEIHZE» VOS I'REIISSEN.
ACHTZEHNTER BAND.
BERLIN.
DRÜCK UND VERLAG VON GEORG REIMER.
iao2.
D.qilizMbvG00>^le
UEKÜNDEN UND ACTENSTÜCKE
ZUK fiESCHlCUTE »ES
KUEFÜßSTEN FRIEDRICH WILHELM
VON BRA?iDENBÜRG.
ACHTZEHNTER BAND.
POLITISCHE VERHANDLUNGEN.
ELFTER BAND.
nEKAUSOEGEBEN
DR- FERDINAND HIRSCH,
PBÜFBSSOK AM Kf)NIGSTÄI>TlSCHEN KEALüVMNASlUM ZU BERLIN.
BERLIN.
DRUCK UND VERLAG VON OEORO REIMER.
1902.
D.qilizMbvG00>^le
9^ -^//^/Z
HABVARO COILEGE LIBRARY
JAN 6- -1905
j,Goo>^le
Vorwort.
Das Manuskiipt zu diesem Bande war schon im Sommer
1897 fertiggestellt und nur ungünstige äussere Verhältnisse
haben damals und auch in der Folgezeit die Drucklegung des-
selben verhindert. Dass, obwohl diese Hindernisse noch nicht
vollständig beseitigt waren, dennoch im vorigen Jahre der
Druck begonnen werden konnte, ist den Bemühungen der die
Herausgabe der „Urkunden und ActenstOcke" leitenden Kom-
mission und dem Entgegenkommen des Verlegers zu verdanken,
welchen Herren auch hier der schuldige Dank daför abgestattet
werden möge. — Die Aufgabe dieses Bandes ist, die Verhand-
lungen vorzuftlhren, welche der Kurfürst Friedrich Wilhfelm
von Brandenburg, nachdem er durch die glücklichen Kämpfe
des Jahres 1675 die Schweden aus seinen Landen vertrieben
und den Angriff gegen deren Besitzungen in Deutschland be-
gonnen hatte, während der Jahre 1676 — 1679 mit den ver-
schiedenen an dem Kriege gegen Frankreich und Schweden
betheiligten Mächten bis zur Beendigung desselben geführt hat.
In dem ersten Abschnitt wird durch Mittheilung der wichtigsten
auf die Kriegsthaten der brandenburgiscben Truppen in diesen
Jahren bezüglichen Berichte und Documenta der Antheil,
welchen der Kuifürst an dem Kriege selbst genommen hat,
oyGooi^lc
beleuchtet*. In den drei folgenden Abschnitten sind die Ver-
handlungen dargelegt, welche derselbe mit seinen wichtigsten
Bundesgenossen Holland, Dänemark und Oesterreich
während dieser Zeit geführt hat. Der fiinfte ist den Friedens-
verhandlungen in Nimwegen gewidmet, der sechste den Ver-
handlungen, welche der Kurfürst unmittelbar mit Frank-
reich angeknüpft hat und welche auch för ihn endlich zu
dem Äbschluss des Krieges dureh den Frieden von St. Germain
en Laye geführt haben. In dem siebenten Abschnitt wird
dargelegt , in welcher Weise er auf dem Reichstage zu
Regensburg seine Intei-essen vertreten und welche Haltung
diese officielle Vertretung des gesammten Reiches den Kriegs-
und Friedensfragen gegenOber eingenommen hat. In dem
letzten Abschnitt endlich werden wieder die aus diesen und
auch aus den vorhergehenden Jahren 1671 — 1675 erhaltenen
eigenhändigen Schreiben des Kurfürsten an seinen vertrautesten
Rathgeber, den Oberpräsidenten Freiherrn Otto v. Schwerin,
mitgetheilt, in welchen neben Familien- und Hofangelegenheiten
die verschiedenartigsten Fragen der Süsseren und inneren
Politik behandelt werden. Um ein möglichst vollständiges
Bild der politischen Thätigkeit des Kurfürsten in diesem Zeit-
raum zu geben, hatte der Hei-ausgeber ursprünglich beabsichtigt,
in zwei weiteren Abschnitten auch das Verhältniss des Kur-
fürsten zu den zwar mit ihm verbündeten, aber mehrfach in
feindlichen Gegensatz zu ihm tretenden braunschweigischen
Herzogen und dem Bisehof von Münster, sowie zu dem
anscheinend neutral und vermittelnd zwischen den beiden
kriegführenden Pai-teien stehenden, in Wirklichkeit aber nach
wie vor Frankreich und Schweden begünstigenden englischen
Hofe zu behandeln, die nothwendige Rücksicht auf den zu Ge-
bot stehenden Raum bat ihn aber veranlasst, diese Abschnitte
oyGooi^lc
fortzulassen, und er hofft, dass diese Lilcke am ehesten zu
verschmei'zen sein wird. Die Hauptquelle für die Beziehungen
des Kiu-fbrsten zu England, die Berichte des jüngeren Frei-
hen-n v. Schwerin, sind schon, freilich unvollständig und
mangelhaft, von v. Orlich vei-öfFentticIit worden, auf diese
und die Übrigen aktenmässigen Quellen gestötzt, hat der
Herausgeber selbst in einer besonderen Schrift') diesen Gegen-
stand behandelt. Für die Beziehungen zu den braunschwelgi-
schen Fili-sten und zu dem Bischof von Münster konnte vor-
lautig auf die gerade in diesen Abschnitten recht eingehende
Daretellung von Pufendorf verwiesen werden. Hoffentlich
■wird bald die weitere Fortsetzung des Werkes von Köcher
erscheinen und dort die Politik der braunschweigischen Fürsten
imd deren Verhältniss einerseits zu Brandenburg, andei-ei-seits
zu Münster ebenso gründlich wie in den beiden ersten Bänden
behandelt werden.
Während der Kui-füi-st den militärischen und diplomatischen
Kampf gegen Frankreich und Schweden zu bestehen und auch
den mit ihm gegen diese Feinde verbündeten Mächten gegen-
über seine Interessen zu wahren hatte, musste er auch die
Verhältnisse im Osten scharf im Auge behalten, namentlich
die ihm von Polen her drohenden Gefahren abzuwehren suchen.
Zwei diesen Gegenstand behandelnde Abschnitte, ein umfang-
reicherer ober das Verhältniss zwischen Brandenburg und
Polen in den Jahren 1674—1679 und ein kOi-zerer über die
in derselben Zeit wieder angeknüpften Beziehungen zu Russ-
land sollen den nächsten Band eröffnen.
Ausser den Akten des hiesigen Königlichen Geheimen Staats-
archivs sowie des Kriegsarchivs des Grossen Generalstabes haben
■) Hirtch, ßniudeuburp und England 1674—1^79. I. U. (Prograinia des
Königstädiiacben KBalgymnasiums zu Berlin 1898. 1899).
oyGooi^lc
för diesen Band auch diejenigen des Königeber^er Staatsarchivs
sowie des Herzoglich Anhaltischen Staatsai-chivs zu Zerbst und des
Gi-äflichSchwerin'scheoFamilienai'chivszuWildenhoflFverwerthet
werden können '), einen Beitrag zu dem dritten Abschnitt hat
auch das Königlich Dänische Eeichsarchiv zu Kopenhagen ge-
liefert. Den Vorständen und Beamten dieser Archive, welche
ihn in der liebenswürdigsten und zuvorkommendsten Weise
bei seinen Arbeiten unterstützt haben, und dem Herrn Grafen
Otto von Schwerin, welcher ihm mit der grössten Libera-
lität die Benutzung und Veröffentlichung der in dem Familien-
archive befindlichen Schätze gestattet hat, erlaubt sich der
Herausgeber auch an dieser Stelle seinen verbindlichsten und
herzlichsten Dank auszusprechen.
Berlin, im Mai 1902.
Der Heransgeber.
') Die aus dem KriegsarcbiT des Grossen GeneralsUbs entoominenen Scbrift-
stDcke sind durch ein in Klammern beigefügtes G. A., die aus dem Königsberger
darcb R., die aus dem Zerbster durch Z., die aus dem Wildenhotfer durch W. kennt-
lich gemacbt
oyGooi^lc
Inhalt
Seite
Vorwort V
iDbalt IX
L KrieffMr^s&lsse 1676-1679.
EinleituDg 3
1. Die Feldifigo in Ponunero I67G— 1678 15
2. Der Feldia^ in Preusaen 1678—1679 48
3. Die kriegeriscben Vori^änge am Rhein und in Weatfalea 1679 99
II. Brud«Bbiirg and die Niederlande 1676—167«.
EiuleituDg 119
Acten 127
IIL BrudeDbuv uid Dioenail 1V7<-1<79.
Einleitung 237
Acten 246
IT. Brudenbirg snd Oeaterreleh 16nt-167».
Einleitung 397
Acten 414
r. FrledeBSTertaAudliuif en n NlmweKen 1676— 167A.
Einleitung , 547
Acten 558
Tl. Brandeiknrg und Frankrelfli. Der Friede tob St. Qemaln en Laye
1678-1676.
Einleitung 629
Acten 648
TIL Der BelehsUr su Be^nsbur 167S-1679.
EinleituDg 725
Acten 730
Till. Elgenhlndtge Schreiben des Knrflraten an den Oberprialdtnten Otto
T. Schwerin 1671-1678. 781
PerMnenTereeicbniss 845
oyGooi^lc
j,Goo>^le
Abschnitt I.
Kriegsereignisse 1676-1679.
M«tir. t Geach. d. O. Kiirtnr*Uu. XVm.
D.qitizeabvG00l^lc
j,Goo>^le
Emleitoiig.
1d diesem ersten Abschoitte werden eine Anzahl vod Berichten und
anderweitigen Aktenstücken mitgetbeilt, welche die militärischen Aktionen
der Jahre 1676 — 1679, die der Kurfürst mit seiner Armee ausgeführt
hat oder an denen Truppen desselben betheiligt gewesen sind, näher be-
leuchten. Für die ersten drei Jahre, in denen Pommern der Eriegs-
schanplatz ist, wo der Kurfürst nach uad nach den Schweden alle noch
in ihrem Besitz befindlichen festen Punkte entreUst, erschienen dazu be-
sonders geeignet die im Hauptquartier desselben angefertigten und von
dort aus verbreiteten officiellen Kriegsberichte.
Bekanntlich hat Kurfürst Friedrich Wilhelm schon früher Sorge
dafür getr^en, dass über einzelne von seinen Kriegstbaten wahrheits-
gemüsse Berichte verülTentlicht worden, und er hat sogar selbst zu diesem
Zwecke die Feder ergriffen. Gegenüber der sehr parteiischen Darstellung,
welche schwediächerseits über die Schlacht bei Wai'schau erschienen war,
hat er') 1656 einen Bericht über dieselbe aufgesetzt und seinem Gesandten
im Haag, Weimann, zugeschickt mit dem Auftrage, ihn dort drucken
and veröffentlichen zu lassen. Ebenso hat er über einige Voi^änge
wahrend des Feldzuges im Elsoss 1674 Aufzeichnungen gemacht*}, welche
gleichfalls für die VerÖiTentlichung bestimmt waren. Doch scheint es
nicht, dass während jener früheren Kriege eiae regelmässige officielle
Berichterstattung stattgefunden hat, dieses ist erst 1675 in dem Kriege
■) S. Droyaan, Die Schlacht von Warscbftu (Abbaadl. der philoa.-biatorischea
Kluse der König), sächsischen GsseiUchnfE der Wigseuachaften IV), S. SM f.
*} S. Dropsen, Beitrage zur Kritik Pufeudorfs (Berichte der K. sächsischen
Ges. der Wiss. 1864) S. 88f., Peter, Der Krieg des Grossen Kurfärsten gegen
Frankreich 1G72— 1675, S. 278, 281.
1*
oyGooi^lc
4 1. Kriegsereignisse 167C— 1679.
gogeo Schweden eingefülirt worden. Gleich nach dem ersten glücklichen
Erfolge gegen diese Feinde, der Erstürmung von Rathenow, noch ao
demselben Tage (2ö. Juni), hat er') dem Statthalter und den Geheimen
Käthen in Berlin und den Regierungen in seinen anderen Ländern An-
zeige davon gemacht und ihnen die Anordnung eines Dankgottesdienstes
dafür anbefohlen, zugleich aber auch eineu kurzen Bericht über den
Hergang des Kampfes mitgeschickt. Ebenso ist über die Schlacht bei
Fehrbellin in seinem Hauptquartier gleich in der Nacht vom 28. zam
29. Juni ein „eilfertiger Bericht"') und später eine ausfuhrliche Dar-
stelluug') der Schlacht selbst und der mit ihr im Zusammenhang
stehenden Ereignisse verfasst worden, und ähatiche officielle Berichte
sind auch über die weiteren Kriegsthaten dieses Jahres, die Besetzung
der Warnemüuder Schanze, die Eroberung von Wolgaat und die Ein-
nahme von Greifenhagen durch das Corps des Fürsten von Anhalt vor-
handen *).
Ganz ähnlich ist es auch 1676 gemacht worden. Den Bericht,
welchen ihm Anfang Januar der Oberst Hallart über die glückliche Ver-
theidigung des Wolgaster Schlosses erstattet hatte, sendet er allen seinen
Gesandten und Residenten im Auslande und dem Befehlshaber des
kaiserlichen Hülfscorps, Graf Coob, zu, ebenso einen Bericht über die
Entsetzung von VVolgast durch Generalmajor v. Schwerin zu Anfang
Februar, und nachdem er selbst Anfang Juli an der Spitze seines Heeres
nach Pommern gezogen ist, lässt er über die einzelnen dort verrichteten
Kriegsthaten, die Einnahme des Passes von Triebsees (7. Juli), die Er-
oberung der Peenemünder Schanze (14. Juli), dann während der Be-
lagerung von Anclam über das glückliche Gefecht des Landgrafen Fried-
rich von Homburg gegen die Reiterei Königsroarck's (IG. August),
den vergeblichen Sturm (26. August) und über die Capitulation der
■) S. V. Witzleben u. Uftssei, Fehrbellin, Beil. 1 (S. 3), Beil. 24 (S. 33).
'J Ebendaselbst Beil. 35 (S. 33 f.).
') Ebeodaselbst Beil. 26 n. 36 (S. 34 ff., 38 ff.).
*) S. V. Orlich, Geschichte des Preusaischan SUates im 17. Jahrhundert, II,
S. 195, 193 ff. Ein Bericht über die Capilulation von Wolgaat und die Accords-
puntile liegen einem Kescript nn die Regierung in Minden vom 10. November IGT5
bei, ia dem nieder ein Dankgottesdienst angeordnet wird (Kriegsarcbiv des Gr.
Generalstab es, in wetcbem sich eine ganze Anzahl solcher Urdres an die Mindensche
Regierung wegen Abhaltung von Dankgottesdiensten geaammelt findet). Vgl. die
Dissertation von Müsebeck, Die Fetdzäge des Grossen Eurfüraten in PonmerQ
1675- 1S77 (Marburg 1897), S. 87 f.
oyGooi^lc
Einleitung. 5
Stadt (29, August), nachher über die Belagerung und Capitulatioa von
Löcknitz (Anfang September), die Capitulation von Demmin (10. Oktober),
endlich über die Vorgänge vor Stettin (Aufang November) Berichte an-
fertigen, welche den Geheimen Bäthen in Berlin, den Regierungen seiner
übrigen Lande, seinen Bundesgenossen, sowie seinen Gesandten und Re-
sidenten an auswärtigen Höfen, an letztere zum Theil mit dem aus-
drücklichen Befehl, sie dort mitzutbeilen , zugesandt werden. Wie die
in den Akten aufbewahrten Concepte dieser Berichte zeigen, sind die-
selben meist von dem Geheimen Sekretär Paul Fuchs, welcher') den
Kurfürsten in diesem und auch in den nächsten Jahren ins Feld be-
gleitet hat, angefertigt worden. Ursprünglich waren sie nicht zur Vor-
öfTentlichuDg bestimmt, sie sind aber jedenfalls mit Wissen und Willen
des Kurfürsten auf Anordnung der Geheimen Käthe in Berlin als Flug-
blätter gedruckt und darauf verbreitet worden, sie haben dann Auf-
nahme gefunden in die regelmässig erscheinenden VeröfTentlichungen von
allerhand Nachrichten au» verschiedenen Orten her, welche damals die
Stelle der heutigen Zeitungen vertraten, und weiter in die grösseren,
die Zeit^chichte darstellenden Sammelwerke, das Diarium Europaeum,
das Theatrum Europaenm, das „Verwirrte Europa" u. a., welche sie
theils wörtlich, theils im Auszüge wiedergegeben habeu. Auch Pufen-
dorfs Erzählung der betreffenden kriegerischen Ereignisse beruht durch-
aus auf diesen ofticiellen Berichten und ebenso liegen sie direct oder
indirect den meisten anderen gedruckten Darstellungen zu Grunde.
Auch im Jahre 1677 hat der Kurfürst, nachdem er die Belagerung
von Stettin unlernommen hatte, über die ersten dort errungenen Erfolge
in seinem Hauptquartier ebensolche Berichte abfassen und nach den-
selben Stellen hin versenden lassen, später aber, als die Belagerung sich
in die I.änge zog, scheint dieses unterblieben zu sein. Es liegt kein
Anzeichen dafür vor, dass die in grosser Zahl bei den Akten beflnd-
licheD kleinen gedruckten Flugblätter, welche theils von dem branden-
burgischen, theils von dem lüneburgischen Lager aus über die einzelnen
Vorgänge dieser Belagerung berichten, und auf denen ebenfalls wieder
die Berichte in den zeitgenöa^tischen und späteren gedruckten Dar-
stellungen') beruhen, oRiciellon Ursprungs sind, vielmehr scheinen sie
von Berichterstattern herzurühren, weiche nicht im Auftrage, »her sicher
') S. V. Sftipius, Paul von Fuchs, ein branileDburgisch-preussiseher Staats-
mann vor nie ei hundert Jahren (Leipzig 1^71), S. 36.
*) Vgl. dftrnber USsebecli's obsn genannte Uissertation, Excurs 111, S. 137 S.
oyGooi^lc
6 Kriegsereignisso 167G-1G79.
mit GeuehmiguDg des Oberkommandos sie sogefertigt und veröffentlicht
haben. Erst nachdem die Stadt endlich am 26. December gefallen war,
bat der Kurfürst wieder an die Geheimen Rüthe in Berlin, die Re-
gierungen seiner anderen Lande, seine Gesandten im Auslände, ferner
an seine Bundesgenossen und andere befreundete Fürsten Anzeige davon
gemacht und ihnen die Accordsp unkte mitgetheilt.
Ueber die glücklichen Erfolge des Jahres 1678 hat er wieder fort-
gesetzt ausführlichere Relationen abfassen lassen und selbst deren öffent-
liche Verbreitung angeordnet. Nach der Eroberung von Rügen (Ende
September) ertheilte er den Geheimen Käthen in Berlin den Befehl, von
der ihnen zugesandten Relation aofort Abschriften in der Kanzlei an-
fertigen zu lassen, dieselben allen Regierungen mitzutheilen und dafür
zu sorgen, dass dieses Ereigniss „behörigen Ortes kund gethan werde",
und die preuäsische Etegierung wies er an, dasselbe überall in Preussen
und in Polen bekannt zu machen. Die Geheimen Räthe in Berlin
theilen ihm darauf mit. dass sie, damit die ihnen zugesandte Relation
desto schleuniger zur allgemeinen Kenntniss gebracht werde, dieselbe
hätten drucken lassen. Damit ist der Kurfürst so zufrieden, dass er
nach der Einnahme von Stralsund ('2b. Oktober) ihnen selbst sogleich
befiehlt, die Relation, die er ihnen darüber wieder zugehen lässt, und
auch die mit der Stadt und mit dem Grafen Königsmarck gewechselten
Schreiben zum Druck zu befördern. Ebenso ist nach der Eroberung
von Greifswald (17. November) wieder ein Bericht über die Belagerung
und die Cebergabe der Stadt im Hauptquartier angefertigt und allen
Regierungen, Gesandten und Bundesgenossen mitgetheilt worden.
Diese officiellen brandenburgischen Relationen über die kriegerischen
Ereignisse in Pummein während der Jahre 1676 — 1678 nebst den auf
sie bezüglichen Rescripten an die Geheimen Räthe in Berlin sind im
Folgenden mit Ausnahme derjenigen, welche schon sonst neuerdings
vollstündig und in genügender Weise herausgegeben sind, abgedruckt
worden, ausserdem nur einige bisher nicht bekannte Schriftstücke, welche
ein besonderes Interesse beanspruchen dürfen: der Bericht des General-
majors V. Schwerin vom 5, März 1676 über die militärische I,^e in
Pummern, die von dem Generalfeldmarscliall v. Derfflinger eigen-
händig ausgefertigte Marschordre für die Armee vom 2. Juli 1676,
nachher der bisher unbekannt gebliebene Bericht des Obersten v. Hülsen
über den Verlauf des unglücklichen Kampfes auf Rügen gegen Königs-
marck im Januar 1678 und zwei Schreiben des Kurfürsten an den
oyGooi^lc
Einleitung. 7
Fürsten von Auhalt (vom 30. Juli) and au den dänischen Reichsrath
Jnel (vom 22. September 1678), welche sich auf die Vorbereitungen
zar WiedereroberuDg von Riigeo and auf den Beginn der Landung
daselbst beziehen.
Zahlreicher nnd zom Theil von anderer BeschafTeDheit sind die
Schriftstücke, welche an zweiter Stelle aber den Winterfeldzng in Preuasen
1678 — 1679 mitgetheilt werden. Das auf denselben bezügliche reiche,
in dem Berliner und dem Königaberger Staataarchiv aufbewahrte arcbi-
valische Material war bisher wenig verwerthet worden, ueuerdings hat
der Herausgeber') auf Grund desselben eine ausfuhrliche Darstellung
sowohl des Feldznges selbst als auch der Vorgeschichte desselben ver-
öffentlicht. Hier theilt er diejenigen Stücke desselben mit, welche ihm
ah die wichtigsten und am besten geeignet erschienen sind, die Lage der
Dinge in Preusseo und den Verlauf der sich dort abspielenden Ereignisse
zu veranschaulichen. Der Feldzug zerfallt in zwei Abschnitte von ganz
verschiedenem Charakter, in die Zeit vor und die nach dem Eintreffen
des Earfürsten und des Haupttheils Beiner Armee in Preussen. Auch
das Qaellenmaterial fnr beide ist ein verschiedenes. In der ersten Periode
kommen hauptsächlich die eigentlich archivalischen Quellen in Betracht,
die Berichte der preussiscben Regierung an den Kurfürsten und die Rescripte
des letzteren an dieselbe, daneben seine vertrauliche Correspondenz mit
dem dortigen Statthalter, dem Herzog von Croy, nachher, nach dem
Eintreffen der schwedischen Armee im Lande, die Berichte der dortigen
Befehlshaber, des Gouverneurs von Memel, Graf Friedrich Dönhoff,
des Befehlshabers des preuBsischen Landesaufgebots, Oberst v. Hohndorff,
dann des von dem Kurfürsten dorthin mit einigen Regimentern voraus-
gesandten und mit der vorläufigen Vertheidigung des Landes betrauton
Generallieutenants v. Görtzke. Für die zweite Periode dagegen ist das
Quellenmaterial sehr ähnlich demjenigen, welches hier für die Feldzüge
in Pommern veröffentlicht wird. Den Haupttheil bilden wieder die
oföciellen Relationen, welche unmittelbar nach den Ereignissen im Haupt-
quartier des Kurfürsten, wieder meist durch den Geheimen Sekretär
Fuchs abgefasst und theils den Geheimen Käthen in Berlin zu weiterer
Veröffentlichung zugesandt, theils wohl sofort in Königsberg gedruckt
worden sind. Auch diese Berichte, welche wieder direct oder indirect
den meisten späteren Darstellungen zu Grunde liegen, sind hier mit den
>} Birsch, Der Winterfeldzug in Preusaan 1678-1679. Birlin 1897.
oyGooi^lc
8 I. Kriegssreignisse 1676—1679.
dazu gehörigen Rescripten des Kurfürston wieder abgedruckt worden,
ferner der zusammeu hängen de Bericht über den Verlauf de» Feldzuges,
welchen der Kurfürst nach seiner Rückkehr von der Verfolgung der
Schweden (3. Februar 1679) seinen Bundesgenossen erstattet hat, endlich
ein, leider der einzige erhaltene, Bericht des mit der weiteren Verfolgung
der Schweden in Samailen und Kurland betrauten Generalmajors von
Schöning vom 5. Februar und zwei den Zustand der schwedischen
Armee schildernde Schreiben des litteuisclien Oberschenken Grafen
Gerhard Dönhoff vom 5. und 8, Februar.
An dritter Stelle ist hier eine Anzahl von Aktenstücken zusammen-
gestellt worden, welche das Nachspiel dieses Krieges des Kurfürsten
gegen Frankreich und Schweden, die durch das Eindringen der Franzosen
in dessen rheinisch-westfälische Lande im Mai und Juni 1679 veran-
lassten militärischen Aktionen, beleuchten. Auch für die Sicherung dieser
Lande hat der Kurfürst ebenso wie für diejenige Preussens in den
Jahren 1676 — 1678, in denen er alle irgend verfügbaren Kräfte zur
Eroberung des schwedischen Pommerns verwendete, in wenig ausreichender
Weise sorgen können, trotzdem waren sie damals von feindlicher Invasion
verschont geblieben. Allerdings wurden sie fortgesetzt durch die Franzosen,
besonders durch die starke, in dem benachbarten Maslricht Übende
Besatzung bedroht, welche die umliegenden Gebiete mit verheerenden
Streifzügen heimsuchte. Um einen solchen, der ihnen im Juni 1675
angedroht wurde, zu verhüten, hatten') sich die cleviachen Stände damals
zur Zahlung einer Rrandschatzung von 80000 Thalern verstehen müssen.
Trotzdem hatte der Kurfürst ursprünglich zu Anfang des folgenden
Jahres 1676 beschlo.ssen '), mit Ausnahme der Garnisonen von Wesel,
Schenkenschanz und Lippstadt alle seine im Clevischen und Märkischen
in Quarlier liegenden Truppen, sowohl die beiden Cavallcrieregimenter
di>r Generale v. Spaen und v. Eller als auch den grössten Theil der
Infanterieregimenter ebenderselben an dem Feldzuge in Pommern theil-
nehmen zu lassen. Auf das dringende Verlangen aber sowohl des Kaisers
als auch des Prinzen von Oranien, einen Theil seiner Truppen zu dem
Kampf gegen Frankreich in den Niederlanden herzugeben, liess er*) die
beiden Cavallerieregimenter unter dem Commando des Generalmajors
>) Die rUvische [tegieniiig an KT. d. Clete 10. Juni 1675.
■'} Kf. an die Generale v. Spaen und v. Eller d. Cöln -2./12. Jaouar 16711.
'J Kf. an Blaspeil uud an v. Spaen d. Cüln 7./17. Februar 1676, vgl. unten
Abschn. II.
oyGooi^lc
Einleitung. 9
V. EHer dort steheo und berief nur die Infanterie unter Führung des
General) ieutenants v. Spaen zu sich, welche auch bei der Belagerung
von Aoclam und Demmin mitgewirkt hat. El 1er erhielt itefehl'),
Zunächst so gut wie möglich das Clevische zu decken, dazu aber erschienen
seine 1200 Retter so wenig ausreichend, dass*) die clevischen Stände, durch
neue Drohungen des französischen Generals Calvo in Mastricht erschreckt]
wieder, und zwar mit Bewilligung') des Kurfürsten, mit demselben wegen
Zahlung einer Abfindungssumme in Verhandlung traten und sich im
Mai wirklich verpflichteten, wieder für ein Jahr, welches vom 1. Sep-
tember 1675 an gerechnet wurde, 125000 Thaler in vier Raten zu
entrichten. Die ersten Zahlungen wurden auch wirklich geleistet, doch
schien bald die Gefahr anfituhören, denn inzwischen war der Pralzgraf
Philipp Wilhelm vonNeuburg offen auf die Seite der gegen Frank-
reich verbündeten Mächte übergetreten, und um dessen nun besonders
durch die Nähe der Franzosen bedrohte JÜlichsche Gebiete zu schützen,
wurden zunächst seine eigenen sowie einige holländische Truppen und
auch die beiden brandenburgischen Regimenter unter v. Eller') bei
Roermonde aufgestellt, um den Ausfüllen der Besatzung von Mastricht
Einhalt zu thun, und im Jali unternahm dann der Prinz von Oranien
mit der Hauptarmee die Belagerung von Mastricht. Unter diesen Um-
ständen hielten nicht nur die clevischen Stände mit weiteren Zahlungen
ein, sondern man hoffte, und der Kurfürst hat sich deswegen bei dem
Prinzen von Oranien bemüht, daas bei der erwarteten Capilutation von
Mastricht französiacherseits auf dieselben förmlich werde verzichtet werden.
Aber Ende August wurde der Prinz durch ein französisches Entsatzheer
unter dem Marschall Schomberg gezwungen, die Belagerung vou
Mastricht wieder aufzugeben, jenes Corps der Verbündeten blieb aller-
dings bis Ende October bei Roermonde stehen'), dasselbe schien aber
nicht die genügende Sicherung zu gewähren und so bequemten sich*)
die clevischen Staude auf die drohenden Mahnungen des französischen
Intendanten in Mastricht doch dazu, den noch übrigen Theil der Brand-
■) Kf. iD Gen.-M. v. Eiler d. Cöln a. d. Spr. l./ll. April lÖTG.
'O Die cleiiacho Regierung an Rf. d. Cleve 31. April und 27. Uai 1676.
") Kf. an ilie clevischa Regierung d. Cöln 3./13. April 167fi.
*) Gen.-SI. V. Eller sn K(. d. Wesel 1. Juni, Roermonde 7. Juoi 1676.
^) Derselbe so Rf. d. Hoermonde 7. und 24. Oktober 1676.
^ Die cleiiscbfl Regierung an Kf. d. Cleie 8. September, die clevischen Slindo
a Kf. 15. Oktober 1676.
oyGooi^lc
10 Kriegsereigntase 1676-IS7D.
schatzuDgssumme zu zahlen, ei'klärtea sich aber infolgedessen für
un vermöge od, die dem Kurfürsten bewilligten Steuern zu entrichten.
Dieser wuMe dadurch um so schwerer betroffen, als es ihm so wie so
schon die grösste Mfihe machte, die Mittel zum Unterhalt seiner Armee
aufzubringen. Er verbot') daher den clevischen Ständen jegliche weitere
Zahlung an die Franzosen, erklärte aber zugleich, Fürsorge für den
Schutz des Landes treffen zu wollen. Das ist auch wirklich geschehen;
theilweise zu diesem Zwecke reiste er im Frühjahr 1677 selbst dorthia
und die Verbandlungen, welche er durch v. Spaen und Blaspeil mit
dem Prinzen von Oranien und selbst mit dem hollandischen Raths-
pensionär Fagel und mit dem Pfalzgrafen von Neu bürg führte*),
hatten das Ergebniss, dass in diesem Jahre ein grösseres Corps der Ver-
bündeten gegen Maatricht aufgestellt wurde, zu welchem er selbst drei
Cavallerier^menter (Spaen, Eller und Lüttke), zusammen etwa 2000 Mann,
hergab, während er wieder alle dort entbehrlichen FuBStmppen nach
Pommern kommen und an der Belagerung von Stettin theilnehmen
Hess. Jenes Corps scheint auch seine Aufgabe erfüllt zu haben, in
diesem Jahre ist weder von Einfällen der Franzosen ins Clevische, noch
von Contributionen, die von dort aus an dieselben gezahlt worden wären,
die Rede.
Zu Anfang des Jahres 1678 machten *) die Franzosen in Mastriebt
Vorbereitungen, welche ein feindliches Voi^hen gegen das Jülichsche
und Clevische befürchten Hessen, und der dortige Intendant verlangte
wieder unter den schlimmsten Drohungen die Zahlung von Brand-
schatzungen. Auf Seiten der Gegner Frankreichs trug man sich anfangs
mit grossen Plänen und Hoffnungen, namentlich der Pfalzgraf von Neu-
burg war eifrig thätig, um den ganzen westfälischen Kreis und auch
noch verschiedene andere Reichsstände, die rheinischen Kurfürsten, selbst
Kursachsen, die sächsischen Herzoge und noch Andere in Waffen zu
bringen. Auf einer Zusammenkunft, die er im December 1677 in der
Abtei Werden mit dem Bischof von Münster und einem Abgesandten
des Statthalterfi der spanischen Niederlande hielt, wurde*) die Aufstellung
einer von allen diesen Reichssländen zusammenzubringendeu Armee vod
über 40000 Mann geplant, von der 30000 Mann an der Mosel, 10000
■) Kf. an Aen Fürsten Joh. Uoriti v. Nassau d. Cötn 9./19. November 1676.
>) S. unten Abscbn. 11.
'] Die clevische Regierung tu Kf. d. Cleve 24. Februar 1678.
*) Pfalzgr. Philipp Wilhelm T.MeuburguiKf.d. Düsseldorr24.DMbr.IG77.
oyGooi^lc
Einleitung. 11
au der Maass auTgestelU werden und welcfao Dicht uur die deutschen
Lande deckea, soodern sogar offensiv vorgehen sollte. Aebnliche, aber
DOch weitergehende Vorschläge machte der Prinz von Oranien. Der-
selbe verlangte ') im Januar 1673 in dem Kriegsrath der Alliirten,
daas ausser einer spaDisch-holländischen Armee in den Niederlanden, zu
der aach die branDSchweigischen Fürsten und der Bischof von Münster
23 000 Mann stellen und die so auf 63 000 Mann gebracht werden
sollte, und einer kaiserlich-lothringischen Armee von 40000 Mann am
Oberrhein, noch zwei andere Armeen aufgebracht werden sollten, von
denen die eine, bestehend aus den Truppen der neu zu gewinnenden
deutschen Fürsten, 16000 Mann stark, an der Mosel, die andere, ge-
bildet von 6000 Brandenburgern, 5000 Neuburgern und 1100 l'ader-
bornern an der Maass Stellung nebmon sollte. Aber jene Hoffnungen
erwiesen sich als eitel, Berathungen, welche auf Veranlassung des Pfalz-
grafen von Neuburg von einem Theil der dazu Eingeladenen zuerst
Anfaug April und dann wieder in der ersten Hälfte des Mai zu Cdlu
über die Aufbringung einer von dem ganzen westfälischen Kreise zu
unterhaltenden Armee abgehalten wurden'}, führten zu keinem Ergebniss,
statt dass* neue Bundesgenossen hinzugekommen wären, begann die alte
Allianz sich aufzulösen, Holland und Spanien traten in Separatverhand-
lüDgen mit Frankreich, und schon zu Anfang des Sommera drohte die
Gefahr, dass nach dem Zurücktreten derselben die ganze französische
Macht sich gegen Deutschland wenden würde. Der Kurfürst hat sich*)
von vorn berein, um Holland von einem solchen Separatfrieden abzuhalten
and seine dortigen Lande wirksam zu schützen, bereit erklärt, mit soviel
Truppen, als er nur immer bei dem noch fortdauernden Kriege gegen
Schweden entbehren könnte, an dem Kampfe gegen Frankreich theilzu-
nehmen. Er hat sich dann erboten'), dort zu diesem Zwecke 6000 Mann
zu stellen, hat anfangs freilich verlangt, dass ihm die zur Instandsetzung
eines solchen Corps erforderlichen Geldmittel von Holland gezahlt würden,
schliesslich aber darauf verzichtet und sich mit der Zusage begnügt, dass
') S. ilie Relation Roms winckela d. Haag 1&./25. Januar 1678 unten
Abschn. II.
^ Brandeaburgischerseits nahmen an denselben zuerst der clevische Regienings-
rsth de Bejer, später ftuch dessen College t. Diepenbruch Tbeil.
') fif. an den Prinzen von Oranien d. CSIn 3./13. Januar 1678 und unter
demselben Datum an den Pfalzgrafen von Neuburg.
') Kf. an den Prinzen t. Oranien d. Cöln 3./13, Februar 1678 (unten
Abscbn. II).
oyGooi^lc
12 Kriegsereignisse lfi76-167i>.
demitelbeD der Dötbige Unterhalt geliefert werden solle. Um diese Truppeu-
zahl aufzubringen, liess er ausser jenen 3 Cavallerie- auch die 3 Infanterie-
regiroeutcr Spaeu, Eller und Jung -Holstein, welche dort im Winter
(Quartiere bezogen hatt«n, dort stehen und nachher noch zwei Regimenter
von dem Corps, welches er zu Beginn des Jahres anter dem Landgrafea
von Hrimburg nach Freussen geschickt hatte'), das Reiterregiment du
Uamel und das Dragonerregiment Holstein, ebendortfain marschiren *).
Er genehmigte ein am 1. Mai im Haag zwischen seinem dortigen Ge-
sandten und dem Rathspensionär Fagel vereinbartes Abkommen'), wonach
vorläufig GenerallieuteDant v. Spaen mit 3000 Mann zu Fuss und
1000 Reitern bei Maaseyck im Oberquartier Geldern Stellung nehmen
und ancb jene anderen Regimenter sowie neubui^ische und paderbornsche
Truppen dortbin nachfolgen, nachher aber nur die zur Deckung deti
Landes gegen die Franzosen in Mastricht nöthigen Truppen doit stehen
bleiben, die übrigen aber sich mit der Armee des Prinzen von Uranien
vereinigen sollten. Seine Bevollmäclitigten haben auf der Zusammen-
kunft in Cöln dahin gewirkt'), dass möglichst schnell das zur Deckung
der benachbarten Gebiete bestimmte Corps an der Maass aufgeslellt
werde, sie trafen dort mit den münsterschen und neuburgischen Gesandten
eine Uebereinkunft '), nach welcher 4000 Brandenburger mit der gleichen
Zahl sowohl Münaterscher als auch Neuburgischer und 1100 Paderbornern
sich dazu vereinigen, und was von Trappen derselben bereit stand, dorthin
marschiren sollte"). Wirklich erschien auch v. Spaen mit den Branden-
burgern Mitte Juni bei Roermonde, zu ihm stiessen auch nachher einige
neubui'gische und paderbornsche Truppen, und dieses Corps, wenngleich
es jedenfalls nicht die beabsichtigte Starke erreicht hat und die spanische
Regierung die grösaten Schwierigkeiten machte, demselben den ver-
sprochenen Unterhalt zu liefern, hat ausgereicht, um die Franzosen an
Einfallen in die benachbarten Gebiete zu verhindern. Anfang August
aber rief der Prinz von Orauien den grössten Theil desselben zu seiner
•) S. Hirsch, Der Winlerfeldzug in Preussen, S. 37.
') Kf. aa dea Prinzen v. Oranien d. .Slellia 4./14. Juli 1678 (unten Ab-
schaitt 11).
>) S. Urk. u. Aci. III, S. 517. v. Spaen u. Komswincitel an Kf. d. s'GrareD-
bage ö. Uli 1678 (unten Abscho. 11).
<) V. Diepenbruch u. de Beyer an Kt. d. Cüln 17. Mai 1678.
') Resolution loco protocolli d. Cöln 16. Mai 1678,
') T. Spaeu an Kf. d. Roermonde 4./14. u. 7,/17. Juni 1678.
oyGooi^lc
EinlaitUDg. . 13
Armee ab, mit der er zum Enteatz von Mona auszog. So habcD ') die
Drandenburger unter v. Spaen an der Schlacht bei Mons (14. Augaat)
theilgeDommen and dort mit Auszeichnung gekämpft. Die Entfernung
dieser Trappen aber und dazu die Kande, dass Holland doch inzwischen
am 10. August seinen Frieden mit Frankreich geschlossen hatte, erregten
in der Nachbarschaft solchen Schrecken, dass*) die Stände der West-,
Seite von Cleve auf neue drohende Forderungen des Intendanten in
Mastricht sich doch wieder, noch im August, zur Zahlung einer Brand-
schatzung von 100000 Thalem verpflichteten. Der Kurfürst hat weitere
Gefahren vom Lande dadurch abzuwenden gesucht, dass er sich bemühte *),
durch die Fürsprache der Holländer für dasselbe von Frankreich Neu-
tralität zu erwirken. Das gelang nicht, doch haben die Franzosen in
den nächsten Monaten keine Feindseligkeiten dort verübt, nur Anfang
November anch noch bedeutende Lieferuugeu von Fonrage und Schlacht-
vieh beansprucht*). Erst als die Verhandlungen, welche der Kurfürst
seit Beginn des Jahres 1679 durch Meinders zuerst in Nimwegen und
nachher in Paris mit Frankreich fuhren Hess, infolge seiner hartnäckigen
Weigernng, seine Eroberungen In Pommern an Schweden zurückzugeben,
scheiterten, schritt Ludwig XIV. zu Zwangsmassregeln gegen ihn und
Hess zunächst Ende März') einige tausend Maun unter dem General-
lieutenant Calvo in den westlich des Rheins gelegenen Theil des Clevischen
einrücken. Dieselben fanden dort keinen Widerstand, Generallieutenant
V. Spaen hatte sich mit den brandenburgischen Truppen über den
Rhein zurückgezogen und hatte die Streitmacht, welche ihm, nachdem
er die Festungen Wesel, Suhenkenschanz und Lippstadt nothdürftig be-
setzt hatte, übrig geblieben war, die Cavallerieregimentet Spaen, Eller,
Lüttke and du Hamel, 400 Mann von dem Dragonerregiment Holstein
und einen Theil seines Infanterieregiments sowie des Regiments Jung-
Holsteitt, zusammen etwa 6000 Mann*), am jenseitigen Ufer des Rheins
aufgestellt, um den Feind am Ueberschreiten des Stromes zu verhindern.
Daza kam es aber vorläulig nicht, denn am 31. März wurde') zu Nim-
') S. das Schreiben des Prinzen v. Oranien ao Kf. vom 3. September 1678
an Abscbn. U.
^ Die clevische Regierung an Kf. d. Cleve 26. August 1678.
=) S. unten Abschn. II.
*) Die cleviscbe Regierung an Kf. d. Cleve 15. November 1678.
») S. Diar. Europ. XL, S. 58.
^ V. Spaen an Ef. d. Wesel l./ll. Februar 1679.
>> S. unten Abachn. VII.
oyGooi^lc
14 SriegaereigDiaH 167£— 16T9.
wegen ein W&SeDstülstand zwischen Frankreich, Schweden, Dänemark
und Brandenburg abgesohlossea, welcher bis zam 1. Mai auch auf diesem
Kriegsschauplätze den Feindseligkeiten ein Ende machte. Als aber auch
bis dahin die weiter fortgeführten Verhandlungen nicht zam Abachluss
kamen, der Kurfürst noch immer sich nicht zur AbtretODg von ganz
Schwediach-Pommern verstehen wollte, schritt Ludwig XIV. zu schärferen
Massregeln. Marschall Creqni erhielt. Befehl, mit 30000 Mann in die
Lande des Kurfürsten einznräcken ; noch vor Ablauf des Waffenstill-
standes, am 29. April, bewerkstelligten die Franzosen den Uebergang
über den Rhein und es kam so zu den Ereignissen '), über welche die
hier veröffentlichten Aktenstücke, insbesondere die leider nicht vollständig
erhaltenen Berichte v. Spaen's, Auskunft ertheilen.
') Eine kurae, Dicht iminer genaue Darstellung derselben batDrOfSen, Gescb.
der preussiucben Polilik III, 3, S. 444 IT., gegeben.
oyGooi^lc
Die Feldzftge in Pommem 1676—1678.
Oberst de Hallart an den Kurfürsten.^) Dat. Wolgast
8./[18.] Januar 1676.
[Abgeachl^en«r Sliirm. Beiderseitige Verluste «äbrend der Belagerung.]
Es ist nnmehr In die 6. Woche, dass die Schweden uds belagert, if
unterm Commando des Feldmarschalln Mardeofeldten, und alle Mittel
mit Framen, Boten, Brücken und andern Krieges • Rästungen, mit
Bomben, Feuerkugeln, vielen Steinwerfen mit 36 Stöcken, 4 Böllers,
von 12 Batterien ihr Heil an uns gesuchet, der höchste Gott aber hat
E. Chf. D. Waffen also ges^net, dass wir zwei ihrer Brücken, so bald
sie angebracht worden, auf zwo verschiedene Male ruiniret Weilen der
Feind mir mit CanontreD überl^en, als habe alle ambrassieurs')
in die face zugemacht, die Brustwehreu verstärket und alte St&cke in
die Flanken gesetzet, weil wenig Batterien darauf gerichtet, und es end-
lich auf ein Handgefeoht ankommen lassen, wie daun auch der Feind
^ Diese Kelation ist wörtlich, mit geriagen Auslassungen, abgedmckt als Flug-
blatt: „Eztract-Schreibeos aus Wolgast wegen der dafür gebabteo
Scbwedischeu Belagerung vom 8./18. Januarii 1676", das wiederabgedruckt
ist im Diarium Europaeum SXSHI (16765, S. 242ff. Auf ebendemselben be-
rohen die Berichte im Theatrum Europaeum XI (1682), S. 1005 f., im Ver-
wirrten Europa III (Amsterdam 1683), S. 10, bei Pufendorf I. XIV §45
(S. 1079 f.) und ancb wohl in y. Buoh's Tagebuch (herausg. Yon t. Kessel U,
S. 191). Sf. theilt (d. Potsdam 15./25. Jaouar 1676) dem kaiserlichen General
Qivfea Coob und allen seinen Gesandten und Residenten an auswärtigen Höfen
diesen Beriebt Batlarts mit und fügt hinzu, er habe Anstalt zu baldiger Entsetzung
Wolgasts getroffen. Vgl. Uüsebeck, Die Feldiüge des Grossen Kurförsten in
Pommem 1675—1677, S. 47 ff., J£bns, Der Grosse Kurfürst bei Febrbellln, Wol-
gast und Stettin (Hohenzollem-Jahrbuch I, 1897) 8- 36.
>) embiaaures, Sebiestscbarten.
oyGooi^lc
lt> KritgseraigDUsfl 1676—1679.
den 5. Jitnnarii dieses 1676. Jahres so heftig canooiret, dass er Vormittag
ftlle PallisadeD und spanische Reuter ruiDiret, das Eis auch so stark
gewesen, dass der Feiad Esquadronen weise umb 1 Uhr nach Mittage an-
gemarchiret und mit 100 Sturm-Leitern bei die zwo Stunden auf uds
an verschiedenen Orten gestünnet,- wie sie aber solchen guten Wider-
stand gefunden und gesehen, diss Am Eis und die Gontrecherpe fast
mit todtea Menschen bedecket und, wann es länger gewähret, nicht viel
davon würden gekommen sein, haben sie sich mit Verlust 300 Todten,
so auf der Stelle geblieben, und vielen Verwundeten zurück retirirea
müssen, woraaf wir in unsere Contrecherpe einen Capitain mit 20 Ge-
meinen gefangen bekommen. Der Feind hat hierauf seine Todten be-
gehret, and habe ich es auf solche Conditioo eingewilliget, dass ich alte
Sturm-Leitern, so an unseren Wall gepDaozet und auf den Eis gelegen,
mit Frieden wollten ein-, und die Todten, so auf den Eis und umb die
Wälle und Contreoherpe gelegen, durch unsere Soldaten wollte ausziehen
lassen, welches auch geschehen. Unter den Todten sind befunden der
Graf Oxenstirn, Obrister, 4 Capitäyns, worunter des Feldmai-schallo
Sohn; an Lieutenants, FahuderJchs und Ünter-Ofhcirern sind viel geblieben,
dann sie sich dapffer gehalten, und sind etliche mit Fiquen von den
Brustwehren herunter gestossen worden. Der vorige Commendant Blisen
bat Buff der Brustwehr vier Wunden bekommen, wie auch der Oberst-
Lienten&nt Viting verwundet worden. Unsere OIBcirer und Soldaten
haben sich wie Löwen gehalten, und sind die Steine, so der Feind ud.":
zugeworffen, eben zu passe gekommen. Der Feind hat in währender
Belagerung, ausserhalb des Sturms, so viel mir faewusst, verloren 1 Major,
1 Lieutenant, 1 Fähnderich, 9 Constabels. Wie viel der Gemeinen sind,
weiss ich nicht. Nunmehr bringet der Feind seine Stücke ab, ist aber
noch in seinen Trancheen; wie') es nan mit unsern Palisaden, Schloss
undt allem kann beschafTen sein, können Ew. Churf. Durcbl. leicht er-
messen, und geben dem anheimb, was seiner Seiten weiter zu thun.
Wir wollen uns in den höltzern Eyssbergen noch wol wehren, denn wir
selbe so begossen, dass es lauter Eyss ist. An Pulver ist hier verschossen
r^S Centner und 40000 Musqueten kugeln. In währender Belagerung
sind unserseits geblieben Capitain Pustar, Fehndrich Tipling, vier
Unter-OFGcirer, 16 Gemeine, &5 Gemeine gequelschet und geschossen,
Christ Lieutenant HammiltOD im Sturm in Hals geschossen, Hauptmann
DieiB Stelle; ,wie «b — weiter zu thun" ist in dem Druck ausgeluseo.
oyGooi^lc
Vertheidigung »on Wolgost. 17
Pfuel in Ann verwundet, Lientenaot Alard den Arm mit den Stein
entzwey geschlagen, Fehndrich Puatar in der Schulter geschossen, Fehn-
dnch Grabau verwundet, und mit Steinen und Granaten geschlagen,
Sei^eant Oemitz, so Wachtmeister-Lieutenants Dienste gethan, ver-
wundet. An Ünter-Officireni verwundet sechs. 1 Hauptmann von der
Artillerie und 1 Lieutenant von der Artillerie mit einem Splitter ins
Angesicht verwundet, 1 Constabel durch eine Granate verwundet
Der Kurfi\r9t an alle bei auswärtigen Höfen vorhandene
Ministres und Residenten.
Dat. Cöln 28. Januar/7. Februar lü76.
tUittbeilnng eines fiericbtes über die EntseUung WolgsaU, den Aufbruch Derffllogen
nach VorpommerD und die Einnahme von Uckermiinde.]
Deunach der gütige Gott uns abermablen verschiedene gute Successe 7. Febr.
verliehen, als haben wir desshalb beigehende Relation abzufassen belohlen,
welche wir Buch hlebei zusenden, damit Ihr den Inhalt behörigen
Ortes hinterbringen und dabei zu erkennen geben könnet, was massen
unsere Trouppen noch aller Orten auch ungeachtet der unbequemen
Saison in voller Operation wieder den Feind begrifTen seind.
Berlin vom 25. Jannarii, st. v. 1676.')
So bald Se. Churf. Durchl. vomommen, dass die Schweden Wolgaat belagert
Dod dem Ort hart zugesetzet worden, sind Sie darauff bedacht gewesen, wie Sic
denselben entsetzen and mit aller Nothdurfft aufs beste versehen möchten. Und
damit solches nicht fehl schlüge, haben Sie das Wcrck auch noch be^ an-
haltendem Frost, von beyden Seiten des Pön-Strohins, anzngreifeii und zu ex-
ecutiren entschlossen. Zu welchem Ende Sie den Generaj-Hajeur von Schwerin,')
') Auch diese Relation, deren Concept (geacbrieben van Fuchs mit Correcturen
V. Somnitx's) bei den Akten liegt, ist als Flugblatt gedruckt unter dem Titeh
^Extract Schreibens aus Berlin vom 25. Januarii 1676. Betreffend die
Tüllige Aufhebung der Belagerung für Wolgast, imgleicheu die Er-
oberung derlnsel Usedom wie aucb der Stadt und des vesten Schlosses
Ukermnnde." Darauf beruhen die Berichte im Diar. Europ. XXXIll, S. 252f.,
Verwirrtes Europa III, S. lOf., Theatr. Europ. XI, S. 1006, Pufendorf,
1. liV, I 45 S. 108a
*} Schwerin hatte, wie verschiedene Schreiben von ihm aus dieser Zeit an
Kf. und an den Fürsten von Anhalt zeigen, nur schweren Herzens und nachdem er
Uiu. (. flMCb. d. a Kntfliniui. XYIII. 2
oyGooi^lc
lg 1. KriegsereigoUse ICTö— 1GT9.
welcher von der H in ter-Pom menschen Seiten der näheste, nnd den kärtzeateo
Weg liatte, beordert, mit Zuziehung ein Tlieil der in Hinter-Poinmerii stehenden
Reulere; und Dragounern einen Versuch auf die Insul Usedom und die daraufi
stehende feindliche Trouppen unter dem Obristen Wangelin, welche in 800
Mann bestanden, zu thnn, und daranff den Entsatz fürzunehmen; Dieses ist aiirl)
durch Gottes Gnade so wol geglücJtet, dass, wie der Genera!- Majeur von Schwerin
am 17. dieses mit denen bey sich habenden Trouppen und Wagens auff 3 Meile
Weges über das zugefrorene friache Haff (weil er gerade zu über die Suhwieiie
nicht kommen können) niarchiret, und ohne eintzigen Verlust auf der Inf^nl
Usedom bey einem Dorffe, Caminichen genannt, Posto gefasset, der Feind, welcher
zeitig von einer kleinen ParteTj so von den Unserigen geschlagen nnrt Fünff da-
von gefangen worden, Lärmen bekommen, sofort flüchtig geworden, ■ und sich
gegen Wolgast gezogen; Deme der General-Majeur iiachgesetzet : Weil aber der
Feind die Nacht zu HülfTe genommen, und sich über Eyss in Lassan reteriret,
haben die Unserige mit der Avan^uarde nicht mehr als eine Partey von etwa
hundert Pferden ereylen können, welche sie bis auff eine Meile Weges ver-
folget, auff dem Eyse chat^iret und geschlagen, fünff und zwantzig davon er-
schossen und neun und zwantzig Gefangene eingebracht; Darauff hat sich der
General-Majeur für Wolgast begeben und selbigen Ort mit frischem Volck und
aller Nothdurfft zur Genüge versehen. Wie auch der Qeneral-Hajeur in der
Nacht Kundschafft erhalten, dasa einige feindliche Reuterey, unter dem General-
Majeur Grotbausen, sich auff eine Viertel-Meile von Wolgast befündc und den
Ort von der andern Seite blocquirct hielte, bat er sofort etzliche hundert Mann
von den Seinigen überzusetzen Anstalt gemachet; Es hat sich aber ermeldtcr
Grothausen, unerwartet dessen, zeitig in Greyffswalde reteriret so, dass die
Belagerung und Blocquade für Wolgast güntzlich auffgeboben, und der Ort
wiederumb mit allem überflüssig versehen ist. Der General-Majeur von Schwerin
hat sich darauff, weil das Wetter umbzuschlagen begunte, wieder zurücke nach
der Scbwiener Schantze, selbige zu emportiren, gezogen. Eben zu gleicher Zeit,
wie der General-Majeur von Schwerin Ordre bekommen, von der Uinter-
Pommerischen Seite Wolgast zu entsetzen, haben Se. Churf. Durchl. dero General-
Feld-Marschalln, Freyherrn von Dörfflinger,') beordret, mit Zusammenziehung
wieüerbolt auf die sehr grossen Schwierigkeiten aufmerksam gemacht, das Unter-
nehmen ausgeführt; dem Fürsten von Anhalt schreibt er (d. Colberg II./2I. Ja-
nuar 167G), er wolle, ,ila Kf. bei seiner intention geblieben, es wagen, obwohl er
grösseren Schaden als Nutzen absehe, Posto wolle er schon fassen, wenu nur Succurs
von jener Seile komme. Er habe demonsIrirC und das Srinige gethan, wolle hinfort
thun, was ihm befohlen werde." SolUe ihn jemand in seiner Abwesenheit anzu-
schwärzen suchen, so billet er den Fürsten, sein Bestes zu mainteniren. (Z.) Vgl.
Müsebeck S. 49 f.
■) Derfflinger theilt (d. Cöln a. d. Spr. I0.,'i:20.] Januar IG:«) dem fiencral-
major Lüttke „insgeheim* mit, dass alle [tegimenter Ordre zum Aufbruch bekommen
hätten und in vollem Marsch seien, und dass er selbst heule oder morgen zu den-
selben abgehen werde. Ueher den Krtol^ seines Unternehmens s. v. Ungar, Feld-
marscball Derfflinger, S. 81, Müsebeck S. 50 f.
oyGooi^lc
EntselzuDg voD Walgast. lO
der ia Hechlenbiii^ und Prignitz stellenden Reuterey und Oragounern, wie
auch einiger Keyserl. unter dem Obriaten Freyherrn von Hetternich, und
Köoigl. Dänischen Trouppen unter den General-Lieutenant Ärensdorff, in
Vor-Pommern zu gehen, und weil derselbe schon den 19. dieses über den Trebel-
Fluss, zwischen Tribsees und Damgarten, passiret, und also aber die Pässe in
VoF-Pommera angelanget, auch den 21. dieses zu Grimmen, etwa 3 Meilen von
Stralsund, gestanden: so boCFet man auch von der Seite etwas gutes zu hören.
Indessen haben Se. Gburf. Darcbl. gestern darch einen anhero geschickten Ex-
pressen die Nachricht erhalten, dass ein Theil von dero in Preotzlow und Pase-
walck stehenden Mannscbafft, unterm Commendo des Obristen Schöuigs, sich
der Stadt und Schlosses ükermfinde, so mit Wall nnd Mauren umbgeben, mit
stürmender Hand bemächtiget, den (Jörn mend ante n, so mit GO Mann darin ge-
legcu, erschossen, und die Mannschaft theils niedergemacliet, theils gefangen ge-
nommen, und darauf den Ort geplündert, die Tliore gesprenget, nnd sich mit
guter Beute ohne cintzigcn empfangenen Schaden wieder zurück in ihre Quar-
tiere begeben.
B. V. Schwerin an den Knrftlrsten. Dat. Colberg
24. Febriiar/[5. März] 167G.
[Gerüchte über die Ankunft Künigsmarcbs. Seine gcßhrlicbe Lage. Bitte um
Verslärkungen.]
Von schwedischer Seite sowie von der im Lande stehenden Miliz und den 5. 1
Commandanten zu Stargard und Wollin wird das Gerücht verbreitet, Konigs-
marck sei mit etlichen Völkern in Stettin angekommen, und solle in diesem
Lande allerhand Händel machen.
So glaube ich zwartou darin nichts. Gleicbwol aber kann man bei
der besten Sicherheit nicht allzu sicher sein, muss also E. Chf. D. unter-
thänigst berichtOD, das», wann an obigem gleichwotl etwas wäre, ich
nicht genug sein würde mit denen Trouppen, wie sie itzo im Stande,
Gefahr abzuhalten, denn meine Defension weit au» einander und zwartcn
von den Inseln an bis Golno, Dam und Greifenhagen, zu welchen Dam
ziemliche Trouppen notig, von schwedischen Seiten aber viel Löcher, die
man ohne genügsamen Macht alles nicht abhalten möchte, insonderheit
da sie sich verstärken sollten. Zwar wann alle Trouppen, so mir unter-
geben, wie stark sie ihre Verpllegang bekommen, complet wären, hätte
ich nicht Ursach E. Chf, D. ferner anzutreten, weil aber die Regimenter
von Ihr Fürst!. Dchl., Churpriuion und Druckdorff jede mit hundert
oyGooi^lc
20 !■ Kriegsereignisae 1676—1679.
Pferden efTective noch nicht Dienste thua köuneD, würde meine Macht
nicht gnug sein. Mein Regiment betreffend ist es bisher sehr strapeziret,
gestalt nach erster Auscommendirung der dreihundert Mann nach Wollin,
wie der Frost anging, wegen Sicherheit noch hundert fünfzig hin mar-
chiren lassen, die ich nun zurücke beordert und befanden, dass nicht
mehr als fiinfuodsechzig gesunde vorhanden, dann die andern gestorben
und noch im Camminacben zurücke geblieben. Die beiden Schliebischen
Regimenter, wie ich schon berichtet, sind sehr schwach und glaube ich
nicht, dass ein jedes dreihundert darstellen, und ob das gewesene Hohen-
dorfßsche schon im Stande kommen wird, so sehe ich nicht, wie es nait
dem Schliebischen werden wird, weiln ich keine Antwort wegen der
Recruiten und Standquartier in Preussen zu haben erlangen können,
iumittelst verlieret sich die Zeit. Dannenhero ich wol unterthänigst zu
bitten, dass etwa noch in die vierhundert zu Ross und sechshundert zu
Fuss ins Land commendiret werden mögen, alsdann ich nächst Gottes
Hülfe vor alles guugsam sorgen, den Feind in der Enge halten, nötige
Oerter, insonderheit Golno, nottürftig besetzen (so alleine wol vierhundert
Mann erfordert) und alles Unheil verhüten. Sollten nun die in der
Neumark stehenden Regimenter, auch andere, die ich genannt, nicht
nachdem sie sein sollen Dienste thun können und ich keine Leut mehr
bekommen, inmittelst durch der Schweden Ausfülle hin und wieder
Schaden geschehen, so hoffe ich, es .werden E. Chf. D. mich aus der
Verantwortung lassen. — ')
') lieber die Docbin&lige Beliigerung Wolgasts und einen neuen missglückten
Eütsatzversuch Schwcrin's im Mai IG7G s. Diar. Europ. SXXIII, S. 514 (Ver-
wirrtes Europa IJI, S. 201 f.) und daa ebendas. abgedruckte „Schreiben einer
Tor nehmen Generalsperson aus Casseburg" vom 4./U. Hai 1671! (S. 526 IT.).
Schwerin schreibt dem Kf. (d. an der Scliweine 14./24. Mai 1076), trotzdem er
früher die grossen Schnierigkeilen vorgestellt, welche es habe, von dieser Seite
Wolgast bei offeDem Wasser zu entsetzen, habe er doch auf den Befehl, das Aeusserste
zu versuchen, einen Versuch gemacht, der aber nicht geglückt, Jedoch ohne be-
deutenden Verlust abgegangen sei. Wenn er noch etvas tbun künne, so werde er
es nicht verabsäumen, jedoch so, dass „ea verantwortlich sei und er keine Tborheit
begebe" und die Truppen und der Proviant für Wolgast nicht verloren gingen,
lieber die weitere tapfere Vertheidigung von Wolgast durch Oberst Hallart s.
Diar. Europ. XXXIV, 8.31 (Verwirrtes Europa III, S. ä05). Vgl.Müsebeck
S. 54 ff.
oyGooi^lc
Marschordre fär die Armee c
Geschlossen im Feldlager bei Grubenhagen den 23. Jum 1676.^)
[Marschordre für die Terachiedeaen Tru|ipentheile.]
Ihr Chnrf. Durch!.*) gehen selber mit der Infaudrey auf Kni^en 3. Juli,
und ziehen an sich dem Gen. M. Merheim welcher von Schwan naher
Lage Desin Siltz mit den königlichen denischen Regemendern sich dahin
begeben soll,
Die Keiaserischen gehen auf dem geraden Weg nach Kniegen ausser
das Regemendt Tr^ner, dasselbige gehet nach Neuen Kallau, gibt sich
hei Ihr FI. Durchl. von Homburg an umb fernere ordre
Der Gen. Leitenambt Span gehet eben so woU mit allen bei sich
habenden Völkern nach Kniegen.
Ihr Fl. Durchl. von Homburg gehen von hier nach Neuenkalle uod
Tragan mit aller Cavallery und Tragoner, und suchen altar die beste
Gelegenheit sich sicher zu setzen, auch wie man dem Feinde am besten
beikommen kann, da man Poste fassen mocht,
Malicbin soll mit 200 Mann zu Fuess besetzet werden, dabei 50
Reiter, welche auf der anderen Seiten fleissig partiren sollen, auch soll
ein jeder sich voll in Acht oemen und alezeit in Bereitschaft stehen
auch die Best auf Eni^n anlegen, damit alezeit Nachricht ein-
kommen möcht.
'] Aufieicbnung von Derfflinger's Hand. Ueberden Feldiugspl&n des Ef. a. das
Rescript desselben an Chr. u. Fr. t. Brandt in Kopenhagen vom 25. Mai/4. Juni 1676
unten Abscbn. III. Dem Kaiser l&sst Kf. durch v. Crocko w (Kescript von 15./25. Juni
1676) anzeigen, dass er .zuförderst kein Kende^vous ballen, sondern recta auf den
Feind losgehen" werde.
^ Sf. hatte am 36. Juni Berlin verlassen, traf am 2. Juli bei Lipen im Uecklen-
hurgischen bei seiner Armee ein und zog mit derselben nach Orubenhagen, wo er
auch den folgenden Tag blieb, s. v. Buch's Tagebuch (I, S. 192 f.) und das Rescript
an die beiden v. Brandt aus dem Feldlager bei Levitzon vom 25. Juni /5. Juli 1676
unten Abschn. III. Vgl: Uüsebeck S. 65.
oyGooi^lc
22 I- Kriegsereignisse 1676—1670.
Der Kurfni-st an den Obei-präsitlenten und die Geheimen
Käthe zu Cöln a. d. Spree. Dat. Im FehUager vor Tribbesee
28. Jiini/[8. JuH] 1G76.')
[Anieige der EinnahmB dca Passes von Tribsees,]
Wir lassen Euch hieinit in Gnaden UDverhalten, dsss,') uachdem
wir auf hiesigen Pass zugeriicket, umb uns dessen zu bemachtigeQ und
den Feind, welcher sich anfangs au demselben unter Anführung und in
Gegenwart des Feldmarschalln Königsmarck so wol mit Volck als Ge-
schütz ziemlich verstärcket, in seinem Vortheil angegriffen, auch durch
Canoniren, so den gestrigen ganzen Tag gewähret, von beiden Seiten eiu
ziemlicher Schade geschehen, der Feind durch göttlichen Beistand ge-
zwungen worden, gestern gegen Abend, noch bei Tage, den Pass und
die Schanze zu verlassen und sich in aller Eil nacher Stralsund zu reti-
riren. Wir haben darauf dieseu considerablen Ort besetzet und Ordre
gestellet, dass die Brücken und Dämme, so vom Feinde ruiniret, in mög-
lichster Eil repariret werden, damit wir übergehen und die vurhabendo
operationcs in dem Namen Gottes, welchem Ihr desfalU in den Kirchen
Dank sagen zu lassen, ferner fortsetzen können. —
Ausö dem Chur-Brandeiibiirg. Fehltliigcr vor der Pöluieiniindei"
Schaiitze d. 5./15. Juli Anno 167(i.'')
[GiuDahme der l'eeuemünder Schanze.]
j^ Zufolge meines vorigten Extracts von '27. Junii berichte, dass nach dehm
Sc. t'hiirf. Dclil. den i'J. ejiisdem über den Pass bei Tribliesecs gegangen, seindt
sie*) mit dero annee weiter naclier Wolgast werts advaiicitet: Wie Sie den
') Unter demselben Datum theilt Kf. auch seinen Ailürten, den QeaeralstaaleD,
dem Kaiser, den brauDschweigisrhcn lleriogcu u. s. w. diesen Ifrfolg mit.
5) Danach Tbeatr. Eiirop. XI, S. lOüy, Pufendorf i. XIV, §47 (S. 108ä).
Kincu ausführlicheren Kericht enthält Verw. l'hiropa III, S. 'i04f. S. auch v. Buch's
Tagebuch (1, S. 19-1 f.). Vgl. Mfisebeck S. «.') f.
') Coucept von unbekauuier llaud.
*) Ueber diesen Zug des Kf. nach %Vülgast und die .schon vor seinem Einlreflen
daselbst erfolgte [Cntselzung dieses Ortes durch G.-Major v. Schwerin s, di« aus
oyGooi^lc
KiDDfthme des P&ssea vouTribBees und der Peeuem und er Schanze. 23
•2.,'12. Julii des Äbeods in ein Dorff ohnweit der Pöhnemünder Schantze') mit
ein Theil dero arniee gekommen, haben sie den 3./t3' ejasdem darauff moigendt
frühe die jetzged. Scbantze recognosciret, dieselbe auch solchergestalt befunden,
dass woll einige Formalität davor zu gebrauchen: Nichts desto weiniger haben
sie dem General-Usjor von Schwerin alsofort ordre ertheyiet, auch jenseits
der Schantze von den Thamb bey der alten Schantze eine attacque zu thun
nnd zu dem Ende die nothigo Batterien schleunigst zu verfertigen; welchcä dan
derselbe auch mit allem Fleiss verrichtet, darauf er die Schantze soforth be-
schossen und mit den Canoniren Granaten und Feuer EinwerfFen unaufhörlich
coDtiauiret hat. Inmittelit haben die Unserigen auch an dieser Seite recht im
Gesichte des Feindes eine Batterie auffgeworffen, welche, wie sie des folgenden
Tages auf dem Nachmittag alss d. 4./1*. Julii fertig geworden, hat man so baldt
die Stücke darauf goführet; Älss der Feindt solches gesehen, hat er soforth ver-
mittelst Rührung der Trommeln auf jenseith zu dem Gen. -Major von Schwi
gescbicket nnd umb einen accord anhaken lassen; Älss derselbe solches Sr. Churf.
Durch), (welche auf diesseits ohnweit der Batterie, so man alda auffgeworffen,
sich befanden) notiticiret, haben dieselbe ihm den begehrten accord auf gewisse
Conditiones gegeben, worunter diese die vornembsten 1. dass Officirer und Sol-
daten nacb Soldaten Manier mit offenen Trommelschlagk, Ober- undt Untei
wehr, brennenden Lantben und Kugeln im Munde ahniarchiren, 2. der Commen-
dant mit den Unterhabenden mittelst einer guten üonvoy von hier zu Lande
biss Stralsunde gebracht, 3. Sr. Cliurf. D. Vasallen, so sich in der Schantze lie-
finden, in den accord zwar mit cingescMossen, in 3 Wochen aber a dato denei
Avocatorien pariren nnd die Schwedische Dienste quitiren sollen, 4. die Ueber-
länffer aber sicli dieses accords nicht zu erfreuen haben sollen. In wehrende;
Beschiessung von uuserer Seitben hat der Feind gar wenig geschossen, sondern
sich gantz stille in der Schantze gehalten, also dass dieser importanter Ortb
mit Verliehrung drey Mann nndt 2 Gequetschten von denen Unserigen den
4./I4. Julii per accord übergegangen, S, Churf. D. auch von dero VÖlckera also
baldt eine Post darin einnehmen lassen, wordurch den derselben zu Fortsetzung
dero Kriegs-operationen in Pommern nicht geringe Ädvantagen zugewachsen.
anderer Quelle geEchüpfieu Berichte im The&tr. Eur. XI, S. 1010, Verwirrtes
Europa 111, 5, 206, Puteudorf 1. XIV, | 47 (S. 1ÜS2). Vgl. Müsebeck S, 66 ff.
') .Web die Einnahme der Peeneinündcr Schanze bcricbteu Thcalr. Europ.
XI, S. 1010, Verw. Europa III, S. 206, Putendort 1. XIV, 5 4'? (S. 1082) nach
anderer Quelle. S. darüber auch v. Biich's Tagebuch I, S, 197 f. Vgl. Uüae-
becb S.68f.
oyGooi^lc
24 I- Kriepereigniase 1676- 1G79.
Der Kurfürst an den Kaiser. D. im Feldlager bei Biltzow
12./22. Juli 1676.
[Eingenommene Stellung. Fernere Absichten.]
i. Weil ich mich schuldig erachte Ew. Keys. May. von meinem Marche
und Operationen allemal unterthänigst Part zn geben, als berichte hie-
mit gehorsam bi^t, wasgestslt ich mit meiner Armee bis anhero avanciret
und mich an einem solchen Ort zwischen Rostock und Wismar postiret,
wodurch dem Feinde die Gommunication zu Lande aus Pommern nach
Wismar und Bremen allerdings abgeschnitten. Ich habe auch bereits
die Oerter, so die Schweden in Mechelenburg haben, als Wismar, das
Ländlein Pol und die Warnemünder Schanze recognosciren lassen und
erwai-te nur mehr schw.ere Stücke, wornmb ich bereits geschrieben, nnd
die Ankunft Ew. Keys. May. Trouppen, umb ferner etwas hauptsäch-
liches zu tentiren. Dann sobald selbige nebst denen schweren Stücken
bei mir anlangen und die dänische und holländische Flotten sich in See
praesentiren werden, welches, wie ich die Nachricht habe, ehestens sein
wird, will ich suchen, einen oder anderen importanten Ort wegzunehmen
und ferner, so lang diese gute Zeit and saison währet, mit allem Eifer
und Fleisse wider den Feiud zu i^ren. —
Auss dem Chur-Braiidenb. Feldlager vor Anklam
den 7./17. Aug. 1676.')
[Giricbliches Gefecht des Landgrafen von Uonib'urg gegen Königsmarck.]
Demnach Se. Churf. D. wahr genommon, dass der KSnigl, Schwed. Feldm.
Graff Königsmarck zue verschiedenen Mahlen dero anssgesetzete Vorft-achten
chargircii lassen, auch dero Fouragircr zum oftern attacquiret, als haben Sie
gestern Abend des Herren Landgrafen von Hessen Förstl. Gnad. ordre ertheilet,
wie dieselbe den Feind einzutreiben haben möchten. Es hatt darauf der Herr
T.andgraff zue folge solcher ordre gestern bey späther Abendzeit 200 Pferde
voran geschicket ohne selbigen zu wissen zu thnn, dass er mit der gantzen
I) Das CoQcept von Fuchs' Hand. Danach der Bericht im Theatr. Europ.
XI, S. 110 und bei Pufendorf 1. XIV, § 47 (S. 1083), nur theilweise Verw.
Europa Hl, S. 208. Vgl. v. Buchs' Tagebuch I, S. 201 f., Jungfer, Der Prini
von Homburg, S. lOä.
oyGooi^lc
Gefecht bei Anklam. 25
C&nilerie folgen wolthe: Er, der Herr Landgraf selber istbalde daranff mit der
bey sich habenden Cavallede, einigen Dragounern and i Stücken Geschütz bey
angehender Nacht aufgebrochen und denen Vortrouppen gefolget. Der Graff
Rdnigsmarck selber wahr mit aller seiner Reu therey auas Greiffswald gangen,
umb unsere Vorwachten der Qewonheit nach zu attacquiren, und hatt mit an-
brechenden Tagk auff die 200 Pferde, so voranas geschicket wahren, getroffen,
da es sich dann zum hartben Gefechte angelassen; so bald aber der Herr Land-
graff mit dem Gros heran gerücket und getroffen, hatt der GraS KQuigsmarck
mit allem, was er bey sich gehabt, sich auff die Flucht begeben, und die bey
sich gehabte Dragouner im Stiche gelassen, welche biss auff etzücbe wenige
Gefangene, worunter der Capitain und Fendrich ist, niederge machet worden,
nie unsrigen haben den Feind biss in die Thore von Greiffswald verfolget, viele
niedermachet nnd viele Officirer auch andere, worunter des GralT KQnigsmarck
Fa(,'e nnd Leib-Knecht seyn, gefangen bekommen und guthe Beuthe gemachet,
wovon mit nechstem eigentlichere und speciale Nachricht ertheilet werden solle.
Äuss dem Chur-Brandenb. Feldlager vor Anklam
den 9./19. Aug. 1676.')
[Nihere Nacbricbteu aber die Erfolge des Gefechtes vom 16. August.]
Zue Folge meines jüngsten bericlite, dass die gestrige rencontre unserer 19- Aug.
Cavallerie mit der schwedischen unterm Graff Königsmarck grosser gewesen,
als man anfangs vermuthet: Es seynd weith über die 100 Gefangene eingebracht
und TOD den Schweden mehr als 150 Todte hier nnd dar in den Morasten und
auff dem Dam vor Greil^wald gefunden worden: Also dass Graff Königsmarck
über 300 Mann ohne die Blessirten verlohren, und sagen die Gefangene einhellig,
dass solches der Kern seines Volckes gewesen, die Unsrigen haben über 2O0
ledige und schöne Pferde, anch sonst guthe Beuthe bekommen; hetten die
Cnsrigen so geschwinde durch den Morast kommen können, und der Feind nicht
so nahe Greiffswald hinter sieb gehabt, dahin er sich reteriret, wüide kein eint-
ziger davon gekommen seyn. Morgen mit anbrechendem Tagk wird die Stadt
Anklam mit aller Macht beschossen und attacquiret, auch damit biss zur Ueber-
gabe continniret werden, und hoffet man davon in wenig Tagen Meyster zu seyn.
') Das Concepl auch von Fuchs' Band. Eine Abschrift schickt Kf. an dem-
selben Tage, 9./10. August, an deu Fürsten von Auhalt (Z.).
oyGooi^lc
26 I- KriegBereignisje 1676—1679.
Anss dem Feldlager vor Anklam den 16./26. Aug. 1676.*)
[Vergeblicher Sturm gegen das llorunerk.]
36. Aug. Nachdem Se. Chnrf. Darchl. einige Tage her das Homwerk vor dem Stolper-
thor gelegen atarck canoniren lassen, haben Sie resolviret, dasselbe mit Sturm
anzugreiffen und dazue von jedem Regiment zue FuBse eine gewisse Manscbaft
biss auff 1800 Uann nebst 40 Grenadiers commendiret. Die attacque gieng aa
umb 3 Uhr nach Mittagk und wehrete biss am späthen Abend, die Uusrigcn
gingen mit einer ungemeinen courage an; und ob zwar bald anfangs diejenige,
so die Brücken anbringen solthen, fast alle geschossen wurden, also dass die
Brücken über den Graben nicht gewoiffen werden konthen, so ginge nichtes
desto weniger die Uannschaft fortb, bemächtigte sich des Feindes Pallisaden und
conire-scharpe, kalime auch schon in den Graben, weil aber derselbe fast Mannes
tief befunden worden, also dass er mit Faschinen so baldt nicht aussgefflUet
werden mögen, auch der Feind alle seine forces auf dieses Uornwerk gezogen,
unerachtet man noch andere verschiedene attacqaen gethan, daher dann solches
in continuirliehem Feuer standCj ist unmöglich gewesen, selbiges vor diessmahl
zu forciren. Der L'nsrigen sejnd nngefehr ein 300 so Todte als Beschädigte^),
worunter aber kein Ober-Officirer. Was vom Feinde geblieben, kann man nocli
nicht wissen; zweiffelsfrey wird unser cauon, welches continuirlich auff den-
selben gcspielet, nicht geringen Schaden gethan haben.
I:e; wehrender attacque des Hornwerckes haben die Keyserl. auSjenseith der
l'eno eine fausse attacque gethan, welche ihnen aber so geglücket, dass sie sieb
einer traverse und noch eines Postes von dem Feinde bemächtiget, sich daselbst
vergraben und selbige mainteniren: Diesem ungeachtet wird die attacque dieses
Orthes mit allem Ernste foitgesetzet werden and hoffet man davon in wenig
Tagen Meister lu werden.
P. S. vom 18.;->8. Aug. 167C.
[üapitulatiousverbandluugen.]
'.'S. Aug. Nach Schliessung dieses hatt es sich begeben, dass gestern Abend unib
9 Ubr der Commendant in Anklam Gen.-M^j- Sanitz die chamade schlagen
') Diese Relation, deren Concept auch von Fuchs berröhrt, ist schon ab-
gedruckt bei V. d. Oelgnit^, Geschichte des Künigl. preussischen ersten Infanterie-
Kegiments, S. U8, danach die Berichte im Diar. Europ. XXXIV, S. 101, Verw.
Europa 111, S. 208, Theatr. Europ. XI, S. 1010, Pufendorf 1. XIV, § 47 (S. 1082).
Vgl. V. Buob's Tuf-ebuch I, S. 203 f., Taeflichsbeck, Die Beisgerung der S ladt
Anklam durch den Grossen Kurfürsten im J. 167G (Stettin 1892), v. Unger, Feld-
marachall Derfflinger, S. 82 ff., Müsebeck S. 71 ff. S. über die Zustände im branden-
burgischcn Heere «äbreed der Belagerung Anklams die Berichte des dort amresendeD
bolländiscben Gesandten t. <I. locht (Urk. u. Akt. III, S.486r.), s. auch das
Schrcibeu des Kf. an den Kaiser vom '22. August unten Abschn. IV.
-) Nach der amtlichen, bei TaeglicbsbeckS. 37 {auch schon bei v.d. Oelsnilt
S. H9) abgedruckten Verlustliste betrug der Verlust 2S Otficiere, 43 U nte rof fiele re,
634 Oemeine.
oyGooi^lc
B«lageruDg *on Ankkm. 27
lassen und begehret, man mScIite ihm einen StilleBtan'l geben, niid mit der
Arbeitb iiinehaUtien, er woitlie Geissei scbickeu und fimb einen gutlien accord
ansuchen; hatt aucli balde darauff einen Major und cinon Capitain alss Geissei
gesehieket; worauf von unser Seithen 2 Officirer von gleicher Qualität in die
Stadt hinein geschicket worden; Dieser heuthiger gantzer Tagk ist mit tractiren
zugebracht, and weil der Comraendant gahr zun unbillige conditiones begehret,')
haben Se. Cliuif. Durcbl. selbige nicht willigen wollen, sondern ihme andere
raisonnables conditiones offeriiet; 'WorBuS man anjetzo dessen Erklehrung er-
warthend ist; und wird sich inner einer halben Stunden Zeitli zeigen möascn,
ob der Orth in der Güthe oder dnrch fernere attacque übergehen soll: Auf
welchen letzteren Fall man die guarnison änderst nicht alss auff Gnade und Un-
'^'nade annehmen wird. Weil die Foste ISnger nicht auffgehalten werden kann,
habe dieses in antecessnm melden wollen; Mit nechslem berichte den Erfolg.
Der Ktirfni-st an den Oberpräsidenten und die Gelieimen
Häthe zu Cöln an der Spree. Dat. im Lager vor Aiiklaui
19./[29.] August 167ti.
[Anzeige der L'ebergabe von Anklam, Anordnung eiues Daokfestes.]
Wir geben Euch hiemit in Gnaden zu vernehmen, was gestalt die :'9. Aug-
l'CdtuDg Anklam durch Gottes Verleihung heut umb 12 Uhr mittags
auf beigehende Accordspuncte *) an uns übei^augen. Weil nuu vor allen
Dingen der Güte dea Höchsten dafür zu danken, als habet Ihr beim
CöQsistorio die Verfügung zu thun, dass im ganzen Lande eine Dank-
predigt gehalten und aowol wegen dieser Eroberung als auch dass kurz
vorhero Stade und Landakrohn an unsere hohe Älliirte cbenmüssig über-
gangen, Gott gedancket und das Te Deum laudamus gesungeu werden
möge; Wir haben an alle Gouverneurs und Commendanten unserer
Festungen Ordre ertheilet, da^s alsdann auch das Geschütz gclöset werden
»olle; Im übrigen habt Ihr dieses und die Äccordspuncta an alle unsere
Regierunge und au alle un^re Miniätros bei auswärtigen Ilüfen, wie auch
an die Residenten zu communlcireu, an unsere Älliirte haben wir es
von hieraus gebracht. —
') S. den Capitulationsentwurf bei Tüglichsbect S. 5G f.
>) S. dieselben abgedruckt: Diar. Europ. XXXIV, S. 101 ff., Vorw. Europa
III, S. iK)8f., TaegiichsbeckS. 5Sir. Ein ciienfalls von Fuchs geschriebener Bericht
über den Kiiizug des Kf. iu .^uklam und die dortige Huldigungsfeicr am W. August ist
fast «ürtlicli abgedruckt Diar. Rurop. XXXIV, S. lOS, danach auch Theatr. Europ.
Xi,S. 1011, Verw. Kuropa III, S. 21i:'. Vgl. auch v. Uuch'« Tagobuch I, S. £UÖ f.
oyGooi^lc
2g 1. EriegBereignisse 1676—1679.
Aus dem Feldlager för Löcknitz vom 31. Augusti st. v. [1676.]
[Beginn der Belagerung vod Löcknitz. Glücklicher Streifzug v. Iselstcin's.
MumuDg loa Damm.]
Nachdem Se. Cburf. D. zu Brandeabui^ mit einigen Re^mentern allhie
angeUnget, haben Sie sofort zu schleuniger Eroberung dieses Octs Anstalt machen
lassen, hoffen auch, ohngeachtet ein neuer Commendant, weilen der vorige
ohnlüngst verstorben, sich darch den Morast, nach Hinterlassung 8. Gefangener
und alles bey sich gehabten Proviants in der Nacht hinein practicirct, damit
bald fertig zu werden"). Die aus Anklam gezogene Schwedische NationalvBlcker
sind 80 lange ins gewesene Ampt Gramzow verleget, bis der Commendant
Sanitz wegen der Anklammer Fehre') dem Äccord ein Genügen geleistet; Er
und andere Officirer aber seind gegen einen Revers nach Stralsund und anders-
wohin dimittiret worden. Vorgestern hat^) der Herr Mayor von Iselstein sich
bis für Stettin gemachet, und daselbst einige Trouppen, welche die Fouragier
convoyret, rencontriret, davon nicht allein viel nied ergemach et, sondern auch
50 Gefangene nebst GOO Stück Rind- und über tausend Stück Scbafviehe ein-
gebracht, auch alle Fouragewagen verbrannt. Dass Damm von den Schweden
verlassen und rasiret, wird schon bekandt seyn.*)
Der Kurfürst an den Oberpräsidwiten und die Geheimen
Rätbe zu Cöln an der Spree. Dat. im Hauptquartier Kreckow
vor Stettin 3./13. October 1676.
[Anzeige der Capitulation von Demmin.]
13. Oct. ^^'ir lassen Euch hiemit in Gnaden unverhslten sein, was gcstalt
die Stadt and Festung Demmin am 30. Septembris Dächstabgewichenea
Monats auf beiliegende Accordspuncte ') an uns übergangen. Gleichwie
nun dem ÄUerhöchston vor diesen abermaligen guten Succesa billig zu
danken, also habt Ihr beim Conaistorio und allen Regierungen die Ver-
fügung zu thun, dass in dem Laude in den Eirchea Gott dafür ge-
') Die Geh. Räthe beglücLwüoschen Kf. (d. CGln a. d. .Spree ö./ClÖ.] September
1G7G) in Ernideruug eines Itescriplea, in welchen er ihnen die Einnahme von Löck-
nitz uud die Besetzung von Damm gemeldet hat Dieses Kescrjpt und die dem-
selben beigelegte Relation Hndcn sieb bei den Akten nicht, auf letzterer beruhen
ohne Zweifel die Berichte im Diar. Europ. XXXIV, S. 170f., Theatr. Europ. XI,
8. 1011, Verw. Europa III, S. 310f., Pufendort 1. XIV, §78 (S. 1083).
>) Vergl. Verw. Europa III, S. 209.
') Danach Diar. Eur. XXXIV, S. 109, nur theilweise Verw. Europa III, S. 210.
*) Vgl. Verw. Europa III. S. 210.
') Dieselben sind abgedruckt Diar. Europ. XXXIV, S. 188 f.; im AusMge
Vorn. Europa 111, S. 212, ganz kurz Theatr. Europ. XI, S. IflU.
oyGooi^lc
EinDsbme von LÖckniU und Demmin. 29
danket und das Te Deum kudatnus gesungeo werden möge. Im
ubrigeD befehlen wir Euch in Gnaden, die Äccordspuncte und beiliegende
Helation an alle unsere Miniatros bei auswärtigen Höfen wie auch an
unsere hin und wieder sich befindende Residenten zu communiciren, an
unsere Allürten haben wir dieselbe von hieraus geachicket —
Aus dein Cbiirfüratl. Bi-andenburgiacheii Hauptquartier zu
Ki-ekaw den 5./15. Oetobris 167G>)
[Cipilulation von Demmin.]
Berichte hiermit, was massen der Schwedische Commeudant in der Vestung I
Demmin, am 29. Septembris zu capituliren begehret; Darauf folgenden Tages ein Ac-
cord gelrofTen und zu Volienziehung dessen die Soliwedisclie Guarnison am 9. Oe-
tobris au8 der Vestung gezogen, und selbige dem Chnrfl. General Feld-Zeug meist er
llertzogen von Holstein Fürstlichen Durdil. übergeben; Also dass dnrch güttliche
Verleihung dieser considerable Platz nunmehr auch in S. Chnrf. D. Händen ist. Die
Accords-Pnncta sind fast denen Anklammischen gleich, nur dass die Schwedische
liational-VÖlcker nicht nach Schweden sondern Stralsund gebracht worden. Es ist')
die Gnarnison bey dem Ausszug noch TOO Haan starclc gewesen, an Stükken sind
darin vorhanden gewesen -2 halbe Carthaunen, -2 ZwBIfpfündige, l Achtpfündiges,
4 Regiraents-Stücke (so alle metallene) nebst 32 eiaerne Stücken, und also in
allem 41 Stücke: S. Cburf. D. haben gestern deshalb eine Danck -Predigt halten
und darauf dero bey sich habende Armee allhie auf den Bergen für Stettin in
Battaille stellen und nach der Sonnen Untergang eine dreyfache Salve, sowol
aas Stücken als durch die gantze Cavallerie und Infanterie geben, und stracks
darauf »on dero Schiffen, auf dem Dammischen See, nahe für Stettin, T2 Stücke
dreimal lösen, auch solche dreyfacho Salve aus allen umbligcnden Veatungen,
als dem Dam, Oartz, Lückcnitz u. continuiren lassen. Welches von den hohen
Bergen überaus schön zu sehen und zu hSren war').
') Ausführlichere Berichte über die Belagerung von Demmin im Diar. Rurop.
XXXIV, S. 171, 175, 186 f., Verw. Europa III, S. 211 f. Vgl. Müsebeok S. 79 ff.
") Danach Diar. Europ. XXXIV, S. 187, Theatr. Europ. XI, S. lOllf.
>) Es folgen die „ Accords-Puncte." Bei den Akten findet sich auch eine
.Relation, wie uach Eroberung der Stadt undVestung Demmin inVor-
Pommern der Raht und Bürgerschart daselbat Seiner Ohurfürstlicheu
DuTCbUucbtigkeit zu Brandenburg etc. die Erbhuldiguug den 3. Oc-
brit Anno 1676 geleistet'
oyGooi^lc
30 I- Kriegsereignisse t67G— 1679.
Auss demHauptqiiartiei' zueCreckow den 5./15. Novemb. 1676.')
[Binscbliessung von Stettin, Abiug des Kf.]
Nachdem Se. Churf. D. zue Brandenburg sich mit einem Theit dero Armee vor
uugefehr zweyen Monathen alliie eine Vierthelmeil vor Stettin gcsetMt, mit
der iiitentioD, die Stadt zue Wasser und zu Lande, so lange es immer die
Jahreszeit zugeben wollen, gantz genau einzuschtiessen und blocqairct zu balthen,
weil man doch wegen gahr zue späther und unbequemer Saison keine formelle
Belagerung eines so conaiderablen Orthes vornehmen können: haben Sie solches
auch dergestalth effectuiret, dass nicht das geringeste inn- oder ausser der Stadt
kommen mögen, und man daselbst bereits einen zimblicben Mangel insonderheit
an Mehl, Fischen, Iloltz nnd anderen Lebensnolthurften verspühret. Waon aber
anjetzo das cingefaüene böse Wetter nicht zulässef, dass weder die Schiffe atiff
dem Wasser, noch auch die Trouppen zue Felde länger liegen können: seynd
Se. Churf. D. zwar entschlossen, morgen von hier aufzubrechen, und dero bey
sich habende Trouppen in die Winterquartiere gehen zu lassen. Sie haben aber
vorhero alle Pässe nnd avenues ringsherumb der Stadt dergestalth besetzet und
veraetaen, dass dieselbe nicbtes desto weniger den gantzen Winther über zue
Wasser und zue Lande blocquiret bleiben und sieb selber vollends consumiren
wird; So lange wir alhie gestanden, seynd') fast t&glich Scharmützel vorge-
fallen, C3 seynd auch auss einigen kleinen aufgeworfenen Reduiten zue etzUcheu
Uahlen Feuerkugeln in die Stadt geschossen worden, welche zimblichen Effect
gethan, so dass verschiedene Heuser abgebraodt. Ausser dorne aber ist nicbtes,
was das Ansehen einer Belagerung haben mächte, vorgenommen, weniger einige
approche angefangen; weilen Se. Churf. U., wie oberwehnet, kein ander Absehen
gehabt, alss auf eine enge blocquade, worinnen Sie auch reussiret.
Liste') der Trouppen, so in denen neuconqnestiei-tetiVestimgeii in
Pommern stehen und zur Blocquade vor Stettin gebraucht werden.
1. Infanterie Compagniea stehet)
Garde UQter ßürsteln 8 iu Gartz an der Oder
„,!,., „1 halb in Golnow
) halb in rrentzlow
') Das Concept von Fuchs geschrieben. Danach Diar. Europ. XXXIV, S. 308,
Theatr. Europ. Xl, S. 1012, Verw. Europa Hl, S. 214, Pufendorf 1. XIV,
I 48 (S. 1084).
^ Nihere Nachrichten darüber Diar. Europ. XXXIV, S. 245, Verw. Europa
111, S.'il3r. Bei den Akten befindet sich auch ein Flugblatl: „Copia eines
Schreibens aus Stettin vom G./IG. Nov. a. 1G7G, die glückliche Befreiung
der bisherigen Belagerung versichernde." Vgl. Müsebeck S.83f.
') Beiliegend den Akten der Geäandlschaft Ifeinders' nach Wien (November
IC7G — Januar 1G77) s. unten Abschn. IV.
oyGooi^lc
Einschl
iessung toh Stettiu. 31
Holstein
8
in Demmin
noch aus
Magdeburg
2
in Demmin
Goltz
8
•\ halb jn Wolgast
J halb in Änklam
Dühnhoir
8
1 2 Comp, in Wolgast
„
1 6 Comp, in Pasewalck und Löykenitz
Rölsey
3
Peenemünder Schantz
Micrander
G
Anklamer Fehr und Anklam
Helldorff
4
Damm
Carnitz
4
Wollin
Summa 59 Compagnien.
Hierzu die Commendirte aus Cüstrin, PeiU, Colberg, TrankFurt und
Oderbei^ ad 800 Mann ohngefähr.
2, Cavallorie
bleiben in Hinter- Pommern und der
Churprinfz
Croy
! Neumark, in StargardjKonigabergund
^ ' Golnow
Anhalt
G 1 bleiben zwischen der Oder und der
C> ) Randow, beaetzon auch Prentzlaw
Obrist Printz
Treffen feid
C 1 im Meoklenbui^-GQstro wischen Au-
6 1 theil
du Hamel
Küssow
1 in Hinterpommern gegen Cammin
37 CompagD.
3. Dragoner
, zwischen der Oder und der Randow,
Grumbkow
4 r, , .
etwa zu Schwod
GÖFtzke
6 Wolliu
Schlieben
6 Damm und Golnow
Hohitein
4 in Mecklenburg
Schwerin
l in Hinterpommern
21 Compagn.
Summa aller
117 Compagnien.
ad 800 Mann plos minus.
j,Goo>^le
I. Kriegaereignisse 1676—1679.
Aus dem Chur-Brandenburgischen Hauptquai-tier fQr Stettin
vom 29. Jimii/[9. Juli] [1677].^)
[Beginn der Belagerung von Stettin.]
K Juli. Am 25. dieses brachen Se. Churförstl. DurchL für G&rtz auf, und rücketen
mit bey sich habenden Regimentern') bis an Eolbitzau, zwo Meilen TOn Stettin:
Unterwegens stiessen die beyden Dürfflingischen Regimenter das zu Fusse und
die Dragouner zu Ihro, zu Kolbitzan fand man alles in der Äschen liegen. Denn
der Feind selber') alles umb Stettin herumb auf drey Heileavegs abgebrannt,
so dass kein Haus mehr in diesem schönesten Lande zu sehen ist, wodurch sie
denn genugsam ihr übelgeainnetes Geraütbe gegen Teutschland an den Tag
gegäben, Se. Churf. D. vernahmen daselbst, (iaas den Ti^ vorhero*) eine unserer
Parteyen unter dem Obrist- Wachtmeister von der Recke ein gut Theil Vieh
an Rindern und Pferden, nahe unter den Wällen der Stadt, weggenommen, auch
einige vom Feinde erschossen und gefangen, Äuff den Mittag selbigen Tages
bürete man ein starckes Canoniren, anfangs wusate man nicht, was es bedeutete,
bald daraufC wurden einige gefangen eingebracht, welche berichteten, dass der
Feind die Schantze, so er an den Dammischen See auffgeworffen, verlassen, und
sich nach der Stadt reteriret, welche Se. Churf. D. Schiffe verfolget, und der-
gestalt canoniret. Den 26. dieses blieben Se. Churf. D. bey Kolbitzan ligen,
umb dero übrige Regimenter unter dem General-Major Geisen zn erwarten.
Am 27.') dieses umb i Uhr Morgens ritten Se. Churf. D. mit einem Theile
1) DanachDiar. Euro p. XXXV (1677), S. 296 f., Theatr. Europ. XI, S. 1188,
Pufendarf 1. XV, § 18 (S. 1126), aucb der Anfang des Berichtes in „Pommer-
schor Kriegs-PoBlillion", dessen erste Auflage schon 1677 (Leipzig bei Chr,
Kirchner) noch yoc Beendigung der Belagerung von Stettin, eine zweite, .Verbesserter
anderer Pommerscher Kriegs-Postillion", ebendaselbst 1678, eine dritte unter dem-
selben Titel 1679 erschieuen ist. Neben den brandenbnrgi scheu Berichten ist Haupt-
quelle für die Belagerung von Stettin das „Diarium obsidionis Stetinensis,
oder Summarischer Beriebt alles dessen, was in der von S. Chf. D. von Brandenburg
vom Junio bis in December des verwicbenen ICTTaten Jahres belagerten und er-
oberten Stadt Alten-Stettin sich von Tag zu Tag begeben und zugetragen. Der eu-
rieusen Welt zu Lieb getreulich und unpartheiisch von einem gebobrenen Slettiner
Zeit wÄhrender Belagerung aofgesetzet und an Tag gegeben' (1678), Vgl. Tage*
buch V. Buch's I, S. 262 ff., v. Unger, Feldmarschall Derfflinger S.Sbt, Uuse-
beck S. 93ff., Jahns ( H oh enzol lern -Jahrbuch I) S. 88 ff.
<) S. eine Liste derselben im Verv. Europa III, S. 568.
') Vgl. Diar. obsid. Statt. S. l (21. Juni/I. Juli).
*) Vgl. ebendas. (24, Juni/4. Juli).
') Vgl. Diar. obsid. Stett. S, 2 (27. Juni/7. Juli).
oyGooi^lc
ttegiinn der Brlagerung lon Stettin. 33
(iero Cavallerie voraus gegen die Stadt, mit denen unterm General-Majore
Geisen angekommenen Regimentern conjugiret, rücketen Sie bis auf ein
Vierthelmeile für der Stadt und campireten daselbst. Auf den Mittag schoss
der Feind dreymal mit achtzehenpfündigen Kugeln mitten ins Läger, that aber
niclit den geringsten Schaden. Der 38. ward mit Kriegesrath-halten und
recognosc^ireti zugebraobt. Se. Churf. D. befahlen eine Redoute am Ufer des
Stroms aulTzuwerffen, und den vom Feinde eingerissenen Damm zu repariren.
Der Kurfürst an den Oberpräsidenten und die Geheimen
Räthe zu Cöln an der Spree. Dat. im Feldlager vor Stettin
9./[l9.] Juli 1677.
[Mittheilung eines Berichtes über die Rinnahme der Zollschanze und dea Bloek-
Nachdem der höchste Gott uns die Zollschanze und das Blockhaus 19. Jul
vor Stettin io unsere Hände gegeben und wir von demjenigen, was
dabei passiret, beigebende Relation aufhetzen lassen, so befehlen wir
Euch hiemit in Gnaden, selbige druuken zu lassen und die Verfügung
zu thun, dass sie unsern Ministris und Residenten zugeschicket werden
möge. —
Extract Schreibens aus dem Feld-Läger für Stettin
vom 6./1Ü. Juli 1077.')
[Fesiseliuiig SdiReriiis auf ileiu Damm,]
Nachdem Se. Churfürstl. Durch!, eine starcke Brücke') über den Arm der 16. Juli.
Oder, welcher bey Stettin fürbey flcussct. schlagen, und selbige an den Seiten
mit guten Scbantzen, und in der Mitten auf einer kleinen Insul mit einem
Blockhanae versehen lassen, haben Sie den 4. dieses dero General Major
Schwerin beordert, mit einer starcken Partey Fuss-Volcks darüber zu
') Danach fast wOrllich Diar. Europ. XXXVl, S. 38, liörzer Pomme
KriegspostillioD (1. Aufl.] S. 4G, Verw. Europa 111, S. 568, Theatr.
XI, S. 1188, Pufendorf 1. XV § 18 (S. 1126). Vgl. Tagebuch v. Bu
S. !66f., Uüsebeck S. 101.
>) Vgl. Diar. obsid. Sletl. S. 3 (3./ 13. Juli).
Utter. z. Geicb. d. G. KnifanUti. Xvm. 3
oyGooi^lc
34 I- Eriegsereignisse 1676—1679.
marcbiren, und sich des Dammes zwischen dem BlockbaiiBe und der Zoll-
Schantze zu bemäclitigen, welches') nuch nach einer gethaneo unglaubliclien
Arbeit, indem die Unsngen eine giosse Meileweges durch einen tieEFen Morast
marcbiren und den Weg, da vor diesem kein Mensch hingekommen, mit Ab-
hauung der Sträucher und Legung der Fachinen erst machen müssen, dergestalt
geglücket, dass^) vorgedachter General Majur auf dem Damm posto gefasset,
sich daselbst eingeschnidten und verbauet, und eine starcke Schantze aufwerffen
und mit Stücken versehen lasset, umb dadurch so wol die ZoU-Schantze als
das Blockhaus zu attaquiren, umb dem Feinde den gantzen Oder-Strohm nebit
der Fourage. so er auf den Wiesen und im Bruche zwischen der Lastadie und
Zoll-Schantze gehabt, abzuschneiden. Bey währender Arbeit sind bis itzo nicht
mehr als vier oder ffmff erschossen und so viel blessiret worden.
PS. Gleich itzo hüret man ein unaufbürlicb Scbiessen in See, welches
von unsern Schiffen geschiehet, diese Nacht wird das Blockhans attaquiret
werden.
Extract Schreibens iins dem Churförstl. Brandenb. Feldlägei-
für Stettin. De dato den 8./18. Julii 1677.'^
[Einnahme des Blockhauses uud der Zollschanze.]
18. Juli. Nachdem auf Sr. Churf. D. Ordre, der General Major von Schwerin mit
3000 Mann zu Fu.sse über die bey GQstau auff der Oder geschlagene Laufbrücku,
am S. dieses passiret, und durch einen tieffeu Morast und Gesträuche über eine
grosse deutsche Meileweges lang, allwo vor diesem kehi Mensch hiagekommeii,
bis an deu Damm zwischen dem Blockhause und der Zoll-Schantze avanciret,
hat er auf dem Damm posto gefaaset, und sich daselbsten, ungeachtet des Feindes
conti nuirlichen Schiessens, zu verbauen und zu verschautzen angefangen. Weil
aber der Damm zwischen der Zoll-Schantze und dem Blockhause nur eine kleine
Viertelmeile lang, und gar schmal, also keine terram hat, dass eine solche Hann-
schafft darauff stehen konte, musten nur allein diejenigen, so arbeiteten, nnd
was zu deren Bedeckung nöthig war, darauff bleiben, die übrigen aber in dem
dabey ligenden Gesträuche auff untergelegte Fachiuen, weil es äherall sehr
morast^, stehen bleiben: Weil der Feind nun vermercket, daas die unsrigeu
') Vgl. ebendas. C4./14. Juli).
»> Vgl. ebendas. S.4 (Ö./IÖ. Juli).
^ Danach Pommerscher Eriegs-Postiilion S. 4G f., Tfaeatr. Europ.XI,
S. 1188, Pufendorf 1. XV §18 (S. 1126). Nach anderer Quelle Diar. Europ.
XXXVI, S. 40, Verw. Europa 111, S. 56S. Vgl. Tagebuch v. Buch's 1, S. 268 £,
ÜDsebeck S. 101 f.
oyGooi^lc
Eianahme des GlockhftUsea und der ZolUchanze bei Stettin. 35
nicht so gnr starck auff dem Daaim waren, ist er gestern') mit anbrecbcndcm
Tilge zwischen 2 und 3 ühr mit 3 bis 400 Mann, untern Commando des Obristen
voll der Noht und Anfübrung des Major Budberges aus der Zull-Scliantze
ausgefallen, bat sieb durchs Gesträuche bis nuff unsere Vorwacbe gescblicben,
selbige repousairet, und wie ebon ein Regimentstück lein auff die von den onsrigen
auffgeworfene Hedoute gefubret werden wollen, selbiges wegbekommen, als er
aber aus der Rcdoute unverbofften starcken Widerstand gefunden, und die
unsrige aus dem Gcsträjche avancircn sehen, hat er sich mit Hinterlassung
vieler Todlen (worunter der Major Budbergen und Capilain Hörn) wie auch
fünff Gefangenen, und vielen Pechkränzen und Handgranaten in höchster Con-
fusion reteriret, der Todten und Blessirten vom Feinde sind, der Gefangenen
Aussage nach, über 40 gewesen, von den unsrigen sind 8 todt, nebst dem
llau[iliuaiiu Behr, und etliche 3Ü gequetscht, worunter der Obrist-Lieutenant
Uielhmnr, Obrist-Wnchtmeistcr Schonnig und Hauptmann BUlau. Kurtz
nach dieser rencontre ward von unser redoute aus 2 Aohtpfündigen, 2 Sechs-
pfündigen, 2 Vierpfündigen Stücken und 2 Haubitzen, welche Se. Cburf. D. zu
Wa£iK^^ dabin bringen lassen, das Blockbaus beschossen, und damit bis 3 Uhr
Nachmittag unaufhörlich continuiret, umb welche Zeit das darin gelegene Haus
in Brand gerahten. Worauf die unsrige sofort das Blockbaus bestürmt und
erobert und darin einen Fäbndrich nebst 21 Gemeinen gefangen bekommen.
Ein Capitain, so darin commendiret, und 70 Mann bey sich gehabt, ist mit dem
Rest nach der Stadt zugclaufTen, die unsrige haben darin 3 Stücke liebst vieler
Munition und Victualien bekommen, auch verschiedene Todte und Gequetschte
gefanden.
Gegen Abend schickte der General Wolf^) einen Tambour aus der Stadt
und liess nmb die in dem Aussfall gebliebetie und blessirte Officirer ansuchen,
Se. t'hurf. D. haben befohlen, selbige unter den Todten auffzusuchen und hin-
einzuschicken. Wie man nu nach erobertem Blockhauae im Werk begriffen war.
die Zolt-Schanlze') mit aller Macht zu attaquiren, sähe man heute Sonntags
zwischen lU und 11 Uhr vormittags unter wahrendem Gottesdienst in gedachter
Zoll-Schantze ein Feuer auffgehen, welches sich augenblicklich verraehrete und
endlich canlz überhand nahm. Wie man nun in Zweiffei war, ob solches ohn-
gefehr oder durch unser Geschütze entstanden, zumalen man sich nicht einbilden
konte, dass der Feind eine so considerable Post so liederlich verlassen wurde,
bekamen Se. Churf. D. nach Verlauf einer Stunden die Nachricht, daas der
Feind alles selber in Brand gestecket und sich zu Wasser reteriret hätte. Wie
die unsrigen nun darauff posto gefasset, ist dem Ingenieur Causchen, welcher
am ersten zu recognosciren darin gewesen, durch eine Granate, so der Feind
ligen lassen, das rechte Bein gantz zerschmettert worden, die unsrige haben
darauff nrab 3 Uhr Nachmittage die Brau denbuigi sehe Losung mit 3 Stücken
>) Vgl. Diar. oba. Stetf. S. 4 (7./17. Juli).
»} Ganerallleutenant v. Wulffen, Gouverneur von Stettin,
*) Vgl. Diar. obs. Stett. S. 5 O-I^'i- Jil')-
3"
oyGooi^lc
36 t- Eriegsereignme 1676— 16?9.
darans gegäbeo, sind also diese beyde cocsiderabte Posten über die kleine und
grosse Kegelitz, die Zoll-Scbantze and das Blockbaus, welche vor diesem von
keinen Ueoschen bezwungen worden, durch Gottes Gnade in Sr. Churf. D. Hände
ohn sonderbaren Verlust innerhalb 2 Tagen gerabten, und dadurch dem Feinde
alle Fourage und der gantze Oderstronr abgeschnidten, hingegen den oasrigen
an einer Seiten der Weg bis an die Lastadie und an der andern nacb Hinter-
Pommem und der Nenmarck eröffnet worden.
Der KurfQi-st an den Obei-präaidenten und die Geheimen Räthe
zu Cöiii an der Spree. Dat. im Lager vor Stettin 17./[37.] De-
cember 1677.^)
[Anzeige der Uebergabe von Stettin. Anordnung eines Dankfestea.]
Nachdem der Allerhöchste unsere gerechte WalTen abermal dergestalt
gesegnet, dass sich dieser importante Ort den 16. dieses an uns durch
bei kommenden accord') ergeben, als haben wir Euuh hiemit gnädigst
anbefehlen wollen, bei allen unseren Regierungen, auch in unser ganzen
Chur- und Marck Brandenburg die Verfügung zu thun, dass dem grossen
Gott deswegen olTentlich gedanket und er umb fernereu glücklichen Succes
angerufen werden möge.
PS. Es soll ein Dankfest in allen seinen Landen am ersten Neujahrstage
abgeballen werden. Er hat auch an alle Festungen Ordre ertbeilt, dasa an
diesem Tage mit GescIiGtzen und Musketen dreimal Salve geschossen werde.
W. F. V. Hülsen.*) Untcrthänigster Bericht an Se. Chnrf. D.,
wie es sich vor, in und nach dem TrefFen ') uff der Insel Rügen
zugetragen, s. 1. et d. [Januar 1678].
Als sich der Feind den 5. und 6. Januarii aus Strahlsund und
Brandshagen mit aller Macht an Reutern und Fnssvolk über, umb und
') Die Anzeige von demselben Tage an den Fürsleu tos Anhalt s. bei
V. Orlich III, S. 281.
>) S. die Accordspunkte wiederabgedruckt Diar. Earop. XXXVI, S. 512 IT.,
Verw. Europa III, S. 588 ff.
>) Obent Wilh. Friedrich t. Hülsen, Befehlshaber des Regiments z. PL
des Herzogs von Croy.
') üeber dieses für die Verbündeten so unglficklicho Treffen auf Rügen vgl.
Fock, Aus den leUten Zeiten Pommerscber SelbatfindigVeit. Wallenstein und der
oyGooi^lc
Dfts Gefecht auf Rügen. 37
in die Fehr Schantz gezogen, hat General Majoar Rutnohr') mit 8 Es-
quadronen Router und Dragoner in der Alten Fehr Schantze gegen
StrahUund gestanden, umb, weil er vermeinet, dass der Feind selbigen
Ortea übei^ehen möchte, Achtung auf sein Vornehmen zu haben, und
mir mit den annoch übrigen Trouppen Ordre ertheilet, aus dem Lager
zu rücken und so nahe, als immer müglich wäre, an die Nene Fehr
Schantz zu rücken, so auch geschehen, und habe ich mich unter eine
Höhe, umb vor den Stücken sicher zu sein, nicht weit der Schantz ge-
setzet, und meine Wachten in die Höhe gestellet, damit ich Nachricht
von des Feindes Vornehmen haben können, auch seibat die ganze Nacht
zu den Wachten geritten und patrolliret, umb zu sehen, was der Feind
tentiren möchte, da ich dann wahrgenommen, dass der Feind von Strahl-
äund mit grossen Fahrzeuge und Schuten mit anhängenden Brücken seine
Leute begunoet aui^zusetzen, welches ich ohngeseumbt durch einen Offi-
cirer dem General Majour notificiret. so ihm, weil er es von der Alten
Fehre auch gesehen, rancontriret und zu den Officirer geaaget: Es wäre
gut, die Trouppen kommen auch schon, reutet nur voraus, ich will bald
bei Eurem Obristeu sein, wie er auch ohngefehr iu der halben Stunde
drauf bei mir gewesen und gesaget: Ich habe den General Adjutanten
beordert, die Infanterie von Bergen zu holen, sie wird wohl gegen Mit-
tag bei uns sein, und bin ich nachgehends mit ihme so nahe als mög-
lich war, an die Schantze geritten, da wir dann sahen und horeten, weil
es etwas finster, wie der Feind die Cavallerie ausaetzete, der General
Majour zu mir sagte: Nun sehe ich wohl, dass des Feindes gänzliche
Meinung ist, hier auszusetzen, hierauf ich geantwortet: H. General,
wäre') es nicht gut gewesen, wie ich oft und vielmal gerathen, und mir
alle Officirer von den Alliirton Zeugnüs geben können, dass ein Trange-
grasse Kurfnrst vor Stralsund ( R ü gen seh -Pa mm ersehe Gesehicht^n. VI] S. S93fi'. In
den Beilageu ist daselbst auch der Bericht Königs [oarck's an König Earl XI- vom -
VJ. Januar 1G78 (S. y37 IT.) und die officielle gedruckte schnedische Kelalioo (S. 543 (f.)
abgedruckt, welche letztere sich schon im Diar. Europ. XXXVII, S. 22ff. und im
Verw. Europa HI, S. 784 ff. (auszugaseise, davor S. 781 ff. noch eine andere Re-
lation darüber) findet. Fock (s. S. 393) hat diesen Bericht Qülsen's noch nicht
gekannt.
■) Der dlniscbe Geaeralmajor Uetlev v. Kumohr, welcher den Befehl über
die auf Rügen siehenden Truppen der Verbündeten fühne, s. über denselben Fock
') Uebcr das gespannte Verhilluisa ^nischeu Hülsen und Kumohr und die
TOn ersterem schon früher geäusserten Besorgnisse s. Fack S.S'JOf. auf Grund der
Bericbte Hülseu's aa den Kurfürsten.
oyGooi^lc
38 I. KrießBereignisse 1676—1679.
ment über die Höhe, von einem Wasser bis zum andern, verfertiget
wäre, wenn wir ja den Winter bei offenen Wasser im Felde stehen
sollten, er wieder geantwortet: Es wäre gut, wenn es geschehen wäre,
aber es ist nun zu spät, ich hierauf weiter geantwortet: Weil dieses
nicht geschehen, wenn nur das gethan, was alle Obristen gerathen, und
er selbst mit beliebet, dass alles bei Strahlsunde, was umb nnd bei der
Alten und Nenen Fehr Schantze an Fourage vorhanden gewesen, wenn
auch nicht ein Halm Stroh zurückgeblieben, bis an Bergen gebracht
wäre und alsdann uns vertrangementiret hätten, der General Majour
wieder geantwortet: Davon ist nun nicht mehr zu gedenken, und zu mir
gesaget: ich sollte mitreuten, er wollte mir einen Ort zeigen, nff welchen
sich bei anbrechenden Tage die Trouppen stellen sollten, welches auch
geschehen, und habe ich eine Esquadrou der Uuserigen und eine dänische
nebst dem Obristlieut. an der Neuen Fehr Schantze stehen lassen, weilen
aber solcher Ort sehr enge und die Infanterie noch nicht bei uns war,
hat er selbst gesehen, dass wir uff solchen Orte nicht stehen bleiben
können, deswegen resolviret, einen andern Ort hinter unserm Lager, ein
gut Stück Weges, die Trouppen hinzustellen, wohin wir uns auch ge-
setzet, und ist die Infanterie etzliche Stunden hernacii auch zu uns
kommen und eiugerücket und altes nach des Generals Disposition, ver-
möge Beilage Litt. A') eingerichtet worden. Hierauf ich erinnert und
gesaget: H. General, die beiden Esqiiadroncn werden wohl nicht stehen
bleiben können, wenn solches der Feind sehen wird, dasa wir so weit
von diesen stehen, wird er suchen solche übern Haufen zu werfen, er
geantwortet: Es hätte keine Noth, ich habe ihnen Ordre gegeben, sobald
'] Diese Beilago enthält eine Zeichouiig der Aufstellung dor Verbündelen, dabei
ist bemerkt, daes der Hnke Flügel 8Ü0 Manu (Keiler und Dragoner), das Centrum
1680 Mann ([iifanlerie), der rn-hte Flügel 610 Mann (lieiier und Dnigoner], das gsnzu
an dem TreFTen theÜDebmende Corps nixo :j:l>50 Uaiin getäbll babe (Fock S. 40(>
reebnet ca. 3800). Darunter befanden iiicb 360 Brandenburger. Nach einer auch bei
deu Akten befiiiilliuhen l.i^lc bestanil das nach Kü);en gekommene brandenburgisehe
Corps aus folgenden Truppenlheilen;
Commendirle Reiter 1 10 Pferde,
das Croysi'he Regiment (inetches Hülsen bcfebligte) 4ff(> Pferde,
Gürtzke'sche Dra|;oner 100 Mann,
Schlieben'sclie Dragoner 200 Mann,
Cominendirle Dragoner 80 Ilann,
Snmma 97U
davon waren aber iniwisehen 24 totgeschossen, 74 gestorben und 11 entlaufen, also
109 Mann abgegangen.
oyGooi^lc
Das Gefecht auf Bogen. 39
sie sehen, dass der Feind ufT sie avanciren würde, alsdann sollten sie
sich zu rficic ziehen, wie auch bald darauf geschehen, und hat der Feind
solche mit unsem grossen Verlust, weil sie weit von uns gestanden, und
so bald nicht konnten secundiret werden, poussiret und unterschiedene
todtgeschossen und gefangen genommen.
Den 7. Januarii hat der Feind uns unattaquiret stehen lassen und
inmitteiät immer mehr und mehr ausgesetzet. Den 8. Jan. drauf hat
sich derselbe mit ganzer Macht und .seiner Artiglerie auf uns gestellet
und mit anbrechenden Tage bis Glock 2 Uhr Mittages zu canoniren
aDgefaogen, auch überaus grossen Schaden unter unsern Trouppen ge-
than, wie denn ohngefahr vor einer Stunde der Action unter andern
auch der General Majour selbst geblieben, und zöge sich der Feind bald
darauf mit seinen rechten Flügel, welchen der Graf Königsmarck ge-
ßhret, auf unsern linken Flügel, und bliebe ohngefahr noch ein paar
1000 Schritt vor uns stehen und inmittelst seine Stücken zwischen den
Esquadrouen pflanzte, und als darauf der Obriäte Wallisch zu mir ge-
schicket und begehret, weit der General Majour geblieben, möchte ich
doch das Commando bei dem rechten und der Obrist Lieut. Maltzan
bei dem linken Flügel nehmen, wie aus des Obristen WalHsch Bericht
Lit. B. ') Duter andern ausführlicher zu ersehen sein wird, ich ihm zur
Antwort werden lassen, es wäre mir solches zu thun unmüglich, der
Feind stünde mir zu nahe und thäte mir mit den Stücken grossen
Schaden, wenn der Feind nicht weiter herauswollte, mnsste ich zu ihm
avanciren, hierauf er mir wieder s^en Hess, ich möchte nur in Gottes
Namen avanciren und treffen, er wollte mich schon secundiren lassen,
wie ich auch gethan und avanciret. Als nun der Feind sähe, dass ich
ohngefahr die Hälfte zu ihm kommen war, Hess er mit Cartetschen uif
jedere Escadron canoniren und rückte uns entgegen, da wir dann bis
4 oder 5 Schritte an einander gerücket, und stunde der Feind mit 7
Esquadronen und wir mit 5 in etwas stille gegeneinander, auch bald
darauf zugleich von beiden Theilen Feuer gegeben (in dieser Action ich
etzliche Schösse uffs Kyras bekommen) und begunte der Feind in etwas
zu weichen, weil aber des Feindes Reserven sofort bei der Hand und
in unsere eindrungen und selbige poussiret wurden, führte ich die Schliefen-
■) Bericht des kaiserlichen Obersten Wallisch an den Keldmarschalllieulenant
Letlej in Kopenhagea (g. d.). Auch dort wird angegeben, W. habe Hülsen bitten
lassen, das Kommando des rechten Flügels zu übernehmen, „so aber wegen des schon
aokommeDden Feindes nicht geschehen lEonnon",
oyGooi^lc
40 I- Krie^ereigQisae 1C76— 1679.
sehe Dragoner nebest einer Esquadron Münstersche, so meine ganze Reserve
war, auch an, welche zwar ihre Deveur ebenmansig rühmlich thateD,
ea wurdcQ aber dieselbe durch des Feindes grosse Macht ebenmäsaig mit
übern Haufen geworfen. Hieraufschickte mir') zwar der Obrister Wallisch
etzliche Eäquadroneo zum Succurs, wie aber selbige sahen, dass unsere
Leute bereits poussiret waren, kehrten sie sich vor die Unsergen umb
und giogea ohne Lösung einiges Gewehrs davon. Ob ich nun zwar
solche eiligst wiederumb zum Stande bringen wollte, war doch alles
vergebens und umbsonst, weil keiner stehen bleiben und nicht eintzigen
Schoss thuu wollen, und als ich bei die Infanterie nach dem rechten
Flügel geritten, kam ich zu dem Miintiterächen Obristen Nitzo, welcher
sagte: Nun avanciret der Feind mit seinen linken Flügel auf unsero
rechten, und zu mir gesaget, ich möchte doch hinjagen und sehen, ob
ich die Leute nicht wiederumb zum Staude bringen könnte, welches
aber unmüglich, weil die I^ute schon eine grosse Ecke Weges w^ ge-
wesen und ich zugleich auch gesehen,'} dass die übrigen Esquadronen
Kayserl. sich ebenmässig ohne eintzigen ScLoss zurückgezogen, wie im-
gleichen auch unsere ganze Infanterie, weil sie gesehen, dass der Feind
sehr stark gewesen und bereits unsere Stücke weggenommen gehabt,
auch in voller Confnsion und alles über und über gegangen war, inmittelst
der Königl. Dänische General Adjutant Hey zu mir gekommen und ge-
gaget: Ich hätte gethan wie ein rechtschaffen Cavalier, er würde es an
seinem Orte wissen zu rühmen, worauf ich abermals resolviret und zu-
sehen wollen, ob ich noch etwas zum Stande bringen können, und durch
die Trompete rufen lassen, so aber nichts verschlageu wollen und ist
')
Auch Wallis
h berichtet, er
hätte H
bis auf
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Hülfe geschickt, ,d
e aber
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gleichfalls in Coufusioa
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Flügel beiküui
men kü
n<?n, weil si
c zwischen sich und ihm
ein Tbil und etwas Uorast gehabt. Nach der Niederlage des linken Flügels und der
Flucht der demselben zu Hülfe geschickten lieiler hätte der Feind den drei übrigen
Escadrons und der Infanterie in den Rücken gehen wollen, auf Ralh des Münsterscheu
Obersten Nitzo und der anderen Obersten hätte er, Wallisch, die Infanterie zurück
an den Morast führen wollen und den 3 Kscadrons Befehl gegeben, vorläufig, bis
dieses bewerkstelligt sei, Stand zu halten, der feindliche linke Flügel aber sei mit
aller Macht durch das Defile gedrungen, darauf hätten sieh die drei Escadrons zur
Flucht gewendet ,und also noch uugestellten und in Confusion stehenden durch den
engen Platz, so wir hatten, in Rücken gehrochen. Und ob wir schon uns untett
nieder wollten wenden, war es doch keine Möglichkeit"
oyGooi^lc
Das Gefecht auf Ragen. 41
alles zerstreuet weit uad breit über die Felder gelaufea, da ich dann
vermeinet, dass sie eich zu Berge wiederumb würden gesetzet haben,
alda aber alles durchgegangen, uud weil es schimmernd geworden, und
ich vom Wege abgekommen, bin ich unterwegens ohngefähr bei Bott-
buscb zum ObristeD Wallisch gekommen und im Willen gehabt, uns
ufT das Haus Bottbusch, weil wir schon von unsern Leuten abgeschnitten
waren, zu setzen, da wir aber solches mit Pauren bereits besetzet, zu-
gemacht gefuaden uud also mit einander am Strande bis Müncbhut ge-
ritten, alwo wir unterschiedene Leute uff Böte übersetzen sahen, H,
Obriäter Wallisch zu mir gesaget: Nun ist hier weiter wohl nichts
mehr zu thuu, es ist doch alles schon verloren, da denn eine dänische
salva guarde gekommen und uns ein Bötchen praesentiret, endlich wir
resolviret uns übersetzen zu lassen, wie wir denn des Morgens frühe auch
nach Wolgast angekommen und alda unterschiedene unserer Leute ge-
funden, die die Nachricht gegeben, dass viel Leute am Strande und
sonderlich nach Wittow sich reitterlret hätten, wohin auch 5 Schiffe von
Pönemünde g^^gen, und hat man Nachricht bekommen, das.s sich fiber
lifjO Mann in solche Schiffe gesetzet, und weil sie vor den Schwcdschcn
Caperij nicht zurück nach Pönemünde kommen können, sind sie dun
Veimulhen nach nach Dännemarck oder Holstein gesegelt.
Der Kurfilrst an den FOi-sten von Anhalt. D. Anklam
20./[30.] Juli 1678. (Z.)
[BeseUuDg der Wiecker Sobtuize.]
— Von hier rillet') noch zur Zeit wenig zu berichten, ausser dass') 30. Juli.
meine Leute sich der Wyckei-schantze vor Gretfswalde, welche der Feind
kurz vorhcro verlassen gehabt, nebst einem dabei gelegenen grossen
■) Kr. ivar am 6. Juli tud Berlin aufgebrochen, lagerla in ErwarluDg der däniscbeD
Kloile, mit deren Hülfe er den üebergan^ nach Rügen zu bewerkstelligen hoffte, bis
lum 1. Auguat bei Anklam und litss umerdeasen Greifswald blocquieren. S. Diar,
Kurop. XXXVIII, S. Ul , 248, Dritter pomnierscher Kriegspostillion S. 4,
Theatr. Europ.XIS. 1336, Verw. Europa III, S. 399 t. v. Bueh'a Tagebuch II,
S. 37 ff. Vgl, auch unten Abschn. Ul.
^ Vgl. V. Bucb's Tagebuch II, S. 47,
oyGooi^lc
42 T- TüriegaereignUse 1676— 16T9.
Schiffe bemächtiget Ich habe selbige beaetzen lassen, weil dadurch der
Greifswaldische Hafen gänzlich gesperret ist. Ich hoffe, dass in kunea
etwas mehres zu berichten vorfallen werde. —
Der Kurftlrst an den Admiral Juel. D. auf dem Jacht de Brack
zwischen Palmeroi-t und Putbus 12./22. September 1678.
[Vereileller Lan du ngsv ersuch. Aufforderuug zu einer Diversion.]
Weil wir vermuthen, dass Euer Bruder') schon nach I. K. M. ab-
gereiset, so haben wir Euch hiemit zü wissen fügen wollen, dass wir
zwar') Vorhabens gewesen, diesen Morgen die attacque an dem bewusten
Orte zu thuo, weil aber der Wind anfangs ganz, stille und Dachmahlen
contrair geworden, so dass uds unmöglich gewesen mit allem Fahrzeug,
welches sehr langsam nachgelfommen, füglich an Land zu gelangen, so
haben wir albier zwischen Putbus und Falmerort Anker werfen müssen
und seind eotschloasen, so balde Wind und Wetter fügen werden, unser
desseiu zu exequiren. Im Vorbeigehen hat der Feind sehr heftig auf
uns canonirot, aber, Gott Lob, keinen Schaden gethan, ausser dass ein
Obr. Lieutenant') erschossen worden. Wir hofTen, Ihr werdet entzwischen
keine Minute verabsäumen, umb auch Euerseites Posto zu fassen und
den Feind zu divertiren, damit er nicht alle seine forces gegen uns ziehe,
und verlangen wir zu vernehmen, wie es aldorten stehet. —
') Der dänische Reicbsrat Jens Juel, s. üb«r dessen damalige Sendung lu Kf.
unten Abschn. Ifl.
^) S. über die Vorbereitungen des Kf. zur Landung auf Rügen und diesen
ersten erfolgloaen Versuch Foclt a. n. 0. S. 408 f., den dort abgedruckten Bericht
KSnigsmarck'» vom 20./30. September 1673 (S. 554} und die brandenb. Relation
vom l3,/23. u. U./ai. September (S. 572 f.). S. auch v. Buth's Tagebuch II 3. 63,
Jahns, Der Grosse Kurfürst auf Rügen und vor Stralsund 1678 und der Winter-
telifeug in Preussen 1679 (HoheDKoIlern-Jahrbuch 111, 1839) S. 5 f.
') V. Krummensee (ebendas. S. 573).
oyGooi^lc
Die Eroberung von RügeD. 43
Der Kurftii-st an den Oberpräsidenten und die Geheimen Räthe
in Cöln a. d. Sp. D. auf der Insul Rügen unferne Putbus
14./24. September 1678.
[MittbeiluDg einer ReUlion über die Einnahme toq Rügen. Anordnung eines
DankfeateB.]
Ihr habet aus beigefügter Relation') zu eraehen, welchergestalt der 24. Sept.
höchste Gott die vorgehabte Attacque auf Rügen mit einem glücklichen
Succeas und Ausschlag gekrönet, so dass wir uns nicht allein derselben
Insul durch göttlichen Beistand bemUclitiget, sondern auch die Alte-Fehr-
.'^thantze stürmender Hand erobert, des Feindes ganze Cavallerie ruiniiet
und diesen Succes noch ferner zu prosequiren im Werke b^riffen sein.
Welches Ihr dann behörigen Orts werdet kund zu thun wissen, auch die
Verfügung zu thun, dass die Relationes durch alle in der Cantzeley ge-
.schrieben, imgleichen es an alle Regierunge zu notiUcircn, damit Gott
auf den Canizlen davor gedanket und das Te Deum laudamus gesungen
werde. ') —
Der Kurfürst an die Geheimen Räthe etc. D. auf unserem
Jachtschiffe unweit Stralsund I7./27. September 1678.
[An«ige <ler Einnahme der Neuen Kährarhanze und des DSnliolms.]
Auä dem Anschlüsse') habet Ihr zu ersehen, was ferner nach der 27. Sept.
Jüngst abgelassenen Relation auf der IdsuI Rügen passiret, und welcher-
') .Aussführliche Relation von Eroberung der Inaul Rügen vom 13,, 14. und
16. Septembris anno 1678,- wiederah gedruckt Di»r. Europ. XXXVllI S. 474 fr.,
Kork S. 573 IT., danacb die Berichte in Vorpommerischos Diarium oder St-
Chnrf. 1). 7.U Branüenhur}; Fernere Krieges- Eupeditioiies in Vorpommern <tes
1678. Jahres (lß79), Dritter Pommerschcr Kriegapostillion (11179) S. lOff-,
Theatr. Kurop. XI S. 1328, Vor«-. Europa III, S. 804 IT., Pnfendorf I. XVI
§ CO CS. 1232 f.). Vgl V. Buch'8 Tagebuch II, S. G3IS., v. Unger, Feldmarschall
[ttfrfflingcr S. 102 IT., Jahns (Uohentollern-Jahrbuch III) S. 7 ff.
^) An demselben Tage theilt KT. auch seinen Gesandten und Residenten im
Auslände sowie der preussischen Regierung diese Relation mit; letztere erbält den
Kefebl, diese Nachricht überall in Polen und Preuasen bekannt zu machen. Das
Schreiben des Kf. an den Kaisar von demselben Tage s. Urk. u. Act XIV,
S. 8'J7.
*) ,Bltract Schreibens aus der Neuen Fehr-Schantze vom n.ßl. Septembris.
Item aus dem Cburfürstl. JachUchiff bey Denholm vom 18./3S. dito Anno 1678,"
oyGooi^lc
44 I- KriegsereignUse 1676—1679.
gestalt durch des Höchsten sonderbare Verleihunge numehro auch die
Neue-Fcliräcbanze und also die ganze Insul Rügen ini)^lcichea die IdsuI
Dänhüliit, so einen Musquetensühuss von der Stadt Stralsund lieget, in
UDser Gewalt geratbeu, welchem Ihr dann behörigeu Ortes überall werdet
kund zu machen wissen.') —
Der Kurfürst an den Oberpräsidenten niul die Geheimen Räthe.
D. im Hauptquartier Lüdershuffen vor Stralsund 12./22. Oc-
tober 1678.
[Mitlheiluiig einer Relatiou über den Üeghiii der Capiluliitioiisverhandluugea mit
Küaigsmarck und der mit älnlsund gcwecbselten Schreiben.]
Ihr habet aus beigeschlossener Relation zu ersehen, wassgcstalt der
allerhöchste Gott unser Vorhaben abermalen dergestalt gesegnet, dass
wir innerhalb 16 Stunden, nachdem wir die Stadt zu beschiessen an-
gefangen, den Graf Königsmarck und besagte Stadt dahin vermocht,
dass sie umb eine Capitulatiou augesuchel, gestalt man dann darüber
bereits jetzo tractiret. Wir befehlen Euch in Gnaden, diese Relation
sofort drucken zu lassen und an alle unsere Ministros zu schicken, und
damit Jedermänniglich sehen möge, dass wir die Stadt genugsamb ge-
warnet und dieselbe an dem Brand und ihrem Unheil alleine schuld,
80 befehlen wir Euch hiermit in Gnaden, die hiebeikommende Schreiben,
so wir an die Stadt und den Graf Königsmarck und diese hinwiederum
an uns abgelassen, juxta soricm datonim dabei truckea zu lassen und
solfhergestalt zu divulgircn.') —
wiedersbgedruclit Fock S. 575f.; danach Diar. Europ. XXXVIII S. 473, Vor-
pommeriscbes Diitriun), Dritter Pomoiersc her Kriegapostilliou S. 13 f.,
Theatr. Europ. XI, S. 1328, Varw. Europa III, S. ÖOG, l'ufaodorf I. XVI
5 GO (S. 1333). Vgl. V. Buch's TiigBbuch II, S. 68 ff., Jahns a- a. 0. S. 11.
") In ihrem (ilückwunschschreiben (d. CGln a. d. Spree J3. Sepl./3. Oct. IG7S)
melden die Geh. Küthe, dass am gestrigen Sonntag in allen Kirchen eine Dankfeier
glatt gefunden und dLiss sie, damit diese Kelalion desto schleuniger Kur allgemeiDen
Wissenschaft gebracht werde, dieselbe hätten drucken lassen-
') Dia dementsprechend zusammengestellte „Relation aus dem Hauptquartier zu
LäilershagenfürSiralsund, vom 12./'i2. OctobrislG78, nehsl einigen TonSr.Churfl.Durchl.
lu Brandenburg au den Herrn Uraff Küoigsmarck und <lie Stadt Stralsund abgelassenen
und darauf erfolgten Anlwort-Schieiben,"' wiederabgedruckt Diar. Europ. XXXIX
(1679) S. 29 ff., Fuck S.üSOff. obue die Schreiben, diese in Vor-Pommerisches
oyGooi^lc
EinDahme TOd Slralsund.
Der KiirfÖist an den Oberprüsidenten und die Geheimen Rätlie.
Dat. im Hauptquartier zu LOdei-shagen 15./[25.] October 1678.
[Anieige der CapitulatioD von StraUund.]
Wir geben Euch hiemit in Gnaden zu vernehmen, wasmsssen die ^^- Oct.
Stadt Stralsundt durch Gottes wundergütige Direction heut per Accord
an ans übergangen. Die Äccords-Punkta habet Ihr hiebei zu empfangeu,
welche Ihr zum Druck befodern und an alle unsere Regierungen und
Mioiätros mit behöriger Notification iiberschicken köuuet. ')
l>iariuiD, Dritter PominerscbarKriegspästillionS. I6rr., Verw. Europa III.
S. SOS ff-, Theatr. Europ. Xt, S. 1328 f., Pufendorf 1. XVF, § Gl, f.2 S. 1233 ff. Vgl.
Y. Buch-s Tagebuch H S. Bill., Fock S. 4-28S., ¥. Dnger, Feldin. Derfflinger
.S. It.)6 ff., Jahns a. a. 0. S. II fF.
■) S. diese Accorda- Punkte Üiar. Europ. XXXIX, S. XXXIII ff.. Vor-
Ponimoriiiches Diarium, Dritter Pomraeracher Kriegspostillioa S. 26 ff.,
Verw. Europa III, S. 812ff. Kurze Inhaltsangabe. PufeDdorf, 1. XVI, $ GS
(^. 1:235). Der Eapitulationsvertrag mit der Stadt Stralsund vom 15-/25. October 1678
bei Fock S. 5Sj ff. Ausser den dort (S. JTT ff.) wiederabgedruckten Relationen
über die Belagerung von Stralsund linden sich bei den Akten noch folgende ge-
druckte Flugblätter:
Aussm ChurfÜTstl. Hauptquartier T.Üdershagen vom 13./23. Oct. ItJTS.
Han stehet nun hier in vollen Tractaton, und sind von der Guaroison S und
voD dem Kaht und Bürgerschafft 4 Deputirle hier; 31it der Stadt ist es, Gott Lob,
richtig und bleibt Sie bey allen ihren Privilegien unge
aber wird noch capitulirt, man vermeinet aber iedoch,
.S'^hluss gelangen werde.
Kilract-Schreibens aus dem Cburförstl. Brandenburgischen Haupt-
quartier zu Lüderahagen, für Stralsund, vom 13./23. Oct. 1678.
Seit gestern hat es vegen der Accord s-Puncta etwas diffivultet gegäben, indem
der Feind die Puncta beraussKuscbicken verzögerte, darumb Se. Churf. Dun-hl. die
Geiseln gestern umb 3 Uhr nieder nach der Stadt gesandt, darauf aber der Groff
Königsmarck abermalen umb einen kleinen Anstand bitten Hess, und kamen darauf
umb 5 Uhr Depnlirte von der Bürgerschaft herauss, und uinb lU Uhr Abends wurden
die Accord s-PuDcta von dem Oraff Eönigsmarck eingesandt, mit dereu Einrichtung
man bis itzo zugebracht. Der Bürgerschaft halber gibt es keine difRcuitet mehr,
sondern die Capitulatiun mit ihr ist bereits richtig, und unterwirffet sieb dieselbe
Sr. Churf. Durchl. Macht und Jurisdiction. Der Tag der Huldigung ist auf künftigen
Sonntag, als den 20./;t0. dieses angesetzt, darauf Se. Cburfürstl. Durchl. für Greifs«
«aldö rncbcn, und fals diese Stadt sich nicht in Zeiten accommodiren wird, ebenfals
die extrems wider sie fürnehmen »erden. Uit künftiger Post sollen die Accords-
PuQCta folgen.
oyGooi^lc
46 I- KriegsereigDJsse 1G76— 1679.
Den beifolgenden Notificationssch reiben an Fiirstt. HSuser ist ein beifolgender
Extract aus den Accorda-Puncten beizulegen. Sonntag soll ein Dankfest in den
Kirchen gebalten und eine dreimalige Oeschützsalve gegeben werden.
Der Kurfüret an den Oberpräsidenten und die Geheimen Eäthe.
D. Wrangelsbnrg 7./[17.] November 1678.
[Anzeige der Capitulfttioii voü Greitswald.]
17. Nov. Es hat QuomeKro der höchste Gott uDsern Wunsch eiTüllet und uns
durch die glückliche Erobeiung der Stadt Greifawalde, welche wir ehen-
niäsaig innerhalb 8 Stunden zu capituliren gezwungen, Meister von ganz
Pommern gemachet,') wie Ihr aus dem Anschluss, den wir bereits ao
alle unsere Regierungen und Ministros communiciret, mit mehrera er-
sehen werdet.
Nächsten Donnerstag soll in allen Kirchen ein Dankfest gehalten, auch das
Geschütz nm die Festung dreimal gelQst werden, den gleichen Befehl hat Kf.
auch an alle seine Regierungen and Gouverneurs ergehen lassen.
Eitract-Schreibens, Aus dem Churfürstl. Brandeuburgisohen
Hauptquartier zu Kloster Eldena für Greifswalde vom 7./17. No-
vembr. 1C78.
Nachdem die Batterien und Wercke verfertiget und Se. Churfürstl. Dnrrhl.
die Stadt noch einmal warnen, auch dem Commendnnten zum drittentiial einen
raisonnableu Accord anbieten lassen, jedoch ohne Effect, ertheüeten Sie Dero
Genera I-Feldmarschalln Freyherrn von DÖrffUnger, Ordre, am 5. dieses zwischen
11 and 12 Uhr in der Nacht mit dem canoniren und Feuer- ein werffen einen
Anfang zu machen, welches mit solchem Ernst und viguear geschehen, dass
ümb halb zwey Uhr nach Mitternacht au 5 Orten in der Stadt Feuer aufgegangen.
und zugleich zu brennen angefangen; Am 6, dieses, da der Tag anbrach, ward
') S. das Schreiben des Ef an Jen Kaiser von demselben Tage (Trk.u. Act. XIV,
S. 898. Seiner Anzeige an den Fürsten von Anhalt von demselben Tage fugt Kf. hinzu:
„Wann dann dadurch unser geliebtes Vaterland Teutscher Nation in einen so lange ge-
wünschten, aber fast nie gehofften Ruhstand und Sicberbeit vou dieser Seiten ge^eUet
worden und icb dannenbero nicht zweifele, Ew. Ld. werden aus einem patriotischen auf-
richtigen Gemüthe diesen glücklieben Succes ebenmilssig wie die vorigen sehr gerne
vernehmen, so habe ich nicht unterlassen wollen, deroselben sofort part davon zu
geben und dabei meinen vormaligen Wunsch zu erneuern, dass der Alterhöchste sokhes
alles zu BefoderuDgo eines ehrlichen und bestündigen Friedens und zu Befestigung
einer immerwährenden Sicherheit vor unser geliebtes Vaterland ausschlagen lassen
wolle." CZ.)
oyGooi^lc
EiDuaboie von Greifawali]. 47
eiD TrommelschlSger heraussgesandt, mit dem Anbringen, dass einige aus dem
Ministerio und der BürgerscIiafFt zu Sr. Chur/. Durchl. zu reisen, und dessfalls
auf der anderen Seiten iieraussgelassen zu werden begelirien, welches ihnen
aber von dem Feldmarschall abgeschl^en, und der Tambour mit dieser Antwort
zurücke geschicket ward, dass, so es dem Commendanten ein Ernst wäre, er
Geifsel hetaussschicken und dergleichen von hiesiger Seiten wieder erwarten
solte; Indessen liess der Feldmarschall mit Feuerein werffen und scbiessen stark
continuiren, biss umb 11 Uhr gegen Mittag, da der Commcndant abermal einen
Trommelschläger berauasgesandt, und sich erbothen, einen Uajor und einen Capi-
taiD herauszu schicken, wann wir dei^leicben wieder hinein schicketen, Hess
auch dabey vermelden, dass einige von dem Hagistrat, Universität und Ministerio
zugleich mit heransskommen würden: Beydes geschähe unverzüglich, die Geissei
wurden gegen einander ausfgewechselt, und nebst denen übrigen Deputirten zu
Sr. Chnrfürstl, Durchl. geschicket, welche sofort darauf? einen Acoord projectireu
Hessen, so auch beute zu Mittage am 7. völlig geschlossen, und werden die
unsrige noch vor Abends in einem Thore und Bolwercke Posto fassen. Der
Feuerschaden ist nicht gar gross, und sind nur drebsig schlechte Häuser und
Scheunen in allem verbrannt. Die Accords-Puncta lauten wie folget.')
') S. dieselben Diar. Europ. XXXIX, S. 242f., Vor-Pommerisches
Diarium, Dritter Pommerscber Kriegapostillion S. 40 ff., Verw. Europa Ilf,
S. 818. Ausser den bei Fock S. 584 f. abgednicklen Relatiooea über die Belagerung
Ton üreifswald findet sieb bei den Akten noch folgende:
Aus Eldena vor Greifswalde den I. November 1678.
Man ist mit Verfertigung der Batterien vor Greifanaldo sehr beschäfftig und ver- 1[. Kov.
meinet mau künftigen Montag damit fertiK zu werden und die Stücke au&uführen.
Wir seind diesen Ort viel näher mit unseru Wercken als vor Stralsund), Es wirdt
zirar aus Greifswalde viel vanoniret, allein es Ihut keinen annderlicheu Schaden undt
zweifelt man nicht, das3 nenn nur der .Anfang mit Feuereiuiterf- und Kescbisssung
der Stadt wirdt gemacht, sie sieh eines andern bedencken werden, Vou einer Con-
ference zwischen Ihro KÜnigl. Mayll. iu iJennemarck und Sr. Chfl. Dehl. wird viel
gesagt, man erwarltet aber von Ivönigl. Seiten anuoch Gewisheit. Vgl. auch v. Buch's
Tagebuch II. S. 96 f., Fock S. 452 tf., v. Unger S. 109, Jahns S. 17.
oyGooi^lc
2. Der Peldzug in Prenssen 1678—1679.
Herzog Ernst. Bogislav von Ci-oy') an den Kurförsten.
D. Königsberg 4. October 1678.
[Nachrichten über den MarscL der Schn«den.]
4. Ocl. Aus beifolgendem Extract aus Hitau ist zu ersehen, dass nuametir aus
dem Marsch der Scliweden aus Liefland ein £rnst werden will, doch steht
dahin, was sie bei Fortsetzung des Marsches für einen Weg nehmen und ob
sie denselben bei Erhaltung der Zeitung von des Kf. glücklichen Successen auf
Rügen') gar fortsetzen werden.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Königsberg
7. Oclober 1678.
[Bedrohliche Nachrichten über den Anmarsch der Schweden gegen Preussen.]
^. Oct Glückwunsch zu der Einnahme von Rügen. Nach den Nachrichten aus
Memei und Mitau, weiche auch vom G. Feldherrn Pac bestätigt werden, scheinen
die Schweden zum Marsch von Liefland aus hieher ganz resolviert zn sein.
Zwar hat sein vertrautester Correspondent noch nichts davon geschrieben, .iber
nach dem gestern empfangenen Schreiben des Prinzen von Curland') hElt er
es für gewiss und bittet Kf , auf die Conservation dieses Landes, dessen Zustand
ihm genügend bekannt ist, bedacht zu sein.
') Statihnlter in Preussen.
^ S. oben S. 43.
') Prinz Friedrich Kasimir, der iil teste Sohn des Herzogs Jakob von Kur-
land, schreibt an den Herzog von Cray d. Uitau I. October 1678: Feld marsch all
Hörn bat an seinen Vater den Obristen Wangelin und den General-Kriega-
commiasariua Schneclienschild geschii^lit , ihm den Marsch der schwedischen
Armee advisieren und verlangen lassen, ihnen die nöthigen Lebensmittel zuzu-
führen, sonst müssten sie solche suchen, wo sie sie finden würden. Sein Tater
hat geantwortet, er könne ihueu den Marsch weder gestatten noch verweigern,
da er deswegen keine Ordre vom Küoig von Polen hätte. Der Feldmarschall hat
oyGooi^lc
ADmarsch der Schweden nach Pre
Die Preussische Regierung an den Kurföi-sten. D. Königs-
berg 4. November 1678.
[AiiiD»rach der Schweden. Ansialten zur Gegenwehr. Bitte um üülfe. Ralh, eine
Gesandtschaft nach Pulen zu schicken.]
Sie haben dem Kf. bei vorigen Posten das Geschrei von Znsammenziehung *■
der schwedischen Völker sowohl &us Liefland als an der Weichsel liioterbracht
Nunmehr ist es soweit gediehen, dass die schwedische Armee aus Lief land auf-
gebrochen und, wie die Rede geht, bei 12 000 Mann stark in Kurland steht,
um über den Memetstrom in Preussen zu gehen. Solchen Einfall abzuwenden
oder nur eine Zeit lang aufzuhalten, haben sie') nebst den wenigen geworbenen
Leuten durch die Ritterdienste und Wybranzen, auch den allgemeinen Aufbot
zufdrderst den Memelstrom bei Tllsc und Ragnit wohl besetzt und durch
erfahrene Kriegsofficiere, die Obersten Hondotff und Canitz, dem Feinde
dort alle mögliche Resistenz zu thun verordnet Oberst Grüben soll mit der
LandmÜiz und dem Aufbot des oberl&ndi sehen Kreises die Feinde an der
Weichsel respicieren und besonders auf allen Fall den freien Pass an der Weichsel
nebst der Niederung beobachten. Da aber dieses mit unaufhörlichen Contri-
botionen und Wegwerbnng der besten Mannschaft ganz erschöpfte Land sich
gegen eine so grosse Macht aas eigenen Kräften allein wird schwer retten
können, so haben sie das Vertrauen, Kf. werde bald einige tausend Mann
zu Wasser nach Pillau oder Uemel abschicken und das Land vor feindlichem
Einfall retten. Die Stünde sind zu Einbringung der erforderten Mittel und
I>t;s5erer FJnrichtung des allgemeinen Auf bots. nach eingeholter neuer Instruction
nuf den 10. November hieher berufen. Da die Schweden ohne Cousens der
Krone Polen nicht leicht etwas gegen Preussen tentiereo werden, so rathen sie,
Kf. möchte eine ansehnliche Ambassade an den König von Polen abschicken
und zu mehrer Esclatierung des guten Vertrauens einige aus den hiesigen
Ständen dazu mit gebrauchen, um die Beobachtung der Pacten and Abwendung
der feindlichen schwedischen Gefahr conjnnctis viribus zu urgieren.
darauf seine Truppen marschieren lassen, sie werden täglich über die Düna gesetzt.
Ob sie dieses pro forma thun oder ob sio iu der That marschieren werden, wird
hieb künftige Woche äussern. Sie sagen, es ginge recta nach Preussen und sie lebten
mit vielen dortigen Eingesessenen in guter Correspomlenz, besonders mit Adligen,
er selbst weiss dort einen, der vor etlichen Wochen einen Lieutenant zur Salie-
guarde erhallen bat Er darf den Namen nicht der Feder anvertrauen und bittet
IQ secretieren, dass er jetzt mit ihn correspondiert, denn die Schweden sind ihm
ohne dem nicht günstig und thun ihm die Ehre, ihn einen brandenburgischen Hund
in schellen, welche Injurie er gern tragen will. Vgl. Hirsch, Der Winterfeldzug
in Preussen ICTS— 1679. S. 39.
■) S. über diese Vertheidigungsmass regeln Hirsch, Der Wlnterfeldzug in
PreuMMi 1678—1679, S. 48fr.
oyGooi^lc
S() I. EriegaereiKnisse 1676—1679.
Herzog E. B. von Croy an den Kurfürsten. D. Königsberg
25. October/4. November 1678.
[Der Marsch der Schweden. Verhalten P&c't. VertheidigUDge&Dstalten. Bitte
nm Hulfa.]
r. Et Übersendet ihm das letzte Schreiben Fe Idm. Horn's anPac und dessen
ÄDtwort"). Aus den Zeitungen scheint es zwar, als wenn die Schweden ihren
Uargch nicht ao eilig, wie sie angefangen, fortsetzten, wie auch einige vollen,
dass sie bei IhrandE ein Lager schlagen wollen, doch ist dem nicht za tränen,
xnmal man keine Ursache davon cinselien kann. Wenn aacb Pac anf die
Drohungen der Schweden ziemlich mascule geantwortet hat, so glaubt er doch
nicht, dasB derselbe ihnen den Pass, wenn sie ihn per force sollten nehmen
wollen, verwehren wird; mit gatcm Willen wird er ihn nicht concedierea und
er cotoyiert ihren Marsch immer mit seinen Völkern längst der samaitischen
Grenze. Er selbst thnt was mensch- und möglich ist zur Defension des Landes,
es mangelt ihm aber an allen Enden an Volk und Mitteln. Was er nnr
zuBsmmen bringen kann, schickt er nach Tilsit, nm die Hummel zu beobachten
und solange möglich zu defendieren. Mümmel ist genügend vetsehen, den
Obersten Groben vrird er hente ins Oberland abfertigen, um mit den Dienst-
pflichtigen dort die aotiones der Betfanneschen Trappen') zn observieren, Oberst
Hohndorff, den er hente erwartet, will er nach Tilsit schicken, um dort das
Commando zu führen. Doch ist alle ihre Anstalt nicht bastant, einer so grossen
Macht, wie sie gemacht wird, zu widersteiien, und ho&t er daher auf den von
Kf, versprochenen Succnrs.
Der Kiirftrst an die preussische Regierung. D. Wrangelsbui^
28. October/[7. November] 1678.
[Hülfsaendung. Gesandtschaften nach Polen. Vorläufig zu leistender Widerstand.
Beschaffung der Geldmittel.]
Ans ihren Relationen hat er ersehen, dass die schwedische Armee aus
Lief land schon im Marsch ist, und was sie zur Defension des Landes erinnern.
') Pac antwortet (d. Be^sagolae 12. October 1678) an Born auf dessen durch
den Obersten Oxenstierna überbrachte Forderung, ihm den Durchmarsch zu ge-
statten, er könne dieses ohne ZnstiminuDg des Königs und der Republik nicht thun,
darüber müsse auf dem bevorstehenden Reich3t3|,'e verhandelt werden, er erwarte,
dass H. sich bis dabin der Deberac breitung der Grenzen von Kurland und Samaiten
enthalten werde.
>) S. Hirsch a. a. 0. S. 24 ff.
oyGooi^lc
Vertheidiguiig6anstatt«n in ?reussen. 51
Seiner Pflicht, dem bedrängten Lande HBlfe zu leisten, wird er mit höchstem
Fleiss und Sorg^It n&chkommen, über die bereits vorhin unter dem Oberst Knsaow
marschierenden Trappen detachiert er') noch heate einige ßegimeiiter und wird,
sobald es mit Greifswald seine Richtigkeit haben wird, selbst mit der Armee
in höchster Eile nach Preussen kommen. Er hat v. Hoverbeck befohlen, zn
dem König von Polen, nnd Scuitetus, nach Grosspolen zu geben und um Hülfe
anzusuchen. Das meiste wird darauf ankommen, wie das Land bis lur Ankunft
seiner Truppen conserviert werde. ICr ist mit dem ihm zugeschickten Gutachten
wegen der Landes defeiision zufrieden, sie sollen nnr die Ausführung des dort
Enthaltenen befördern. Wenn nur von den Ständen eine vigoureuse Resolution
nnd darauf behödge Execution genommen wird, so wird alles wohl succedieren.
Et liat daher an die Stünde geschrieben '). Für die erforderlichen Geldmittel
i>ind vorerst die zur Kriegskasse destinierten Mittel anzuwenden, es wäre auch
sehr gut, weini man von der Accise und anderen gewilligten GeföUen etwas antici-
pando erhalten oder darauf crcditiert würde. Beifolgend auch eine Assignation an
Ileidekampf, aus den ZoUgefSIlen, obwohl sie bereits assigniert sind, eine
gewisse Summe herzugeben, das übrige muss auf Credit genommen werden.
Hei-zog E. B. von Ci-oy an den Kurfürsten. D. Königsberg
9. November 1678.
[Marsch der Schweden. Schlechter Verl beidigungszu stand des Landes.]
Aus Graf Dönhoffs^) Relation ist zu ersehen, dass der schwedische Harsch 0. Nov.
nunmehr seineu Fortgang genommen, die Armee wird jetzt schon dort herum
stehen. Er glaubt nicht, dass die Schweden sich mit Memel aufhalten, sondern
dass sie gerade auf Tilsit losgehen werden, um etwa dort Posto zu fassen. Es soll
daher alles, was nur aufzabtiogen ist, dorthin geschickt werden, um ihnen da
den Pass zn disputieren, wenn nnr die Dienstpflichtigen fort wollen, woran er
sehr zweifelt.
Beifolgend ein Project der Regierung*) wegen der Vertbeidigangsanstalten.
Er ist mit dem meisten wolU einverstanden, fürchtet aber, es durfte alles zu
>) S. das Rescript an Blaspeil u. Heiuders von demselben Tage anten
Abschn. VII, das Tagebuch D.S. v.Bucb'a, herausg. von v. Kessel 9. Nov./-28. Oot.
1078 (11 S. 93f.), Relation dessen, was seither dem ersten Einbruch der
K. Schwed. Armee etc. S. 2. Vgl. Hirsch S. 43 f., Jahns S. 30.
*} S. dieses Schreiben (d. Wrangeis bürg 38. October/7. November 1678) bei
*. Orlicb m, S. 292 f.
*) Generalmajor Graf Friedrich v. Dönhoff, Gouverneur von Meme!.
*) Nicht bei den Akten.
4*
oyGooi^lc
52 I- KnegsereigniaBB 1G7S— 1619.
spät sein. Vorher hat mao niemand zu etwas hringeii können uad wsrde alle
(^gebene Nachricht von der androhenden Gefahr für ein fingiertes Werk nnd
Landtags Zeitung, wie sie es nannten, gehalten. Jetzt weiss bei solcher EdI-
blQssung des Landes und der StSdte keiner Rath zu finden, anch er hofft nur
anf Hülfe des Kf.
Der Kurtiifst an den Herzog von Croy. D. Wi-ungelsburg
31. Octoljer/[10. November] 1678.
[AuBtatten zur Sicherung Preussens.]
10. Nov. Ew. Ld. letzteres vom 2b. Oct./4. Nov. haben wir wohl erhaltea und
daraus ersehen, wasmassen der schwedische march nicht so eilig, wie man
wohl vermuthet hatte, fortgehet. Wir wollen hoffen, es werde derselbe
noch gänzlicli zurucke gehen, allen Falles haben wir bereits solche ordre
gestellet, dass verh öffentlich der Feind keinen sonderlichen Schaden
thuea werde. Bei unsrer herzgeliebten Gemahlinne Ld. Cammerjunclier
den von Seh lief fen haben wir Ew. Ld. von dem von uns vorangeschlcketen
secours, so bereits in vollen marche ist, gemeldet und wollen wir selber
mit göttlicher Hülfe balde in Person folgen. Die von Ew. Ld. und
denen Ober-Räthen entzwischen gemachete Verfassunge lassen wir uns
sehr wohl gefallen und wird vor allen Dingen nur dahin zu sehen sein,
ob der Mümmelstrom bis zue unserer Trouppen Ankunft wo immer
möglich behauptet werden könne'). —
Graf F. Dönhoff an den Kurfürsten. D. Feste Mömmel
13. November 1678.
[Mitlbeilungen und Anerbielungeu Pac's.]
13. Nov. Die anbefohlene Werbung von 200 Mann') ist vorläufig nicht mSglich,
denn der Feind ist 7 Meilen von hier zu Rntzan und wird, da er schon ehegeslern
') Das SchrBiboD des Ef. von deniBelben Tage an Graf Dönhoff s. beiv. d.Oels-
nitz, GeschichtB des K. Preusaischeu crsttn Infanterie regiment« S. 163, das an die
Preussische Uegierung vom 4./I4. Nov. bai t. Orlich III, S. 394.
^ S. Hirsch s. 4ar.
ovGooi^lc
Vertbeidigungsansl alten in Preiisscii. Verhalleo Pac's, 53
ilort angekommen ist, stündlich vermathet Gestern hat der 0. Feldherr P&c
den Starosten Bialosor zu ihm geschickt, seine Affection und Freundschaft zn
Kf. coutestiecen und verlangen lassen, dass alle Lebensmittel bei Zeiten auf
die Seite gebracht und die noch übrige Fonrage entweder verbrannt oder den
littanischen Truppen überlassen werde. Er hat sich für das erste aufs höchste
bedankt, das zweite betreffend erklärt, er hätte keine Macht noch Auftrag,
Fonrage aus dem Lande nehmen zu lassen, da aber dieselbe jetzt nicht zn sal-
viereu stüude, würde Rf. es gewiss lieber dem Freunde als dem Feinde gönnen.
Femer liessPac Kf. um Gottes willen bitten, mit seiner Armee möglichst
5cbiie]l her zu eilen, um das Land zu retten, den Feind zarückza treiben und
auch den anderen mit darunter schleichenden Feinden das Maul zu stopfen, er
liess ferner rathen, der Statthalter möchte anf einige Bürger von Königsberg
und einige F.dellente im Lande gute Kundschaft legen lassen, denn viele unter
'denselben seien dem Feinde atfectioniert und die Schweden schmeichelten sich,
dass sich alles in Preussen, auch Königsberg, ohne Widerstand ergeben werde.
Ferner rieth er, den Tilsitschen Pass wohl besetzt zu halten und alle Fourage
fortzuschaffen, er wolle unterdessen sich, unterm Verwände, seine Grenze zu
defendieren, an des Feindes Seite machen, seinen Pacholiken frei lassen, den-
selben zn zwacken und ihn so zu nüthigen, sich in einem Corpo zusammen zu
halten. Er versicherte auch, der polnische G. Feldherr hätte Ordre ertheilt,
dass die Bethnnischen aufgeklopft werden sollten. Dann hat er sich erboten,
zur Vertheidigung der Mümmel bei Tilsit 2 Regimenter, 800 Uann zu Fus.s,
zu überlassen, wenn er von dem Statthalter darum ersucht würde. Er hat es
diesem mitgetheilt, glaubt, das Anerbieten sei nicht auszuschlagen. Nach Aus-
sage des Abgesandten soll Pac sehr über den alten Herzog von Kurland,
dass er den Schweden den Durchzug gestattet, dolieren, der junge Herzog')
hätt« aber damit nichts zu thun haben wollen.
Die preussische Regierung an den Kuriilrsten. Diit. Königsberg
IbJb. November 1678.
[VerlheidiguD^'sanaiallen. Gesandtschaft nach Polen. VerLaudluugcn mit den Stauden.]
Sie sind erfreut, dass Kf. ihr Gutachten wegen der Landesdefension billigt ]
Was bisher immer geschehen können, daran ist nichts verabsäumt worden, die
beiden Obersten Hohndoctf und Kanitz stehen mit den Ritterdiensten und
Wybranzen des Samlandiachen und Natangischcn Kreises bei Tilse und Eagnit,
den Mümmelstrom zu beobachten, werden ungefälir an Kentern, Dragonern und
Fussvolk ohne die zusammengezogenen littanischen Bauern 3 — 3000 Jlann sein,
Oberst Groben zieht die Ritterdienste und Wybranzen im Obcriande zusammen.
') 8. oben S. 48.
oyGooi^lc
54 I- Kriegsereignisse 1676—1679.
Sobald der Feind sich weiter moviert, wird, da es scheint, als ob der Feldherr
Pbc ihm nicht Widerstand leistet, die Last auf die LandvÖlIccT am Hämmelstrom
zaerat ankommen dürfen, sie babeu also Anstalt gstroffen, dass der Feind zwischen
Hemel und Tilse keine Lebensmittel finde, tind zweifeln nicht, die Obersten
werden ihr Bestes than. Wenn nur die ßegimenter unter Gen.- Lient GÖrtzke
ehestes bei der Weichsel ankommen, wird es sich bald weisen, ob die Feinde
auf solchen Rnf dennoch weiter hercingehen, oder stutzen und ob es dann
noch nöthig sein wird, dass Kf. mehr Völker hereinschicke. Die franzSsiscben
Practiqnen zielen nur darauf hin, des Kf. WaETen vom deutschen Boden weg-
zubringen, aber wenn Kf. mit Polen in gutem Vernehmen bleibt, werden
die Schweden wohl zu Schanden werden; sie rathen nochmals, UoTerbeck
um mehreren Nachdrucks willen einige aus den Ständen zur Gesandtschaft
zuzuordnen. Auch Dänemark könnte durch eine Diversion zur See nach Lief-
land dem Kf. grosso llfilfo bringen. Sie arbeiten jetzt an den versammelten
Ständen'), dass der allgemeine Aufbot oder anstatt desselben von zvranzig
Hüben ein guter Mann ausgerüstet und reguliert und insonderheit, da die Geld-
mittet so bochnutbig, dass schleunig die geforderte monatliche 20000 ßtblr. samt
dem Viertel Korn von der Hube zum Magazin eingewilligt werden.
Herzog E. B. von Croy an den Kurföi-sten. D. Königsberg
6./15. November 1()78.
[Langsamer Uarsch der Schweden. Vertbeidigungsanatalten an der Mumel. Laodtags-
Terb an Ölungen.]
Pac hält des Kf. eigene Ankunft hier für böchstnöthig nnd auch ans
anderen Gründen wäre dieselbe sehr zu wünschen.
Nach den Uummsler Nachrichten ist') die feindliche Armee Freitag zu Rutzau
angekommen, seitdem aber dort stehen geblieben, Er kann die Ursache ihres
langsamen Marsches nicht penctrieren, ob es aus Besorgnis, mit den littauischen
und samaitischen Völkern in Action zu kommen, geschieht, oder ob sie den
Zufrost erwarten. Es ist auch zweifelhaft, ob sie Mümmel anzugreifen oder den
Strom bei Tilsit oder Ragnit zu passieren und dort Posto zu fassen beabsichtigen.
Das letztere hat grosse Apparenz, daher wird alles, was nur immer aufzubringen
ist, zur Defension des Stromes dorthin gesandt. Obrist Hohndorf wird schon
vorebegestern dort angelangt sein, dem die samländischen Dienstpflichtigen sofort
gefolgt sind. An demselben Tage ist auch Obriat Canitz von dem Rendezvous
') Ueber die damaligen Land tags Verhandlungen s. t. Baczko, Geschichte
Preussens V, S. 470, v. Oriich I, S. 3S5, Hirsch S. 54 fr., jetzt auch Urk. u.
Akt XVI, S, S. 8Ö4(T.
>) Vgl. Hirsch S. 42.
oyGooi^lc
VertheidiguDgsRDSIalten in Preusaeo. 55
zu Wehlan mit den Datangischen Dienstpflichtigen dahin gefolgt und werden
auch die 4 Compagnieen Dragoner aus den polnischen Äemtern, welches sonst
gute Leute sind, wohl zu Tilsit angelangt sein. Das Aufgebot der Untei-
thaoen in den 3 littauischen Aenitern hat sich anch ziemlich stark dort einge-
funden, es gehen aber aach viele wieder nach Hanse nach dem Vorgang der Land-
schsppen, die theils ganz ausgeblieben, theils wieder nach Hause gegangen sind')
unter dem Vorwand, dass ihnen von der hiesigen Kammer solches und andere Oe-
srhifte zn thun anbefohlen sei'). Den übrigen Generalaufbot des ganzen Landes
einzurichten, ist den Ständen proponiert, es scheint aber, dass sie lieber zn einem
Ausschuss, etwa eines bewehrten Mannes von 10 Haben, inclinieren, was auch
besser sein dürfte.
Caspar v. Hohndorft'^) an den Herzog von Croy. D. Tilse
IG. November um 8 Uhr Morgens 1678.
[Stand der VsTtbeidigungsanst alten an der Hemel. Verband liingen mit Pac]
Er ist mit dem Stab Sonntag früh hier angelangt, hat, nachdem ihm der 16. Not.
Hauptmann von Johannisburg') von seiner Verrichtung Mittheilong gemacht,
einen Brief an Pac durch einen Expressen geschickt, besonders da die Leute
von jener Seite bisher zu keinem Ausziehen oder Flüchten zu bringen gewesen
sind, doch ist gestern nach harter Bedrohung der Plünderung der Anfang ge-
macht ; sie flüchten mehr nach polnisch Littauen als nach dieser Seite.
Er hat Oberstleatn. v. Polentz und Major KattenhSver mit der Sam-
läni^cben Reiterei (5 Compagnieen, 400 M. stark) vorgefunden, die aber klagen,
dass aus dem Insterburgischen viele ausgebiieben und dass sie bisher nichts
zur Mundierung erhatten, er bittet daher, dass hieher assignieit werde, jeder
Oberofficier solle etwas zur Mnndierung bekommen. Die Verpflegung hat er dem
Oberkommissarius v. Podewels anvertraut nnd er bittet, dass ehestes die
Ordonnance hieher geschiclit werde, dass ein jeder wüsste, was er bekommen
werde, denn aus Noth des Proviants geht der Aufbot aus dem In sterbu raschen
alle davon. Obrist Groben berichtet, er habe sich den 12. zum Rendezvous
') S. das daraufhin von dem Kf. an die PreussischB Regierung erlassene Rescript
J. Wrangelsburg 14.^24. November 1078 (v. Orlich 111, S. 294 f.).
*) D«r Herzog meldet 18. Nov., ein Theil der kurfüratl. JSgereibedienten unter
Oberförster Halle sei schon in Tilalt angekommen, die übrigen aus Natangen
«ärd«n auch dortbin geschickt werden, die aus dem Oberlands bei Oberst Grüben
bleiben.
*) S. über denselben und seiue Theünahme an dem Feldzuge in Polen 1674
Kriegggescbichttiche Einielschriften, herausg. von dem Gr. Oeneralstabe V
s. 1 1 tr.
*) H, hatte denaelben zu dem G. Feldherrn Pac geschickt.
oyGooi^lc
J
56 I- Kriegsereignisse 1676—1679.
in Wehlau eingefunden, es habe sich aber nur eine Coapagnie Wybranzen
Bsigischen Amts gestellt. Obrist v. Kanitz kommt hent mit der Natan^schea
Cavallerie, doch haben lant seinem Bericht viele ihre Dienste nicht geschickt.
Die 4 Compagnieen Dragoner aus dem Joh an nishurgi sehen und den polnischen
Aemtern sind hier. Die Insterburgischen 3 Oompagnieen Dragoner sind dis-
mundieit« Leute und haben sich wenige derselben eingestellt. Die Bagnit- und
Tilsitschen aber, die bis 400 Mann zu Pferd u. Fass ausmachen, sind gnte nnd
wohlrnuadierte Lente. Von dem Insterburgischen Aufbot, so bis 5000 Mann
gewesen, sind jetzt kaum lOOO und gehen noch täglich mehr weg. Er ist
gestern 4 Heilen herunter zum Recognoscieren geritten. Die Gilge ist an allen
Orten zu passieren, auch die Russ an etliebeu Orten flach, er hat etliche 3Ü0
Egden bestellt, dem Feinde das Durchschwimmen zu wehren, will anch die
nöthigen Bedutten aufwerfen lassen. Am Werk, wohin sicli unsere Parteien
auf jener Seite retirieren können, hat er auch gestern die Arbeit anfangen lassen.
Gestern Nachmittag ist er in Ragnit gewesen. Tilse wäre auf den Fall, dass
er sich zurückziehen müsste, nicht nSthig zu besetzen, denn die Stadt ist ganz
nnfest und unverbaut, er erwartet daher Ordre, ob sie etwa mit 100 Mann zu be-
setzen. Nach Ragnit, Tapiau und Weblau ist Ammunition zu schicken und
dieselben aufzufordern, sich rechtzeitig zu verproviantieren. Gestern war ein
Bauptmann vom Feldh. Patz hei ihm, derselbe behauptet, der Feldherr wandere
sich sehr, dass man in Preussen jetzt, wo der Feind in vollem Anmarsch sei,
sich nicht zur Gegenwehr stellte, wenigstens 1000 Pferde nach Mümmel legte,
die dem Feind bei seinem Vorbeimarsch Abbruch thun künnten, dann hätte er
mit denselben auf den Feind stossen können, jetzt aber wäre ihm der Feind
zu stark und er müsste demselben freien Durchzug vergönnen, er sehe auch
wohl, dass er von den Preussen 'decipiett wäre. Er hat erwidert, die Preussen
hätten nicht glauben können, dass Polen den Feind durchlassen würde, er hätte
deshalb an Patz geschrieben, ihm auch freigestellt, das Land jenseits des Mummel-
stromes auszuplündern und vor dem Feind herzugeben, dass er keine Lebens-
mittel finden möge. Es hat aber seines Briefes nicht bedurft, denn Patz hat
schon vor Ankunft desselben an der Mümmel herum plündern und alles Vieh
und Getreide w^nehmen lassen. Er hat ihm auf sein Begehren mitgetheilt, dass
sie bis 4Vi tausend Mann') ohne den Aufhot, der sich auf 15 000 Mann beläuft,
stark wären und den Feind diesseits des Stromes wegzutreiben suchen wollten.
Auf sein Verlangen, mit etlichen tausend Mann zu Patz zu stossen und zusammen
dem Feinde entgegen zu gehen, hat er erwidert, er hätte nur Ordre, den Strom
diesseits zu defendieren ").
■) S. die „Liste aller am Mümmelstrom vorhanden gewesenen Trouppeo, wie stark
sich solche elTective befunden' (im Gauucn 3146 Mauo) bei v. d. Oelsnitz, S. 104,
auch bei Kiese, Friedrieb Wilbelms des Grossen Churfurslen Winterfeldzug in
Preussen und Samogitien S. 58f, vgl. Hirsch S. bS.
^) Uoheodorf meldet 23. November dem Ueri^og v. Croy, dass er v. Dcwitz
zu Pac senden und so lange dort lassen wolle, bis er von dem geholTtea Suecura
der 2000 Tataren und 800 z. Fuss versichert sein werde. Nach v. Dewiti' Bericht
oyGooi^lc
Vertheidigaugsaaslalteu. Ankunft der Schwedec ia Preusscn. 57
Die Patronen und Feldkastcn sind noch nicbt angekommen. Mit Äbliolung
der Artitlerio von Tapiau wird er sich nach oin laufen den Zeitungen ricliten.
Dass Kf. sie mit einem gnten Detachement secundieren wird, freut ihn sehr, er
wird aus allen Kräften dahin arbeiten, dass der Feind vom Strom abgehalten
werde. Er bittet, den Oberkommissarius Podcwels hier zu lassen, da er
uamSglich anch die Provision der Völker auf sich nehmen kann.
Graf F. G. v. Dönhoff au den Kurfürsten. D. Feste Miirnniell
16. November 1678.
[Ankunft der Feinde bei Uemel. Nachrichten über den Zustand der schwedisclien
Armee. GewaltthStiglieiten dar Polen.]
E. Ch. D. muss ich hiedurch unterUiänigat berichten, wie dass der IG. Nov.
Feind vergangen Montag von Ruzau aufgebrochen und diese nächst ver-
gangene Nacht auf diesseits Polangen, so 2 Meilen von hier in E. Ch.
D, hiesigen Ämbte Miimmell, seine Quartiere genomoien. — Es soll der
Feind einhellig vorgeben, wie er vor dieses Mal diosen Ort, welches
dann auch bei dieser Uerbstzeit nicht zu prääumiren, nicht angreifen,
sondern denselben vorbei und nach der Tilsit über den Meinmoll Strom
seinen Marsch recta in Preussen nehmea wolle. Sonst muss E. Ch. D.
ich auch unterthänigst hinterbringen, wie dass ein sicherer Ofllcirer aus
Fohlen, den ich voritzo nicht nennen darf, im schwedischen Lager unterm
Praetext, als wann er alda Dienste suchete, gewesen und die Armee
durch und durch gesehen, der dann vor gar gewiss — berichtet, dass des
Feindes Infanterie zwar ein sehr gutes Volk an Schweden und Finnen sein,
aber dergestalt verlaufen sollen, dass umb die Infanterie herumb jedes-
mal eine Reuterwacht bei der andern, das häufige Entlaufen dadurch
zu verhindern, gesetzet werden müsse, dem angeachtet aber sollen sie
doch ausreissen '). — Auch berichtet weiter der polnische Officirer, wie
das« der schwedische Feldmarachall Hörn wegen der Emportirung Stral- ■
sanda über die Massen perplex und melancholiscli, auch dabei in diese
Formalia ausgebrochen sein soll: „Was Teufel bin ich nun nütze, warumb
hat man mich hieher geschicket. " Es soll ihnen allen ganiicht wohl
(il. Gordon 'i6. November 1678) aber leugnet Pac, dass er je absolut versprochen
hätte, die Völker tu schicken, wenn der Abrede nacb das Geld herübergeschickt
wäre, hätten dieselben geworben werden können.
■) Vgl. Nystedt, UndaSttuingsförsöket tili Pommern 4r 1678—1679 (Koningl.
Krie^iTeten^Bps-Aksdemiena Tidskrift VI, 1894], S. 447.
oyGooi^lc
58 I- EriegseroigniBse 1676—1679.
bei diesem Marsch zu Muthe seia, da iosouderlieit ganz keiae Nachricfat
wegeo der BethuDischenTrouppen'), mit welchen sie sichzuconjangircii
ihr einziges Absehen ist, einkommen soll. Es giebt der Feind vor, dass
er Doch 4000 Pferde, so aus Lieflandt sollen nacbkommeD, erwarte, es
soll der Feind auch schon von dem Heranmarsch der von E. Chf. D.
aohero commandirten 9 Regimentern Nachricht haben. Die Pacischen
Völker gehen vorlängst der Grenzen bei der schwedischen Armee gleich,
fouruiren ihnen keine Lebensmittel, weder vor Geld noch gute Worte.
Es hat sich zwar der Feind auf etliche Tage von der Stadt Libau aus
mit Lebensmitteln proviantiret, ich aber habe dieser Oerter herumb an
Fourage soviel möglich, auch unsere Leute selbst an Vieh und Pferden
alles wegbringen und wegtreiben lassen, damit dem Feinde zu seioem
Unterhalt nichts was übrig bleiben möchte, wie ich dann auch die Mühlen
ruiniret. — Ea sein diese Tage her etliche Pohlen und Samayten über
die Grenze in hiesiges Ambt eingefallen'), alda den Unterthanen grosse
Insolentien zugefüget, dieselbe beraubet und geplündert, und als ich mich
deafalls beim H, Grossfeldherru Pacen beschweret, hat er 10 von den-
selben, so ertappet, hencken und todtschiessen, auch den Unterthanen das,
was ihnen genommen, restituiren lassen.
P. S. Meine Kundschafter, welche ich hinausgcschicket, des Feinde::
Marsch zu observiren, kommen zurücke und berichten, dass sie ihre
Vorwachten eine halbe Meile von hier angetroifen, den Weg nach Polangen
hin, und kaum ihnen entkommen können*).
Der Kurfürst an die Preiissische Regierung. D. Wrangelsburg
17./7. November 1678. (K.)
[Weilare TruppenäBodung. Absitlit aelbst zu folgen. Unterhalt der Truppen.]
Er gedenkt den nach Prcussen gescliickteo Kegimentern *) in eigener Person
mit der ganzen Armee zu folgen, hat dein llofmarschall v. Canitz befohlen,
den Fourierzettel bei Zeiten voranzuschicken.
I) S. oben S. 50.
>) Vgl. oben S. 56.
') Vgl. die Nachscbria zu Dönhoffs Bericht an den Herzog von Croj tod
demselben Tage bei v. d. Oelsnitz, Gesch. des K. preussiscben erstea Inbnterie-
regimentB, S. 163.
*) S. oben S. 51. An den Herzog t. Cro? schreibt Kf. an demselbeD Tage
er schicke zwei Regimenter zu Fiua, das Barfusssche (frülier Dohoascbe) und Hol-
oyGooi^lc
Di« Schweden bei Hemel. 59
Uod weileD uns voll wissend, dass die gaoze Armee aldorten
uDmoglich mit Uaterhalt veräehen werden kann, als werden wir die
Anstalt machen, damit die andern Regimenter von hier aus ihre Ver-
pflegung bekommen mögen. —
Herzog E. B. von Croy an den Kurfiii-sten. D. Königsberg
I2./22. November 1678.
[Brand von Hemel, Bewegungen des Feindes. Hulfsgeauch so Pac]
— Beklage von Herzen, dass deroselben diesmal die traurige Zeitung« '^i- Nm
von Einäscherunge der Stadt Mümmel berichten muss, welche ver-
gaogeoen Freitages durch das vom Feinde in der Vorstadt angezündete
Feuer, so bei dem damaifgea starken Sturm in die Stadt geschlagen,
leider in Rauch aufgangen bis auf eine, die Ledergasse genannt, wie
Ew. Dchl. solches nebst allen Umbständen aus der Copey des H. Grafen
Dönhoff desfalls abgestatteten Relation^) ersehen werden. Damals
hat der Feind noch nichts auf die Festange tentieret gehabt, auch nicht
den Sonnabend bis Klock 6 oder 7 Abends, da der Graf einen Leutnant
an mich abgefertiget. Selbiger aber hat die Nacht darauf wieder gross
Feuer dorthin gesehen, weiss aber nicht, was es gewesen. — Er berichtet,
dass der Feind über eine Brücke eine halbe Meile von der Mümmell, so er
wieder gebanet, viele Bagage und Stücke übergehen lassen, auch einige
Compagnien Pferde, so vennuthlich die avantguarde sein und ihren
Marsch nach Tilsit wärts genommen haben wird, dass also die ganze
.\rmee darhin well folgen durfte. Unsere aldar stehende Leute werden
wohl ihr Bestes thun, dem Feinde den Pass zu disputieren, sie seind
aber solcher Macht, wie schun oft gedacht, zu wiederstehen nicht bastant. —
Insonderheit würde all ihr Thun wegen Abhaltunge der feindlichen Macht
»iieiasc'he zu Wasser naeb Pillau. Der Tranaport zu Wasser sei gebeirn zu halten,
damit niobt die Schwellen Kriegsschifle oder Kaper gegen sie ausscbiclilen. Da er
jetzt ganz freie Binde in Pommern habe, so werde er Preusseo nicht verlassen,
sondern, sobald er hier alles in Rkbtigkeit gebracht habe, selbst mit dem besten
Theil seiner Armee dorthin folgen. Ausser jenen beiden Regimentern zu Flibs »andte
Kf. auch das CaTallerieregiement des Landgrafen von Homburg nach Preussen
voraus, s. Hirsch S. 51.
1) Fehlt. Das Schreiben des Amtshauptmanns von Uemel L. v. Noide an Sf.
Tom 20. .November I67S s. bei Hirsch S. 52 Anm. 2.
oyGooi^lc
60 I- Eriegsereignisse 1676—1079.
vergeblich sein, wenn der Mümmelstrom und die Rasse zufrierou sollten,
wie denn dazu grosse Apparenz gewesen, da des Obersten Hobadorffs
Bei'icht nach das Grundeis schon gar stark gegangen. Änf welchen Fall,
umb nicht von uns abgeschnitten zu werden, er sich mit seinen Leuten
Ew. Dchl. gnädigsten und von mir ihm schon öfters kund gemachten
Ordre nach, er sich näher an Samland würde ziehen müssen. So gestalten
Sachen nach und da auf den Generalaufbot oder auch Ausschuss, welchen
die Stände zu resolvieren jetxand im Werk begrifTen, schlechtes faoit
zu machen, habe ich resolvieren mflsseu an den Gr. Feldb. P. so, wie
beiliegende Copey') ausweiset, zu schreiben, und die von ihm getfaane
eiferte, davon biebevor gemeldet, zu acceptieren, hoffend Ew. Dchl. solches
nicht übel vermerken werden, da Sie in dero Schreiben an denselben selbst
die conjunctionen armorum mit ihme dem Gen. Lieut. Gortzken anbe-
fohleu zu haben erwähnet. Von desselbigen Anuäherunge höre ich noch
nichtes, hoffe aber ja morgen bei der Post etwas davon zn vernehmen.
Freiherr v. Hoverbeck wÜI heute nach dem Köuigl. Hof abreisen, hoffent-
lich wird auch Besä diese Woche nach Moskau aufbrechen.
Gleich als ich schliessen will, kommt noch die Mümmelsche Post, hat
auf der Nehrunge nichtx Feindliches vermerket, auch hat der Feind auf
die Festung bis dahin noch nichts tentieret, nur dass das Fischerdorf
die Vitte von ihnen eingeäschert, so das Feuer gewesen, das der Lcutc-
nant gesehen.
Die Preussische Regierung an den Kurfilrsten D. Königsberg;
2r)./15. November 1678.
[Neue Forderuugeo des Kf. [lawillen der Stnude.]
Auf Gruud des llescripts vom 7. /IT. Nnvciuber haben sie*) den Ständen
ganz andere Propositionen thnn müssen, nSmlicli auf ij500 Mann sofort monat-
lich vom 1. November an 35 789 Thaler zur Verpflegung boizuschaffcn und
dazu, sowie zu dem Magazin S Fl. oder 45 Gr. monatlich von der Hube aus-
zuschreiben.
Was für Furcht, Consteruation und Betrübnis darüber bei den
Ständen sich ereignet, dass sie solchergestalt, da sie ganz willig ihr Leib
') Febll; vgl. oben S. 53 u. 56.
") Vgl. Y. Baciko V, S. 47-2, v. Orlich 1, S. 3S5, Hitacb S. 56f., jetrt auch
Urk. u. Akl. XVI, 2, S. 856 t.
oyGooi^lc
Zust&nde in Prensseu. gl
uod Leben bei E. Ghf. D. aufeusetzen und auch alles beizubriagen, was
in ihren Kräften beruhet, freiwillig entschlossen, sie dennoch durch die
ungewitligte unerträgliche Hubencontributiou zu Grund gebracht werden
soUen, das können wir nicht leicht mit genügsamer Wehmuth beschreiben.
Sie haben die Stände in5glicbst zufrieden gestellt und Tertangty dass sie
jetzt voran nar aaf zwei MoDat bedacht sein and die Mittel schleunig aufbringen
sollen, damit die detachierten Regimenter, sobald sie an der Weichsel ankommen,
mit Geld Tersehen werden können, wegen des nbngen würde Kf. ihnen zur
Deliberation Zeit lassen. Dadurch sind sie bewogen worden, wieder zusammen-
zatreten, und wollen wom5gHch heute sich über die Willigung einigen, da Jetzt
\tei Anknoft der Truppen der Ausscbuss nicht nSthig sein wird.
Graf F. G. V. Dönhoff an den Kurfürsten. D. MOmmell
27. November 1678.
[Oeffnung der Briefe. Abmarsch der Schweden. Stimmung im schwedischen Heere.]
Des Ef. Befehl zu Folgo bat er die hieher gebrachten kur- und llefiän- 27. Nov.
Uischen Briefe erötFoet, bisher aber darin nichia von auswärtigen Correspondenzen,
das Interesse des Kf. betreffend, gefunden. Die Schweden sind') ehegestcrn,
nachdem sie 3 Tage bei Prükuls gestanden, aafgebrochen, haben zwei Brücken
über die Hinge geschlagen und sind gegen Tilsit hin marschiert. Sie sollen
sich beklagen, dass durch Ansteckung der Vorstädte auch die Stadt abgebraunt
ist, wo sie sich hätten festsetzen, Lehensmittel finden und die Festung attaquieren
können. Es soll ihnen auch bei diesem Marscii nicht wohl zu Muth sein, sie
sollen vorgeben, derselbe müsste vor sich gehen, wenn sie auch alle um die
HSIse kommen sollten.')
Heute wird er die Stöcke wegen glücklicher Eroberung von Oreifswald von
der ganzen Festung herum abfeuern lassen.
') S. Hirsch S. .52 f.
T) Graf Dönhoff hatte am 23. November dem Ef. gemeldst, eine von ihm bus-
geschickte Partei hätte vier Gefangene zurückgebracht, dieselben gäben vor Hunger
und Kummer so jämmerlich aus, dass er dergleichen sein Lebtag nie geaehen, ,sie
künnen die Kungersnoih recht eigentlich repraeseatiren," vgl. auch dessen Schreiben
Ui V. d. Oelsnilz S. 1G3.
oyGooi^lc
62 1. Kriegsoreignisse 1676—1679.
J. E. V. Görtzke an den Statthalter und die Oberräthe des
Herzogthums Preussen.
D. Marienwerder 21. November/ 1. December 1678. (K.)
[Ueber^Dff über die Waicbsel. WoilennsrBch.]
Er ist gestern um 'S Vhr Nachmittag an der Weichsel angelangt und
hat von der Zeit an die ganze Nacht hindurch die Regimenter, auch hente
bis i Uhr Nachmittag den Rest aller Bagage übergebracht. Er will die Regi-
menter, soviel der Pferde Er&fte austragen Icönnen, schleunigst avancieren lassen.
Dass er bisher den Marsch niüglichst beschleunigt hat, können ihm der Oberst
Grüben und die Kommissarien bezeugen, morgen müssen die Uegimenter iioum-
gängiich ruhen und sich sammeln, übermorgen aber wird er den Marsch fort-
setzen. Commandierte Truppen nach ihrem Vorschlag vom 26. November voraus-
znscbiclieii, verhindert die Mattigkeit der Pferde; es würde auch, wenn die
Estandarten mit den Pauken bloss nacligeführt würden, einen üblen Ruf geben.
Behufs Beschleunigung des Marsches und damit keine Excesse und Disordres
vorgehen, wird er selbst bei den Truppen bleiben.
Die Pi-eussische Regierung an den Kurfürsten. D. Königsberg
6. December 1678. (K.)
[Kückzug des Landau fgebots von der Ruas. Comnandanlur iu Königsberg.]
6. Dec. Nachdem die ganze schwedische Armee sich am 3. gegen der Louisen-
schanze an der Russe eingefunden und durch heftiges Canonieren die daselbst
befindlichen Landvölker genothigt, sich diesseits der Gilge, wo ihre Stücke
stehen, zu letirieren, fürchten sie, dass der Feind durchdringen und die Flüsse
passieren wird.
Für die Defension von Königsberg haben sie, da Oberst Nettelhorst
wegen Weitläufigkeit der Städte der Commandantur allein nicht vorstehen kann,
ihm den Obentlieatenant Schlewitz zugeordnet.
oyGooi^lc
Üebergiug d«r Schweden über die Mencil. g3
Dieselben an den Kurfürsten.
D. Königsberg 9. December 1678. (K.)
[Ueberguig der Schweden nach Euckernese. Rückzug des L&odaufgehots. Ankunft
Görtzke's.]
Die LandvQlker siod') durch daa heftige Kanonieren des Feindes, welcher 9. Dbc
seine Stücke za desto mehrerem Effect auf die Höhe gebracht, gezwangen worden,
sich von der Rnss zu retirieren, der Feind hat darauf diesen Fluss der Lonisen-
<chanze gegenüber Sberschritten und sich in dem schönen Lande Kuckernese und
der Ends in der Niederung postiert. Die noch zusammengebliebenen Landvölker
unter Ilohndorf nnd Canitz haben sich ihrer Instruction gemäss, um nicht
von hier abgeschnitten zu werden, in guter Ordnung nebst allen bei sich habenden
Stücken bis Taplacken retiriert Göttzke ist gestern Nachmittag angelaugt,
sie werden ihm an Hand gehen und die zurückgegangenen Dienstpflichtigen
wieder zusammen za rufen sich bemühen.
Herzog E. B. von Croy an den KurfÜreten. D. Königsberg
29. November/ 9. December 1678.
[RöcLrug des Landaufgebots von der Herne]. Ankunft Qörtzke's. Gerüchte von dar
Einnahme Tilsits und Ragnits.}
— werdsD dieselbige aus meinem letzten*) gehorsambsten ersehen 9
haben, dass unsere an der Mümmell und Rüsae gestandenen Leute wegen
schlechten Verhaltens der Wildnissbereiter nnd giit«n Theils der Dienst-
pflichtigen die Ströme quitieren und sich retirieren müssen. Die Ur-
sache und Umbstända dieser schlechten Action werden G. Dchl. aus
denen schon überechicketen und jetzt einkommenden Relationen') des
Obristen Hohndorff zu ersehen haben. —
>) 8. Hirsch S.58f., Jihna S. 21.
>) Fehlt.
>) Beiliegend >«oi Schreiben Hohndorff's an den Heraog von Cro j. In dem
ersten (d. Scbilkogen 5. December 1618], das auf einen Beriebt vom Abend des
3. Dee. Bezug nimnit, berichtet er: .dass die Jäger, so Ew. F. On. uns ein sonder-
licbcB mit denselben zu verrichten zugegeben, am ersten die Posten verlassen und
fthae Ordre aus den Laufgr&ben, die wir gemachet, weggelaufen, da doch H. Obristet
TonSanitz, H. Oberst). Truchses und viel andere mehr sie vertröstet auf di«
Nicbt abzuführen, js es ist der Wildniss bereiter KÜnig zu denselben vor einen
oyGooi^lc
64 I. Kriegserejgntase 1676— 1679.
Es ist wohl hoch zu beklagen, dass sich die geoaDDten Leute so
schlecht gehalten und dadurch dem Feind Raum und Gel^enheit gegeben,
über die Russe zu gehen und den fetten Ort umb Kuckernässe einzu-
nehmen, dar sie sich sehr erholen und die verhungerten Leute und Pferde
recruitjren werden, die sonst im schlechten Stande gewesen, so gar dass
auch viele unter ihnen erkranket. — Das beste bei diesem Unglück ist
dieses, dass unsere Leute gar weinig an Mannschaft (ohne was durch-
gangen ist) verloren und mit Stücken und allem glücklich sich rettneret,
stehen jetzo bei Taplaken und werden sich auf allen Fall auf Velaw
und Tapiaw ziehen. Alles nach ordre und Gutfinden des Gen. Leut.
Görtzken, so gestern vor seine Person alhier angelanget, und werden
wir uns heute unterreden, was wir weiteres zu thuu mit denen mit ihm
gekommenen Regimentern, wenn sie sich ein Tag oder zwei in den
Quartieren, darin sie gestern ankommen, werden ausgeruhet haben. —
Es ist zwar dieser Tage alhier ein Ruf gewesen, als hätte der Feind
Tilsit und Ragnit schon eingenommen, ist aber noch nichts daran, denn
Lieutn. vorgestellet mm H. Major TabUu kommen, aprechande, es b&tte der H.
Obmte von Kaniti befohleu, dass er die Posten Tarlassen und sich zurScko reie-
riren sollte, da doch 11. ObrJsler von Kanitz gimicht dLiran gedacht, uod sind viel,
ja die meisten weggelaufen, so dass ich auch nicht vom geringsten, so unterm
Commendo H, Oberforstmeister von Halle gestanden, weiss, ausser einigen wenigen
Natangschon und Oberländischen, die ich noch bei mir habe, wiewoll wir «war den
Ort noch 24 auch mehr Stunden halten können, so hätten wir doch, wenn gleich wir
so eine Quantität geworbene Leute als diese bei uns gehabt, unmüglich den Ort
' mainteniren können, indem der Feind seine Stücke an solchen Ort gepflanzet, dass
er uns, die wir im flachen Felde und weder mit Reuterei an den Ort, da der Feind
Pasli) gefasset, neu es zwischen den faulen Graben, noch unsere Stüclie überbringeo,
ganz beschieasen kÜDDen, und wollten lieber todt sein, als solche Leute l^ger
com mend Iren, denn wenn maD den Leuten eines befohlen, haben sie das ander ge-
than- Derenwegen wir uns laut unserer Ordre, weil wir den Strom nicht länger
defendiren können, zurücke ziehen und gestern Abend alhier ankommen, beute werden
wir zu Paweniscbken und morgen zu Tapeliken, alda wir unsere Pferde, die zimblich
diese Tage abgemattet, ruhen lassen möchten, auch fernere Ordre — von Ew. F. Gn.
erwarten werden. Indessen hoffe, dass 11. Gen. Görtzky kommen werde, unterthänigst
bittende, Ew. F. Gn. geruhen gnädig, wenn ich diese Völker an den Ort, wo Ew. F.
Gn. dieselbe haben wollen, gestellet, meine Dimission haben möchte, denn ich uu-
müglichen, wo ich nicht gar »u Schand und Spott worden will, linger bei denselben
bleiben kann*. —
In dem zweiten (d. Szkayszker 6. December 1678) wiederholt er diese Klagen
über seine Leute und berichtet, dass er gestern hier angekommen sei und heute
nach Wehlau zu weiterziehen wolle, um sich um Wehlau und Taplacken festiuselien.
S. die schwedischen Berichte über diese Vorgänge Diar. Europ. XXXIX, S. 334,
und Kystedt a. a. 0. S. 449.
oyGooi^lc
Deberg&ng der Schweden über die Memel. Zustände in freusseo. 65
di« heat vou Wilde gekommene Post uichtes darvoa weiss, Tikit aber
aU eia ofTeDer Ort wird sich wohl nicht haltea können, welches doch
von dem Schlosse zu Ragnit hoffe. ') —
Herzog E. B. von Croy an den Kurfürsten. D. Königsberg
l./ll. December 1678.
[GefahrToller Zustand Prsussena. GörUke's Absiebten. Schtecbter Vertheidigungs-
iiusund Königsbergs, lieble Slimmung im Lande.]
— In waa Stande er [Görtzke] nun unsere schlechte Verfassauge al- i
hier gefunden, solches hat er nöthig erachtet Ew. Dcbt. durch einen Ex-
pressen, und zwar kegenwärtigen Cavallier, H. Major Rekken, ausführlich
vorzuätellen — und ists au dem, gnädigster Herr, dass der Zustand al-
hier Ew. Dchl. von dem H. Gen. Leutn. nicht so schlecht und gefähr-
lich vorgestellet werden kann, dass er in der That und Wahrheit uicht
noch schlechter und gefahrlicher sein sollte. Unsere Landesmiliz ist in
so geringer Anzahl, wie Ew. Dchl. aus beigelegter Liste*), so die letzte,
die mir der Obriate Hohndorff zugesandt, ersehen werden, und ist über
(las auf selbige sich im geringsten nicht zu verlassen, wie aus ihrem
schlechten Verhalten an der Russe neulich erhellet.
Gürtzke gedenkt mit seinen Truppen heute oder morgen fortzugeben und
Am Pregel Posto zu fassen, ob dieses aber reüssieren wird, stellt dahin. Sollte,
wie es scheint, Frost einbrechen und der Feind dann über Eis auf Satnland zu
gehen, so würde er sich zu Defensioo dieser Stadt zurückzielicn müssen.
Wie schlechte Apparenz aber auch zu gedachter Defensiou alhier
vorhanden, stehet uicht zu beschreiben. Die Werke seind schlecht und
verfallen, wie weitläufig dieselbige, ist Ew. Dchl. bekannt, die Bürger-
Hchaft ist fast zu nichtes zu bringen, haben ihre Roullen zwar übergeben,
sein aber au Mannschaft so geringe, dass man sicbs nicht vermuthen
sollte, zudem ungeübt und unbändig, wollen nicht Ordre pariren, sagen
auch, dass sie wenig Kraut und Lot haben, wiewohl ihnen solches an-
zuschaffen öfters anbefohlen worden. In summa, aus diesem allen ist
leicht zu urtheilen, dass sie schlechte Lust und Willen haben, sich zu
■) Siehe über die Einnabme von Tilsit am 9. und von Kagnit am 12. December
Birach S. 61 f., Jahns S. 21.
») S. die Liste bei t. d. Oelsniti S. 164.
Mater. ». Goieh. d. G. Knrfarsteu. XVUL 5
oyGooi^lc
0(i I- Kriegsereignisso IGlC-lfiTü.
wehivD. Die mit 11. Gen. Leutn. Görtzke commeudirte iDfanteri«
kompt zwar lieian, kann aber zu einem ao grossen Defccsionswerk nicht
suTficient sein. Die beiden anmarchirendeu Regimenter seind noch nicht
über die Weisel, stehet aach dabin, ob sie dieselbige ungehindert passiren
werden, ä&ss also zuer Resistenz schlechte Hoffnung zu machen. Wie
nun bei dem allen mir zu Mutbe seic, können Ew. Dcbl. leicht erachten,
da mir auch bekannt, dass in dem Lande, auch hiesigen Städten viele
böse Humores' und der Feind die Gemiither an sich zu ziehen keine List
noch Künste sparen wird, wie denn die gemeinen Leute jenseit der
Russen und Mümmell bei ihnen zu Hause bleiben und ihnen alle Zu-
fuhr und Zuschub thuen. Sollte über VerbolTen Pohleu mit ins Spie]
kommen, würde Ew. Dchl. hiesiger Staat apparentlich ganz verloren
gehen, wo Gott nicht sonderlich hilfet. Umb des willen Ew. Dchl. noch-
mals gehorsambst bitte, dieses dero gute Land und mich und andere
darin seinde treue Diener nicht zu lassen. —
Die Preussische Reffiemiig an den Kurfürsten. D. Königsberg
13./3. Decc'inber 1678.
[Zustaiiii rles I^ndaufgebotes. Anstalten zur Sicherung Küiiigsbergs. Verpflegung
der Truppen.]
:. Die Landvölker sind in sehr schlechtem Zustande. Sie hätten weht ge-
wünscht, dass Kf, nach ihrem Vorschlage') dieselben hiebevor in St&nd setzen,
ihnen Officiere vorsetzen und die gcwülinlichen Nachtgelder hätte verordnen
lassen. Jetzt sind die Leute erst jüngst in aller Kile zusammengerafft worden
und haben in solcher Geschwindigkeit nicht zum Kriege tauglich gemacht werden
können. Da zur Vertheidiguiig Königsbergs auf Gutfinden Görtzke's mehr
Leute vonnöthen sind, so haben sie in den nüchsl gelegenen Aemtern den Adel
nebst aller nur aufzubringenden Mannschaft verschrieben. GBrtzke wird auch
die von den Landvölkern, die er zum Dienst bei ihm nicht tüchtig finden wird,
hiehcr schicken. Zu Verpflegung der von Kf. hereingeschickten Regimenter
haben sie die Stände gegen den 20. betagt. Da es unmöglich sein dürfte, au
Geld das uütbige Quantum zusammenzubringen, so werden sie sich bemühen,
die Stände zu bewegen, was sie an Geld nicht aufbringen, an Getreide zu liefern.
') S. über die vJedetholteD Vorschläge der ßegieruug negeu Einrichtung der
I.andesderension und die fortgeaetite Ablabaung derselben durch den Kf. Hirsch
S. Gff.. Uir., a-J, 2(1, 29.
oyGooi^lc
Scbl«chler Verthei(ligun([s zu stand Pieussena. Aufbruch OÖrtake'
Wegen der noch erwarteten Völker hoffen sie, dass es Kf. bei seiner früheren
Resolution') bewenden und dieselben von draussen verpflegen lassen werde.
Herzog E. B. von Croy an den KurfQi-sten. D. Königsberg
3./13. December 1678.
[Aufbmch Oörteke's. Fall von TiUil. Beunrubigende Nachrichten aus Polen.]
— Istgestern Montags der H. Geo. Leutenant') mit seinen hierumbgö- '3. Dec.
standenen Regimenter auigebrocbeD und seiaeo Marsch jenseit des Pregels
nach Velaw wärta genommen, welcher Endes den Obristen Hohndorff
mit seinen noch übrigen Trouppea antreffen wird. Was nun weitera
der H. Gen. Leutenant mit den gesamten Trouppen vornehmen wird, hat
er, bis er die HohndorJIIschen an sich gezogen, zu resolvireo auagesetzet.
Zwar wai er wohl anfangs willens, höher hinauf nach Insterburg wärts
za geben und sich daselbst za setzen, weiss aber nicht, ob er noch dar-
be! bleiben werde, weil gesteru gewisse Nachricht eingelaufen, dass der
Feind die Stadt und das Schloss Tilsit schon eingenommen uad besetzet,
und so gestalten Umständen Dach wohl zu befahren, dass wir ehists von
Ragnit dergleichen Zeitunge haben werden. — So hat es auch etzliche
Nachte sehr hart gefroren, dass die Strome schon zu stehen beginnen,
welches dann leichtlicb dem Feinde nene Desseine zu machen Anlass
geben könnte.
Die commendirten Musquetiere, so der H. Gen. Leut. Görtzke mit
ins Land gebracht,') seind noch nicht hier, ich vermuthe sie aber heute
oder morgen, wann nur nicht der die Nacht gefallene Schnee sie etwan
verbindert, welches auch wohl von dem Marsch der beiden unterm
Commendo des Gen. Maj, Heningks folgenden') Regimenter zu be-
fahren. Gott gebe nur, dass sie von den Bethunischen Völkern keine
Behinderunge leiden. Zwar höret man noch nicht, dass sie sich rühren,
sollen aber alle Stunde zum Marsch parat zu sein Ordre haben und
') S. oben S. 59.
^ T, Oürlike.
*) S. Hirsch S. 64. Am 16. Deeomber meldet der Herzog dem Kf., dass die-
selben angekomnien und in den Voratidten von Königsberg einquartiert seien.
*} S. Hirsch S. 51.
oyGooi^lc
68 ■ I- Kriegaereignisse 167G— 1679.
von DaDzigk wird bei letzter Poat vor gewiss gemeldet, ') dass Graf
Carlsohn') ihnen als General vorgeatellet worden, so wohl etwas wich-
tiges auf sich haben mnss. So will auch verlauten, als wenn umb Thora
von denen aus Hungern gekommenen Völkern sieb einige gesamblet, umb
sich ingesambt mit der schwedischen Armee zu conjungiren, wie denn
auch aus denen vom H. Grafen Dönhoff eröffneten Schreiben — -zu ersehen.
Zwar sollte man hoffen, dass vor dem Schluss des Reichstages, der umb
diese Zeit augehen soll, nicht gefährliches aus Pohleo zu besorgen sein
sollte, es ist aber doch nicht zu trauen und werden Ew. Dchl. auf die
CoDservation und Rettunge dieses dero guten Landes mittels kräftiger
und scbleunigstei' Assistenz in Gnaden bedacht sein. —
Der KurfQret an die Preussische Regierung. D. Cöln
an der Spree 6./16. December 1678.
[Auf die Relation vom 9. December. AoordnuDg einer üateraiichun^ wegen des Rück-
zuges des Land Aufgebots.]
— Wie wir nun mit unserem höchsten und sonderbarem Missfallen
daraus vernommen, was gestalt die dortige Landesvölker auf Annäherung
des Feindes ihren Post zu unserm merklichen Präjudiz und des Landes
unwiederbringlichen Schaden verlassen und sich rettriret, also haben wir
unserm General -Lieutenant, dem von Görtzken, gnädigst anbefohlen, das-
jenige, was bei dieser rencontre vorgegangen, ümbständlich zu unter-
suchen und uns davon pllichtmässigen Bericht abzustatten, da wir dann
die Schuldigen gebührend und der Schärfe nach abstrafen lassen wollen.')
Indessen haben Ew. Ld. und Ihr mit allem Fleiss nebst besagtem General-
Lieutenant, dem von Görtzke, daran zu sein, dass die zurückgegangene
Mannschaft wieder zusammen gebracht werde und ilim darunter wie
auch was sonsten des Landes Besten erfordert, in allem an Hand tu
gehen. —
') Vgl. Diar. Europ. SXXIX S. 23.
>) Grat Gusta» Csrlsobn, der Datürliche Sohn König KarU X. GusUt.
') S, über die auf Grund dieses Befehls, aber erst später lorgenommenen
Uulersucbungen und Bestrafungen Hirsch S. 109 f., Urli. u.Akt. XVI, 2, S.888ff.
oyGooi^lc
Anordnung einer Untersuchung. Änküutliguiig der Ankunft des Kf. 69
Der Kurförst an den General-Lieutenant v. Görtzke.
D. Cöln 6./16. December 1678.
[Anköadigung seines bevorstehe öden ÄufbrucbE nacb Preussen. Verhaltungsbefable.]
Wir gebeo Euch hiemit in Gnaden zn veruefameu, wie dass wir nu- 16. Dec.
mehro Ordre ertheilet, ') dasa der grossester Theil unserer Armee nacher
Preussen marchiren solle, gestalt dann die Regimenter schon wirklich
im marcfae begrifTen seiu, und dasa wir, sobalde nur die Armee Stettin
wird passiret, in Persoo uns bei derselben einfinden und mitgeben wollen.
Intzwischen haben wir das gnädigste Vertrauea zue Euch, Ihr werdet
oach aller Möglichkeit verhüten helfen, dass der Feind bis zue unserer
Ankunft nicht weiter einbreche oder einige advantages bekomme, sondern
dass man vielemehr demselben allen möglichsten Abbruch thue, worunter
Euch dann des Hertüogen von Croy Ld. wie auch unsere Ober Räthe
vcrhoffentlicb höchsteu Fleisses assistiren werden. Die beiden Gross -
Feldherren, sowohl der Crone als Litthauischer, haben sich insonderheit
zu allem guten erboten, wcsshalb Ihr fleissig mit ihnen zu correspon-
diren, auch Hülfe und Assistenz und dass sie sich mit Euch conjungiren
wollen, bei denselben zu suchen habet. Alles, was passiret, habet Ihr
unnachlässig zu berichten.') —
') S. das Tagebncb D. S. t. ßucb's, berausg. v. Kessel 4./I4. December 167S
(II S. 110), Relation dessen etc. S. 9ff. Vgl. HirscbS. 76 f., Jäbns S. 2'2.
^ Ganz äbnlicb schreibt Kf. an demselben Tage an den Herzog v. Crojr (das
PS. zu diesem Scbreiben s. bei ». Orlich III, S. 297). An die Preussische Re-
gierung schreibt Kf. 9./19. December, er gedenke in neu:geii Tagen aufiubrecben,
and «eist sie an, damit es ihm und seiner Armee nicht ao LebeDsmitteln fehle,
alles Getreide und Fourage vom Lande nach Königsberg bringen, auch das Schioss
reinigen und alles so einrichten m lassen, dass er nebst seinem Hofstaat 'dort
liigiCTeD könne. Am 23. December scbreibl er an ebeudieselbu, sie hätten nun er-
fahren, aas es dem Feinde für Vorthoil, dem Lande aber für Ungelegenheit bereite,
tJasi nicht seinen oftmaligen Befehlen gemäss die übrigen Lebensmittel von Tilsit
und iDderen Orten bei Zeiten forlgescbalTt seien, sie sollten alle», was auf den nach
dem Feinde wärts gelegenen Aemtern an Korn, Saiz, anderen Viclualien und Fouraga
nocb übrig sei, fortscbaffen, oder wenn das so geschwinde nicht möglich sei, ver-
bteonen oder ius Wasser werfen lassen.
oyGooi^lc
70 I- Kriegscreignisse 1676—1679.
J. E. V. Görtzke an den Kurfürsten. D. Peterswalrte^)
12./22. December 1678.=)
[Sein Marsch. Stellung und Verhaltet) des Feiodes. GefShrlicber ZtisUnd de^
Landes. Bitte, noch einen böberen Ofücier zu senden. Besorgnisse ijfegen der an-
marschiBrenden Truppen.]
. I>ee. E. Chf. D. Goadigstes'; Witstock von 29. Novembr., darin Sie un-
gnädig empfinden, dass Sie in zwei Posten keine Briefe von meiner Wenig-
keit erhalten, auch dass ich meinen Marche beschleunigen hoII, habe
gleich itzo in unterthänigsten Respect erhalten, und berichte ganz unter-
thänigüt, dasa ich bis an Marienwerder, von wo ich den letzten unter-
thänigsten Bericht meines Marchs halb und was vorgegangen abgestattet,
und [sie!] habe auch Heissig geschrieben, dass aber die Deambte die
Schreiben vei'säumen, wie Sie dann E. Chf. 1). eigene Ordre und Be-
fehlige, wie ich von Marienwerder aus unterthänigst berichtet habe, liegen
lassen, als lebe ich der unterthänigsten Hoffnung, E. Chf. U. werden
der Beambten Schuld mir nicht zu eignen^ wegen Beschleunigu-ng des
Marchs habe ich von Neuen Stettin aus bis Königsberg nur einen Tag
geruhet und solches wegen der Uebcrsetzung, auch jedes Tages 4 5 bis
sechstehalb Meile marchiret, seider Königsberg habe ich fleissig ge-
schrieben, wie in allen unterthänigsten Berichten die Specification ')
zeiget. Der Feind stehet zwischen Kagnit und Tilsit, Rugnit hat nach
gegründeter Information schlechte Gegenwehr gethan, der Feind hält sich
SD zusammen, dass kein Mann vor den Wachten hcrauskompt, und lassen
sich die kleinen Parteyeu so angelegen sein, wie sie immer wollen, so
ist einet) zu ertappen ein Glück. Die Lithauer thun dem Feind eiferige
Zufuhr und suchen hervor was sie in den Wäldern begraben und immer
eründen können, das schleppen sie ihm zu und vcrkuiidrichaften und
venathen unsere Partheyen, wo sie sich nur blicken lassen, weisen dem
Feind Wege und Stege und laufen so embsig auf Kundschal), als wann
sie ehrlich daran thäten, im Gegeotheil seind sie gegen E. Chf. D. wieder-
setzlich und suchen allerhand Ausflüchte, Beitrag zu thun. der Feind
lässt sich verlauten, dass er versichert, von Königsberg keinen Widerstand zQ
■] südlich Ton Wehlau.
*) Zum grossen Theil in ZilTern.
>) fehlt.
<} Diese Relation ist die fänfte, die TOrherg eben den fehlen in den Aklen.
oyGooi^lc
Oörtike's Uarscb. Debler ZusUud iu Preusseii. 7 1
finden, es muss Gott und der Zeit anheim gestellet »ein. luh hoffe, der
Major Reck') wird bei E. Ghf. D. aagelanget und alles ausführlich be-
richtet haben, der Zustand ist schlechter und gefährlicher, als er vor^
getragen werden kann, wie ich solches auch in meinen unterschiedenen
UQterthänifpjten pilichtmüsstg berichtet, hoffe, 8. Fürstl. On. von Croy
werden was Statsacben sein und wie solche zum guten Ausschlagen un-
gewiss, untertfaänigst zu berichten nicht ermangeln. Ich stehe mit den
Trouppen bei Wehlau und darf daher nach Insterburg und weiter nicht
gehen, weiln der Feind den neuen und alten Weg auf Labiau zu dreien
Malen stark recognosciret, dass ich von Königsberg nicht abgeschnitten.
Ich kann dahero nicht thun, was ich billig thun sollte, weil Ich nur
drauf sehen muse, den tzigen schlechten Zustand, dass er nicht gar über
Haufen gehe, zu erhalten, bis dass Gott und E. Chf. I). das Werk auf
einen bessern und gewissem Grund setzen, wozu Gott bald Rath und Hülfe
geben wolle. Ich habe jüngst ausführlich gemeldet, dass auf den Besatz
ilcr Ambtbäuser und auf das Landvolk, über welche die Officirer selbst
gios.sc Klage führen, sich nicht zu verlassen, und kann bei solcher Ein-
richtung, wie sie ist, besser nicht zu vermuthea sein, dahero ein eilige
aachdi'ückliche Anstalt ohnmassgeblich hochnöthig. leb will alles, soviel
io meinen kräncklichen Zustand, thun, so lang die wenige noch habende
Kräfte mich nicht ganz verlassen und ein warmer Blutstropfen in meinem
l.L'ibe ist, allein es ist nicht eines Menschen Werk, es wiire einer zu
Künigsbcrg hochnöthig, als was sein kann, und hier kann ich auch nicht
weg, and wenn ich wegen der harten Bekümmernisse und Arbeit übern
Haufen gehen muss, besorge ich einen schlechten Zustand, weswegen ich
vormals unterthänige Bitte angeleget, E. Chf D. einen zu senden oder
gnädigst einen zu nennen und zu befehlen, wem ich das Commaudo in
solchem Fall auftragen solle. Grosse Vorsorge ii^t meines wenigen £r-
achtens vor die Festungen hochnöthig, damit sie nicht zu späte sei,
*'^ea dieses und alles andere beziehe ich mich auf des Majors Recken
aufgetragene Commission. — Der Oberstlieutenant Hut,'J welcher zu
Königsberg in den Vorstädten stehet, schlaget immer ein Haufen Officirer
vorzustellen vor, darüber ich doch noch zur Zeit keinen Befehl von
E. Chf D. habe, wann sie aber so bleiben sollten, würde ohn massgeblich
<} S. oben S. 65.
*) Oberstlieuleaant Bernhard v. lluel, Befcliti^lmber der dem Corps GÜrtzku'»
'ugehürigen , aus ManDSchaften der verschiedeuen Festungsgarnisonen lusammenge-
»Utea lOOO Manu zu Fuss. S. oben S. 67.
oyGooi^lc
72 I- Kriogsereignisae 1676—1679.
eine rechte EinrichtUDg ohne weitere Verzögerung nöthig sein. Dem
Färstlicben Hombnrgischen R^iment wie auch den beiden R^imenterD
Fassvolk ') habe ich entgegen geschrieben, sich voll vorzoseheo nnd
ihren March Dach Königsberg aller Möglichkeit nach zu beschleinigeu,
das Hombur^sche wird noch woU kommen, aber vor die beiden zu Fuas
habe ich grosse Sorge.*) —
PS. Auch berichte leb, dass die Ströme überall halten, dass der
Feind, welcher noch bei Ragnit stehet, wenn er da ufbricht, unverhindert
gehen kann, Gott verhiite in Gnaden, dass alle kommende Hülfe durcb
Verlierung der Zeit das prästiren möge, was sonst hätte geschehen
können. Wo die künftige kommende nicht vorsichtiger im March wie
die bishero kommende getban, können sie leicht verunglücken. Was
sich thnn lässt, werde ich bei meinem elenden schwachen Zustand nicht
manquiren, allein es ist eines Menschen Werk nicht, es wäre einer, der
Autorität und Wissenschaft hätte, üu Königsberg hoch nöthig, und hier
kann ich nicht weg und kann wegen meines kranken Zustandes es allein
nicht behaupten.
J. E. V. (jörtzke an den Kurf'flrsten. D. Peterswalde
bei Wehlaii 1G./2G. December 1078.")
[Stellung und Haltung der Feinde. Anbringen eines Aligesaadteii Pac's. Die nii<:)i-
kommendeD Regimenter. Unzuverlnssigkeit des Laudaufgebols. Beunruhigende Ge-
rQchlo aus Polen.]
2fi. Dec. E. Chf. D. berichte in gann unterthanigslen Gehorsamb, dass der
Feind noch in Tilsit und bei Raguit in den negsfgelegenen Vorwercken
und Dörfern enge zusatnmen stehet und ausser ihren Wachen niemand
herauslassen und fressen sich da wieder aus. Unsere Partlieyen gehen
rund ümb sie berumb und können doch selten von sie was ertappen,
sie brachten gestern einen Regiinentsquarttermeister ein, die bei ihm ge-
■) S. oben S. C7.
>) Der Heriog v. Croy racldcl dem Kf. aus Künigsherg am 30. December, er
hütte die beiden Itegimenler zu Fu^.s schau heule emartel, sie würden aber ersi
morgen sakominen, dns Uom burgische z. Pf, werde gestern oder heute bei GÜrtike
angelangt sein.
') Ebenso wie auch die übrigen Relationen v. Oörtzke's zum grossen Tbeil
in Ziffern.
oyGooi^lc
Stellung der S<;liwedeu. GÖrtzke's Besorgnisse. 73
wesea, waren caputiret, er weiss wenig zu sageo, als daas sie sich aus-
fressen und anf die BetliuDiache und aus Ungern kommende ihr HofTouag
setzen, inmittelst ziehen sie Brücken hinter sich über den Memmeistrom.
Der Herr Major vom Grossfeldherni Patzen Andreas Oltscher ist
auch bei mir gewesen, brachte anstatt seines Herrn bei, wie dass er
alles gethan, was er hätte thun köiineD, auch noch thun wollte, bäte,
dass die Zeit nicht versäumet würde, und dass gute vorsorgliche Beob-
achtung auf dem Reichstag sein möchte, waon Geld bei Zeiten da wäre,
wollte er einige Leute von Tartern schaffen, beklagte dabei, dass die
Zeit so verüiinmet und nicht u achdrück liehe Hülfe geschehe, dass die bei
Tilsit und Ragnit Stehende geschlagen, so würden sich die andere wicder-
wärtigo Gemüther ändern und der Ch urfürstliche Staat sicher und feste
stehen. Ich habe alles aufs beste beantwortet und habe zu meiner Nachricht
ihr Ffirstl. Gn. vou Croy Antwort auf dessen Beibringeu gewusst. Das
Fürstl. Homburgische Regiment ist bei Königsberg angelanget, der Oberste
droben von Marienwerder schreibet, dass die zu Fuss als gestern an
der Weissei sein erwartet, ich habe dreimal geschrieben, dass sie ihren
March vorsichtiglich auf das beste beschleunigen sollen, weiss nicht, wie
es so langsam mit ihrem March zugehet. Der Oberstlieutenant Zitwitz
niusj es billig verantworten, dass er ist von sie gegangen. Ich habe ihnen
fiil Reuter von dem Landvolk, dass sie können von sich acbicken Nach-
richt einzuholen, verordnet. Johanssburg, welches ganz verlassen und
olfen gestanden, dass nur der Pörtner mit 4 alten Bauern zur Wache
da gelassen, wie auch Tapiau hab ich besetzet mit wenigen Geworbenen
und den dazu benöthigten Landvölkern, aber das Landvolk lassen sich
über die Mauern und laufen so weg, dass auf sie im aller geringsten
nichts zu verlassen. Das von E. Chf. D. mir gnadigst anbefohlene
Kriegesrecht ') über die, so den Pass Russe verlassen, zu besetzen, kann
ich daher nicht praestircn, weil die Wildnusbcreiter, Wahrten und I^and-
volker, so solches gethan, ganz verlaufen und zerstreuet, auch besoi^tich,
dsäs ich bei diesem gefährlichen Zustand, weil ich solches sehe, unver-
sDlwortlichen Schaden und Unglück erwecken möchte, als bitte E. Chf,
1'. onterthänigst, mir solche Verzögerung nicht ungnädig zu nehmen,
dann ich muss nur alle meine Sinn und Gedanken darauf richten, dass
ich den itzigen gefährlichen Zustand so erhalte, dass er nicht ubern
Haufen gehe, wollte Gott alle kommende Regimenter hätten Adlersllügel
■} S. oben S. 68.
oyGooi^lc
74 !• Kriegaereignisae 1676—1679.
bald hier zu seiD, umb den bei Tihit stehenden Feind zu ruinireu, ehe
und bevor es schwerer wie itzo fallen möchte, 120 Maon seind von
denen Commendirten unterm Commaudo des Oberstlieutenants Hueten
zu Marienwerder geblieben, wie auch 2 dreipfündige recht feine metallene
Stücke uebst 2 Munition Karren, so ich mit aus Stettin genommen; über
die neu erbaute Schanze ist ein grosser Allarm und eine übele Zufrieden-
heit bei den Pohlen. —
PS. Auch — berichte ich ganz unterthänigst, dass die Lithauschc
Armee aus einander und in ihr Quartier gangen und nur 3 CompagnicD
zu Bewahrung ihrer Grenze an den Grenzen stehen; vor Schliessung des
Reichst^es ist von den beiden polnischen Feldherrn keine Succurscn
noch zu hoffen. Die Schweden und Franzosen halten sich numelir
nicht incognito sondern in grosser Anzahl in Danzig öffentlich auf. Es
hat mir einer vertraulich berichtet, dass die Bethunische der Krön Pohleu
geschworen, wäre nur zum Schein und Betrug, bei Thoru hätle er selber
bei fünfzig tausend Mann, so zusammen gezogen, gesehen, welche sJcli
mit den Betliunischen conjungiren und die bei Tilsit stehende ihren Marcb
über Laban nach Königsberg nehmen und bei Königsbei^ sich ingesambt
conjungiren würden und solches in gar wenig Tagen. Da einige Chur-
fürsll. Uegimentor mehr anhero kämen, sagte er, mochlcn sie ihr rechte
Hand weil in Acht nehmen. Der Major Reck ist gleich hier angelanget,
umb Fourage, Hart- und Rauhfutter in Königsberg zu schaffen, solches
habe ich dreimal in Gegenwart Ihr Fürstl. Gn. und Herren Oberrätho
proponiret, es wird aber weder im nothtfirftigen Bau, auch sonst nichts
gethan. Ich bin leider hülflos und ist Gott bekannt, dass ich nicht
mehr thun kann, wie geschiehet. —
Ob sich solches so verhält oder nicht, so habe ich doch meine
unterthänigste Schuldigkeit zu sein erachtet, solches E. Chf. 1). zu be-
richten.
J. E. V. Görtzke an den Km-filrsten. D. Peterswalde
19./29. December 1G78.
[Ungewisaheit über die Absichten des Feiodea und über die zu ergreifenden
Massregeln. Gerücht vom Aufbruch des Feindes.]
■ Dec. E. Chf. D. berichte in unterthänigsten Gchorsamb, dass der Feind
numebr in den 4*^" Tag aufgepacket und zum stündlichen March fertig
oyGooi^lc
Beeorgnisao Gürtzbe's. 75
gestanden, auch habe ich von (leneo itzo gleich kommeaden Gefangenen
keine andere Nachricht, als dass or noch stehe. Unsere Partheyeu reiten
umb ihm herumb, haben auch ein zimbliches Theil Regimen tsquartier-
meistor und allerhand Art Leute eingebracht, welche alle nach Königs-
berg sende, und kann kein Mensch sagen, wohin er inclinire sich zu
wenden, besondern berichten alle einhellig, dass es auf Königsberg an-
gesehen. Weiln ich dann hoffe, dass die beiden Regimenter zu Fuss im
Balgiachen und also in Sicherheit, als worden sie hei Königsberg, wenn
die Gurger was thnn wollen, wenig ausrichten. Ihrer Anstalt nach muss
ich in den Gedanken stehen, dass sie zurücke gehen, wovon aber ganz
keine Gewissbeit, Brücken ziehen sie hinter sich über den Memme] Strom,
welches auch sonst wohl könnte auf einer andren Funte angesehen sein.
Wollte Gott, hier wären noch 2 Regimenter Reuter und 1 Regiment
Dragoner zu dem, so ich hier bei mir habe, welche auf Partheyen zim-
lich hin und wieder zertheilet, und E. Chf. D, Wille dabei, mit dem
Feind es zu wagen, so hoffe ich, dass die Sache könnte gehoben und in
einen andern bessern Stand gedeihen. Sollten sie ungeschlagen davon
kommen, wäre es Gott zu erbarmen, wo sie aber zumcke gehen, so
werden sie solchen Weg voraus bekommen, dass sie hernachmals nicht
einzuholen noch zu ertappen sein. Sollte der Feind zurück gehen, stehe
ich bei mir an, weil die Trouppen, so ich bei mir habe, nicht in dem
Stande, dass ich ihn angreifen kann, ob ich ihm nachgehe oder hier
sieben bleibe und Partheyen nachsende, die ihn zwacken, in masso mich
von Königsberg gar zu weit abzugeben, weiln die Bethuniache Trouppen
noch so vagiren und der Ruf von den Ungrischcn auch gehet und man
sonst auch nicht weiss, wie man dran ist, als werde ich woU das let^ttere
mit den Partheyen erwiihlen müssen, bis ich von E, Chf. l). weitern
gnadigsten Befehl erlange. —
PS. Auch — gleich itzo bei ßeschliessung dieses kömbt mir Zeitung ')
von einige Landleutc ein, dass der Feind eilig IS Boten zusammenge-
6uchet, aufgebrochen und nach Sechslacken, welches auf der Linie von
Tilsit nacher Insterburg lieget, inarchiret, alle Partheyen, derer zimblich
viel und vigilante Leute dabei, melden davon nichts, doch habe ich diese
Ungewisse Zeitung unterthänigst melden wollen. —
') Heber den Aufbruch der s<;hHedischen Armea von Tilsit nach Insterburg
hin am 29. December s. Nyatedt S. 454, Hirsch S. 70, J5hna S. 23.
oyGooi^lc
76 f- Kriegsereigniäte 1676—1679.
J. E. V. Görtzke an den Kurfürsten. D. Tapiau
23. December 1678/2. Januar 1679.
[Harsch der Scbwedea nach Insterburg. Schwierigkeit, ihtiea beizuboiDineD. L'n-
zuverllssiglceit und Büsiritligkeit der Königsberger und des LuidTolks.]
1. Jan. E. Chf. D. muss in unterthÜDigsten Gehorsamb berichtäD, dass der
Feind vor dreien Tagen vou Tilsit aufgebrochen, Tilsit und Ragnil be-
setzet und die Kranken darin gelassen, seinen Marchs gerade auf Jurgen-
burg geDommen und gestern gegen Abend Insterburg berennet, worin
der Majoer Talau und ein Capitain mit 21)0 Landvölkern stehet, icli
will hoffen, dass sie sich so leieht nicht geben werden. Tapiau habe
ich besetzet, Wehlo kann ich nicht besetzen, «eiln es noch [nicht] völlig
verbauet hat werden können, es auch zu weitläuftig und kein Volk
darzu habe, weil man da» grosseste Absehen nur auf Königsbei^ haben
muss. Sie haben letzt ein Spargiment in Königsberg ausgebracht, als
dass') der Obristlieut. Lange, welchen ich mit einer Parthey abge-
schicket, geschlagen wäre, da ich doch Gott Lob noch nichts verloren,
da hat man ihre Tntention, wie sie sich Lust zu wehren, und wie sie
gesinnet sein, spüren können, weil sie ganz kleinmütig worden, also
wünsche ich nur die Erhaltung des Orts. Unsere Partheyen seind rund
umb den Feind herumb gegangen, mir ist nicht bekannt, dass sich je-
mahlo ein Volk so enge zusammen gehalten hätte, und wann ich mich
todt ängstige und quäle, auch die beste Oflicirer, so ich bei mir habe,
suche und zur Partey gebrauche, kann ich ihm doch nicht beikommen, was
rechtschaffenes zu tentiren, und thut inmittelst der Feind, Gott sei a
geklaget, was er will und gehet in den Orten, wo er vollauf hat, und
frisst sich aus. Hingegen wann einige Zufuhr oder Beitrag nach Königs-
berg gehen soll, seind hundert Ausflüchte und bleibet in allen Stücken
beim Ausschreiben und wird nichts mehr. Ob nun der Feind wird gehen
und suchen zwischen denen hier und noch herinkommenden Regimentern
die CoDJunction zu verwehren, oder was sein Vornehmen sein wird,
muss der Zeit anheim gestellet sein, was gewisses und wichtiges muss
er doch vor sich haben, weil er so frei ins Land hinein gehet. Wollte
Gott, dass* die Mittel hier wären, dass diese hätten können geschlagen
werden, wäre alles gehoben. Ich will hoffen, der Major Reck*) wird
") Vgl. Diar. Europ. XXXIX, S. 383.
*) S. obsa S. 65.
oyGooi^lc
Harsch der Schweden nush IcBterburg. 77
E. Cht. D. den hiesigen schweren und gefährlichen Zustand ausrührlich
berichtet haben, bitte ganz unterthänigst, E. Chf. D. werden es nicht un-
gnädig nehmen, dass ich den hiesigen Zustand so deutlich und gefähr-
lich, wie er ist, nicht habe schreiben können, jedoch habe ich geschrieben
soviel als ich gekunnt. Ob nun Bartenstein wird defendiret werden
können, ob es so bebauet and die Bürger was thun wollten, darumb
bin ich bemühet, hab aber noch keine gewisse Nachricht davon, je länger
E. Chf. D. es in jetzigen Zustand lassen, je schwerer halte ich meines
wenigen Eracbtens der Zustand wird wieder zu repariren sein. Ich
unterstehe mich mit meinen unterthänigsten Relationen nicht E. Chf. D.
weiter beschwerlich zu fallen, besondern will thun, was nur menschlich
und möglich ist. Die Obristen Hohndorff, Eanitz wie auch alle
Andere lassen es sich angelegen sein und gehen mir nach Vermögen an
der Hand, aber, wie öfters remonstriret und wie E. Cht. D. von langer
Zeit her bekannt, dass Sie sich auch niemand auf die gemeine der Land-
völker zu verlassen haben, und seind die, so sich einmal absentiren,
nimmer wieder beizubringen und bei den vorhandenen wenig Sicher-
heit. Ich lebe betrübet und unglücklich des Zustandes halber. —
Die Preussische Regierung an General-Lieutenant v. Görtzke.
D. Königsberg 2. Januar 1679. (K.)
[fjedenken gegen ein weileres Zurückgehen.]
Sie vernehmen mit Betrübnis, dass die femdliche Armee sich nach Inster- 3. Jan.
bürg begeben habe und daher Görtzke's Bagage sich hieher relirieren solle,
auch er vielleicht selbst mit den bei sich habenden Regimentern sich von Wehlau
und Tapiao zurückziehen wird. Sie stellen ihm vor, ob es nicht möglich,
dass er mit seiner Armee, falls er sich nicht bastant genug finden sollte, wider
den Feind zu avancieren, sich dennoch za Tapiau und Wehlau festsetzen und,
um dem Feind desto mehr gewachsen zu sein, die hier stehende Infanterie zu
sich fordern wolle, damit das übrige Land soviel möglich gerettet und der Feind
aufgehalten werde. Sonst würde demselben nicht altein das ganze Laad offen
stehen und diese Städte auch consumiert, sondern auch die anderen aus Pommern
erwarteten Völker von hier abgeschnitten und dem Feind Gelegenheit gelassen
irarden, sich mit den im Polnischen Prenssen beflndUchen Bethunischen Truppen
IQ coi^oi^eren. £s würde also zu des Landes grossem Vorthail dienen, wenn
es ihm mCglich wäre, za Tapiau und Wehlaa mit der Armee femer zu ver-
bleiben und von dort ans dem Feinde allen m^liohen Abbruch zu thun. Wenn
oyGooi^lc
78 t Kriegsereignisse 1676— 1G79.
er die hier stehende lofanterie zu sich beg^ehreo sollte, kannten davon etwa
2000 beritten und zd Di^onern gemacht werden, damit sie desto besser fort-
kommea und nützliche Dienste Ihun könnten. £s scheint fast unmöglich . zn
seio, dass er von hier konnte abgeschnitten werden, weit der Feind, wenn er
hleher gehen wollte, notbwendig auch Tapiau und Wehlau berühren müsste.')
J. E. V. Görtzke an den Statthalter und die Oberräthe.
D. Worginen^) 25. December 1Ö78/4. Januar 1679. (K.)
[Auf (las Schreiben vom 3. Januar. [JumÜglichkeit gegen den Feiad olTensiv zu agiereu.
Vorschlüge wegen Besetzung der Tandstidte und ßereilhaltiing des Fusavollis.]
Er hat ihre Willcnsm einung mit den anwesenden Obersten Hobndorff,
Ganitz, Printz und Hülsen reiflich überlegt und sie haben belunden, dass,
da die Ströme alle fest gefroren sind und das Ueberschreit«n derselben dem Feind
nicht disputiert werden kann, es nicht möglich ist, sich an einem Orte fest zu
setzen und zu einem genügsamen Widerstände zu postieren. Wenn sie auch
alles Fussvolk aus Königsberg heranziehen würden, würden sie dennoch dem
Feind nicht bastant sein können, vielmehr sich selbst Verbindernis machen da-
hin zu gehen, wohin mit der Zeit sie die Noth wendigkeit seihst veranlassen
möchte. Wenn man Fussvolk und Artillerie an sich zieht, so erfordert die
Kriegsraison, sofort den Feind zu suchen, um mit demselben iu Action zu
kommen. Selbst den Feind aufzusuchen aber halten sie nicht für raisonnabcl.
da sie was rechtschaffnes gegen denselben zu operieren mit diesen Truppeu
nicht sufficient sind. Sollte der Feind auf sie avancieren, so wäre wohl zu
considerieren, ob man sich mit ihm in ein Rencontre einlassen sollte. Da ein
unglücklicher Ausgang eines solchen aber für das Land sehr verderblich sein
würde, so haben sie insgesamt für rathsam erachtet, in der Form, wie sie jetzt
stehen, ein wachendes Auge zu haben und dahin bedacht zu sein, dem Feinde
auf andere Manier, ohne Haupthosarde, Abbruch zu thun. Sollte die Regierung
aber für gut befinden, dass es auf eine Haupthasarde ankommen sollte, so wollen
es thun, bitten dann aber um bestimmten Befehl. Dis Stadt Wehlau werden
so lange wie möglich zu defendieren suclien, hauptsächlich aber kann sie
nicht defendiert werden, und wenn dergleichen Landstädte mehr besetzt werden
sollten, würde Königsberg ganz entblüsst. Nach Fisclfliausen und Lochstädt
braucht nur ein üfficier mit weniger Mannschaft gelegt zu werden , den Ort zu
verbauen, später können sie im Nothfall immer recht besetzt werden. Dem
■) Dieselben Bedenken gegen ein weiteres Zurückgehen Oörtike's stellen sie
dem Ef. (d. Königsberg -8. Januar 167S) vor, am 13. Januar rathen sie demselben,
etna 8 Regimenter i. Pf. zur Verst&rkung Görtzke's vorauszuschicken.
') Worienen bei Lindeuau sw. von Tapiau.
oyGooi^lc
Redenben der preusslscheo tCegierung gegea das ZurSckgeheo Gürtzke's. 79
gestrigen Vorschlage gem3ss wäre es lathaaiD, dass alles Fussvolk aof beiderlei
Art parat stünde, dass ihneD zuerst die Pusten auf den WBUeD angewiesen
würden und dass sie, falls sie im Felde zu gebrauchen, zum Marsch sofort parat
stäaden, ebenso die Feldartillerie. Die Bagage der Regimenter soll nicht in
Königsberg sich legen, sondern nachdem des Feindes Maisch sich anlässt, sich
zurfickzieben und an einem Ort, da sie nicht zu weit auseinander und in Sicher*
heit stSnde, logiert werden, denn ihr Verlust wäre für die Regimenter ein grosser
Schaden.
J. E. V. Görtzke rni den KurfQrsten. D. Tapiau
30. December 1678/9. Januar 1679.
[;ätellung des Feindes. Glückliche Scharmützel. Klagen über das Lsudaiifgebot.
Schwedische Ueberilufer.]
E. Chf. D. berichte in ganz unterthäDigsten Gehorsamb, dass der 9. Jan.
Feind noch bei iDsterbai^ stehet, mit atarken Partheyen kann ich ihm
nichts anhaben, aber mit kleinen und mittelmäsaigon Partheyen wird
er zimblich alardt gehalten, dass selten eine Nacht hingehet, dass er nicht
zu Pferde sitzet, wie denn noch gestern eine kleine Parthey der Unserigen
50 Furagirer hart vor ihrem Quartiere eingefallen, 7 Gefangeoe gebracht
und die übrige caputiret, noch hat der Cornet Eniepke') gestern eine
Farthey von 60 Pferden geschlagen, einen Regiments-Quartiermeister
und 27 Gemeine gefänglich eingebracht, die übrige gleichfalls caputiret.
Der Feind stehet zum Aufbruch fertig, wohin aber, wissen die Gefangene
flicht 2u sagen, solle er angeschlagen zurücke gehen, wäre Gott zu er-
tiarmen. Mit dem Landvolk ist wahrhaftig nichts zu thun, noch im ge-
ringsten auf sie sich zu verlassen, worüber die OfGcirer auf allen Wachten
Klage und Beschwerde führen. Was von den Bethuoischen Trouppen
und dass vier Weiwodschaften sollen gemustert und wieder nacher
Hause gegangen sein, hoffe, ich, werden E. Chf. D. von Königsberg und
von den Obersten Groben, weiln ich zu weit ab, gegründet unterthänigst
berichtet werden. — Wünsche von Herzen, dass an Reutern und Dra-
goner noch so viel sein möchten, dass der Feind ohne Ram nicht davon
käme. Vor 3 Tagen ist') ein geborener Schwede wirklich in Dienst ge-
wesener Rittmeister mit 2 Knechten und 4 Pferden herüber gekommen,
>) Vgl. Diar. Europ. XXXIX, S. 381.
*) Vgl. Diar. Europ. a. a. 0.
oyGooi^lc
80 T. Kriegsereigoisse 1676—1679.
welcher seinen Lieutenant einiger harten Rede halber todt geschossen
und sich deshalb salviret, haben aolchen bis zu E. Chf. D. gnädigster
Verordnung nacher Pillau gesandt. Gestern kam ein Quartiermeister
mit 3 Reutern, welche in Bielefeld und Hamburg zu Hause gehören und
gerne dahin wollten, denen werde ich Pässe geben und sie reisen lassen,
sie geben vor, dasa sie die Travallien, so sie beim Feinde hätten, un-
möglich ausstehen könnten. —
J. E. V. Görtzke an den KurfQi-sten. D. Jungfersdoi-ff')
6./16. Januar 1679.
[Aufbruch dos Feindes von Insterburg. Marsch nach Wehlau. Sein Rücki^iig gegen
Königsberg hin, Klagen über die Forstbeamlen.]
I. E. Chf. D. berichte in unterthänigsten Gehorsamb, wie der Feind
bei Insterburg gestanden, das» den 29. December 78/8. Jan. 79 dieses
ein polnischer abgeordneter Rittmeister zu den Feldmarschall Hörn ge-
kommen, zwei Tage alda geblieben, worauf der Feind') den 3"" Tag
nacher Salau aufgebrochen. Ich habe die darüber eingekommene Schreiben
Ihr Fürstl. Gn. den hoch verordneten preussischen Statthalter zugesandt,
hoffe, dass er davon E. Chf. D. wird schuldigsten Bericht abgestattet
haben. Der Feind hat in 4 Tagen bald avanziret, bald zurückgegangen,
bald zur linken, bald zur rechten sich gewendet und so enge zusammen
gehalten, dass kein Mensch aus den Trouppen gelassen. Ich kann nicht
wiiJseD, was er darunter gesuchet, endlich ist er auf Wehlau gegangen
und seine Vortrouppen zwischen Wehlau und Tapiau gesetzet, woselbst
die feindliche Vortrouppen auch gestern noch gestanden, als habe ich
mich deshalb gegen Waldo zurückziehen müssen. Wehlau hat wegen
der Weitläufigkeit, auch dass es ganz nichts, verbauet und einen grossen
Besatz erfordert, nicht können besetzet werden, Tapiau aber ist gut be-
setzet. Es ist ein gross Unglück, dass man keine Leute haben kann, so
unsere Trouppen führen und die Wege weisen wollen, der Oberförster
Halle hat bis dato, wie ich auch nicht andei-s weiss, auch noch in den
Wildnissen gelegen, die Landleute zum Abbruch des Feindes animiret, die
'} a. Pregel, Sstl. von Eönigsberg.
') S. Njstedt S. 455.
oyGooi^lc
Hückzuft Onrtxhe'g gegen KiiDigsberg hin. 81
Wälder verhauen und gethan, was er gekannt, mir auch etlichemal mit
WildnissbereiterD die Wege zu weisen geholfen, sonst habe ich keinen
van der Jägerei gesehen, der sich das allefgeringste hätte laHsen aoge-
legen sein, die geringste Beihülfe zu thuu, die Leute seind widerlich.
Wo sich der Feind nun noch endlich hinwenden wird, darin bin ich
noch ungeviss, verhofTe aber stündlich Nachricht. Wegen des E. Ch. 1).
bekaDQten Zustandes in Königsberg und der Vielheit der Corre^pondentiea
halber, so mit dem Feind darau-s geschiehet, darf ich mich von Königs-
berg nicht weit abgeben. —
PS. Auch — berichte — , dass zwei der abgesandten Partheyen
eine einen Gefangenen, die andere 2 Ueberläufer mitbringen, welche ein-
hellig berichten, dass der Feind gestern Abend in und umb Wehlo ge-
sunden und heute recht frühe die Vortrouppen Tapiau berennet, und
haben unsere Partheyen gesehen Feuer aus Doppelhacken nach den Feind
zu geben.
Die Prenssische Regierung an den Kurfürsten. D. Königsberg
17./7. Januar 1679. (K.)
'Kürkzug rTÖrtike'ü. Anstalten in Küoigsberg, um dessen Truppen ilort aufzunehineo.
Abmarscb <les Feindes gegen Alienburg.]
Karhdcm die feindlkhe Armee schon zd Vehlain) und ihre Vortrappen zu 17. Jnn.
Tapiau angelangt sind, hat sich flen. Lientn. Oürtzke mit seinen ßegimentem
hia luf l'/i Meile von liier retiriert und dürfte wohl, wenn der Feind weiter
hieherwirts avancieren sollte, sich in diese Städte, VorstSdte und Freiheiten ans
Mangd gnugsamer Force zurückziehen. Derselbe hat Oberst Hotandorff an
He geschickt nnd verlangen lassen, dass das äolzische Regiment z. F_, welches
ad interim nahe an der Stadt auf dem sogenannten Nassen Graben und auf den
Buben gestanden, hereingenommen werde, dass die StSdte auch Anstalt zur
Einnehmnng seiner Regimenter zu Pf. machen, auch die Posten und Gelegenheit
ausersehen, wo die Truppen in den Städten zn vertheilen und auf den Wällen
in postieren, nnd den für dieselben nothigen Proviant anschaffen mögen. Sie
haben dieses den Städten angezeigt. Dieselben haben sich auch zur Vorschiessung
von 3000 Tonnen Bier und dazu erforderten Brodes im Nothfall bereit erklärt
and sich erboten, durch Deputierte bei Anweisung der Quartiere und Posten za
') 8. den Bericht der Bärgermeister und der Bürge rschaft von Weblau (s> d.)
über die Beiatzang ibrer Stadt durch die Schweden am 14. Januar und die der-
i*lb«ii tnf6Tlegte Contribntion bei Hirsch S. 14 Aum. 6.
Utltr, I. Geaeh. d. Q. EnrfOraUn. XVm. Q
oyGooi^lc
82 1- Kriegsereignisae 1676—1679.
helfen, Iiaben diea aiifb gestern Nachmittag za Werk gerichtet und beschlossen,
wenn es nicht zu ändeni stunde,') das (iolKiache Regiment liereinzunebmcn. Soeben
aber erhalten sie Nachricht, dass der Feind ') sich nach Alleiihorg gewendet und
aller Apparenz nacli auf Bartenstein zugchen dürfte.
Sie haben Ilohn<lorff beauftragt, Gürtzke vorzustellen, dass dessen Re-
gimenter so lange als nur mßgticli drausgeu gegen den Feind stehen Uleilieii
möchten.
J. E. V, Görtzke an den Kui-ffirsten. D. Kodderiiien ")
10./20. Januar 1679 Abends 5 Uhr.
[Stellung des Feindes. [Jngenissheit seiner Absichten. Widenrüligkeit der Eänjgs-
berger.]
1. E. Chf. D. berichte in ganz unterthÜDigsten Gehorsamb, dass der
Feind goätern zwiiicheii Friedlandt uod Schuppenbeii bei Lischen stille
gestanden, gestern Abend aber aeind starke feindliche Trouppen wieder
in Schuppenbeil hineingekommen, die Rede gehet unter sie, dass sie
wollten eilen n&cher Elbiagen zu kommen, ich ireiss aber noch nichts
Gewisses, weilu sie bald so, bald anders sagen, wohin sie ihren Marchs
recht nehmen werden.') Wie der Feind beschaffen, wird der von Buch')
unterthänigsten Bericht abstatten, weiln er theils Gefangene, auch theils
so herüber gekommen, gesprochen und examiuiret hat, wie ich mich
dann in eiu und andern auf seinen unterthänigsten Bericht beziehe.
Die') Stadt Königsberg ist üppig und schlimm, ich weiss nicht, ob ich
werde von sie abgehen können, dann es will niemand am Bau was
') Dio KÜQigsberger liatten sich anfangs gegen diese Zumuthungen heftig gt-
Btrlubt, s. Hirsch S. 74, Urli. u. AkL XVI, 2, S. 859 f.
») S. Njstedl S. 455f.
') Godrienen, südl. tou Königsberg.
*) Der Herzog van Croy meldet deoa Kf. aus Königsberg am 19. Januar, der
Feind habe sich von Alienburg nach Friedland und Schippenbeil gewendet, gestern
sei in lelztereoi Orte seine Ankunft erwartet worden, Nachts habe er in Freudenberg
und anderen Dörfern Jen- und dieaseit der Alle sein Quartier gehabt, einige seiner
Truppen sollten sich auch zu Domnau [zwischen Friedland und Pr. Eylau] nur
5 Meilen von hier gezeigt haben. Gürtike sei heute mit seinen Regimentern etwa
5 Viertelmeilen von hier über den Pregcl gegangen, werde diese Nacht sein Haupt'
quartier in Ludwigswalde, eine starke Meile von hier, haben.
*) S. V. Buch's Tagebuch 8./18.-10./20. Januar 1679 {ed. v. Kessel II,
S. 130 f.).
•) Dai Folgende in Ziffern. Vgl. Hirsch S. 73.
oyGooi^lc
Ankunft des Kurfürsten. Rückiug der Feiade. 33
rechtes thun und wollen alle Vermahnangen und Vorstellungeu wanig
verschlagen, deswegen ich woll gerne E. Chf. D. gnädigsteu Befehl i
Verhaltens hätte. —
Der Kui-fQrst an den Statthalter und die Geheimen Räthe
in Cöln a. d. Spree. D. Marienwei-der 12./22. Januar 1679.
[AnhuDrt daselbst. Absicht gegen den Feind TOrzugehen.]
Er ist') mit seiner Armee vorgestern hier angelangt, gedenkt morgen zu ää. Jan.
Preuschmarck , übermorgen zu Holland zu sein. Da der Feind auch avanciert
und gestern zu und um Schippenbeil gestanden, werden sie vermathlich bald
an einander gerathen; sobald Oen. Lieutn. Oörtzke za ihm stossen wird, ist er
entsclitasseii, den Feind anzugreifen.
Der Kurfürst an dieselben. D. Preüschmark
13./23. Januar 1679.
[Nachriebt vom RScitzug des Feindes. Absicht, ihn zu verfolgen. Anordnung eines
Dsah festes.]
Nacbdeme wir gestern aus Marienwerder Ew. Ld. und Euch von 'S. Jan.
unserem marche und des Feindes contenance berichtet, haben wir')
diese vergangene Nacht voa unserem Gen.-Lient. Görtzken die sichere
Nachricht erhalten, wie dass sich der Feind in höchster Eil und Con-
fusiou zurücke ziehe, allermassen Ew. Ld. und Ihr aus beigehender Re-
lation mit mehrem ersehen werdet, welche wir auch an alle unsere
ministroa von hier aus communicirea lassen. Wir hoffen, es werde ge-
dachter unser Gen. Lieut. sich schon an den Feind gehencket haben,
und wir beschleunigen unseren march aufs möglichste, seind auch Vor-
habens, den Feind so lange zu verfolgen, bis wir ihn erreichen. lu-
') S. Relation dessen elc. S. 14 ff., i. Buch's Tagebuch II S. 121 f.,
vgl. Rieae S. 69 ff., Hirsch S. 78 ff., Jähua S. 24 f. S. auch das Schreiben des
Kurfürsten an den Kaiser von demselben Datum Urk. u. Act. XIV, 2, S. 898.
*) S. Relation dessen etc. S. t6f., t. Buch's Tagebuch 13./L>». Januar
(11, S. 131). Vgl. Riese S. 71, Hirsch S. 81, Jahns S. 25. S. auch das Schreiben
an den Kaiser von demselben Datum Urk. u. Act ZIV, 2, S. 899.
oyGooi^lc
84 I. Rriegsereigoisse 1676— 1679.
zwischen, weil wir ee billig vor eine Gosde Gottee aufnehmen und er-
benneD, dass der Feind schon vorgewichen, da wir noch über 18 Meile
von ihm entfernet gewesen, und dass er in so schlechtem Zustande zuröcke
gehet, so werden Ew. Ld. und Ihr die Verfügung thuen, dass der gött-
lichen Güte desfalls schuldiger Dank abgestattet und dieselbe umb
ferneren Beistand, angerufen werden möge.
Aus dem ChurfÖratl. 13randenburgischen Hauptquartier zu
Preusch-Marck vom 13./23, Januarii 1679.')
[Utirach des Kf. Nachriebt too) Rückzuge des PeiDde». Anstalten m schleuniger
Verfolgung. Zustand der feinülicben Armee.]
I- Nachdem Seine Churf. Durchl. zu Brandenbui^ am 3./12. Januarii von
Cüstrin aufgebrochen, haben Sie dergestalt geeylet, dass Sie des Tages sechs
bis sieben Heilen fortgangen, und daraaf den 10.,'20. dieses mit dero Armee
glücklich die Weichsel passiret, und zu Harieuwerder aagelanget, als Sie selbigen
Tages allein 12 Meilen fortgerücket, Bey dero Ankunfft in Preussen erhielten
Sie von dem Feinde die Nachricht, dass derselbe bis Friedkud, Allenbiirg und
Bartenstein avanciret wäre, dahero Sie sich die Hoffnung machten, es würde
der Feind Stand hnlten und eine llauptaction wagen, wonach jederm&nniglicb
hey der Armee ein unglaubliches Verlangen bezeiget. Diese verwichene Nacht
aber hat der General-Lieutenant Giirtzke seinen Cap itain -Lieutenant nebst einem
Sergeanten, so eben vom Feinde überkommen, geschicket, und dabey berichtet,
wie dass der Feind, sobald er S. Chf. D. March vernommen, Krieges-Rath ge-
halten uod sich darauff in höchster Eyl und (Joufusion zurück zu ziehen ange-
fangen, dergestalt auch, dass er publiciren lassen, dass') alle Bagage abgeschaffet
und verbrannt, und einem Obristen nur ein Rüstwagen bey dem Regiment gut
gethan werden solle, damit er desto geschwinder fortkommen könte: Nichts
destoweniger hat der General-Lieutenant GCrtzke mit vier Tausent Reutern und
Dr^ounem und Tausent Musquetirern, so er auf Pferde gesatzet, sich bereits an den
Feind gehencket, umb denselben zu zwacken und campiren zu machen, damit er
abgemattet werde, und nicht entkomme. S. Chf. 1>. haben auch Ihren Uarch noch
mehr zu beschleunigen Ordre ertheilet, und lassen zu dem Ende Ihre Infanterie
' ') Danach zum grossen Tbeil die Relation dessen etc. S. IG f., «eiche im
DiaV. Burop. XXXIX, S. 394 ff. wieder abgedruckt ist und auf wslcbeT auch die
Berichte im Tbeatr. Europ. XII (1691), S. 1464 ff. nad bei Pufeudorf I. XVII,
§2S. (S. 1281 ff.), theilweise wohl auch im Verw. Europa III, S. 381 ff.. bsTuheo.
dessen etc. S. 17 bemerkt: .Dieses abar hit
oyGooi^lc
Rückiug der Schweden. 86
auf Schlitten fortbringen, welches eine Last anzuseilen ist, damit Sie desto eher
den Feind ereylen mögen.
Seit dem der Feind in Preussen gestanden, haben die von dem General-
Lieuteasnt Gürtzken aussgescbickte viel Parteyen denselben dei^estali ge-
schw&chet nnd abgemattet, dass die Cavallerie fast nimmer von den Pferden
kommen können und fast alle Nachte Lerraenschüsse thun müssen. Es sind
auch tägiieh viel Gefangene eingebracht, und noch mehr Uberläiifer gekommen,
welche alle einhellig berichten, dass des Feindes Armee in einem sehr mise-
rabelen Zastandt, dass sie kaom 8000 Mann mehr stark, und über die 2000 Kranken
habe, dass fast bey allen Compagnien kaum 13. oder 14. Mann seycn, so Dienste
tbun, ond dass die Litthauische Bauern alles todtsclilagen, was sie nur vom Feinde
bekommen. Allem Ansehen nach wird er die Infanterie und Artillerie schwer-
lich in Salvo bringen, weil es ihm an Pferden mangelt.
Es ist dieses abermal eine sonderbare Gnade, so der Allerhöchste S. Chf D.
verliehen, in dem Er dero Feinde auff die Flucht gebracht, wie Sie noch
18 Meilen von denselben entfernet gewesen, an allen Orten, woraufT der March
zugehet, sind bereits ') Schlitten bestellet, umb die Infonterie weiter schleunig fort-
zubringen, vermiithlich wird mit nechatem ein mehrers zu berichten seyn.
PS. Vom U.,'24. dito.
Gleich itzo läiifft fernere Nachricht ein, dass der Feind seine retraito in 34. Jau,
grusser Furcht und confusion fortsetze. Die Compagnie Polen, so bey den
Schweden gewesen, ist nacher Statupenen wieder zurfickgangen, sehr malcontent,
wegen des schlechten Tractaments, so sie bey ihnen gehabt, und dann, dass ihr
Führer, der Ribinski, von ihnen heimlich weggangen. Des Hertzogen von
l.'roy Fürstl. Gn. berichten, dass der Uberläuffer und Getangenen so viele, dass
man sie in Königsberg und in der Pillau nicht mehr lassen könne, und dass
diejenigen, so itzo kommen, nach Lochstet und Fi^chliansen geschickt werden.
S. Chf. D. lassen 1600 Reuter und 1200 Dragoner vorangehen, um den General-
Lieatenant Qörtzken zn verstärken.
Die PreuseUche Regierung an den Kurffii-sten. D. Königsberg
25. Januar 1679. (K.)
[AuordnuDgeu in Königsberg und den von dem Feinde zu passierenden Aeiuteru.}
Glückwunsch zu .seiner Ankunft. Sie hätten ihm heute zu Carben aufwarten '-'5. Jati
Milien, wenn sie nicht von dem Hoffourier erfohren hätten, dass er seinen Ein-
zug hier ohne Solennitäten halten wolle, sie haben daher auch hiesige Städte
^ngewicscD, den zur Einholung bestimmten Aufzug zu unterlassen und dafür
'; ä. das Subreibeu des Kf. an die Preussinche iicgiurung rl. Murleuwerücr
I3.;L'3. Jauuar 1679 uud das CS. aua Preusch Mark (v. Orlicb 111, S. 30Of.).
oyGooi^lc
g6 I- KmgBcreignisBe 1676—1679.
um 80 mehr sich zn bemühen, dass das nSthige Brad and Bier morgen in Be-
reitschaft gehalten werde. Sie haben auch auf des Kf. mündlichen, ihnen durch
dea Oberförster Kreitzen und den Ober-Kommissar Podewils hinterbrachten
Befehl ans den nächstgelegenen Aemtern und Oertern die erforderten 3000 Sehlitten
und Pferde morgen hier zasammenzubringen verordnet, auch ein Patent in die
Aemter Insterbnrg, Tilsit und Bagnit geschickt, damit dem Feinde möglichster
Abbruch geschehe, und dem Oberförster v. Halle, den LandschSppen und
Wildnisbereitern in jenen Aemtern befohlen, sich bei Gen. -Lieutenant G&rtzke
einzufinden und zu erkundigen, wo die Wege und Wälder vcrhaueu werden
sollen.
J. E. V. Görtzke an den Kurfürsten. D. Mottraw')
16./26. Januar 1679.
[Küchzug de» Feindes. Erwartung von Verhaltungs befehlen.]
E- Chr. D. berichte in ganz unterthäuigstem Gehorsamb, daiis der
Feind sich so zusammen hält, dass die ParteyeD, so Omb iba herumb
schwürmen, ihm nach der Zeit nicht haben anltommeu können. Itzo
gleich diese Stunde kömmt ein Reuter vom Feinde dänischer Nation
selbst herüber, welcher berichtet, dass der Feiud sich so zusammen hält
und mit starken Tiouppcn so bewachet, dass er knapp hat können w^-
kommen. Der Feind eilet, wie vor erwähuet, gar sehr, dass sein Marsch
einem Laufen ak einem Marsch ähnlicher ist. Wenn nur das ganze
Corpus ungeaäumbt möchte beieiuander sein, so hoffe ich, dass der Feind
E. Chf. D. nicht werde entgehen können, denn der meiste Theil ihrer
Pferde ist matt, die Fussvötker lassen sie hin und wieder liegen. Ich
rucke bis eine Meil Weges recht auf der Linie zwischen Tapiau nach
Labiau und werde alda des Grafen l'romnitzen'J erwarten. Ich wünsche
von Herzen, dass ich eiligst E. Chf. D. Befohl könnte haben, was ich
eigentlich thun soll. Die Pferde, so Proranitz bringet, werden meines
Erachtens auch matt sein, hänge ich mich am Feinde, so muss ich stels
zu Pferde sein und würde nur den Feind geschwinder zu marcbiren
machen. —
') Mottrau, Dorf bei Tapiau.
') Oeueral-Lieutenant Graf ProToaKf, der die vom Kf. zu Görtzke's Vcr-
slÄrkung vorausgeschicktun Reiter befchligle.
oyGooi^lc
Rückzug der Schweden. gT'
Der Kurfürst an den Statthalter und die Geheimen Käthe zu
Cöln a. d. Spree. D. Königsberg 17./27. Januar 167!).
[Ankunft. Weitere Absiebten. Zusendung einer RelatiOD.]
I^r ist gestern hier angekommen, gedenkt morgen weiterzageben, um zu ver- 37. Jan.
suchen, ob er den Feind, welcher sich retiriert und tüies liinter sich ruiniert
und ausplündert, altrapieren kann, Welchergeslalt sonst Graf Carlssohn ge-
fangen worden, ersehen sie aus dem Beiscliluss.
Aus Königsberg vom 17./27. Jan. Anno 1679.0
[Rqckiug der Schweden. Gefangennahme Carlsohn's. Kinnahme von TiUir.]
Zn Folge meines vor^en bericltte femer, dass der Feinil noch immer im
»eichen, nnd sich mit einer solchen Eyl reteriret, dass er bis itzo noch keine
Ruhetage gehalten. S. Chf. I). sind gestern mit dero Armee glBcklich allhie
angelanget,') lassen selbige noch heute avanciren, nnd gehen morgen persönlich
wieder fort, umb allen möglichen Fleiss anzukebren, ob Sie den Feind noch
erholen können. Der Herr G. L. Görtzke ist ihme bereits in den Fersen und
harassiret ihn dergestalt mit Parteyen, dasa er sich ganlz enge zusammenhallen
nnd der meiste Theil seiner Armee des Nachts campiren miiss. Ein Cornet von
dem Croyischen Regiment, so vierzehen Pferde bei sich gehabt, hat den Graff
Carlsson,") welcher selb vierdte in verstellotem Habit von der Schwedischen
Armee wieder zurück nach Dantzig gehen wollen, gefangen bekommen, und ist
derselbe allliie eingebracht. Er hat verschiedene ßrieffschafflen, woraus grosse
Nachricht zu nehmen, bey sich gehabt, unter andern ein eigenhändiges Schreiben
des Feldmarschall llorns an seine Gemahlin, so eine geborene Gräfin von
Wittenberg, worinnen diese Worte siehenr Dieses berichte nur, dass ich dem
HMsten dancke für gnte l.eibesgesundlieit, dass Gemüthe aber sehr unrahig
and verstöret, über die unvermuthlicbe widerwärtige Zufälle, woraus sich zu
reissen ich noch kein Mittel absehen kan. ohne Gottes sonderbare Hülffe und
Beystand. Der Polnische Rybinsky, wovon jüngst gedacht,*) ist allhie ange-
kommen, pracsentiret S. Clif. D. seine Dienste nebst drey hundert Towarzisehcn.
Eine Partey von den Unsrigen hat die Stadt Tilsit wieder eingenommen und
') Das CoQcept van Fuchs' Rand.
>) Vgl. Relation dessen etc. S. 1!), v. ßucli's Tagehuch l(l./2<n Jnnunr
lll, S. 133), Ver«. Europa 111, S, 831 f. S. Jühiis S. '2h.
■) Vgl. T. Buch's Tagebuch I4.,:J4. Januar (11, !>. lATj, VerB'. liuropa III,
S.831
*) S. oben S. 68.
oyGooi^lc
gg I. KrteggereigniBse 1676—1679.
eiD und secbtzig Schweden, so darinn gewesen, tLeils niedergemachet und die
übrigen gefangen bekommen. Dem letzten Bericht nach aol der Feind bis gegen
Ragnit avanciret seyn, die ßanren thun demselben grossen Schaden, und vi)
verlauten, ob sollen die Sammoiten bereits des Feldmarschall Uurns Bagage
weggenommen haben.
Der KurfQi-st an den Statthalter und die Geheimen Käthe zu
Cöln a. d. Spree'}. D. Kuckemese 20./30. Januar 1679.
[Olücklicbea Gefecht T reffen feld's.]
Ew. Ld. und Eui'h geben wir hiermit zu vernehmen, wasmassen
wir gestrigem Toges, aU wir zu Gilge angelanget, eiue starke Parthey
von Reutern und Dragouaern in den Feind zu recognosdren gescliicket,
gestalt sicli dann das Gluck also gefuget, dass ohaweit Tilsit uusere
Parthey unter der Conduite unsers Obristen, des von Treffenfeldts,
auf den Feind getroffen und zwei Regimenter Dragouuer totaliter ruiuiret
und niedergemachet, auch acht Fähnlein von ihnen erobei*! und uns anhero
gebracht. Die darbei gewesene feindliche Reuterei hat zwar die erste
Salve ausgehalten, aber die andere nicht erwarten wollen, sondern aiso-
fort darauf den Unsrrgeu den Rücken zugekehret und sich salviret, von
welchen wir dann nichls anders, als alle ihre bei sich gehabte Bagage
nebst denen Pauken bekommen, wie denn aucli verschiedene OfBcirers
von dem Feind gelanglich bei uns eingebracht uud viele Reuterei nieder
gemachet. —
Aus dem Churförstl. Brandenburgischen Haupt-Quartier zu
Kukernese vom 20./30. Januai-ii 1679.*)
[Haracfa des Kf. Glückliches Gefecht Treffe nfeld'e.]
30. Jao. ^^'^ meinem letzteren sind S. Chf. D. am 18,/28, dieses noch vor Ti^e ans
Königsberg auCTgeb rochen, und denselbigen Tag sechs deutsche Heilen bis Labiau
I) Ebeuao auch an die Preussische Regierung.
') Gedrucktes Flugblatt (hinten noch ein Bericht aus Daoiig vom 1. Febr. i'iber
Vorgänge in Polen), auf dem theilvreise der Uericbt in Kelutiuu dessen S. -20—22
beruht. S. über das Gefectit von Splitter v. Buch'» Tagebuch S0./3U. Januar (H,
S. I3ör.). Vgl. Kiese S. 81 ff., MystedtS. 501 f., Uirsch S. 87 ff., Jfthns S. 25ff,
oyGooi^lc
Gefecht bei Splitter. 99
iTUicireL Am folgenden 19./29. sind Sie über das Cariscbe Haff bis Gilge gangen,
von dannen Sie zwo starke Parteyen von Reuterey und Dragounern, eine unter dem
General- Lienteaant Görtzken von 4300 Mann, nnd die andere unter dem
Obriaten Treffenfeld von 800 ßeutern und 200 Dragounern. voran geschicket,
niid am 20./30. dieses nmb vier Uhr morgends mit dem FussvoJk und der
ührigen Cavailerie gefolget. In der Nacht, kurtz vor dem Aufbruch, erhielten
S. Chf. D. die Nachricht, dass der Feind mit seiner Armee den vorigen Tag,
ils am 19./29. dieses, zu Tilsit angelanget, und sich daselbst mit dem Gross
der Armee postJret, die Cavailerie und die Infanterie gefolget, die Dragouner aber
auf einige nahe gelegene DQrffer verleget hätte. Umb 1 Uhr nach Mittage
kamen S. Chf. D. allhier an, so dre; kleine tieilen von Tilsit gelegen, umb
des Fnssvolks und der Artillerie abzuwarten. Bald darauf wurden von dem
Obr. Treffenfeld zween Gefangene geschicket, mit dem Bericht, dass er be-
reits mit dem Feinde In Action gerahten. Es ward auch von einem Benter ein
DTagonerßhnlein, so er daselbst erobert, eingebracht. Eine halbe Stunde darnach
schickte der Obriste Treffenfeld einen Obrist-Wachtmeister und einen Rkt-
meister, and liess dabey melden , wasmassen Er sechs Esqnadronen Dragouner
und ein Kegiment zu Pferde gantz ruintret, acht Dragouner-Fähnlein, ein Paar
Pauken, nebenst aller Bagage, bekommen, und dass vod dem Feinde viele nieder-
gemacht, und die überige gefangen genommen. Allem ansehen nach, kaa der
Feind, weil wir ihm so nahe sind, nnn nicht entkommen. Alle UberläuSer und
Gefangene, wie auch das Landvolk in gemeine, berichten, dass bey dem Feinde
eine grosse consternation sey. S. Chf. D. gehen gerade auf ihn zu, verhoffe
also mit necbslem, vermittels OSttlicber Hülffe, mehr erfreuliches zu berichten.
P. S. Gleich itzo kommt der Obriste Treffenfeld selber und berichtet,
dass der beste Theil von des Feindes rechtem Flügel durch diese Action
ruiniret Er bringet auch über vorigen noch einen Dragouner-Capitaiu gefangen.
In dem DorflFe Bordam in Zamoyten, vom 23. Januarü und
2. Februarii 1679.')
[Glückliches Gefecht GörtEJie's. Verfolgung bis Samaileu. Zustand der feindlichen
Seit des Obristen Treffenfelds, welchen S. Cbf. D. sofort znm General 2. Febr.
^ajor gemachet, Kencontre mit dem Feinde, erhielten S. CM- D. in der Nacht
Nachricht, dass der Feind, bey annähender Nacht, aus der Tilsit in £yl aufge-
') Gedrucktes Flugblatt. Danach ebenfalls theilweise Relation dessen elc.
^-:f4— ^6. Kinen sehr ausführlichen Bcricfat über diese Vorginge enthnit v. Buch's
Tagebuch 21./31. Januar — 23. Jau./2. fehr. (II, S. 13711.). Vgl. ßieae S 82 ff.,
Hirsch S.9If., Jahns S. 29.
oyGooi^lc
90 I. Knegsereigiiiase 1676—1679.
brocheD. S. Chf. D. beorderten so fort den General-Lieaten&nt G5rtzke, dus
er sich in dem March an den Feind hengen und demselbe allen möglicher Ab-
bruch thun solte, sie aber rcsolvirten sich, in dem March dem Feinde fSno-
beiigen, und marcbireten am 21,/31, Jannarii auff den He^dekrag lu, so »off
den Weg nach der Miimmel liget. Dem 0. L. GÜrtzken geriethe sein Fnr-
bnben Überaus glücklich. Er') traff des Feindes Arriergarde, wobey der Feld-
mnrscliall Horu selber gewesen, zwo Meilen von der Tilait an, wirS dieselbr
nach einem harten Gefecht übern Hauffen, machte über zwölflhundert Mann
nieder nnd brachte bey zweyhundert Gefangene ein, worunter einige Obci-
Officirer, bekam auch des Feindes gantze Bag^e, und darnnter viele Munition.
Pulver- und Kugel-Wagen sampt des Feindes Proviant. Der Feind setzte (ich
indessen mit dem Gross seiner Armee bey einem Dorffe, hackete die Biuinc
nieder und schösse mit Canonen auf die Unsrigen, welche sich nach verrichtet«
action, weil sie keine Artillerie, noch Fusavoick bey sich gehabt, nnd alao den
Feind in seinem Vortheil nicht weiter angrfifFen können, ofane einzigen Schaden
ZQnlck gezogen, und bey der Armee glücklich angelanget. Der Feind ändeita
darauif seinen March und schlug sich gantz zur Rechten nach Samoyten und
Littauen, wodurch er sich von uns auff funff Meilweges absentiret. S. Chf 1).
folgeten demselben nichts destoweniger den gantzen Tag und die folgend»'
Nacht am i'2. Jan./l. Februarii. Als aber der Feind mehr fliehet als marrhirtt.
auch keine Bagage mehr hat, und hingegen unsere Pferde nach su einem grossen
March von mehr als 90 Deutscher Meilen, sehr mühde, stehet zu zneifelen. ob
man den Feind weiter einholen werde, fürnembhch, da er itto mitten durchs
Polnische Gebiet gehet. Gleiebwol ist der G. M. Treffenfeld ihm noch mii
Tausent Pferden auff den Fersen. Gestern hat man auch des Feldmarsrhnll'
llorns General-Adjudanten, Stauff genannt, nebenst einem von der Cantzelev.
gefangen eingebracht. Alle gefangene Officirer berichten, dass die übrigen
Trouppen des Feindes in einem überaus miserablen Zustande, dass kaum zvty
Tausent gesunder Mann, so das Gewehr führen können, mehr seyn, und das
übrige alles kranck, dass die Reuter von den Pferden herunter fallen, nnJ
todt ligen bleiben. Weil nun der Feind durch Littauen und Curlnnd noch
vierzig Meilen zu marchiren, ehe er in LiefTland kommet, auch keine Baga;;''
mehr hat, auch nnterweges kein Magazin oder Proviant für ihm ist, wird er
wol wenig in Lieffland mehr hinein bringen. Bey den Rencontren hat der
Feind über die vorbenannte acht Dragouner- Fahnen noch zwo E8t:mdarten und
etliche Fähnlein zu Fnss verloren. S. Gbf. D. sind, Gott Lob, noch gesund.
und gesünder als sie aus Königsberg gereiset.
') Vgl. das Schreiben d«s Kf. aus Heidekrug vom 31. Januar an Gr. DüiibolT
(v, <t. üeUaitz S. 169). Auch ein als Flugblatt gedruckter . Extract-Schreibeoj
eines vornehmen Cburfürstl. Uiuistri an des Herlzogen zu Croy und hiasigeu Herrn
Slalthalters Fürsll. Gnaden. Aus Lablau vom 1. Feliruar Anno 1679' herielilet in
ähulicber Weise von einem Siege Uürt;ike's; sehr iibweiuhejid die schwediscbeu
Berichte im Diar. Europ. XXXIX, S. ftSö IT., dem Carl sou IV, S. 725 zu folgen
scheint, und bei Nysledt S. h03.
oyGooi^lc
Gefecht fiörtzke'*
Der Kurftlrst an den König von Dänemark. D. Kokernese
3. Februar/ 24. Janiuir 1679.')
[Verlauf seines FeMiuges in Preussen.]
Dass E. K. M. ich nicht oher von demjenigen, was bei dieser meiner 3
jetzigen Expedition vergangen, part gegeben, ist daher geschehen, weit
ich bis anhero in stetem marche oder in action mit dem Feinde begriffen
gewesen. Jetzo aber kann nicht umbhin E. K. M. in hergebrachtem
Vertrauen zu eröffnen, dai^s der Allerhöchste den Feind stracke bei
meiner Ankunft in Preussen dergestalt mit Furcht und Schrecken ge-
schlagen, dass so balde er vernommen, dasa ich mit meiner Armee
am 1U./20. Januar über die Weichsel gangen, er sich wie er schon bis
mitten in meinem Hertzogthumb Preusaen avanciret war, in möglichster
Eil zurückzuziehen angefangen, ungeachtet ich noch an die 20 Meilen
von ihm entfernet war. Damit ich ihn nun einholen möchte, liess ich
meine Infanterie auf Schlitten fortbringen und ertheilete meinem Gen.
Licut. dem von Görtzken Ordre, dass, weil er dem Feind mit seinem
unterhabenden Corpo naher stunde, er ihn mit steten Partheyen allar-
miren und anfhalten sollte, welches dermassen geglücket, da») nicht
alieine lüglich sehr viele Gefangene, worunter auch der Graf Carlsohn
selber gewesen, eingebracht worden, sondern auch der Feind in seinem
marchc wenig avanciren können und fast alle Nachte sich zusammen
;cichen oder campiren müssen. Am 16./2G- Januar bin ich zue Konigs-
ber^k angelanget, alwo ich nur einen Tag geruhet und entzwischen die
Regimenter avanciren lassen, so da.is ich mit der ganzen Armee am
(H. 28. zue Labiau gestanden. Alwo ich auf erhaltene Nachricht, dass
der Feind seinen march von Insterburgk nach der Tüse gerichtet hätte
und alao kaum eine Tagereise mehr von mir wäre, eine starke Parthey
van Reutern und Dragonern bis auf 5(XX) Mann unterm Gen. I.ieut.
fiörtzken und noch eine andere von 8<X> Pferden und 200 Dragonern
unterm Gen. Major Treffenfeld detachirte, mit Ordre, den Feind zu
reo^Dosciren, denselben im marche aufzuhalten und ihm allen möglichen
1 Schon gedruckt im Uilil&r-Wocbenblatt XXI. Jihrg. (1836), S.SOOf.
Aehntich lautende Schreiben hat Kf. unter demsellien Dulum auch »u den Kaiser
"nd an seine anderen Alliiericii gesandt. Uas an die Gen. -Staaten gerichtete ab-
üednickt inVerw. Europa 111, S. 867 f., das an den Kaiser Urk. u. Act. XIV, ■>,
S. 899 ff.
oyGooi^lc
92 T' KriegsereigniBse 1676- 1679.
Abbruch zu thuen. Ich avaocirte enUwiächen mit dem Fussvolk, der
Artiglerie und dea übrigen Reutern den ld./29. bis Giige und den 20 30.
bis Kukerueae, alwo ich sichere Nachricht erhielte, dasa der Feind den
vorigten Abend 2ur Tilse, so nur drei Meilen davon ist, angelanget wäre
und sich daselbst gesetzt hätte. Denselben Tag glückete es meiner
unterm Gen. Major Troffenfeld ausgeächioketen Parthey dei^estalt, iisf
er am hellen Tage dem Feind ein Quartier enleviret und darin drei
Regimenter Dragouoer und eines zue Pferde ganz geschlagen und ruiniret.
und hat der Feind daaetbat 8 Dragouner Fähnlein, welche mir auch
selbigen Abend praesentiret wurden, nebst zweien Standarden und ein
Paar Pauckeu verloren. Bei anbrechender Nacht reterirte sic;h der Feind
von Tilse über den Mümmelatrom, worauf ich auch sofort aufbrache,
und weil verlautete, dass er seinen vorigten Weg bei der Mümmel vor-
bei nach Curlandt, welches auch der richtigste und bequemste ist, nehmen
wollte, resolvirte ich demselben vorzubeugen nnd richtete meinen march
auf einen Ort, ao der Heydekrug genannt wird, zue. Am selbigen Tage.
als den 21./31., geriethe vorgedachter mein Gen. Ltent Görtzke mit
seiner unterhabenden Parthey im marche an des Feindes Arrieregarde,
wobei sich der Feldmarschatck Hörn selber befunden, warf selbige nach
einem harten Gefechte übern tiaufen und ruinirte sie totaliter, ao dass
bei die 1200 Mann auf den Platz geblieben und bei 2U0 Mann gefangen,
auch dabei des Feindes meiste und beste Bagf^;e nebst vielen Munition
und Proviant- Wagen genommen worden. Dieser Verlust des Feindes
und weil er auch einige Nachricht von meinem Dessein gehabt, machete
demselben seinen march äudern, dergestalt dass er sich die darauf fol-
gende Nacht ganz zur rechten Hand wärts geschlagen und seine retirade
mitten durch Samoyten, Litthauen und Churlsnd zu nehmen Vorhabens
ist Ob er nun zwar dadurch wieder eineu Vorsprung von 5 Meileo
bekommen, habe ich ihm doch einen Tag bis in Samoyten gefo^et, ihn
aber, weil er mehr laufet als marchiret, mit der Infanterie und Artiglerie
nicht einholen mögen, daher ich dann, umb meiner Leute, welche einen
march von mehr als 100 teutscher Meilen gethan, in etwas zu schonen,
auch weil der Feind nicht mehr in meinem Lande, sondern bereits in
polnischem Gebiete gewesen, demselben nicht länger mit der Armee
folgen mögen. Ich habe aber dennoch meinen Gen. Major Treffeu-
fetd mit 1000 Pferden beordret, demselben nachzugehen und Abbruch
zu thuen, und vernehme ich gleich Jetzo, dass auch die Samoyten auf-
sitzen und nebst meinen Leuten den Feind verfolgen sollen. Alle Ge-
oyGooi^lc
Bericht des Kurfärstsn über den Peldzug in Preussen. 93
rangeoe, worunter viele Ober-Officirer, berichten einhelltg, dass der Feind
ganz ruiniret, dass er Iceine 20Ü0 gesunder Mann mehr habe und dass
die Reuter so abgemattet, dass sie im Reiten von den Pferden herunter
Sturzen und todt bleiben, und ist leicht zu ermessen, wie viele der Feind
wieder in Liefland briugen werde, da er annoch bis dahin 40 Meile
Weges durch Samoyten, Litthauea und Churland in dieser grimmigen
Kälte mit der Einwohner Unwillen und Wiederstand und durch sehr
enge nnd böse Wege zu marchiren hat. — Ew. K. M. habe ich solches
umb so viele lieber hinterbringen sollen, weil ich anjetzo wieder freie
Hände bekommen, umb mich des Heil. Rom. Reiches Angel^enbeiten
mit mehrem Nachtruck anderweit anzunehmen. —
V. Schöning^) an den KurfQrsten. D. Paltz^ 5. Februar 1679.
[Sein Harach. Zusaminei] treffen mit einem littauischen Obriaten. Nachrichten über
den Feind.]
E. Chf. D. berichte unterthänigst , dass ich meinen raarch heute &- Febr.
Truhe for^esetzet und denselben zur rechten auf Baltz genommen, umb
lien Feind in die richte zu gehen, denn er hat sich durch den Wald
nicht trauen wollen, sondern ist zur linken des Fleckens Twer, da er
dieHo vergangene Nacht gestanden, marciiiret, er eilet Qber die Massen
^hr, ich hoffe jedennoch mit Gottes Hülfe morgen an ihm zu sein,
meine Kundschaft lantet, dass er seinen Weg auf Sereneu nehme, er
hat zwar Mine gemacht, ganz zur linken nach Churiandt zu gehen.
vendet sich nun aber wieder zur rechten, umb Mitaw zur linken zu
ISi^eQ. Unsere Pferde sind zwar sehr matt w^en des starken Marches,
allein hier finde ich Haber und Heu vor Geld nnd will eine Stunde drei
fütterD, und dann diese Nacht, soweit ich kommen kann, marchiren,
der Feind soll keine Kundschaft voq mir haben. Ich habe*) des Feld-
hertn Patzen nahen Vetter und Schwestei'sohn , welcher das erste Re-
giment Husaren commandiret, angetroffen, welcher zwar im Anfang
'} Heber die Entsendung Scböning's zur weiteren Verfolgung dea Feindea
■■ T. Bnch'a Tagebuch 34. Jsnuar/3. Februar (II, S. 143), Relation deaaen ete.
S.ä?f.
>] Baltsch in Samalten.
■) Vgl. Relation deasen etc. S. 38.
oyGooi^lc
94 ' I- KriegsersifuiMe I676-1G79.
Kiinlilicli hart Ke-sprochen, Jedeunoch endlich mein bester Freund ge-
worden und mir versprochen, mit seinen zusammengezogeneu Trouppen
diese ganze Naclit bis vor den Feind zu marchiren und ihme aufzu-
halten suchen, auch sonsten alle Freundschaft und Assistenz versichert,
die Canonen') aber abfolgen zu lassen, habe ich ihn nicht bringen
können , voi^ebende, sie wären auf ihren Grund und Boden bestehen
blieben, ohne doxa wir ans derer sofort bemächtiget und unsere Wacht
dabei gestellet, endlich doch gesaget, es käme nach dieser Action wohl
zurechte, däucht mir derohalben unvoi^reiflich , dass man es mit Ab-
holen der Stücke menagiren müsse, bis wir an den Feind gewesen und
bis E. Chf. D. deshalb einen Expressen an den Feldherrn Patzen
geschicket haben.
Soeben kommt Kundschaft, -dass der Feind einen Trompeter des Kf. mit
Briefen bekommen habe und darauf diese Nacht nach Serenen bin, das 5 Heilen
von hier liegt, aufgebrochen sei. Näheres bofft er bald zu erfahren, da er Kund-
schafter und auch zwei Parteien aus bat, welche sich verdeckt halten und nur
Nachricht von des Feindes Cootenance einholen sollen. Er hat zu Coadjuten,
Dtwingi und hier mit Consens der Polen Postreiter gelassen, um dem Kf. T^
and Nacht was passiert avisieren zn können.')
Graf G. von Dönhoff*) an den Kiirftlrsten. D. Schweigsen
5. Februar 1679.
[Zusland der scbvtedi sehen Armee.]
Er hSlt es für seine Schuldigkeit, vom Zustand des Feindes zn berichten,
zumal er davon durch einen Soldateu, der sich eine Zeit in dessen Lager auf-
gehalten, zuverlässige Kunde erhalten hat.
Heut haben sie zu Twer, einem Städtlein 13 Meilen von der kurlSndiscbfa
Grenze gestanden, sie eilen sehr, kennen aber über 2 oder 3 Meilen täglich
') S, über diesa GescbSlz«,. «eiche die Schweden bei Scbwinge hatten stehen
lassen, RelatEon deaaen etc. S. 28, v. Buchs Tagebuch ä5. JaDuar/4. Febr..
26. Januar/5. Febr. und 28. Janu»r/7. Febr. (II, S. 143 f.). Vgl. NjBt«dt S. 505,
Hirsch S. 95 f., J&hns S. 29 f.
>} Weitere Berichte v. Scböning's ui den Kf. befinden sich bei den Akten
Dicht Ein Schreiben desselben an Q.-Feldin. Derfflinger aus Gr.-Kressen Tom
]./ll. Februar ist in einem Flugblatt aua Königsberg vom Ü./16. Febr. (wieder-
abgedruckt biar. Europ. XXXIX, S. 511) mitgetbeill.
') Graf Gerbard v. Dönhoff, littauischer Oberschenk, Bruder des General-
majors Friedrich v. Dönhoff.
oyGooi^lc
Rücktag tter Schwedaa durch Samailen. 9Ö
nirlit Kälten wegen aligematleter Pferde und Leute, daher sie auch einen grossen
Müraer nnd zwei Stücke') bei einem von Adel Sold erliacli liaben stellen
Ussen, sagend, aie schenkten es dem RSnigo von Polen. Ihre Wagen bleiben
viel stehen, weil die Pferde davor für die Artillerie genommen werden. Die
FussvSlker findet man an den Zäunen bis 30 beisammen erfroren liegen und
Pferde, die verhungert, weil ihnen die Bauern nur mit grosser Mühe und Bitte
oder doppelt bezahlt etwas Raucbfutter zukommen lassen. Die hier stehenden
Pacischen Compagnleeu haben Ordre, fertig zu »ein, sobald sie Ordre erhalten
werden, nichtsdestoweniger rottieren sie sich nebst dem Adel sehr zusammen,
um Beute zu machen, und gestatten ihnen keine Zufuhr. Mit dem König ist
der Feldm. Hörn wenig zuMeden. Sie sollen doch noch bei 6000 Mann stark
sein. Wenn des Kf. auscommandierte Truppen Ordre erhalten sollten, den Feiijd
bis Higa zu verfolgen, so glaubt er, dass wenigstens die Artillerie im Stich
bleiben müsste, falls sie nicht totaliter geschlagen werden sollten, denn alles,
was in Samaiten jetzt aufsitzt, würde mitgehen, um den Feind zu verfolgen,
wenn nur des Kf. Truppen gute Ordre halten und dem Landmann hier und in
Kurland keine Ueberlast thun.
ÄUB Kukernese vom 27. Januarii und 6. Februarii 1679.')
(Treffenfeld und Schön log.]
Vor drejren Tagen kam der Herr Gen. H^or Treffenfeld znrQcke, und 6
brachte mit'), dass er noch einmal mit des Feindes Arriergarde glücklich ge-
troffen nnd demselben eine Estandarte, welche er S. Chf. D. praesentiret, ab-
genommen, und dass nnter andern des Feldmarschall Horns Vetter, der
Obrist-Lieutenant Hörn, in solchem Gefechte geblieben, anitzo setzet der Qener&l-
lüyor SchSning mit Tauseut ansserlesenen Pferden*) und fünff hundert Dra-
gonern, wozu heute noch fünff hundert Dragoner stossen sollen, dem Feinde
nach, welcher, der UberiSuffer and Gefangenen Bericht nach, sieb in einem
elenden Zustande befinden solle. Er bat bereits in 2 Tagen kein Brodt gehabt,
Dad hat in lüntT Nachten unter keinem Dach gestanden , noch Feuer machen
dürften, so dass alles von Hanger und Frost vergeben müssen. Die Samogilen
silien anch aoff, lassen dem Feinde nichts folgen und capntiren alles, was sie
') S. oben S. 94.
') Gedrucktes Flugblatt, betitelt: „Extract einiger Schreiben aus Kuckernese
uad Königsberg vom 6. und 10. Februarii 1679'.
*) Heber diases neue ZusammenlreRen Treffenfeld'i mit den Schweden s.
Relilion dessen etc. S. 27 und v. Buch's Tagebuch £3. Januar/2. Febr. und
'^4. Januar/3. Februar (11, S. 141 f.) und den sehr abweichenden scbvedischen Bericht
bei Nfstedt S. 504. Vgl. Riese S. 87f., Hirsch S. 94,
•) Vgl. V. Buch's Tagebuch 26. Januar/5. Februar (II, S. 143).
oyGooi^lc
96 t. Kriegsereignisae 167(1—179.
iiDT bekommen k5nnen, gesUlt denn die Wege, wohin der Feind marcliint,
voller Todton, so theila erschlagen, theils erfroren oder verhungert ligen. Des
Feindes Consternalion und Flucht ist so gross, daas er bereits vier seiner
grossesten Stücke, als zwe; zwölffpf findige und achtpfündige nebst einem Feuer-
mörser hat müssen stehen lassen.
RSnigsberg vom 10. dito.
Demselben weiss für itao nichts zu berichten, als dass der General Schöning
abermal') zwey Stükke, zwolff Munitionwsgen und eine grosse Menge Gefangene
zurück gesandt, zwey mal des Feindes Arriergarde altaquiret und geschlagra.
auch denselben noch immer verfolget. S. Chf. D. sind noch zu Rukernese.
und die Churfürslin zu Labiau.
Graf G. von DönhotF an den Kurfürsten. D. Schweigsten
8. Februar 1679.
[Die zurück gel aaseueu schwedischen GaschüiEe. Zustand der schwedischen Armee.
Das polnische Aufgebot.]
Die Schweden haben die Stücke') bei einem Edelmann Solderbach bei
Zwingt nebst einem Schreiben an den König von Polen stehen lassen, eine Com-
pagnie Polen aber, die in Zwingi ihr Quartier hat, hat sie dorthin gebracht und
des Kf. Partei hat sie von dort weggenommen. Dieselben sollen 7 Stück im
ganzen, die der Feind zurückgelassen, bekommen haben. SchQniug ist Hontag
durch Zwingi gekommen. Der Feind lässt viele Tote unterwegs 'liegen, die In-
fanterie geht alles mit verbundenen abgefrorenen Füssen, ihr Elend soll nicht
zu beschreiben sein, da ihnen alle Zufuhr von den Polen benommen wird. Des
Kf. Truppen sind nicht mehr weit von ihnen. Wfire der Feldherr Pac hier,
„ihres Gebeines würde nicht davon kommen". „Das ist gewiss, dass alle C-om-
pagnien zu Pferde sitzen, auch viel von Adel, in summa alle raubbegierige
Brüder, denn sie mehr wegstehlen als fechten werden."
') S. Relation dessen- etc. S. 29, v. Buch's Tagebuch 28. Januar/7. Febr.
(II, S. 144).
') Kf. hatte (d. Kukernese 7. Febr./28. Jan. 1679) D. für sein Schreiben vom
5- Febr. gedankt und ihn um n&here Angaben, wo die scbwedjscben Geschütze liegen
geblieben wären und wie man am n&cbsten dahin kommen könnte, gebeteu.
oyGooi^lc'
Verfolgung der Schweden durch ScbÖDing. 97
Der Kurfürst an die Preussische Regierung. D. Kukemese
8. Februar 1679.
[ÄblebDuug eines feierlichen Einzuges. Daakfest.]
D&nk für den Glückwunsch.') Da er den Tag seiaer Ankunft in Königs- S
berg noch nicht weiss, überdem die Kälte so streng anhält nnd andere UmstSnde
mehr dabei unterlaufen, so meint er, dass für dieses Mal dergleichen Solenai-
täten eiuEnstellen seiea. Sobald er in die Residenz zurückkehrt, wird er ein
Daokfest') in allen seiaen Landen anordnen.
Aus dem Churf. Brandenb. Hauptquartier zu Kuckernese
den 9. Febr./30.Jan. 1679.
[Ankunft der scbnedischen GescbStze.]
Die drey schwere Stucke nebst dem Feyer MÖrsel, wovon in meinem 9. Febr.
jüngsten') gedacht, dass sie dem Feinde abgejaget worden, seindt') vorgestern
alUiier eingebracht und Sr. Chf. D. praesentiret worden, und seind die 2 grossesten
sambt dem H5rseH von einem über aus schönen Ousae. Die jüngste Nachricht,
80 S. Chr. D. von dero Gen. Miy, Schöning, welcher dem Feinde unnachlessig
nachfolget, erhalten, ist, dass er damahln nur noch 2 Meilen von dem Feinde
gewesen, und demselben am folgenden Morgen einzuholen verboffet, dass dannen-
hero der Feind anglanblich in seiner Flucht eile, und abermahln') über vor-
«rwehnte Stücke noch 2 Regiment Stücke, 23 Wagen mit allerbandt Munition,
2 Karren, i Kugelwagen nnd einen Wagen mit Stricken bey einem adelichen
Hoffe in Samojten stehen lassen und abandoniret, so dass es mit der Artillerie
Qua woll meist getban sein wird. Es bericbtet gedachter Gen. Maj. ferner, daas
«r nur in einem T^e im Machsetzen über 150 Krancke und Verb angerte vom
') Die Preussische Regierung batte (d. Küoigaberg 4. Februar 1679) dem Kf.
itiHa Qlaekvrunsch zur Befreiung des Landes und ihre Absiebt, ihn bei seinem Ein-
enge in die Residenz mit gebührenden SolenniUten zu empfaugso, ansgesproeben
nnd aagefragt, an welchem Tage dieses geschehen und ob und wann ein Dankfest
angeordnet werden sollte.
*) Bin solches wurde tririilich am 19. Februar abgehalten, s. v. Buch's Tage-
buch (11, S. 148). Diar. Europ. 3£XXIX, S. 544 nennt irrig den 16. Februar.
*) S. oben S. 9ä.
*) Vgl. V. Buch'» Tagebuch 28. Januar/7. Februar (11, S. 144).
^) S. Relation dessen etc. S. 29, v. Buch's Tagebuch a. a. 0. Vg .
NTttedt 8.504.
lUttr. L Oeich. d. Q. KarnratsD. XVIII. 7
oyGooi^lc
98 ■ I. KriegaereigniMe 1676—1679.
Feinde angetroCFeu, und Ober 50, welche die Baaern uf dem Wege todt ge-
schlagen, das9 ihm anch die polinische Trouppen versichert, sie wallten sieb
vor dem Feind setzen, demselben anfhalten und den Wald, wodurch er iudbs,
verhauen: Imgleichen dass die Samoytischen Bauren mit grossen Prügeln bey
den Unsrigen herlaufen aud mit auf den Feind schlagen wollen.
PS. Bei Schliessung dieses berichtet der Gen. Major Schöning, dass der
Feind Tag und Nacht seine Flucht fortsetzet, wie wol mit grossen Verlust, so
dass er von seiner Infanterie woll nichts nach Liefland bringen werde, den sich
alles was auf den marche nicht bleibet, auf beiden Seiten der Wälder verstecket
und crepiren, oder von den B&Dern todt geschlagen werde. Wie er dann an
dem Wege nnzehlig viele todte und ganz nackende elende Leute noch immer
finde. Die Pohlen wollen diese, welche sie nicht nmb bringen, nicht in die
Stnben nehmen, und müssen derhalben in dem Frost und Schnee alle vei^hen.
Die wenige bagage, so sie noch haben, sollen sie auf die Pferde laden und
Wagen und Schlitten verbrennen. Die Pohien haben sich erhöhten, dass sie
sich mit dem Oeu. Maj. Scboning eonjuugiren wallten, welcher resolviret ist,
dem flüchtigen Feind bis in Lieflandt zu folgen.')
>) Ueber den «eiteren Verlauf der Expedition Schöning's s. ReUtiou
dessen etc. S.SOff. (Diar. Europ. XXXIX, S. 413 (T.) und die dahinter abge-
dnicklen Berichte aus Uilau und Uemel über den Zustand der nach Liefland luröcli-
gekehrten Ueberreate der schwedischen Armee. Vgl. Nystadt S. 509. Hirsch,
oyGooi^lc
5. Die kriegeriselieii Vorgänge am Rhein nnd in
Westfalen 1679.
A. V. Spaen an den KurfQraten. D. Wesel 12./22. Februar 1679.
[Fein dseligkei tan der K.CölnUcben gegen die dort eiaquartierten Regimenter des Kf.
Verdichtig« Haltung K.Cölns und Hünstera. Gespricb mit Gr. Waldeck. Bitte um
VerslSrliung.]
Die k.c51üisch«n Soldaten and Banern fahren noch fort'), des Kf. im 23. Febr.
CSInischen eioqDarlierte 2 Regimenter z. Pf. zo attaqnieren and heraas zn
treiben. Gestern bat Feldmarschall Graf Waldeck hat der Durchreise') nach
dem Haag bei ibm gespeist, derselbe konnte nicht genug sagen, wie die CÖl-
niscben nod Paderborn Ischen hierüber gloriieren nnd die Obren spitzen.
Gemelter Feldmarschall ist gänzlich mit mir der Meinung, dass
zwischen den Prantzoseo und Cölnischen eine gute intelligence sei
und der Bischof von Munster in diesem Werk trampiret, davon gute
Wissenschaft tragen und vermuthlich geratben haben werde, eine solche
Action gegen E. Chf. D. Leute zu verüben, in der Hoffnung, dass ich
dadurch veranlasset werden sollte, mit allem, was ich alhie aufbringen
könne, mich dorthin zu begeben und dieses Land und Festung vom
Volk XU entblössen — damit die Frantsosen soviel besser und nach
ibrem Gefallen dieses Land ausptundorn und abbrennen, auch wohl
gegen diese Festnog etwas anfangen könnten.
<} Kf. hatte di« beiden aus Preusaen herangezogenen Regimenter du Hamel
und Holstein (s. oben S. 1~2; im K.CÖlaigchen, in und um Ruthen, Quartiere be-
ciehea lassen. Das hatte nalörlich lebbafte Beschnerden E.Cölas veranlasst und
fSbrte, da diese erfolglos naren, zu Thätlichkeiten. In einem Erlass der li.eölniscben
Bcgienmg in Westfalen (d. Äreusberg 3. Febraar 1679) vird den Uutertbanen ler-
boten, den Braodenbargera «eiter stwas zu geben.
■) S. P. L. Müller, Wilhelm III. von Oranien und Georg Friedrich von
Waldeeh. 1 (Haag. 1873), S. 46.
7"
oyGooi^lc
lOü I- Kriegaereignisse 1676—1679.
Diese Nacbt sind die Franzosen zwischen BQdericli und Weael mit 300 Hann
am Rhein gewesen, haben Brandwerk bei sich gehabt, vermathlich um die hier
im Hafen liegenden Schiffe anzuzünden, da sie aber gemerkt, dass seine Wachen
und die Schiffer wachsam gewesen, sind sie wieder zurückgegangen.
Damit Iiippstadt etwas besser versichert sei, hat er 4 Compagnieen vom
HolsteJnschen Regiment dorthin marscliieren lassen, auch i Compagnieen Holstein-
sche Dragoner. Dem Kf. ist bekannt, was Lippstadt den Cathoiischen tür ein
Stacliel im Auge ist. Seiner Meinung nach darf Kf. den seinen Waffen ange-
thanen Schimpf nicht ungeahndet lassen. Dass der Bischof von Münster and
Paderborn 3000 Reiter und i R^imenter z. Fuss werben ISsst, giebt aller-
hand speculationes, wird nach Waldeck's Meinung auch in Holland viel Nach-
denkens verursachen.
So ') lang die geistlichen Chur- und Fürsten die Waffen in Handeo
haben, ist ea nicht allein vor E. Chf. D., sondern auch vor Holland und
andere Evangelische gefahrlich, derowegen deucht mich — daes man die
Waffen etwas behöxte zu dämpfen, welches dann wohl zu thuo und
hätte man snitzo einen guten Praetext, den Anfang zu machen. Dieses
haben der Gen.-Feldmarschall und ich lang mit einander überlegt und
finden die Sache woll thunlich, bat auch angenommen, mit S. Hoheit
hieraus zu reden, mit der Versicherung, dass Brannschweig mit die
Hand anschlagen werde, bittet aber, dass diese Sache und sein Name
mögen secretiret werden. Indessen fürchte ich, dass unsere Quartiere in
dem Gölnischen verloren gehen. — Ich sehe sonst noch wohl Apparenz,
obwohl die Paderbornischen publice sich des Werkes [anoehmen] möchten,
Rüden wiederumb wegzunehmen, die Quartiere zu mainteniren und
Satisfaction vor den empfangenen Schimpf zu erlangen, wann nur
E. Chf. D. — einig Fussvolk — anhero marchiren lassen, wann aber
E. Chf. D. auch noch einige Reuterei und Dragoner mitzuschicken
gnädigst gefallen, sollte man desto sicherer gehen. — ')
'] Das Folgende lata grossen Theil in Ziffora.
») T. Spaen schreibt dem Kf. aus Wesel am 8. Mira 1679 mit Bezug auf ein
Memorial Blaspeil's vom 25. Februar, auch er glaube nicht, dass Frankreich um
lloltands willen sich enthalten werdß, Wesel, nenn es dieses für dienlich halte, an-
zugreifen, er halte sl aber nicht für geratben, diese Festung aufzugeben. Sollte
aber Kf. doch mit Rücksicht auf den Priedengschluss des Kaisers sich dazu enl-
schliessen, so bittet er ihn rechtzeitig davon zu benachrichtigen, damit er die Ge-
schütze' und was sonst darin ist, nach Lippstadt und Schenkenschanz schaffen könne.
Wenn aber Kf. die Festung maintenieren wolle und er dag nöthige Fussvolk erbalte,
so wolle er es schon so machen, dass derselbe zufrieden sein solle. In dem PS.
meldet er, dass 400 Mann z. Fuss und eine Compagoie zit Ff. Cölnisebe von Kaisers-
werlh nach Recklinghausen marschierten, man könne leicht denken, vorauf es ab-
oyGooi^lc
Feindselige Haltung K.Cülns und MSualers. '
A. V. Spaen an den Kurförsten. D. Wesel 8./18. April 1679.
[Auf ein Rescript »om 2./12. April'). Bedenken gegen die Rfiumung Wesels und Lipp-
stttdts. Ruth, sofort mit Frankreich Frieden zu schliesseu.]
Er fürchtet, 1) die Franzosen werden allerhand specnlationes haben, wnrum '
Rf. die Stücke samt allem dem, was in den clevischen Festungen ist, haben will,
und dass sie 2) denken werden, es dependiere nur von ihaen, dieselben mit
allem, was darinnen, ohne das in kurzem wegzunehmen, was auch mit Lipp-
stadt and Schenkenschanz wegen Mangels an der nöthigen Besatzung in 2 oder
3 Tagen geschehen würde und auch mit Wesel nicht anders abgehen konnte.
[>ie Franzosen würden also aas des Kf. Resolution vielleicht judicieren, man
trete ihnen an solchen Festungen nicht viel ab.
3) Wenn auch die Franzosen des Kf. Offerte annehmen, su werden sie doch
ohne Zweifel auf der schwedischen Satisfaction bestehen and Kf. dadurch keine
bessere Conditio nen erlangen.
4) Werden die Franzosen die Festungen mit starken Garnisonen besetzen,
den Unterhalt für diese vom Lande fotdern und dasselbe auch wohl mit Ein-
quartierung belegen, so daas dem Lande dadurch nicht nur keine Hülfe and
Rettung werden, sondern es vollends zu Grunde gerichtet werden dürfte, viel-
leicht wÜTde es auch dem Mindischeit und Ravensbergiachen ebenso ergehen.
5) Werden die fraazosischen Ambassadeurs ihr Anbringen nur ad referendum
annehmen und der König wird dasselbe gewiss zu des Kf. Nachtheil public
machen.
In Anbetracht aller dieser luconvenientien meint er daher, da Kf. die Re-
solution genommen, sich gleichsam in die Arme des franzSsbchen Königs za
werfen, um dadurch billigere Friedensbedingungen zu erlangen, und eine andere
Zeit abzuwarten, um das zu ressentieren, was ihm von denen widerfahren ist,
von welchen er verlassen worden und die ihm in allen billigen Sachen zuwider
gewesen, so th&te er auch am besten, so gut er nur kann, den Frieden mit
Frankreich, ohne dem Könige diese Lande und Festungen einzuränmen, ab-
zusch Hessen.
geiehea sei. Er wnnscbt, Kf. wäre schon wieder in Berlin und er erhielte Ver-
ElirkuDgen, denn mit so wenig Volk sei es ihm unmöglich, die Festungen xn be-
■etzen und daneben auch die Quartiere zu defendieren.
') Dasselbe findet sieb nicht bei den Akten, ist aber jedenfalls in der Haupt-
sache g'le ich lautend gewesen znit dem an demselben Tage an Blaspeil erlassenen,
du unten Äbschn. VII mitgelheill ist. Chr. v. Brandt beauftragt Kf. (d. Potsdam
^9. Ju!i/[8. August] 1G79J, dem König von Diuemark anzuzeigen, an der Ueber-
gabe TOQ Wesel und Lippstadt sei das Haus Braunach vrelg schuld, welches ihm
den Durchmarsch seiner Truppen glatt abgeschlagen, daher habe er weder dort noch
in Uinden genügende Truppen gehabt. Seine Armee aus Preussen h&ttB er nicht
eher mirscliieren lassen können, bevor das Gras hervorgewachsen, was dort in diesem
Jahre spät genug geschehen sei.
oyGooi^lc
102 I. Kriegsoroignisse 1676—1679.
Er würde gerne das Seinige, wenn Kf. zu seiner Intention w^n Fommeni
gelangen könnte, daran geben, wenn nicht zu fürchten stände, dass das eine,
der Ruin der Länder, gewiss gescbehen, das andere aber uicbt erfolgen and es
doch zuletzt auf einen solchen Frieden auslaufen würde, wie ibu Frankreich
haben will und alle anderen Alliierten angenommen haben.
PS. In Nimwegen hat er mit dem Harscball d'Estrades nnd mit Colbert
gesprochen, beide behaupteten, das Accooimodement binge von der SaÜB&ction
Schwedens ab, ersterer bat ihn, dem Kf. mitzutheileo , er möchte sich doch je
eher je lieber mit seinem K&nig setzen, je länger man damit traisnierle, je mehr
würden seine Länder ruiniert und je schwerer würden die Bedingangen werden,
die Armee sollte sicherlich den Rhein ehest passieren.
A. V. Spaen an den Kurflirsten. D. Dussburg 3. Mai st. n. 1679.
[UebergaDg der Franr.osen über den Rhein, Unmöglichkeit, ihnen Widerstand lu
leisten.]
Da der Stillstand') zu Ende lief, ist er') am 17./27. April von Wesel aas
den Rhein hinauf bis hieber und am folgenden Tage bis gegenüber Ürdingen
geritten, um den Ort selbst in Augenschein zu nehmen, wo er seine Lente mit
advantage postieren und am füglichsten einige Werke verfertigen lassen könnte,
um den Bau einer Brücke zu verhindern, Er hatte allen Truppen befohlen,
den letzten April hier zu sein und die folgende Nacht praecise um li Uhr, da
der Sttllsand alsdann expirieren würde, bei dem Dorfe Mulehem, Ordingen
gegenüber, zu stehen, eine oder zwei Batterien von 12 oder 13 Stücken und
ein Epolement, dahinter er 2 — 300 Musquetiere legen könnte, machen zu lassen,
um so dem Feind die Passage zu verhindern. Darauf ist er den Rhein hinunter
bis Ruhrort geritten and hat die beiden Herzoge von Holstein, welche mit
400 Dragonern und i Compagnieen z. Fuss dort lagen, ermahnt, gute Wacht
zu halten und fleissig patrouillieren zu lassen. Denselben Abend ist er wieder
nach Wesel gekommen, mit der Absiebt, mit 1500 Mann oommandicrte Musquetiers
und dem Canon des folgenden Sonntag Abends wieder hier zu sein. Sonn-
abend [den 19. /2!).] Mittag um 11 lihr bat er aber von den Herzogen von
') Der am 31. März zu Nimwegan abgeschlossene Waffen etil Ist and (s. unten
Abachn. VII) lief vom I. April bis zum 1. Hai.
") Vgl. Vor«. Europa 111, S. 1075. St. Disdier, Bistoire des negotiaiions
de Nimegue, S. '282 f.
>) Herzog Friedrich Ludwig von Holstein-Beck, Oberst des Dragoner-
regitnents Holstein, und Herzog August von Uolsteln-Plön der jüngere, Oberst
des Infanterieregiments JuDg-Holstein. S. i. Hülverstedt, Die brande ob. Kriegs-
macht unter dem Grossen Kurfürsten S. i^0, Lehnann in Forsch, zur brandenb.
u. preass. Geschichte I, S. 475.
oyGooi^lc
Uebergan^ d«r Franzosen aber den Rhein. lf)3
Holstein die Nachricht erhalten, dass der Feind den Rhein passiert, das
alte rainierte Schloss Ängerort besetzt nnd auf die brandenbncgischen Patrouillen
geschossen hStte. Da der za ihm abgeschickte Capitain-IJentenant ihm nichts
N&heres berichten konnte, hat er denselben alsbald znrfickgeschicict and ihm
gesagt, was man thun sollte, mit Vermeidung, dass er am Abend bei ihnen
hier sein wollte. Am Sonnabend Nachmittag erhielt er von den Herzogen die
weitere Nachricht , der Feind wäre stark herüber und liesse sich noch immer
mit S Schiffen übersetzen, daranf ist er sofort hennarschiert und ist in der
Nacht mit dem Fassvolk hier angelangt Es worde ihm berichtet, der Feind
sei am vorherigen Nachmittag mit wenigstens 3000 Hano gelandet, brSchte auch
immerfort mehr Volk herüber nnd verschanzte sich stark. Es hat sich aber
befunden, dass derselbe anfangs nicht über 3^400 stark gewesen, so dass er
sicherlich geschlagen worden wäre, wenn man ihn attaquiert hStte. Er hat
daranf den Herzogen vorgehalten, warum sie ihn nicht sofort anjiegriffen und
repoussiert hätten, sie erwiderten, sie hätten dieses ohne seine Ordre nicht thun
dürfen, in Furcht, den Stillstand zu violiercn. Der französische Commandant
im Schlosse, mit dem sie lange gesprochen, hätte vorgegeben, sein König hätte
das Haus gekauft, er hätte von seinem General Befehl erbalten, dasselbe in
Passession zu nehmen und keine Hostilitätea zu verübeu, würde man ihn aber
angreifen, so müsste er sich wehren, man mochte ihm aber Zeit geben, dass er
an seinen General schreiben konnte. So sind die Herzoge desabusiert worden
nnd haben es dabei gelassen, inzwischen hat der Feind immer mehr Volk herüber-
gebracht, sieb stark vergraben, 2 Stücke in das Werk gebracht und seine Brücke
verfertigt, so dass er auch mit dieser Seite Rheins umspringen kann wie mit
der anderen, wenn nicht noch schlimmer. Er steht mit den drei Regimentern
z. Pf., dem Lüttekiscben, Hamellischen und seinem eigenen, und den Dragonern
hier, das Fnssvolk aber hat er am Nachmittag nach Wesel marschieren lassen,
da der Feind nach Aussage aller seiner Kundschafter noch immer stark zn
Fasa und Pferd übergeht. Hit dem wenigen Volk, das er bei sich hat, dem
General-Lienteoant Calvo zu widerstehen und ihn zu verhindern, ins Land
herein za marschieren, ist unm^ltch, und so wird das Clevische vollends nebst
der Grafschaft Mark dem Feind zn Theil fallen. Wenn Calvo den Stillstand
nicht gebrochen bitte und vor Expiration desselben auf solche Weise hinüber-
gekommen wäre, hätte er ihm gewiss nicht nur die Passage disputiert, sondern
ancb solches so lange verhindert, dass die Franzosen etliche Tausend Mann
bitten detachieren nnd zn Zons oder anderswo übergehen müssen, was auch
noch seine Schwierigkeit gehabt haben würde.
PS. Soeben erhält er ein Schreiben Blaspeil's vom '2. Uai, worin er auf-
gefordert wird, morgen sich zn Xanten zu der mit Colbert und Calvo verab-
redeten Znsatnmenknnft ') einzufinden, er wird sich sofort dorthin begeben.
') S. Diar. Europ. XL, S. 152, Verw. Europa III, S. 1075, unten Abschu. VII.
D.qitizecibvG00glc
I. Srisgaereignisse 1676-1679.
A. V. Spaen an den Kurfürsten. D. Wese] 6. Mai 1679.
[HittheiluDg des XaatenBchen Vergleichs an den Hagistrat, von Wesel. Fortscbafong
der dortigen Kriegs vorrSthe. Sein beabsichtigter Harsch.]
i. Ueber die Zasammenhunft in XaDten hat Blaspeil am 4.') berichtet
Gestern haben er and eiuige hier anwesende RegieniDgsrSthe dem Magistrat
dieser Stadt den Xantischen Vergleich mitgetheilt und ihnen die Sache so
plausibel als möglich vorgebracht, es handle sich nur um eine knrze Zeit, Kf.
prScavieite dadurch diese Seite Rheins und das Märkische vor eioem totalen
Ruin und es werde hoffentlich bald Friede werden, sie antworteten ihnen aber
mit Senfzern, Klagen nnd ThrSnen. Er lässt inzwischen alle metallenen Stöcke
bb auf IS — 14 von den schlechtesten, die Munition und das Magazin von hier
nach Sehen kenschanz bringen. Mit den ihm untergebenen Truppen wird er
langsam maracbieren und sich während des Waffenstillstandes in dem Märkischen
und Colniscben um Lippstadt aufhalten, um so das Ravensbergiscbe nnd
Mindische möglichst lange zn verschonen. Drei von den neuen Compagnieen
z. F., Obrist Wachtmeister Cron und die Capitains de Man and Ellers, lässt
er in Emmerich nnd Rees, damit Oberstlieutenant v. Biland sie Im Natbfall
za sich nach Sehen kenschanz ziehen kann.')
Der Kurfürst an den General-Lieutenant Freiherrn v. Spaen und
General-Major Eller conjunctim.*) D. Potsdam 9./19. Mai 1679.
[Uahnung zur Einigkeit. Ueberlragung des Oberkonnnandos an v. Spaen.]
[. Weilen ausere gnädigste Resolution ist, dasa auf den Fall der Stille-
stand nicht prorogiret werden, sondern die frantzösische Armee aof
S. unten Abachn. VII.
') Kf. erklärt sich in einem Schreiben an v. Spaen vom l./ll. Hai 1679 mit
der Räamung von Wesel und Lippstadt und dessen sonstigen Hassregeln einver-
standen, v. Spaen berichtet dem Kf. (d. Ringeuberg 10. Mai 1679), dass am 8.
die Uebergabe von Wesel an Generallieutenant Calvo stattgefunden habe und due
er auf dem Harsch begriffeu, aber in Sorgen sei, wie alle hiesigen Truppen in
Hindenschen und Ravensbergiscbeu Subsistenz mittel fioden ȟrden. Vgl. DiiT.
Europ. XL, S. 289 f., wo aber irrig die Uebergabe von Wesel als am 13. Hai er-
folgt angegeben wird, St. DiBdinr, Bistoire des negotialions de Niinegue S. 284?.
*) Das Concapt von Fuchs geschrieben, am Rande bemerkli , Serenissimus in
Beisein des H. Gen. Feldinarschalcka'.
oyGooi^lc
Üebergabe von Weset. VerhaltUDgsbefehle so Spaen und Eller. ]05
MiudeD Qiarchieren sollte, Ihr, unser Gen. Lieut. Freiherr v. Spaen'),
mit unterhabender Mannschaft Euch auch nach Minden ziehen sollet,
damit solcher Ort wieder feindliche attaque aufs iiusaerste defendiret
werdeD könne, nnd ans dann wohl wissend, wie dass zwischen Euch
beiden schon einige Zeit hero viele Missbelligkeiten und Irrungen ge-
wesen, bei deren Cootinnation unsere Dienste jetziger Zeit einen grossen .
Abbruch leiden wurden, so wollen wir hoifen, Ihr werdet aus einem
genereusen Gemfithe alle solche Streitigkeiten jetzo bei Seite setzen und
Euch in der Güte mit einander vei^leichen, welches uns dann sonders
lieb EU vernehmen sein würde. Auf den Fall aber solcher gütlicher
Vergleich nicht zu erheben, so wollen wir Euch hiemit der theu'ren Eide
und Pflichten, womit Ihr uns beiderseits verwandt seid, erinnert und
Euch auf dieselbe anbefohlen haben, Eure Feindseligkeiten zum wenigsten
ȟ laoge zu vergessen und bei Seite zu setzen, als Ihr den Feind vor
Euch habet, und Euch mit einander friedlich und wohl zu begehen und
unser Interesse gesambter Hand anfs beste möglich zu befordern und zu
beobachten. Ausser dass solches ein genereuser Soldate tn dergleichen
Fällen von sich selber than würde, so versichern wir Euch, dass, so
balde diese Krieges-Unruhe cessiren wird , wir die zwischen Euch ob-
haodene Irrnngeu aufs beste möglich componiren oder entscheiden wollen,
uDd damit die Ursache zu ferneren Irrungen gehoben werde, so ist unser
gnädigster Wille und Befehl, wie solches ohne das Krieges- raison mit
»ich bringet, dass Ihr, unser Gen. -Lieutenant Freiherr von Spaen,
Sbera), wo Ihr seid, anch in Minden selber, wenn Ihr da seid, das Com-
meodo führen sollet, und wollen wir desfalls durchaus keine Klagten
oder Beschwerden haben. Wir versehen uns hierunter zue Euch beiden
eioes gebührenden Gehorsames, sollte aber einer von Euch, er sei wer
er wolle, im geringsten dawider handeln und durch unzeitige Zänkerei
unseren Diensten Schaden zufügen, soll es derselbe mit seinem Kopfe
beiahlen. —
') Kf. schreibt an diesen unter demselbeu Datum, er solle, falls keine Pro-
rogation des WafTenstillständes zu erlangen sei, die Infanterie sofort nach Minden
marschieren lassen und, wenn es No(h ihue, mit der Cavallerie und den bragoncrn
falfen. Vor allem habe er darauf zu sehen, dass er nicht abgeschnitten werde; im
nbri^n solle er so agieren, wie es die Kriegsraison mit sich bringe und das Inler-
fsie des Kf. erfordere. Ueindera habe solche Ordre erhalten, dass entweder darauf
itr Frieden erfolgen oder wenigstens daraus aller Welt seine, des Ef., Aequanimität
nad Moderation hervorleuchten werde.
oyGooi^lc
106 [. Kriegaereignim 1676—1679.
PS. Alles in Hark, Haveosberg und Minden noch auf dem Lande befind-
liche Getreide sollen sie nach der Festang Minden bringen lassen, damit die
dort zasammengezogene starke Mannschaft nicht Hangel leide. Den Eigen thünifni
sollen sie für das, was zum Magazin kommt, Bezahlung zusagen.')
A. V. Spaen an den KurfQrsten. D. Bielefeld 15./2ä. Mai 1679.
[Absicht, vorl&ufig im Ravensbergischen stehen zu bleiben und den Franzosen Wider-
stand zu leisten.]
35. Mai. Er beabsichtigt, so lange als mSglich hier in dor Grafschaft Raveosberg
stehen zu bleiben. Heute ist er hier angekommen, hat 1 Bataillons in die
Stadt and die übrigen 3 zwischen Bielefeld und Herford, die Reiterei aber hier
nmher logiert. Er hofft, so gute Kundschaft zu haben, dass der Feind ihm nicbt
unversehens auf den Hals kommen und ihn verhindern soll, wenn er will, nach
Minden zu geben. Kf. kennt den Weg von hier nach Minden und wird
judicieren, dass er mit seiner Reiterei, Dragonern und 1000 Musketieren 6, i
k 8000 Mann Reiterei aufhalten kann. Die Armee des Generals Calvo färchtet
er wenig und bittet um Erlaubnis, wenn er es raisonnabel erachtet, denselben
hier abzuwarten und, wenn er die Berge passieren will, mit ibm zn scbl^en-
PS. Die Einräumung von Schenkenschanz bittet er vorlSufig noch zn
differieren, da es das einzige ist, was Kf. noch auf dem Rheiu und in den
niederländischen Qnartiereu hat.
A. V. Spaen an den KurfQrsten. D. Bielefeld 18./28. Mai 1679.
[Rechifertigung seines Verbleibens im Ravensbergiscben.]
S8. Mai. F.r bittet Ef., in ihn das Vertrauen zu setzen, dass er alle erdenkliclie
Vorsicht anwenden wird, um die Truppen samt dem Lande zugleich zu conser-
vieren und nicht von Minden abgeschnitten zn werden. Wenn er sofort nach
Minden marschiert wlire, so wurden die Franzosen nicht nur diese Grafschaft
schon unter Contribution gesetzt und vielleicht einen oder anderen Ort dariü
occupiert haben, sondern es würde auch das Mindensche guten Theils consumicrt
■ sein, welches aber wie ein Augapfel conaerviert werden muas, denn er fSrcblet.
') T. Spaen erwidert darauf, obwohl ibm Eller Zeit her grosse Hübe und
Widerwirtigkeit zugefügt, ihm unter der Uand das grös^te Tort ton der Weh u-
gethan und ihn sogar bei Kf. in Ungnade und Verdacht zu bringen gesucht hab^,
so wolle er doch nicht daran denken, sondern sich so verhslt«n, dass derselbe kaise
DrsBche zu Klagen über ihn haben solle.
oyGooi^lc
Sp&en im KaT«D8b«rgischeD. 107
wenn sie sich nach der Weser werden retirieren mfissen und dort vor und
hinter sich Feinde haben, so wird es dort knapp hergehen. Sollte aber Kt,
beliebeu, dass er nach Minden ziehen soll, so wird er auf dessen Befehl es
sogleich zu Werk richten.
Dann, goädigatfir Herr, ich werde durch E. Chf. D. Befehliche und
Erinneruagen, mich wohl vorzusehen, dass ich von Minden nicht abge-
schnitten werden möge und die FussvÖlker wohl mesnagiren solle, der-
gestalt timide, dass ich banger und ängstiger bin, mich bei E. Chf. D.
in eine Verantwortung zu setzen und in dero Ungnade zu fallen, als ich
vor den Feind selber bin, und mein Leben zu verlieren, also dass ich,
wann ich gleich einen Vortheil auf den Feind haben könnte, denselben
nicht werde angreifen und es mit ihm wagen dürfen, E. Chf. 0. wollen
aber nur gerust sein, ich werde es mit der Hülfe Gottes so machen, dass
Sie daran ein gnädigstes Contentement finden werden.
Er hat die Berge von Bielefeld ab bis an das Lippische nnd abwGrts bis
an die osDabrSckische Grenze besichtigt und alle Pässe verhauen lassen, er
findet dieselben so beschaffen, dass er kein Bedenken tragen wollte, mit
6000 Mann 10—12000 abzuwarten, doch muss auf Minden Reflexion genomnien
werden.
Der KurfOret an v. Spaen. D. Potetam 19./29. Mai 1679.^)
[Xat die Relation vom 15./25. Hai. Hnbnung zu vomebtigem Handeln.]
— gleichwie wir Euch bereits vorhin wegen Eures Marches und Opera- 29. Mai.
tionen unsere gnädigste Meinunge dahin eröffnet, dass Ihr mit Euren
unterhabenden Trouppeu so lange es immer möglich an den Pässen
stehen nnd das Mindische verschonen, jedoch auch dahin sehen solltet,
dass Ihr nicht von Minden insonderheit mit der Infanterie abgeschnitten
würdet, als hat es dabei nochmahlen sein Bewenden. Auch haben wir
Euch beordert, dass Ihr dem Feinde allen möglichen Abbruch thuen
solltet. 'Was sonsten die von Euch verlangete Ordre umb zu schlagen
anbetrifft, so ist Euch bekannt, wie dass an Conservation der Euch
untergebenen Trouppeu nicht alleine die Erhaltunge der Stadt Minden
und des Weserstromee, sondern auch unseres ganzen etats haftet, als
werdet Ihr selber leicht urtheilen, dass nichtes unzeitig zu hazardiren
■) Da« CoBcept von Fuchs geschrieben, von Ef. Beibat untenaichnet.
oyGooi^lc
108 1- Kmgi«Tt\game 1676—1679.
ist. Solltet Ihr aber den Vorthel gewiss in Haoden haben und tarnt
hazard dem Feind eines ansetzen können, würde uns und der ganiec
Sache solches zu sonderbarem Gefallen und Vorthel gereichen, und bäRet
Ihr auf solchen Fall Euch noch mehr aus Minden nicht alleine mit <1k
Gen. Maj. Ellern Regiment zue Pferde, sondern auch mit mebrem
Fussvolcke zu verstärken. Vor allen Dingen aber habet Ihr nichtes xbI
einen hazard zu setzen, alles mit denen OberofTicirern reiflich zu über-
legen und alsdann zu thuen, was Kriegesraison und unsere im Siiege
erworbene gloire erfordert und rechtschaffenen und ehrlichen Soldaten
wohl anstehet, gestalt Ihr dann einen jeden Eurer unterhabenden Leute
von dem obersten bis zum niedrigsten versichern könnet, dass wir ihr«
tapferes comportement genereusement erkennen werden. ') —
A. V. Spaen an den Kurfürsten. D. Bielefeld 1./I1. Juni 167it.
[Sorge wegen der VerprOTiantieriing der Truppen. Bitte um bestimmte Verbaltun;^-
bereble.]
II. JudL Da, wenn der Friede nicht getroffen wird, der jetzt noch in der Graf^bid
Mark stehende Feind sich gewiss so verstärken wird, nm sie hier zu delogieren.
und sie dann sich nach Ulnden werden retlrieren müssen, er aber äusserlicb
vernommen, dass das Magazin dort sehr schlecht versehen sei, so dass er mit
allen Truppen nicht über b Wochen, mit dem aber, was in der Stadt Minden
vorhanden, nicht über 6 Wochen in allem wird suhsistieren können, so bat er
sämtliche Obristen und commandierende OfTicicre der Regimenter zusammen-
berufen, zunächst die mindischen befragt, ob ihnen bewusst, wie es damit stände,
und nachdem dieselben geantwortet, sie hätten von Gen. Maj. Eller gehört, es
wäre nicht gar zu viel vorhanden, und wenn Spaen mit seinen Leuten nocb
dazu käme, wQrde es hald auf sein, sind sie auf die von ihm proponiertcn
Punkte so schlüssig geworden, wie beifolgendes Protokoll*) besagt Daneben
') Kf. «eist (d. Potsdam 22. Uai/1. Juni 1679J v. Spaen an, da er befohlen
habe, bei Minden ein Retrancbemsnt abzuslecbeo, sieb auf kurze Zeit dartfain V
verfügen, um die Situation des Orls in Augenschein zu nehmen und mit Eller und dem
Generalquarliermeiater-I.ieutenmt Mestre die nöthigen Verabredungen zu treffen.
!) Laut diesem Bielefeld I /U. Juni 1679 dauerten Protokoll eines Kriegsralhes,
an «elcbem ausser v. Spaen die Obersten Sfberg und du Hamel, die beiden
Henoge Friedrich Ludwig und August von Holstein, die Obenteu Zielen
und Freib. v. Heiden, die Obristlieutenants Calenberg, Freih. t. Heiden, Cloe>,
Dreyer, Isselstein und L'Estrieui, sowie der Oberstwacbtmeister Scbmit
Tbeil ufbmeo, wird den Vorschlägen v. Spaen 's entsprechend bMchlosien: Dsolaage
oyGooi^lc
Spaen im Raveosbergischen. 109
bat des Rf. Rescript vom 19./2d. Hai sie alle ao perplex getaaclit, dass sie
nicht wissen, was sie tban soUbd, denn wenn sie den Feind abwarten, so wird
04 nicht ohne hazard hergehen können, wenn sie sich aber nach Midden letirieren,
so werden sie hald verloren gelien. Sie bitten daher, ihneo positive zu befehlen,
wie sie sich verhalten sollen. Obwohl er noch krank ist und sich wegen
Schmeraeii von der Ckiüque schwerlich über End halten kann, wird er doch
diese Nacht nach Minden zu Gen. Major Eller, der auch wegen Indisposition
nicht hat hierherkommen können, sich begeben, um eigentlich zu vernehmen,
wie alles dort steht.
A. V. Spaen an den Kurfürsten. D. Bielefeld 2./12. Juni 1679.
[Reise nacb Minden. Anzug der Armee Crequi's, dadurch veranlasste Aenderong der
Beschlüsse.]
Da General Wachtmeister Eller auf seine viederholten Aufforderungen, zu t
ihm zu kommen, sich jedesmal, zuletzt mit einem Fieber entschuldigt hat, so
mass er, wie krank er auch ist, sich diesen Morgen aufmachen und die Reise
nacli Hiiiden antreten. Infolge der inzwischen eingetroffenen Nachricht') von
der Ankunft Creqni's und seiner Armee kann die gestern im Kriegsrath gefiksste
Resolution nicht stattfinden, sondern alle OflTiciere sind mit ihm der Meinung,
diss die Truppen morgen zusammenzuziehen, aaf des Feindes Contenance Acht
zu geben und nach Belinden sich damit hei Minden zu setzen sei.
•iie feindliche Armee in der Grafschaft Uark sieb nicht verstärken, auch wenn die-
selbe über Lippgtadt hinausgehen und sich etwa bei Rittberg postieren sollte, im
KtTena bergischen stehen zu bleiben, den Feind sorgsam lu beobachten und so zu
lerhätiD, dass man von ihm überfallen werde, 2) aus Minden Veistärkungen, auch
eiaige Kknonen heranzuziehen, auch 3) etwa 4000 Mann Landvolk aus dem Ravens-
bcTgitchen und Uindensehen aufzubieten und zu bewaffnen. 4) Sollte Marschall
Crequi's Macht zu der Galvo's stossen und die ganze feindliche Armee auf sie los-
fehea, so müsite der Rückzug nach Uinden angetreten werden, sollte aber der Feind
lutnckblaibeo, so wollte man auch noch weiter so lange wie möglich, um das Magazin
ia Uiaden zu sparen, im Ravens bergischen stehen bleiben. 5} Dem Ef. solle durch
«Den eipressen Courier dieses Interims conelusum übersandt nnd dessen Resolution
eiogcbolt werden.
'} Berichte aus Wesel vom 10. Juni melden, dasa an diesem Tage Crequi
Jart über die Lippebröcke gegangen, dass ihm am folgenden Tage Gen. I.iealn.
Besen mit lOOOO Mann von der Westseite des Rheins folgen sollte und dass die
«UM Armee etwa 30000 Mann stark sein werde. Vgl. Diar. Europ. XLI, S. 32,
Vtrw. Europa ni, S. »14,
oyGooi^lc
110 I- EriegBereigni«»e 167^—1679.
PS. D. Minden 2/13. Jani 1679.
Er ist hier angekommen, hat mit Eller and B&mtlicben hier aoiresenden
OSicieren die gestern za Bielefeld genommene R«solntion nochmals reiflich er-
wogen and sie h&ben allesamt dieselbe noch zu des Ef. Dienst aod Bestem
befunden.
Extract') Schreibens aus dem Churf. Brandenb. Lager vor
Minden den 9./19. Junii 1679.
[Gefecht bei Brsckwede.]
i. Berichte in Eyl, wasmassen der Gen. Lieutenant Frey herr von Spaen des
Nachtes vorher, ehe er des folgenden Tages mit der Reuthere; von Bielefeld
anfgebrochea'J, einen Rittmeister mit 60 Pferden commandiret, dus derselbe
biss an des Feindes Lager recognosciren sollte, in HoffnnDge, Er \'ielleicht von
dem Feinde würde gejaget und verfo^et werden, wie dann ancb geschehen:
dabeneben hat er seinen Obr. Lieat. zue Pferde, den Freyh, von Heyden und
Obr. Wachtm. Oroende vom Lütekischen Regimente mit 300 Pferden hemach
dergestalt beordret, dass sie mit aobrecheadem Tage im Dorfe Brackwede seio nnd
alda stehen bleiben sollten: bis der Rittmeister mit der ersten Parthey inrücke
käme; Worauf es sich dann begeben, dass von Feindes Seiten der Obr. Vtichtm.
von St. Louis mit etwan SOO Pferden gedachten Rittmeister verfolget, nnd als
derselbe mit seinen Leuten bis an Brackwede gekommen und alda eine embas-
cade gewahr worden, hat er also balde gestutzet und seine Leute rangiret. Es
ist aber der Obr. Lieat Heyden sofort auf denselben loagangen, hat ihn ge-
schlagen, bis an den Scblagbaum von Werle, da des Feindes Armee stände,
verfolget und bei 50 ledige Pferde, worunter eines von einem Haupt-Officirer,
der todt geschossen worden, wie anch einen Lieutenant, einen Qaartiermeister
nebst 15 anderen Gefangenen, so mehrentheils gequetschet, eingebracht. Wie
viele vom Feinde geblieben, kann man noch eigentlich nicht wissen, es ist aber
deren eine gute Anzahl gewesen. Von den Unserigen wird nur ein Cornet sarobt
vier Reutern gemisset, ob sie todt oder gefangen, hat man auch noch nicht er-
fahren kSnnen, der Feind aber hat ans seinem Lager dem Obr. Lieut. Heydeu
nicht gefolgei
') Concept y. Fachs' Hand, jaden&lla als Flugblatt gedruckt, fast wörtlich
wiederholt Diar. Europ. XLI, S. 33.
>) Nach Diar. Europ. XLI, S. 33 scbeiot i. Spaen am 17. Juni von Bisle-
feld aufgebrochen zu seia.
oyGooi^lc
Gefecht bei Bnckireile. üebter Zustand Mindens. tll
A. V. Spaen, W. v. Eller, Caspar v. Syberg, Duhamel, Augustus
Herzog von Holstein, A. v. Zleten, Friedr. v. Heiden, Sigis-
mund V. Heiden, Jobst Ehrentreich v. Hofniege, G. v. ä. Goltz,
Vincent v. laselstein an den Kurfürsten.
D. Minden 10./20. Juni 1679.
[Ueb«tmacbt des Felndeg. M&ngel an Lebensmittolo. Schl»cfater Zustand der Festnng.]
Die feindliche Armee hat sich von Tag zu Tage verstärkt, vorgeatern hat 30. Juni.
General- Lieutenant Rose noch ein merkUchea renfort von einigen lausenden
gebracht, welchem auch noch alle Tage viele folgen, so dass er bereits an
Cavallerie viermal st&rkeT ist als sie und sich auch an Fussvolk in weniger
Zeit viel st&rker machen wird, weswegen sie nicht unzeitig befürchten, dass es
diesem Orte gelten werde. Sie sind bereit, als rechtschaffene Soldaten ihr Leben
aufoaopfem, kSnneu aber nicht umhin vorzustellen, dass sie nunmehr, da der
Feind sich zum Heister von beiden Seiten der Weser machen kann, wenn er
will (bereits sind einige Truppen übergewesen, haben sich aber wieder zurück-
gezogen), so eng eingesperrt sind, dass gewiss die schöne Reiterei gar bald aus
Mangel an Fonrage crepieren wird. Es ist nicht eine Handvoll Heu und nicht
soviel Stroh vorhanden, dass man Pfropfen zu den Kanonen machen kann.
Dabei ist dieser Ort in einem so schlechten Stande, dass sie sich fast scheuen
müssen es za sagen. Das Magazin ist schlecht bestellt, die Werke sind ancli
nocb schlecht aufgemacht und an allem ist Mangel, so dass derselbe, wenn er
nicht durch Macht von Volk erhalten wird, in wenig Tagen verloren geben
müsste. Sie bitten daher zu bedenken, falls dieser Ort, den sie doch bis auf
den letzten Blutstropfen vertheidigen werden, verloren gehen sollte, in was
Stande die Armee und der ganze Eslat durch einen Verlast von mehr als
8000 Mann gesetzt werden würde.
A. T. Spaen an den KurfQrBten. D. Minden 11./31. Juni 1679.
[Rückzugsgefecht.]
Diesen Morgen um 2 Uhr haben') die Vortruppen des Feindes den Ritt- 31. Juni,
meister Hnnd, welcher anf dieser Seite der Werre die Wacht hatte, attacquiert,
worauf Oberst da Hamel sofort hat zu Pferde blasen lassen, auch die Reiter
and Dragoner in bataille gesetzt hat, der Feind aber hat bemeldete Wacht auf
anaere Trappen ans Campement poussiert, wo er aber durch die Holsteinschen
■) S. aber dieies Gefecht zwei verschiedene Berichte im Diar. Enrop. XLI,
S. 33 f. and einen davon nnabhingigen im Verw. Buropa III, 8. 914 f.
oyGooi^lc
112 I- Krlegaereignisse 1076— 1679.
Dragoner vorerst woh! empfangen und gestutzt worden ist. Da man aber d(ä
Feindes gaoze Macht besorgt hat, so bat Oberst du Hamel nebst den Oberst-
Iteutenants v. Heiden uDd Isseistein die CaTallerie in guter OrdoDOg unten
längs dem Berg durch den Pass diesseits zurückgezogen und die Hol$leins(h«i
Dragoner znm dritten Hai an dem Pass postiert, uro den Feind, wenn er folgen
sollte, aufzuhalten. Derselbe ist sofort gefolget, hat die Dragoner attacquien
und nach heftigem Gefectit den Pass forciert, die 3 Regimenter zu Pferd uebsi
den Dragonern haben sich darauf durch die Landwehr bis auf einea kleinen
Musketenscbuss an die Contrescarpe zu rücli gesogen, wo mau sich daun wieder
gesetzt und abermal gefochten. Auf unsrer Seite sind an Reiterei etwa GO Midd
tot oder gefangen, an Dragonern sind ungefähr 200 ausgeblieben, von denen
sich aber 30 Mann und ein Fiihndrich mit voller Montierung wieder eingefondeo
haben und wohl noch andere, die sich in den Bergen versteckt, einfinden
werden. Der Feind hat an Toten mehr hinterlassen, Ge^gene aber haben wir
nicht viel, darunter einen Capitain von den Dragonern und einen LieuteaioL
Da ihn du Hamel um 4 Uhr Morgens hat wissen lassen, dass der Feind sieb
immer stärker sehen Hesse und avancierte, hat er Generalmajor El! er heraus-
geschickt, um bei den Trappen nSthige Ordre zu stellen. Auf dessen Meldung,
dass der Feind mit dem Degen in der Hand auf nnsre Leute avanciere, i^t er
selbst mit einigem Fussvolk und einigen kleinen Stücken hinausgezogen, der
Feind aber hat sich zurückgezogen und hinter der Landwehr postiert. Obeni
du Hamel bat nicht nur seine Ordres dabei woh! observiert, sondern auch die
Retraite honorabel und vorsichtig gemacht
PS. Im Eriegsrath ist gut gefunden worden, die Berge möglichst lange
zu disputieren, um das Feld zwischen ihnen und der Stadt zum Unterhalt dei
Reiterei zu conservieren , doch hat er jetzt letztere durch die Sfadt an die
andere Seite der Weser gehen lassen müsseji und hat sie unter dem Cauuu
postiert in Hoffnung, dort noch einige Tage zu subsistieren, doch melden die
Vorwachten, dass der Feind mit Gewalt durch die Weser setzt, derselbe vird
sich auch zum Meister von der anderen Seite machen und so für die Cavallerif
keine Subsistenz mehr zu finden sein.
A. V. Spaen an den Kurfürsten. D. Minden 12./22. Juni 1679.
[Rückzug des Feindes. Mang«! an Foura)^. Der Verlust in dem letzten Geferbl,]
J. Juni. Der Feind hat sich ') heute mit anbrechendem Tage wieder nach Herford
zurückgezogen, doch stellt zu befürchten, dass er, falls der Friede nicht getroffeii
werden sollte, diesen Ort belagern oder sie doch sehr enge einschliessen wird.
in welchem Fall man die Pferde wird wegjagen oder totstechen mässen.
■) S. Diur. Europ. XLI, S. 37, Verw. Europa III, S. 915.
oyGooi^lc
Dm Rückzugsgefecht bei Hindeu. 113
bzvischea liat er allen Regimentern Ordre gegeben, in aller Eile, wenn mißlich,
für 3 oder 14 Tage von den Sommerfruchten im Felde nnd anf den Wiesen
llen zu machen.
Der Zustand der Festung bt ein sehr schlechter, G eneral quartier meiste r-
Lieutenaot Mestre klagt, er h&tte mit Ausbesserung der Werke nicht fort-
tommen können.
PS. Von den Dragonern sind noch mehr zurückgekehrt, so dass nur noch
an 80 mangeln. Der Verlust ist also nicht halb so gross, als man sich anfangs
eingebildet, und haben die Franzosen wohl noch einmal so viel Tote als sie.')
Der Kurfürst an v. Spaen. D. Potstam 14.'24. Juni 1679.
[Befehl, Crequi tat Elnalellung der FeiadseligkeiteD aufzutardern.]
Wir haben Eure und der anderen Onicirer gehorsambste Relationea 34. Juni.
Wühl erbalten. Berehlen Eucb darauf in Gnaden, einen Trompeter an
den Marecbal de Crcquy zu schicken und demselben zu wissen zu
fügen, waagestalt wir unseren Geh. Rath Meinders*) schon vor
14 Tagen mit einer solchen Instruction vei'sehen, dass darauf der Friede
nnfehlbarlich erfolget und geschlossen sein würde, gestalt wir alles des
Königs Generosität anbeimb gestellet und uns erkläret, diejenige conditiones,
velche Ihre May. raisonnables und billig befinden würden, anzunehmen.
Weil nun der König eine sonderbare Begierde bezeuget, mit uns eine
beständige Freundschaft aufzurichten, so könnte er leicht selber ermessen,
dass Ihre May. nicht gerne sehen würden, dasa es zue den Extremitäten
käme, oder man uns, da der Friede bereits geschlossen und wir Ihrer
May. völlige Satisfaction gegeben, a bout poussirete, gestalt solches aimmer-
Riehr gut Geblüte setzen könnte. Möchte er demnach die Hostüitäteo
einstellen und könnet Ihr ihm wohl auf Eure paroIe, welche wir degagiren
wollen, versicheren, dass der Friede geschlossen. Sollte nun über Ver-
hoffen er sich daran nicht kehren, sondern Euch ferner mit Gewalt
attacquireu, so habet Ihr sowohl ORicirern als Gemeinen ihre Pflichten
vonnstellen, sie zur tapferen Gegenwehr unter der Versicherunge unserer
') Am I6./-26. Juni meldet er, in dem letzten Gefecht habe der Feind 20 OFfi-
cien Terloren, darunter einen Oberst St. Paul aus dem Hause Longueville, den
lettlen seiner Familie.
■) S. unten Abschn. VII.
Main. I. Geicb. d. 0. KarfSntea. XVUL g
oyGooi^lc
114 I- Eriegaerei^isse 1676— 1679.
. Dankbarkeit uod einer f^eaerösen recompenae anznmahneD und alsdann
mit eiDander zu thuen, was ehrlichen Leuten und rechtschaffenen Soldaten
zustehet. Was die Pferde anbelanget, habet Ihr dahin zu sehen, dasj
Ihr sie nur auf etzliche wenige Tage conserviret, zumalen ausser allem
Zweifel, dass innerhalb 8 Tagen unfehlbarlich die Nachricht bei Euch
einlaufen wird, dass der Friede geschlossen, da man dann wieder das
Feld wird offen haben. Indessen habet Ihr uns bei Tag und Nacht
alles, was vorgehet, durch Expresse zu berichten. — ')
A. V. Spaen an den Kurfürsten. D. Minden I9./29. Juni 1679.
[Auf die Rescripte voin ii. und 23. Juni. Sendung v. Diest's zu CrequL]
29. Juni. Er bat den CleviscJieii Geheimen Rogierunggrath v. Diest, welcher mit
Oeocrallieutenant Calvo, dem Intendanten und anderen französischen Officieren,
die früher im Clevischen gestanden, bekannt ist, vermocht, mit Schreibea von
ihm sich zu dem Marschall Cr^qui nnd deoi Intendanten zu begeben, ihnen
den Stand der Dinge vorzustellen und womöglich die im Fürstentbum Minden
geforderte Brandschatzung dadurch abzulehnen. Der Marschall und der Intendant
aber haben erkl£tt, sie hätten weder von Nimwegen noch yon Hofe Nachricht
davon erhalten, sie mÜBSten die Suhsisteiiz ihrer Truppen besorgen und könnten
die Zeit keineswegs hinstreicheu lassen, welche jetzt zu Ihrer Ävantage diente.
Sie haben daher verlangt, man möchte allem Unheil vorkommen und die ConLri-
bntion wegen des Mindenschen, wie die Ravensb ergischen bereits gethan, tractieren
lassen, üiest aber hat dieses positive excusiert und es Tornehmlich auf die
Abwesenheit fast aller Einwohner und besonders der Stände genommen, der
Marschall aber hat pro omni tcrmino noch einen Tag gegeben. Er hat gemerkt,
dass sie zn Elargierung ihrer Quartiere eine Brücke über die Weser zu achlagen
Vorhabens wären, dass aber zur tigoureusen Execntion im Mindenschen so leicht
nicht würde geschritten werden. Sollte der Feind mit einem Theil seiner Armee
die Weser überschreiten nnd sich dort postieren, so würde dadurch der Cavallerie
genugsam der Hals zugebunden sein, die jetzt, weil das Gras schon consamiert
ist, von dem Sommerkorn subsistiert. Doch sind alle Officiere entsclilossen,
diesen Ort aufs letzte zu defendieren, es wäre aber zu wünschen, dass den Re-
') Ef. sendet ibm am 15./^5. Juni ein Duplicat dieser Ordr«, in welchem die
letzte Clausel fortgelassen, um, falls Cruqui des Kf. eigene Hand sollte s«beo «ollen,
ihm dasselbe vorzuzeigen, wiederbolt aber jene Clausel aocbmals.
oyGooi^lc
IpmeDtern ihre Restanten gezahlt würden, denn sie wissen bald kein Mittel,
ihre Leute IBnger zu conservieren, zumal aach Bier und Fleisch anzuschaffen
difficultiert wird.')
Der Km-filrst an v. Spaen. D. Potstam 22. Juni/ 2. Juli 1679.
[Aufforderung an Crequi, von der Cuntribulion abzustehen und die Truppen ab-
zuführen.]
Mittlieilung eines Rescriptes an Heinders.') Er soÜ dem Marechal de 2. Juli.
Oreqay die gleichen Vorstellungen machen und demselben anzeigen, Kf. könnte
nicht glauben, dass der König es wohl nehmen wörde, dass man, da der Friede
ffeschlossen, von seinen Landen noch die Contribution eiigierte und dieselben
nach der rigeur des Krieges tractierte, da er sich selbst erboten hütte, ihm
wefren des bereits erlittenen Schadens eine Summe Geldes zahlen zu lassen,
und er hat nochmals um Abstellung solcher Exaction und Abführung der Trappen
nacliznsuchen. Indessen aber soll er die Passage über die Weser nach Mög-
keit verwehren, anch zu dem Ende daselbst eine Redoute aufwerfen.
A. V. Spaen an den Kurförsten. D. Minden 27. Juni/ 7. Juli 1679.
[Gutseodung eines Tbeiles der französischen Armee nach Oldenburg. Fortdauer der
Contribution.] •
UarschaU Crequi hat heute früh 3 Brigaden Reiterei ä 1000 Pferden und 7. Juli.
1500 Dragoner unter Genetallieutenant Joyeuse nach dem Oldenburgischen
geschickt.^) Inzwischen geht das Mindensche vollends drauf, da der Marschall
hier so lange stehen bleibt, bis das Detacbemeot wieder zurückkommt und die
Friedensratiflcation erfolgt. Gegen die zu ihm geschickten Mindenschen Regierungs-
') lieber die «eiteren militärischen Vorgänge, die Rückkehr Crequi's Tor
Minden am '26. Juni, den Uebergang über die Weser am 30. und das dabei gelieferte
heftige Gefecht, in welchem Spaen nach tapferem Widerstände zum Rückzüge nach
der Festang genüthigt vurde, vorüber sich leider keine Berichte desaelbeu in den
Akten finden, s. Diar. Euro p. XLI, S. 38, Ver>. Kuropa III, S. 916, St. Disdier,
Histoire des negotiations de Nimegua S. 303 f.
") 8. das Rescript an Meinders vom 30. Juni/10. Juli 1670 unten Abschn. VH.
>) S. Diar. Kurop. XLI, S. 39, 148.
oyGooi^lc
116 I. Rriegsereignisse 1GT6— 1679.
räthe D&nckelmann und Kruse hat er ausdrücklich erklärt, dass er nach wie
Yor die Contribution zum Unterh&It der Armee prätendiere.')
A. V. Spaen an den Kui-fürsten. D. Minden 18./28. Juli 1679.
28. Juli. Harschall Cröqui hat heute den Rückmarsch nach Gohfelde aDgetreten.-)
Die nach Oldenburg geschickten Truppen sind noch nicht wieder zn ihm gc-
atossen. Da derselbe wünscht, dass er mit ihm bis Lippstadt gehe, woselbst
ein Reglement wegen der dort und in Wesel verbleibenden Besatzung von
6000 Mann z. F. nnd lOOO Heitern gemacht werden soll, gedenkt er bei der
Armee za bleiben, bis sie am oder über den Rhein sein wird, und ihr zu diesem
Zwecke morgen oder übermorgen zu folgen.') Er hat mit Zuziehung EUer's
nnd zweier Ravensbergischer Deputierten eine Vertheilung der Truppen*) fest-
gesetzt, bittet, da das Land sehr verdorben ist, dass die aus Preussen und der
Mark hieher geschickten 3 Regimenter z. F. wieder nach der Elbe marschieren.
>) Kf. zeigt <d. Potsdsia 30. Juni/ IQ. Juli 167t)) v. Spaen den Abschlu» des
Friedens ao und schickt ihm die Ratification desselben lu mit dem Befehl, sie
Crjqui zuzusenden und diesen zu ermahneu, sich nunmehr dem Tractat gemüs lu
bezeigen. Am 4./H. Juli befiehlt er v. Spaen, Crequi weitere Vorslellungen zu
machen und den Unterthauen die weitere Contributionszahluag zu verbieten. L'eber
die trotzdem von den Franzosen verübten Gewallthätigkeiteu s. Diar. Europ. XLI,
S. 146 f.
>) S. Diar. Europ. XLI, S. 147, 233.
'] V. Spaen meldet (d. Hofstad 24. August 1679}, er sei am U, von Wesel ab-
gereist, aber durch Krankheit geaüthigt vorden, hier zu bleiben, in 4 oder 5 Tagen
wollten ihn die Aerzle weiter reisen lassen, in Minden hoffe er nicht lange sich
aufhalten zu brauchen und so bald in Rerlin anzukommen.
') Danach werden einquartiert von der Infanterie die Regimenter Eller und
Jung-Holstein in Uindea, ebendaselbst sollen auch vorläulig bis auf weiteren Befehl
des Kf. die drei Regimenter aus dem Hai berHtfid tischen bleiben. Oberst Sjberg mit
seiner und 5 Compaguieen vom Spaen'schen Regiment kommt nach Herford, 4 andere
CompBgnieen desselben mit dem Oberstwachtmeisler nach Bielefeld, 6 Compaguieen
nach Soest und je eine nach Bsmoi und Unna. Von der Reiterei kommen die Regi-
menter Eller und du Hamel nebst 2 Compaguieen Holsteinsche Dragoner ins Ravens-
bergische, die Regimenter Spaen und Lüttke nach Uinden.
oyGooi^lc
Abschnitt II.
Brandenburg und die Niederlande
1676-1679.
j,Goo>^le
j,Goo>^le
Einleitimg.
Als ErgäQzUDg zu den in dem siebenten Abschnitt des dritten
Bandes der „Urkunden und Aktenstücke" ausden bolländischeo Archiven
veröfTentlicbten Schriftstücken wird in diesem Abschnitt eine grössere
Zahl von im Beriiuer Staatsarchiv aufbewahrten Documenten mit-
getheilt, welche das Yeihältniss des Kurfürsten von Brandenburg zu
dem wichtigsten unter aeinen Bundesgenossen, der Republik der Ver-
einigten Niederlande, während der Jahre 1676 — 1679 beleuchten. Den
Haopttbeil derselben bilden die Berichte der brandenburgischen Gesandten,
des clevischeo Vicekanzlers Mathias Romswiuckel, welcher dauernd
im Haag die Interessen des Kurfürsten vertreten, und des Geheimen
Raths Werner Wilhelm Blaspeil, der noch den grösseren Theil des
Jabres 1676 dort mit demselben zusammengewirkt, seit dem November
an den Friedensverhandlungen zu Nimwegen Theü genommen, zeitweise
aber bei besonders wichtigen Anlässeu von dort sich nach dem Haag
oder zu dem Prinzen von Oraniea begeben oder sich von letzterem zu
vertraulichen Sendungen an den Kurfürsten bat verwenden lassen, ferner
des Oberpräsidenten Otto v. Schwerin, der noch in den ersten Monaten
des Jahres 1676 mit den seiner Obhut anvertrauten Prinzen sich in dem
benachbarten Cleve aufgehalten hat, des Generallieutenants Alexander
V. Spaen, welcher mehrmals, besonders in militärischen Angelegenheiten
zu dem Friozen von Oranien geschickt worden ist, und des Geheimen
Bathes Lorenz Christoph v. Somnitz, des Hauptes der branden-
bu^chen Gesandtschaft in Nimwegen, dem der Kurfürst Ende 1677
eine besonders wichtige Mission an den Prinzen anvertraut hat, sowie
die Rescripte des Kurfürsten an dieselben. Ausserdem ist verwerthet
worden der Briefwechsel des Kurfüi-sten mit dem Prinzen von Oranien,
oyGooi^lc
120 II. Brandeiiburg und die NiederUnde 1676-1679.
welcher leider nicht voUataDdig erhalten ist, von dem sich aber seit der
zweiten Hälfte des Jahres 1676 zahlreichere Ueberreste in den Akten
lindeo, ferner einzelne Aafzeichoangeu über Verhandlungen, welche mit
dem vom Mai bis Dezember 1676 und dann wieder vom März 16T7 bis
Anfang April 1678 bei dem Eurfürsten befindlichen holländischen Ge-
sandten Jacob V. d. Tocht gefuhrt worden sind, and das Protokoll
der Conferenz, welche der Kurfürst selbst am 21. April 1677 in Wesel
mit dem holländischen Rathspensionär Fagel abgehalten hat.
Den Bemerkungen, welche dem genannten Äbacbnitt dea dritten
Bandes vorausgeschickt sind, möge hier noch Folgendes hinzugefügt
werden. Die hier mitgetheilten Aktenstücke zeigen, dass in den Jahren
1676 — 1679 die Interessen des Kurfürsten und der niederländischen Re-
publik mehr und mehr auseinandergegangen sind und dass sich daher
das VerhSltniss zwischen den beiden Bundesgenossen Immer ungünstiger
gestaltet hat. Schon im Jahre 1676 treten die Differenzen stark hervor.
Während der Prinz von Oranien wünscht, daas der Kurfürst einen
grösseren Theil seiner Armee zum Kampf gegen Frankreich hergebe,
will dieser soviel Truppen, wie nur irgend möglich, zum Kampf gegen
Schweden verwenden und verlangt, dass auch Holland zur See eneigisch
an demselben Theil nehme. Auf das empfindlichste wird er beboffen
durch die ungenügende Weise, in welcher Holland seiner Verpflichtung,
ihm Subsidien zu zahlen, nachkommt, und schwer fühlt er sich durch
die Parteilichkeit gekränkt, welche dort zu Gunsten der Herzeige von
Braunschweig und des Bischofs von Münster in den Streitigkeiten
über die Lande Bremen und Verden hervortritt. Er verwirft den Ver-
gleich, welcher im März auf den Vorschlag des Prinzen von Oranien
im Haag über diese Angelegenheit getrolfen wird, und verlangt, d^
schon jetzt eine Theilung jener Lande unter alle dabei interessierte Mächte
vorgenommen und dasa auch seine Ansprüche dabei genügend berück-
sichtigt werden. Indessen zeigt man sich doch damals beiderseits ernst-
lich bestrebt, diese Differenzen auszugleichen und das Bündniss enger zu
kuüpfen. Entgegen seiner ursprünglichen Absicht, lässt der Kurfürst
doch zwei seiner Regimenter im Clevischen stehen and stellt sie dem
Prinzen von Oranien zur Verfügung, andererseits erscheint, zwar etwas
spät, die. holländische Flotte in der Ostsee und trägt wesentlich zu den
Erfolgen bei, welche dort gegen Schweden errungen werden. Um den
Kurfürsten von seinem Widerspruch gegen das Haager Project abzu-
bringen, schicken die Generalstaaten v. d. Tocht, der vorher an den
oyGooi^lc
Einleitang. 121
ZU ßremea zwischen den betheiligten Machten geführten Verhandlangen
Theil genommen hat, nach Berlin, und wenn der Kurfürst sich auch
nicht zur Billigung jenes Vertrages verstanden hat, so hat er doch zu-
gelassen, dass vorläufig demselben gemäss die Verhältnisse im Bremischen
und Verdischeu geordnet wurden. Die Sendung v. d. Tocht's giebt
auch Gel^enlieit dazu, die Verhandlungen wegen der Aufrichtung eines
schon beim Abschluss der nur Rir deu gegenwärtigen Kri^ geltenden
Allianz vom 1. Juli 1674 in Aussicht genommenen weiteren Bändnisaes
und einer Begleichung aller noch von früher her zwischen dem Kur-
rüraten und den Niederlanden streitigen Punkte, welche der KurfSrst
schon wiederholt angeregt hatte, wieder aufzuoehmen, und man kommt
so weit, dass brandenburgischerseits ein Vertragsproject abgefasst und
übergeben wird, welches scbou die Lösung des schwierigsten Punktes,
nämlich Aufgabe der auf Grund der Hofeyserschen Schuld holländischer-
seits erhobenen Forderungen, und gütliche Schlichtung der Grenzstreitig-
keiten zwischen Cleve und Geldern gegen Abtretung von Sehen kenschanz
und des Geuueper Zolls durch den Kurfürsten enttiüJt. Auch in der Sub-
sidieofrage ist man sich entgegengekommen. Die Holländer haben es
SD Vereprechungen wenigstens in Betreff der2ahlang der rückstäudigeo
Summen nicht fehlen lassen, und wenn dieselben auch nur sehr unzu-
reichend erfüllt wurden, so hat sich der Kurfürst doch vorläufig mit
dem, was er bekam, begnügt und sich bereit erklärt, wenn ihm nur die
Rückstände von Holland und auch von Spanien entrichtet würden, auf
kuaftige Subsidien zu verzichten. Im Herbst begab sich Blaspeil auf
den Wunsch des Prinzen von Oraoien zu dem Kurfürsten in das
Liger vor Stettin, um denselben zu bewegen, auch seinerseits sich ernst-
licher das von der grossen Mehrheit der Bevölkerung der Niederlande
lebhaft gewünschte Zustandekommen des Friedenacongresses, welcher in
Nimwegen zusammentreten sollte, angelegen sein zu lassen, ihn aufzu-
fordern, grössere Streitkräfte zum Schutz des Clevischen und der be-
Düchbarten Lande aufzubieten und , ihm allerhand vertrauliche Mit-
tbeiluDgen zu macheu. Die Anträge des Prinzen haben bei dem Kur-
fünten die bereitwilligste Aufnahme gefunden, er entscbloss sich sogar,
persönlich mit demselben wettere Rücksprache zu nehmen, namentlich
den Operations plan für den bevorstehenden neuen Feldzug und ein festes
Zosammenhalten bei den inzwischen in Nimwegen wirklich begonnenen
FiiedensverhaDdlungen zu vereinbaren, und trat zu diesem Zwecke im
Febmar 1677 dto Reise nach dem Clevischen an. Zwar kam es in
oyGooi^lc
122 II- Brandeoburg uod die Niederlande 1676— 1GT9.
Folge des läDgeren Aufeothaltes, welchea er durch «ioen EraDkheitsaDrall
unterwegs in Hamm zu Dehmen gezwungen wurde, und des uDglüclElidieii
Verlaufes des inzwischen schon in den Niederlanden begonnenen Feld-
zuges nicht zu der Zusammeokunft mit dem Prinzen selbst, aber die
VerhaudluDgen, welche er durch v. Spaen und Biaspeil mit dem-
selben fuhren Hess und welche er selbst mit dem wieder zu ihm ge-
schickten V. d. Tocht und zuletzt mit dem ihu in Wesel anfsucheoden
Ratbspensionär Fagel fährte, schienen doch za dem gewünschten Ziel
zu fuhren. Sowohl der Prinz als auch der Rathspensionär haben sich
in allen Fragen, welche er anregte, zustimmend und entgegenkommeDd
geäussert, letzterer hat auf das feierlichste versichert, dass der Stut
sich unter keinen Umständen von seinen Alliierten trennen, sondern bei
der Partei bis zu einem gemeinsamen Friedensschluss ausharren würde,
dass derselbe dem Kurfürsten die Erwerbung von ganz Pommero auf
das herzlichste gönnte und sich eifrig bemühen werde, ihm dazu in
verhelfen, und dass derselbe wünsche, „sich mit ihm dei^estalt festzu-
setzen, dass nichts sie zu trennen capabel sein konnte". Auch die
AUianeverbandlungen sind in Wesel auf Grund eines jetzt von halläa-
discher Seite aufgestellten Projectes fortgesetzt worden, der Kurfürst hat
so sehr befriedigt von diesem Ausgange die Heimreise angetreten.
Aber seine Hoffaungen sind nicht in Erfüllung gegangen. Schon
Anfang Juni meldete Romswinckel aus dem Haag, die Friedenssehn-
gucht sei in allen niederländischen Provinzen so gross, dass, falls nicht
die Bundesgenossen bedeutende Erfolge erlangten, eia baldiger Friedens-
schlass so gut wie gewiss sei, und Eude Juni erhielt der Kurfürst vou
seinen Gesandten in Nimwegen die Nachricht, dass holländischeiseits
dort der Eatwurf eines Separatfriedens mit Frankreich übergeben worden
sei. Er bt dadurch in grosse Erregung gerathen und hat dem ihm nach
Berlin gefolgten v. d. Tocht zuerst durch seine Geheimen Räthe und
dann auch selbst die heftigsten Vorstellungen deswegen gemacht. Die
niederländische Regierung hat ihn zu beruhigen gesucht, jene Nachrichten
aus Nimw^eu als auf einem Missverständniss beruhend hingestellt und
aufs neue versichert, dass sie nicht daran denke, einen Separatfrieden
zu schliessen, und der Kurfürst hat sich auch wirklich dadurch zunächst
beschwichtigen lassen. Aber die weiteren Berichte seiner Gesandten im
Haag und in Nimwegen lehrten ihn, dass nicht nur bei der grossen
Mehrzahl des Volkes dort das Verlangen nach Frieden immer stärker
wurde und immer ungestümer sich äusserte, sondern dass auch der
oyGooi^lc
Eialeilung. 123
PriDz von Oranien und Fagel die HofFDODg verloreD, dieser Bewegung
gegeouber Stand halten zu könneD. Ersterer hat schon im Oktober 1677
Blaspeil und Romswinckel g«^enäber geäussert, dass er zwar zu
einem schimpflichen Frieden nie rathen werde, daas aber ein erträglicher
nicht ausgeschlagen werden dürfe. Wie der Karförst über die Reise,
welche der Prinz ganz unvermuthet zu Ende des Jahres nach England
unternahm, und über seine dortige Vermählung mit der Prinzessin Marie,
der Tochter des Herzogs von York, gedacht hat, darüber besitzen wir keine
Kunde. Wenn er gehofft hat, dass dadurch England auf die Seite der
G^ner Frankreichs werde herübergezogen werden, so ist er bald genug
darüber enttäuscht worden. Schon Ende Januar 1678 kam die Nach-
richt von dem auf Grund der mit dem Prinzen in England getroffenen
Verabredungen zwischen England und Holland abgeschlossenen Bündniss,
welches die Herstellung des Friedens Hollands und Spaniens mit Frank-
reich ohne Rücksicht auf die anderen Verbündeten bezweckte. Er ist
darüber in heftigen Zorn gerathen, nicht nur durch den Inhalt des Ver-
trages, auch durch die Art, wie derselbe hinter seinem und der anderen
Alliierten Rücken geschlossen war, fühlte er sich schwer verletzt und er
hat seiner Entrüstung den offensten Ausdruck gegeben. Romswinckel er-
hielt den Befehl, bei dem Prinzen, dem Rathspensionär und anderen Regenten
über dieses, von ihm als undankbar und vertragsbrüchig bezeichnete Ver-
fahren lebhafte Beschwerde zu führen und zu verlangen, dass jener Ver-
trag cassiert und keine weiteren Verhandlungen wegen des Friedens ohne
seineZuziehung geführt würden, dass Holland seinen Verpflichtungen durch
Zahlung der schuldigen Subsidien und Sendung einer Flotte in die Ost-
see nachkomme und dass es keinen Frieden eingehe, durch den er nicht
von der schwedischen Nachbarschaft vollständig befreit und ihm auch
von Frankreich Schadenersatz verschafft werde. Der Prinz und Fagel
haben sich über diese Eröffnungen sehr empfindlich gezeigt, ersterer ver-
Bolasste Blaspeil wieder zum Kurfürsten zu reisen und Hess durch ihn
einerseits diesen und die anderen nordischen Alliierten auffordern, um
den drohenden Separatfrieden Hollands zu verhüten, bedeutende Streit-
kräfte für den nächsten Feldzug gegen Frankreich herzugeben, anderer-
seits den Vertr:^ mit England als das einzige Mittel, durch welches bei
der Wehrlosigkeit der spanischen Niederlande und der Erschöpfung
BoUands die vollständige Eroberung der ersteren durch die Franzosen
und ein übereilter Friedensschluss seitens des letzteren hätte verhindert
Verden können, zu rechtfertigen, die Forderungen des Kurfürsten als
ovGoQi^lc-
124 II. Brandenburfr und die Niederlande I676-I679.
ganz unmögliche zurückweisen und über die schroffe, für ihn beleidigeDde
Form, in welche dieselben and die Vorwürfe des Knrfiiraten gekleidet
gewesen seieD, Beschwerde zu erheben. Er hat sogar bei dieser Ge-
legenheit den Versuch gemacht, den Oberpräsidenten v. Schwerin, den
er sehr verkehrter Weise für den hauptsächlichsten Gegoer der Alliani
des Kurfürsten mit Holland hielt und von dem er eben damals erfahren
hatte, dass er mit demselben in Zerwürfnisse gerathett sei, zu vei-
dächtigen und den Sturz desselben zu bewerkstelligen. Dieser Versuch
ist ganzlich missglückt und auch sonst haben die EröCTunDgen des Prinzen
auf den Kurfürsten wenig Eindruck gemacht, er hat die Zumuthung des-
selben, mit Schweden Frieden oder Waffenstillstand zu schlieasen, nm
alle seine Macht gegen Frankreich wenden zu können, zurnckgewiesea
und daran festgehalten, dass nur ein solcher Frieden, durch welchen
Schweden vollständig vom Reichsboden entfernt werde, ihm Ruhe und
Sicherheit vei-schaffen könne. Die Resolution, in welcher er dem Prinzen
diesen Bescheid zukommen liess, ist in der höflichsten Form abge-
fasst und auch die weitere Correspondenz beider trägt ein durchsos
freundschaftliches Gepräge, in Wirklichkeit aber ist damals ohne Zweifel
das Zutrauen des Kurfürsten auch zu der Aufrichtigkeit und Zuverlässig-
keit des Prinzen schwer erschüttert worden. Von dem weiteren Verlanf
der Dinge, der übereilten und rücksichtslosen Art, auf welche die jetzt
in den Niederlanden massgebende Partei den Separatfrieden mit Frank-
reich zu Stande gebracht und den Kurfürsten sowie die anderen Bandes-
genosaen preisgegeben hat, geben die hier mitgetheilten Aktenstücke, be-
sonders die Berichte Romswinckel's über die im Haag zwischen den
Deputierten der Generatstaaten und den Gesandten der Alliierten ab-
gehaltenen Conferenzen ein anschauliches Bild, nicht minder von der Er-
bitterung, welche dieses Verfahren Hollands bei dem Kurfürsten und
dessen Umgebung hervorgerufen hat.
Zur Entschuldigung der Holländer ist angeführt worden '), dass der
Kurfürst in diesen Jahren seine Waffen nur gegen Schweden gewendet,
trotz aller Bitten des Prinzen von Oranien am Kampfe gegen Frank-
reich nicht theilgenommen habe. Diese Behauptung ist nicht richtig.
Schon oben') ist darauf hingewiesen worden, dass der Kurfürst 1676
und 1677 eine kleine, 1678 eine grössere Zahl Truppen auf dem west-
') S. Peter i
>) S. S. 8 ff.
oyGooi^lc
Eiuleitutig. 125
liehen Kriegsschauplätze verwendet hat, die in diesem und in spateren
Abschaitteu mitgetheilten Aktenstücke zeigen, dass er im Frühjahr 1678
sich eifrig bemüht hat, sacb die anderen Bundesgenossen za grösseren
ÄDStreDgnngea gegen Frankreich zu bew^en, uud dass er selbst bereit
gewesen ist, falls Holland standhaft bei der Allianz ausharren würde,
noch mehr Truppen nach dem Rhein zu schicken. Im Juni hat er,
allerdings nur ganz vorübergehend, daran gedacht, selbst mit dem grössten
Theil seines Heeres nach dem Rhein zu ziehen und den Krieg gegen
Schweden nur defensiv fortzuführen, im Juli aber, als sich eine neue Aus-
steht auf das Nichtzustandekommen des Friedens eröffnete, hat er wirk-
lich sämmtlichen in Preussen stehenden Regimentern Befehl ertheilt, dort-
hin zu marschieren, und erst nachdem jene Aussicht wieder geschwunden,
der Frieden seitens Hollands doch abgeschlossen war, hat er denselben
widerrufen und auch diese Truppen nach Pommern kommen lassen.
Zu derselben Zeit, als die erwähnten scharfen Auseinandersetzungen
zwischen dem Kurfürsten und den Häuptern der niederländischen Re-
publik erfolgten, sind die seit so langer Zeit geführten Bündniss Verhand-
lungen zum Äbschluss gekommen, am 8. März 1678 ist zu Berlin von
V. d. Tocht und den Bevollmächtigten des Kurfürsten eine Defensiv-
allianz auf zehn Jahre nach Beendigung des gegenwärtigen Krieges
unterzeichnet worden. Weshalb dieses nicht schon früher und gerade
damals geschehen ist, darüber gewähren die auf diese Verhandlungen
bezüglichen, nur sehr lückenhaft erhaltenen Akten keinen Aufschluss.
Die Ratifikation dieses Vertrages sollte innerhalb zwei Monaten erfolgen,
ist aber erst viel später geschehen. Das ist jedenfalls durch die Ent-
fremdoDg verursacht worden, welche in F'olge des weiteren Verhaltens
der Holländer bei den Friedensverhandlungen zwischen beiden Tbeilen
eintrat, der Kurfürst wird sich wenig Vortheil von einer neuen Allianz
mit einem Staate versprochen haben, welcher die frühere, seiner An-
schauung nach, in so schmählicher Weise verletzt hatte. Holland ischer-
seits aber muas man doch Werth auf das Zustandekommen derselben
gelegt haben. Die Generalstaaten haben') im October 1678 den Kur-
fürsten an die Ratifikation gemahnt. Dieser hat zunächst den Rath des
Oberpräsidenten v. Schwerin eingeholt und, nachdem dieser sich dahin
geäassert hatte, dass trotz alles dessen, was vorgefallen sei, die Erhaltung
■) S. Pufendorf I. XVI, §100 (S. 1211 f.}. Das GuUchten Scbwerin's und
die «eiteren AJiten darüber Bind jetzt im Berliner Stttatsarcbiv nicht aufiufindea ge-
ovGoQi^lc
126 II. Brandenburg und die Niederlande 1676—1679.
der FreuDdschaft mit der niederländischen Republik doch sehr wQnschens-
werth nnd daes, falh die Ratifikation verweigert würde, eine uDgünstige
Einwirkung davoD auf die Verhandlungen mit Schweden za befürchtea
sei, hat er die Ratifikation ausgestellt und dem damals in Minden be-
findlichen Geheimen Rath Meinders aufgetragen, die Auswechslung vor-
zunehmen. Das ist aber damals doch noch nicht geschehen, erst auf
eine erneute Aufforderung von holländischer Seite sind Ende Januar 1679
im Haag die beiderseitigen Ratifikationen ausgetauscht worden.
oyGooi^lc
0. V. Schwerin') und W. W. Blaspeil an den Kurfürsten.
D. Cleve 2./12. November 1675.
[ZnsBuimeiikunft mit Fagel in SchenkeDSchani. Vorschl&ga wegeD der Strom-
rs^lieruDg. Weitere BeBprechangan mit Fsgel in CleTs.]
Fagel ist gestern acht Tage [4. November] mit Romswinckel bei Ij. Nov.
Schenkenachaoz angelaogt, um die Gelegenheit der Rivieren dort zu besichtigen.
Sie beide sind sofort zu ihm gefahren, denselben Tag hei Ihm geblieben
und haben ihm ihre Heinnog, wie man den Unterrhein and Isselstrom am
besten unterhalten nnd verhüten könnte, dasa der Rhein oberhalb Schenken-
schani vollends in die Waal hineinliefe, mitgetheilt. Fagel hat sich nach ge~
nommenem Augenschein am Freitag [8. November] hierher zur Conferenz
begeben, erklärte aber, zu einer andern Handlung nicht instruiert zn sein
und nur seine particalare Meinung inssem zu kennen, sie haben die gleiche
ProtestatioD gemacht nnd es ist darauf verabredet worden, nur Vorschlfige zu
machen nnd den Prinzipalen zu referieren. Wegen der bei dem jnngatea
') Der Oberpräsident 0. v. Schwerin war im Septemb«r 1674 mit dem Knr-
prinien Friedrich und dem Prinzen Ludwig nach Cleve geschickt worden, um
ersterea eine Cur bei dem beräbmten bolländiscben Arzte Feig vomebmen zu lasaen,
und hat sich mit denaalben dort bis zum Sommer 1676 aufgebalten. la seiner In-
strucÜQD (d. Cüln an der Spree 31. Juli/[IO. August] 1674, bei v. Orlicb III,
S. 362 II.) war ihm unter anderem auch aufgetragen worden, zusammen mit Blaspeil
und Romtwinckel dahin zu wirken, daas von spanischer und boll&ndischer Seite
den in dem Bündniss vertrage vom 21. Juni/1. Juli 1674 übernommenen Verpflich-
tung nachgekommen, namentlich die Subsidien richtig bezahlt, ferner dass die
Softjseracbe Scbuldsacbe endgültig erledigt würde. In der Subsidienangelegenheit
in er fortgesellt thitig gewesen, die Erledigung der Hofejserscben Scbuldsacbe hatte
er HtioD bei Gelegenheit eines Besuches, den er mit den Prinzen Ende Februar 1675
dem Prinzen von Orauien in Arnheim machte, in einer Conferenz mit dem Raths-
peniioD&r Fagel zur Sprache gebracht, letzterer hatte dabei den Wunsch ausgesprochen,
das9 ebenso wie dieser auch die anderen Streitpunkte, wegen der Geldriscben Com-
pronitssacbe und wegen Schenkenschanz, erledigt werden möcblen, doch war die Er-
örterung dieser Fragen aufsp&ter ausgesetzt worden (Relation Scbwerin's d. Cleve
26./16. Februar 1675).
oyGooi^lc
128 H. Brandenburg und die Niederlande 1G76— 1GT9.
Tracttit in Berlin vorbehaltenen ■) DefensiTallianz haben sie gemeint, dieselhf
müsste auf solchen Fuss gerichtet and auf so viele Jahre eiteodiert verdeo,
wie die zwischen dem Kaiser, Spanien und dem Staat abgeschlossene') (anf
25 Jahre von 1G72 an), and es sollte ein Projekt einer solchen Allianz gemacht
werden. Dann haben sie von dem Gelderschen Compromiss gesprochen, er er-
bot sich, zur Hinlegung dieser Streitigkeiten f ein Aeusserstes zu tbun. Betreffend
Schenkenschanz erklärte er, der Staat dfichte nicht mehr an die Clevischen Be-
satzungen, die er fiüber gehabt, aber diesen Ort, der dem Kf. keinen Vortheil.
nur Kosten verursachte, wüusrble er gerne wiederzuerhalten, um dadurch den
Unterrbein und die Issel zu maintenieren, und schlug vor, dem Kf. möchte die
SuperioritSt und die Einkünfte daselbst verbleiben, der Staat aber sein prae-
aidium darin haben und alle zur Erhaltung des Orts nBthigen Werke selbst
machen. Auch sie halten dieses für sehr zuträglich. In betreff der lioefTeyser-
schen Schuldsache war er mit ihrem Vorschlage, dass alle praetensiones g^n
einander aufgehoben würden, einverstanden und schlug vor, dasa auch die Streit-
frage wegen des Genneper Licents') gleich jetzt mit abgethan werde. Darauf
kamen aie auf das, was bei dem jüngsten Berlinischen Tractat, um Zeit zn ge-
winnen, vorbehalten worden, zunfichst auf die Frage, ob der Staat zu Unter-
haltuDg der Clevischen Garnisonen, die ihm als Vormauer dienten, beitragen
sollte; sie schlugen vor, der Staat sollte die Hälfte der Kosten übernehcien.
und sind damit so weit gekommen, dass F. sie aufforderte, davon etwas zn pro-
jectieren und ihm zu commnnicieren, damit er es dem Staat vortragen könnte.
Dazu müssen sie wissen, was für Garnisonen und wie starke Kf. dort ordinari«
zu halten gedenkt und ob er gestatten würde, dass in solchem Falle die Miliz
zugleich in des Staats - Pflichten stehe. Dann haben sie F. die richtige Be-
zahlung der Subsidien auf das nachdrücklichste lecommendieit, er versprach.
sein bestes dabei zu tbun, wies aber auf die grossen Kosten hin, die Holland
zu tr^en hätte, so dass man nicht sehe, wie diese Provinz anf solche Art llnger
besteben und den Krieg fortsetzen könnte; er rietb, Kf. möchte nach Spanien
schicken und dort auf Zahlung drängen. Er rieth auch vertraulich, Kf. möchte,
falls er die Fortsetzung des Krieges wünschte, jetzt, bevor diese in Holland be-
schlossen wäre, nicht so starke Anmahnung wegen der Subsidien thun lassen.
Endlich haben sie ihn ersucht, den Staat zu disponieren, bei den bevorsteb enden
Friedensverhandlungen des Kf. Interesse zu befördern und demseLben zn seiner
Satisfaction zu verhelfen. Er versprach es, meinte aber, Kf. möchte nur tracbten,
bald Meister von Pommern zu werden, damit man sich auf die Regul: uti possi-
dctts gründen könne. F. hat versprochen, bei dem Staat dabin zu wirken, diss
derselbe zu den Verhandlungen über diese Dinge Deputierte bestelle, sie er
suchen Kf., ancb seine Deputierten dazu zu instruieren.
") S. Urk. u. Act. Hl, S. «2, 483.
^ Die Allianz vom vKI. August IC73 (Dumont, Corps diplomatique VII, IS. 272).
') S. unten das Schreiben v. Somnitz's und Blaspeü's an die Geheimen
Eütbe ia Berlin vom 17./27. April 1677.
oyGooi^lc
Verb &ndlun gen mit F»gel wsgeo alner AllUnz u. Beilegung der
Der Kurfürst an Schwerin und Blaspeil. D. Berlin
4./[14.] Januar 1676. (Conc. v. Somnitz.)
[Auf die Relation vom 2. November. Bescheid auf die Vorscblige wegen einer
DefeneiTallianz. Beilegang der Streitiglfeiten. Deberlusung von Schenkenscbani.
Beitrag Hollanda zur Unterhaltung der Besatzungen in Wesel und Ruhrort.]
1) VegBD der Corrertion des ßheins wird zunächst eine neue Besicht^gang, U. Jai
wenn die Wasser gefallen sind, anzastellea sein.
2) Ef. ist einverstaaden, dass die von ihm (!;enün9cbte petpetaelle Allianz
mit dem Staat auf eine ebensolche Zeit, wie zwischen dem Kaiser, Spanien und
dem Staat beliebt worden, gerichtet werde, sie sollen ihm eine Copie dieses
Tractats zuschicken.
3) Zur gfltlicben Hinlegong der Qelderschen Compromisssache ist Kl. bereit,
er kann vor der Hand von den Vorschlägen der arbitri nicht abweichen, sollte
er aber die Billigkeit von jener Seite verspüren, würde er sich aach derselben
gemäss erklären.
4) Uit dem Vorschlage wegen Schenkenschanz ist et einverstanden, doch wäre
dabei zu bedingen, dass der Staat promitlierte, von dort aas dos Kf. Lande vor
fremder Gewalt zn schützen, nichts Prfijadicierliches daraus für ihn und seine
Untertbanen zu verhängen und dass auf diese Punkte der staatische Commandant
mit in seine Eidespflicht genommen werde.
ö) Kf. ist auch einverstanden, dass die Hoefeyserscbe Schuld mortificiert
uud deswegen alle Ansprache aufgehoben werde, erwartet aber, dass der Staat
wegen des Zolls zu Gennep nichts mehr wider ihn regen werde. Die alten
und neuen restierenden Snbsidien behält Kf. sich vor.
€) Wesel und Ruhrort müssen besetzt werden, dazu werden 3500 Mann
i. Fass und 500 z. Ross erforderlich sein. Kf. erwartet, dass der Staat zwei
Drittel davon auf sich nehmen wird, und will gestatten, dass in diesem Fall
seine Commandanten auch mit in des Staats Pflichten stehen.
7) Sie haben Fagel für seine bezeugte AfFection und WiUKbiigkeit zu
danken, aber wegen der Snbsidien weiter gehörige Erinnerungen zu thun.
8) Kf. wird sie mit Vollmacht') versehen, sie können inzwischen mit
Fagel weiter daraus commnnicieren.
') Die Vollmacht für Schwerin, Blaspeil iind Ramawiackel zu Verband-
loDgea mit Holland ist Cöln 5./15. Januar 1676 ausgeslelU.
Httat. i,GrKh. d-G. KurfOnCsn. XVIU.
oyGooi^lc
13() H. Brandenburg und die Niederlande 16f6-lG79.
Der Kurförst an Blaspeil. D. Cöln 11./21. Januar 1676.
[Unmöglichkeit, Truppen zu der bebufs Deckung der Diederrheinischen Lande nuf-
zusteUenden Armee faerzugebea.]
I. Er wünscht, daas daa Desseia auf Lütticli') anageführt, die Franzosen in
Mastricht innegehalten imd seine Cleviscben Lande gedeckt') werden, BL soll
daher deafalls bei K.Coln, Pfalz-Nenbnrg, dem Marquis de Grana nnd
dem Duc de Villa Hermosa fernere lustaaz thun, Kt. kann aber nicht von
seinen Truppen dazu geben, dean weil ihm der Kaiser sehr schlechte und kleine
und von den kaiserlichen Völkern schon vorhin ausgezehrte Quartiere für seine
Armee angewiesen hat, woraus er dieselbe nicht auf die Ualbscheid recruitieren
kann, so rauss er nothwendig die Trappen, weiche er in der vorigen Campagne
im Bremischen gebraucht, hieher zu seiner Hauptarmee kommen lassen, um die
hiesigen Operationen, welches für ihn das Hauptwerk ist, fortsutzcn zu können.*)
M. Roraswinckel an den Kurfürsten. D. Hage
22. Januar/ 1. Februar 1676.
[Verhandlungen der Alliierten über die Beschaffung der Flotte in der Ostsee. Forde-
rungen Hollands wegeu der dazu tod den anderen Alliierten zu zahlenden Geld-
beiträge.]
l. Febr. Vorgestern ist eine lange Conferenz der staatischen Deputierten mit den
Ministern der Alliierten über die Equipierung einer Flotte in die Ostsee gehalten
') Blaapeil hatte schon am 22. October 1675 und später wiederholt von einem
von dem Pfalzgrafen von Neuburg vorgeschlagenen Plane, Lattich und die dortige
Citadelle den Franzosen zu entreissen, berichtet.
'] Blaspeil hatte 18. December 1675 berichtet, auf einer Zusammenkunft zu
CöId sei verabredet worden, zur Deckuog der cülniscbeD, cleviscben und jülicbschen
I^nde sollte ein besonderes Corps von 8—10 000 Uann unter dem Commando des
Uarquis de Grana gebildet werdeu, wozu der Kaiser 500 z. Pf. und 1500 t. F.,
K.Cöln 1000 z. F., Pfalz-Neuburg 1000 z. Pf. und 2000 z. F. zu stellen h<en, man
wünsche, dass auch Ef. einige von seinen in den westßlischen Landen stehenden
Truppen dazu hergebe.
1 Kf. ertheilt (d. Cöln 2./I2. Januar 1676) dem Geueral- Lieutenant v. Spaen
die Ordre, aus den cleviscben und märkischen Laodeu 13 Campagnieen von seinem Re-
giment z. F., wovon 3 Bataillone in der Gesammtätärke von 2016 Mann zu formieren
seien, und sein Regiment z. Pf. (600 Mann) gegen künftigen Frühling ins Feld zu
führeu. Eine ebenioieha Ordre ergeht an General -Major v. EHer wegen der
mindensehen und ravensbergischen Truppen, von dort sollen 3 Batullone (1144 Haan)
z. F. und das EUersche Eegiment z. Pf. (600 Mann) ins Feld ziehen.
oyGooi^lc
Ber&thuDgen über die Auarügtang der Flotte. 13l
worden. Nachdem anfangs die Deputierten des Staats und der spanische Ge-
sandte verlangt, DSnemark sollte dem Vertilge gemäss 40 KriegsscbifFe in
See bringen gegen Zahlung von 600000 Rthlr. seitens Spaniens und des Staats,
der dSniscbe Gesandte aber erklirt hatte, sein E5nig kQune anmöglich so viele
equipieren, der Staat sollte die Hfilfte stellen, haben jene sich erboten, wenn
der K&nig 2b equipieren wollte, ihrerseits 15 in See zu bringen, dann müsste
aber von den GOO 000 Rthlr. der KBnig V„ der Staat >/a erhalten resp. zurück-
behalten. Da 15 Kriegsschiffe aber 300000 Guiden mehr als jene '/» kosten
worden, müsste mau diese dem Staat wiederv erschaffen. Deswegen wurden
allerhand VorschlSge gemacht, die Staatischen bestanden darauf, die anderen
Alliierten müssten diese Summe auf sich nehmen, der Kaiser gegen 45000,
DSnemark gegen 60000, Kf. gegen 60000'), Lüneburg (Osnabrück aus-
geschlossen) 40000 Rthlr. dazu beitragen. Er hätte, da er wohl weiss, wie sehr
Kf. der Subsidien benötbigt, wohl Ursache gehabt, zu contradicieren, da die
anderen e$ aber nicht getban, sondern die Sache zu facilitieren sich bemühen,
weil sonst zu fürchten ist, dass die Equipage ganz zurückbleiben könnte, und
er weiss, wie hoch dem Kf. an der Ausrüstung und Schickung einer solchen
Flotte in die Ostsee gelegen ist, so hat er das Frojectierte ad referendum an-
genommen, bittet um möglichst baldigen Bescheid').
Der Km-fQrst an Romswinckel. D. Cöln 25. Januar/4. Fe-
bruar 1676.
[Beschickung der Bremer Zusammenkunft durcb Holland. Bitte, dort seine Forde-
rungen unterstützen zu lassen.j
Er hat gehört, dass der Staat eine Äbschickung nach Bremen gethan'), 4. Febr.
nm den dortigen Conferenzen der Minister der Alliierten beizuwohnen und unter
denselben gutes Vernehmen zu erhalten. Der Krieg im Bremischen ist seinet-
halben principaliter geführt worden, seine Truppen haben in voriger Gampagno
an demselben Theil genommen und zu dem bisherigen guten Success gar viel
>] Nach der genauen, von Romsw. 29. Jauuar/8. Februar 1676 eingesandten
RepartitioD bat Kf. 35 121 Th. 47 St. 7 Pf. beizutragen.
") Vgl. SylYius, Historien onses tjda (Fortsetzung tob Aitzems) 111,
S. 315. Kf. antwortet an R. (d. Cöln a. d. Spree 29. Januar/[8. Februar] 1676),
obwobl er zu einer solchen Equipierung keineairegs verpflichtet sei, wolle er doch
geschehen lassen, dass sein Beitrag zu dea 300 000 Gulden von den ibm von Spanien
und Holland schuldigen Subsidien abgezogen werde, er erwarte aber, daaa nicbtg-
destoweuiger ihm die ßUigen monatlichen Subsidien richtig bezahlt würden, da er
dieselben letzt mehr als je zur Recrutierung und Unterhaltung seiner Armes bedürfe.
■) S. über die Sendung t. d. Tocht's nach Bremen Grk. u. Act. III, S. 451
und 463 und unten Abschn. V.
oyGooi^lc
13^ I[. Brandenburg: und die Miederlande 167G— 1619.
coatribaiert, er Uat daher scbon vorlängst darauf bestanden, dass, wenn er ancb
an Land nod Leuten im Bremischen nichts prae tendierte, er dennoch zur Uit-
beaetzang der occupierten Oerter, zur Theilung der dort gemachten Beute nnd
zur Hit^eniessang der Winterquartiere zugelassen und dort w^en der knnfligen
Kriegs Operationen und wie er zu seiner Satisfaction, in specie zu Vorpommem
gelangen könnte, Abrede und Schluss genommen werde. Bisher aber ist nichts
davon erfolgt, sondern man bat seinen Minister mit nichtigen ÄusSüchlen aaf-
gehalten. B. soll dieses vorstellen und ersuchen, der staaliache Abgesandte
möchte instruiert werden, seine Befugnis bei den Alliierten zu appuyieren und
es dahin zn bringen, dass wegen obiger Punkte ein Vergleich getroffen werde.
W. W. Blaapeil und M, Romswiiickel an den Kurfili-steti.
D. k' Grafenhage l./U. Februar 1676.
[Vorschläge des Prinzen von Oranien wegen Beilegung der Streitigkeiten über die
ostfriesiscben Quartiere und vregen der Eroberungen in Bremen und Verden.]
f. Der Prinz von Oranien hat sie gestern ersucht, dem Ef. die gütliche
Hinlegung der w^eu der ostfriesischen Quartiere zwischen Dänemark und
dem Hause Brannschweig za fürchtenden Miss Verständnisse zu recommendieren.
Ferner lässt der Prinz dem Kf. anempfehlen, zu einer gütlichen VerstSndigang
wegen der Conquesten in Bremen mitzuwirken. Zu diesem Zwecke ist vor-
geschlagen'), Carlsburg und Stade sollten, nachdem letzteres eingenommen sei,
demoliert, mit der Erbauung neuer Festungen eingehalten, die Hauptpartage der
Bremischen und VerdJsclien Conquesten so lange bis die Schweden ganz daraus
vertrieben, ausgesetzt und nach Nimwegen verwiesen werden, die provisionale
Disposition über das Herzogthuin Bremen ad Interim dem Herzoge von Celle,
über Verden dem Bischof von Munster überlassen werden unter der Be-
dingung, dass keine Neuerungen darin vorgenommen und den dänischen Truppen
sowie denen des Kf., welche diese Herzogthümer acquirieren helfen, ein
Aniheil an den Stücken und Munition, sowie an den Intraden nnd Kontributionen
gelassen werde. Kf. möchte deshalb bei Dänemark arbeiten lassen, hier würde
man sich bei dem Hause Braunscbweig bemühen, wenn diese nebst Kf. einig
wären, so würde sich das übrige mit Münster wohl schicken.
1} S. Putendort I. KIV, | 26 "(S. 1060).
oyGooi^lc
ZusammeDkunft in Bramen. Slreitigkeitea unter den Alliierten. 133
"W. W. Blaspeil an den KurfÖreten. D. s' Gravenhage
l./U. Februar 1676.
[Verlangen des Prinzen von Oranien , dasa Kf. eioige seiner Truppen zum Eampf
gegen Frankreich hergeben solle.]
Auf <irand des Rescripts des Kf. vom ]1./31. Januar bat er, so oft von 11. Febr.
der UeberlassuDg oder Detachierung von Truppen desselben die Rede war, er-
klärt, dass Kf. nicht das geringste von seinen Truppen in Pommern entbehren
könnte. Vorgestern aber warf ihm der Prinz von Oranien vor, waram er ihm
solches hStte weiss machen wollen, da doch v. Spaeo und v. Ledebnr erklärt
hitten'), Kf. wollte 1200 Pferde und 3500 Mann zu Fubs zur Belagerung von
Stade zQgeben. Er hat sich durch YetzE^eruDg der Ordre des Kf. gerecht-
fertigt, der Priaz aber hat ihn beauftragt, dem Kf. vorzustellen, wie viel gute*
für das gemeine Wesen und auch für Kf. selbst geschehen könnte, wenn der-
selbe wie die Lüncburgischen. Fürsten auch hier etwas gegen Frankreich thSte,
bat auch selbst an Kf. deswegen geschrieben. Er stellt anheim, ob Kf. dem
Prinzen alsbald eine Resolution darauf zukommen lassen oder warten wolle, bis
Gen. Lieutenant v. Spaen, der vermuthlich seine eigentliche Intention wissen
wird, mit demselben gesprochen hat.
Der Kurföret an Blaspeil. D. Cöln 7./17. Februar 1676.
(Conc. V. Somnitz.)
[Auf die Relation vom l./U. Februar. Die Regimenter sollen am Kbain bleiben.]
— Nun werdet Ihr auH unserem bei heutiger Post an Euch ab- IT. Febr.
gehenden Rescripto') ersehen, wasmaaseu wir die beide Regimenter zu
*) S. unten Abecho. V.
') In demselben zeigt er ihnen an, er habe sich gegen den Kaiser erboten, das
Spun'acbe und Etler'ache Regiment t. Pf. ifB.brend der künftigen Campagne nach
dem Khein zur Deckung desselben zu commandieren, damit der Kaiser und der
Staat Bäben, daas er, obwohl er in Pommern noch beide Binde voll habe, dennoch
du Werk am Rhein und gegen Frankreich nicht abandonoieren «olle. Sie aollen
dieses bebörigen Ortes kund thun und versichern, dass er, wenn er in dieser Cam-
pagne Stettin und Anclam «regbekommen sollte, mit seiner meisten Uacbt wider
Fiankreicb und am Rhein agieren wollte, falls man ihm nur durch richtige Zahlung
der Subiidien Mittel gebe, seine Armee zu conservieren. Vgl. die Relation des
kaiserlichen Gesandten Grafen Sternberg vom U. Februar 1676 (Urk. u. Act.
XIV, 2, S. 857).
oyGooi^lc
134 II' Brandenburg und die Niederlande 1676—1679.
Prerde, das Spaensche und Ellersche, am Rheiu^ verbleiben und ^tren
lassen -wollen, welches wir dann fürDemblich auf Ihrer Ld. Ansuclien
und derselben zu gefallen also resolviret. Waa sonst diejenige Trouppen,
welche wir, wie Ihrer Ld. berichtet worden, im Bremisohen schicken
wollen, belanget, davon wird nnser p. Freiherr von Spaen Ihrer U.
bei seiner Ankunft nmbständlichen Bericht ei-statten und verfaoffentlicli
derselben gnte Satisfaction geben.') —
Der Kurfürst an Blaspeil und Romswinckel. D. Cöln
8./18. Februar 1676.
[Auf die Relation vom l./ll. Febr. Vernerfung der VorschlSge wegen eines »er-
läufigen Abkommens über Bremen und Verden. Eigene VorBchllge.]
18. Febr. Die Sache wegen der ostfrieaisehen Quartiere ist am kaiserlicben Hofe
zu tractieren. Rf. will sich auch hemühen, dass dieselbe ohne Weiterung t>ei-
gelegt werde, zweifelt nicht, die Staaten werden dabei auch darauf gehörige Re-
flexion machen, wie sehr man Dänemarks bei Fortsetzung des Krieges be-
nothigt sei, und in dieser Qaartiertrage ') sich auch des Kf., dem die aller-
schleohtesten Quartiere zuteil geworden, annelimen. An dem Bremischen
Wesen ist Kf. aufs höchste interessiert, er muss bei diesem Kriege mit Schweden
als pars principslis laesa, welche von Schweden attaquiert nnd unsäglichen
Schaden erlittea, die anderen Alliierten aber, denen nicht der geringste Schaden
von Schweden zugefügt worden, als »miliares consideriert werden, nnd er behSlt
sich ausdrücklich, falls er in Pommern seine Satisfaction nicht erhalten sollte,
einen Antheil an den Bremischen Conqaestcn vor. Audi er hält^ für das beste,
dass Carlsbui^ und Stade demoliert und keine neue Festungen dort gebaut
werden, dass aber die Hauptpartage bis zar Nimwegisclien Zusammenkunft aus-
gesetzt werde, findet er garnicht rathsara, denn dort würden gewiss durch die
franzSsischen und schwedischen Minister allerhand Traversen darin gemacht und
dadurch auch der intendierte Zweck der Einigkeit und guten Vertrauens nicitt
erreicht werden, auch hält er die vorgeschlagene Provisionaldisposition nicht für
practicabel, zumal Dänemark dabei ganz ausgeschlossen ist. Seines Erachtens
sollten alle AUiierte Deputierte zusammenschicken und die Partage vornehmen
I) Kf. beauftragt v. S|>aen (d. CÖln 7./17. Februar 1676), dem Primen «n
ranien im Vertrauen mitzulheilen, sein Vorgeben, er wolle einige seiner Truppeu
1 Bremischen agieren lassen, sei nur eine feinte, um desto eher seine dorligen
raelensionen zum Effect zu bringen.
') S. darüber Urk. u. Act. XfV, 2, S. 851 ff. und unten Abscbn. IV.
>) S. Pufendorf 1. XIV, § 26 (S. 1060).
oyGooi^lc
Die Slreitigkoiton über das Bremische. 135
lassen, wenn diese glücklich geschehen, würde alle Differenz aufgehoben
Dod würde ein jeder auf die Consetvation dessen, was ihm zugefallen, bedacht
st'in müssen, doch mflsste dabei sowohl ihm sein Antheil an den eroberten
Stücken und Munition gegeben und angewiesen worden, was ihm, falls er in
Pommern seine Salisfaction nicht erhalten, im Bremischen zn Theil werden
sollte, als anch dürfte Dfinemark nicht ausgeschlossen werden. Dasselbe be-
anspruchte nicht in specie Carlsburg und Stade, aber an der Weser foviel,
um eine Communicationsllnie zwischen dein Oldenbnrgischen and seinen anderen
Landen zu erhalten. Wenn der Herzog von Hannover mit zur Partei treten
sollte, SD dürfte er bei dieser Handlung auch nicht vorbeigegangen werden.
W. W. Blaspeil und M. Romswinckcl an den Kurfiiraten.
D. s' Grafenliage I5./2r). Februar 1676.
[Beilegung der bremiächen Streifigkeilen. Argwohn der Holländer gegen Dineuiart.]
Sie werden dem Staat begreiflich zu machen suchen, dass derselbe in der 25. Febr.
bremischen Angelegenheit mit dem Kf. einerlei Interesse hat, nämlich sich zu
bemShen, dass dio dabei Betbeiligfen vergliclien werden und wenigstens die
Kvangeliscben zusammen halten.
Sonaten verspüren wir je länger je mehr, dass man ') die Macht der
Krön Denaemarck hieselbst apprehendiret und in Sorgen stehet, dass,
wann dieser König sich von den beiden Rivieren, die Elbe und Weser,
Meister machen sollte, 1. Maj. dadurch nicht allein die Commcrcien,
darauf hieselbsten die meiste Reflexion gemacht wird, würden hindern,
(«udern auch alle benachbarte, so oft Sie wollen, sehr incommodiren
köouen, und gleich wie nicht v.a zweifeln, dass von lüneburgischer Seilen
dergleichen apprehensiones unter der Hand fomentiret werden, um da-
durch desto besser zu dem Hremischea zu gelangen, also hat auch dieses
nicht wenig dazu conlribuiret, dass die königliche dfinische Trouppen
sich neulicher Zeit eigenmächtig in Ostfrtesslandt, welches an diese Pro-
vincien angrenzet, also dass man dadurch in das Gröningische und so
weiter füglich kommen kann, einqoartiret haben und alles freundliche
Ansuchen dieses Staats nii-ht attcndircn wollon, daraus dieser Schluss
gemacht wird , dass, da solches schon auitzo, etiam invito Imperatore
geschiehet, was hernächst zu befahren, wann man in einige Missver-
ständnnss gerathen sollte, und I. K. M. in Dlinnemarcken noch ferner
') S. Puteadorf l. XIV, 5 26 (S. lOÜO).
oyGooi^lc
136 n. Brudeabnrg und di« Niederlande 1676—1679.
das Bremische oder einen guten Theil davon bekommen, das Holsteinische
mit dem Oldenbargischen dadnrch cousolidiren and also daraus mit iller
ihrer Macht gleichsarob ungehindert bis in diese Proviucien hiDeioröcken
und dieselbe überfallen könnten. Dieses ist die Ursach, warfimb maa
hieselbst noch zur Zeit, vielleicht auch am Kayserl. Hofe, ungeme sehen
wird, dass die Krone Dennemarck im Bremischen etwas acquirire, in
Meinung, wann sie Wismar behalten und Schonen dabei bekommen sollte,
dass sie, welche am letzten bei der Parthei kommen und die meiate
Subsidien genossen, allein viel mehr als andere H.H. Alliirte zusammen
von der Beute haben würde, und dass man dahingegen an beiden Orten
Münster und das Haus Brannschweig desto mehr hierinnen favoii-
siret. Es wird allenfalls bochnöthig seiu, dass man auf Mittel und Wege
bedacht seie, diesen Leuten ihren täglich zunehmenden Argwohn je
ehender je besser zu benehmen, damit sie wie auch andere, welchen
die dänische Macht vielleicht ebensowohl in den Augen scheinen mag,
nicht bewogen werden mögen, zu E. Kf. D. und anderer Nachtheil ihre
mesures zu verändern und auf das anvorsehenste einen deroselben prae-
judicirlicben Frieden einzugehen'). —
Der Kurfürst an Blaspeil und Romswinckel. D. Oöln
4./14. März 1676.
[Verlangen der Beschleunigung der FloUearüstung. Unbilliges Verfahrea der
AIliiertsD in der bremischen Angelegenheit]
14. Hän. Wir haben gewisse Nachricht, dass man in Schweden alle äosserste
Kräfte anwendet, umb die Flotte zeitig in See zu bringen. Wann nan
nicht allein der gemeinen Sache sondern fümemblich uns aufs höchst«
") Kf. enridert darauf (d. CÖ)n a. d. Spree 21. Februar/[2. Mira] 16T6), der
KÖDig von Dänemark habe sieb so gegen ihn erkl&rt, dass niemand zu eineco
solchen Argwohn Ursache habe. Derselbe habe gleich Anfangs für die Schleifung
von Carlsburg gestimmt und beanspruche nur einen kleinen Landstrich zur Com-
municatioDsliaie. £g acheinB also, dass man Dänemark von Bremen ausicbliessea
und alles Braunscbwsig und Uüaster allein in die Bände spielen «olle, die den
commercio wohl dermaleing ebenso schwer fallen itürden wie van Dänemark, und
twar ohne Grund, gefürchtet werde; sie sollten darüber mit Fagel reden, der ohne
Zweifel das, was raisoonabel ist, befördern werde. (S. Pufendorf I. XIV, f 26
S. 1060).
oyGooi^lc
Die Streitigkeilen uolet den Alliierleo. FJotteDrüstnog. 137
ima gelegen, dass man ihnen darunter zuvorkomme, als habet Ihr
behöriger Orten UDnaohlässig anzatreiben, dasa mit der equippage der
Kriegesschiffe, welche der Staat gebeu muss, so viele immer möglich
geeilet werde, damit selbige sich mit der Königl. dänischen Flotte je
eher je lieber conjungiren nnd in See gehen können, umb der schve-
dischen Flotte das Auslaufen zu verwehren oder zum wenigsten zu ver-
hiadem, dass selbige kein Volk in Teutschland übersetzen könne, zue
welchem Ende Ihr dann anch nöthige iustances bei dem Admiral Tromp
zu thon. —
PS. C6ln an der Spree 5./[15.] März 1896.
Euch ist bekannt, wie die AUiirte und Interesslrte im Bremischen 15. M&re.
.'ich übel gegen uns betragen, und möchte woll darauf ankommen, dass
wir uns mit Ihr. K. May. zu Danemarck daselbst conjungiren und
uQser Interesse würden mainteniren müssen. Auf solchen Fall wurden
wir dor 3 Regimenter, so wir sonst den hohen Allürten zuzusenden
resolviret, seibat bedürfen. Wann Ihr derhalben dasjenige, so wir Euch
wegen der besagten 3 Regimenter geschrieben'), ausbringet, habt Ihr
dieses dabei zu bedingen. Es kann uns niemand verdanken, dass wir
fSr unser eigen Interesse zuförderst sorgen, zumalen wann andere sich
unser nicht annehmen.
0. V. Schwerin") an den Kurfürsten. D. Cleve 15. März 1676.
[Betuch bei dem Prinzen von Oranien in Schenkenscbanz. VerhandluDgen daselbst.
Harte Forderungen der HolUnder.]
Schilderung eines Besnchs, den er mit den Prinzen Friedrich and Ludwig 15. Mim.
dem Prinzen von Öranien in Sehenkenschanz am 3./13. März abgestattet hat
Beide Prinzen haben sich gewiss sehr wol comportiret und bezeugeten
S. Hoheit auch eine grosse Satisfaction an ihnen zu haben. Mit Prinz
budewig scherzten Sie vor, über und nach Essen allzeit, Prinz Ludewig
uprach Sie gar artig an, ob Sie ihn wollten zum Sohn annehmen, worauf
Sie ihn küsseten und davor annahmen, fragten ihn, ob er Oberster sein
wollte, hiessen ihn daranf allzeit Herr Oberster und steten beim Ab-
scheid, dass Sie ihm ein Patent auf ein Regiment schicken wollten, wie
') S. das Rescript vom 7./17. Februar 1676 oben S. 133.
)) eigenbftndig.
oyGooi^lc
138 II- Brandenburg und die Niederlande 1676-1619.
mir daon der H. Fagel heraach aucli sagte, Seine Hoheit würdeDs ihm
mit ehestem schickeD. So bald es geschiehet, will E. Kf. D. ich davon
unterthanigateD Bericht abstatten, ob Sie alsdann ein Compliment des-
falls an S. Höh. machen wollen. Was wegen Schenkenschantz, der
Hiifeiserschen Schuldsache and des Qelderschen Compromissi vorgegangep,
desfals beziehB ich mich auf unsere gesampt unterthänigste RelatiOD'},
si« seind sehr hart iD allen 3 Puncten, ich habe dem H. Fageln die
Wahrheit jedoch mit gutem Glimpf und unter andern geeaget, sie sollten
nicht glauben, dass E. Chf. D. eine solche genaue Älliance mit ibnea
aufrichten würde, wie sie begehren, und sich aller anderen Freunde ent-
schlagen, so lange sie 12 Tonnen Goldes aus der Hufeiserschen Schuld
und das halbe Land von Cleve begehrten, dann in den beiden Stücken
stehen sie gar feste darauf. Er vermeinte, weil sie nur begehrten, was
ihnen zustände, könnlena E. Chf. D. nicht unbillig finden. Ich fragte
ihn, wie es käme, daas der H. de Witte, welcher E. Chf. D. so feioil
gewesen, durch den H. v. Amerongen') die Cassation der ganzen
Federung antragen lassen, und warumb man jetzt nicht dieselbe Mo-
tiven vor gut fünde. Er sagte, dass er wünschen möchte, E. Chf, D.
hältens damaln angenommen. Ich fürchte, diejenige, die mich damaln
beschuldiget, dass ich solche conditiones nur darumb auf die Bahn
brächte, damit nichts aus dem Tractat würde, werden noch selbst be-
kennen, dass wir damaln die beste Gelegenheit verseumet und wir nnn
sehr schwer tractiren mit ihnen haben werden. H. Spaen wird be-
richten, was S. Hob. wegen der 3000 Mann geantwortet, ich habe die-
selbe auch beweglich angesprochen, aber Sie schlugens platt ab. Wie
ich von dgn Subsidien sprach, sagteo Sie, E. Chf. D. hätten neulich eine
grosse Sum bekommen und würden nicht viel mehr zu fodera haben. —
') Sehwerin, Blaspeil und Rornsniacket bericliten d. Cleve 11. Min 16l!>
angfübTÜi:)) über eine neue BesicbliguLg des Rheins und der Waal, über eine in
Gegenwart FageTs mit getdriscben Deputierlcn in der CompramiasaDgelegenheJt ge-
habte Conferenz und über VerbendluDgen mit Kagel wegen Aufbebung der Hoef-
eyserechen Schuldsaclie. In den beiden letzten Angelegenbeitee waren nur die beidet-
seitigen Praelensionen vorgelmcht und erörtert, weitere Verhandlungen darüber n»cti
den Haag verwiesen worden.
=) S. Ürk. u. Act. llt, S.2-29.
oyGooi^lc
A. V. Spaen an den Kui-fiirsten. D. Cleve 8./18. März 1676.
[Vergebliche Bemühungen bei dem Prinzen von Oranien.]
Er ist am 2./12 bei dem Prinzen von Oranien in Middachten in Gelder- 18. Hin.
land gewesen und hat demselben alle in dem ihm von dem Oberpräsidenten
V. Schwerin mitgegebenen Memorial') enthaltenen Punkte vorgetragen. Der
Prinz äasserte, es thäte ihm sehr leid, dass des Kf. Armee sich in solchem
Stande befände, nnd fragte, wie es käme, dass dieselbe so abgenommen hätte.
Er bat als Ursachen die schlechte Be/.ahlung der Snbsidjen, das Sterben unter
der Armee, die schlechten Winterquartiere und das lange Stehen im Felde an-
geführt. Darauf gab es über die 3 Punkte, Bezahlung der Snbsidien, die 3000
Mann zn Fuss und den von dem Prinzen auf die rückständigen Subaidien zd
machenden Vorschnss (er hat nur ÖO a 60000 Rthlr. gefordert) einen langen
Oiscars. Der Prinz erklärte, er hätte befördert, dass der Hinteratand der Snb-
sidien bezalilt werden sollte, einen Vorsclioss zu machen sei ihm unmöglich,
da er von allen seinen Oiitera jetzt nichts bekäme, auch mit 3000 Mann z. F.
Unnle er dem Kf. nicht helfen, Frankreich würde wohl 10 oder 13000 Mann
stärker ins Feld kommen als er, auf Spanien könnte er keinen Eslat machen,
daher hätte er Kf. gebeten, ihm das Elleriscbe und sein (Sjiaen's) Regiment
^. Pf. diesen Sommer zu überlassen, and Kf. hätte es auch bewilligt.
Trotz aller seiner Remonstrationen blieb der Prinz bei diesem Bescheide.
Am anderen Tage reiHe derselbe nach Schenkenschanz, wo die kurfürstlichen
Prinzen sich befanden. Dort hat er in Gegenwart des Kurprinzen dem Ober-
jjrisidenten von dem Verlauf und Ergebnis seiner Verrichtung referiert, derselbe
hat dort auch deswegen den Prinzen aDgcsprochen, aber keine andere Antwort
bekommen als er").
') 1d demselben wird v. Spaen beauftragt, dem Prinzen vorzustellen, duBS in-
folge des Ausbleibens der spanischen und holländischen Subsidien, der imgenügenden
Wiaterquartiere und anhabender Krankheilen die Armee des Kf, in überaus schlechtem
Zustande uad dieser daher trotz aller Anstrengungen nicht im Staude sei, im künftigen
Sommer su zu agieren, dass den Schweden in Pommern genügender Abbruch ge-
Sfhebe, und den Prinzen zu bitten, dem Kf. mit 3000 Mann z. Fuss auszuhelfen,
velclie in die Festungen gelegt, d:e Garnisonen derselben dagegen im Felde ge-
brtufbt werden sollten, und für richtige Bezahlung der Subsidien zu sorgen.
') In einem zoeilen Schreiben von demselben Tage berichtet v. Spaen, er
hätte mit Blaspeil und Romswinckel wegen der von dem Prinzen von Oranien
gewünschten beiden Regimenter z. Pf. gesprochen, erslerer meinte, Kf. möchte es
so fiuiuriehten suchen, dass er immer wenigstens 2000-3000 Mann z. Pf. und ein
pur lausend Mann z. F. bei der Armee des Prinzen hätte, dadurch würde er sich
grosse Affeclion in Ilolland sowohl bei den Regeuten als auch bei der Gemeine er-
werben. Er fäbtl dann fort: .Gnädigster Herr, unterschiedliche Regenten in Gelder-
land haben mir im Discurs zu verstehen gegeben, dass des Herren Primen von
liranien Hoheit nicht r«cht stark von Natur wären und leicbtlich ableibig werden
oyGooi^lc
n. Brandenburg und die Niederlande 1676—1679.
W. W. Blaspeil und M. Romswinckel an den KurfOrsten.
D. e' Grafenhage 14./24. März 1676.
[Klagen de Grana'a über die ISneburgischen Hinister. Aufgeben des UntemehBeo'
gegen Lüttich. Abacbluss mit Pfali-Neuburg. Die hollindiscbe Flotte.]
24. H&re. Auch der hier jetzt anwesende Marquis de Orana klagt sehr, dass die löne-
bnrgiscben Minister gar hart nnd dermassen praeoccupiert sind, als ob ibiti
Fürsten das Bremische gebühre, Kf. aber ond D&aemark ihre Saüsfacüan
anderwärts hätten oder erlangen vürden, und dass mit ihnen nicht fortzakommeu
sei. Gestern bat deswegen eine lange Conferenz zwischen de Grana, de Liri
und Fagel stattgefunden.
PS. Das Unternehmen gegen die Cit&delle von Lnttlch') ist Torllnf;
aufgegeben worden, da angeblich Frankreich diesen Ort zu qnittieren und demo-
lieren resoWiert haben soll. Die Tractaten mit Pfalz-Neuburg haben ihre
Richtigkeit.
PS. 2. Ebenso wie sie bemüht sich auch der Prini von Oranien eifrig
um baldige Entsendung der Flotte. Von staatischer Seite wird man auch balii
fertig, aber von Spanien kommen die versprochenen Gelder gar langsam ein.
doch hofft man, dass die KriegsscbifFe Mitte April auslaufen werden. Adnunl
Tiomp aber, welcher vorausgeben sollte, macht immer neue DifficnltSten, der
Prinz wird ihm deswegen zusprechen').
oder sonst in einer Occasion bleibeu könnten, ob' derohalben nicht bei so gislalKr
Sache zeitlich das Werk in etwas zu pr&pariren w&re, dass auf solchen Fall dt«
Herrn Prinzen Ludwiehs Durch!, iu Sr. Hoheit Stelle succediren aolle, denn l)^
die Geldriscben, bütten ihr Absehen auf E. Chf. D."
') S. oben S. 130.
5) Sie übersenden 18./28. Märi den Allianztractat Pfalz- Neuburgs mii
Spanien und Holland. S. diesen Vertrag (d. ia Haye 26. Uärz 1676) in Actes ei
memoires des negoti&tions de la paix de Nimegue I, S. 592 ff. und Du-
mont, Corps diplomatique VII, 1 S. 331.
3) Blaspeil meldet 21./31. Uärz 1676, Tromp zeige, dass er keine Lust bab»-,
die Expedition zu machen, es solle von seiner Frau herrühren. Romswinckel be-
richtet 3./13. Mai, Tromp sei am 8. Hai mit den in Texel fertig liegenden Krieg.'^-
schiffen nach Kopenhagen abgesegelt. Vgl. Sjlvius, Historien onses tjdi IIl
S.327.
oyGooi^lc
Der Streit über das Bremische. Ausrüstung d
W. W. Blaspeil und M. Romswinckel an den Kurfiirsten.
D. Hage 18./28. März 1676.
[VerhaDdluDgea über die bramiBCbe Sacbe. Vorschläge zu einem Torl&ufigea
Vergleiche.]
Sie sind diese ganze Woche mit der Bremischen Sache occnpiert gewesen, ^
h&ben darii) aher nichl: weiterkommen können, da die Lüneburg! sehen verlangten,
erat noch die nächst« Post ahwarten zu dürfen. Hit dieser ist wenigstens von
dem Herzoge von Celle Ordre angekommen; noch hente soll eine Zusammen-
kunft stattfinden und man wird suchen, die Lönehargischen zu disponieren, auf
die Cellische Ordre hin zu schliessen. Sie haben auf alle Weise versucht, es zu
einer eventualen Partage zu bringen, es haben sich aber dabei so viele Schwierig-
keiten gefunden, dass es unmöglich gewesen, in so kurzer Zeit hei bevorstehender
Campagne damit zustande zu kommen. Darum hat man andere Eipedientien zur
Hand genommen und gehen die Gedanken der Alliierten endlich nach vielen
ErwigDDgen dahin, dass:
1) die Partage der Bremischen Conquesten bis nach dieser Campagne ans-
gesetat werden,
2) inzwischen der Herzig von Celle als Oberster im niedersBchsischen
Kreise die Directlon im Bremischen, der Bischof von Münster Im Verdischen
führen,
3) diese beide Stade belagern und alle Intraden von Bremen und Verden
etliche Monate lang nur dazu anwenden,
4) nichts desto weniger dem Kf. das, was er jetzt aus den ihm assignierteu
Quartieren im Bremischen geniesst, insoweit es nicht zur Belagerung gebraucht
wird, verbleiben,
5) ebenso Dänemark soviel, als es jetzt zum Unterhalt seiner in Carlsbni^
liegenden Völker daraus zieht, gelassen werden,
G) sobald Stade erobert, dieser Ort sowie Carlsbni^ und die Borg demoliert
werden,
T) aus obigem allen keinem Theil irgend welches Recht oder Proerogative
Zuwachsen noch abgehen,
8) im Bremischen nnd Verdischen inmittelst nichts innoviert werden,
9) der Kaiser, Spanien und der Staat diese Articnl garantieren sollen.
Sie sehen nicht, wie man diesmal näher werde kommen können, meinen
vielmehr, Kf. werde dadurch Zeit nnd Gelegenheit gewinnen, mit seinem Interesse
in Bremischen, das nach dem Erfolg seiner Waffen zu richten sein wird, besser
als vorher durchzudringen. Die Lüoeburgischen aber haben bisher keinen Qe-
■chmack daran finden kBnnen, weil sie des Bremischen gern versichert sein
wollten.
Sie haben erklärt, die Punkte nicht so annehmen zu können, weil sie anders
iastmiett wSren, sie wollten sich aber möglichst aceommodieren nnd dieselben,
oyGooi^lc
142 11- Brsndenburg und die Niaderlwide 1676—1679.
wenn sonst nichts PrSjudjcierliches hinzugesetzt wfirde, sub spe nti annehmeD.
Im Nothfall behSlt Kf. freie Hände, sie zu desavouieren, ohne dass es äkl
empfunden werden kann.
W. W. Blaspeil und M, Romawinckel an den Kurfürsten.
D. s' Grafenhage 23. März/2. April 1676.
[Der Vergleich über die bremiscb-verdiache Angelegen heil.]
April. Vorgestern und gestern haben in des Prinzen von Oianien Kamner
Conferenzen über die Bremische Sache staltgefunden, und ist eudhdi bei-
gehender Vergleich') getroffen. Der Prinz von Oranien, Marquis de Giin»,
Don de Lira, Cramprich und Fagel, welche das Werk zu vermittelo sacbtcn,
nahmen, nachdem sie unter einander die Sache überlegt, jeden der lateresseoka
ä part vor, zuerst den dänischen Minister Meiercrohn, dann sie und endlirb
die Lineburgischen (von Munster war niemaud zugegen). Den Artiiel,
wonach Kf. die Summe von monatlich 4500 Kthlr, womit er die bremischen
Quartiere abkaufen lassen, bis zum I. Hai völlig, nachher nur 3000 Rtbh. von
Celle erhalten, dafür 2000 Mann zur Belagerung von Stade hergeben soll, hil
der Prinz von Oranien übernommen, bei Kf. gut zu machen. Obwohl sie den-
selben für Kf. vortbeilhaft halten, haben sie doch, da sie hierauf garnicht instraiert
sind, difficultiert und denselben lieber auf des Prinzen Verantwortung ankommen
lassen. Sie hoffen, Kf. werde mit dem Vergleich zufrieden sein, alle seiee
Rechte und Praetensionen sind gewahrt und die Sache ist wieder in den Stand
gebracht worden, dass Münster und Brannschweig, welche das Bremische
und Verdische bereits unter sich gctbeilt') und als ihr eigenes gehalten gebaliL
daran noch zur Zeit kein Recht mehr als andere haben noch praetendieiec
k5nnen. Kf. wird nun am Kaiserlichen Hof, bei Spanien und diesem Stut,
welche ex foedere verpflichtet sind, ihm Satiafaction zu verschaffen, und der
Sache, besonders im Bremischen, ein grosses Gewicht geben können, dahm m
arbeiten haben, wie Münster und das Haus Braunschweig bisher meisterlich
gethan, dieselben auf seine Seite zu bringen und sich so seine Satasfaction in
Bremischen, wenn dieselbe in Pommern nicht völlig erfolgen sollte, zu sicbera.
■) S. den Provisionaltractat
lom 31. Min 1676 im Diar
Eu
rop. XXSIII,
Appendix S. 155 (f., vgl. Pufend
»rf XIV, § 29, S. 1063, v. Mo
rue
S. 388, Urt,
u, Act. III, S. 417f.
») S. unten Abschn. V.
j,Goo>^le
Vergleich über Bremen und Verden.
Der Kurfßrst an Blaspeil und Romswinckel. D. Cöln
26. März/[5. April] 1676. (Conc. v. Somnitz.)
[Auf die Rektion vom 16./28. Hin. Uissbilligung der Vorschläge.]
Da in dem Projcct einige präjudicierliclie Punkte enthalten, dagegen nStliige ^
und für ihn wichtige ausgelassen sind, so hätteu sie ilirer Instruktion inhnerieren
Milien.
Präjiidicierlich ist der ganzen Partei, dass BrauDschweig als
KreUobrister die Direction im Bremischen fuhren wolle, maasen bei
dieäem Werke alles bishero auf die alliaace und nicht auf das Kreis-
obristenampt gonommeQ, well sonsten kraft solches Ampts der Herzog die
Besatzung, Austeilung der Quartiere, Disposition der Kriegsoperationen
ingesampt und die emoluntenta, als Stucke, Munition, so in den er-
oberten Oertern gefunden werden möchte, praetendiren und an sich ziehen
dörfte, da man doch alles auf ein gemein concert bishero genommen
DQd billig dabei zu lassen. Sollen auch diejenigen, die Stade belagern
^Ueo, befugt sein, aus dem wenigen, so uns im Bremischen gelassen,
lierauszu ziehen was sie zur Belagerung nötig achten werden, so wird
uns daselbst wohl nichts übrig bleiben und die Oerter dergestalt auge-
richtet werden, dass sie niemanden nützen können, auf welche Weise
wir dann gar umb das wenige, so man uns noch daselbst zugeteilet,
kommen. Sonaten ist gamicht darin gedacht, dass die Alliirten zu
unser Satisfaction uns verhelfen sollen, wie dann auch von der Mit^
besetzung der Oerter, so besetzt bleiben, wie auch von der Participation
der Stücke, Munition und anderer Sachen, so in die Participation
kommen und die wir bishero urgiret, nichts erwähnet.
Sie sollen ein solches Project also nur ad referendum annclimcn und das
Werk, wenn sie sehen, dass er dort keine Satisfaction findet, nach Bremen
remittieteo. Er sendet Gladebeck') an die braun sc hweigischen HBfe, um dort
über diese Sachen auch verhandeln zu lassen, erwartet auch von Münster
mildeie ErklSrung, man bat sich also nicht zu präcipitieren.
■) S. unten Abschn. V.
oyGooi^lc
II. Brandenburg und die Kiederlande 1676—1679.
Der Kurftlrst an Blaspeil und Romswinckel. D. b. 1.
2./[12.] April 1676.') (Conc. v. Somnitz.)
[Auf di« Relation vom 33. HIrz. Verwerfung des im Hug «bgeachl aasen en Tn-
gleichs in der bremischen Angelegenheit. Hissbillignng des Verfahrens der Gt-
sandtui.]
1-2. April. Das neue Project wegen Bremens ist für Um noch viel prtjudicierlicber.
denn im I. Artikel werden die Bremischen und Verdischen Lande conquesliettc
genannt, wghrend sie nach den ReichsBchlüssen ') znförderst zu seiner S*tis-
factioD anzuwenden sind; ebendort wird zu Anfang gesetzt, die Partage dei
I.ande solle ausgesetzt sein, realiter aber wird sie gemacht, indem den Benogen
von Braunschweig und Münster je ein Stück aasigniert nnd angeorinel
wird, wie D&nemark nnd er allmählich ganz ans den Landen gebracht und
jene beiden Theile alles allein an sich nehmen mügen. Obwohl Art. 10 cavierL
dass dieser Tractat keinem Theil irgend ein Recht giebt, so giebt doch det
ganze Tractact jenen beiden Parteien allein das Recht der Poasession und das
directorium, was mehr importiert, als Art. 10 jemals geben kann. Dass die
Partage im Haag gemacht werden solle, darüber wäre eine ErkISrang d«r
Interessenteu uöthig gewesen, von ihm haben sie eine solche nicht gehabt, and
der anderen Alliierten Ueinnng ist bisher gewesen, dass man zn Bremen
darüber tractieren solle. Auch hat Herzog Georg Wilhelm vor 3 Tagen Ihm
angezeigt, dass er v. Hammerstein dorthin gesandt nnd dass er an sich
nichts wollte erwinden lassen, damit der Tractat dort glücklich geendigt würde.
Der Herzog von Celle ist hiebei nicht als Kreisoberster zu considerieren , Kf.
kann also nicht zugestehen, was in Art. 2 deswegen angeführt wird.
In Art. 3 steht, Kf. solle znr Belagerung von Stade 2000 Fussknecblt
geben, dazu sind sie auch nicht befehligt gewesen, haben vielmehr Contreordre
gehabt.
In Art. 5 ist die Execntion der Demolierung der Festungen so clausB-
liert, dass dieselbe nach Belieben verzögert oder auch ganz nachgelassen werden
kann.
') Vgl. Pufendorf J. XIV, | 80 (S. 1063), Urk. n. Act 111, S. 448. Kf.lilagi
in einem Schreiben an 0. v. Schwerin (d. Cöln ]0./[20.] April 1676), seipa Be-
dienten im Basg seien seinen Rescriptcn nicht nachgekommen und bitten ein ihm
sehr prijudicierliches Project in der bremischen Sache unterschrieben. Roms-
winckel sei auch in der Erbschaft sänge iegenbeit (seiner vor kurzem Terstorbcoen
Schwiegermutter) seinen Befehlen nicht nachgekommen, sondern h&tte sich zu seiaen
Ungunsten den Hitinteressenten sebr accommodiert, und er fragt ihn um Rath, wu
bei einem solchen Vordren seiner Diener zu thun sei. Schwerin entsehnidiKt in
seiner Antwort (d. Cleve 28. April 1676) die Gesandten, erkl&rt aber, ihnen dennocli
des Kf. Displicenz mittheilen zu wollen.
>) S. unten Abschn. VI.
oyGooi^lc
Verwerfung des Haager Tractats durch Kf. 145
Ef. zweifalt sehr, dass der dänische Gesandte Ordre habe, eine so prü-
judicierliche Convention wie in Art 6 oiithalten, zu belieben.
Id Art 7 werden ihm ohne seinen Consens monatlich 1500 Rthlr. von
den ihm von sSmtlicben Alliierten zugestandenen 4500 Rthlin. gleichsam dncch
einen Uachtspruch abgeschnitten.
Art. 11 tribaiert den Oannten die Explicatiou des Tractals; wenn diese
Tär Kf. so favorabel fallen sollte wie der Vertrag selbst, so ist leicbt zu er-
messen, wie glScklich er dabei fahren würde.
Solchem nach hätten wir una nimmermehr verseheo, dass Ihr der-
gleichen Tractat, da Ihr contrarium mandatum und Befehl in Händen
habet, hättet auch nur sub spe rati zeichnen sollen. Es gehet uns solch
Euer Verfahren nicht wenig zu Gemüthe und wollen dergleichen nicht mehr
von Euch sondern schlechter Dinge gewärtig sein, dass Ihr Euren maadatis
und Instruktionen praeclse nachgehet bei Vermeidung unser Ungnade.*) —
Der Kurfärst an Blaspeil und Romswinckel. D. Collen
2./12. April 1676. (Conc. Meindere).
[Zurückveiseu des Verlangens Hollands, daas er sich nach dem mit Schweden ab-
geschlosaeneo Commercientraclat richten solle.]
Aus llirem FS. vom 25. März/4. April hat er ei-sehen, wie man vonseiten 12. Apr.
des Staats ihn und die übrigen Alliierten an den von demselben mitScbweden
geschlossenen Commercien tractat') binden will. Der Staat hat mit diesem
Tractat die mit ihm geschlossene Allianz verletzt, am tiefsten aber geht ihm
zu Herzen, dass derselbe praetendiert, er habe sich der Waart^n von Contre-
bande wegen nach diesem Tractat zu richten. Sie haben anzuzeigen, dass er
dieses nicht Ibun und das, was im 4. Artiiiel des Tractats enthalten, nicht als
'] Id ihrem Entschuldigungaschreiben (d. s' Gravenhage 8./I8. April 167G}
■eisen Blasp«it und Romswinckel darauf hin, man hätte ihnen in der God-
Unai gesagt, dia Herzoge von Braunschweig und der Bischof von Münster,
■eiche das Bremische und Verdiscbe schon ala ibr Kigen hnlten wollten, würden
durch ein sanfteres Mittel scbweriicb davon abzubringen sein, der Prinz von Oraoien
bilte versichert, wenn sa zur Uaupthandlung, auf welche ja alles remittiert würde, käme,
ifllltB er dafür sorgen, das» Kf. nicht lU kurz kommen sollte. Derselbe hätte sie gebeten,
die Sache nicht aufzuhalten, damit die Campagne dadurch nicht verliiudert würde,
and sich erboten, die Verantwortung dafür zu übernebmen.
*) S.. diesen durch den bolUndiscben Gesandten Rump am 26. November 1675
In Stockholm abgeschlossenen Vertrag und die Ratification der Gen.-SlasteD vom
13. KUi ie76 bei Sytvius, Historien onses tyds III, S. 324 ff.
Hut. 1. Qncb. d. a. Kntrünien. XVJII. 10
oyGooi^lc
146 ir. RroadenbarK und die Niederlaude IGTG— 167!*.
freie 'Waaren nach Schweden passieren lassen wird. Dieses unbillige Aumothen
des StaaU ist eine ihnen ganz nicht anslSudige arrogierte Disposition in der
Ostsee und führt gleichsam eine djpendance nacli sich. Weil dergleichen un-
veidiente Bezeigungen gar leicht das nötbtge Vertrauen zwischen ihm oad dem
Staat aufheben and dagegen zu allerhand schädlichen Collisionen Anlass geben
könnte, so sollen sie dieses mit beliörigem Naclidruck remonstrieren, dem Statt
die Unbilligkeit ihres Zumutliens verweisen und begeliren, dasa man ihn hinfort
damit verschone und ibm nicht, nbel nehme, wenn er sich alles dessen, was
seinen Feinden zu seinem Schaden zugeführt wird, zu hemichtigen sacht. Er
hat Raule'), dem aus dieser seiner Erklärung Gefahr zustossen könnte, be-
fohlen, sich aus den Niederlanden in Sicherheit an irgend einen Ort in seinen
Landen zu begeben.')
Der Kui-füi-st an Blaspeil und Romswinckel. D, Cöln
8./[I8.] Juni 1Ü7G. (Cone. v. Soranitz.)
[Verhandlungen mit v. d. Tocht üler den llaager Tractat, den Commercienlnictal
mit Schweden, die Subsidienzahluag und den Abschluss einer Allianz. VerbiDil-
lungen mit den b raun seh weigiscben Herzogen.}
13. Juni. Am 30. Hai ist mit dem hier angekommenen Abgesandten der General-
staatcn v. d. Tocht Conferenz gehalten worden.^) Derselbe hat 5 particulir
Punkte angebracht: I) hat er den neulich im Haag gemachten Tractat') \re^n
der Theilung von Bremen und Verden zu rechtfertigen gesucht, namentlich
darauf hingewiesen, wenn man eine beständige Partago vor der Belagerung von
Stade vorgenommen hätte, wäre dadurch nicht nur diese Belagerung verhmden.
sondern auch vielleicht verursacht worden, dass die brau na chweigis eben and
mflnsterschen Waffen diese Uauipague niemand zu Nutzen kommen würden. Er
hat ihm darauf erwidern lassen, seine und anderer Alliierten Intention ginge
<) S. über dessen damalige Thätigkelt in Holland im Auftrage des Kf. Feier,
Die Anfinge der b ran den burgi sehen Murine (Progr. des Sopbiengymnasiums in Berlin
1877) S. 8.
') Kf. beauftragt 25. April/5. Hai IGTG ßl. und R., dem Staat aniuieigen,
er habe die meisten Oerler in Pommern blocquiert und sei jetzt im Werk begriffeo,
auch die übrigen einiuiichliessen und mit aller Macht anzugreifen, er erwarte, ätss
der Staat seinen Kaufleuten nicht erlauben werde, irgend welchen Handel nach den
schwediach-pommerschen llfifen zu treiben, sonst werde er dagegen alles thiin, «at
das gemeine Völkerrecht an die Hand gebe, nütntich alle Scbiflc, welche .dorlbin
gingen, anhalten und -visitieren lassen. Er habe auch dem Könige von England
durch Schwerin ebendasselbe vorstellen lassen.
■) Vgl. die Relation t. d. Tochts vom 37. Mai 1G76 (tirk. n. AcL III,
S. 471 ff.), Pufendort XIV, §41, 42 (S. 1074 ff.).
*) S. oben S. 142.
oyGooi^lc
VerhsndtuDgea mit t. d, Tocht. 14?
dahin, daas man entweder eine finale oder Interimspsrtage macben und dabei
doch die Belagerung fortsetzen mSclite, er zweifelte nicht an der guten Intention
des Staates, aut«r den Alliierten Einigkeit zu stiften, b&te ihn, dabei za ver-
harren und deu Tractat, der mit allerseits Beliehen annoch gemacht werdea
rauchte, zu befördern und zu garantieren.
S) Suchte er zu rechtfertigen, dass in dem Scetractat mit Schweden')
diesem die commercia mit den Untertbanen des Staats frei gelassen würden.
Der Staat habe gleich, als er, früher als die anderen Ailiierten , an Schweden
deu Krieg erklart, die Freiheit der Commercien zwischen beiden Theilen vor-
i)eliaiten, dagegen hätten die Alliierten, auch Kf. seihst, nichts einwenden lassen,
ja als der König von Dänemark solche Reservation hätte improbieren wollen,
hätte Kf. sein Missfalien darüber bezeogt; denn es wäre unmöglich, daas der
Staat ihm oder den Alliierten helfen könnte, wenn seine Untertbanen, welche
die ooera tr^en müsaten, das cominercinm nicht frei hätten. Wenn es ihnen
verboten würde, so würden dadurch nicht die Schweden, sondern die Unter-
tlianen des Staats getroffen, denn erstere erlangten, was sie bedürften, durch die
F.Liglischen, die sonst in diesen Quartieren nietuals so wie jetzt gebandelt hätten,
und wenn das commercium einmal eine Veränderung erlitten, so fiele es end-
lich gar und kämen also des Staats Leute ganz aus dem Handel mit Schweden.
Waaren von Contrebande, gleichwie sie anfangs excipiert seien, sollten auch
ftrner niemand za führen gestattet werden.
Es ist ihm dagegen angedeutet worden, dass Kf. solcher Freistellung des com-
mercii allezeit widersprochen') und dsss er sich nicht zd besinnen wüsste, dass er
darunter gegen den KCnig von Dänemark ein anderes hätte ausbringen lassen,
er wollte auch nicht, dass dem Staat und seinen Untertbanen ein Nachtheil im
commercio zugezogen oder dass ihnen nicht gelassen würde, was andere ge-
uössen, und er müsste dahingestellt sein lassen, was der Staat darin für noth-
wendig befinden würde, aber er setze voraus, dass die Secretartikel, durch welche
Schweden bedingen wollte, dass der Staat ihre Schiffe convoyieren und keine
Flotte in die OsUee senden solle, vom Staat nicht angenommen werden, und
dass unter die Waaren von Contrebande Getreide, (Jontanten, Salpeter, Salz und
alks, was zum Kriege aptiert und gebraucht werden könnte, mitgerechnet, dass
aller Unterscbleif verhütet und dass nach den vorpommerschen Häfen bei dieser
Zeit keine Schiffahrt verstattet würde. T. hat angenommen, d&rüber zu re-
feriren, indessen versichert, jene Secretartikel würden vom Staat nie acceptiert
werden, unter Waaren von Contrebande hätten sie in keinem Vertrage Lebens-
mittel und was zu Waffen und zum Kriegsgebranch zubereitet werden könnte,
sondern nnr schon verfertigte Waffen gerechnet, und er könnte nicht verbeissen,
dass der Staat darin von seiner Gewohnheit abgehen würde, etliche Waaren,
wie Theer, Pech, Hasten und andere Schiffsbereitschaft brauchten sie selbst
>] S. oben S. 145.
*} S. üb«r die schon im Uai 16V5 darüber geFührlea Verhandlungen Urk. u.
A.ct in, S. 458.
10*
ovGooi^lc
148 II- Brandenburg und die Niederlftode 1676— 1GT9.
and sie hStten den Handel damit zu ihrem Besten ansbednngen, die Schiffihrt
DBch biocqaierten Orten aber würde nie gestattet werden.
Er hat namentlich mit Rücksicht darauf, dass Schweden doch von Eng-
land alles bekommt, was Holland sonst bringen könnte, es füt dieses Hai bei
dieser Vorstellung bewenden lassen, er würde aber gerne sehen, dass Contanlen,
vivres und Salpeter vorlSnfig verboten würden.
3) bestritt v. d. Tocht, dass der Staat, wie Kf. denselben beschuldigte,
sich in der Ostsee ein dominium oder mehr Autorität, als ihm zukäme, anmasst«.
derselbe sehe vielmehr gern, dass Kf. equipierte, wollte ihm auch weiter dazu
behülFJich sein, Kf. sollte stärkere Schiffe nnd um ein Drittel billiger, als er
sie sonst kaufen könnte, haben. Die Leute, welche mit ihm gehandelt, wärtii
bei ihnen in schlechtem Credit. Kf. hat für dieses Anerbieten danken
und dabei erinnern lassen, dass ihm wegen der losgegebenen schwedischen
Prisen, welche seine Arraateurs autgebracht, Satisfaction gegeben werde. Der
Gesandte erklärte, er sei darüber nicht informieit, fragte, wer die Satisfaction
geben sollte. £r hat geantwortet, wer den Schaden verursacht, sei auch schuldig
ihn zn ersetzen. Da sie die beste Nachricht davon haben, so sollen sie die-
selbe förderlichst überschreiben.
4) entschuldigte er, dass der Staat infolge der grossen extraordinär Aus-
gaben, die er durch die starke Armatur zu Wasser und za Lande, den Unter-
halt derselben and die Equipierung zur See für Dänemark und Spanien gehabt,
mit den versprochenen Snbsidien nicht eingehalten, sie hätten gleichwohl nach
and nach einiges gezahlt, wollten alles ehrlich abtragen, er bat, Kf. möchte
diesen Zustand berücksichtigen und erklären, was er verlangte. Kf. hat ihm
darauf als seine postulata mittheilen lassen, dass I) ihm der Staat g^en diese
jetzige Campagoe lOOOOO ßthlr. auf die Testierenden Subsidien abtragen lasse,
3) bei Spanien sich dahin bemühe, dass dieses ihm zu selbigem Gebranch aof
Abschlag 15000Ü Hthlr. ehestens erlege, 3) dass der Staat während dieser Cam-
pagne ihm monatlich 2U000 Rthlr. auf Rechnung zahle, 4} dass nach geendigter
Campagne die Subsidien, wie sie versprochen, 5) der Nachstand auch nach und
nach abgetragen und dawider keine Compensation eingewendet würde. Er nahm
alles ad referendum und begehrte zu wissen, wie hoch der Nachstand sich be-
laufe. Kf. hat ihm Heidekampf's Abrechnung') über das, was eingenommen,
znstellen lassen, schickt sie auch ihnen mit, damit sie das, was sie an Pnker,
Contanten und sonst empfangen , dabei fügen und dem Staat sowie ihm selbst
die ganze Rechnung zukommen lassen. Der Gesandte versicherte, der Staat
werde es erkennen, dass Kf. sich so biU^ bezeigte, und, falls Kf. von Polen
feindlich behandelt werden sollte'), ihm assistieren.
5) erklärte T. beauftragt zu sein, wegen Aafricbtnng einer perpetoellen
Allianz nnd Beseitigung der bisherigen Differenzen zn unterhandeln. Auf seinen
') Nicht bei den Acten.
*) S. das Schreiben das Kf. an die Gen. Staaten d. Scbwaa 10./30. August I6T5
(Ork. u. Act. III, S. 4CIf.).
oyGooi^lc
VerbaDdluQgea mit v. d. Tocbt. 149
Wunsch bat Kf. eintn Entwurf abfassen und ihm zustellen lassen. Er zeigte
sich darüber sehr erfreut und sprach die Hoffnung aus, dass man sich über die
Hueffelsersche Scbuld amicabili modo einigen und dass Kf. dem Staat dafür
Schenkenscbanz überlassen werde. Kf. hat sich dazu geneigt erkiärt nnd ver-
langt, dass ihm Vorschläge wegen des staatiscben praesidii in Sc henken schanz
gemacht würden. Bei einer anderen Conferenz erklärte T., näher in dieser
Sache instruiert za sein, nnd verlangte, dass auch über Abtliuung der Reste,
die nach dem Bündniss von iGT2 gefordert werden, verhandelt werde, worein
Kf. auch gewilligt hat.
Kf. hat ihnen dieses alles niitgetheilt, damit sie sich in ihrer Negotiation
darnach richten und besonders auch die Beilegung der Geldrischen Sache be-
treiben mögen.
Der Gesandte bemüht sich auch sehr, dass zwischen Kf. und dem Hause
Brannschweig ein Vergleich wegen der bremischen Sache getroffen oder der
Haagische Tractat acceptiert werde. Ein') hier aufgesetzter Vergleich mit den
Herzogen von Celle und Wolfenhütlel wegen Ueberlassung von 2000 Mann
zu Fuss ist von denselben nicht ratillciert, sondern ein anderes Project über-
geben worden, wobei Kf. noch ansteht, was zu thun sei.
Der Kurfürst an den Prinzen von Oranien. D. im Feldlager
vor Anklam 16./26. Jnli 1676.
[Auf ein Sclireiben vom 3. Juli. UnmÜglichkeit, Fusstruppen aus den Festungen zu
überlassen. Beginn der Belagerunj; von Anklam.]
Glückwunsch zu der begonnenen Belagerung von Mastricht.') Was das 36. Juli.
verlangte Fossvolk aus seinen dortigen Garnisonen anbelangt, so bat er aus
diesen Garnisonen schon so viel Fussvolk als nur immer möglich gelichtet und
zu ihm bieher kommen lassen, so dass von dort nicht ein Mann mehr entnommen
werden kann. Sonst will er gern zu Facilitierung des Unternehmens heilragen
und sieht gerne, dass seine beiden Regimenter z. Fuss auch mit dazu gebraucht
werden.
Ei ist^) nach Eroberung des Passes von Tribbesees und der Peenemünder
Schanze im Werk, Anklam zu belagern. Obwohl der Ort wegen eines breiten
Morastes und des ' Peeneflusses, da von beiden Seiten die Attaque geschehen
mnss, schwer anzugreifen ist, so hofft er doch, nach eröffneter Tranchee damit
bald fertig zu werden.
') S. unten Abschn. V.
^ S. SylTJu» III, S. 343.
*) S. oben S. 23 ff.
oyGooi^lc
150 II. Brandenburg und die Niederlande 1676—1679.
Der Kurfürst an den Prinzen von Oranien. D. im Feldlager
vor Anklam 26. Juli/[5. August] 1676.
[Auf ein Schreiben vom 22. Juli. Die Belagerung von Anhiam. Die devische Cou-
Wunsch, dasfi der Prinz inzwischen Meister von Mastricht geworden sein
möge. Er hat bisher Anklam wegen Ermangelunt; seiner schweren Stücke noch
nicht recht attaqniereii können, er erwartet dieselben aber erstes Tages und
hofft dann, sich auch dieses festen und sonst wohl verwahrten Platzes in kurzem
zu bemächtigen. Aus seinen westfälischen Yestungen kann er kein Fussvolk
entbehren, er hat sogar von seiner Schwester, der I.andgräfin von Hessen,
einige Mannschaft zu besserer Versehniig von Lippstadt entlehnen müssen.
Bei der Capitulation vnn Mastricht bittet er') ausdrücklich zu bedingen.
dass seine clevischen Lande die von ihnen per ruin et metum versprocbenc
excessive Contribution nicht zahlen dürfen.
Er bittet den Prinzen, sich hinfort besser zu mcnagieren^ und sich nicht
ohne Noth zu exponieren.
Der Kui-filrst an Romswinckel. D. im Feldlager vor Anklam
18./28. Juli 1676.
[Zusagen v. d. Tocht's wegen Zahlung der Subsidieu.]
•J8. Juli. Er übersendet eine Abschrift der guten Resolutiun'), welche der Staat
wegen besserer Zahlung der Snhsidien genommen hat. Daneben hat hier
V. d. Tocht mitgetheilt, von der unlängst in Holland bewilligten Anlage des
zweimal zweihundertsten Pfennigs sollten die dem Kf. rückständigen Subsidien.
') Blaspeil hatte (d. Cleve 5./15. Juli 1676} dem KT. berichtet, die ganze
Nachbarschaft frohlocke über die Belagerung von Mastricht, sie hätten um so toebr
Ursache, die baldige Einnahme der Stadt zu wünschen, damit das Cleviscbe nicbl
nur vor künftigen weiteren BrandschaUungen behütet, sonderu ihm auch erspart
werde, die beiden letzten Termine der jetzt versprochenen (s. oben S. 9}, für
welche sich nicht nur die Geisseln, sondern auch die Stände und die Regierung ver-
bürgt hälteu, zu zahlen. Er hatte dem EF. geratbeu, deswegen an den Pnoien
von Oranieu zu schreiben, damit bei der Capitulation deswegen Fürsorge gelrofen
'] S. über die Verwundung, welche der Prinz vor Mastricht erlitten hatte, daj
Schreiben desselben an tiraf Waldeck vom 34. Juli und dessen Schreiben ao den
Prinzen vom 24. und 36. Juli 1670 (Müller, Wilhelm III. von Oranien und Georg
Friedrich von Waldeck, S. 283, 283, 2R7).
^ S. Urk. u. Act 111, S. 484 f.
oyGooi^lc
Uangelbafte Zahlung der Subsidien. 151
die erste Hälfte am 15. August, die zweite am 15. October gezahlt werden.
R. soll sieb bei dem Generalemp länger bemühen, dass er zam 15. Aagust diese
Gelder wirklich erhebea könne. Auch soll er dahin aebcn, dass das wegen
Kaule Beschlossene zum Effect gebracht werde.
M, Romswinckel an den Kurfürsten. D, s" Grafenhage
8. August St. n. 1676.
[Auf das Rescript vom lB./ä8. Juli. Uagünsliger Stand der Subsidienangclegenheil.]
Die Mahnnngsschreiben der Gen. Staaten an die einzelnen Provinzen wegen 8. .
dfr Suhsidiengelder sind bisher von geringem Krfülg gewesen. Eine Assi gnation
auf den von der Provinz Holland bewilligten zweimal zweihundeitsten Pfennig
hat er nicht erhalten kennen, sondern es ist ihm gcrathen worden, da die Abgabe
lu anderen Ausgaben des Staates bestimmt sei, Obligationen zu begehren und
fliese, wie andere Alliierte schon gclhan, an hiesige Kaufleute für baar Geld
ad fi« pro 100 verhandeln zu lassen. Von Utrecht hat er 4000, von Über-
hsel 2300 Rthlr. erhalten. Geldern und andere Provinzen bieten Obligationen
an, anf die man aber die Hälfte, wenn nicht mehr, verlieren würde. Seeland
wird meinen, ein grosses gcthan zu haben, wenn es Raule oder dessen Creditoren
wegen der assignierten fiOOOO Gulden Satisfaction giebt. Er bemüht sich, eine
gnte Summe Geldes zu Soulagiening der Armee des Kf. zusammen zu bringen,
da aber die von Holland bisher entrichteten Gelder und das wenige, was von
•len anderen Provinzen eingekommen, zu Bezahlung des Pulvers und anderer
Anweisungen meistentheils aufgegangen, so ist ihm solches bisher unmöglich ge-
wesen. Spanien ist schon 20 Monate schuldig.')
Der Kurfürst an Romswinckel. D. Hauptquartier zu Creekow
vor Stettin 12./[22.] September 1676.
[Vfrlui|;eD, dass die holländische Flotte nicht vor Ende November die Ostsee ver-
Rr soll bei dem Staat inständigst anhalten, dass Admiral Tromp beordert l'i>. Sept.
werde, nicht eher als gegen Ausgang November aus der See zu gehen, da solches
') Kf. erwidert (d. Feldlager vor Antlain 27. Juli/[G. August] 1G76), er habe
keine UrKiiThc, von i^eiaeu rechtmässigen l'rQtonsioiico einen sogrossen (den fünften)
Theil fallen zd lassen, v. d. Tocht habe noch neulich versichert, der Staat «erde
e> an der Zahlung nicht mangctn lassen, K. solle darauf driügcn.
oyGooi^lc
152 n. Bnndenburg und die Niederlande 1676— li>79.
der genommenen Abrede gemäss ist and die gemeine Sache es erfordert. Denn
sollten die Schweden zu Ausgang dieser Campagne noch ihro Flotte heraas-
bringen nnd den Heisler in der See spielen, so wfirden alle bisher über sie
erlangten Advantagen vergebens sein und sie insolenter als je werden. £i soll
in dieser Sache mit dem dänischen Minister de concert agieren.
M. Romswinckel an den Kurfürsten. D. s" Grafenhage
16./26. September 1676.
[Conferenz mit Fagsl. Reise zuoi Prinzen von Oranien. Abberurung der bollic-
dischen Flotte.]
3R. Sept. Et und der von ihm herbeigerufene Blaspeil haben vorgestern mit Fsgel
über verschiedene Dinge, sowohl die Ftiedenslrac taten als auch die Continuation
des Krieges betreffend, wie Kf. und der Staat eine Linie liehen, künftig eine
immerwährende Allianz machen, alle noch offen .';tehenden Discrepanzeii in der
Güte hinlegen möchten, auch wegen des Rangs, so zwischen den Gesandten des
Kf. und des Staats zu Nimwegen zu halten, und wie andere Punkte daselbst zn
observieren, weitläufig geredet. Da Fagel sich heute zu dem Prinzen von
Oranien nach Soestdyck hegeben hat, so ist auch Blaspeil anf der Rückreise
nach Cleve ebcndorthin gegangen, nm mit dem Prinzen über eben jene llaterieu
zu confcrieren und dann dem Kf. zu berichten. Bl. wünscht, dass er Mittuocli
zu ihm nach Cleve komme, um sich weiter zu besprechen, er glaubt auch, dass
seine hiesige Anwesenheit nicht so nothig sein wird, da der Prinz und Fagcl
abwesend sind und die Zusammenkunft zu Nimwegen bis den 1. Nov-ember
ausgestellt ist Sie beide nebst den dänischen Ministem haben sich auf das
äusserste bemüht, dass die staatischen Schiffe bis Ausgang November bei der
dänischen Flotte gelassen würden, haben aber zur Antwort erhalten, die Ordre
sei schon abgegangen, dass die Schiffe gegen Mitte October nach Holland zurück-
kehren sollten.
W. W. Blaspeil an den Kurfi^rsten. . D. Cleve
8./18. November 1676.
[Weitere Verhandlungen mit dem Prinzen von Oranien und Fagel wegen der Friedens-
verhandlungen. Abwehr der französischen Brand Schätzung. Die Subsidienzahluig-]
18. Nov. Et hatte') dem Kf. in dem Hauplquarüer vor Stettin wegen des Prinzen
von Oranien vorgetragen 1) wegen des Friedensu^olii zu Nimwegen nnd wie
■) Blaspeil hatte (d. Cleve 20./30. September 1676} dem Kf. milgetbeilt, er
beabsichtige, da der 1. Noveaiber für den Anfang der Fried ensverhandlangeo in
oyGooi^lc
VerhandluDgen mit Fagel und dem Prioien vod Oranien. 253
man das gemeine Interesse dabei am besten fortEnsetzen habe, 2) wegen der
Neutralitit in selbiger Gegend, 3) wegen der ßrandschatzungen und Extorsionen
der französischen Garnison in Jlastricht, 4) wegen Zalilung der Subsldicn. Die
Kesolalion des Kf. darauf hat er dem Prinzen auf dessen Wunsch in Gegenwart
Pagel's andßomswiDckel'smitgetheilL DerPrinz und Fagel wiesen daraufhin,
u'cgen des üblen Zustande» der holländischen Finanzen und des Verlangens des
gemeiuen Mannes nach Frieden müsse man mehr auf Beförderung eines schleunigen
Friedens als aaf Fortsetiung des Krieges denken, doch müsse man den Muth
nicht sinken lassen, sondern sieb in gute Pestnr setzen. Der Frin^ wollte Anstalten
treffen, dass die staatische Armee am 1. März des nächsten Jahres complet und
nwrschßihig sein sollte. Beide versprachen, sich zn bemühen, dass Kf. sein
Contenteinent bei dem Frieden erlangte, sie wünschten nur, dass derselbe ganz
Pommern schon hätte und der Friede so getroffen werden k5nnte, dass er es
allezeit behielte.
Wegen der Neutralität theilten beide mit, dass dieselbe für einen Umkreis
von etwa einer Stunde um Nimwegen festgesetzt sei, sie haben darauf hinge-
wiesen, dass Kf. davon sehr wenig Vortheil hätte und sich an dieselbe Termuthlich
nicht binden würde. Sie haben dann wieder über S icher ungsmiltel gegen die
damisonen von Mastricht und Limburg gesprochen und er hat auf die Hit-
tbeilangeD, welche v. Spaen dem Prinzen deswegen demnächst machen sollte,
verwiesen.
Wegen der Subsidien erklärten sie, dass es dem Staat anm!)glicli fallen
würde, dieselben zu continnieren, und dass man vorläufig darauf nicht dringen
Millte, sie wollten aber wegen der verlaufenen Subsidien nach Möglichkeit
Anordnung machen und die Obligationen dem Wunsche des Kf. gemäss aus.
fertigen lassen.') Sie haben sich auch erboten, wegen des vom Kf. geforderten
Pulvers und Bleis ihr Bestes zu thun.
Niinvei;eD festgesetzt ssi, vorher xu Kf. zu reisen, zumal auch der Prinz Ton Oranien
ia ihu gedrungen habe, über manche», „was sich uiclit alles schreiben Hesse", münd-
lieb zu berichten. Kf. genehmigt (d. Feldlsger vor Löckeniti 3./13. September 1676),
du) derselbe Tor seiner Abreise na^ch Nimwegen lu ihm komme, mahnt ihn aber,
seine Herkunft möglichst zu beschleunigen, damit er 'la rechter Zeit in Nimwegen
Min könne. S. unten Ab^cliD. VI.
') S. über die Erklärung des Kf. inbetreff der Subsidlenzahlung den Bericht
V. d. Tocht's vom '22. Oclober/l. November 1G76 (Urk. u. Act. HI, S. 491).
oyGooi^lc
154 II. BraDdenburg und die Niederlande ICT6— 1679.
M. Romswinckel an den Km-fürsten. D. s* Grafenhage
5./i5. Deceraber 1676.
[Besprechung mit dem Prinzen von Oranieu. Hisstrauen gegen die eogliscbeii Ab-
Nachdem der Prinz von Oranieii vorgestern aas Seeland hieher zarärk-
gekehrt ist, hat er ihm gestern des Kf. Befehl gemäss Beförderung einer billig-
mBssigen Resointion auf die dänischen Vorschläge wegen der Flotte, Vorbe-
reitungen, um dem Kf. gegen Polen lIBIfe zu leisten, falls dieses die franifcisrlK
und schwedische Partei ergreifen und dem Kf. Schaden unfügen sollte, ä'V'
Zahlung der Subsidien und Deckung des Clevischen Landes reromniendiert. Der
Prinz versicherte, er wollte sich darum bemühen, den Staaten von Seeland halle
er diu Zahlung der Subsidien recommeiidiert, die Finanzen würen daselbst aber
sehr in disordro und erschöpft. ^Vcgen Bedeckung des Clevischeu Landen
wünschte der Prinz mit v. Spaen sich zu besprechen. Von den nach Polen
abgegangenen Schreiben sendet er eine Abschrift mit. Da er aus des Prinieii
Discursen nicht hat abnehmen können, dass man sich hier auf den englischen
Hot sehr verlasse, sondern vielmehr davon nicht viel gutes gewärtig sei. m
kann er um so woniger dem Vorgeben einiger deferieren, der englische Gesandic
Temple sollte herkommen, um dem Staat annehmliche Fricdensbedingungeii zu
offerieren.
A. V. Spaen und M. Romswinckel an den KurfQrsten.
D. s' Grafenhage 29./19. December 1676.
[Verhandlungen mit dem Prin;^en von Oranien. Vorschläge wegen Aufstellung de:
Armee zur Deckung Cleve's und der benachbarten Gebiete.]
,_ Sie haben Freitag, am Christfag [■2!>. Dezember], bei dem Prinzen tm
Oranien Audienz gehabt und denselben gebeten, es dahin dirigieren zn helfen-
dass im nächsten Frühling zeitig eine Flotte nach der Ostsee geschickt nnii
dadurch die Schweden behindert würden, Snirrurs nach Pommern zu bringen,
ferner angezeigt, dass Kf. glaube, die Kriegslasten würden dem Staat für das
anstehende Jahr schwer fallen, und dass er daher geneigt wäre, die Zablong
der künftig fältigen Subsidien erst nach Umlauf des nächsten Jahres zu fordern,
wenn nur der Slaat und der Prinz es bei Spanien dahin bringen könnten, dass
dieses ihm die rückständigen und fälligen Subsidien richtig bezahlte, ferner hab«n
sie recommendierl, dass der Slaat zum Unterhalt der Truppen des Kf, die
man selbst in den geringen vom Kaiser angewiesenen Quartieren nicht ein-
nehmen wolle, die rOcksiändigen Subsidien förderlichst zahle. Der Prinz er-
widerte, wegen Schickung der Flotte sollte, sobald der spanische Gesandte
de Lira zurüclt gekehrt würe, eine Conferenz gehalten werden. Der Staat sei
in so schlechtem und geldlosem Zustande, dass er die Subsidien künfüg nicht
oyGooi^lc
VerhandluDgen mit dem Prinzen von Oranien- 155
mehr werde abtragen könnec, er hoffe aber, Spanien werde sich besser angreifen,
und er vereprach, sich darum zu bemühen, ebenso wegen Zahlung der noch rück-
ständigen Subsidien vom Staate. Darauf haben sie mit dem Prinzen von Be-
freiung der Clevischen und benarhbarten Lande vondenExactionender französischen
Besatzung in Mastriebt gesprochen nnd Ihm des Kf. Vorschläge mitgetheilt. Der
Prinz war damit einverstanden und sagte, um diesen Zweck zu erreichen, müsste
hei Ruremondc ein beständiges Corpo zeitig formiert werden. Kiitnal da der
König von Frankreich schon Anfang MSrz mit 50000 Mann in die Spanischen
Niederlande kommen und, bevor die Spanier und der Prinz wurden zu Felde
sm können, sich Cambray's, Valencienne's iind anderer Orte bemächtigen wollte.
Spacn hat darüber am nächsten Tage mit Graf Waldeck conferiert nnd sie
haben beiliegenden Entwurf) gemacht. Der Prinz war mit demselben einver-
»■landen, meinle aber, auf die 500 Reiter von Spanien sei kein Staat zn machen,
von des Staates Cavallerie mehr zu thun, sei unmöglich, Kf. möchte daher
-'(«JO za Pferde und 1000 z. F. zu diesen Truppen schicken, er würde seine
ganze Cavallerie in Pommern nicht nöthig haben. Spaen hat zwar dagegen
Einvendnngen gemacht, der Prinz hat aber gebeten, sein Begehren dem Kf. zn
herichten.
M. Romawinckel an den Km-fÜrsten. D. s" Grafenhage
29./19. December 1676.
[Günstiger Bericht v. d. Tocht's. Bemühungen um Verständigung mit Kf. Un-
willen über Spanien.]
v. d. Tocht') soll in seiner hier abgelegten Relation die AfTection des 29. Dce,
Kl. gegen den Staat, die Gnade, welche er selbst von ihm und der Kurfürstin
>) Nach demselben sollen zu dem in aller
Eile zusammenzubringend
Brandenburg 500 Reiter,
l£00 z. FuBS,
Pfalz-Neuburg 500 „
1300 , ,
der Staat 3250 ,
1000 , ,
zusammen 3250 Reiter,
3400 z. Fuss,
SpaniBn 500 Heiter,
. Fuss,
Pfali-Neuburg 500 „ :iOOO
„ , SOU Dragoner,
der Staat 3(H)0
') T. d. Tocbt war Ende December 1676 nach Holland zurückgekehrt, nach-
ifa beschlossen worden war, die Verhandlungen mit dum Kf, wenn derselbe nach
Clere kommen «rerde, fortzusetzeu. S. Urk. u. Act. 111, S. 49:; f.
oyGooi^lc
156 II' Brandenburg und die Niederlande 1676-1679.
eifahr^n, und des Rf. Sorgfalt und Tapferkeit in Foirtgetziing der Waffen sehr
gerühmt haben. Er tfisst sich anch sehr angelegen sein, den Traclat nnd die
mit des Kf. Ministern conceriierten Punkte zu beiderseitigem Vei^nngen u
perfectionicren, and auch der Prinz und der Kathspensionar bemnben sich danun.
Bei den Geldpunkten wird es vornehmlich auf die Stadt Amsterdam, in det
Gelderschen Compromisssscbe anf der Staaten von Geldernland Eifclänm;
ankommen. Die Admiralität und der Magistrat zu Amsterdam werden fi
ungeduldig über das Ausbleiben der spanischen für die im Hittelmecr gewesene
Flotte zu zahlenden Gelder, dasa man dort schon von Repressalien lar Sk
gegen Spanien spricht und man hier über die geßUirlichen Folgen, welche daran»
entstehen könnten, bekümmert- ist.
Der Kurfürst an Romswinckel. D. Potsdam 22. Decemlw
1676/[1. Januar 1677].
[Verwendung für Dänemark.]
1671
t, Jan. Seine and des Königs von Dänemark Interessen sind auf das engstr
combiniert. Nachdem jetzt die Action in Schonen') vorgegangen, finde! «r
nöthig, dass demselben von den gesamten Alliierten und besonders vom Süai
nach Möglichkeit gefuget werde, besonders in 3 Punkten: 1) mit der Flotte inl
künftigen Frühling, und zwar möglichst früh, ii) wegen der restierenden Subsidieii,
worin sich der König .so raisonnabcl erklärt und sich zu einem so erklecklichen
Nachlass=) entschlossen bat, 3) vernimmt er mit Befremden, dass der Staat si;li
in die Materie des Elbzolles') mischen will, während diese doch nur das ReioL
und die Karfürsten angeht, die ihr Interesse schon nicht ausser Augen seUen
werden.
K. soll in des Kf. Namen das Inleresse des Königs von Dänemark in
diesen und anderen vorlaufenden Punkten befördern.
') Die rür die Dänen unt;lückliche Schlacht bei Lund am 3. December l'i'if-.
I. Carlson, Üeschicbte Schwedens IV, S. 659 <f.
') Romswinckel hatte am 23. Noyember/8. December I67G berirhlcl, dir
dänische (Jesandle Majererohn hätte erklärt, sein König wollte auf den drillen
Theil der von Holland für die Landmiliz versprochenen Subsiüien yerzichten unii
wollte, wenn Spanien und Holland für die 40 Kriegsschiffe die verspT0cheD<;n
600000 Rthlr. zahlten, diese FloKe im knnfiigen Frühling allein stellen.
') Ueber den Olückstadler Elbioll s. unten Abachn. 111.
oyGooi^lc
Verwendung für Dinemark. Verhandlungen mit dem Primen y. Oranien. 157
A. V. Spaen an den Kurfürsten. D. Wesel 10. Februar
St. n. 1G77.
[Verlangen des Prinzen von Oranien, daas Kf. ihm lUlfstruppen sende und dass
ein Corps bei Koermonde aufgestellt werde.]
Auf den Wunsch des Prinzen von Oranien hat er sich zu demselben nach 10. Febr
Dyren begeben. Derselbe erkundigte sich z<in3cbst nach des Kf. Gesundheit
und ob er nicht wüsste, wann dieser nach Wesel kommen würde, und zeigte
grosses Verlangen nach dessen Ankunft.') Er fragte dann, ob er noch keine
Aulwort wegen des bei Rurmonde zu formiereuden Corps von Kf. erhalten, nnd
sprach die Hoffnung aus, dass Kf. ihm bei angehender Campagne mit 3000 Reiteni
Ifistehen werde. Als er erwiderte, dass er darauf noch keine positive Antwort
erhalt«ii habe, vermutblich da Kf. deswegen mit dem Prinzen selbst sprechen
nullte, erwiderte dieser, es sei keine Zeit zn versäumen, die spanischen Nieder-
lande seien in sehr schlechtem Zustand, die Franzosen h&tten ein grosses Dessein
vor, man müsste allerseits was nur möglich thun, dem ersten ühoc zu resistieren,
I.T hoffe sicher, Kf. würde ilim die Reiterei schicken nnd die Bildung des Corps
bei Rormonde billigen, es wSro für Kf. wie für den Staat schiiap flieh, dass sie
ihre Uoterthanen so grosse Summen an den Feind bezahlen liesseu. Aach er
niuss gestehen, dass es unmöglich ist, dass das Clevische die dem Kf. bewilligte
ätcner nnd zugleich den Franzosen die Brandscfaatzungen länger bezahle.
Wegen der 3000 Reiter hat er geantwortet, man habe sichere Zeitung, dass
die Schweden Im Frühjahr bedeutenden Scconrs nach Pommern zu schicken
gcdächteD, daher würde Kf. wohl schwerlich zum Detachement einigen Volkes
sich resolvieren könoen, falls nicht der Prinz beförderte, dass die hollün-
ilische Flotte so bald als möglich wieder in die Ostsee käme. Der Prinz
antwortete, er wollte sein Bestes dabei thun ; wenn die Schweden verhindert
vürden, Truppen nach Pommern zu bringen, würde Kf. nicht alle seine Cavallerie
und Infanterie dort nöthig haben. Er wiederbolt das, was er und Romswinckel
schon früher^) gemeldet, dass Kf. durch eine solche Truppensendung die Ge-
uüther in ganz Holland sehr gewinnen und so in allem, was man dort zu
suchen hat, besser znrecht kommen würde.
■} Kf. war am 31. Jauuar/lO. Februar I67T von Berlin nach dem Clevischen
wfgebrochen, musste aber infolge eines heftigen Gichtanfalls am 3C. Fehrusr in
Hamm liegen bleiben und konnte erst am 7. April von dort aus die Keise fortselzen.
S. V. Bueh's Tagebuch, herausg, von v. Kessel 1, S. 221 ff.
') S. oben S. 139.
oyGooi^lc
158 n. Brandenburg und die Miederlande 1676— I6T9.
M, Roinswiiickel an den Km-füreteii. D. s' Grafenhage
6./16. Februar 1677.
[Beruhigende Verskherungeu wegen der Unterhandlungen Beuningen'g in EngUniL^
Nachdem ihm die Abschrift eines Memorials zugekommen, in welchem Beo-
ningen') den KGnig von England unter Schilderung; des bedrängten ZustxDdei
der spanischen Niederlande gebeten, den Frieden zu befördern, und er auch vn-
nommeo, dass derselbe mit dem Könige einige conditiones für den Vmäti
zwiscben Frankreich und Spanien concertiert habe, hat er sich danach und nicli
der eigentlichen Intention des Staates bei dem Prinzen von Oranien und itt
vornehmsten Regenten erkundigt. Alle versichern, Beuningen habe nur
Ordre gehabt, dem König von England die Beförderung des Friedens tu «m-
pfelilen und ihm zu diesem Zwecke die Gefahr der spanischen Niederlande tu
schildern, aber nicht VorscblSge wegen der Friedensbedingungen zu macheD.
man wüsste auch nicht, dass er deswegen mit dem König etwas conceitien
hatte. Der Prinz hat ihm beifolgenden Eitract der Relation Benningen's milg«-
theilt und derselbe wie auch Fagel haben ihm vereicheri, der Staat dentf
nicht daran, sich ohne seine Älliierien in Separatverbandlungen einzulassen. Er
hört auch, dass man wegen Sendung der Flottein die Ostsee, sobald de Lita
angekommen sein wird, eine gute Resolution nehmen wird, und dass anrh )lk
Anstalten gemacht werden, um die Armee in Stand zu setzen und zeitii! e«
campagne gehen zu lassen.
M. Romswinckel an den Kurfürsten D. s' Grafenhage
13.'23. Februar 1677.
[Absicht des Primen vou Oranien, zu KT. zu reisen, Fagers. die Beile^ing lirr
clevisch-geidriachen Streitigkeiten zu versuchen. Stand der Subsidienangelegenheiü
Der Prinz von Oranien ist Sonnabend [den ^0.] früh nach GröniD^ea
abgereist und hat ihm beim Abschiede gesagt, er gedenke von dort sich nSchslcn
Monlag oder Dienstag nach dem Clevischen zu Kf. zu begeben, v. d. Tochl
hat Befehl, sobald er des Kf. Ankunft daselbst erfahren, sich zu ihm zu ver-
fügen. Vor setner Abreise hat der Prinz die Ordre wegen Eqiiipierung nuJ
Schickung einer Flotte von 40 Kriegsschiffen in die Ostsee zu Wege gebrarhi.
Fagel ist vorgestern auch nach Groningen gereist und hat ihm beim Abschied
gesagt, er müsste bald wieder hier sein, um der Versammlung der Staaten von
>) Conrad von Beuningen, damals hollindischer Gesandter in Engluxl.
S. Hirsch, Brandenburg und England 1676—1679. I. (Progr, des Königs la.l lisch«
Reslgjmaasiums lu Berlin 1898), S. 13.
oyGooi^lc
Beabsicbtigte ZasumnenLanft dsa Kf. mit dem Primen von Onnien. 159
Hotland beizuwohnen, er wolle aber sehen, seine Reiae über Arnhem zu nehmen
und eine Disposition zu gütlicher Hinicguiig der cicvischen und gcldrischen
Differentien zu mudieii, und er stelle dem Kf. aubeim, ob derselbe nicbt aach
jemand von seinen Rätben dorthin schicken wolle.
de Lira ist zwar vorgestern bier wieder angekommen, hat aber kein Geld
oder Effecten, worauf Geld zu negotiieren, milgebraoht, sondern vertröstet alle
Minister der Alliierten auf die, welche ehest aus Spanien erwartet werden, ver-
sichert, Kf. solle vor allen anderen daraus eine gute Summe erhalten. Die
■ IbligatloDen') wegen des Cootingents der Provinz Holland zu den rückständigen
Subsidien bis zum I. Juli IUT<;, ilber 300(>0ü bolländ. Gulden betragend, sind
schon ansgeferligt.
Was bey der Unterredung initt dem Printzen von Oranien
zugedenckeii aein.^)
1. Das wegen der Huffeisischen schuldt undt Gelrfrischen comprouiU
richtigkeitt gemacht werde,
2. wegen der supsidiengelder,
H. das kein stilstandt der waffen gemacht werde,
4. das kein parlicuUe Pride getroffen werde,
5. das dem Könige in Dennemarck 15 oder 12 schiffe geschickt werde,
vndt das vom Kayser vndt anderen alligirte huifte zugeschickt werde,
6. Sich zu erkundigen, wie es mitt Engelandt undt den parlament
stunde, vndt was mau Sich zum Könige vndt parlament zu versehen
habe,
7. das itzo nicht von der Zeitt sey repessallien gegen Spaniea zu
gebrauchen, weill der Feindt dadurch ein grosses avantage gewinnen
wurde, ia die Aligirte wurden allerhandt gedancken fassen,
8. Wegen der Denischeu Älianco wie auch des perpetuirlicben fedus
mit HoUandt,
9. Wegen der Englischen heiradt,
10. Wie das landt zu Cleue in sicherheitt gesetzet werde kunnen.
>) S. oben S. 151.
') Eigenhändige Aufzeichnung des Kr, jedenfalls auf die damals beabsiclitigte
iluüiimmenkuDft mit dem Prinzen von Oranien bezüglich.
oyGooi^lc
160 II- ßrand«nburg und die Niederlande 1676—1679.
Instruction ftlr Gen. Lieutenant v. Spaen. D. Ham
14./24. März 1677.
34. März. Er hat sich aufs schleunigste znm Piinzen von Oranien zu begeben, za ent-
schuldigen, dass Kf. wegen seiner Indisposition ') nicht eigenhändig demselben htk
antworten könneu, nnd anzuzeigen, dass Rf. ihn vornehmlich abgefertigt, damit
das Nötige wegen des bewussteii Corpo übetiegt werde, von dem er wünsche,
dass es so postiert und gebrauciit würde, dass seine Clevischen Lande vor der
französischen Invasion sicher und hedecitt sein Itöunten. Kt, wünsche sehr,
vor seiner bald bevorstehenden Riirkkchr den Prinzen zu sehen und zu spreche».
Er hat dem Prinzen des Kf, Interesse, Schickung der Auxiliarflotte nach d»
Ostsee, Bezahlung der Subsidien und gänzliche üinlegung der Cleve- und
Gelderschen Streitigkeiten zu enapfehlen, ebenso das Interesse des K5ni^ Min
Dänemark, schleunige Assistenz mit Subsidien und der Flotte, da derselk
nach dem Schonischen Treffen sich in solchem schlechten Zustand befand«!),
dass zu fürchten, er würde sonst, wenn er nicht schleaiiige Assistenz erhielte.
aus dem ^Verk scheiden müssen.
M. Romswinckel an den Kurfürsten. J). s' Grafenhage
16./26. Mäpz 1677.
[Holländische Forderungen iabetrelT der nach der Ostsee zu schickenden Flolle,]
i. Gestern haben die Deputierten des Staats zu den geheimen Sachen alle
Minister der Alliierten zu einer Conferenz berufen und ihnen mitgelheilt, der
Staat habe für nöthig befunden, dass von Spanien, dem Staat und Däne-
mark förderlichst eine gute Kriegsflotte equtpiert und in See gebracht würde.
Spanien imd der Staat wollten 15 capitale Schiffe, (i kleinere und 3 Br»nder
am I. Hai nach der Ostsee auslaufen lassen, der König von Dänemark sollte
'J5 Kriegsschiffe dazu thun, damit die Flotte aus 40 capitalen SchiCfen bestehe
und man damit den Schweden das Haupt bieten könnte.
Der dänische Gesandte hat sich diesen Vorschlag gefallen lassen, aber
verlangt, dass seinem Konige nacli dem Tractat von 166G die Subsidien zu
solcher Equipage von l'j Schiffen entrichtet würden, dazu aber haben sich die
staatischen Deputierten nicht verstehen wollen und haben ihn ersucht, seinem
Könige zu recommendieren, dass dieser zu den 15 Schiffen '25 hinzufügen
sollte.')
') S. oben S. 157. .
^ R. meldet am 80. Mn/9. April 1G77, auf FageTs Betreiben werde aller-
dings die Equipierung der 15 Kriegsschiffe vorgenommen, wenn aber spaniscbeiseiis
nicht der versprochene Beiti'ag datu gezahlt oder genügende Sicherheit dafür gestellt
würde, so könnte dieselbe nicht fortgesetzt werden.
oyGooi^lc
Sendung v. Spaen's »d den l^rinzen vou OranieD.
Der Kurfürst an den General- Admiral Tromp. D. Hamm
27. März/6. April 1677.
[Aufforderung, zu ibm lu kommeu.]
— Gleichwie es uns nun leid thut, dass wir dazumalen wegen G
uDserer Uopasslichkeit behindert worden, denselben zu sprecheD, als hoffen
wir, es werde solches niio in kurzem geschehen, indeme wir vermittelst
göttlicher Hülfe morgen vod hier aufzubrechen uod auf Wesel zu geben
verholTen. Es wird uns demnach aebr lieb sein, wenn der Herr Graf,
so balde wir alda werden angelanget sein, sich auch daselbst einfinden
wollte, gestalt wir uns dann wegen ein und ander wichtigen Angelegen-
beiten mit demselben nötbig zu besprechen haben.') —
A. V. Spaen an den Kurfürsten. D. Cleve 6. April st. n. 1677.
[Bescheid des Prinzen von Oranien auf die von ihm vorgebrachten Punkte,]
Er hat den Prinzen von Oranien in Breda') getroffen. Auch dieser 6. April.
wünscht sehr eine Znsammenkunft mit Kf. und schleunige Zussmmenbringung
d«s Corpo, dessen Commando er schon längst ihm, v. Spaen, zagedacht und
Qur iiiterimsweise dem Feldzeugmeister Grafen v. Hörn übertragen habe. Das-
selbe müsate so aufgestellt werden, dass dadurch sowohl Cleve als auch die
andeten interessierten Lande gedeckt würden. Wegen der Flotte, versicherte
er. bemühe er sich, dass dieselbe möglichst schleunig nach der Ustsee auslaufen
möclite. Inbetreff der Subsidieii fehlte es an Vermögen, nicht an gutem Willen.
L)ie Beilegang der clevisch-geldersehen Differentien hätte er Fagel recommen-
diert. DSnemark würde durch Senduug der Flotte mitgeholfen; wegen der
Sabsldien wendete er die aagen schein liehe Unmöglichkeit vor, versprach aber
doch, die Sache beim Staat zu recommendieien.
'} Tromp erschien «irklich bei dem Kf.
8. 13. April 1677 (i, S. 242).
1 S. Sjlvlus IV, 8.36.
Mitcr. L G«Kli.'d. G. Kiirfant«D. XVm.
oyGooi^lc
162 H. BraDdenburg und die Niaderlande IGTG— 1679.
Prinz AVilhelm von Oi'anien an den Kurfürsten. D. Ekelo
17. AprQ 1677.
[UDtnöglichlceit, jetzt zu Kf. zu kommen. Hoffnung auf eine spätere ZaMinin«ii-
kuaft. Sendung v. d. Tocht's.]
Er hat den Kf. nicht bei Beiuer Ankunft in Wesel aufsuchen können, da
er sich zur Aimeo hat begeben müssen, um den Versuch zu machen, St. Omer
zu entsetzen. Bericht über das Missglucken dieses Versuches und über die
unglückliche Schlacht bei der Abtei do Pene. ') Er hofft in 6—8 Wochen seim>
Annee wieder tu den Stand zu setzen, Rache dafür zu nehmen, und dem Kf.
genauere Mitlheilungcn darüber zu inaclien, wenn er ihn selten wird. Er hat
van der Tochf) beauftragt, den Ort der Zusammenkunft vorzuschlagen; ve
kann er sich jetzt nicht von der Armee entfernen.
Resolution des Kiirfüi-sten. Sign. Wesel 19./9. April 1677.
[Entacheidung über verschiedene Punkte der mit Holland ab zu seh liessenden Alliani.j
. Apr. Auf den Bericht, worauf das Allianzwesen mit den Gen. Staaten jetzt
beruht und was dosshalh bei der gestern mit v. d. Tocht gehaltenen Coiifereiii
vorgefallen, erklärt Kf. :
1. Der zu Berlin in hochdeutsch er Sprache entworfene Aufsatz') soll ein-
gefolgt, auch seinerseits unterschrieben, und sein Name überall voi^esetzt werden.
2. Es darf bei der zuletzt aufgerichteten Allianz, so lange dieser Krieg
dauert, bleiben und der vorigen Allianzen nicht ferner gedacht werden, docii
sollten sich in der Allianz von lli6C. Artikel finden, welche auf gegenwärtige
und künftige Zeit quadrierten, so könnten diese der neuen Allianz beigefügt
werden.
3. Es soll kein immer\rährendes foedus, sondern nur ein solches auf lO
oder 1^ Jahre gemacht werden.
8. Im 3. Artikel kann es bei den staatiscberseits in niederländischer
Sprache gemachten Veränderungen bleiben, doch müssen die Fälle, wann, wu
■) S. Sylvius IV. S.47ff., Basnage II, S. 807 ff-, Mignel IV, S.438f.
>) S. über dessen neue Sendung ^u Kf. ürk. u. Act. Hl, S. 494, v. Buch's
Tagebuch I, S. 230.
') S. Putendort XIV, i 42 (S. 1076), Urk. u. Act. III, S. 483, 495.
oyGooi^lc
Verbandluagen über die Alllenz. 163
and wie die Hülfe zu leisten, in beiden Artiknla, von denen der eine den Kf.,
der andere den Staat betrifft, in gleichen terminis ausgedrückt nnd das, waa
dem Kf. aas dem Olivischen Frieden und den Brombergischen Tiactaten gebührt,
so mithin eingesetzt werden, dass es desshalb keiner besonderen Garantie be-
darf. Es hat dabei zu bleiben, dass, sotlte der Staat zu Wasser aogegriffen
werden, Kf, nur die H&lfte der versprochenen Hülfe, die andere HBlfta erst
dann, wenn der Krieg auch zu Lande geführt wird, zu leisten hat.
5. Kf. ist zufrieden, dass der Staat die versprochene Hülfe existente casu
in Uannschaft oder Schiffen leiste, er behält sich aber auch vor, dieselbe, wenn
er Uannschaft nicht entbehren kann, statt dessen in Geld zu leisten.
' 6. Art 1 1 von eigenmächtiger Einquartierung und Durchzügen kann aus-
gelassen werden.
7. Art. 12, dass einer des anderen Unterthanen nicht mehr als seine
eigenen beschweren soll, ist so wie in dem Berliner Entwurf, ohne Zosatz, zu
S. Die ExieusioD des Art. 18, betreffend die Communicntion über die
künftigen Kriegsoperationen nnd dass kein Theil für sich Frieden machen solle,
liast er sich gefallen, auch 9., dass Art. 19 wegen Garantierung des Olivischen
Friedens ansgelassen werde.
10. Von Art 30 wegen der Fortificierung und des Unterhalts der Garnison
lon Wesel soll, falls dieser Punkt nicht so, wie er sich in dem Berliner Project
findet, staatisch erseits angenommen werden will, ein Separatartikul wie sub n. I
gemacht werden.
lt. Die 4 Nebenartikul, dia Aufbebung seiner Praetensionen betreffend,
lüs.^t Kf. sich gefallen. Doch ist das Exemplar, welches er zu unterschreiben
hat, hochdeutsch zu expedieren und im Art. 3 klar und deutlich auszudrücken^
dass er nur auf die von dem Tractat von a. 167*2 her restierenden staatischen
Subsidien nachgiebt, vorbehalthch jedoch der 33000 und etliche hundert Thaier,
darüber schon früher als empfangen quittiert worden.
iä, Mit dem I. Artikul, betreffend die Praetensionen, welche der Staat
nachgiebt, ist er zufrieden, betreffend den 2. aber, wegen der Geldrlschen
Comprombssacho , kann er die Schenken schanz nicht wirklich abtreten noch
darauf ginzlich renunciieren, bevor die Geldrlsche Sache ganz abgethan ist
Danach haben sieh die Geheimen Bätlie, besonders diejenigen, welchen
dieses Allianzwesen zur Richtigkeit zu bringen aufgetragen ist, zu richten.
oyGooi^lc
II. Brandenburg und die Niederlande 1G76— 1679.
Puncta*), worüber S. Churf. D. mit dein Rath-Pens'ionario
Fagel sich besprochen. So geschehen den ll./äl. Aprilia 1677
zue Wesel.''*)
Ad I. I.
Dem Staat wäre solches sonders S. Clif. D. hätten diese Confereni
lieb, als der nichtes melir vedaogete darumb vcräalasset, damit eio gules
denn mit Sr. Churf. D. in eiuem Vertrauen zwischen Derosolbeo, dem
aufrichtigen guten Vernehmen be- Staat und des Princen von Oranien
ständig zu verharren. — ]hrcr Hoheit 1>. conserviret und mehr und mehr
thäte es sehr leid, das.s Sie S. befestiget werden möchte.
Churf. D. vor dero Rückreise nicht
sprechen könnten, die Ursache wäre
bekannt.
Ad II.
Einen allgemeinen guten Frieden
verlangetß der Staat, zue eiuem
particulier-Frieden würde sich der-
selbe keinesweges verstehen. Man
tractirete zwarjetzo zue Nimwegen
mit Franckreich, sowohl wegen der
Commercien als anderer Differen-
tien, wann aber gleich alles ad-
justiret wäre, würde man doch zue
keinem Schlüsse schreiten, ehe und
bevor die übrigen Alliirten alle mit
ihren Tractaten richtig, damit ein
allgemeiner Friede, wobei alleiae
Sicherheit zu finden, retabliret
werde. Der Staat gönneteSr. Churf.
D. ganz Pommern von Herzen gerne
') von P. Fuchs' Hand.
') Deber die ZusacDDieDkunft des Kf. mit Fsgel in Wesel am 21. April 16''
y. Bnch's Tagebuch (I., S. 243). Derselbe bemerkt: S. S. Kl. lemoignoit brvi-
lup de satisfaclion de cette enlrevue, comme Elle en avoit auBsi sujet de l'eslre.
II.
Wie ein guter allgemeiner Frieden
zu befördern und es anzustellen,
dass auf das jüngste Unglück, so
die staatiMche Waffen betroffen, kein
particuliere Friede noch einige
Tre'nnunge oder Stillstand der
Waffen erfolge, wobei dann eriniierl
worden, dass der Staat seine Ge-
sandten dahin instruiren wolle, dar-
auf bei den Tractaten zu bestehen.
dass Sr. Churf. D. ganz Pommern
verbleiben möge.
oyGooi^lc
UnlerraduDg des Kurfürsteu mit Fagel. 165
und wollteo zue desseo Erlaugange
alle mögliche ofßcia sowohl vor
dich selber als durch ihre Gesandten
zue Nimwegen anveudeo laa^ea. ,
Sie würde» sich auch keines-
weges von ihren Alliirten trennen,
äondcm bei der Partei bis zum ge-
meinen Friedeni«;hluss beständig
verbleiben.
Ad III. III.
Der Staat hätte bereits 140000 Fl, Wie das Unglück, so die staati^
la Recruiten und 340000 Fl. zue sehe Waffen vor St-OmerbetrolTen'),
anderen) nothigen Behuef nach der zu redre^iren, und was für con-
Armee remtttiret, und würde man silia hierüber zu ergreifen.
Dichtes unterlassen, was zue ge-
schwinder Äufheirunge derselben
und Redressirung des erlittenen
Verlusta helfen könnte.
Ad IV.
Es müsste ein gewisses Corpo in
Ober-Geldern formiret werden, wo-
xue der Staat 3000 Mann zae Fusse,
Pfalz-Neuburgs D. 2000 zue
Fusse, 500 Pferde und 500 üra-
gouDer geben, auch noch über das
zue solchem Behuef 20(X) Mann zae
Fusse aus Neubui^ kommen Hessen.
■Spanien würde dabei 800 Pferde
und S. Chf. D. 2000 Pferde und
1500 Uann zue Fusse fügen und
köiiDte man auf den Nothfall die
OüDabrückischen Trouppen, welche
in der Nähe stünden, mit dazuo
ziehen.
IV.
Wie die Cieviache und a
grenzende Lande in Sicherheit :
oyGooi^lc
166
n. BrkDdenburg und die Niederlande 1676—1679.
Ad V.
Vor sich selber würde er wohl
dazue nicht inclioireD, aber mau
hoffete, das Parlament würde ihn
entweder in Güte dazue dispociren
oder auch forcireo. Und weil der
Staat gewusst, dass man in Engel-
land sehr besorget wäre, es mochte
der Staat einen particulier-Frieden
treffen , so hätte der Staat den
König von Engelland damit be-
drohen lassen, dass sie solches tbuen
wollten, im Fall der König ihnen
nicht Hülfe leistete, welches aber
nur darnmb geschehen, damit man
das Werk mit mehrerom Ernst in
Eugelland angreife.
Ad VI.
Es wären desfalls verschiedene
Vorschläge geschehen und wären
ins Mittel gebracht der Pabst, die
Venezianer, Schweitzer uod
andere, weilen aber bei allen etwas
zu bedenken, würde es wohl das
beste sein, dass man die Tractaton
absque mediatore fortsetzete, zu-
malen die gute Parthei ohne das
bisher von deu Medialoren wenig
Vorstand gehabt hätte.
Ad VII.
Dass S. Churf. D. hierunter
Satisfaction sucheten, wäre billig
und wollte der Staat zue Erreichung
derselben alle möglichen officia an-
wenden, gestalt daun dessen ihre
S. UDlen Abschn. V.
Ob ZU hoffen, dass der Konig
von Engelland zue der guten
Parthei trete,
Ob auf solchen Fall andere
Mediatores und welche zu wählen.
Vir.
Wann der König von Engel-
laud bei der Mediation bliebe, wie
selbiger dahin zu brtugen, dass er
S. Chf. D. wegen des Tracfamenis
Ihrer Gesandten') Satisfaction gebe,
oyGooi^lc
Unterredung ilea Kurfürsten mit Fagel.
16t
Minister io Eogellaad
ningen ausdrücklich
Beu-
befehliget
wäre. Dass maD aber deafalls im
Tractat stilk stehen oder auch dass
S. Churf. D. ihre Gesandten von
Nimw^en odor London zurücke
rufen sollten, solches fände or nicht
rathsamb, weil die Sache noch nicht
desperat und die feindliche Parthet
überall in der Welt aussprengen
würde, dass man diesen Praetext
□m die Tractaten zu abrumpiren
gebrauchet hätte.
Ad VIII.
i3t bei dem vorigten Punct 1
wertet.
Ad IX.
Solches wäre keinesweges zu ge-
statten. Der Staat würde es nicht
eingehen und möchten S. Churf. U.
nur auch nicht darin gehoelen.
Ad. X.
S. Churf. D. möchten sehen,
sich mit Hertzog George Wilhelm
auf der Rückreise zu besprechen.
Solches ist nacbgehends geschehen. *)
und dass dei' Staat zufolge der
Allianz im Tractat stille stehen
möchte, bis solche Satisfaction er-
folgete, damit S. Chf. D. nicht ge-
uothdränget würde, Ihre Gesandten
von Nimwegen abzufordern.
vin.
Ob S. Churf. D. ihren Ministrum
aus Engelland wegeu dieser Streitig-
keit abzuforderu hätten.
IX.
Üb die Direction') bei den
Conferentieu der AlHirten zuo Nim-
wegen den Keyserlichen Gesandten
zu gestatten.
X.
Wie das Fürstl. Haus Braun-
schweig bei der guten Parthei
beizubehalten und ob das Bremische
Woscu auf Art und Weise, wie der
Keyser vorgeschlagen,'} durch
Zusammensetzung des Keysers, Sr.
Churf. ü. und Staats fürzunehmen
und die Ilinlegung desselben zu be-
fördern und zu vermitteln.
■) S. unten Abschn. V.
') Ueber die Zuaamineukunft des Kf. mit Ilcrzog Georg Wil
hoslel am 27. April 1677 s. v. Buch's Tagebuch I, Ö. 248.
>) S. unten Abschn. IV.
oyGooi^lc
168
tl. Brandenburg und Ait Niaderlsnde 1
Ad. XI.
S. Churf. D. möchteD mit dem-
setbäD uQterwegens cDaferireD, ')
uod im Fall das Haus Lüoenburg
Dicht zu gewianen wäre, dahin
sehen, ob Sie ihn davon abziehen
könnten, weilen Ihre Keyserl. M.
solches selber vorgeschlagen.
Ad. XII.
Hätten mit dem König von
Dennemarck Dichtes zu demes-
liren ausser der Compromisssache,
worinnenderKönigin Franckreich
(sie!) dem Staat notorie uugütlich,
wollten solches Sr. Churf. 1). und sonst
j ederm änniglich zu judiciren anheimb
geben. Wann der Königin Denne-
marck sich hiernächst darnoter
wollte weisen lassen, würde es gut
sein, jetzo würde jedoch dadurch
das gute Vernehmen nicht unter-
brochen werden.
Ad. XIII.
Man wäre in. Holland bedacht,
etwas gewisses zu dcterminiren,
welches bei diesem Zoll von den
Waaren genommen werden möchte.
Wie darauf S. Churf. I). angezeiget,
weilen dem König in Dennemarck
jetzo mit barem Gelde gedienet
wäre, ob nicht die summa der
600000 Ethlr. in Holland negotiiret
und denen, so dieselbe vorschiessen,
XI.
Wie man sich mit dem Bischof
von Münster enger zu vereinigeo.
XH.
Ob einige Sachen wären, die
das gute Vertrauen zwischen dem
König von Dennemarck und dem
Staat hindern könnten? Zue Hin-
legUDg derselben wollten S. Churf. U.
sich anerboten haben.
XIII.
Ob der Staat nicht gemeinet, von
der Contradiction des Etbzolles')
halber abzustehen. Die Fürsten im
Reich wären nicht befuget, sich
darinne zu mischen : weil der Keyser
und die Churfürsten das Regal der
Zölle bis jetzo alleino behauptet
und an sich behalten, da ihnen
sonst in vielen anderen Dingen
EingrilT geschehen wäre.
') lieber den Besnch des Kf. bei Bischof Chri
I Beckum s. v. Buch'g Tagebuch I, S. 244.
>) S. obon S. 156 und unten Abscbn. 111.
irnhard am 22. April
oyGooi^lc
Uaterredung des Kurfürsten mit Fsge!.
hiowiederamb die Hebuogen und
GeDuss sothaneo neuea Zolles ein-
geth&D werdeo icönnten, hat der
R&th-Pensionarius darauf geant-
wortet, dass solches nicht zu ver-
werfen wäre und dass er desfalls
einen Versuch thueu woHte.
Ad. XIV.
Er wäre mit Sr. Chnrf. D. auch
der Meinunge, dass darnach nicht
zu hören, weilen man sich doch
von Schweden nicht versichern
konnte und ihnen dadurch den Degen,
uml) Schaden zu tbuen, wieder in
die Hand spielen würde.
XIV.
ist ihm zu eröffnen, was Pfaltz-
Neuburgk') wegen des Vergleiches
mit Schweden ins Mittel gebracht
und was S. Churf. D. darauf ge-
antwortet, umb seine Gedanken
darüber zu vernehmen.
Ad. XV.
Die Alliantz wäre so gut als
geschlossen, und weilen beide Theile
ibreConvenienz dabei linden, würde
man so viele möglich auf Perfec-
tirung derselben eilen. DieGeldrische
Grenzsache ginge zwar eigentlich
nicht den Staat sondern die Provinz
Geldern an, er wollte aber doch
von wegen des Staats sein Beste»
zue derselben Ilinlegung thuen und
deafalls expresse bei der Zusammen-
kunft zue Arnheim*) erscheinen.
Wie S. Chf. D. erwähneten, dass
zur Sachen nicht wenig dienen
würde, wanu der Staat einen Theil
XV.
Weil beiderseits daran gelegen,
dass die vorseiende neue alliance
ehist vollenzogen und dieGeldrische
Grenzstreitigkeit beigeleget werde,
dass der Rath - Pensjonarius die
Sachen ihme wollte recommendiret
sein lassen, S. Churf. D. würden
alle Facilität bierunter beitr^en.
') Solche Vortchlige hat Pfulzgrnf Philipp Wilhelm «uhrscheinlich hei dem
Bauche, den er dem Kf. in Wesel 13.— IG. April 1677 ahgeslattet hatte, (s. v. ßuch's
Tagebuch I, S. 241 f.) gemacht.
>) S. oben S. 159.
oyGooi^lc
170
II. Brandenburg und die Niederlande 161E-1679.
XVI.
wegeo der current Subsidien, wie
auch der Subsidien für DeDor-
marck zu gedeaken.
der Schulden, womit die Provinz
Gelderland verhaftet, derselben er-
liesse, damit sie in dieser Sachen
sich desto eher möchte finden lassen,
weilen doch die Einräumung der
Schenckeuschanze dem Staat zum
besten kommen würde, hat der
Rath- Pensionarius solches zu be-
fördern über sich genommen.
Ad. XVL
Die unrichtige Zahlung der Sub-
sidien rührete nicht aus des Staats
Willen sondern Unvermögen her,
weilen die meisten Frovincien aus-
gefallen. Jedoch würde man was
mäglioh wäre thuen, gostalt dann
wegen der Provinz Holland die
Obligationen ') angegeben würden.
Selbige wollte er rathen, auf 72
pro 100 zu versetzen , käme es
dann, dass dieselben wieder auf-
schlügen, könnten S. Churf. D.
solchen Vortheil zu genlessen haben,
und wollte CDtzwischen Holland die
Interesse davon zahlen. Wegen der
übrigen Provincien wSsste er vor
der Hand keinen Rath. Der Staat
wäre nach Endigung des spanischen
Krieges 15 Millionen schuldig ge-
wesen, jetzo wäre er schon über
40 Millionen schuldig.
Ad. XVII. XVII.
Es wäre desfalls schon Vor- Ob es nicht besser wäre,
sehung geschehen und hiltto man man bei jetzigen Conjuncturen
'] S. oben S. 151, 1Ö9.
oyGooi^lc
Unterredung <)eg Surförsten mit Fagel.
auch dergleich fürnemblich nur zum
SchrecVeD Bpsrgiret. Mau würde
e$ damit so machen, dass die
FreuodschaFt mit Sp&niea dadurch
nicht alteriret würde.
Ad XVIII.
Es wäre nichtes daran , und
mächten S. Cburf. 1). eine andere
Parthei vorschlagen.
Ad XIX.
Der Staat hätte nicht in Cod-
sideration 1. KöD. M. in Üenno-
marck sondern I. Chnrf. D. und
damit dieselbe dero Deseeins dar-
dDrch ausführen möchten , diese
15 Schiffe equipiren lassen, ') gestalt
daan der Staat einzig und allein
verlangete, sich mit Sr. Churf. D.,
als welcher sie nicht geringe Obli-
gation hätten, dei^estalt feste zu
setzen , dass nichtea dieselbe zu
treonea capable sein möchte.
den vorgehabten Repressalien wider
Spanien') inne halte.
XVIil.
Ob an der Heirath zwischen des
H. Priucen von Oranien D. und
der Princesse von Yorck*) etwas
gewisses wäre?
XIX.
Dass die nach der Ostsee desti-
uirte Orlogschiffe ebistens equippiret
werden und auslaufen mochten.
V. Somnitz und Blaspeil an den Oberpräsidenten und die
Geheimen Käthe zu Berlin. D. Nimwegen 27./I7. April 1677.
[B«ricbt ober di« in Wesel inbelrelf der Allianz mit Holland geführten Verhand-
lungen. Der Oenneper Zoll.]
Der ZD Wesel genommenen Abrede zufolge schicken sie ihnen die Abschrift '27.
des niederdeutschen AJIianzprojectcs, welches ihnen früher hier in Nimwegen
•) S. oben S. 156.
'; Ueber dio ersten im December 16T4 deswegen dem Prinzen von Oranien
ilurth König Karl II. gemachten Anträge S. Temple's Hemoiren (Worlis II, S. 2S7fr.),
'gl. K»nke, Engliiche Oetehichte IV, S. 464.
>) S. oben S. 160 und Sylvius II, S. 70.
oyGooi^lc
172 II- BrsQdeDburg und die Niederlande 1676—1619.
von V. d. Tocht zugestellt worden und in vielen Articuln anders ils du
Berlioische hachdeotache Cancept eiugericlitet ist, wie solches zu Wesel bei deii
Conferenzen ') angewiesen worden. Die separaten Articuln, wodurch alle pne-
tensioues binc inde aufgeheben werden sollen, sind dabei anoecUert, sie haben
dieselben aber nicht von v. d. Tocht (ausser dem letzten Punkt von der
geldrischen Sache) sondern von anderen ausser seinem Vorwissen bekommen.
Ferner fügen sie bei Abschriften von 3 von Kf. eben vor seinem Anf-
bruch von Wesel in dieser Allianz- und der Geldrischen Cumpromisssache er-
theilten Resolutionen.') Bei Verlesung des Aufsatzes wegen Unterhalt» der
"Weselsohen Besatzung') hat Kf, sich desshalb mündlich niher herausgelassen
und wird nüthig sein, dessen eigentliche und endliche Erklärung in hoc passn
zu vernehmen.
Fagel und v. d, Totht haben nach des Kf. Abreise von Wesel mit ihnen
aus dieser Sache weiter gesprochen, und als sie denselben zu verstehen gaben,
dass Kf. nicht gemeint sei, das Allianzwerk fortzusetzen, bevor die geldrischen
Streitigkeiten gütlich abgethan sein würden, hat v. d. Tocht wiederum erkläri
und darauf bestanden, dass zuvor auch der Punct wegen des Zolls und der
Licent zu Qennep abgethan sein müsste. Als sie erklärten, davon nichts in
mandatis zu haben, ausser dass Blaspeil Befehl erhalten hätte, zu berichten,
wie es mit Jenem Zoll und Licent beschaffen sei, und dass er dieses aarh
gethan und seinen Aufsatz den Geheimen Käthen v. G 1 adebeck und v, Knese-
beck zu "Wesel zugestellt hätte, erzählte er, was desfalls in Berlin voi^efallcn
sei und dass er vorgeschlagen hätte, er wollte den Generals taaten die Anf-
bebuDg der Hoefeiserschen Schuld favorabihter vortragen und sie dazu nacb
Möglichkeit disponieren, die Geheimen Räthe möchten dagegen dem Kf. von
dem Zoll und Licent zu Gennep ebenfalls favorable Kclation abstatten und <he
Sache dahin dirigieren, dass Kf. sein Recht daran an den Prinzen von Oraiiieii
cedierte. Der Oberpriisident und die Geheimen Räthe hätten ihn, nachdem a*
dem Kf. Relation darüber abgestattet, versichert, dass es wegen des Gemieper
Zolls und der Licent keine Schwierigkeit geben sollte. Da sie erklärten, ohne Ordrr
und Instruktion darüber nicht verbandeln zu können, hat sich derselbe ent-
schlossen, der Hofstaat zu folgen und mit Kf. und den Geheimen Käthen näher
deswegen zu reden. Aus BlaspeiPs Bericht werden sie ersehen, dass der Zoll
an sich gering ist, aber den Herzogen von Cleve seit undenkliche» Zeiten
gehört bat und niemals bestritten worden, dass die Licent zwar streitig gemacbt
') Ö. oben S. 162 f.
^ S. ebeudaselbst.
>) Diesen Separatartikel betreffend hatte Kf. erktärl, da er verlange, xur Con-
1 der Festung Wesel sollten die Gen.-Slaaten pro dimidia parte concurrieren
und dafür der Gouverneur und der Commandsut sieb iKnen auch verpfliehten, i"
Gen.-Staaten aber forderten, daas, falls sie die Hälfte der Kosten IrSgeu, die Hil^«
der Besatzung aus ihren Leuten bestehen und die ganze Besatzung den Alliierten
schwören sollte, so solle dieser Punkt, wenu man sich über denselben nicht so, 'i^
er es wünsche, einigen küuule, vorläufig ausgestellt bleiben.
oyGooi^lc
Verhandlungen mit Fagel und v. d. Toeht. 173
worden, der Staat nnd andere iDtetessenten aber in Rechten weiter nicht als
>af die Abschaffang davon werden geben und urgieren können, und dass es
dicserseits an gnten Gründen, welche man dawider einzuwenden hat, nicht
fehlen wird. Ihrer Meinung nach ist bei dieser Sache viel zu bedenken, es
würde fnr Kf. nachtheilig sein, da er nur diesen einen Zoll auf der Haas hat, sich
dieses Regals an begeben. Es haften auf den Licenten noch einige onera, auch
Blaspeil hat von Kf. 1664, 1 GT'2 und 1677 Geacessionen auf deren Intraden
«rbalten. ')
Der Kui-fiirst an Romswinrkfl. D. Cöln 13./23. Mai 1677.
[Die apaaisehen Subsitlien nud die holl&ndisdien Obligationen. Befehl, schleunigst
Pulver zu besctiafren und auf Sendung der holländischen Kriegsscbiffe 7u dringen.]
R. macht^ ihm schlechte UofTnnng zn Bezahlung der spanischen Snbsidien. 23. Mai.
Da er aber immer ans Spanien solcher Bezahlung halber starke Versicherung
iH-kommt, so zweifelt er nicht, es werde endlich etwas erfolgen. Er soll bei
den spanischen ministris weiter eifrige Instanz deswegen thun. Wegen der
Negotiation anf die holländischen Obligationen ist er mit seinem Vorschlage')
einverstanden, will ihm und seinem Vetter und wer sich sonst hierin zu seinen
Diensten gebrauchen lassen will nicht nur alle gebührende Versicherung und
ächadioshaltung praesLieren, sondern ihnen auch ihre Mühe vergelten, er soll nur
die Sache beschleunigen. Auch mit Ueberschickung des Pulvers hat er möglichst
lu eilen, da Kf. desselben zu seinem Vorhaben höchst benSthigt ist.*) Wegen
'] Der Oberprüsidont und die (ieheimen K&thc erwidern darauf (d. Cüln
1 il. Spree 29. Aprü/9. Mai 1677), Kf, habe befohlen, die Sache bis ku v. d. Tochf s
Ankunft auszusetzen, sie würden dann alles in gebührende Beobachtung nehmen.
V. d. Tocht ist am 13. Mai in Berliu eingetroffen, die Unterband hingen über die
Allianz aber sind erst im Januar 1678 wieder aufgenommen worden.
*) R. hatte 5./I5. tfai IGTT dem Kf. geschrieben, auf Zahlung der spanischeu
änbsidien sei nicht zu reebnen, Kf. müsstc, um Spanien dam zn zwingen, nach-
drÜL'ktitbere Uitlel gebrauchen, wie dio Fürsten von Celle, Osnabrück und
Münster, welche ihre Truppen nicht eher schicken wollten, bevor sie wirkliche
Satis^tion empfangen hütten.
>) R. hatte (d. Amsterdam 28. April/S. Uai 1677) berichtet, ein dortiger an-
gesehener Hakler, an den er aich gewendet, hätte ihm gesagt, auf die hollBndischen
Dbligationen allein würde niemand Geld leihen wollen, sondern nur, wenn eine quali-
Scierle Person sich tur Rückzahlung der geliehenen Summe und Zahlung der Inler-
eaien mit seiner Person und seinen Gütern verpflichtete, und er hatte sich erboten,
tusammen mit seinem Vetter, dem Kommissar Romswinckel, die Anleihe zu ne-
gotiieren und die Bürgschaft la übernehmen, falls Kf. sie dafür schadlos halten und
ihaen eine billige Provision zulegen wolle.
>■) Kf. schreib! (d. Cüln 16./26. Uai 1677) an R., er brauche schleunigst
3000 Centner Pulver, da sonst sein auf Anfong Juni angesetzter Aufbruch nicht vor
oyGooi^lc
174 n. Brandenburg und die Niederlftiide 1676—1679.
der 15 KriegsscbiCTe wünscht er, dass womöglich die volle Zahl al^he, doch
damit durch Abgang eines oder anderen ScliiCTes niclit das ganze Werk accrochieit
bleibe, soll er darauf dringen, dass anfangs nur die bereits fertigen absegeln.')
Der KurfQrst an den Prinzen von Oranien. D. Cöln a. d. Spree
22. Mai/[1. Juni] 1677. (Conc. O. v. Schwerin.)
[Beschwerde über das eigenmächlJKe Verfahren der holländischen Gesandten in
Nim wogen.]
I. Jnui. Ew. Ld. können wir nicht verhalten, was tnaasen ') der Herren
Staaten General Gesandten zu Nimwegen sich nicht dazu verstehen
wollen, allewege mit den Alliirten zugleich ihre declarationes gegen die
feindliche Parthoi zu thun, noch in Schriften ihre replique nebest den
andern Allürten zu übergeben, sondern wieder die vielfältige Instanlien
der übrigen Gesandten ihnen farbehalten, auf Art und Weise, wie sie es
gut befinden würden, mit dem Gegentheil zu handeln, jedoch sich darbei
erbaten, dass von selten des Staats nichts ausgebracht werden sollte, so
den Alliirten nicht vorher» communiciret, auch nicht eher geschlossen
werden sollte, bevor die übrigen Alliirten mit ihren postulatis auch zur
Richtigkeit gelanget. Wiewohl wir nun bald anfangs geurtheilet, es
würde dieser modus tractandi nicht allein unter den Alliirten eine Jalousie
anrichten und einen Schein einer Separation geben, sondern auch die
Feinde daraus einen vielfältigen Vortheil ziehen, so haben wir jedocb
desfals Ew. Ld. ehender zu behelligen Bedenken getragen, bis der eventus
und die Zeit nunmehr solches selber entdecket, zumahln wir Ew. Ld.
mit Wahrheils Grund versiebern können, dass nicht allein die AlliirleD,
sich gehen könne, er solle dasselbe dort zu kaufen suchen. R. meldet am 26. Kai;
b. Juni 1677, dass er vorläufig 1300 Centner Pulver erbandelt und nach Uamburf
geschickt habe.
') Et. berichtet am 2G. Ual/0. Juni 1G77, nach yielerUühe, hau pts&cb lieh dnrcli
Fagel's Direktion, seien die von der Admiralität in Rotterdam equipierten ScbiB'
gestern nach Texel abgesegelt, um sich mit den dort liegenden anderen 10 Capiul-
schiffen zu vereinigen und bei erstem guten Wind nach dem Sund zu segeln. Ad-
miral Tromp habe sich heate von ihm verabschiedet. Doch meldet er dann ersi
am 4. Juli, 9 Capitalachiffe mit einigen Brandem und Ädvisjachton seien am l.Jub
abgesegelL Vgl. Sylvius IV, S. 70.
^ S. die Berichte v. Somnitz's uadBlaBpeiTs aus Nimwegen vom 23. Hin
and 11. Mai 1677 unten Abscbn. V.
oyGooi^lc
ßescbwerde ober die holl&nclischeD Gesandleo in Nimiregen. 175
wie wir aus dero Schreiben ersehen, aus dieser Art zu tractiren eine
sonderbare Jalousie schöpfen, welche leichtlicb eiDen schädlichen Effect
tler gemeinen Sache zuziehen könnte, sondern sich auch mehr und mehr
herlürtbut, wie die Feinde sich dieses zu ihrem Vortbeil trefTlich zu be-
dienen wissen.
Wir lassen uns wohl ffirstehen, dass bemeldte Gesandten der
Meinung sein, dass man solcher Gestalt ehender und leichter mit den
Tractaten fertig werden und zu einem Frieden gelangen könne, bevorab
weil man in den Gedanken stehet, dass einige unter den Alliirten sein,
welche sich so gar sehr nach den Frieden nicht sehnen. Es ^ebt es
aber bereits itzo der eventus, dass je williger sich Franckreich und Schweden
gegen den Staat bezeuget und dessen poatulata nicht hart zu disputiren
sich ansehen lasset, je difficiler erweisen sich diese beide Cronen gegen
der übrigen Alliirten postuhta, so dass man solcher Gestalt mit ihnen
nimmermehr zur Richtigkeit gelangen und einen guten, sicheren und
altgemeinen Frieden wird treffen können, daraus dann nothwendig er-
folgen musa, dass eine wfirkliche Trennung und particular-Friede muss
getroffen werden, welches der Feind einzig wünschet und verlanget. ^-
Wenn aber der Staat, wie wir uns versichern, bestandig bei der
Parthei verbleibet und, unangesehen man mit dessen postulatis richtig
dennoch zum Schlusä nicht schreiten will, bevor der übrigen Alliirten
postnlata abgethan, so wird anderntheils durch diesen von des Staats
Gesandten beliebten modum tractandi der Frieden nur verzögert, im ge-
ringsten aber nicht befordert werden — dahergegen ausser allen Zweifel
iit, dass, wann alle Alliirte nicht allein in conailiis sondern auch in
modo tractandi einig und also in keine Wege einiger Schein einiger
Separation gestattet wurde, der Feind viel ehe zu einem raisonnablen,
sichern und allgemeinen Frieden — zu bringen sein würde.
Bitte, sich bei dem Staat za bemäheii, dass dessen Gesandte instruiert
werden, mit den übrigen Alliierten de concerto zu gehen und auf einen ge-
meinen Fuss zu tractieren.
oyGooi^lc
176 II. ßrandenburg und die Niedetltnde 1676—1679.
Protokoll einer Conferenz mit van der Tocht.') Berlin den
14. Junii 1677, praesenti in aedibus des holländischen Ge-
sandten H. von der Tocht H. Oberpraesident et ego Gladebeck.
24. Juni. H. Oberpraesident ad legatum: Kf. hätte aus der beute aus Nimiregeii
angelangten Relation*) mit nicht geringer Verwnnderang ersehen, d*ss die
H. Staaten von Holland seinen Gesandten ein Project übergeben, wie sie ge-
meint seien, sicli mit Frankreich it part zu vergleichen, worin aie das Intere^i'
der übrigen Alliierten nur gar leviter mit berührt hätten. Kf. hätte nar um
des Staates und der allgemeinen Sicherheit willen sich an diesem Kriege ie-
tbeiligt, mit Frankreich halte er nichts zu tbun, mit Schweden würde es ibm
an Mitteln auch nicht ermangeln, wenn er die allgemeine Sicherheit abandonnierea
wollte. Er hSttc aber das gute Vertrauen zu den Staaten gehabt, dass sie sieb
in keine particulare und sonderlich so praejudicierliche Tractaten emltsBea
würden. Sie bäten daher, wenn ihm etwas davon wissend, es mitzutheilen, sods(
wollten sie ihm das eingegangene Project commu nie leren, was such geschehen.
Nach Verlosung dessen hat er zwar dasselbe auf den Commercien-
tractat anianglich restringiren wollen, als ihm aber ex ipso tenore das
contrarium remoostriret und äesa es ein recht Instrameotum pacis ja
gar eine Alliance, so sich sowohl zu Wasser als Land erstrecket, ist er
nicht wenig »urpreniret worden und hat endlich keine Entschuldigung
gewusst als 1) dass er nichts davon wusste aber dramb achreibeo.
2) dass es nur ein. Project und nichts geschlossen, 3) könnte es wohl
sein, dass es nur pro forma geschehen, umb diejenige Alliirte, so nicht
gar 7.U gute Intention führeten, desto besser zur Raison zu bringen, doch
wären dieses nur seine particulier Sentimenten , könnt« nicht mehr
thuen als referiren, hoffe bei morgender Post Nachricht und wollte dieselbe
treulich cominuniciren, bat copiam von dem Project.
Nos: Könnten weiter in ihn nicht dringen, wann er es inoi^eD
nicht bekäme, wollten wir es commu niciren. IJahmen damit Ahscbieii
und referirten Sein. Chf. D. ausßhriich, communicirten es auch mil
dem dänischen H. Scheel, welcher vermeinte, es treffe diese Beieigung
mit den intercipii'ten schwedischen Briefen'} gewaltig überein.
') Von V. Gladebeck's Hand. Vgl. v. d. Toebt's Rslaiionen vom [l.,'i~-
, und 20./30. Juni 1677 (Urk. u. Act. lii, S. 499fO, Pufendorf 1. XV, § 56, 5',
S. 1166 f.
^ S. die Kelatioa v. Sooiniti's u. Blaapeil's von 8./18. Juni 1677 uatu
Abscbn. V.
^ S. Urk. u. Act. III, S. 499, 502 f.
oyGooi^lc
Die boll&Ddiichen SondarTerhsodluikg«!!. 177
Der HoUändische folgete auch sofort Buch and ninoiiBtnert« Sein. Gbf.
D. selbst, dass er es nimmer glanben köante, erbot sich zu grosseo Wetten
uod remonstrirete, dass es ihr Interesse nimmer zaiiesso, ihre Alliirten
dei^eatalt zu deseriren, wäreo keine compatibilia, dasa der Printz seinen
Bentin nach Engellaad geschicket '), umb cathegoricam declarationem
zu soUicitiren, item die Provintz Hollaodt wäre in 3 Monaten nicht
verg&dert gewesen und ohne dieselbe könnte dergleichen nicht geschehen,
et talia. Seren, hat ihm seltwt die Wahrheit gar teutsch remon-
rtriret.")
M. Romswinckel an den Kurflirsten. D. s* Grafenhage
27. Juni/7. Juli 1677.
[Erkl&niogen Fagel'i wegen der Fried en s verbindlungen , der Kriegascbiffe und der
Stitung Englanda. Commercientroctat mit D&Demark. Die geldrische Compromiaa-
SBche.]
Toi^estern Nachmittag bat er mit Fagel eia langes Gesprtch gehalten. 7. Juli.
Betreffend das aufgefangeneSchreibenOliven er an ti'a und die von deeataatischen
Gesandte sa Nimwegen den Hediatoren übergebenen Artikel und was sonst
ISr Atul^ongen darsas gemscbt würden, als ob der Staat oder einige Regenten
dDCB absonderliche D Frieden mit AuBsehliessung ihrer Alliierten machen ond
Schweden mehr ala Dänemark begünstigen wollteo, theilte ibm derselbe mit,
die Gen. Staaten b&tten an v. d. Tocht ein ansführliches Schreiben') at^eben
lusen and hofften, Kf. werde dadurch eine ganz andere und bessere Impression,
als ibm etwa gegeben, schSpfeu und sich darauf verlassen, daas der Staat allem,
was er seinen Alliierten and besonders dem Kf. in den Tractaten versprochen,
soviel in seinem Vermitgen nachkommen werde. Er wünschte, Kf. mScbte nur
bald Heister von ganz Pommern werden und die Gen. Staaten dadurch desto
mehr Ursache haben, dasselbe bei den Frieden stractaten für ihn bedingen zu
helfen und ihn dabei zu maintenieren.
Wegen der übrigen Kriegsschiffe versicherte er, wenn das eine von Fries-
laod noch nicht ausgelaufen, sollte es mit dem einen von Holland hlnter-
') S. Temple's Hemoirea (Works II, S. 407), Uignet IV, S. 47S, 504.
*] U«ber den «eiteren Verlauf dieser Aogelegenbeit s. die Kescripte des Kf.
an sein« Oesaudtan ia Nim«eg«u vom 16./26. und 19./ä9. Juni und 2./13. Juli 1677
uBtan Abscfan. V nitd Urk. u. Act. Hl, S. 505 ff.
>) S. Urk. 11. Act. 111, S. äOSf.
HiUr.i.OMcb.d.a.Kartanteii. XVm. 12
oyGooi^lc
178 II. Brandenburg und die Niederlande 1676—1679.
bliebenen Schiff mit dem ehesten folgen, womit die Provinz Holland >llt ihr«
Schiffe zu dieser Equijwge auf ihre e^ene EoBteo, ohne einige Gelder voa
Spanien oder den Provinien za empAuigeo, w&rde u^eschafft haben. Er viiute
aber keinen Ratb zu den anderen, welche die Proviazen Seeland, Groningen
and Friesland noch hstten aaaräeten sollen, aber ans Mangel der Geldmittd,
welche sie von Spanien bisher vei^eblich erwartet hStten, nicht eqnipieren
kannten.
Als er ihm drittens die grosse Forcht vorgestellt, welche man bitte, dsis
England Schweden znr See Hälfe leisten möchte, hat er bestiodig dafür
gehalten, dass weder der König von England noch der von Frankreich den
Schweden die geringste Hälfe schicken könnten. Er war sonst anch der Meinang,
dass der König von England sich gegen Frankreich nicht declarieren nnd sobald
das Parlament nicht werde zasimmenkommen lassen, der Staat werde inzwischen
in England ein wachendes Aage halten nnd alle schädlichen Desseins zn be-
hindern soeben .
Er hat dann Fagel den Abschluss eines Commercientractats swischen
Holland nnd Dänemark, nm die Freundschaft zwischen beiden Staaten la
befestigen, reconunendiert und vorgeschlagen, dass ein Project deswegen eon-
certiert werde. F. erklärte, er wollte mit dem Pensionär v. d. Busch die
Sache überlegen und ihm noch heute seine Sentimente, wie das Werk aoiu-
greifen, bekannt machen.
F. fragte auch, ob Kf. sich schon auf seinen Vorschlag wegen Hinl^nng
der Differenzen mit Geldern erklärt hätte, er hat erwidert, in so kurzer Zeit
hätte er noch keine Resolution empfangen kCnnen. Die Gelderschen haben
sich auch noch nicht eigentlich darauf erklärt, aber sich vernehmen lassen, dau
sie denselben ebensowenig wie die Bevollmächtiglen des Kf. annehmen kSnnten,
F. hat daher vorgeschlagen, dass die Verhandlungen hier im Haag fortgesetzt
werden möchten.
M. Romswinckel an den Kurfürsten. D. s' Grafenhage
14./24. August 1677.
[Auf dos Rescript vom 31. Juli. Die Beralhungen üb«r den künftigen Fetdiug aiod
noch auszusetien. Ungünstige Stimmung in Holtand.]
34. Aug. Die Oeniütber in den spanischen und den hiesigen Niederlanden sind über
die Retrüte der Armee') sehr entrüstet und wird man daher mit den Be-
■} Heber die erfolglose Belagerung von Chsrieroi durch den Prinzen von
Oranien im August 1677 und den Rückzug desselben s. Sylviui IV, S. 79 f.,
Uignet IV, S.4&4r.
oyGooi^lc
PriedBnsrnhoaucht in HoUftod. 179
ratbuDgen fiber den künftigen Feldzug') etwas warten mSsseo, am ans dem
Soccess, den andere Alliierten wShiend dieser Campagne hofFentlich noch er-
langen werden, desto mebr Änlass za nehmen, zn künftiger Campagne die
Mnst hier etwas Hchwierigen Oemüther zn disponieren. Fagel hat ihm im
Vertrauen gesagt, schon bei der letzten Versaomlang seien die Staaten von
Holland mehr als je difficil gewesen und hatten versichert, den Krieg nicht
länger continuieren zn kSnaen, um so mehr wünschte er, dass Kf. sich in dieser
Campagne znm Herrn Yon ganz Pommem machen könnte, denn es sei sehr
angewiss, ob noch eine €ampE^ne gehalten werden kCnnte, Jedenftlls wfirde
der Staat nicht wieder eine solche capitale Armee ins Feld noch auch eine
Kriegsflotte in See bringen können.*)
W. Blaspeil und M. Romswinckel an den Kurfüi-steo. D. s' Grafen-
hage 28. August/2. September 1677.
[Fried«nsiiebnsucht in Halland. Mittel, um einen Separatfrieden zu verhüten.]
Jedermann ist hier des Krieges überdrüssig und verlangt den Frieden so, t
dass sie alle considerationos, ob bei jetzigem Zustande ein gnter Friede zu
ma<:hen, ob man denselben ohne die Alliierten machen und der Staat dabei
sicher sein könne, ausser Augen setzen. Auch die meisten von den Regenten
geben dem gemeinen Mann darin Beifall, andere Regenten, die sehr gescheidt
und rernBnfüg sind, namentlich Fagel und dessen Anhänger, wünschen zwar
auch den Frieden, aber meinen, der Staat dürfe sich nicht von den Alliierten
trennen, und versichern, wegen des Tractats zwischen Frankreich und dem
Staat sei man noch nicht weiter gekommen als vor sechs Monaten. Doch ist
sebr zweifelhaft, ob sie mit dieser guten Intention zumal nach so vielen an-
glücklieben Saccessen dieser and der vorigen Campagne durchdringen werden.
Die Staaten von Holland werden über 6 oder T Wochen den Kriegsetat für das
Dicbste Jahr vornehmen und dabei gewiss auch über den Frieden deliberieren.
Die hiesigen Minister der Alliierten wünschen nun die Leute, die so ungestüm
auf den Frieden dringen, auf andere Gedanken zu bringen, und da die Haapt-
nisaehe die ist, dass die Lente hier aus Hanget der Commercieu nichts ver-
dieoeu, aber alles Ihrige snm Kriege hingeben müssen, so dass die Stadt
'} Kf. hatte (d. im Feldlager vor Stettin 31. Jull/[10. August] 1G7T) Roms-
■ iackel beauftragt, es dahin lu bringen, dass scbon im September, «fihreud die
Stuten von Holland versammelt Viren, feste Verabredungeu über den nSchsten Feld-
fg getrolTaa würden.
?] Aehnlicha Hlttheiluagen hatte v. d. Tocht dem Kf. schon im Juli gemaehl,
*■ Utk. u. Act UI, S.509..
12'
oyGooi^lc
IgO "■ BnkDdsDburg und die NiederlaBd« 1676—1679.
Amsterdam schon erkt&rt hat, ihnrseits die Schatznag des zweihandettBten
Pfennige, wovon der Krieg bisher vpruehmlich unterhatten worden, nicht lEi^
bewilligen noch beitragen za können, so haben sie gemeint, man möchte darauf
bedacht sein, wie man den HolUndem bei dieser Versammlang, da ober Krie^
und Frieden wird deliberiert werden, etwas zn ihrer Eileichternng varschlagea
and sie dadarch auf dem rechten Wtg halten kQnne. Man meint, der StuI
könnte seine Miliz reducieren nnd gleichwohl eine gute Armee ins Feld brii^ra,
und derselbe sollte mit keiner weiteren Hülfe zur See belangt werden, zoinil
da er ohne das schon längst resolviert, keine Sabsidien mehr za geben, und die
Provinz Holland, welche bisher die Flotten in der Ostsee allein beköstigt hit,
eich dazu nimmermehr wird disponieren lassen. Damit aber inzwischen die
Alliierten, sonderlich Rf, welche der Subsidien nicht entrathen können, be-
stehen und im Stande sein mögen, das Werk femer ansznführen, so meinen
einige der Minister, deren Principalen am wenigsten durch die Quartiere nnd
ZahlDDg der Subsidien abgehen würde, der Kaiser möchte Kf. besser mit guleo
Winterquartieren versehen und Spanien ihm richtiger die Subsidien abtragen.
Es wird diesen Punkt betreffend darauf ankommen, ob es des Kf. Interesse
zulassen wird, seine Armee oder den grössten Theil derselben gegen Frankrdrh
zu employieren, dann wQrden der Kaiser und Spanien sich wohl eher bequemen-
Der Kurfürst an Blaspeil und Romswinckel. D. in unsenn
Feldlager vor Stettin 24. September/[4. October} 1677.')
[Zu machende Anstrengungen, um Holland von einem Particularfrieden abiuballen.]
4. Oct. Es hat ihn sehr bekümmert, dass sie dort bei mftnniglich, besonders aoch
den Regenten ein so nnmSssiges Verlangen nach dem Frieden verspüren. Er
hofft, die Wohlintentionierten , besonders der Prinz von Oranien, werden ihr
Bestes thun, einen solchen unzeitigen Frieden zu verhüten, da er aber docb
besorgt, dass diejenigen, welche von Frankreich and Schweden oder dnrch den
Hass gegen den Prinzen eingenommen auf den Frieden dringen, ihre böse In-
tention erreichen werden, nnd auch das Verhalten der staatischen Gesandten in
Nimwegen ihm sehr verdSchtig vorkommt, so sollen sie mit den dort nnd im
Haag anwesenden Ministern die Sache überlegen und mit ihnen zusammen sieb
bemühen, es dabin zu bringen, dass kein particaller Frieden geschlossen,
sondern die Resolution gefasst werde, mit sSmtlichen Confoederierten bis zu
■) Kr. halte <d. im Lager vor Stettin 7/17. September 1677) den Gebeinti
Ruhen in Beriin die Relation vom 23. August/2. September lugescbickt und vod
ihnen ein Outachten verlangt. Auf Qrund einer Aufieicbnung 0. v. Scbwerin'i
hat dann Chr. v. Brandt ein solches in Form dieses Rescripta an die Oesaodleu
abgefassl, welches Kf. gebilligt und dem er nur das PS. hat hinzufügen lassen.
oyGooi^lc
BemühuDgeo, Holland vod einem Separatfrieden abiubalteD. 151
^angung eines repotierllcheii nnd sicheren üniversalfrieäenis znsammenznhalten.
Das Beste vürde sein, wenn man ihnen Mittel zur Erleicbt«rang der Kriegs-
bnrdeD an die Hand geben kSnnte, doch hält Ef. nicht für rathsam, ohne Wissen
und Zasttmmnng des Prinzen von Oranien die Rednction der staatischen Miliz
aaf die Bahn la bringen. Am meisten wQrde sie encontagieren, wenn Spanien
seine Miliz verstSrtite nnd Holland nnd den anderen Allierten die versprochenen
Geldsummen zahlte, was sie den spanischen Ministem vorzustellen haben. Den
Staat so versichern, dass man femer keine Snhsidien noch Assistenz lu Wasser
begehren wolle, hSlt er noch für za früh, damit ist zn warten, bis man sehe,
dass kein ander Mittel verengen wolle, voriSnfig sind ihnen nnr die Incon-
venientien eines paitiCDlier Friedens votzastellen und sie zu ermahnen, die
Mittel zn Fortsetzung des Krieges zeitig zu berahmen. Das wird der einzige
caneos sein, den Feind zn einem raisonnablen nnd bestSndigen Frieden zu
disponieren.
PS. D. 28.'8epteml>er/8. October 1677. Sie sollen darüber anch mit
V. Somnitz commnnicieren. Blaspeil's Anwesenheit wird wohl in Nimwegen
nothwendig sein, Romswinckel soll so lange im Haag allein hierdber nego-
tiieren.
W. Blaspeil und M. Romswinckel an den Kurftlrsten. D. s* Graven-
hage 6./16. October 1677.
[Audienz bei dem Prinzen von Oranien. Mittbeiiungen desselben über seine bevor-
stebende Reise nach England. Die dem Prinzen ertheilten Aurträge. Gerüchte
aber diese Reise.]
Sie haben am 13. bei dem Prinzen von Oranien Andienz gehabt nnd 16. Oct.
ihm zunächst die Versorgung der 4 Regimenter z. Pf. nnter Generallicutenant
V. Spaen mit Quartieren und Unterhalt empfohlen. Der Prinz antwortete, er hätte
sich und wollte sich auch weiter bei dem Herzig von Villa Hermosa be-
mähen, dass dieselben mit guten Quartieren versehen wurden, dem Staat des-
wegen etwas anzurathen, sei jetzt gar nicht de tempore. Sie haben den Prinzen
auch ersucht, sich das Interesse des Kf. auf seiner Reise nach England')
angelegen sein zn lassen. Dazu erklärte er sich auch mit vielen obligeanten
CoQtestationen bereit. £r sagte, der König von England hätte ihn zn dieser
Reise invitiert und er hätte sie nicht ausschlagen können, aber zunächst die
Approbation des Staats begehren und abwarten müssen, ehe er rechten Staat
dsrauf machen oder jemand Nachricht davon hätte geben können. Nachdem
'J Ueber diese Reise des Prinzen nach England s. Temple's Uemoiren
(Works U, S.419ff.), Sylvius IV, S. 87, Rasnage II, 8.664 ff., Higoet IV,
KMbtt., Ranke, Engtische Geschichte V, S. 46 fT. Vgl. Pufendorf t. XV, §61
ff. 1173 ff.).
oyGooi^lc
IQ2 II' Brandenburg imd die Niederlude 1676—1679.
der Staat jetzt darein coneentiert, würde er nicht unterlassen, dem Ef. dsm
Anzeige za machen, er hat ihnen ancb gestern ein Schreiben') an Ef. über-
geben. Er versicherte, er gedächte durch diese Reise keineswegs den AllümteE
zu prsejudi eieren, vielmehr ihr und namentlich des Ef. Interesse zu befSideni.
und er wollte mit demFreih. v. Schwerin darüber oSenheizig commmüdeiea.
Die Sachen bei diesem Staat seien so beschaffen, dass man notbwendig auf des
Frieden gedenken mQsste, er wurde nie zu einem schfidlichen und rninenseo
Frieden rathen, hielte aber dafür, dass man einen erträglichen nicht aasn-
schlagen hätte. Er wünschte herzlich, dass Kf. bald mit Stettin fertig und
seine Feinde in Pommern los würde. Der Staat scheint zu wünschen, dass die
Sachen dort soweit gebracht würden, dass Dänemark, Kf. und andere Intoressenln
bald zn einem Frieden mit Schweden gelat^ea, in der Hofbung, dass dimi
Frankreich desto leichter zur raison zu bnngen sein würde. Die Staaten vdd
Holland haben die Reise diesergestalt gut gefunden, dass der Prinz des Eaeigs
Gedanken darüber, wie die spanischen Niederlande zu conservieren seien, nt-
nehmen und sich bemühen solle, den Eönig zu bewegen, sich derselben recht-
schaffen anzunehmen, und dass der Prinz in 4 Wochen wieder zurück sein
mochte, indessen wollte man mit den Deliberationeu über Kriegs- und Friedens-
sachen stille halten, Dass sonst der Staat dem Prinzen eine Vollmacht, den
Frieden zu behandeln, mitgeben oder dass diese Reise auf eine Heirath nut
der Prinzessin von York angesehen sein sollte, und was dergleichen mehr
debitiert wird, davon glauben sie nicht, dass es einigen Qmod habe.')
Der Kurftirst an v. Somnitz. D. im Lager vor Stettin
16./26. November 1677.
[Refeb], sich ^um Prinzen v. Oraaien zu begeben. Abzustattende Gratulation.
Sonstige Auftr&ge.]
26. Nov. Er soll, sobald er die Ankunft des Prinzen und der Prinzessin von Oranien
im Haag erfahren, dorthin reisen, um Audienz nachsuchen und die gewöhn-
lichen Qratuiationscomplhnente ablegen. Dem Prinzen hat er ferner das InteresM
des Kf., CS sei zu Fortsetznng des Krieges oder Schliessung eines Friedens, ic
') Dasselbe (d. la Haya 14. October 1677) lautet; Sa Majeste de la Onaii
Bretagne m'ajant requis de venir an Angleterre et Messieurs les Estats Vijwt
trouve bon, je n'a; touIu partir saus en donner cognoissaoce k V. A. B. pour savoir.
s'il y suroib quelque chose d« sou Service eu 8e paÜs la, L'asseurant qne je n'j
va que pour tacber a servir l'Rstat et toutte la cause commune et sur tout V. A. E-
pour )*s iuterests des quels je faires ton^ours tout se qui sera en mon pontoir. —
>) Romswinckel meldet am 30. October/9. November 1677, der Prini hibe
dem Staat die gauz unerwartete Anzeige tod seiner bevorstehenden Verm&btiing mit
der Prinzessin von York gemacht.
oyGooi^lc
Die Reisa des Priazen Ton Onnien nkch Gagliod. 183
reconunendieren und besonders zd sondiereo, was etwa für Project« des Friedens
halber in England mögeo gemacht worden sein. Dabei hat er dem Prinzen zu
erkeDoen zu geben, dass 8f. sich in keinen anderen Tractat einlassen könnte
als einen solchen, in dem ihm ganz Pommern von Schweden codiert würde.
Sollte ancb, wie verlautet, der Herzog von York mit hin überkommen, so soll
er aach bei diesem ein Compliment ablegen. Die Prinzessin hat er zu ersuchen,
die zwischen Kf. und ihrem Gemahl bestehende sonderbare Freandschalt nnd
Vertraulichkeit zu unterhalten.
L. Chr. V. Somnitz an den Kurfürsten. D. Haag 10. December
St. V. 1677.
[Bericht über seine Audienz bei dem Prinzen und der Prinzessin t. Ortmien.]
Er ist am 8. im Haag angelangt, hat am 9. bei der Priazesain und heute 2i
Abend bei dem Prinzen von Oranien') Audienz gehabt. Beide nahmen des
Rf. Gratulation wohl auf. Die Prinzessin redete sehr leise, so dass man sie
übel verstehen konnte, der Prinz bezeigte besonderes Vergnügen, daas dem Sf.
seine Heirath so wohl gefiele, und contestierte, er würde dessen Interesse wie
sein dgenes allewege beobachten. Er hat demselben namentlich wegen der
gaten OMclen gedankt, welche er in England für Kf. angewendet h&tte, nnd
gebeten, darin zn continuleren, namentlich dahin zu sehen, dass Ef. von der
bösen Schweden Nachbarschaft befreit werde, weil der Friede sonst ihm keine
Sicherheit noch beständige Ruhe geben könnte, femer hat er den Prinzen nach
dem Friedensproject gefragt, das angeblich bei seiner Anwesenheit in England
gemacht und nach Frankreich geschickt sei. Der Prinz sagte auf das erste, er
wollte alles thun, was möglich wftre, er könnte Kf. versichern, dass der KSuig
von England gar keine Aflection zu Schweden trüge, von dem er betrogen zu
sein behaupte, w^eu der einzelnen Forderungen des Kf. an Schweden hStt«
der König gesagt, dass er die Sachen nicht recht verstände, er hätte sich aber
immer für des Kf. Interesse sehr wohl erklärt, zur Zeit nehme er sich aller-
dings das flandrische Wesen am meisten zu Herzen, zumal dieses auch von dem
Pariament anfs heftigste orgiert würde. Ad 2 sagte der Prinz, dass in England
kein Project gemacht sei, zwar hätte der König sich allewege erboten, den
Frieden nach Möglichkeit zu befördern, auch besondere Affection gegen die
Alliierten spüren lassen, auch nach Frankreich geschickt, um zu vernehmen,
woranf es der französische König wollte ankommen lassen, ein Project aber
infzDsetzen, dazu sei er nicht zu bringen gewesen. Ueber die aus Frankreich
') Bomsw. meldet aus dem Haag l./ll. December, der Prinz sei mit seiner
Gemahlin am 9. in Housslerdjck angekommen, am4./14., heute solle der Feierliche
Einzug im Haag sUltfinden. Vgl. S;lvius IV, S. 91, Basnage II, 8. 669.
oyGooi^lc
184 n. Bnndenburg und die Nisderluide 1676—1679.
eiDgelanfene Antwort hatte er Dooh keine n&bere NAcbriciit, dasi üe i^t den
Könige von England nicht musste gefallen haben, sei daraas abznnefamen. dati
das Parlament gegen den 15. Januar Terscbrieben sei. Er hat den Prinien
nocb au das Schreiben des Kf. wegen der polnischen Werbung and der Eqoipagc
zur See erinnert, der Prinz vernahm es als eine fremde Sache, dass Fiankrsieb
Schweden znr See assistieren wollte, im übrigen sagte er, das Schreiben sä
ihm erst ans England nachgeschickt worden, er woUte sein Bestes thmi,
wünschte, dass sein Vermögen und die Mittel der Staaten giösaer wiren.
M. Romswinckel an den Kurfürsten. D. s' Grafenhaag
11./21. Deceraber 1677.
[Uilth«iluagen der staatischeo Deputierten über den Erfolg der Reise des Primen
von Oranien, über die Verbandlungen znisehen England und Frankreich and di«
Oefabr fnr die spanischen Niederlande.]
Die Uinister der Alliierten sind heute von den Deputierten des Staats
zu einer Conferenz berufen und ist ihnen vorgetragen worden'), der Prinz von
Oranien btttte die Reise nach England im gemeinen Interesse, um den König
in die Partei der Alliierten zu bringen, nnternommen, er hSlte denselben aber
so tief im französischen Interesse gefunden, dass er darin nichts hätte aas-
richten können. Der König bitte nur erkl&rt, alles, was in seinem Vermögen
stSnde, zur Erhaltung eines Friedens zu contribuieren, und hätte vom Prinzen
Vorschläge deswegen verlangt, dieser bitte es decliniert, endlich aber gesagt,
dass, wenn Frankreich die Franche Comte an Spanien restituieren wollte, man
ferner, was Spanien und Frankreich in den spanischen Niederlanden haben and
behalten sollten, überlegen möchte. Dieses aber habe dem König von England
nicht gefallen, er habe von Restitution der Franche Comte nichts hören, aber
selbst keine Friedens vorschlage machen wollen, sondern Dnras^ nach Frank-
reich geschickt. Derselbe wäre zurückgekehrt nnd hätte vom König von Frank-
reich die Erklärung gebracht, dass ihm die Vorschlage des Königs von Eng-
land, welche man hier nicht zu kennen behauptet, sehr unerwartet gekommen
wären und dass er sich darauf durchaus nicht einlassen könnte. Darauf läüt
der König von England das Parlament schon zum 1Ö./35. Janaar wieder ein-
berufen und inzwisclien Montagu nach Paris geschickt'), um vom König von
Frankreich eine positive Erklärung einzuholen. Der Prinz von Oranien bitte
') S. Putendorf 1. XV, S. 1176.
'i S. Temple's Memoiron (Works II, S. 435f.), MignetlV, S. 514^
Ranke V, S. 49f.
•) S. Uignet IV, S. 519 ff.
oyGooi^lc
Die engliicben Friedenavoracblägc. 185
die NaehncM erhaltea, der KGnig yon Frankieicfa hätte einea WaffeneüUstand
Für die LSodet zwischen der Haas und der See vorgeschlagen und inzwiichen
sich selbst nach den spaniBchen Niederlanden begehen. Daher mnssten ^le
Alliierte, wenn aie nicht aach den Rest der Niederlande bald in franzSaischen
Minden sehen wollten, alle ihre Krifte dorthin zDsammenbringen, besonders
sollten K.Trier, K.C51n, Pfalz-Neubnrg and Monster ihre Trappen ohne
Zeitverlust dorthin schicken.
Ihm ist im Vertranen ges^ worden, dass des Königs von Frankreich
Dessein vorerst anf Namnr gerichtet sein solle. Der Prinz von Oranien soll
geiDSBwt haben, er wnnscbte nm 100000 Oalden noch in England za stin.
M. Romswincket an den Kurfßrsten. D. s' Grrafeohage
15./25. December 1677.
[Rathscbl&ge Fagel's.]
Die Staaten von Holland sind nach Hange gegangen, sie wollen An^g Januar 35. Dec.
wieder zusammen kommen, nm ober den Kri^setat des bevorstehenden Jahres
za retol vieren. Fagel, dem er des Kf. Interessen empfohlen, besonders, dass
er die 14000 Tbaler zu Zahlung der Matrosen in Amsterdam zu Wege bringen
mächte, erhlSrte dieses für unm^lich und s^te, wenn die Alliierten wollten,
dass von dem Staat solche Resolutionen, wie sie zu Fortsetznng des Kri^es
wünschten, gefasst würden, dürften sie Jetzt nm keine Gelder sprechen nnd
iiich nicht so hart auf Equipiemng der Flotte nach der Ostsee dringen, sondern
dimit noch etwas anstehen, später wollte er sein bestes dazn thun.
V. Somnitz nnd v. gpaen haben sich heute von hier wieder nacb Nim-
wegen nnd Cleve begeben.
A. V. Spaen ') an den Kurfürsten. D, Nimwegen
18./28. December 1677.
[Forderungen des Prinzen von Uranien.]
Der Prinz von Uranien hat ihn am 32. zn bich gefordert und ihm ge- 38. Dee.
iagt, wie nSthig es w&re, bei Zeiten Vorsorge zn treffen, dass nicht die Fran-
usen sieh ganz zu Herren der spanischen Niederlande machten, es müsste
■) T. Spaen meldet 10./30
*iiEekoiiimen, habe heute bei dee
fehibi.
oyGooi^lc
186 II. Braadeubnrg und die NiederlaDde 1676—1679.
künftigen Sommer wieder ein Corps von 10—12000 an der Mus fonuHt DBd
an einem bequemen Ort postiert werden. Er freute sich sehr aber sein Her-
kommen Dod wnnBobte, dass er je eher je lieber seine Reise nach Beriin fortseüU.
um Ef. in seinem Namen eines nod das andere Torzustelien. Er hat ihm toch
ein Schreiben an Kf. ■) nn^ einige von ihm aufgesetzte Punkte zugestellt nnil
hat ihm auch noch eio^ea angetragen. Freitag ist der Prinz ans dem Huc
nacli der Vcluwe verreist, auch er ist sogleich abgereist, hofFt morgen in Cleve
lu sein, um sobald es mit den 20000 Rthlr. Richtigkeit hat (lo läOOO liid
er bereits Versicherung), seine Reise nach Berlin fortzusetzen.
Er wird Romswinckel anzeigen, dass er der Versammlang im Haag
nicht wird beiwohnen können, es wird in der Sache nicht viel resolviert werdeo
können, bevor er dem Prinzen des Ef. Resolution überbringt Deraelbe TerlMi|t
sehr, die Uebergabe von Stettin zu vernehmen.
L. Chr. V. Soinnitz an den KurfOraten. D. Nimwegen
21. /[31.] December ]677.
[Ausföhrlicherer Beriebt über seine Verhandlungen mit dem Prinzen von Oranien uai
Fagel.]
Ausser den schon in der Relation vom 10. December erwähnten Punkten
hat er in der Audienz auch vorgebracht, der Prinz möchte dem Kf. ratbeo-
wie die Waffen glücklich fortzusetzen seien, und dafür sorgep, dass die begehrten
Schreiben an den König von Polen bald abgingen, die für den litthaaischfD
Feldherrn Faz vorgeschlagene Summe gezahlt werde, dass gegen künftige Cam-
pagne der Staat eine Flotte in die Ostsee schicke und dass der Staat niebt
dazu stimme, dass bei den Tractaten Wiederabtretung des den Schweden Ab-
genommenen vorgeschlagen werde.
Der Prinz erklfirte, er wäre versichert, dass Frankreich für Schweden
nichts thun werde, auch der König von England werde sich des Kf. treolleh
annehmen, derselbe zeige eine grosse Aversion gegen Schweden, was aucb
Fagel und andere bestätigten.
Ad 1 sagte der Prinz, da Frankreich zeitiger als sonst ins Feld zu kommen
beabsichtige, so schicke man sich auch dieserseits zu einer frühzeitigen Cam-
pagne an, er werde v. Spaen ein Memorial wegen der militaria mitgeben.
Fagel sagte, der Eriegsstaat des Staats sei schon aufgesetzt und in die Pro-
') In demselben, dem KecrediÜv für v. Spaen (d. la Haje 23. December I€T7),
verlangt der Prinz, Kf. solle seine hiesigen Truppen vermehren, jedenfalls ausser
dem Spaen'scben Regiment ihm nocb 1000 Pusssoldalen, 3000 Reiter und 500 Dra-
goner geben. Um die Cavtdlerie auf diese Zabl zu bringen, müssle das Lädecbe'aclK
Regiment bleiben und das Eller'scbe completiert werden.
oyGooi^lc
Vers ich eniDgen des Prmsen Ton OranieD und Fagel's. 137
vioieo gesandt worden, der^lbe liefe an 19 UiUioneo heran nnd würde es den
Einwohnem des Landes sebr sauer. Trotzdem bEtte sich Amsterdam, von dem
msu grosse Schwierigkeiten befürchtet, am willigsten gezeigt, Kf. hätte also
sich darauf zu verlassen, dass der Staat bei ihm und (len anderen Alliierten so-
wohl in Furtsetzcng des Krieges, als aach in der Friedenshandlnng stehen
würde. Der Prinz beklagte sich, wie viel er hieronter zu leiden b&tte, ond
auch andere haben ihm eriShlt, diss Frankreich sich aehi bemühe, den Prinzen
VDD seiner genereuaen Kesolution abzuziehen, dass anch viele von den Re-
genten quovis modo Frieden machen wollten, wenn Frankreich nur einige PlStze
an Spaoien abtrete, und dass andere unter dem gemeinen Volk das Gerücht
verbreiteten, der Prioz hindere nur den Frieden, nm das Land ganz zu er-
sfhBpfen und nachher mit ihm zu machen, was er wollte, der Prinz aber be-
theaerte, von dem einmal erwählten Wege nicht abweichen zn wollen. Anch
Fagel hat ihm hoch bethenert, der Staat und anch der Prinz meinten es mit
Kf. getreulieb. Man glaubt, der Konig von Frankreich wolle sich zum Meister
der Maas machen und werde wohl zuerst Limburg angreifen, man trifft daher
Anstalteo, die französischen Irruptionen zu hindern und anch des Kf. Lande
zu schätzen. Dabei wurden grosse Klagen gegen Münster geführt, den man
nicht minder als Frankreich observieren müsste, und gegen die Kaiserlichen, die
nur an die Wiedereinnahme von Freiburg zn denken schienen.
Die Oefahr von Polen') her wird wohl beherzigt. Wegen des Geldes für
Pai versprach der Prinz sein Bestes zu thun, Fagel aber sagte, man h&tte
mit grosser Bohuteamkeit das, was zu dieser Campagne nöthig ist, Sachen müssen,
andere Sachen hätte man, nicht einmischen können, die Summe müsste bei
künftiger Versammlung gesucht werden.
Anch wegen Sendung einer Flotte versprachen beide gnte officia. In*
betreff des letzten Punktes behauptete der Prinz, seines Wissens sei ein solcher
Vorschlag nie gemacht worden. Kf. könnte sicher sein, dass der Staat solche
Dinge nie werde ausbringen lassen, wenn auch andere sie vorschlagen sollten.
Der Kurfürst an den Prinzen von Oranien. D. Cöln
8/18. Januar 1678. (Conc. Meinders.)
[Äu( ein Haudsrbreiben vom 5. Januar.^ Bereitwilligkeit zur Unifeleistang. Bitte
um Vervendung wegen der Subsidienzahlung von Spanien. Sendung v. Spaen's.]
Dank für den Glückwunsch znr Eroberung von Stettin, Wunsch, dass Gott 18. Jan.
anch die Waffen des Prinzen nnd der übrigen Alliierten segnen möge.
') S. Hirsch, Der Winterfeldzug in Preussen S. 27.
nicht bei d<n Akten,
oyGooi^lc
18g II. Brnndeobtirg und die NiedeTlande 1676—1679.
Was die von mir begehrete AssistenE anbelaiiget, so') wissen E«. U.
dass ich mich derselbeo, so viele es die M^lichkeit hat leiden volleD,
nimmer entzogen, ich werde auch solches hinfüro nicht thuen, sondern
wie bisher also noch ferner alles, was in. meinen Kräften ist, der guten
Partei zum besten beitragen. Ew. Ld. aber können selber hochverDÖLftig
ermessen, wie meine Trouppen durch eine so langwierige nnd schwere
ßelagerunge abgemattet und wie hoch dieselbe einiger Ruhe und Er-
frischunge in den Quartieren benötbiget sein. So ist auch annoeb niebt
wenig, wie Ew. 1^. selber bekannt, wieder den Graf Eönigsmarck
und auf der losul Rügen wie auch wieder die beiden Städte Stralsand
nnd Greifewald zu verrichten übrig und begehren Ihre K. Maj. in Denoe-
marck auch gar inständig meines Beistandes, an deren Conservation
dem gemeinen Wesen ebenmässig aufs höchste gelegen. Nichtsdestoweniger
habe ich ffirnemblich Ew. Ld. zu gefallen nnd dem Staat zu Dienst
resolviret, diejenige drei Regimenter zue Pferde, welche in verwichener
Campagne vor Mastricht gebrauchet worden, derends stehen und nie
es Ew. Ld. nebst denen iibrigen Alliirten gut finden werden, wieder
den Feind operiren zu lassen, auch von meinen in Westfalen stehendeo
FussTÖlkern auf allen Fall so viele hinzuzuthuen, als ans den Guami-
sonen immer entbehret werden können. Daferoe ich hiernächst, nadi
deme sich die operationes in hiesigen nordischen Quartieren anlusen
werden, etwas mehree thuen kann, soll es gewiss an meinem goteo
Willen nicht fehlen. Wollte Gott, dass mir mit den Quartieren und
Bczahlunge der Subsidien billigerm aasen und richtiger an Hand ge-
gangen wäre, so hätte ein viele mehres geschehen können, und würde
es nochmalen der ganzen Partei zum sonderbaren Vorthel und Besten
gereichen, wann mir jetzo eine erkleckliche Summe von denen mir
restirenden Subsidien ausgezablet würde, insonderheit von der Chroa
Spanien, welche mir ein so ansehnliches nacbatändig sein, worunter
ich mich Ew. Ld. Recommendation und Befoderunge versichert halte.
Er bat V. Spaen herbemfen, derselbe wird dem Prinsea von seiner Intention
und Gedanken ausführliche RelatioD abstatten.')
') S. die g&ni ühnlichen Erklänugen des Kf. gegen t. d. Tocbt in dcsftn
Relation vom 12. Januar I67S (llrk. u. Act. 111, S. 5l2r.}.
>) Kf. schreibt dem Prinzen von Oranien (d. Cöln 30. Januar/[9. Februar] I67S;,
T. Spaeu habe ihm dessen Auftr&ge hinlerbracht, die Sache sei sehr wichtig nnd be-
dürfe reifer Ueberlegung, er habe schon Romswinckel beauftragt, dem Frinieo
seine Heinnng mitiutfaeilen und alles mit ihm lu überlegen, er überlege «nch mit
oyGooi^lc
Der engliich-faolliAditch« Tnctat 189
M. Romswinckel an den KurfQreten. D. Haag
8./18. Januar 1678.
[HitthnluDgeD Fagfll's aber den iwischen Engltind und Holland abgeschloasenea
Tractat und die von Koglsod Torgescblageoen FriedeDabedingungan ]
Heate hat er mit Fagel gesprochen und von dieBOm erfahren, dass zwischen 18. Jan.
England and diesem Staat ein Tractat') geschlossen ist, wonach, falls der
König von Frankreich die von dem englischen König vorgeschlagen ea Friedens-
artihel nicht aanebmen sollte, letzterer sich wider Frankreich declarieren and
mit einer Annee von 30000 Mann und 80 Kriegsschiffen am Kriege Theil
nehmen soll. Sollte der König von Frankreich aber seine Vorschläge annehmen,
so will er sich ferner bemöben, den Frieden zwischen Frankreich nnd dem
Kaiser, sowie zwischen Schweden und D&nemark, Kf. nnd den anderen Alliierten
zn Stande za bringen, inzwischen soll WatCenstil Island swischen allen streitenden
Partheien sein. Die Friedensbedingungen, welche der König von England
zwischen Frankreich, Spanien und Lothringen zu Wege zu bringep übetnommen,
sollen sein : Frankreich soll Spanien Sicilien und in den Niederlanden
Oadenarde, Cortric, Aeth, Donay, Charleroy, Toumay, Limburg nnd Valenciennes,
samt dazn gehörigen Orten, wie Conde, Bouchsin und 8t. Gelain, dem Herzog
TOD Lothringen aber sein ganzes Herzogtham wieder abtreten. Der König
von Frankreich soll schon erklärt haben, er wolle diese Bedingangen annehmen,
wenn man ihm nur Valenciennes und Toumay nebst anderen conqaesUerten
Orten lassen wollte, man glaubt aber nicht, dass er sich nra diese zwei St£dt«
Id einen Krieg mit England verwickeln wird. Es wird sich dieses bald offen-
baren müssen, da der Kßnig von England nur bis zum 15./25., an welchem
Tage das Parlament wieder beginnen wird, an die proponierten Frledensartikel
sich hat binden wollen. Er hat zwar auf den Fall, dass Frankreich, Spanien
und Lothringen obige Bedingungen annehmen sollten, Fagel das Interesse des
Kf. auf das kräftigste recommendiert, wird es auch beim Prinzen von Oranien
tban, er wünscht aher, dass Kf. ganz Vorpommern, ehe der König von England
ihm desfalls nicht anständige Propositionen machen wird, aus schwedischen
Kinden bringen möge.
Er weiss nicht, was der König von England wegen des Friedens mit
Schweden voistellen wird. Vor einem Jahr hat er reden hSren, ob Kf. nicht,
veno es bei Schweden zu erhalten, sich mit Stettin und den Inseln Wollin and
Mi locht, wie er, wann er nur wegen der Subsidien befriedigt würde, zu der be-
gtbrten Anzahl der Tmppen gelangen könnte.
■) S. diesen Allianttractal (d. Hagae Comitis Sl.December 1677/10. Januar 1676)
in Actes et memoireg des negotiations de la paix de Nimegue II, S.28&ff.,
Dumont, Corps diplomatique VII, 1, S. 341 ff. Vgl. Pufendorf 1. XVI, § 2
:S. 1179 f.], Temple'sUemaireu (Works H,S 427), Hignet IV, S. 538 ff., Ranke
V, S. 51.
oyGooi^lc
190 II. BraadeubuTg und di« Nlederlaode 1676—1679.
Usedom, der König von D&nemark aber mit Liodscron wollte conteutiem
lassen, auch Bremen ond Verden sollten fÜT die interessierten Alliierten bleiben.')
Der Kurfürst an Romswinekel. D. Cöln 14./24. Januar 1678.')
(Conc. 0. V. Schwerin.)
[Auf die [leUtiaa vom 8./18. Januar. Befetl, gegen das Verfahren Hollaaris und
Englands tu protestieren. Verwerfung der für den Frieden mil Schwedea lorge-
schlagenen Bedingungen.]
24. Jan. Wir haben ans Euer jäogsten gehorsambstea Relation vom 8.^8. Januar
ersehen, daas Ihr endlich mit dem Rath-Pensionario Fageln sprechen
können nnd welchergestalt derselbe nunmehr die maaque abgethan und
das heraus gebeichtet, davor wir zwar eine geraume Zeit her genagsam
gewamet worden, solches aber daher nicht glanbeo wollen, weilen uns
des Princen von Oranien Ld. und der Rath-PeDsionarins Fagel wie
auch der von der Tocht aus dem Munde des Staats das contrarium so
hoch versichern lassen und wir nicht davor halten können, dass die-
jenige, welche bisher pro fundamento gesetzet, dass Franckreich verhindert
werden müsste, die spanische Provincien zu subjugiren, anjetzo zue
Erlangunge sothanen Zweckes selbst die beste Mittel und Gel^nheit
geben würden; dann wann anjetzo der Frieden, und auf eine solche Art,
wie es sich hervorgiebet, gemachet wird, so ist nichtes gewissers, dann
dass. Franckreich über wenig Jahren dasselbe ausführen wird, woran sie
'} R- berichtet 12./22. Januar 1678 über eine am 30. zwischen den Depatierttn
des Staats und den Hinistern der Alliierten abgehaltene Conferenz, in welcher
erstere über den mit England geschlossene n Tractat ganz ähnliche Mittheilungen
machen und, als jene bemerken, ein aolcber hätte nicht ohne Vorwisseu ihrer Prin-
cipalen gemacht werden dürfen, dieses damit rechtfertigen, auch die Alliierten büitee,
so Ef. mit Dänemark, Tracisteu ohne Communicatiou mit dem Staat gemacht, so wie
über eine Audienz bei dem Priozea von Oranien, in welcher dieser lersichert,
als er von England abgereiat, hätte er noch nicbt gewusst, dass der Staat einen
solchen Tractat eingehen wolle, und es fnr unwahrscheinlich erklärt, dass der Eöeig
von Frankreich auf die ihm gestellten Bedingangen eingehen werde, ferner ve^
sichert, über den Kf. betreffende Dinge sollten keine Verbandinngen ohne vorherige
Verständigung mit ihm gefübrl werden. In einem PS. meldet er, nach so eben mu
England angekommenen Briefen habe der König von Frankreich die Bedingungen
sieht annehmen wollen und darauf dar von England beschlossen, sich gegen Frank-
reicb zu erklären.
») S. Pufendorf I. XVI, S 5 (ß. 1181).
oyGooi^lc
Vsrwerfang der TOn HoIImii) und KngUnd gemachten Fried ensvorBchl&ge. 191
jetzt eine so grosse zusammeDgeaetzte Macht verhindert, und dass als-
dann Niemasda sieb io solche Sache weiter mischen und abermahlen
solche unverdiente Abandonnirunge , wie jetzt geschiehet, erwarten
wird. — Ihr habet hiezne esprease audience bei des Prinzen von Oranien
Ld. und dem Rath-Pensionario, wie auch bei einigen anderen von den
Staaten zu nehmen und selbigen dabei vorzuatellen , dass wir nach
wirklicher Erweiaunge unserer so standhaften Treue bei dem Staat
nimmer gedenken können, dass sie auf solche Art contra sancta foedera
et Sdem datam mit uns verfahren würden, and dass sie nimmer glauben
sollten, dass wir auf solche Art, wie sie es vorhätten, mit uns handeln
lassen würden, besondem wir wollten helfen, dass dasjenige, was anjetzo
unser und der anderen Adiirten unwissend geschehen, wieder aufg«-
hoben und wir nebst den übrigen Alliirten zu den Tractaten, wie es
sich gehörete, gezogen worden. — Dass sie auch mit uns so nicht amb-
gehen, wie es die pacta erforderen, ist daraus genugsam zu ersehen, dass
der Rath-Pensionarius Euch dieses nur occasioualiter vorgebracht und
der St«at uns nicht einst einer rechten Notification gewürdiget.
Et hat auch mit den Gesandten der anderen Alliierten darüber zu com-
DiDDiciereD.
Wann sie auch auf solche Art den Frieden zwischen Schweden
und uns machen wollten, wie H. Fagel vorgeschlagen, so wurden sie
um mit Schweden in noch viel gefährlicheren Zustand setzen, als wir
jemab gewesen, dann wann wir Stettin hätten und die Schweden be-
hielten das übrige, was sie an der Oder und auf der anderen Seite
der^etbigen ex instrumento pacis haben, wie auch die an der Pehne
von uns occupirten Oerter wieder reatituiret werden sollten, so wurden
wir uns alzeit einer gewaltsamen Ueberziehung befürchten und stets
paratum ezercitum halten müssen, woraus dann genugsamb zu ersehen,
dass ohne unsere Zuziehung solche Tractaten nicht gemachet werden
können. Wann auch dieser Friede nicht zugleich mit dem französischen
gemachet, so ist leicht zu ermessen, dass die Schweden sich auf die
HiDterfüsae setzen und uns weinig würden lassen wollen, zu geschweigen,
dass wir gleichergestalt bei dem französischen Kriege nicht weinig
interessiret sein, wobei wir nicht eins genannt worden. —
oyGooi^lc
192 11- Bruidenburg und dl« Niederlande 1676—1679.
M. Romswinckel an den Kurfßrsten. D. Haag
15./25. Januar 1678.
[BeratbuDg über deo diesjährigen Feldzugsplsn.]
!■ [a der am 12./32. Janoir von den Hinistern dei Alliierten und den De-
putierten des Staats gehaltenen Conferenz, woselbst der Prinz von Oranien
zum ersten Hai erschleaen ist und pr&sidiert hat, hat letzterer proponiert, sämmt-
liche Alliierten sollten sofort dem Könige von Frankreich in den spanifchen
Niederlanden, wo derselbe in wenigen Tagen die Kriegsoperationen wieder be-
ginnen wSide, mit aller Macht das Haupt bieten. Als der kaiserliche Minister
verlangte, dass das Mher von spanischer Seite auf der ZosammenknDft in
Werden ausgesetzte Project') verleaen ond darüber berathen werden aolile, «-
widerte der Prinz, da die Sachen seit der Zeit sich sehr verludert bitten, »
müsste ein anderes Concept gemacht werden, und erfiffnete schliesslich selbst
seine Meinung, wieviele Truppen jeder Alliierter und wohin er sie zur Tor-
mierung verscbiedeoer Armeen schicken sollte.'). Obwohl ohne bestimmte In-
struktion, hat er doch, da er gesehen, dass Niemand mehr als Kf. durch die
Proposition des Prinzen graviert würde, da er danach statt 1000 z. Fnss und
1000 zu Rosa, womit der spanisohe Deputiert« Honssbruch in Werden m-
frieden gewesen, dreimal soviel nach den spanischen Niederlanden schicken
sollte, sich darüber beschwert und erklärt, dass es dem Kf. unmöglich sein
würde, sich darauf einzulassen, der Prinz aber bestand darauf, Kf. würde seine
Truppen, welche er im vei^angenen Sommer auf der Maaas gehalten, leicht bis
6000 Mann vermehren können. Er hat es nur ad referendum angenommen, je-
doch erklirt, Kf. würde sich unmöglich dazu verstehen können, wenn er nicht
dazu von den rSckst&ndigen Subsidien, besonders von Spanien, Zahlung er-
hielte und nöthige Ordre zu Sabsistenz solcher Völker gestellt würde. Daranf
sagte Pagel, Holland könnte unmöglich Geld dazu geben, und de Lira,
Spanien wollte was möglich beitragen und von Zeit zu Zeit etwas geben, et
könnte aber nicht versichern, dass solches regulierement geschehen würde.
Trotz seiner Remonstrationen blieb der Prinz dabei, Kf. würde, wenn er ver-
nehmen würde, mit welcher Macht Frankreich zu Felde ziehe, sich nicht weigeni,
die geforderten Völker zu echicken, und vorerst diejenigen, welche bei der Hand
wären, ebenso wie die anderen Alliierten sofort marchieren lassen. Auch die
anderen Minister haben alles ad referendum angenommen, sich aber mehrenthdis
darin nicht finden können, dass der Prinz eine so grosse Macht in den spanischen
Niederlanden haben und man mit so wenig Völkern am Rhein, an der Mosel
und Haass agieren solle. Endlich verlangte Meyercrohn, seinem Herrn mnsst«
zu Wasser mit einer Flotte von Spanien und dem Staat und zu Lande von Kt,
)) S. oben S. 10.
>) S. 11.
oyGooi^lc
Borathuug über den Feldingsplui. ]93
Uünster, Celle nnd Wolffenbüttel mit einigen Trappen usisttert werden. Der
PrioE erklirte, die Fiottenaendang nach der Ostsee hielte er für nöthig und er
wallte sich bemöhen, dass darein gewilligt wurde, aber nur nnter der Be-
dingang, dass Kf. die verlangten Trappen schickte. Er hat auch dieses ad re-
ferendom angenommen, aber zugldch vorgestellt, er halte es nicht für möglich,
dass Ef., der in Pommern und Preasseo genag mit den Schweden 2u thun
haben würde, einerseits D&uemark assistieren and andererseits dio verlangten
Völker gegen Frankreich sollte schicken können.
Der Prinz hat aaf der Coaferenz zwar öfters zu verstehen gegehen, dass
Fnnkreich sicherlich den Krieg fortsetzen werde, aber nicht in apecie vorge-
stellt, dass der König von Frankreich dio Friedensvorschl&ge gSnzIich abgo-
schlsgen und dass der König von England darauf die Ruptur beschlossen hätte,
die hiesigen Hinister und andere mehr meinen daher, dass unter dem Werk
etwas Heimliches verborgen sei und dass trotz aller Demarches der Friede auf
die vom König von England gemachten VorschlSge und fernere Unterhandlnng
in kurzem zn Stande kommen werde. Sollte Rf. dem Verlangen des Prinzen,
mehr Truppen gegen Frankreich zu senden, willfahren können, so würde er
dadurch die Flottensendung facilitieren , den Staat und Spanien zn Subsidfen-
zahluogen obligieren und sein Ansehen bei den Alliierten befestigen nnd ver-
mehreu.
Der Kui-fÖret an Romswinckel. D. Cöln an der Spree
23. Januar/[2. Februar] 1678. (Conc. O. v. Schwerin.)
[Auf die Relation vom I3./22. Januar. Beschwerde übet die Oebeimbaltung des
hol! tndiscb- englischen Tractates. Bedingungen für weitere Hälfeleiatung.]
Auch die Geheimbaltnng des Tractats zwischen Holland und England, 3. Febr.
welche den foedera zuwider läuft, kommt ihm sehr fremd vor. Die allegierten
Gxempel, als wenn auch die Alliierten solche Tractaten ohne Communication
gemacht, können nicht hieher gezogen werden, weil dieselben nur zu Ausführung
des Krieges und Beförderung der Kriegsactionen und der gemeinen Sache, durch-
aus aber nicht zum Nachtheil eines oder des anderen Alliierten gemacht und doch
commaniciert worden sind. Dieser Tractat aber läuft stracks wider das gemachte
Ivedns. Er hat sich daber auch über die Secretierung der Umstände nnd Con-
ditioDen des Tractats zu beschweren. Dass derselbe ein so schleuniges Werk
und erst nach der Abreise des Prinzen von Oranien aus England gemacht sei,
ist auch nicht glaublich, und es thut ihm um so weher, dass man nicht allein
liamals, sondern auch jetzt alles vor ihm verhehlt. Es kann ihm also nicht
verdacht werden, dass er sich hierüber zum höchsten beschwert. Dass man
dun noch von ihm eine so grosse Hülfe nach Flandern begehrt zu eben der
Zeit, da man ihm zugleich andeutet, dass er bef den Tractaten der letzte sein
Mittr. I. G«wh. d. Q. Kurfaratan. XVUI, ]3
oyGooi^lc
X94 II- Brandenburg und di« Niederlande 1676—1679.
and keine Snbsidien geniessen solle, befremdet ihn anch sehr. R. soll daher
hei erster Gelegenheit anieigen, dass Kf. zwar dem Staat nach aller M5glieb-
keit assistieren wolle, er verlange aber zuvor ausdrücklich: 1. dass der pro-
jectierte Tractat wegen eines solchen particulier Friedens gSnzlich c«ssiere odei,
wenn es zum Kriege zwischen England nnd Frankreich kommen sollte, sie ihn
anfs neue versicherten, dass hinfort solche ihm höchst scbliJIicbe TracbUs
nimmer vorgenommen, sondern er immer mit dazn gezogen werden sollt«.
2. dass ihm nach dem Inhalt der Allianz die Subsidien, ohne welche er »dn(
Armee nicht in solchen Stand setzen k&nnte, um die begehrte Hälfe za schicken,
gezahlt würden, S. dass sie die Flotte auch zeitig in die Ostsee schicktet.
4. keinen Frieden eingingen, ohne dass er von der schwedlBchen Nachbaiscbift
ginzlich befreit and in sicheren Stand gesetzt sei, 5. ihm auch von Frankrdch
wegen aeioer Praetensionen gegen dasselbe gebührende Satisfaction gegebeo
werde.
M. Romswinekel an den Kurförsten. D. s' Grafenhage
2./12. Februar 1678.
[ Em pfind lieh keit des Pripzsn von Oranien und Fagel's über die ihnen gemachten
Eröffnungen.]
Er hat bei dem Prinzen von Oranien am Mittwoch Audienz gehabt uud
ihm das, was ihm in den Rescripten vom I4./S4. Januar and 33. Januar/ S. F^
bruar befühlen ist, punctuatim vorgetragen. Der Prinz erwies sich darüber sehr
empfindlich und erwiderte, was er gehört, wäre von solcher Wichtigkeit, dass
e'r, ehe er sich darüber recht Süssem könnte, erst näher nachdenken nnd es
reiflich erwägen müsste, mit dem Bedeuten, Rf. sei nicht recht informiert worden.
Auch Fagel, dem er am Tage vorher den Inhalt der kurfürstlichen Rescri))t«
mitgetheilt, hatte ihm fast dieselbe Antwort gegebeo, dabei aber verlangt, dsss
er ihm diese Mittheilungen schriftlich zugehen Hesse, um bei der Beantwortung
nicht zu irren, was er aber abgelehnt hat, zumal da niemand von allen
Ministris eine solche Ordre wie er erhalten hat, auch der dänische nur ange-
wiesen ist, sich dem armistitio zu opponieren. Er befindet sieh daher fast be-
kümmert, wie er auf die ihm vorgeschriebene Weise weiter verfahren und des
Kf. Zweck erreichen soll, zomaL Fagel sich sehr darüber beschwert, dass nach
V. d. Tocht's Bericht er (R.) dem Kf. berichtet haben soll, derselbe habe ihm
nicht allein gesagt, dass Frankreich die conditiones pacis angenommen, sondern
auch vorgeschlagen, wie der Friede zwischen Kf. and Schweden zu machen sei,
dessen er sich doch nicht zu erinnern weiss.
Die Sachen stehen noch so zweifelhaft, dass es unmöglich ist, davon etwas
Qewisses zu debitieren.
oyGooi^lc
Beschwerden fiber den TrMtat. Be<)iii^ag«n dar HSlftlaistung. 195
Der KurfOrat an den Prinzen von Oranien. D, Oöln
3./13. Februar 1678. (Cone. Meindera.)
[Bedii^Dgeo, unter denen er die gewünschten 6000 Kann aebicken wird.}
Er hat wegea der von dem Prinzen begehrten ') 6000 Mann einen üeber- 13. Febr.
schlag machen lassen ond befanden, dass dieselben zwar endlich anfgebrocbt
werden können, aber bevor die Reiter and Dragoner completiert ond anf die
effectivB Stärke von 3000 Mann gebracht werden, mSsBen vorher zareichende
Reerutengelder darauf gegeben werden. Ferner mnss Ef., da er durch diese
HSIfsHendung seine hiesige Armee sehr schwächt, die Regimenter zu Fnss und
20 Pferd, welche er hier behSIt, unverzüglich recrotierea und verst&rken lassen,
am nicht allein den Schweden in Pommern gewachsen za sein, sondern auch
die übrigen Orter dort wegzunehmen, ebenso mnss er die nach Frenssen ge-
Khickten 8 Regimenter') recratieren, da zu befürchten ist, dass die Schweden
den angedrohten Einfall von Liefland aus dorthin ausführen werden. Um diese
Recmtierang ins Werk zu setzen, wird er dem Ueberschlag nach 200000 Rthlr.
bedürfen. Er ersacht den Prinzen, bei dem Staat za vermitteln, dass ihm diese
vorgeschossen nad dafür eioe Ässignation auf die rnckstfindigen spanischen Sub-
sidien angenommen werde, sonst wird es ihm nnm^lich sein, die 6000 Mann
von seiner Armee wegzuschicken oder aufzubringen. Inhetreff des Unterhalts für
diese 6000 Mann müsste alsbald beim Anfang der bevorstehenden Campi^e and
wenn sie marchieren, s&mtlichen Trappen an den Orten, wo sie logieren oder
empioyieit werden, Brod and Fonrage gereicht oder statt dessen die Fonragierang
gestattet werden, femer für die Cavalterie auf jedes R^ment dem Stab and
piime planen '/i der ordinären Gage nnd den Gemeinen je 3 Rthlr. monatlich
iceiahlt werden, ebenso wie Kf. die Seinigen im vergangenen Feldzage derends
tractiert hat, wogegen die 6000 Uann zum Marsch parat stehen sollen. Kf,
bittet, ihm hierüber and über die dem Romswinckel committierten Punkte')
mögUcbst bald Resolution zukommen za lassen, damit er danach seine mesures
nehmen kSnne.*)
■) S. Urk. u. Act. III, S. 514 Anm. 1.
>} S. oben S. 13.
1} S. das Rescript an Romswinckel vom li.ß*. Januar oben S. 190.
<) Pfini Wilhelm von Oranien antwortet darauf (d. la Hajs 14. Februar 167S),
da es Angelegenheiten wftren, die in Husse geprüft und die nicht brieflich erledigt
«erden könnten, so b&tte «r die Gesandten des Kf. in Nimwegen ersucht, einer von
ibiun möchte m ihm kommen, sie hftltea sich entscbiildigt, er bitte sie aber noch
eiamal datu aufgefordert.
oyGooi^lc
196 !!• BrandeDburg und die NiederlMde 1676— 1679.
W. W. Blaspeil an den Kurfürsten. D. s' Gravenhage
11./21. Februar 1678.
[Beaprecbuug mit dem Prinzen von Orsnien. Deeseu Rechtfertigung der Veiliuiil-
lungen mit Engisnd. Bitte um BrlaubnisB zur Reise nach Berlin.]
^1. Febr. Aaf Wunsch des PiiozeD von Oranieo h&t er sich hieher begeben. Dtr-
selbe hat ihm mitgetheilt, es ginge ihm tief zu Qemäthe, dass Kf. gerade, üs
er bemäht gewesen sei, demselben seine Dankbarkeit in der That za beweise,
eine so widrige Opinion von ihm geschupft bitte, als wenn er der unerkenit-
lichste von allen Heoschen wäre. Er hofFte, Kf. würde mit der Zeit aus den
Effecten ein anderes sehen, er fürchtete aber, Kf. und sein Korhaus würden
darüber am meisten zu leiden haben. Wenn er bei England dasjenige nicht
gethan hätte, was geschehen, so würde Frankreich in diesem Frühjahre sieb
ganz zum Meister der spanischen Niederlande gemacht und demnichst den Stut
abermal in seinen eigenen Provinzen attaqaiert haben, dieser würde dann, so
gut er gekonnt, Frieden geschlossen haben, und dann würde Kf. ebensowenig
wie die anderen Alliierten seine Conqaesten bähen behaupten können. Troti-
dem hätte Kf. am ersten und meisten sich über diese Verhandlungen mit Eng-
land beschwert. Da so viele Alliierte seien und der König von England ge-
meint hitte, dass, wenn die Sache durch so viele Hände ginge, sie schwerlitli
zu Stande zu bringen sein würde, hätte man so, wie geschehen, verfahren
müssen und stünde nun abtuwarten, wie Frankreich sich erklären und nie
solches von dem Könige von England und dem Parlamente würde aufgenommen
werden, inmittels, da die Spanischen allein besonders an der Verhandlung mit
England interessiert wären, hätte er nichts ohne den Ddc de Villa Hermosi
darin thnn wollen. Wenn die Sache dahin gedeihen sollte, dass auch Kf be-
sonderes Interesse dabei hätte, würde er nie zugeben, dass ohne dessen Villen
und Wissen etwas darin vorgenommen werde. Romswinckei hätte ihm Pio-
positionen gemacht, über die er fast erschrocken wäre, auch Kf. hätte deswegen
am 3./13. an ihn geschrieben, er möchte ihm auf diese Punkte Resolution zu-
kommen lassen, damit er seine mesures danach nehmen könnte, aber einige
Funkte wären darunter, die nur dazu dienen könnten, Kf. mit dem Staat zd
embrouillieren und sie von einander gänzlich zu trennen, andere Funkte seien
derart, dass Kf. nur sieb selbst dadurch im Wege stehen und seine Conqueslea
ungewiss machen würde, daher hätte er diese Propositionen bisher zurück-
gehalten und gerne mit ihm und v, Somnitz daraus vertraulich reden wollen.
damit er, El., dann nach Berlin reisen, dem Kf, davon mündlichen Bericht er-
statten und ihm dessen Resolution zurückbringen könnte. Er hat sieb zu ent-
schuldigen gesucht, es endlich aber übernehmen müssen, an Kf. zu berichten
und von ihm Erlaubniss in einer solchen Reise zu erbitten.
oyGooi^lc
Rechtfertigung des Prinzen von Ortuie:
Prinz Wilhelm von Oranien an den Kurflirsten. D. la Haye
le 22. Fevrier 1678.
[Zarück Weisung der gegen ihn erhobensD Vorwürfe. Bitte, Blaspeil die Reise zu Kf.
zu gestatten.]
Les propositions que le S^- de Romewincbel m'a faitea de la part 3
de V. A. E. m'ont tellement surpria qae si l'eatat present des affaires
et I& coDJOßcture preeente ne m'en euasent empesobe, j'auroia prie V. A. E.
dfl voaloir trouver bon que dous euasione pä nons aboucher qaelqae
part poor la deaabuser de tontes impressions ä mon desaiiaiitage et inj
faire voir la siacerite de l'alTectioii et de l'estime qu« j'ay toujours eae
et consenieray toujours ponr sa persoDoe et mea boones intentions
poar ses ioterests, poar luj^ faire arouer qae j'ea ay onllemeDt merite
qoe V. A. E. eut de ma conduitte I'opinioo qu'on a vonlu Iny douner.
CepeDdant comme il y va uod seulemeDt de l'interest de cet Estat et
da mieo particulier, mais aussi de celuy de V. A. E. et de sa maison
que nons soyons bleu ioformes de nos intereata reciproques taut a l'es-
gard de la guerre qae de la paJx; j^ay prie par des inatances reiterces
vos deux ambassadears a Nimegue — de voaloir se rendre aupr^ de
moy pour leur eo parier et m'expliqner a enx de toat le detail des
aCTaires, eeparaut que la dessus Tun d'eax aoroit voutu preadre la peine
d'ea aller faire rapport a V. Ä. E.
Blaspeil ist gekommen, macht aber Schwierigkeiten, die Reise za unter-
nehmen, da Somnitz krank ist nnd er nicht ohne expresse Ordre glaubt sich
von Nimwegen entfernen zu dürfen. Er stellt Kf. anheim, ob derselbe Bl. solche
Ordre ertheilen will, er verspricht, sich zu bemühen, dass während dessen Ab-
weseoheit nichts den Angel ^enheiten des Kf. Präjudicierliches geschehe.
Prinz Wilhelm von Oranien an den KurfOrsten. D. la Haye
24. Februar 1678.
[Auf die Schreiben vom 18. und 19. Februar. Unmöglichkeil für Holland, den ver-
langt eu Vorschuss lu leisten.]
Dank für die Bereitwilligkeit, 6000 Mann za Hülfe zu schicken, Bitte, die- 24. Febr.
selben möglichst bald marschieren za lassen.
oyGooi^lc
t98 II- Brandenburg und die Niederiftnde 1676—1679.
De mon coste je voudrois pouvoir m'employer avec eftet pour li
satisfaction de V. A. E. en ce qu'elle propoae de TavaDce a hin pu
cet Estat de la somme Epecifice dans sa lettre da 13. pour en eslie
remboursee sur les subsides qui soot deubs ä V. A. E. par l'Espagne,
mais je oe puis luy celer que les charges et les fraix excessifs de la
guerre durant ces deroiersa aDiiees ont tellement epuise ses fiuanees,
que de le presser la desaus seroit le Touloir obliger ä udo impossibilite
toute notoire. Cepeudant V. A. E. peut s'aseeurer entierement, qne je
D'oublieray quoy que ce soit pour porter les Espagnols a luy doonerde
la eatisfaction touchant los arrieragea des subsides, et que je travaillerajr
a faire subsister ses trouppes eu ces pays de mesme que celles de
l'Estat. J'eBpere que V. A. E. consideraut ce que je vieus de dire, oe
vondra pas aous frustrer d'un secours si oecessaire daus ce temps et
qu'elle jugera selon sa prudeoce ordinaire, que ses interests sont meslea
avec ceux de l'Espagne et les uestres en ce qui est de la conservation
DU de la perte des Pays Bas et que particulieremeot il importe de-
ment a touts, que Ton puisse defeudre les places sur la Heuse. —
Der Kurfürst an den Prinzen von Oranien. D. Cöln
18./28. Februar 1678.
[Auf das Scbreiben vom 21. Februar. Vertrauen ftuf die Freundschaft des Prinien-
Befremdea über dos einseitige Vorgehen bei den Friedensverb an dlungen.]
Dank für die Cent estatio Den seiner Äffection.
Ich setze darauf ein festes Vertrauen und zweifele nicht, gleich wie
ich Ew. Ld. Interesse und Angelegenheiten jederzeit anders nicht
als meine eigene beherziget habe, Ew. Ld. werden auch sich gleichmässig
gegen mich bezeigen und ihm die meiuigen bei denen jetzigea weitaus
sehenden Conjuncturen aufa beste recommeadiret sein lassen. Dass ich
meinem Romswinckel etwas, so Ew. Ld. Person touchiren oder m-
wieder seiu könnte, deroselben vorzutragen befohlen hätte, dessen e^
innere ich mich nicht, es ist auch solches niemahln meine Intention ge-
wesen, dasa ich aber surpreniret gewesen, wie ich vernotnnieD, dassmiD
in dem Friedens-n^otio so weit avancirete, ohne dass mir oder eioige»
Interessenten davon part gegeben worden, aotchee können Ew. Ld. Dicht
oyGooi^lc
. Sendung Blupeit's an den KuTfäreten. 199
missdenten, weiiD Sie erwägea, wie hoch ich bei dem ganzen Werke
JDtereagiret biD.
BlaEpeil') soll die gewünschte Reise sofort antreten.
Memoriae! voor de Heere Blaspiel gaende nae Syne Churf.
Doorl. van Brandenburg. D. Boon 20. März 1678.*)
[Schjtderuag des üblen Zustsndes in Holland und den spanischen Niederlanden.
KecbtfertiguDg der Verhandlungen und Abmachungen mit England. Not h wendigkeit
d«r vollmundigen Eroberung Pommerns. Beschwerden über einen Hinisler des Ef.
und über die EUmswinckel ertbeilten Aufträge.]
Bl. soll dem Kf. den schlechten Zustand der Dinge in Holland and den 30. Hin.
noch schlechteren in den spanischen Niederlanden') schildern. Die Mittel und
der Credit det Staates sind eischöpft, Holland und Spanien sehnen sich daher
nach Frieden nnd der Prinz wird nicht verhindern können, dass sie Vorschläge,
die ihnen Frankreich dazu etwa macht, annehmen. Spanien kümmert sich gar
nicht mehr um die Vertheidigung des Restes der spanischen Niederlande, die
einzige Hoffnung, diese zu retten, beruht auf England und demjenigen, was Bl.
bei Nenburg und Celle auszuwirken beanftragt ist. Kf. wird, nachdem ihn
Bl. niber über die Verhandlnngen mit England nnterricbtet haben wird, er-
kennen, dass der Staat und der Prinz dadurch der gemeinen Sache einen be-
') Diesem schreibt Kf. an demselben Ti^^e, er hätte die Beise ohne weiteres
unleriLahmen können und sollte sie nun sofort antreten, und beauftragt ihn zugleich,
sich auf das &ussersle bei dem Prinzen zu bemühen, dass dieser den in dem eng-
litch-hollind lachen Vertrage in Aussicht genommenen Waffenatillstaad zwischen
Schweden, Dänemark und Brandenburg, der für ihn sehr verderblich sein würde,
diverliere. Dem Prinzen tfaeilt er am 19. Februar/1, Harz mit, v. d. Tocht (der
iotwiscben die Verhandlungen über die DefensiTallianz fortgesetzt hatte und mit
dem diese am 36. Februar/8. Mftrz zum Abschluss gebracht worden sind, s. den Ver-
tng bei Dumont VII, 1, S. 343, im Auszüge bei Pufendorf XVI, § 98, 99,
t. Uörner S. 403 ff.) werde auf seinen Wunsch Blaspeil's Ankunft abwarten.
^ Blaspeil meldet am 7./17. März aus Boon, dem Hauptquartier des Prinzen
Ton Oranien (einem Dorf an der Scheide, 4 Stunden oberhalb Antwerpen}, der
Prini sei sehr perplex über den üblen Zustand der spanischen Niederlande und dass
er ausser Stande sei, mit seiner geringen Macht dieselben zu schützen, derselbe
■ünscbe daher, er möchte seine Reise so anstellen, dass er allen Alliierten die
drohende Gefahr vorstellen könnte. Ueber den Eindrucli, den diese Mittheilungeu
auf dBQ Kf gemacht haben, a. das Rescript an v. Brandt vom 38. März/T. April
nuten Abscbn. III.
^ Vgl. darüber Uüller, Wilhelm 111. von Oranien und Qeorg Friedrich von
Wildwk I, S. 44 f.
oyGooi^lc
200 D- Brandenburg und die NiederUn^i 1676—1679.
Bonden gnten Dienst geleistet haben, und daas kein heilsameres Mittet bätte
gefunden werden kQnnen, nm zn einem erträglich guten Frieden zn gelangen
oder den Krieg mit grösserer Kraft fortzusetzen. Der Prinz ISsst Ef. versicbeni,
daas znr Zeit, als er in England war, dort mit dem Könige noch nichts ver-
haodelt worden ist. Die anderen Alliierten mit an diesen Unterhand langen
Theil nehmen za lassen, hat der Konig von England verweigert und der Staat
in seiner Bedrängniss hat sich dessen Forderung fügen mnssen. In dem Yer-
trag mit England ist, soviel dem Prinzen bekannt ist, nichts zum Nacbtheil d«s
Kf. abgemacht, nnd sollte ihm etwas bekannt werden, so wird er sieb be-
mühen, es zu redressieren. Bl. soll auseinandersetzen, welche Gründe der Staat
nnd der Prinz gehabt haben und noch haben, in dem Tractat von einem ■Waffen-
stillstand mit Schweden zu sprechen, und soll versichern, dass durch diesen
Artikel dem Kf. nicht präjudiciert ist, sondern dieser und andere die Freiheit
behalten, in diesem Fall zu thun und zu lassen, was ihnen wohlgefällt.
Der Prinz wünscht auch des Kf. Gedanken über das Friedenswerk nnd
besonders über sein eigenes Interesse dabei zu erfohren. Er nnd der Stait
wünschen sehr, dass Kf. ganz Pommern erhalten solle, aber Kf. hat zn bedenken,
ob es möglich sein wird, dieses bei den Tractaten zu erwirken, solange er das-
selbe nicht vollständig erobert hat, zumal wenn Frankreich sich zum Heister
machen und den Frieden vorschreiben sollte. Frankreich wird dann sohwcrlifii
Schweden im Stich lassen, sondern vielmehr die Alliierten zwingen, ihre Er-
obernngen demselben wieder abzutreten.
Ferner soll Bl. vortragen, der Prinz hatte immer gewünscht, dem Kf. far
die Geneigtheit, die er ihm von Jngend an gezeigt, angenehme Dienste zu leisten
und dauernde Freundschaft nnd gute Intelligenz zu stiften, und dass daza be-
queme Minister und Mittel von beiden Seiten verwendet würden.
Dat syne H'- tot syo groot leedtwesen beeft bevonden, dat een van
de vornaeiuste Ministem ') van Syne C. D'' in plaets van daer toe eea
jnstrument te wesen, het aelve heeft getraverseeret ende een misvei-
trouweo gesocht te verweckec, ende Syn H'- by Syne C D'* ende de Syne
in verdacht te breageu, als oF hie het daermede uiet wel ende oprecht
en meinde. Dat hetselve is gebleecken in diverse gelegentheiden ende
speoiaelyck du oolangs by het oprechten van de ÄlliaDÜe met den Staet
ende by de Handelinge over de dilTerenten met Oelderlandt, in reganJ
van dewelcke laen de saccke laugen tydt heeft moeten ophouden enile
eyudelyck daerover maecken een separaot Ärticul, wacrdoor die saecken
alnogh oopen syn gelaeten.
Sollte Kf. geneigt sein, sich über die Streitigkeiten mit Gelderland lieltfc
durch die Vermittlung des Prinzen zu vergleichen, so soll Bl. versichern, dass
der Prinz sich darum beraöhen will.
I) Gemeint ist der Oberpräsident 0. v, Schwerin, a. v. Orlich 1, S. 25if.
oyGooi^lc
Instruktion für BUspeil. 201
Dat Syne H*- verder niemandt anders cau toeschryven als meede
aen eea ofte andere van de Miniäters, die omtreot Syne C. D'- sya , dat
hy in twee distiucte Orders, dewelcke aen den Heere RomswinckeP)
— syn gasenden, om aen Sya H'- — mede aeu voorn. Raedt PensioDaris
te insinueeren , in syne princelycke eere ende reputatie soo gevoelyck
is geledeeret, gelyck oock niet minder den Staet.
Besonders die Stellen, in denen es heisst, der Prinz habe im Namen des
Staates Anderes versicheTt, als mit dem Könige von England tractiert worden
sei. man hätte contra foedera et fidem dalam geliandelt, man hStte Kf. absn-
donniert und sei undankbar gegen ihn gewesen, der Prinz hätte ihm verschwiegen,
was wahrend seines Aufenthaltes in England verhandelt sei, und man hätte ohne
sein Votwissen vorgeschlagen, er sollte einen Theil seiner Erobernngen an
Schweden zurückgehen, sind dem Prinzen sehr zu Herzen gegangen. Derselbe
väss, dass Kf. so grosse Geneigtheit fnr ihn hat, dass er dieselben nicht be-
fohlen hat, in solchen choquanten Ausdrücken abzufassen. Femer ist der
Prinz in einer dieser Ordres beauftragt, 5 Punkte bei dem Staat zn Wege zu
bringen, besonders dass der Tractat mit England casaiert, kein Frieden gemacht
werde, ohne dass Kf. von der Naclibarscbaft Schwedens befreit sei, und dass
dem Kt Satisfactioii wegen seiner Praetensionen an Frankreich gegeben werde,
die so beschaffen sind, dass keiner von den Alliierten dergleichen praetendiert,
viel weniger den Staat und den Prinzen mit solchen sensiblen Worten taxiert
hat. Der Prinz ist ausser Stande, das auszuführen, was ihm in diesen Pnnkten
angpmuthet ist, hätte er sie dem Staat vorgetragen, so würde daraus grosse Be-
stfirziiDg nnd üble Folgen entstanden sein, er bat daher Romswinckel gesagt,
tr sollte diese Funkte dem Staat nicht bekannt machen, dieser aber hat ihm
erklirt, dazu express befehligt zu sein. Der Prinz stellt daher in das Belieben
des Kf., wie derselbe darüber im allgemeinen Interesse disponieren will.
Der Prinz behält sich vor, seiner Zeit mit Kf, noch über andere Dinge
mrmdlich zn conferieren, andere hat Bl. übernommen demselben vorzutragen.
W. W. Blaspeil an den Kurfürsten, D. unterwegen zwischen
Wilmatadt und Dordrecht 12./22. Mäi-z 1678.
[Reise nach Hecheln. . Verabredungen mit dem Prinzen lon OraDieo.]
Der Prinz von Oranien bat ihn länger aufgehalten, als er geglaubt hatte, 32. Jlftn.
er hat denselben nach Hecheln begleiten und dort den Deliberationen in Graf
Waldeck's Quartier über das, was bei dem gegenwärtigen Zustand zu thun,
heiwohnen müssen, um dem Kf. desto getreulicheren Bericht zn erstatten. Der
') S. oben S. 190 f., 193 f.
oyGooi^lc
202 11. Brandenburg and ilie Niederlande 1676—1679.
Prinz hStt« gern gesehen, äaaa er noch des Königs von England finale Reso-
lution abgewartet bStU, da aber diese nicht so bald eq erwarten, so hat da
Prinz gutgefnnden, dass er seine Reise fortsetzen und seinen W^ über den
Ha^ nehmen möchte, theils um mit Fagel wegen des mit England gemachten
Tractatg and der Wahmehmong der Interessen des Kf. in Nimwegen wlhrend
seiner Abwesenheit zn reden, theils zu vernehmen, was der vermuthlich wieder in-
gelangte Qodolphin mitgebracht hat. Er will vom Haag aus nach Nimwegen
gehen und auf des Prinzen Wunsch en passant Ffalz-Neaburg und dea
Herzog von Celle wegen der gegen Frankreich zu machenden Anstalt zu sprechea
suchen.
W. W. Blaspeil an den Kurfürsten. D. Hamm
2. Apri!/23. März 1678.
[ICrkläiung Pfalz-Neuburgi. Die beabsichtigte ZuBammenkuDf! zu Cöln.]
Pfalz-Neuburg ist mit dem, was der Prinz von Oranien veriaogt,
dnrchaus einverstanden und wird sieb bemühen, dass im westfälischen Kreise
eine gnt£ Armee formiert und, falls -es an Suhsidien mangeln sollte, ans Kreis-
mitteln unterhalten werde; Kf. möchte dazu die 6000 Mann verwenden, die er
so wie so in den Niederlanden gegen Frankreich zu gebranchen entschlossen
gewesen. Die ganze Armee soll ans 9500 Uann zu Ross und 15000 za Fnss
bestehen, das Commando soll der Bischof von Osnabrück führen und
der Kaiser aufgefordert werden, demselben einen General (etwa de Grana
oder Capliers) zur Seite zu stellen. Um alles NGthige lu überlegen, hat
Pfalz-Nenburg alle Interessierte aufgefordert, Deputierte nachCöln zu schicken,
die clevische Regierung hat dazu wenigstens ad andiendam et referendam den
Geh. Regiernngsrath de Beyer committiert.
Er hat von diesem Verlauf dem Prinzen Nachricht g^eben und reist so-
gleich weiter, und zwar auf des Prinzen Begehren über Celle, um denselben
wissen zn lassen, was von dort zu erwarten sei.
Des Printzen von Oranien Gedanken über itzige Conjuncturen.'}
[Bedrftngte Lage Hollands. Verlangen, dass die nordischen Alliierten mit Schweden
Waffenstillstand schliessen und ihre Waffen gegen Frankreich «enden sollen.]
Rechtfertigung der Verhandlungen mit England and der Geheimhaltang
derselben. Schilderung der Macht des Königs von Frankreich, der dem
<) Vgl. Pufendorf XVI, § 13 (S. llSef.). Blaspeil sendet, in der Bft-
soi^niss, durch die Reise zu dem Herzoge von Celle aufgebalten m werden, dieses
SchrifUtöck von Hamm ans am 23. U&rz/2. April 1678 voraus.
oyGooi^lc
Vortchllge dea Prinzen Ton Oranien. 203
Rest der spanischen Niederlaade drohendeo Gefabr und des eracb5pften Za-
siandes des Staats.
Daher müssen die Alliierten, welche bisher gegen Schwedeo agiert haben,
besonders Dänemark and Rf. überlegen, ob es nicht auch ihi Interesse er-
Torderte, zusammen mit dea anderen sich der grossen Macht oud den weit aos-
selienden Desseinen Frankreichs zo widersetzen, sich zu diesem Zweck mit
Schweden zd vergleichen und mit diesem Frieden oder nur auf eine Zeit lang
Waffenstillstand zu schliessen, um nachher den Krieg fortzQHetzen und ihre
weiter vorhabenden Conqaestea zu ponssieren, und ob dieses nicht das einzige
Mittel sei, sich ihrer Conquesten za versichern.
Sollten Dänemark nnd Ef. trotzdem den Krieg gegen Schweden ohne
Interraption fortsetzen wollen, so würden sie England und dem Staat die Bei-
so^, dass man auf solchen Fall Frankreich nicht werde widerstehen können,
benehmen und deutlich nachweisen mnsaen, dass der gemeinen Sache kein
Xachtbeil zuwachsen würde, ferner würden sie England, welches im Falle der
Ruptnr mit Frankreich gern die Ostsee offen halten wollte, hierin einige Satis-
factJon geben mnssen, ihre eigene nnd die schwedische Macht recht wohl
balancieren und erw&gen müssen, ob sie alles, was sie zur Ausführung ihres
Vorhabens gegen -Schweden brauchen, zur Hand haben oder zeitig genug haben
können, da der Staat nnd Spanien ihnen keine Hülfe leisten könnten, Frankreich
dagegen Schweden durch Qeld, durch Polen oder sonst möglichst anterstötien
würde.
Wollten aber die Alliierten sich zum Stillstande mit Schweden verstehen,
dann würde der gemeinen Sache geholfen sein, sie selbst auch ihre eigene
Recbnong besser dabei finden und dann würde man auch Mittel nnd Wege
haben, Schweden dazu zu obiigieren, wie solches mündlich bedeutet worden.
Die Eanptursachen, warum Dänemark und Kf. sich znm Stillstand zn ver-
sieben hätten, wären:
1) Sie wären ihrer bereits gemachten Conquesten noch gai nicht versichert,
würden aber, wenn Waffenstillstand mit Schweden geschlossen würde, dieselben
behalten, also grossen Vortheil haben, w&hrend Schweden dabei verlieren würde.
2) Sie könnten, bevor der Stillstand zn Stande käme, auch noch das
übrige zu erobern suchen.
3) Inzwischen könnten sie die eroberten Oerter mit allem Nöthigeo von
sehen nnd sie in sicheren Zustand bringen.
4) Würden sie im Fall des Waffenstillstandes ihren Mitalliierten Hülfe
gegen Frankreich leisten können , während Schweden aus Mangel der freien
Passage Frankreich keine Hülfe würde schicken können.
5) Dieses würde dann vermuthlich Schweden keine weiteren Siibsldien
zahlen.
6) England und Holland könnten ihre Commercien in der Ostsee fortsetzen.
T) Der Staat würde so etwas respirieren und im Stande sein, den Krieg
in continuieren und im nächsten Jahre eine Flotte nach der Ostsee zu
schicken.
oyGooi^lc
-204 II- Brandenbarg und die Niederlande 1676—1679.
8) Spanien würde sich eifriger bemähen, die Snbsidien m zahlen.
9) Die anderen Alliierten and auch England würden dadurch devinciert nnd
desto mehr bewogen werden, dem Kf. nnd Dänemark ihre ErohemngeD zo
gönnen und ihnen dazn zn verhelfen.
10) Wenn Dänemark nnd Kf. eich hierin zn suchen machten, wnide
Schweden, nm den Glimpf zn erhalten und England anf seine Seite zn bringen,
sich dazn bequemen, wie man schon unter der Hand vernehme, dass es sA
erboten, sich mit England gegen Frankreich zu verbinden, wenn es in vorigen
Stand restitniert würde.
11) Dann würde England die Mittel, welche es sonst gegen Schweden ge-
brauchen wollte, gegen Dänemark nnd Kf. gebrauchen.
Den Entschluss des Kf. und des KSnigs von Dänemark mässte man bald
wissen, sollten sie sich zum Stillstände verstehen, so wollte man es dihio
richten, dass England Schweden, der Staat Dänemark und dem Kf. denselben
pTOponierten.
Der Kurfilrst an den Prinzen von Oranien. D. Cöln
30. Mära/[9. April] 1678.
[Zusage der Truppeasendung, falls ihm das geforderte Geld gexafalt wird. Sendung
V. Spaen's.]
Ans einem Schreiben des Prinzen an seinen Clevischen Statthalter, den
Fürsten von Nassau, hat er ersehen, dass der Prinz begehrt, seine im Clevischen
stehenden Truppen sollten nach Maaseiok marschieren. Er ist bereit, die vom
Prinzen begehrten 6000 Mann zu schicken , kann diese Leute aber zu dieser
Zeit unmöglich anf die Beine bringen, solange ihm nicht die hegehrte Summe')
avanciert wird. Aus BlaspeiTs Relation aus Dfisseldorf bat er ersehen, dass
man für gut befunden, seine Truppen sollten dem Corpo, welches Pfalz-Nea-
burgs Project zufolge von dem Westfälischen Kreise formiert werden solIM,
beigefügt werden, er hat aber dagegen Bedenken, wird davon dem Prinun
durch v. Spaen, den er, weil Blaspeil jetzt angekommen, innerhalb 3 oder
3 T^en abfertigen wird, zn vernehmen geben lassen.-)
') S. oben S. 19G. lo einem Scbreiben vom 10./30. Min an den Prinun 'on
Oranien batte Kf. yorgeadilageo, der Staat aollte ibm statt der verlaugtsn 5O000
nur 30000 Tbaler zablen, ausserdem aber noch die von dem Herzog van Vill>
Hermosa versprochenen aber nicht gewillten 30 000 Thaler vorachiessen.
'') In seiner Antwort darauf (d. au quartier de Boom 21. April 1678] scbreibl
der Prinz, er erwarte ungeduldig die Ankunft t. Spaen's, damit das Corps ander
Haas versammelt werden könne, versichert, für den Unterhalt der Truppen 60i^*
la wollen. Ueber den weiteren Verlauf dieser Angelegenheit s. oben S. 12.
oyGooi^lc
ZoMge der TnipptoseDduDg;. Die fr«ntÖBiMb«ii PriedsngTonchläge.
M, Romswinckel an den Kurfürsten. D, Hage 1 3-/23. April 1678.
[Mittheil ungen der sUstiscbeii beputierlea über die franiüsischen Fn'edensiorechl&ge,
die Encbüpfiiiig und FriedeDasehntucbt Hollands, Verlangen soforliger Hülfe seitenn
der Alliierten.]
Vorgestern haben die staatischen Deputierten die hier anwesenden Minister 23. Apr.
der Alliierten za einer ConferMiz berufen nnd ihnen zonfichst ein Memorial des
polnitrhen Qesandten Orafentbal mitgetheilt, worin der Staat um Ueber-
nibme der Mediation zwischen Polen und Hoskau ersucht wird, dann aher die-
selben aufgefordert, ihre Meinung aber die von den franiösiscben Gesandten in
Nimvegeo übergebeuen Friedensbedingungen ') zu Süssem, da die Staaten von
Holland, welche des Krieges fast müde und überdrüssig geworden, künftigen
Dienstig sich versammeln nnd darüber berathen wSrden. Die Minister haben*)
erklärt, sie müasten darüber erst an ihre Piincipalen berichten und diese darüber
entscheiden lassen, sie ihrerseits glaubten, dass dieselben lieber alles daran
setzen, als sich auf solche übermüthige und allen Alliierten nnannehmliche Be-
dingungen in Tractaten einlassen und sich von dem KQnige von Frankreich den
Frieden vorschreiben lassen wfirden, besonders haben die D&nischen, Lüne-
bnrgisfhen nnd er ein eclaircissement Über den Ingress, in dem es heisst, der
K&nig von England habe dem von Frankreich volle Satisfaction Schwedens zu-
gesagt und auch für die General Staaten dasselbe versichert, verlangt, worauf die
staitischen Deputierten bethetierten , dass ihnen weder directe noch indirecte
diTon das geringste vorgekommen, sie auch nicht glauben kannten, dass der
König von England dem von Frankreich eine solche Zusage gemacht hätte, mit
der Versicherung, dass bei den Unterhandlungen des Staats mit dem K5nig
und dessen Ministern keine Anregung davon geschehen, auch bisher keine Vor-
sch%e, wie der Frieden im Norden zn machen, gemacht seien. Auch der eng-
lische Gesandte Ilyde bat behauptet, dass er von einer solchen Proposition
Kines Königs nichts wüsste.
Die Depatierten haben femer rund zugestanden, dass jene Bedingungen
DDaDQehmlich und ruineux für alle Alliierten, ja spöttisch wSren, haben aber
doch ad longum dednciert, dass die Finanzen des Staates so erschöpft w8ren, dass
es demselben unmöglich wäre, den Krieg so wie bisher fortzusetzen, dass, wenn
die Alliierten 'ihnen keine parate Hütf- und Erleichtern ngs mittel an die Hand
gaben, am die Staaten von Holland zu fiberaeugen, dass sie den Krieg gegen
<) S. Actes et memoirea II, S. 84G fiL, Sylvius IV, S. 119 f.. Basnage II,
3- 914 t, Pufendorf XVI, $16 (3.1190 1.). Hignet IV, S. &57. Vgl. unten
AbMhn. V.
"} S. Pufendorf XVI, § 16 (8. 1191 f.).
oyGooi^lc
206 H- Brandenburg nnd die NiedarUnde 1676—1679.
Fruikraich ISoger und besser als bisher würden ansführea helfen können, die-
selben ^wiss bescbliessen würden, einen solchen Frieden, wie sie nur haben
könnten, anzunehmen, weder der Prinz noch andere Regenten würden du
hindern kOnnen.
Darauf hat de Lira erklärt, sein E&nig werde die eigentlich nach Sicilien
bestimmte Flotte zam Dienst der gemeinen Sache hergeben und zahlen, von
Catalonien aus eine grosse Diversion machen nnd soviel mQglich den Unterhalt
für die Truppen, welche die Alliierten nach den Niederlanden schicken worden,
verschaffen. Der kaiserliche Hinister Cramprich erklfirte, der Kuser bitte
dem Herzog von Lothringen absolute Macht über die Armee, welche stirker
sein nnd kriitiger agieren solle als jemals, gegeben und davon könnte man sich
eine grosse Assistenz und Diversion versichern, auch hätte de Grana Ordre,
sich nach diesen QnartieiOD zu verfügen und dafür zu sorgen, dass die voa
den Kur- nnd Fürsten nach der Haas und Hosel und nach den spaniseheD
Niederlanden bestimmten Truppen ohne Zeitverlust dorthin z^en nnd dem Feind
allen möglichen Abbruch thiten. Der Dänische, Meiercrohn, remonstrierie,
sein König hStte die schwedische Hacht so auf dem Halse, dass er selbst
Assistenz, namentlich durch Sendung einiger Kriegsschiffe nach der Ostsee,
suchen müsste. Er bat namens des Kf. vo^estellt, derselbe werde die begehrten
6000 Mann, obwohl er sie selbst zum höchsten nötbig bitte, schicken, in der
Zuversicht, dass man die Kriegsschiffe werde förderlichst nach der Ostsee ab-
gehen lassen, v. Spaon werde am 13./35. zu Dorsten sein und, sobald er ver-
nommen, was andere Interessierte des westfölischen Kreises beschlossen, sich
zum Prinzen begeben, demselben des Kf. Willensmeinung mittheilen nnd dem-
nächst nach dessen Ontfinden die Truppen marschieren lassen, Pfalz-Nea-
burg hätte schon erklärt, die von ihm begehrte Assistenz zu stellen, anch der
Bischof von Münster werde gewiss das Gleiche thuu. Der Lnnebni^ische
Müller versicherte, auch seine Principalen würden gewiss alles, was in ihren
Kr&ften stände, beitragen, ebeuso der Osnabrücks che, und die Hinister meinten
insgesamt, wenn es dem König von England ein rechter Ernst sei, den Kri^
zu erklären und mit Eifer zu Lande und zu Wasser zu führen, so würde der
Staat dadurch bedeutende Assistenz und Erleichterung erhalten. Fagel aber
erwiderte, das wären ausser den 6000 Mann, welche Kf. zu schicken über-
nommen, alles nur künftige Sachen und gegebene Hoffnungen, womit man jetzt
Frankreich nicht wurde resistieren, den Staat sublevieren und die Staaten von
Holland von ihrem Trieb zum Frieden divertieren können, nnd er bat, die
Minister möchten den gefährlichen Zustand wohl beherzigen und ihren Prind-
palen die vorhandene grosse Noth, um den Staat zu sublevieren, die spanischen
Niederlande zu retten und ihre eigenen Eroberungen zu maintenieren, wohl re-
präsentieren, dieselben müssten eiligst Truppen auf eigene Kosten gegen Frank-
reich schicken. Kriegsschiffe nach der Ostsee zu schielten, sei für den Staat
unmöglich, dem König von England fehle es nicht an dem guten Willen zam
Kriege gegen Frankreich, aber er werde nicht so zeitig eine genügende capi-
tale Flotte in See bringen, dass Frankreich sich nicht inzwischen zum Heister
oyGooi^lc
Bersthaagen aber die WeiterfSbraog des Eriageg. 207
der spanischen Niederlande nnd anderer PIStze am Rhein und anderswo machen
A. V. Spaen und M. ßomswinckel an den Kurfürsten.
D. 8' Grafenhage 25. April/5. Mal 1678.
[['nterrcduDgen mit dem Prinieo von Oranien, Fagel und t. d. Tocbt Mil Fagel
vereinbartes Hemorittl wegen Verwendung der Truppen der Alliierten.]
Sie babeu Montag bei d An Prinzen von Oranien Audienz gehabt. Nach- ^- Kai.
dem T. Spaen das, was ihm Kf. anfgetragen, demselben vorgebracht, danicte
er, erbot sich, auch ferner des Kf. Interesse, besonders auch die Beilegung der
^eldriichen Compromisssache zu befördern, erklärt« aber, die Qemnther hieselbst
iiiclinierten, den Frieden quovia modo zu halben, er bemQbte sich zvar zn ver-
hindern, dass die von Frankreich vorgeschlagenen Frieden sbedin gangen ange-
nommen würden, sehe aber keine Aussicht, darin zo reüssieren, wenn nicht die
Alliierten ihm mit einer ansehnlichen Assistenz ohne Zeitverlust zu Hülfe
kämen. Der Staat hfitte weder Geld noch Credit, um, wie Kf. verlangte, für
seine Trappen Geld nnd Unterhalt zn geben, wenn er diese Forderung vor-
brächte, so würde das nur die Regenten, welche schon zum Frieden inclinieren,
noch mehr dazu animieren und die, welche die Weiterführung des Krieges
wücschen, inutil machen, und er bat, Spaen möchte sobald immer möglich
einige Völker nach der Maas marschieren lassen und befördern, dass auch
Münster, Paderborn nnd Pfalz-Neubnrg ein gleiches thäten, sonst müsste
man Frieden schliessen oder die spanischen Niederlande würden ganz verloren
1,'ehen.
Da sie den Prinzen fast zum höchsten perplex befanden and derselbe
ihnen solche grosse Contestationen von der überaus grossen Noth und Geld-
mangel gethan, sie dieselbe auch in der That verspüren, so haben sie in ihn
nicht weiter dringen können. Sie haben ihn nur gebeten, zu verhindern, dass
aaf den vorgeschlagenen Waffenstillstand mit Schweden gearbeitet werde, worauf
a ihnen aber geantwortet bat, der dänische Gesandle Ueug habe ihm gestern
') Kf erwidert (d. Berlin 24. April/4. Mai 1675), er hoffe, die Vorstellaogen der '
Hioister der Alliierten würden den Staat animieren, bei der guten Partei festzuhalten.
i>u» der Staat die Uediation zwischen Polen und Moskau übernehme, solle ihm
rwht sein, doch warnt er vor Grafentbal, der, noch immer in schwedisrcheu
Dienaten stehend, den Charakter von Polen erschlichen habe und jeden&lis, ebenso
*i« froher in England, nur zu spionieren suche. S. über denselben Basnage I[,
S.7I1(.
oyGooi^lc
208 n. Brandenburg und die Niederlande 1676—1679.
angezeigt, dsss sein König zu einem solchen Waffe DstillBtand bereit sei. Da der
Prinz bald nach der mit ihnen gehaltenen Conferenz nach Breda abreiste und
sie an Fagel verwies, so haben sie sich heute zn diesem begeben und ihm
dasselbe vie dem Prinzen proponiert. Er bat ihnen ungefKhr dieselbe AntDOit
wie jeuer gegeben und ihnen noch ausführlicher den schlechten Znst&nd der
staatischen Finanzen auseinandergesetzt. Dem Kf. zu den 60000 Thaleni in
verhelfen, erklärte er für ganz unm6gUcb, doch erbot er sich, da eo hoch dinm
gelegen, dass dessen Trappen marschierten, den Juden Cotina zu disponieren,
auf Abschlag der Snbsidien die noch restierenden 3 Monat Brod- und Fourtge-
gelder für das Regiment, das im Anfang Torigen Winters zu Haaseyck gestanden
(etwas Tiber 13000 Rthlr.) zu zahlen. Nach der Abreise des Prinzen w«
V, d. Tocht bei ihnen, berichtete ihnen, der Prinz hStte in der Versammlang
der Staaten von Holland') so für das Interesse des Kf. gesprochen, dass ein
Minister desselben es nicht mit mehr Eifer und ^iachdrack hStte thnn können.
und er hätte die Gemüther derselben für Kf. sehr wohl portiert gefunden, und
versprach endlich, sein Bestes zu thun, dass Kf. von den CO 000 Rthr. die von
den Staaten zu zahlende Hälfte erhalte.
Mit Fagel haben sie ein Memorial') aufgesetzt und versprochen, w»s
darin enthalten ist, so viel es ihnen möglich zu befördern. F. hat dasselbe so-
fort den Staaten von Holland mitgetheilt, es hat diesen grosses Vergnügen ver-
ursacht, and mau verlangt sehr, dass solches sofort ausgeführt werde, man hofft
dann den König von Frankreich so lange aufhalten zu können, bis der Henog
von York, die kaiserliche Armee und die Trnppen der anderen Alliierten ins
Feld kommen werden .>)
Vgl. Bas nage H, S. 915, UignatlV, S. 55»f.
>) S. dasselbe in Urk. u. AcL 111, S. 517 ff.
") Kf. erwidert (d. Cöln 4./U. Hai 1678), es febte ihm noch mehr an Geld »Is
dem Staate, sie sollten also darauf dringen, daaa ihm wenigstens die 30000 Thir.
zu denen v. d. Tocbt Boffnuag gemacht habe, gezablt würden. Das im Haag ge-
machte Project ratificiert er und giebt den Truppen Befehl, zu marschieren, aucli
ohne die aus Preussen hermarscbierenden Regimenter werden es tüuftehalbtansend
Hann sein, v. Spaeo soll dafür sorgen, daas sie mit Lebensmittelo und Fourage yer-
sehen «erden.
oyGooi^lc
Verhandlangen mit FAgel. Resolution des Ef. ui Blupeil.
Resolutlo vor H. Blaspeil umb daraus an den Printzen von
Oranien Rapport zu thun. Sign. Cöln an der Spree
29. Aprü/[9. Mai] 1678.»)
(Conc. 0. V. SchneriD. Lect den 26. April 1678 in consilio prae-
»Dtibas: S. Chf. D., I. D. der Chnrprintz, Fb. v. Schweria, H. Gladebeck,
H. Knesebeck, H. Krockau, H. Koppe, H. Blaspiel, H. Meindera.)
[Noth wendigkeit der Behanplung von ganx Pommern. Zurückweiaang der Beschwerden
des Primen.]
Kf. ist sehr bestürzt, dass, wie io dem MemoriBl weitlSufig enthalten, 9- Hai.
Edles dort ia solchem desperatea Zustande sieb befinde, der Geldmangel
» gross sei UDd die Alliierten das Werk mit mehr Eifer führen oder man end-
lich einen Frieden würde schliessen müssen. Et hat seinerseits nichts ver-
säumt, hat trotz des Kampfes gegen Schweden in allen Campagneu seine
Alliierten anch an anderen Orten mit Volk unterstützt, versichert anch, sobald
er die Eroberung von Pommern vollendet haben wird, nach Möglichkeit den
Krieg lom Besten sämtlicher Alliierten ausführen zu helfen. Er glaubt wohl,
iass CS dem Staat bei solchem kostbaren Kriege an Mitteln gebreche, aber anch
seine Lande sind auf das äusserste erschöpft, sonst würde er nicht die geringste
Importanität in Forderung der Substdicu bisher gebraucht haben.
' Deber die Frage, ob der Krieg fortzusetzen oder Friede zn suchen sei,
hann er TorlBufig nicht urtheilen, weil seit Blaspeil's Abreise die Sache
sich merklich geändert, Frankreich ein Fried ensproject, welches vor dem
10. Hai angenommen werden müsse, übergeben hat und am englischen Hofe
and anderen Orten mehr geglaubt wird, dass der Staat lieber solche Conditionen
eingehen, als den Krieg fortsetzen werde, er wünscht vielmehr von dem Prinzen
Rath, wie er nebst dem Staat nnd anderen Alliierten aas diesem Kriege nnd
lu einem sicheren nnd bestindigen Frieden gelangen könne.
Venn die Schweden auch nur etwas von Pommern behielten, so würden
er Dnd seine Posterität in steter Unruhe nnd Gefahr bleiben. Um des Staates
Killen ist er in solche irreparable Feindschaft mit Schweden gerathen, dem Staat
selbst ist am höchsten daran gelegen, dass er hinfort freie Hfinde habe ihm zu .
assistieren, er vertraut also, dass der Prinz und der Staat es befördern werden,
dass er ganz Pommern bekomme. Er seinerseits wird nicht eher an Frieden
denken, bis der Staat zu dem, was seine Sicherheit erfordert, gelangt sein wird.
Und weil dieses nicht allein Sr. Chf. D. beständige Intention für
den Staat ist, beaondern auch aller dero ministrorum consilia, von dem
ersten bis zn dem geringsten, allamabl beständig dahin gegangen, nnd
oyGooi^lc
210 U- BrftDdeDbnrg und die Niederlande 1676-1679.
noch gehen, Se. Chf. D. auch keinem würden verstattet haben, die so
hochnöthige Freundschaft zwischen deroselben und dem Staat auch aar
im geringsten zu kräncken, so werden Se. Hob. leichtlich daraus nr-
theilen, dass Sie darin von einem oder andern übel berichtet win,
als wenn jemanda unter Sr. Chf. D. Ruthen wäre, welcher das gute Ver-
trauen zwischen deroselben und dem Staat zu verstören gedächte, Se.
Hob. erkennen auch selbst, dass Sr. Churf. D. nicht zu verdenken, diss
Sie über die Art der Tractirung sich beschweret finden. Nun ist es
.nichts anders, was dero Vicekantzlern Romswinckeln aufgetragen, Sr.
Höh. zu proponiren, ohne dass der geringste Vorsatz gewesen, Sr. Höh.
Ehre, welche Se. Chf. D. allezeit so eiferig als die Ihrige selbst vertreten
werden, zu beleidigen. Se. Chf. D. hofTen demnach, Se. Hoheit werden
dergleichen geführte Beschwerungen dergestalt nicht ausdeuten. —
Was Se. Chf. D. in verschiedenen Punkten damals gesucbet and
welches das einzige ist, so dero p. Romswinckeln befohlen worden
zu proponiren , werden Se. Höh. nicht frembd finden , weil Sr. Chf. D.
Wollfahrt darauf beruhend gewesen, und weil eben bei Notification de^
mit Engeland gemachten Friedens von deroselben begehret worden, dem
Staat 6000 Mann ohne einige Subsidien zu schicken, so haben Se. Chf. D.
urab so vielmehr gehoffet, der Staat würde auch dagegen solche Ihre
desideria in Consideration ziehen, und haben Se. Chf. U. wohl den g^
ringsten Vorsatz nicht gehabt, Se. Höh. dadurch zu graviren.
So ist auch vou Seiten Sr. Chf D. ministrorum die geringste DifG-
cultät bei Aufrichtung der Allianz nicht gemachet, vielmehr aber den
Staatiscfaen ministro öfters angezeigt worden, dass, weil Se. Chf. D. aus
sonderbarer B^erde, mit dem Staat in fester Freundschaft zu stehen,
alle von demselben gemachten dubia überwunden, die Allianz nur vollen-
zogen und die übrige zur Allianz nicht gehörige Puncto, worüber einige
Difficultäteu sowohl von selten des Staate als Sr. Chf. D. entstanden,
bis zu besserer Zeit ausgesetzet werden möchten. Als aber auch von
ihm darin nicht geheelet werden wollen, besooderu wegen Einräumung
Schenkenschanz gar starke Instanzien gescbehen, so ist nicht ohne, dass Se-
Chf. D. zu Erhaltung festen Vertrauens mit den sämtlichen Provinciea
gerne gesehen hätten, dass auch die Geldrische Compromissaache abge-
than worden, wie deroselben dann dazu hiebevorn gegen Abstand
Schenkenschanz gute Vertröstung geschehen, die Hufeisersche Schuld
auch, als welche man in ao. 1672 von selten des Staats gern gänilich
zurückgeben wollen, bei weitem das nicht importiret, was Se. Chf. B-
oyGooi^lc
ReiolutioD dei Ef. fto BlupelL 211
ietzo davor nachgegeben, und haben demnach dero ministri bei diesem
PuDct nichts andres gethan, als was Sr. Chf. D. expresser Befehl ge-
veseo.
Kf. aimmt das Erbieten des Prinzen wegen des Geldrischen Compromiases
mit Dank an, es wird ihm lieb sein, wenn derselbe diese Provinz dahin dis-
poDierea will, auf billigere Weise als bisher diese Sache mit ihm abzuthnn.
Wegen üeberlassung der 6000 Mann wird der Prinz schon durch v. Spaen
mehrere Nachricht erhalten haben. Kf. bleibt bereit, dieselbon zu stellen, ob-
gleich er ihrer selbst znm höchsten benotbigt ist und dafür andere aufbringen
muss, wenn ihm nur die nöthigen Mittel zeitig gereicht und er zu Ihrer
Schickung capabel gemacht wird.
Wegen des vorgeschlagenen WafFan Stillstandes, der Kreishüife, Bemähung
beim Bischof von Münster und was dieser Tage mit dea lüneburgisahen
Gesandten') vorgegangen und wie Kf, eifrig dahin gearbeitet, dass der Staat
ansehuliche Assistenz erlange, wird Bl. weitläufiger mündliche Relation ab-
.xtatteu.
M. Romswincke! an den Kurfürsten. D. Haag 7./17. Mai 1G78.
[Vorschlag der stsatischen Deputierten vegeu eines WaSenstillstandes.]
Gestern hat wieder eine Conferenz stattgefunden, in der') die staatischen 17. Mai.
Deputierten den Ministern der anderen Ällüerten mitgetheilt haben, die fran-
lüsischen Gesandten in Nimwegen hätten') die gewünschte Verlängerung des
Termins abgeschlagen, aber sich zum Abschluss eines Waffenstillstandes auch
bis za Ende des Jahres bereit erklärt. Die Staaten liätten darauf den Ministern
der anderen Alliierten in Nimwegen den Abschluss eines dreimonatlichen Waffen-
stilUlandes vorschlagen lassen, dieselben bStten aber erklärt, dazu keine Ordre
zu haben und in Abwesenheit einiger Gesandten nichts thun zu können. Auf
Vorschlag des spanischen Gesandten stellten sio daher den hiesigen Gesandten
der Alliierten zur Erwägung, ob sie bei dem gegenwärtigen gefährlichen Zustande
einen solchen Waffenstillstand eingehen könnten und wollten. Mit Ausnahme
des spanischen haben darauf alle Gesandten erklärt, dazu keine Ordre zu haben
and erst solche einholen zu müssen. Er wie die anderen Minister ist sehr
perplex, da die Noth kundbar und zu befürchten ist, dass die Itegenten, welche
lieh quovis modo zu salvieren suchen, plötzlich mit Frankreich Frieden schliessea
•) S, unten Abschn. V,
*) S. Putendorf, I. XVI, §24 (S. 1199).
») S.Sjlviu8 IV, S. 122, Rasnageir, S. 917, Mignet IV, S. 559. Ml. Vgl.
nolen Abscbn. V.
oyGooi^lc
212 II- Br&ndenbui^ und die Niederlande 1676—1679.
werdeo. Der Prioz vod Oranien ist nicht mehr Heister der Krieg»- und
FriedeiiBsaclieni).
Der Kui"fßrst an den Prinzen von Oranien. D. Potsdaq;)
19./[29. Mai] 1678.
[Auf ein Schreiben vom 17. Usi. Scbilderuag seiner NothUge, Klagen übet <lit
Herzoge von Bronnschweig. Bitte, einen einaeitigen Friedenaschluss und ihm Dicli-
theiligen WsBenatillstaDd zu Terhindem, auf Polen zn «einen OuDSteo eininiiirkcii.]
ki. Er bedanert, daas die Sachen dort in eo schlechtem Stande sind and dem
Prinzen alle Dinge bei Ennangelang der nothwendigea Geldmittel so sehirer
gemacht werden. Solcher Hangel iat bei ihm nn vergleich lieh grösser nnd et
wird anf die Art nnd Weise nicht ISnger bestehen kSnnen, zamal jetzt, da seine
Regimenter ins Feld gehen müssen, die braanschweigischen AnziliartrappeD
anter allerhand unb^ündeten neuen PrStextea die Kriegsoperationen mitan-
zutreten difficnUieren'), obwohl Kf. dem Herzoge nach MSglichkeit gefügt hat,
der zwischen ihnen dieser Hälfe halber aafgerichtete Tractat aach an sich selbst
klar ist und die Jetzt auf die Bahn gebrachten praetentiones damit nichts la
thun haben. Er bemüht sich zwar bei Münster'), einige Truppen sn solchem
Behuf za erlangen, zweifelt aber, ob er daiauf beständigen Staat machen bann.
Er weiss fast nicht, wessen man sich endlich zu dem Hause Braunschweig
zu versehen, theilt ein inteccipiertes Schreiben Pomponne's mit, welches
grosses Nachdenken vernrsachen mnss. Er wünscht, dass der Prinz dotch
seinen Credit und gute Freunde das Werk dort länger im Train halten nnd
yerhindern m5ge, dass es nicht zu einem so schldllchen, disrepntierltchen, dd-
sicheren und übereilten Frieden komme, noch auch ein solches armistitiam.
wie Frankreich verlangt, geschlossen werde. Sollte dort ein VaSensti Ilatand nicht
zu verhindern sein, so bittet er den Prinzen, wenigstens zu verhüten, dass dieses die
■) Roms«, berichtet am 14./24. und 1 8-/38. Hai I67S über die beiden am 31.
und 24. Mai abgehaltenen Conferenzcn, auf deren ersterer die slaatischen Deputitrltn
von dem Schreiben Ludwig XIV. an die Generals taaten (vom 18. Mai} Uittheilnn;
gemacht und Annahme des dort vorgeschlagenen Waffenstillstandes gefordert, uf
der letzteren Anzeige von der beabsichtigten Sendung Beveming's zum Eünij:«
von Frankreich gemacht bitten, in welche auch die Gesandten der anderen Alliierleu
unter der Voraussetzung, dass nur die Beförderung des Waffenstillstandes Zneck
derselben sein und der Staat sich nicht von seinen Alliierten trennen aolle, einge-
willigt bitten. Vgl. über diese Vorginge Srlvius IV, S. ISTf., Basnags II.
S. 920f., Mignet IV, S. 563ff. Ef. in seiner Antnorl rom 35. Mai/4. Juni 1618
ED issbilligt jene Sendung.
*) S. unten Abschn, V.
>) S. ebendaselbst.
oyGooi^lc
VerhaDdlungan mit dem Prinzen von Oraalen. 213
Dordischen Kriegsopenttionoa nicht hindere, noch aach Frankreich oder sonst je-
mand lugelusen werde, Schweden za asabtieren. Wegen des übrigen Inhalts des
Schreibens des Prinzen bezieht er sich auf das, was er Blaspeil mündlich
ibm ZQ hiDterbriDgen befohlen. Er wünscht endlich, dass die aus Polen seinea
prenssischen Landen drohende Gefahr . durch des Prinzen und des Staats
Coopeiatioo verBchwinden mö^, dann wird er dort nicht so viel Truppen
brauchen, sondern ihm mit 2 B^;imentem z. Pf. und einem Regiment Dragoner
assistieren können.
W. Blaspeil und M. Romswinckel an den Kurfürsten. D. s' Graven-
hage 21./31. Mai 1678.')
[Eröffnoogen des Primen Ton Oranien. Bitle um Resolution. Ihr vorllafig beab-
sichtigtes Verfahren.]
Sie haben vorgestern bei dem Prinzen von Oranien Audienz gehabt und 81. Hai.
demselben, was Kf. ihnen anbefohlen, vorgetragen. Der Prinz zeigte sich mit
der ganzen Conduite des Kf. sehr zufrieden, erbot sich, nach Müglichkeit zn
dessen Satisfaction zo contribuieren, und versicherte, dass der Staat nnd er selbst
sich aaf das Snsserste bemühen würden, ihm seine Conqnesten maintenieren zn
helfen. Die übrigen publica anbetreffend sagte er, von England') sei nun
nirhts Gutes mehr zu hoffen, der K5nig hStte dem hoUändlBchen Gesandten zu
venlehen gegeben, dass der Staat seine Sachen mit Frankreich, so gut er könnte,
abtban möchte, er führte dann einige Ursachen an, warum man zur Ahschickung')
zum Könige von Frankreich hätte resolvieron müssen, behauptete aber, das
würde die Fortsetzung des Krieges nicht hindern, wenn man sonst nur Mittel
nnd Ve^ finde, denselben ordentlich zu führen, nnd Beverning würde die
Commission schon so ansrichten, dass die Alliierten keine Befugnis sich zu
beklagen haben würden. Auf ihre Bitte, ihnen seine Sentimente über das ganze
Hauptwerk wegen des Krieges nnd Friedens mitzutheilen, erklärte er sich daza
bereit und sagte, er sei allerdings überzeugt, dass man von Frankreich jetzt
keinen guten Frieden erhalten würde, er bemühte sich anch, das Werk, so lange
er nar könnte, stehend zn halten, hätte anch, obwohl man in Holland, nament-
lich in Amsterdam sehr nach Frieden schreie, durch seine Remonstrationen
liemllch viel erreicht und die meisten holländischen Städte auf seine Seite ge-
bischt, das Hauptwerk kirne aber nicht allein darauf an, wie jetzt die Gemüther
blerim Lande lägen, sondern zwei andere Dinge machten dasselbe weit schwerer,
erstens dass von England nichts zu hoffen sei, nnd zweitens, dass anch
■) 8.Pnfendorf 1. XVI §25 (S. 1200).
>) S. Hignel IV, S. 568(F., Ranke, Englische Geschichte V, 8. 63.
>) S. oben S. 212,
oyGooi^lc
214 II- BrandeBburg und die Niederlwde 1676—1679.
Spanien gnnz die Hand abzöge. Wenn diese beiden, oder auch nur «ner sich
ordentlich angreifen wollte, brauchte man noch keinen Frieden mit FnnkRicli
einzugehen, so aber, zumal ans der Kriegsverfassnng im westfölischen oni
niederrheicischen Kreise nichts geworden sei und die anderen Aliiiertea iautt
dem Kf. das Werk nur immer schwerer machten, sei es fast anmöglich, der
französischen Macht zu widerstehen und der vor Augen schwebenden Gefatii
zu entgehen. Daher sei ein Friede mit Frankreich, wenn er gleich schindlicb
und rninos wäre, doch das nSchste nnd leidlichste Mittel, sich einigennasstD
zu retten, und wenn er auch dazu nicht rathen könnte und wollte, fo sehe er
doch, dass es diesen Weg hinaus wollte, und er besorgte, doss, wenn man es
gar zu sehr hindern würde, Frankreich anderes Sinnes werden nnd seine Fortuni
weiter poussieren werde, nnd dass man so durch unzeitiges Widerstreben nur
erreichen würde, dass hier die Gemüther erbittert würden und Frankreich sich
auch zum Meister des Restes der Niederlande machte. Um von der Sache
gründlich za urtheilen, mnsste man zunächst abwarten, was für einen Ansschia^
Beverning's Verrichtung gewinnen würde').
Sie beabsichtigen daher, in Erwartung fernerer Befehle des Kf., dahin lu
wirken, dass Kf. freie Hände behalte, seine Sachen nebst Dänemark cnd dasigea
Alliierten gegen Schweden vollends ausznführen, dass Frankreich ihn damit be-
gehen lasse nnd den Schweden über die bisherigen Subsidien keine weitere
Assistenz leiste, und dass des Kf. clevische Lande inzwischen von französiseben
Angriffen und Esactionen befreit and etwa in die Barriere mit einbegriffes
werden. Sollte Frankreich, wie fast zu vermutben ist, sich dazu nicht ver-
stehen wollen, sondern zugleich den nordischen Frieden urgieren, dann dürft:
uöthig sein, dass wenigstens Blaspeil, dem das Friedens negotium anvertrsul
ist, eigentlich wüsste, was des Kf, endliche und äusserste Meinung des Friedens
wegen sei, oder dass er v. Crockow oder sonst, jemand seine Meinung an-
vertraue. Sie werden die hiesigen Verhandlungen möglichst aufzuhalten suchen,
damit Kf. desto mehr Zeit zur Ueberlegung behalte, und sich bemühen, den
Staat auf seiner Seite zu halten, der unter den Alliierten am anfrichtigsten ihm
seine pommerschen Conquesten zu giinnen scheint. Sie meinen daher auch, ätsf.
wenn man sehen sollte, dass Frankreich wirklich die alte Freundschaft mit dem
Staat erneuern und den Frieden zugleich mit Schweden gemacht wissen wollte,
Kf. nicht besser thun könnte, als sein Interesse wegen der pommerschen Con-
questen durch den Staat hei Frankreich zu treiben und darum den Staat dwl«
mehr zu menagieren. Darauf werden dann auch die Minister, durch welche
Kf. mit Dänemark, Münster und den brannschweigischen Fürsten »"ird
verhandeln lassen, zu reflectieren und sich mit dem Scblnas solcher Handlanger
nicht zu übereilen haben.
■) S. den Bericht BUspeil's vom 7. Juni 1678 unten Absctio. V.
oyGooi^lc
Beveraing's Sendung lum König Ton Prsokreicb.
M. Roinswinckel an den Kurfürsten. D. Hage
28. Mai/7. Juni 1678.
[Bescheid des Königs TOn Frankreich an Beverning. Erklärung Hollands, den Krieg
nicht fortsetzen zu können.]
Sonnabend haben dio st&atiscben Deputierten den Hinistern der anderen 7. Juni
Alliierten die schriftliche Btklärong, welche der König von Frankreich')
Beverning gegeben, mitgetheilt und angezeigt, dass dieselbe an alle Provinzen
geschickt sei, die ihre Resolutionen darauf rechtzeitig zur Generalität ein-
bringen sollten- Die Minister haben darauf verlangt, dass der Staat sich in
einer so nichtigen Sache nicht praecipitiere , der spanische Gesandte und er
haben darauf hingewiesen, wie ruinös die Bestimmungen über den Waffenstill-
stand v&reu, die Deputierten haben übemommeR, dem Staat davon Rapport zu
thnn, aber erklärt, derselbe hätte nicht die Mittel, den Krieg fortzusetzen, von
Kngland sei nichts zu hoffen, Spanien könnte seine noch übrigen Städte nicht
vertbeidigen, die anderen Alliierten würden selbst wissen, ob sie dem König
von Frankreich das Haupt bieten konnten, Beverning hätte in betreff des Waffen-
stillstandes keine bessere Erklärung erhalten können und der Staat würde mit
deo Alliierten gegen zu besorgende invasiones alle mögliche Vorsehung tbun.>)
Der Kurfflrst an Blaspeil und ßomswinckel. D. Cöln
29. Mai/[8. Juni] 1679. (Conc. v. Crockow.).
[Auf die Relation vom 3I./3I. Hai. Hoffnung, dass es zu keinem Separatfrieden
kommen «erde. Festhalten an seinen Forderangea.]
— Wir stellen zuforderat an seinen Ort, wollen auch nicht appro- 6
fondiren, woher der Ursprung des gegenwärtigen betrübten Zustands
kommet und woran es haftet, dass weder der Krieg glücklich geführet,
noch anch die Conjuuction der Cron Engelland erfolget, wir haben je-
doch, wie Euch wohl bekannt, längst besorget, dass es auf solche Ex-
tremitäten nod auf particular-Tractaten hinausschlagen würde. All-
dieweil aber man uns, wie Euch ebenmässig bewusst, ein weit auders
contestiret und versichert, haben wir darans eine bessere Hoffnung ge-
>) S. Actes et memoires II, S. 3öb«., Sylvius IV, S. 129f., Basnage II,
S. 92If., HiguetIV, S. 5S3ff.
*) S. das Protokoll einer neuen am 17. Juni im Haag geballenen Couferenz
Drk. Q. Act. lil, S. 527£f.
oyGooi^lc
216 II- Brandenburg and die Niederlande 1676—1679.
schöpfet, wie wir dann auch noch der ZuTersiclit sein, unsre Allürten
werdeo sowohl die aufgerichtete foedera als auch ihre eigeoe Reputation
und luteresse in Obacht habeo und keine einseitige Tractate, weniger
einen praejudioirlichen particular-Fiieden eingehen wollen. Wag sonsten
unsre Willensm einung wegen unsers dabei habenden Interesses betriEFt,
halten wir unnötig, Euch desfalls anderweitige und weitere Instruction
zu ertheileo, inmassen Euch gougsam bekannt ist, worin unsres Kstats
Sicherheit bestehet. Wir werden uns wegen unsrer rechtmässigen Satis-
factioD allerdings an den Staat halten und hoffen festiglich, derselbe werde
seinen Öfters wiederholeten Contestationen zufolge uns zu unsrer Satis-
faction, welche er allemal vor billig erkannt, auch wfirklich verhelfen
und ohne dieselbe keinen frieden eingehen, wir werden an unserm Ort
in Sachen, die das gemeine Interesse betreffen, keine neue foedera ohne
des Staats Vorwissen und Einwilligung machen, dessen Ihr an gehörigea
Orten gnugsame Versicherung geben könnet, daas wir aber mit deo-
jenigen Alliirten, mit welchen wir bereits verbunden, dem gemeinen
Wesen zum besten und zu Erreichung desjenigen, woran allen Alliirten
und dem Staat selber gelegen, nach Beschaffenheit der Zeiten eine nad
andere mesures nehmen, solches erfordern die aufgerichtete foedera and
die Natur aller Societäten und kann uns dahero von dem Staat auf
keinerlei Weise verdacht werden , wenn wir auch durch andre Mitalliirta
dasjenige suchen, welches uns der Staat gerne gönnet. —
Der Kurfürst an Romswinckel. D. Cöln 11./21. Juni 1678.
(Conc. 0. V. Schwerin.)
[Bereitwilligkeit, mit Holland ziuammen Frieden tu sebliessen.]
21. Juni. Da er fürchtet, der Staat werde auf seine Äbmahnangsschretben ') wenij
Reflexion machen, so soll R. erklfiren, Rf. besolde zwar, dass der Staat dereiDsl
den Friede nsscbluss bereuen werde, er wolle demselben aber damntec
nicht en^egen sein, sei vielmehr entgchlosaen, mit demselben zusanuaeii
den Frieden za embrassieren, er hoffe, auch die anderen Alliierten dun
') S. die Schreiben des Ef. an die Gen. Staaten lom 5./1&. Hai und 4./14. Juni
und das an den Prinzen von Oranien von letzterem Datum Urk. o. Act III.
S. 519 ff.
oyGooi^lc
Anerbieten das Kf. xu gemeinich»ftlich«iii FfiedeoMchlugs. 217
XU disponiereo. Er ersache daher den Staat'), sich damit nicht so sehr za Qber-
cileo, sondern den Schlass nach Nimvegen za remittitreii , daniit er zugleich
mit ihnen diesen Tractat schlieisen müge. Sie seien daza nicht nnr durch die
foedera verpflichtet, sondern auch ihr eigenes Interesse erfordere es, da. wenn
a mit Frankreich im Kriege bleiben sollte, der Staat wegen der clevischen
Lande leicbt in ebensolche Gefahr gerathen kOnnte, wie sie in Flandern besorg;!
haben.')
Prinz Wilhelm von Oranien an den Kurfllreten. D. la Haye
24. Juni 1678.*)
[Auf das Schreiben vom H. Juni. Der Friedensscblass ist anTermeidlich, anch er muss
sicli fügen. Uassregeln zur Sicherung Gleves. Ratb, sich mit Frankreich lu Ter-
stindigen.]
La lettre qu'il a plea a V. A. E. de m'escrire dn 14 de ce24. JunL
mois') m'a este reodue par le S''' de Blaeapeyl le 22. tout en mesme
temps comme j'allois me rendre ä rAsaemblöe de M"* Ics Estats de
Uollaode qui alloysnt alors mettre la demiere main a la resolutioD pour
la Paix avec la France que deaja ils avoyent arrestee eotre enx. L'estat
des affaires taot dedans que debors le Pays et particnlierement l'envie
generale d'eetre decharge des fraix de la guerre ont cause les dispositions
qui ont prodnit cet efFet, et je ne puls celer a V. A. E. que presente-
ment l'afTaire est reduite eo de tels termes qu'it n'y a plus de remede
a esperer. J'anrois fort soubaitte d'avoir ea coonoissaDce plustot des
offres compriaea dans lad. lettre de V. A. E. pour les faire valoir d'avan-
tage, que je ne suis capable de faire presentement, mais pour ce qui est
■) S.<]u Schreiben des Kf. an die Qen. Stoateu Tom 14./24. Juni 1678 (Utk.
u. Act. III, S.533). Vgl. Pufendort 1. XVI, §31,34, S. 1204, 120G.
*} Kf. schreibt an Romsw. 15./25. Juni ICTS, die Sicherheit seiner clevischen
Lude könnte fSglicb bei den Tractaten zu Nimsegen, itils der Staat auf sein
neuliches Ansuchen, dort nicht eher als mit ihm zugleich den Priedsn zu schliessen,
eingeben sollte, abgehandeit werden. Sollte der Staat sieb aber dazu nicht ver.
sieben wollen, so eoU er darauf dringen, dass wenigstens bei dem Frieden auabe-
daDgen werde, dass Frankreich seine clevischen und westfölischen Lande nicht
feindlieb übereieben solle und der Staat die Garantie dafür öbernehme. Da er jetzt
im Bagriff stehe, die Operationen gegen Schweden in Pommern fortzusetzen, so sei
ihm aab höchste daran gelegen, Qewissbeit ni haben, ob er dort freie Binde be-
ll alten könne.
1} S. Pufendorf LZVI, $33 (S. 1306).
*) S. Urk. u. Act III, S.äSlS.
oyGooi^lc
218 II- BnmdeDburg aud die Niederlande 1676—1679.
d'en menager le contenu, eile peut s'aaseurer qua je le feray avec tout
le 8oin qu'elle pourra desJrer. Pour mon particnlier, je U prie de
tiouver bon que je luy dise, que voyant les alTaires rednites en Ul
ealat qu'il falloit la Paii eD toute maniere et d'une necesahe ce sembloit
abitolue, je o'ay pu m'y oppoaer et me suis trouve oblige de me laUser
aller au torrent qui entraianoit tout a cette resolutioo, laquelle pourtaot
j'ay conaideree comme moins mauvaise que la declaratiou demandüe
d'une cessatioQ d'armes de six semaines, laquelle dans Jea conditions y
attachocs deuoit estre asseurement tres prejudiciable aus Allies, la oii
preaentemeot l'Estat leur demeure eog^e et dans les mesmes obligatiooä
a leur egard. Je vous prie au reate Monsieur de considerer que par
cette affaire en mon particulier je soulfre plus que persotiDe, ue croyant
pas d'estre compris dans le Traitte ny remis dans mes biena, biea
moins dedommage de tontes les pertea que m'a causäes la presente
guerre. V. A. E. doibt ausai s'aaseurer que je n'ay paa manque de re-
presenter a l'Katat quand il estoit tempa les inconvenienta qui pouvoyent
naistre d'une Paix faite de teile maniere et particulieremeat les obli-
gationa qu'il auoit a V. A. E. lesquelles j'espere deuoir estre encore re-
connues deuement voyant a l'Estat une entiere diaposition pour ceta. Je
diray encore a V. A. E. que Ion a fait tout ce qui a este possible pour
sauver le Pays de- Cieve et pour le faire comprendre dans le Trutte
de Paix, mais il faudra attendre ce qne la France voudra resoudre sdi
ce point. Si eile refuae de le faire je tascheray d'y envoyer du monde
pour sa conservation. Le plua aeur a mon opinion seroit que V. Ä. E.
pHSt accorder avec la France de teile maniere que cela n'intereasast pts
ses alfairea dana la Pomeranie aana que pourtant je puiase asseurer si
la France voudra y condescendre. —
W. Blaspeil und M. Romswinckel an den Kurfärsten. D. s' Grafen-
haag 14./24. Juni 1678.
[Hollands Entschiusa, den Frieden abwusch liesaen. Beabsichtigte Muiregeln tu
Sicherang CleTes.]
34. Juni. Mittvoch den 13./23. haben') erst die Staaten toq Holland nnd demaicbt
die Generalstaaten collegialiter resolviert, den Frieden, so wie itin der König
>) 8. Sjliius IV, S. 130, Basnage II, S.923, Mignet IV, S. &B5. DiS
Schreiben der Qen. Staaten an den König von Frankreich vom 22. Juni 1678 iai »htt-
oyGooi^lc
Beschluss Uoll&Dds, den Frieden zn scbtiesseD. 219
von Frankreich angeboten, anzunehmen, an den EQnig ein Antwortschreiben
dieses Inballs abgehen za lassen und ihren Gesandten in Nioiwegen aufzugeben,
den Frieden mit den franzosisclien Gesandten daselbst noch vor dem 20./30 zu
vollziehen. Die Berallinngen haben 3 Tage gedauert nnd der Punkt wegen der
clevischen Lande, welche ihrer Meinung nach ihnen zur barriere dienen und
wenigstens neutral sein müssten, hat den meisten Aufenthalt gegeben, doch hat
die Provinz Holland nicht zageben wollen, auch nur eine einzige Bedingung in
dem Schreiben an den K&nig zu annectieren, und man hat endlich beschlossen,
den staatiscben Gesandten zu Nimwegen aufzutragen, diese Sache dort mit den
französischen zu behandeln und zugleich ihr (Bl. n. R.'s) Sentiment darüber zu
vernehmen, ob der Staat deswegen ein apartes Schreiben an den König richten
sollte. Nach Verabredung mit Blaspeil hat R. sich zu der deswegen an-
gesetzten Conferenz begeben, den staatischen Deputierten aber erklärt, er hätte
nur Ordre, bei allen Begebenheiten anzuhalten, dass die Tractaten observiert
wurden, und verlangt, der Staat sollte den Frieden in Nimwegen de concert mit
Kf. schliessen. Er hat zugleich an die Artikel 14 und S4 der Allianz erinnert
und endlich erklärt, wegen des Schreibens an den Eonig könnte er sich nicht
herauslassen. Es soll darauf nach langen Debatten von den Staaten beschlossen
sein '), ihre Gesandten in Nimwegen sollten die französischen zu disponieren
suchen, der cleviscben Lande halber an den König in bester Form zu schreiben.
Aach der Herzog von Villa Uermosa und de Lira') drängen auf Ab-
scblass des Friedens. Alle Wohlinteutionierten meinen, dasa festes Zusammen-
halten der übrigen Alliierten das einzige Mittel sei, um den Eönig von Frank-
reich von der nniversalen Monarchie ab- nnd zurückzuhalten. Dass Kl, Däne-
mark, Münster und Braunschweig fest bleiben werden, daran zweifelt
niemand, vornehmlich aber durfte es auf den Kaiser und was man zu Regens-
burg auf dem Reichstage wegen Defension des Reichs beschliessen wird, an-
kommen.
M. Romswinckel an den Kurfürsten. D. a' Grafenhage
23. Juni/S. Juli 1678.
[Wirkung der französischen Erklärung negen der Räumung der zurückzugebenden
PlStze.]
Die letzten Berichte der Gesandten des Staats, der König von Frank- 3. Juli.
reich wolle*) nicht eher die Plätze ao Spanien und den Staat evacuieren, den
druckt in Actes et memoires IT, S. 418f. und bei S^Ivius IV, S. 131. Vgl.
unten Abschn. V.
■] S. die Resolution der Gen. Staaten vom 33. Juni 1678 (Urk. u. Act. III,
S. 533).
») S. Mignet IV, S. 586f.
*) S. Temple's Memoiren (Works II. S. 440f.), SylviusIV, S. 135, Bas-
n«ge II, S.925, Pufendorf 1, XVI, §36 S. 1259, Mignet IV, S.öaOff., Ranke V,
S. G4. Vgl. unten Abschn. V.
oyGooi^lc
A
220 11- Brandeaburg und di« Niederlande 1676—1679.
EiDgesesseDeo des Staats freie Schiffahrt nod Handel gestetteh und in die Nea-
tralit&t für die cleviscben Lande einwilligen, bevor an Schweden alles bis am
geringsten eingeräumt sei, bat hier üheraus grosse Alteration verarsacbi Viele
Regenten würden wohl lesolviert sein, lieber alles, was die Republik noch bat,
za wagen, als den Frieden so, wie der König von Frankreich es will, zd
scblieasen, wenn aher England nicht hinzatritt, womm der Prinz tod Oranien
sich eifrig bemäht, ist wenig Apparenz, dass die, welche so anf den Frieden
dringen, namentlich Amsterdam und Leyden, solche cordate Resolntion nehmen
sollten i).
Der Kurfßrgt an den Prinzen von Oranien. D. Cöln
25. Juni/ 5. Juli 1678.
[Auf das Schreiben Tom 24. Juni. Bereits illiekeit zur Verst&ndigung mit Frank-
Dank dafür, dass der Prinz sich sein Interesse hat so angelegen sein lassen.
Dass aonst Ew. Ld. gefalteo, mir in besagetem Dero Schreiben ein-
zurathen, ich möchte sehen mich mit Franckreich best-möglichst in
vergleichen, daran habe schon einigermassen einen Anfang gemachet,
geetalt ich dann nicht alleine, wie Ew. Ld. wissend, durch meinen
p. Komswinckel ölTeDtUch in dem Haag sothanes mein Vorhaben und
wie ich entschlossen, zugleich nebst dem Staat mit Franckretch zo
tractiren und zu achliessen, declariren lassen'), besondern ich schicke
sogleich meinen Geheimblen Rath Frantz Meinders') unter dem Prae-
toxt, sich der Brunnencur zue Aachen zu gebrauchen, nach Nimwegen,
mit ordre, daferne es noth tbuet, auch weiter und gar nach Franck-
reich zu gehen, umb zu sehen, ob und was etwa fruchtbarliches hä
Franckreich ausgerichtet werden könne.
Bitte, dieses sein Vorhaben zn secandieren.
') R. meldet am 35. Juni/5. Juli, die Staaten von Holland bitten einmüthig
beschlossen (s. Urli. u. Act. [II, 8. 534), auf Räumung der von Frankreich tnrnck'
zugebenden Städte zu bestehen und nicbt zuzugeben, dssa dieselbe an dem Frieden
mit Schweden accrochiert werde, die meisten ProTinzen blieben auch fest dabei,
dass die Neutralii&t der cleviscben Lande ausbedungen werden müsse, es sei aber
noch ungewiss, ob und wie weit sie damit durchdringen und weichen Ausschlag du
gauze Friedenswerk gewinnen werde.
*) S. Urk. u. Act. III. S. 533.
") S. unten Abscbn. VI.
oyGooi^lc
AnknäpfuDf von Unterhandlungen mit Frankreich. Truppensendung. 221
Der Kurftlrst an den Prinzen von Oranien. D. Stettin
4./14. Juli 1678.
[iuf lin Handschreiben vom 4. Juli. Dank för die erwirkte Resolution. Truppen-
sendung nach dem Rhein.]
Dank, dass der Prinz die Resolatlon') za Wege gebracht, dass lieber der 14. Juli.
Friede zurückgehen als die Evacaation der von Frankreich occuplerten Orte auf
die Restitution von Schweden conditioniert werden solle. Er hofft, der Staat
wird endlich sein wahrhaftes Interesse begreifen und erkennen, dass Frankreich
ibn nur von seinen Alliierten trennen will, um nachher nach BeliebeD mit ihm
iD verfahren.
Die begehrte Schickgeg seiner Truppen nach dem Rhein betreffend, ist ein
Regiment zu Pf. und ein Begiment Dragoner schon in vollem Marsch, nm zu
den Truppen t. Spaen's zn stossen, Ef. hat ausserdem noch zwei Regimenter
zu Ff., zwei Regimenter zu F. nnd ein Regiment Dragoner dorthin beordert').
M. Romswinckel an den Kurfürsten. D. Hage 9./I9. Juli 1678.
[HitiheiluDgen Fagel's über die Bundnissverhand langen mit England und über die
Ton den Alliierten zu leistende Hälfe.]
Fagel hat ihm mitgetbeilt, die hauptsächlichsten Punkte, woraof der 19. Juli.
KGnig Ton England eine Offensivallianz ') mit diesem Staat aafzurichten ent-
schlossen sei nnd welche er demselben durch Temple habe vorstellen lassen,
seien: 1) der im Januar aufgerichtete Tractat solle zum Fundament gesetzt,
2) lu Fortsetzung des Krieges gegen Frankreich in den spanischen Niederlanden
solle England von den Troppen Vs, der Staat '/„ *on der Armatur zur See
England '/ii der Staat '/> hergeben. Wenn Temple zd Lande wie zu Wasser
für England hätte Vt annehmen wollen, hSrt er, würden die Deputierten des
Staats darauf einen provisionalen Schlass gemacht haben, so aber sind die,
>} S- oben S. 220.
*} An Romsw, hatte Kf. schon am 3./13. Juli ton Schwedt aus geschrieben,
er solle dem Staat für seine tapfere Resolulioo danken und ihn ersuchen, dabei zu
beharren. Gleich auf die Kunde davon habe er Befebl ertheilt, dass noch 2 Regj-
meiiler z. Pf., 2 z. Fuss und eines Dragoner dorthin marschieren sollten, ein anderes
t. Pf. and eines Dragoner eeien schon in vollem Marsch. Sollte sich der Friede
lerschlagen, so sollten ca. $000 Mann seiner Truppen am Rhein und der Haass sich
vrsammetn, er sei bereit, «enn der Staat beständig bei ihm halten volle, alles, was
er noch habe, für denselben zuzusetzen.
>) Vgl. Temple's Uemoiren (Works II, S.UOff.}, Sjlvius IV, S. 141,
B»sn«geir, S. 92G, Hignet IV, S. 598 ff., Ranke, Englische Geschichte V, S. 65.
oyGooi^lc
222 II- BrendeDburg und die Niederluide 1676—1679.
welche soviel von England erwartet haben, surpeniert, dass T. darauf beGteht, niMi
noch mehr Befremden erregt, dass derselbe contestiert hat, sein ESoig würde
viel lieber den Frieden als den Krieg, wcdu der punctas evacuationia zu aller-
seits Genngen gefunden werden könnte, fortgesetzt sehen. Unter solchen Um-
Et&nden, hat Fagel ihm im Vertrauen mitgetheilt, müssten die Minister der
Alliierten den Staat durch ein Memorial veraichern, dass Kf. 6000, Münster
SOOO, Ffalz-Neuburg und Paderborn 5000, Celle nnd Wolffenbüttel
9000 Mann zum Kriege gegen Frankreich schicken nnd unterhalten wollten,
sonst seile er kein Uittel, die Staaten von Holland zu Schliessung der Alliuii
und Fortsetzung des Krieges zu disponieren.
Man hofft hier, Kf. werde, wenn der Krieg wieder angehen sollte, selbst
mit einer guten Annee nach den Niederlanden kommen, um de concert mit
dem Prinzen von Oranien gegen Frankreich zu agieren.
Der Kurfürst an den Prinzen von Oranien. D. Änklaiu
11./21. Juli 1678.
[Auf ein Handscbreiben vom 1 1. Juli. Truppen Sendung nach dem Rhein.
Bemühungen bei seinen Verbändelen. Das Uuternebmen gegen Rügen].
21. Juli. Er hofft, der Prinz werde die letztgefasste Resoluüon des Staats zn affermieren
suchen nnd besonders die Ruptur in England befördern.
Was die von ihm begehrte Assistenz anbetrifft, so hat er alle seine in
Preussen gestandenen Regimenter') nach dem Rhein zu marschieren beordert
welche nebst den vorigten ein Corpo von 9—10000 Mann ausmachen werden.
Ausserdem hat er gewilligt'), dass 1000 Mann, welche der Bischof von Münster,
und .1000, welche der Kijnig von Dänemark ihm ei foedere nach Pommern
zu Uülfe zu schicken hätten, nach dem Rhein und der Maas geschickt werden
mögen. Die Herzoge von Lünebarg werden hoffentlich auch eine gate An-
zahl schicken, weil sie zn dieser Campagne in Pommern nur 3000 z. F. nnd
500 Pferde stellen. Kr selbst ist') jetzt mit dem König von Dänemark wegen
einer vorhabenden Attaque auf R üge n gar zu weit impegoiert und kann nicht zurück-
gehen, wenn aber die Eroberung geglückt sein wird, wird er nicht nur noch mehr
Mannschaft nach dem Rhein und der Maas schicken können, sondern womüglich
sich selbst dahin begeben. In betreff des Commandos seiner Truppen wünscht
er, dass dieselben bis zu seiner Ankunft unter dem Prinzen stehen mögen.
■) S. Hirsch, Der Winterteldzug in Preussen S. 37,
=) S. unten Abschn. V.
^ S. oben S. 42 ff. und unten Abschn. III. Kf. schreibt 36. Juli/7. Augnit 1678 ann
Wolgast dem Prinzen, er stehe schon über 14 Tage hier mit seiner Armee und
warte mit hüchslem Verlangen auf die Ankunft der dänischen Schiffe, um die
oyGooi^lc
Bevorstehender PriedeDsscbluss Uollands. 223
M. Roinswinckel an den Kui-fÖrsten. D. Hage
30. Juli/9. August 1678.
[Uniuverläaaigkeil des Königi tod England. Bevortteh ender Friede Dsschtusa. Sorge
nm die cleTischen Luide.]
Diejenigen, welche aaf den König von Englnnd gehofft haben, sind sehr ^- Ang.
snrpreniert nnd bestürzt worden dnrch die Nachricht, dasa derselbe') Temple
fiefebl ertheilt hat, sich von hier nach Nimwegen za begeben und zu bemöhen,
dus die EvacuatioD französischer- and schwedischerscils nicht länger difficuliiert
nnd der Friede mit Spanien nnd diesem Staat zum Schluas gebracht werde,
woraus jedermann schliesst, daas es dem König von England mit der Knptnr
and der Allianz mit diesem Staat kein rechter Ernst sei. Daranf ist von Nim-
wegen das von den französischen den staatischen Gesandten Qbergebene Me-
morial') eingelaufen, worin diese declarieren, ihr König bestehe zufolge der
schwedischen Erklärung nicht auf der Retentioa der PIStze bis zu gBnzlichet
Contentiernng Schwedens. Dadarch bt die Sache wieder in einen ganz
anderen Stand gentthen nnd man sieht nicht, wie der Abschlass des Friedens
zwischen Frankreich nnd dem Staat länger aufzuhalten sei. Bas einzige, was
letzteren peiplec macht, ist das Interesse des Ef. nnd die Securitfit seines
clcvbchcn Landes. Aber auf seine Frage, was sie dafür thnn wollen, bat er
noch keine andere Antwort erhalten, als sie wollten thun, was in ihrem Ver-
mögen wäre. Das einzige, wovon noch was Gutes zu hoffen, wäre, wenn der
Prinz von Oranien durch eine glückliche Battaille wider den Herzog von
Laxembnrg Hons entsetzen und Meister im Felde werden mi^e.')
Attaijue auf Rügen vorzunefamen. Bei glücklichem Erfolge «erde er noch ein
ziemliches Corpo wider Frankreich entweder ielbat anführen oder schicken künuen.
Von ebcndorther ersucht er I,/Il< Auguet den Prinzen, dem Admiral Tramp, der
zu ihm gekommen sei und dessen Rates und Hilfe er sich bei dem beabsichtigten
Unteraebmen lu bedienen wünsche, zu gestalten, sich noch eine Zeil lang bei ihm
aufzuhalten.
I) S. Templo's Memoiren (Works II, S. 445f.), Ranke V, S. GGf.
*) S. dieses Hemoire vom 6. August 1678 in Actes et Uemoirss 11, S. 501
und Sylvias IV, S. 143. Vgl. H>gn«t IV, 8.608fr.
*) Am 3./13. Angoat meldet er den am 10. erfolgten Abschluss des Friedens.
S. darüber Sjlvius IV, S. 144, Basnage II, S. 930ff., Hignet IV, S. GlStf.
oyGooi^lc
224 1[. Brand«Dburg and die Ijicderlande 1676—1679.
Der KurfÖrst an den Prinzen von Oranien. D. Wolgast
15./25. August 1.678.
[Glnckwunsch zd dem Siege bei Hons. Bitte, dahin zu wirken, desi der Fritde
nicht ratificiert werde.]
. Aug. Durch Bisspeil bat er Nachricht vom dam Siege bei Hons') erhilten,
er gratuliert dem Priuzen dazu, hofft, Gott werde dessen Waffen feroec u
segDen, damit ein so scbänd- und sch&dliclier Friede, wie man denselben n
Nimwegen bat schliessen wollen, nicht ratificiert werde. Er öbeisendet atin
deswegen an den Staat gerichtetes Schreiben '), er ist versichert, dass der Prini
dergleichen nnerh5rte Procedoren, welche der Staat gegen ihn (Kf.) en paifi-
culier b&It, nimmermehr billigen werde.*)
1) Die Schlacht bei Mona vom 14. August 16T8, b. Sylvius IV, S. 144fl^
Baanagell, S. 939 ff., UignatIV, S. 626 f. Der Prinz achreibt an Kf. (d. Honslui-
dyck 3. September 167B)i Je n'sy point informj V. A. E. de ce qoi s'eat puie i
l'affaire prei de Moni paia que H. le Baron de Spaen l'en estoit Charge, Mit j(
lui doia ce temoignage qu'il a agi en cette rencontre avec beauconp de braTanre
anssi bien que i'infinterie de V. A. E. qui odI tr^s bien fait, je luj rens grues de
l'aesistance que j'en ay eu. A mon retour icj j'; a; trouve lea affairei fi>it
embrouillee, aur quof entretenue au long H. de Uejnders dont il informera »ans
doule V. A. E. i. Spaen Bcbraibt aa Romswinckel (d. beim Sl&dtleia Reich, «ine
Stunde toq Uona 5./15. August I6TS): ,Ew. Hoched. berichte ich, dass vir gestnn
alhie unweit «od Reicb an den Feind gelanget sind, da dann alsbald auf uewni
linken Flügel, bei welchem sich S. Höh. befand, umb 1 Uhr Nachmitiag daa Gefecht
angegangen, etwa ein paar Stunden bemach kam man auch mit dem rechten Flügd
zum chvrgiren, welches beiderseits mit Canon angefangen ward und wihrete bis nacli
8 Uhr in den Abend. Bei dem rechten Flügel ging es auch ziemlich acbarF her, die
Spanier halten die aiantgarde, waa dabei forgufallen, werden andere satUamb be-
richlen. Bei meinem Regiment leide ich abermahlen an guten Officiers merklichta
Schaden, der Freiherr von Heiden zti Fuss ist vorn an einem Schenkel blessiert, die
Ilöhre aber noch unverietzt geblieben, 2 Capitains von mir sinrl tot, einer gequelscbi,
item 3 Fähndricha tot, zween Lieutenants gequetscht, wie auch 1 Fähudrich, S«
hat auch der Fürst Ton Holstein vonBeck einen Schusa in das Dicke einea Beint
bekommen, deme man sofort die Kugel auageechnitten. Der Brigadier bei unserer
Infanterie Baron d'Avila ist zwar 3mal gequetscht, aber nicht töllich, also dass er
wieder zur (weiten Attaque sich zu befinden vermeint Von den Frantzosen aind
ihrer sehr viel geblieben, ungeachtet unsere Cavallerie zum cbargiren wegen der de-
fileea und tiefen Wege nicht kommen können."
>} d. Wolgast 15-/25. August 1678 (Actes et memotres II, S.564ff., Pufen-
dorf 1. XVI, S 50 (S. 1221).
*} In einem Schreiben vom 22. August/3. September 1678 ersucht Ef. den
Prinzen auf das dringendste, dahin zu wirken, dass der Friede von Seiten des
Staats nicht eher ratificiert werde, bis auch seine Saclie abgethan und er wenigstens
oyGooi^lc
Die Schlacht bei Mens. Die neuen engliscbsn Antt&ge. 225
M. Eomswinekel an den Kurfürsten. D. Hage
17./27. August 1678.
[UittheiluDgen des Primen too Oranien. Die neuen englischen Anträge.]
Et hat Mittwoch dem Prinzen von Oranien zu seiner glorieasen Ex- 27- Aug.
pedition') grataliert und ihm des Kf. Interesse recommendiert. Der Prinz er-
zählte nSher, wie es bei Hoas und mit dem Waffe nstilletan de zugegangen sei, und
beklagte sehr, dass die Sachen wider des Ef. und das allgemeine Interesse so
übel ausgeschlagen. Auf seine Frage, was dem Kf, bei dieser Perpleiität zu
ratbeu wlre, meinte er, vorerst sei kein besseres Expedient als Abschluss eines
geiieral Ärmistitiam, nm dadurch zu einem allgemeinen Frieden zu gelangen.
Er liat darauf dem Prinzen angezeigt, dass Ef. in einen Waffenstillstand mit
Schweden nicht willigen wolle und ihn bitte, dahin zn wirken, dass der Com-
mercientractat mit Schweden nicht früher, als er sich mit demselben verliehen,
zum Abschluss gebracht werde, worauf jener erwiderte, dass der ScUuss jenes
Traclats noch nicht so nahe wäre, was ihm auch Beverning versichert hat.
An demselben Abend hat sich>) hier ganz nnvermutbet der englische Ge-
.laodte Ilyde eingefunden und am nächsten Tage in einer Confetenz, die er und
Temple mit dem Prinzen und den staatischen Depatierten gehalten, vorgetragen,
sein König sei sehr sarprcniert, dass die staatischen Gesandten mit den fran-
zösischen einen Frieden ohne Spanien geschlossen, dass darin der Evacuation
der von Frankreich zu restituierenden Städte nicht gedacht und keine Versiche-
rang deshalb bedungen sei und dasa Frankreich von Spanien noch mehr als
früher und wozu sich der EÖnig mit dem Staat verbunden, praetendiere , dass
daher der in der Allianz stipulierte Casus existiere and dass der Konig, wenn
der Staat diesen Friedenstractat nicht zu ratificicren beschliessen sollte, drei
Tage, nachdem ihm dieses von dem Staat bekannt gemacht sein werde, in
Kuptur wider Frankreich treten und der Allianz nachkommen, auch für die
Conservntioo und Neutralität der clevischen Lande alles, was der Staat thun
wollte, beitragen würde. Diese Proposition hat denen, welche den Frieden
ijiiovis modo haben wollen, grosse Alteration erweckt, denen aber, die denselben
detestieren, ist sie sehr angenehm gewesen, vier Provinzen haben schon erklärt,
sie könnten denselben nicht ratificieren, jedenfalls hofft man, dass dadurch die
RatiScation des Friedens aufgehalten, Frankreich auf andere Gedanken gebracht
und der allgemeine Frieden auf anderen Fuss, als Frankreich und Schweden es
wollen, werde gemacht werden können.
mit Frankreich verglichen sei. Die von Frankreich stipulierte Neutralität des Staates
und s(in Begehren, dass derselbe keine Testierende Subsidien zahlen solle, zeige
ileutlich, dass dessen Intention darauf gebe, ihu auf ewig von dem Staat zu trenaeo.
') Dem Siege bei Uons s. oben S. 224.
') S. Temple's Memoiren (Works II, S. 461 (T.), Mignel IV, S. G30f.,
Ranke, Englische Geschichte V, S. 70.
HuiT. >. Oaei. d. C. KnTtünicn. XVJII. 15
oyGooi^lc
J
226 n> Bnndenburg und die Niederlande 1676—1679.
M. Eomswinckel an den Kurfürsten. D. Hage
27. AuguBt/6. September 1678.
[Anzeige, dass er auf OraDieu's und Fagel's Rath dtis Schreiben des £f. ui illt
Qen.-Staaten vortäuüg zurück gehallen habe.]
6. Sspl. Er hat das Schreiben des Kf. an die Gen.- Staaten ') zunächst Fagel Dod
dem Priozen von Oranien gezeigt. Beide gestanden, dass was in demselben
enthalten, der Wahrheit gemäss sei und dass, wenn nur auf den Staat Rfitk-
sicht zu nehmen wäre, es wohl alsohald übergeben werden könnte, da aberdi-^-
selbe den König von Frankreich exacerbieren würde, so riethen sie, es zntüct-
zuhalten. Der Prinz erbot sich, selbst an Kf. zu schreiben, und hat ilim "itk-
lich beikommendes Schreiben*} zugeschickt. Kr hat daher das Schreiben, bis
er weiteren Befehl von Kf. erhält, zurückbehalten. Er glaubt, dass aoch die
Stadt Amsterdam sich über das Schreiben sehr fbrmalisieren und die guten
Dienste, welche sie bei Frankreich für Kf. zu leisten versprochen hat, unter-
lassen und dass des Kf. Feinde sich desselben zu ihrem Vortheil und des Kf.
Schaden bedienen würden.')
M. Romswinckel an den Kurförsten. D. s' Grafenhaag
20./30. September IG78.
[Ratification und Publicatlon des Friedeos.]
30, Sept, Dienstag [d. 27.] Nachmittag haben die Deputierten des Staats don
Ministern der Alliierten angezeigt, dass der Friede zwischen dem Staat Bnil
Frankreich nunmehr nach ausgewechselter Ratification*) gänzlich geschlossen und
dass am nächsten Tage die Publication erfolgen würde. Es sei nicht möglicli
gewesen, den Frieden mit allen Alliierten zusammen zu machen, sie würden sieb
aber weiter bemühen, dass es auch mit diesen bald zum Frieden komme. Der
kaiserliche Minister hat darauf gamichts geantwortet, er und der dänische
haben sich auf das berufen, was ihre Principalen wegen dieses Frieden» selbst
geschrieben und durch ihre Gesandten zu Nimwegen und hier hätten vorstellen
lassen.
') S. oben S. 316.
^ nicht bei den Akten.
*) Kf. missbilligt (d. Wolgast 9./19. September 1678), dass R. das Srhreii<eii
noch nicht übergeben habe, und befiehlt ihm, dieses sofort zu thun.
') Dieselbe war, nachdem am lü. September auch der Friede mit Spanien
zu Nimwegen unterzeichnet war, am l!l. September erfolj^t, s. Sjlvius IV, S. IJ^
Basnage IT, S. 947 f., Uignet IV, S. 6t;7. Der Friedens- und der Uandelsverin;
Tom 10. August 1678 sind jet:et auch abgedruckt bei Vast, Les grands traites de
Louis XIV., II, S. 53£f.
oyGooi^lc
RalifiMtioD des holUndischen Friedeaa. 227
Mittwocb Vormittag ist') daraof dio Pnblication des Friedens geschehen
uod am Nachmitt^ hat der französische Gesandte, Comte d'Avaux, seine
pabliqae entr^e gehalten. Der Staat bat ihm an diesem Tage einige Pechtonnen,
nm sie vor aein Logement zn setzen, angeboten, er hat sie aber abgelehnt und
gedenkt ni>ch heute auf einige Tage nach Nimwegen zu reisen, am sich mit
den dortigen Geheimen Käthen des Rf. zu unterreden und deren Qotfinden ein-
lanehmen.
Der Kurfßrst an den Prinzen von Oranien. D. im Haupt-
quartier zu Lüdershagen 10./20. October 1678.
[Aur ein Schreiben vom 6. October.*) Bitte zu betcirkeii, dass Holland sowohl
Frankreich als aucb Schweden gegeDÜber sich seiner annehme.]
Durch Heinders wird er vernommen haben, was bisher mit den fian- ^
züsischen ministris vorgegangen.') Daraus merkt er zweierlei, 1) dass Frank-
reich, wenn es anch nicht ohne Schweden tractieren will, dennoch auf Schweden
wegen seiner üblen Condaite nicht wohl zu sprechen ist, und 2) dass die frau-
zSsischen Hinister selbst an Hand gehen, Schweden durch Yermittelang des
Staats dazu zu disponieren, dsss es ihm Satiafaction gebe nnd sich zu einem
raisonnablen Frieden bequeme. Er bittet daher den Prinzen, zwei Dinge beim
Staat ta Wege zu bringen: 1) dass dieser bei dem Könige von Frankreich
bewegliche instaiice thue, dass derselbe um Schwedens willen ihn und seine
Lande mit keiner ferneren Kriegsmacht überziehe, '2) dass er den schwedischen
ministris wegen seiner Satisfaction und des Friedens hart zusprechen und
lu solchem Ende keineswegs die mit ihnen angefangenen Tractaten zum
Schlass bringen lasse, bevor auch sein Friede mit Schweden zum Schluss ge-
bracht ist. Dieses ist das einzige Mittel, wodurch der Staat den unerschwing-
lichen tort, in den er durch dessen Farticulierfrieden mit Frankreich gesetzt
worden, in etwas aufbessern und redres^ieren kann.*)
■) S. Hignet IV, S. 669.
I) In demselben hatte der Prinz den Kf. zu der Eroberung von Rügen beglück-
■ÜDScht und gemeldet, er bemühe sich , ihm den Abscbluss eines ehrenvollen
Friedens zu erleichtern.
^ S. unten Abschn. VI.
*) An Romsw. ergebt an demselben Tage der Befehl, diese beiden Punkte aub
eifrigste zu betreiben.
oyGooi^lc
22g II. Brandanburg und die Niederlande 1676—1679.
M. Romswinckel an den Kurfilrsten. D. Hage
19./29. October 1678.
[Auf das Rescript vom 10. October. Versprecbusgen dea Prinzen von Onnien and
anderer holländischer Staatsmänner.]
t. Der Prinz von Oranien hat ihm featigtich zugesagt, dass er auch ferner
dahin arbeiten würde, dass nicht allein der Staat mit Schweden keine Tractateu
eingehe, es sei denn, dass Schweden aicb zagleich mit Kf. accommodiere, sondern
auch daas keine französische Kriegsmacht in dessen clevische und westphäliscbe
Lande einbreche. Auch Fagel nnd v. d. Tocht haben das gleiche versprochen
und auch bisher getban. Viele haben Ihr Abseben noch auf die mesnres, welche
die Staaten von Holland auf ihrer bevorstehenden Versammlung nehmen werden.
wofern der König von Spanien, wie viele meinen, den Fried enstractat nicht
ratificieren, die Franzosen länger als bis zu dem angesetzten Termine (6. No-
vember) die ßänmung von Mastricht verzögern, die Ein sohl ies sang K. Triers
und Pfalz-Neuburgs in den Frieden verweigern und anderen in dem Tractal
enthaltenen Punkten kein besser Genügen leisten sollten.
H. V. Dyckfelt, welcher mit den beiden anderen Gesandten') nach Paris
geht, hat ihm beim Abschied versichert, dass der Prinz ihm nichts höher als
das Interesse des Kf. recommendiert hStte und dass er dem eifrigst nachkommen
wolle.
M. Romswinckel an den Kiirfdrsten. D. Hage
J6./26. November 1678-
[Die rückständigen spanischen und bolländjschen Subsidien.]
r. Er kann die verlangten 2000 Centner Pulver'), wenn keine anderen paraten
Mittel zu deren Bez^iblung als die restierenden spanischen und holläudiscben
Subsidien sind, nicht anschaffen. Auf Zahlung der spanischen ist gamicLt zu
rechnen, zumal er bisher ebensowenig die 20 000 Hthlr., welche de Lira vor
mehr als einem Jahr an Raule's Creditoren zu zahlen versprochen, noch die
völlige Zahlung der vorlängst verflossenen Termine des spanischen Wechsels der
50 000 Rtblr. bat erlangen können. Wegen der Subsidien von den Vereinigten
Provinzen bat Fagel verschiedene Male angezeigt, dass der Staat dieselben nicht
') S. über diese Qesandschsft Sylvius IV, S. 200, Basnsge II, S. 953, die
derselben branden burgischerselts übergebene Denkscbrifc aus dem September 1678
Urk. u. Act. II!, S. 536 ff.
') Schon in einer Relation vom I5./25. October 1G78 erklärt R. auiaer Staude
zu sein, das zum Ankauf von 2000 Centuera Pulver nüihige Geld zu beschaffen.
oyGooi^lc
VeräprechuDgen der hollSnrliscben Slantsoiäniier. Die raekstäsdigen Subsidieo. 229
länger als bis 1G77 abzustatten auf siel» nehmen IiQnntc, weil aber deswegen
niemals eine schFiftliche Kesolotion vom Staat JDsinniert wordeo ist und Kf.
vobi aus dem jüngst mit demselben abgeschlossenen Tmctat'), wenn er rati-
liciert sein wird'), mit mehr Fundament and Nachdruck die vüllige Zahlung der
Sub^idien bis zum Frieden wird fordern kSnoen, so räth er, vor Auswechslung
der Ratiflcationen nicbt so bart es zu treiben, inmal die Sabsidien bis 1677
norh nicht abgestattet sind. Von dem Contingent von Oeldernland ist seit
August 1677 nicbts für die Ambassade in Nimwegen verwendet worden und
Aenig Aussiebt, etwas zur Bezahlung der Schulden derselben zu erlangen. Von
Holland bat er die für General -Lieutenant v. Spaen versprochene Ordonnanz
von 17 682 Rthlr. noch nicbt erhalten, und wenn diese samt der vorigen, wegen
an denselben gelieferter Fourage ertheilten Ordonnanz von 21 925 Rthlr. 34 St.
and was sie weiter in Rechnung bringen abgezogen wird, wird wohl wenig
oder nichls von dieser Provinz bis Ausgang 1676 restieren. Auf Seeland hatte
Kr. für Raule 40 000 Rthlr. assigniert, davon aber hat mau nicht einmal so
viel erlangen hönnen, um die Forderungen der Ostindischen Compagnie und
anderer daselbst an Raule zu befriedigen. Auch die demselben Raule auf
Friesland, Utrecht und Ueberissel ertheilten Assignationen stehen noch zu be-
zahlen, Groningen hat vor langer Zeit 3800 Rtblr. versprochen, aber wegen der
daselbst entstandenen Uneinigkeit sind sie nicht gezahlt.-)
W. ßlaspeil und M. Romswinckel an den Kurfürsten.
D. Haag 30. November/ 10. December 1678.
[Bemäbuttgen der holländischen Gesandten in Frankreich wegen der Neutralität des
Cle vischen.]
Die staatischen Gesandten in Frankreich haben berichtet, dasa sie bei 10. Dcc.
Pompoane gewesen und demselben das generale Friedenswerk und die Con-
scrvatioQ der clevischen Laude eifrigst recommendiert hätten, dass derselbe aber
erklärt hütte, der König würde sich schwerlich zur Einwilligung in die Neutra-
lilit des Clevischen verstehen können, da ihm dadurch das Mittel genommen
') Die Allianz vooi 26. Februar/8. März 1678 a. obeu S. 199.
») Kf. hatte (d. Hauptquartier zu Lödershagen 18./[28.) October 1678) Meinders
beauftragt, naehdem die Auswechslung der iiatiticatiouen der Allianz .bei diesen irre-
^liereu Zeiten ins Stocken geratbeu", beiderseits aber uüthig befunden sei, dass
sokbes nun geschehe, diese Auswechslung zu bewerkstelligen. S. Pufendorf I.
XVI, § 100 (S. 1277 f.).
*) S. das Memorial It omswinckers an die Gen.-Staaten vom 19. December
l!i78 (Urk. u. Act. III, S. 542 f.). Kf. weist 8./I8. November 1678 R. an, den noch
in Cassa vorhandenen Rest der holläadischen Subsidien Meinders zu übergeben
and durcb diesen an Hejdekampf nach Ücrlin remittieren zu lassen.
oyGooi^lc
230 !!■ Brandenburg und die Niederlande 1676—1679.
werden wfirde, Kf. zu obligiereo, Schweden Satisfaction zd geben, wis geschehen
mnsste, am za dem generalen Frieden zu gelangen. Sie haben dem Staat dir
Unbilligkeit dieser Intention des Königs und die daraus ihnen seibat drohende
Ge&hr vorgestellt nnd verlangt, dass die Gesandten sich mit solcben R^sonne-
ments nicht abweisen lassen, sondern fest darauf bestehen sollten, dass d^r
Staat an der clevischen Seite bedeckt bliebe. Sie behaupten, ihre Gesandteo
h&tten inzwischen schon solche WeiBung erhalten, haben auch einige Deputierte
an d'Ävanx geschickt, der ihnen erwidert hat, der K5nig würde gewiss auch
hierin dem Staat Satisfoction geben, man möchte sich iinr gedulden, bis die
Gesandten mit ihm selbst geredet hStten.
Sie haben mit dem Prinzen von Oranien davon geredet, dass er znm
Schutz des Clevischen einige staatischen Völker nach Gennep, Goch, Sonsfeld
nnd Xanten legen möchte, derselbe hat aber erklärt, darüber hätte der Staat
zu beschliessen, nnd gerathen, zunächst die Deputierten aus Holland deswegen
sondieren zu lassen.
Der Kurfürst an Blaapeil und Romswinckel. D. Cöln
3./13. December 1678. (Conc. F. Meindei-s.)
[Bille um Verstärkung der Garnison von Wesel durch holl&ndische Truppen.]
Da Wesel, falls die Franzosen mit einer Armee über den Rhein gehen
sollten, in grosser Gefahr sein wnrde nnd er wegen der ihm in Preussen ge-
machten Diversion jetzt keine solche Macht nach dem Rhein führen kann, welche
capabel wSre, der französischen Armee das Haupt zu bieten, so sollen sie
den Prinzen von Oranien nnd den Staat, denen auch an Erhaltung dieses
Ortes, als eines Schlüssels za den Vereinigten Provinzen, viel gelegen ist, er-
suchen, bis nach cessierendec Gefahr etwa 600 Mann von staatiscben Völkern
hineinzulegen.
') Komsw. erwidert (d. Hage 4./14. December 1678), es sei keine Aussicht
dazu, er hätte dem Frioiien und Fagel die Sache mitgetbeilt, dieselben meinten
aber, die Staaten von Holland, namentlich Amsterdam, würden schwerlich dazu tu
bewegen sein, sondern sich nur durch die Gesandten in Paris für die Keutraliiäi
von Cleve und den Frieden verwenden wollen. Die von Romsw. deswegen den
Geu.-Staaten im November und December übergebenen Hemorialien h. Actes et mc-
moiras III, S. lUff. u. Urk. u. Act. III, S. 536 ff.
oyGooi^lc
SicberuDg des Cleviscben. Auswechsluug der RatilicationeD der ÄUi&nz. 231
Statthalter und Geheime Räthe an den Kurfürsten. D. Cöln
an der Spree 30./20. Januar 1679.
{AuswecbsIuQg; der Rntificstionen des Allianz Vertrages.]
Auf Romswinckers Relation TOm 11./21. Januar'), dass die General- 30. Jau.
Staaten sich zur Ratification des mit Kf. abgeschlossenen Tractats erholen, haben
siu U. angewiesen, nicht eher sicli zur Änswechsluag der Ratificatiooen zq ver*
stehen, bis die Bedingungen, zu denen sich der Staat In dem Ttactat ver-
pflichtet, erfüllt, nämlich alle auf die Hofeysersche Schuld bezüglichen Obli-
gationen und Documente ausgeliefert und cassiert, dienliche officia zur Ab-
thnung der geldrischen Grenzstreitigkeiten gemacht, die Commission w^en der
Grenzziehung zwischen Schenkenachanz und dem übrigen Territorium des Rf.,
wegen des Waaserbaus, Jagd, Fischerei und des Reglements der Garnison vor-
genommen and wegen Abführung der Stücke, Munition und anderer Hobilien,
diu Kf. hat nach Schenkenschanz bringen lassen, Verfügung gethan eaL')
M, Romswinckel an den Kurfürsten. D. Hage
15./25. März 1679.
[Beunruhigung über den Einfall der Franzosen ins Clevische.]
Ueber die eingelaufenen Nachrichten, dass die Franzosen angefangen haben'), 25. Hän.
ihre Quartiere im Cleviscben, namentlich in Xanten und Cleve zu nehmen, ist
man hier sehr alarmiert. Die Regenten wissen fast nicht, was sie darin thun
sollen, zumal sie mit der That befinden, dass ihre officia von keiner Wirkung
sind.*)
M. Romswinckel an den Kurfürsten. D. Hage
22. März/l. April 1679.
[Resolution auf sein Memorial wegen Bescbützung des Cleviscben.]
Auf sein dem Staat übergebenes Memorial, worin er die Invasion der i. April.
Franzosen ins Clevische angezeigt nnd verlangt hat, dass der Staat die in den
>} fehlt. S. aber die Relation Ueinders' aus dem Haag vom 7./1T. Januar 1679
uDten Abschn. V.
>) Dieselben ratben dem Kf. (d. Cöln 27. Januar/C. Februar 1679), da nach
Romswinckers Relation vom 18./28. Januar die Auswechslung der Ratificationen
schon, ohne dass jene Vorbedingungen erfüllt norden, volliogen sei, die R&umimg
TOQ Schenkenscbaaz nicht vor Ausfübmng derselben vornehmen zu lassen.
■) 8. oben S. 13.
*) S. tmten Abschn. VI.
oyGooi^lc
232 . 11- Brandenburg und die Niederlande 167G— 1679.
Ärbkeln 14 und 24 der mit Kf. Bbgescblossenen Allianz übernommenen Vet-
pflicbtungen erfölie, bat er beigebende Resolution') erhalten. Die Nscbricht
ans Nimwegenj dass der Waffenstillstand bis zum 1. April st. n. verlängert ist.
hat bewirkt, dass man sich hier grosse Hoffnung macht, der nordische Friede
werde aach bald erfolgen.
Der Kurfürst an Romswiiickel. D. Cöln 28.Mäi-z/[7. April] 1679.
[Neues Uülfsgesuch für Clevc. Gunslige Nachrichten aus England.]
. April. Er soll beigehendes Schreiben an den Staat'), in welchem Kf. nocbmal^
dessen üfilfe, um Cleve von der französischen Invasion zu befreien, in Ansprach
nimmt nnd im Weigerungsfälle sich alle corapetierende actiones vorbebilL ab-
liefern. Die vorgewaadte Unmöglichkeit ist nicht so gross, da der König von
England sowohl gegen seine Minister als auch im Haag selbst erklärt hat. ätss.
wenn sich der Staat nur einigermassen für ilm hätte interessieren wollen, er dort
nichts hätte zu befürchten brauchen. Auch jetzt fuhrt man in England, wie
Spanhcim's') beiliegende Relation zeigt, dieselben Senlimente. ß. soll also
darauf dringen, dass solches Erbieten dort nicht weiter verworfen, sondern daran
gearbeitet werde, vermittelst einer nöthigen Vereinbarung mit dem Könige von
England die clevischen Lande, des Staates Vormauer, von dem Feinde in be-
fielen.
M. Romswinckel an den Kurfürsten. D. Hage 8./18. April 1679.
[Hittheilungen Ueiercron's über seine Sendung nach Paris. Geringe AossichUa,
dass Holland etwas für die Sicherung des Clevischen thuu wird.]
18. April. Soeben ist der dänische Gesandte Meyercrohn bei ihm gewesen und
hat ihm mitgetheiU'), er hätte von seinem König Ordre erhalten, sich in zwei-
mal vi er lind zwanzig Stunden nach Paris zu begeben, um die Prolongation des
Waffenstillstandes zu befordern, die Schickung der französischen Flotte nach der
Ostsee zu divertieren und zu vernehmen, ob nicht günstigere Fried ensbedingongen
') S. die Resolution der Qen.-SUaten lom 38. M&ra 1679 [Urk. u. Act. 111,
S. 544).
') S. dieses Schreiben des Kf. an die Gen. -Staaten (d. Cötn a. d. SprM
28, MSn/7. April 1679, von Schwerin coneipieri) in französischer Debersetzun^ in
Actes et memoires IV, S. 374 IT. Kf. weist Romsw. am 2S. April/8. Hai \i'S
an, dasselbs unter der Hand ins Holländische übersetien und drucken lu lasseo.
*) S. Iliri-ch, Brandeiibtirg und England 1674—1679. 11, S. 10,
*) S. unten Abschn. 111.
oyGooi^lc
Die Sicherung des Clevischeu. Frieden ztriscbeQ Holland und Schweden. 233
für seinen König und für Kf. sollten auszuwirken sein. Doch sollte ei datäber
nicht tractieren, sondern nur beiicbton und von allem den Ministris des Kf.,
CS sei 2U Paris oder zu Nimwegen oder bier, part geben, und er versicherte
ausdrücklicb, der König werde sich in keine Frieden stractaten ohne den Kf.
einlassen.
PS. Das Schreiben des Kf, an die Generatstaaten wird er noch heute dem
Präsidenten derselben übergeben. Obgleich der Prinz von Uranien, als er ihn
gebeten, bei dem Staat die wirkliche Befreiung der clevischen I.Bnde zu be-
fördern und dazQ einige staaüsche Völker zunächst nach Wesel gehen zu lassen,
ihm geantwortet hat, durch den Frieden seien ihm die Hände so gebunden, dass
er zu Rettang der clevischen Ijande nicht die geringste Hülfe werde schicken,
noch bei dem Staat zu Wege bringen können , so wird er dennoch denselben,
'<obald er zurückgekehrt sein wird, aufs neue dsruni bitten.
M. Roiuswinckel an den Kurfm-aten. D. Hage 10./20. Mai 1679.
[Bevorstehender Abachluas des Friedens zwischen Uolland und Schweden.] -
Die Deputierten des Staats haben') zwei Tage zugebracht, um mit Oliven- 20. Hai.
Crantz den Friedens- und Commercientractat zwischen Schweden und dem
Staat zu ajnstieren, worum der französische Gesandte d'Avaux sich sonderlich
sehr bemüht Einige Depotierte der Staaten von Holland haben auch den Coii-
fcrenzen beigewohnt, die Stadt Amsterdam bemüht sich auch eifrig darnm, so
dass der Schloss des Tractats wohl bald erfolgen wird.')
M. Romswinckel an den Km-fili^ten. D. Hage
31. Mai/ 10. Juni 1679.
[Das in England zu eDtKerfeDde Friedensproject.]
Auf den Wunsch Blaspeil's, es bei dem Staat dahin zu bringen, dass 10. Juni.
dem neuen Gesandten desselben in England') aufgetragen werde, bei dem König
von England zu befördern, dass derselbe einen Plan des Friedens zwischen
') S. über die langwierigen Verhandlungen zwischen Holland und Schweden
und die Schwierigkeiten, welche der CommDrcieniraclat bereilele, Sylvius IV, S. 213.
') Der Friedens- und der Com ine rcienv ertrag zwischen Holland und Schweden
sind erst am 2./12. October 1679 zum Abschluss gekommen. S. diese Verträge in
Actes et memoires IV, S. 644 IT., Sylvius, Apponilix S.40ff.
>} van Leveq.
oyGooi^lc
234 II- Branileaburg und die Niederlande 1676— 1679.
Schweden und Kf. mache nnd auch der Staat dabei concorriere, znmal da)
der hiesige schwedische Hiniater Silhercrohn schon zn der Zeit, als Strabniil
□nd Rügen noch in schwedischen Händen waren, gegen Fagel geäussert hatte.
Schweden werde dem Kf. Stettin, WoUin and Usedom lassen, hat er vorgestern
darüber mit Fagel gesprochen. Derselbe fiind aber nicht gut*), dasa er am
Staat dieses schon jetzt vortragen und um solche Ordre an den Gesandten in
Eagland bitten sollte, sondern wollte erst') an letzteren deswegen Bchreiben, »
sollte den König von England dazu zu disponieren snchen; wenn derselbe sirü
dazu entschliessen sollte, dann wollte er es bei dem Staat dahin zu dirigieren
suchen, dass derselbe auch da£u nach Höglicbkeit haitrago. Sie beide akr
waren darüber am meisten bekümmert, ob Frankreich und Schweden Z«it dain
lassen worden, solches za efFectuieren.
'} Dazu die Randbemerkung Scbwerin'ij: „Gott vergebe es denen, die liutrli
Vergewisserung eines viel mehreru S. ChT. D. von Ilirer gefasslen guten Resolalion
abgehalten haben".
') Randbemerkung Schwerin'»: , Dieses ist ohn Zweifel ein Effect du
Staats so hoch gerühmter Affection kegen S. Chf. D."
') Randbemerkung desselben: .iDterin perit Saguntum.*
oyGooi^lc
Abschnitt III.
Brandenburg und Dänemark
1676-1679.
j,Goo>^le
j,Goo>^le
Einleitung.
Unter den gegen Schweden und Frankreich verbündeten Mächten
haben Dänemark und Brandenburg einander am nüchsten gestanden.
I^nge hatte König Christian V. gezögert, ehe er sich (im Herbst 1675),
entavhloss, gegen Schweden feindlich vorzQgehen, seitdem aber hat er
eifrig an dem Kriege Theil genommen und die äussersteo Anstrengungen
gemacht, um aus demselben Ruhm und Gewinn davonzutragen. Ebenso
wie der Kurfürst hat er persönlich in den Feldzügen von 167& bis 1679
an der Spitze seiner Truppen gestanden und keine Gefahren und Stra-
puen gescheut, und wenn er selbst auch nur geringe militärische Er-
fahrung besass, in der Wahl seiner Rathgeber wenig Einsicht zeigte und
daher auch seine Erfolge nur theilweise glückliche waren, so hat trotz-
dem die Energie und Ausdauer, mit der er den Krieg zu Lande und zu
Wasser bis zu seinem Ende fortführte, dem Kurfürsten grossen Vortheil
gebracht, ebenso wie durch dessen Anstrengungen und Erfolge die
dänische Kriegführung wesentlich unterstützt wurde. So haben beide
Fürsten als gnte Kriegskameraden einander zur Seite gestanden und
dadurch wurde ein freundschaftliches Verhältniss zwischen ihnen be-
gründet, welches durch persönliche Begegnungen und durch die Be-
mühungen der dem Kurfürsten nahe verwandten und demselben tren
ei^ebenen Königin noch befestigt worden ist. Dazu kam die Ueberein-
stimmung der Interessen und der Bestrebungen beider Fürsten. Beide
führten den Krieg g^en Schweden mit solchem Eifer, um der Ueber-
macht, welche dieses durch die letzten Kriege im Norden erlangt hatte,
ein Ende zu machen und um die Gebiete, welche ihnen dasselbe vorent-
halten oder entrissen hatte, wiederzugewinnen. Gleich zn Anfang hatten
oyGooi^lc
238 III. BraDdenburg und D&nemark 1676—1679.
sie eine feste Vereinbarung über den Gewinn, welchen ein jeder von
ihnen durch ihre vereinten Anstrengungen erlangen sollte, getroffen.
In dem Vertrage, welchen sie bei der ZusfUnmenkunrt in Doberan am
25. September 1675 abschlössen, hatten sie sich verpflichtet, so lange
den Krieg gegen Schweden und dessen Anhänger fortzusetzen, his dn
König die vordem von Danemark abgerissenen Provinzen Schonen,
ßleckingen und Hallaud, ferner Wismar nod die Insel Rügen, der Kur-
fürst aber ganz Schwedisch-Pommern erlangt hätte. Die Erobemngen,
die man noch im Herbst und Winter 1675 gemacht hatte, die Ein-
nahme von Wollin, Wolgast und Greifenhagen durch die Brandenbur^r.
von Wismar durch die Dänen, liessen auch für die Zukunft weitere
glückliche Erfolge hoffen, aber schon damals musste man die Besoi^iss
hegen, dass es schwer falten könnte, selbst wenn die Eroberung aller
jener in Aussicht genommenen Gebiete gelingen sollte, dieselben dauernd
zu behaupten. Es war zu merken, dass denjenigen Mitgliedern der
Allianz, welche den Kampf gegen Frankreich zu führen hatten, solche
Eroberungen auf Kosteu Schwedens, durch welche ihre nordischea Bandes-
genossen von der Theitnahme am Kampfe im Westen abgezogen wurden,
wenig genehm waren oder dass sie dieselben bei den bevorstehenden
Friedensverhandlungen zum Austausch gegen solche Gebiete, welche sie
selbst an Frankreich verloren hatten, zu benutzen gedachten. Davon
wollten natürlich die den Kampf gegen Schweden führenden Mächte
nichts wissen, aber ob dieselben fest zusammenhalten würden, war sehr
zweifelhaft, da sie im übrigen untereinander keineswegs einig waren.
Den Hauptgegenstand des Zwistes bildeten die bisher auch iu schwe-
dischem Besitz befindlichen Landschaften Bremen und Verden. Auch
in diese waren 1675 die benachbarten Verbündeten, Münsterer, Braun-
schweiger, Brandenbui^er und Dänen eingefallen und hatten dieselben
bis auf die Festung Stade, die erst im nächsten Jahre fiel, besetzt, sofort
aber war es zwischen ihnen über die Beute zum Streit gekommen. Die
Herzoge von Celle und Wolfenbüttel und der Bischof von Münster
verlangten für sich den alleinigen Besitz jener Lande und suchten diese
Forderung auf die vücksiohtsloseste Weise durchzusetzen. Aber aofli
der König von Dänemark beanspruchte ein Stück derselben, einen Strich
am Meere, durch dessen Erwerbung eine Verbindung zu Lande zwischen
Holstein und den damals auch in dänischem Besitz befindlichen Graf-
schaften Oldenburg und Delmenhorst hergestellt und er Herr sowohl
der Elb- als auch der Wesermündung geworden wäre, und auch dei Kur-
oyGooi^lc
Einleitung. 239
Itirsl von Brandenburg verlangte, darauf fassend, dass der ganze Krieg
gegen Schweden um seinetwillen unternommen sei und er auch an der
Eroberung jener Lande Theil genommen habe, wenigstens vorläufig, bis
ganz Schwedisch- Pommern in seine Gewalt gelcommen sei, einen Antheil.
In allen diesen Fragen berührte sich das brandenbui^ische und das
dänische Interesse auf das nächste, beiden Theilen war es darum zu
thun, dass der Kampf gegen Schweden energisch fortgeführt, dass ihre
Eroberungen nicht zur GompeDsation gegen die franzögischeii verwendet,
dass dem eigenmächtigen Verfahren der Herzige von Braunschweig nnd
des Bischofs von Münster entgegengetreten und dieselben zum Eingehen
eines billigen Vei^leiches veranlasst würden. Ebenso stand es mit der
Frage wegen der Winterquartiere. Ebensowenig wie der Kurfürst von
Brandenburg war der König von Dänemark im Stande, auf die Dauer
^ine Streitkräfte aus eigenen Mitteln zu erhalten. Da nun auch ihm
Spanieu and Holland die versprochenen Subsidien schuldig blieben, so
verlangte er wie der Kurfürst, unter Berufung darauf, dass er den Krieg
gegen Schweden im Interesse des deutschen Reiches führe, für einen
Theil seiner Trappen Quartiere auf dem Reichsgebiet und ausserdem die
Erhebung eines Zolles auf der Elbe bei Glückstadt, begegnete dabei aber
auch heftigem Widerstände, namentlich wieder von Seiten der braun-
schweigischen Herzoge. In allen diesen und in andere» damit zusammen-
bangenden Fragen sind Dänemark und Brandenburg im wesentlichen
zusammen gegangen, und wie mit den Waffen, haben .sie auch durch
ihre diplomatische Thätigkeit einander unterstützt, besonders haben sie
auch bei dem Fortgang der Friedensverhandlungen gemeinschaftlich der
Absonderung und dem Abfalle Hollands und Spaniens und nachher des
Kaisers entgegengewirkt.
Unter diesen Umständen hat ein lebhaftei' und vertraulicher Verkehr
zwischen dem dänischen und dem branden bnrgischen Hofe stattgefunden.
Von dem reichen Aktenmaterial, welches darüber in dem Berliner Staats-
archiv vorhanden ist, den Relationen der brandenburgischen Gesandten
in Dänemark und den von dem Kurfürsten an dieselben erlassenen Re-
scripten, der Correspondenz zwischen dem Könige und dem Kurfürsten
und den Aufzeichnungen über die Verhandlungen, welche mit Gesandten
des ersteren am Hofe oder im Feldlager des Kurfürsten geführt worden
sind, haben hier nur die wichtigsten Stücke mitgetheilt worden können
und auch aus diesen musste vieles, was nicht unmittelbar die Beziehungen
zwischen Dänemark und Brandenbui^ betrifFt, ein grosser Theil der sehr
oyGooi^lc
240 nr. Brandenburg und Dänemark I67ß-I679.
ioteressanten Berichte ') über die dänische Eriegföhrung und über die Zu-
stände im Inneren des Rönigroiches aasgeschieden werden. Den Haopt-
theil bilden die Berichte der beiden Brüder Christoph und Friedrieb
V. Brandt. Letzterer hat sich in diesen Jahren ständig als knrförst-
licher Resident am dänischen Hofe aufgehalten, ersterer ist zweimal zu
Anfang des Jahres 1676 und dann wieder im März 1678 in besonderen
Aurti'ägen dorthin geschickt worden, ist aber beide Male längere Zeit
dort geblieben. Das erste Mal handelt es sich um den Abschluss Noer
engen Allianz womöglich sammtlicher nordischen Alliierten, sowohl den
Feinden als auch den missgünstigea Bundesgenossen gegenüber. Eine
solche kommt erst nach langen Verhandlangen (2. Januar 1677) und
zwar, da mit den braunschweigischen Herzogen eine Einigung nicht zu
erzielen ist, nur zwischen Dänemark und Brandenburg zu Stande. Diese
beiden Mächte garantieren sich nicht nur die schon in dem Dober&ner
Vertrage bezeichneten Eroberungen, sondern auch den von ihnen bean-
spruchten Antheil an Bremen und Verden, sie verpflichten sich ferner,
beiderseits einer etwa beabsichtigten Compensatioo ihrer Eroberaogen
gegen französische und dem Abschluss von Separatfrieden seitens ihrer
anderen Alliierten entgegenzuwirken, und versprechen auch, falls solche
doch zu Stande kommen sollten, ihrerseits fest zusammen zu halten, bis
sie die Ziele, über welche sie sich dann geeinigt haben würden, erreicht
hätten. Die zweite Sendung Christoph v. Brandt'» nach Dänemark
1678 ist veranlasst worden durch den ungünstigen Verlauf der Dinge,
sowohl auf dem Friedenscongresse, wo damals schon der Abfall Hollaniis
droht, als auch im Felde, den Verlust von Rügen und der dorthin ge-
sandten Truppen. Es giltDänemark zum Ausharren zu bew^en, womöglich
auch trotz aller alten und neuen Streitigkeiten einen Ausgleich mit den
hraunschweigischen Herzogen zu erreichen und Vereinbarungen über die
Kriegsoperationen, namentlich über eine gemeinsam zur Wiedereroberung
Rügens zu unternehmende Expedition zu treffen. Auch dieses Mal wird
der Zweck erreicht, der König von Dänemark verspricht, dem Bunde
treu zu bleiben und an den zu Doberan und in dem letzten Vertrage
festgestellten Forderungen festzuhalten, und. billigt das Unternehmen gegen
Doch 3. z. B. den Bericht der v. Brandt über den Sture des Kuilen
Grlffenfeld vom 21. Uärz 1GT6 und ausser manchen Andeutungen in den Rtl>'
tionen derselben über das verderbliche Treiben der nachher das Vertrauen des Könip
erlangenden Faction den ausführlichen ßericht P. Neumnnn's darüber vom ST.Scp-
tember 1678.
oyGooi^lc
Einleitnug. 241
Rügen. Die braunschweigischen Herzoge zwar gelingt es nicht heran-
zuzieben, wohl aber den inzwischen mit dieseo anch verfeindeten Bischof
von Münster und so wird Ende August ein neuer Altianzvertrag abge-
schlossen, in welchem Dänemark, Brandenburg und Münster sich ver-
pflichten, auch wenn sie von ihren anderen Alliierten verlassen werden
sollten, den Kampf gegen Schweden mit aller Macht fortzusetzen, bis sie
eioen „beständigen und räsonnablen" Frieden erlangt hätten, uud sich
keine von anderen ohne ihr Znthnn ftufgestellte Bedingungen aufzwingen
zn lassen.
Trotz der freundschaftlichen Gesinnung der beiden Fürsten und der
UebereinstimmuDg ihrer Interessen in so vielen Punkten hat es schon
in den ersten Jahren an Differenzen zwischen ihnen nicht gefehlt, doch
ist es immer gelungen, dieselben wieder auszugleichen. Zu dem in
Kopenhagen 1676 ausgearbeiteten Allianzproject bemerkt der Earfürst,
man sei dabei dänischerseits „mit sonderbarer Circumspection" verfahren
Dod habe „auch bei geringen Sachen auf das dänische Interesse genau
reßectiert", er befiehlt daher seinen Geheimen Käthen, dasselbe auf das
sorgfältigste zu prüfen, und macht gleich selbst eine Reihe von Ab-
änderungsvorschlägen, die nachher auch fast sämmtHch dänischei^eits
angenommen worden sind. Damals hat er auch die Langsamkeit der
dänischen Kriegführung übel empfunden. Der König hatte schon Ende
Mai dieses Jahres einen gemeinsamen AngrifT gegen Rügen vorgeschlagen,
er ist dazu bereit, verlangt aber baldige Vornahme desselben. Doch
erst Ende Juli erscheint die dänische Flotte in den Rügenschen Ge-
wä^ern, jetzt aber kann der Kurfürst, der inzwischen die Belagerung
Ton Ankl&m begonnen und dort unerwartet heftigen Widerstand gefunden
hat, nur wenige Truppen dasu bergeben und so wird das Unternehmen
vorläufig aufgegeben. Dass der Kurfürst im September 1676 mit den
Herzogen von Celle und Wolfenbüttel und dem Bischof von Munster
um von denselben zur Fortsetzung der Operationen in Pommern Hülfs-
tmppen zu erhalten, einen Vergleich schEiesst und sich darin verpflichtet,
ihnen vorläufig die von ihm im Bremischen beanspruchten Quartiere zu
überlassen und anch seine Ansprüche auf einen Theil dieses Landes zn
ihren Gunsten zu ermässigen, veranlasst in Kopenhagen Unzufriedenheit
und ebenso erregt zn Ende des Jahres die Nachricht von Separat-
verhandlnngen der braunschweigischen Herzoge mit Dänemark den Arg-
wohn des Kurfürsten. Als dann der König von Dänemark nach der
schweren Niederlage, die er im December 1676 bei Lund erlitten, die
iSttei. t. Gncb. d. G. KaimnteD. XVUL IQ
oyGooi^lc
242 "I- Brandenburg, und DIoemark 1676-1679.
Hülfe des Kurfürst«a anruft, Dimmt dieser zwar im übrigen sich äii\%
seiner an, aber die beiden Regimenter, welche er ihm anfäDglich iDgengt
hat, ist er zuDächst wegen der ihm in Preussen drohendeo Gefahr, Diich-
her weil er für die Belagerung von Stettin alle seine Streitkräfte selUt
Döthig hat, ausser Staude, ihm zu schicken. Erst nachdem Mitte Sep-
tember die Dänen sich auf Rügen festgesetzt haben, sendet er lUOO Keiler
und Dragoner zur Verstärkung, dafür iibedässt ihm nachher auf s«se
Bitte der König das für diesen in Preussen geworbene Infanteriere^-
ment Lehndorff, welches dann an den letzten Kämpfen vor Stettio Thail
genommen hat.
Im nächsten Jahre 1678 hat der plötzliche Entschluss, welchen der
Kurfürst auf die Kunde von dem bevorstehenden Friedensschluss Hol-
lands fasste, nm einen ähnlichen Abfall Spaniens und des Kaisers lu
verhüten, selbst mit dem grössten Theil seiner Armee nach dem Rhein
zu ziehen, den Kampf gegen Schweden nur defensiv führen zu lassen
und auch das wieder mit dem König von Dänemark verabredete Unter-
nehmen gegen Rügen anf/ugeben, den König heftig erschreckt und die bald
darauf folgende Ankündigung, dasg der Kurfürst sich erboten habe, mit
Holland zusammen über den Frieden zu unterhandeln, schweres Mi«ü'-
trauen bei demselben erregt. Allein jenen ersten Plan hat der Kurfürst
schon nach wenigen Tagen wieder aufgegeben und jener andere Vorschlag
war, wovon man sich auch in Dänemark wird haben überzeugen lassen,
nur ein diplomatischer Kunstgriff, dazu bestimmt, das Zustandekommen
des Friedens in Holland zu verzögern und dort wo möglich eine Äende-
rung der Entschlüsse herbeizuführen. Andererseits hat wieder das lange
Ausbleiben der dänischen Flotte, welche bei der Landung anf Rügen
mithelfen sollte, wodurch er Monate lang zur Unthätigkeit genöthigt
wurde, lebhafte Unzufriedenheit bei dem Eurfürsten erregt, und auch
die plötzliche Absage König Christians, zu der verabredeten Zusammen-
kunft in Wismar zu erscheinen, wird ihn gewiss befremdet haben. In-
dessen endlich erschien die dänische Flotte doch und mit ihrer Hülfe
wurde der Angriff auf Rügen mit dem glücklichsten Erfolge au^eführl.
Dass det Kurfürst dann die auf der Insel gelegene Neue Fährschaoze
während der Belagerung von Stralsund besetzt hielt, hat lebhafte
Gegenvorstellungen dänischerseits hervorgerufen, doch musste der da-
durch entstandene Argwohn schwinden, als er gleich nach der Ein-
nahme jeuer Stadt die Schanze von seinen Truppen räumen liess. Bald
oyGooi^lc
Einleitung. 243
dar&uf, Anfang December, erfolgte die Zusammenkunft') beider Fürsten
wieder in Doberan, auf der aufs neue ein vollständiges Einveratändniss
erzielt wurde. Der König und der Kurfürst versicherten einander, trotz
dea bevorstehenden Friedensschlusses des Kaisera treu zusammenzuhalten
und auf der Behauptung ihrer Eroberungen zu bestehen. Sie verab-
redeten gemeinschaftliche Sendungen an die braunschweigischen Herzoge
und an den Bischof von Munster, um auch diese zum Ausbarren bei
der Allianz zu bestimmen. Sie beschlossen, Unterhandlungen mit Frank-
reich anzuknüpfen, um dieses zu bewegen, von der bisher geforderten
vollständigen Restitution Schwedens abzustehen und ihnen günstigere
Bedingungen zu bewilligen. Sie behielten sich vor, diese Unterhand-
lungen gesondert zu führen und eventuell etwas von ihren Forderungen
nachzulassen, aber sie verpflichteten sich, einander von dem Verlauf der-
selben in Kenntniss zu halten und nur gemeinsam abzuschliessen. Sollten
diese Unterhandlnngeo nicht den gewünschten Erfolg haben, dann wollten
sie mit aller Macht den Krieg g^en Schweden und im Notbfall auch
g^en Frankreich fortsetzen. Der Kurfürst versprach, wenn nur ii^end
der Verlauf der Dinge in Preussen, wo er damals durch die von Lief-
land heranziehende schwedische Armee bedroht wurde, es gestatten werde,
weitere Truppen nach dem Rhein zu schicken und auch dem Könige
von Dänemark Hülfe zu leisten. Wie über diese Hauptpunkte, wurde
auch noch über verschiedene Nebenpunkte eine Einigung erzielt.
Bald aber ist eine Entfremdung zwischen beiden Fürsten eingetreten.
Gleich nach der Rückkehr von der Doberaner Zusammenkunft nach
Berlin*) erhielt der Kurfürst so beunruhigende Nachrichten aus Preussen,
dass er sich entschloss, mit dem grösseren Theil seiner Armee dorthin
ZQ ziehen und so vorläufig seinen Verbündeten den Rücken zn kehren,
zugleich liess er Meinders nach Paris gehen. Die unten mitgetheilte
lostruktion desselben zeigt, dass die demselben ertheilteu Aufträge keines-
wegs in Widerspruch mit den Doberaner Abmachungen stehen, in Däne-
mark aber erregte dessen Sendung doch unter den jetzigen Umständen
den grössten Argwohn und dieser wurde noch dadurch vermehrt, dass
der Kurfürst nach der glücklichen Beendignng des Feldznges in Preussen
nicht so bald, wie es der König wünschte, von dort zurückkehrte. Die
Bemühungen bei den Herzogen von Braunschweig und dem Bischof von
') S. Hirsch, Die ZusamiDenkunft des Grossen Kurfürsten mit dem König
Christian T. xon D5neniark lu Doberan 4.-6. December 1678. {Forsob. XIV, S. G9 ff.)
>) S. Hirsch, Der Wiuletteldiug in Preussen, S. 52 ff.
16*
oyGooi^lc
244 III' Brandenburg nnd Dlnemark 1676—1679.
Münster hatten keinen Erfolg, Anfang Februar schlössen die ersteren.
Ende März der letztere ihre Separatverträge mit Frankreich und Schweden
ab, in denen sie auf den grössten Theil von Bremen und Verden ver-
zichteten. Unter diesen Umstanden, in der Besorgniss, ganz allein in
bleiben, entschloss sich') der König von Dänemark Ende Februar dam.
auch einen Bevollmächtigten nach Frankreich zu senden nnd dort über
den Frieden unterhandeln zu lassen, 7.ugleich aber schickte er den Ge
heimen Rath Detlev v. Ahlcfeldt, den Mann, der einst im nordischen
Kriege hauptsächlich die Unterhandlungen zwischen Dänemark und
Brandenburg geführt und für ein gutes Einvernehmen zwischen beiden
Theilen gewirkt hatte, zu dem Kurfürsten nach Königsbei^, um' diesem
Anzeige davon zu machen. Der Kurfürst war anfangs damit keineswegs
unzufrieden, er beantragte, dass sie beide nun dort gemeinschaftlirli
unterhandeln sollten. Aber als ihm, nachdem der bisherige dänische
Gesandte in Holland, Meiercron, im April wirklich nach Paris ge-
gangen war, keine näheren Mittheilungen über die demselben ertheilten
Aufträge gemacht wurden, schöpfte auch er Verdacht, dass Däuemaik
ohne Rücksicht auf ihn seinen Frieden zu erlangeu suche. Der beide^
seitige Argwohn ist dann noch dadurch vermehrt worden, dass eioerselL«
der Kurfürst ohne Widerstand den Franzosen Wesel und Lippstadt ein-
räumte, andererseits, dass der König von Dänemark auch mit Schweden
Sonderverhandlungen zu Lund') führen liess. Die vorliegenden Akten-
stücke lassen erkennen, dass der Verdacht auf beiden Seiten zu weit
gegangen ist, dass aber beide Füraten besorgt haben, wenn sie es zun
äussersten kommen Hessen, von dem anderen im Stich gelassen za
werden. So entschloss sich denn der Kurfürst, durch die jetzt ^on
Frankreich angewendeten Zwangsmassregeln in die Üusserste ßedrüngniss
gebracht, Mitte Juni zu dem Befehl an Meinders, auf die von Frank-
reich geforderten Bedingungen hin, also unter Aufgabe fast aller seiner
Eroberungen, den Frieden abzuschliessen. Der König von Dänemark
hat dieses einseitige Vorgehen als einen Bruch der Verträge aufgefaßt
und darüber ist es zu scharfen Auseinandersetzungen zwischen beiden
gekommen. Auf das Schreiben des Kurfürsten vom 17. Juni, in welchem
er dem König jenen Entschiusa mittheilte und rechtfertigte, antwortete
') 8. Goecke, II randenburgisch -dänische Beziehungen noch dem Nimwegec
Frieden im Jahre 1679 (Zeitschr. f. preussische Geschichte nnd Landesbunde XVI)
S. l&l ff.
') S. Qoecle a. a. 0. S. 166 ff.
oyGooi^lc
EinleiluDf^. 245
dieser am 27. Juni mit bertigen VorwiirfeQ und Hess, nachdem der Friede
wirklich at^eschlossen war, ein noch heftigeres Schreiben vom 13. Juli
folgen. Der Kurfürst hat eine nicht minder scharfe Erwiderung darauf
abfassen lassen, sein Gesandtor Christoph v. Brandt aber hat bewirkt,
dass dieselbe erst viel später und in bedeutend abgeschwächter Form in
die Hände des Königs gekommen ist. Inzwischen hatte auf den Wunsch
des Kurfürsten Ahlefeldt, der bei diesem geblieben war, sich zum Könige
begeben, um demselben nähere Aufschlüsse über dessen Verfahren und
über die Gründe, welche ihn dazu getrieben hatten, zu geben, und diese
haben den gewünschten Eindruck auf den König gemacht, so daas beide
Furst«a doch wieder als gute Freunde aus dem Kri^e geschieden sind.
oyGooi^lc
Instruction, wornach unser — Geheimer Rath und Neumärkischer
Cantzlei- Chr. von Brandt auf seiner Zurückreise nacher Denne- ,
marck und am Königlichen Dänischen Hofe noch femer sich
zu achten hat. D. Cöln an der Spree 5./[15], Januar 1676.')
(Conc. Chr. V. Brandt.) j
[Auftrag, das Bündnisa mit Dloemark und entweder den bnunschweigisebeu Hcnegcn
oder dem Bischof von Münster zn Stande zu briogeD. Die Travemünder Schanu.
Die ungenngenden Winterquartiere.]
15. Jan. Er soll seloe Rückreise nach dem d&nischen Hoflagei so beschleunigen , dasi
er des Hofraths ScbrGder Zarflckkunft von Celle nicht Tersänme. Er soll
dem Könige und dem Reichskanzler Griffenfeld vorstellen, vne höchst nötliig .
es sei, dass das zwischen dem Eünige, Ef. und dem Hause Lüneburg gegen l
Schweden entworfene Bändniss') zur Richtigkeit gebracht werde, weil man nicbt
nur gegen die schwedische Macht und Machinationen, sondern auch bei den
bevorstehenden Friedenstrac taten gegen diejenigen sich fest verbündeD müsste.
welche bereits dahin zielten, dasa man den Frieden nur zwischen Fnok-
reich, Spanien und Holland befordern, aber mit ihrer Ailiierten Satjsfaction sich
nicht aufhalten mSchte, wie sich der König von England deutlich gegen
V. Schwerin') hätte verlauten lassen. Wenn sich der RQnig dazu bereit
zeigen sollte, so bat er mit seinem Brnder') sich zu bemühen, dass das Bündnis
zor Richtigkeit gebracht werde. Da Kf, meint, dass man den Bischof von Os-
nabrück and die Herzoge von Celle und Wolfenbüttel dazu ziehen mäix.
und wenn diese sich dazu fügen sollten, des Bischofs von Münster nicbt b^
nöthigt sein würde, so haben sie, falls Schröder über die Theilong eine
Einigung erzielt haben sollte, das projectierte foedus in boc passn nach seiner
') Vgl. Pufendorf 1. SIV, §34 (S. 1ÜG8 f.)
^ Ueber die früheren Verhandlungen wegen eines solchen Bündnisses s. Bd. XVjl.
Ein Entwarf desselben war V2.ß2. August 1675 zu Schwan mit dem damals bei dt»
Kf. befindlichen dänischen Gesandten Heug vereinbart worden.
•) S. Hirsch, Brandenburg und England 1674-1679 I, S. 10.
*) Friedrich v. Brandt, Resident d«s Kf. am dinischen Hofe.
oyGooi^lc
iDStruktiou för Cbr. t. Brandt. 247
Verrichlung einzurichten. Sollten aber die braunschweigischen Herzoge
aich dazu nnd also zu dem foedas nicht anschicken wollen, dann hat Br. sich zu
erkundigen, wie die Sachen zwischen dem Könige und dem Bischof von Münster
stehen, nnd muM Kf, dann, wenn der König es rathsam findet, obwohl dabei
viel zu bedenken ist, einwilligen, dass dieser zu dem foedus admittiert werde.
Er soll sich anch im Verein mit dem kaiserlichen, spanischen und staati-
schen Gesandten bemühen, dass der König öffentlich den Krieg erkläre und
dem französischen und schwedischen Gesandten nicht länger den Aufenthalt au
seinem Hofe gestatte.
Wegen der Travemtinder Schanze hat er, wie schon früher, zu erinnern,
dass die Absicht, dieselbe einzunehmen, zn Abwendung aller Jalousie vorher
dem Kaiser mitgetheilt werde, oder wenn der König das für bedenklich halten
sollte, dass wenigstens nachher die Einnahme dem Kaiser unter Anführung der
Gründe, welche sie nothwendig gemacht, angezeigt und derselbe ersucht werde,
sie mit zu besetzen.
Er soll im Namen des Kf. den König ermahnen, seine eigene Person nicht
weiter solchen Gefahren auszusetzen.
Endlich hat er dem Könige mitzntheilen, was der Kaiser inbetreff der
Quartiere des Kf. resolvlert hat'), ihm vorzustellen, dass auf solche Veise die
Armee desselben dem Untergangs ausgesetzt werde, tind ihn um Rath, was
darin zn than sei, zu bitten.
Christoph') und Friedrich v. Brandt an den KuiiÜi-sten.
D. Kopenhagen 26. Februar/[7. 'März] 1676.
[AcDsseruDgen des Reicbskanilers über das abzuscb lies sende ßünduiss. Unvillen über
den Herzog von Celle. Der von Dänemark geforderte Anlbeil am Bremischen,]
Der Reichskanzler') hat ihnen erklärt*), auch der König wünsche die 7.
Beschleunigung des Bündnisses, zunächst freilich müsste wegen der Tbeilung
Ton Bremen und Verden Richtigkeit getrofTen werden, ohne den Bischof von
Jlünster würde man nicht zum Schluss kommen können, da dieser sich nicht
mit Geld, sondern mit Land und Leuten wollte abfinden lassen, es auch wünschens-
werlh sei, dass die Partei gegen Schweden möglichst sfark gemacht werde und
der Bischof sich bisher so gezeigt, dass zu hoffen, er würde leicht herbeizuziehen
sein. Dass die Theilung der Schweden abgenommenen Linder ohne Zuziehung des
') S. unten Abschn. IV.
') Christoph V. Brandt war, wie er in seiner ersten Relation aus Kopen-
bagen vom 11./31. Februar t6T6 meldet, «egen büser Wege und Sturmes erst am
19. Februar dort angelangt.
>) Peter Griffenteld.
S. Pufendort I. XIV, §34 (S. 10G9).
oyGooi^lc
248 "I- Brandenbni^ und D&nemaTk 1676—1679.
Kaisers geschehe, damit wäre der König snfrieden, weil aber das Hans Biaan-
Bchweig uad der Bischof von Münster sich fest an diesen hielten nnd sehr
auf ihn pochten, so müsste er menagiert werdea und mau sich bei ihm nm
Garantie der zu machenden Partage bewerben. Betreffend den Herzog von Celle
versicherte zwar der Reichskanzler, mao wolle auf das Einrathen des Kf. nnd
pro commuui bono sich auf das glimpflichste g^eii denselbeD bezeigen, nachher
aber hat der Bath Schröder grosse Klagen über denselben geführt nnd eritliit
mit dem Glimpf allein würde nichts ausgerichtet werden, sondern sie würden
auch schärfer sprechen müssen, der König würde sich zwar mit einer geringen
QebietserwerbuDg begnügen und auch unter gewissen Bedingungen in die Ra-
sierung von Carlsburg wiliigeu, aber er würde auf der von Kf. vorgeschlagenen
Versammlung zu Bremen verlangen, dass auch er etwas von den bremischen
Conquesten abhaben müsste, und er würde dort diese Praetension ebenso scharf
ailegieren lassen, wie der Herzog sich stets vernehmen lassen, dass er von d»
dänischen Nachbarschaft Ombrage nehme. Der König wäre ferner entschlossen,
mit seinen oldenburgischen Truppen, etwa 3000 Mann, an der Belagerung von
Stade th eilzunehmen, und wünsche, dass auch Kf. seine westf&liscbea Truppen
mit vor Stade gehen lasse, zu welchem letzteren sie aber keine Aussicht gemacht
haben. Sie haben nachher die bremische Landkute vorgenommen, der Reichs-
kanzler zog anfangs eine Linie von Stade nach Ottersberg nnd feagte, ob es
nicht billig wäre, dass der KÖn^ alles, was von dieser an nach der Seekante
hin liege, erhalte, als sie aber meinten, den anderen Interessenten wurde
dieses zu viel dünken, zog er den Strich von Freibarg, etwas unterhalb Glück-
stadt, über die Oste nach dem Ländcheu Worden zu, welches schon zu Olden-
burg gehört, und behauptete, dieses postulatum könnten die anderen Interessenten
nicht unbillig finden. Er .bestand auch fest darauf, dass auch Kf. etwas von
dem Bremischen haben müsste. llit dem Könige selbst haben sie anch von
allen diesen Dingen in verschiedenen Discursen gesprochen nnd es zeigte üch
dabei, dass der Reichskanzler schon von ihm befehligt gewesen, was er ihnen
antworten sollte.
Christoph und Friedrich v. Brandt an den Kurförsten.
D. Kopenhagen 7./[17.] März 1676.
[Herabsetzung der dänischen Forderungen. Kriegs Vorbereitungen. VersUndigim;
mit den braun schweigischen Herzogen «ünschenBWertb.]
n.HiTi. Der Reichskanzler hat') ihnen im Vertrauen entdeckt, dass sein ESnig
erbötig wäre, sich mit dem Stück Landes von der Oste bis Elsflet an der Weser
oberhalb des Landes Worden zu begnügen, auch in die Schleifung von Ciris-
oyGooi^lc
Die d&nischen Forderangea. Die Quartierangelegetibeit. 249
barg zu willigea, aber unter der Bedingung, dass diese nicht eher erfolge, bis
ihm TOQ den Bremischen Conqaesten etwtis gewisses gegeben sei, docb bat
er, d&von vorlluflg nichts laut werden zn lassen, bis der Herzog von Celle sich
aof des Rfinigs PostalatioQ herausgelassen bStte. Sie vermutben sogar, dass
der KSnig noch mehr fallen lassen wird, und zwar wegen der grossen Kiiegs-
praepaiatoria zn Lande nnd zu Wasser gegen Schonen, welche nicht zulassen,
dass er hinter sich ein unerreichtes Ziel stehen lasse, sie müssen aach diesem
Hof das Zengniss geben, dass er auf alle glimpfliche Mittel sinnt, aus dieser
Sache zn kommen. Sie rathen, Ledebur') zu instruieren, allen Discursen über
die Dinge, wodurch der Zwist zwischen dem Könige und dem Herzog von Celle
eatslandeu, vorzubeugen. Zu wünschen wSre, dass man lüneburgischerseits nicht
alles an point d'bonnenr nehme und mit einer pochenden Manier darauf be-
stünde, daas der König van dem Bremischen kein ihm wohl gelegenes Stock
haben dürfte, damit er an der Eibe und Weser nicht zn mSchtig werde. Dies
scheint des Kanzlers Schütz*) stylus zu sein, denn der Herzog selbst pflegt
genereux und obligeant zu sein.
Christoph und Friedrich v. Brandt an den Kurfürsten.
D. Kopenhagen I0./[20.] März 1676.
[Gänslige Erkllrungen in der Quartieraugelegeuheit. RathschlSge des Herzogs von
Pioen in Betreff der Eriegfnhrunif in Pommern.]
Wegen der Quartierangelegenheit haben sie hier nicht sofort eine beständige 20. Mirx.
Resolution erlangen kSonen. Anfangs biess es, man litte hier an derselben
Krankheit und der K5nig könnte docb nicht gut bei dem Kaiser in einer Sache
iniercedieren, in welcher er selbst grosse Ursache zu klagen hätte. Dann hCrten
sie, dass der Resident in Wien Lilienkron Befehl erbalten hätte, dort in
dieser Sache fGr Ef. zn sprechen, und dass mau sie auch hier dem kaiserlichen
Gesandten Mejersherg recommendieit hätte. Gestern aber benutzten sie die
Gelegenheit, wo der König mit dem Heichakanzler in der Antichambre
allein stand, um den König selbst um Batb zn fragen. Derselbe sab darauf
den Beichskanzler an nnd dieser sagte, der KSnig wollte nicht hoffen, dass
diese Frage dahin angesehen wäre, dass Kf. die Bände sinken lassen wollte.
Als sie das Gegentheil veisichert hatten, rief der König auch den Herzog von
') Der Hindensche Eegiemugsrath 0. J. v. Ledebur, den Kf. Ende 16Td als
Minen Gesandten nach Bremen zu der dort abzuhaltenden Versammlung gsscbickt
hatte.
*) Der Lüaebnrgische Kanzler J. H. Sinold gen. Schütz. S. über denselben
Eücher, Geschichte von Hannover und Braunschweig II, S. 3G0ff.
oyGooi^lc
250 III- BriiDdenburg und D&DeDwrk 1676—1679.
Ploen') herbei und sagte ihm, wss sie Torgetragen bStten. Dieser erklirte. «
sei höchst nothig, dsss des Kf, Truppen nach so grossen Anstrengungen, die sit
auggestaiiden, ohne SBumen mit guten Quartieren versehen würfen, der König
hoffte aber, Kf. würde deswegen nicht unterlassen, mit ihm zngleicl), sobald Gnt
gewachsen, die Kriegsoperationen anEurnngen. Er rieth als treuer Freund des
Kf., derselbe möchte Stettin nicht lange belagern, sondern mit einem ThMl
seiner Armee bei Zeiten, ehe die Schweden Suceurs nach Pommern biifhten,
Anklam und Damm wegnehmen, wenn er dazn noch Usedom nnd Vollin
maintenierte, so hätte er nicht allein keinen Succurs za färcbten, Eoodeni daiui
würde auch Stettin bald der Äthem 'Tergehen und seine Armee kSnnte dntrh
mittolmässige Magazine in gutem Stand erlialten werden. Kf. dürfte nirht
fürchten, dass ihn der Feind übereilen würde, er wollte gut daffir sein,
dnss, wenn Stettin so von allen Seiten bloquiert wäre, es in kurzem anf nne
geringe Ansprache ohne eine formelle Belagerung sich ergehen würde.
Christoph und Friedrich v. Brandt an den Kurffli-sten.
D. Kopenhagen ll./[21.] Mära 1676.
[Sturz des Reich skanzlers Griffenfeld.]
:. — So hoch der Reichskanzler') in kurzer Zeit gesti^en, so
hoch ist er in einer Stunde gefallen. Wie er heute frühe Ihrer Maj.
die Briefe von der Post brachte, gingen Sie aus ihrem Gemach, und so-
bald Sie den Rücken gewandt, trat der General Lieutenant Arnsdorff
als Oberster von der Garde zu ihm, kündigte' ihme namens liirer Msj.
den Arrest an, nahm einen Lieutenant mit zwelfen von der Reutergarde
zu sich und führete ihn vom Schloas nach der königlichen Bibliothek,
alwo der Lieutenant mit 2 Reutern bei ihme im Gemach, die anden
aber vor dem Gemach bleiben uud ihn aldar in Arrest halten mussteo,
bis der geheime Rath und die königl. Tafel geendiget war, nach Ed-
digung derselben ward er von der Bibliothek, so dichte am Wasser
1) Herzog Johann Adolf von Holstein-Plön, dem König Christian V.
nach dem Tode seines Bruders, des Herzogs Bernhard v. H.-Plöa, im Januar \f'i
dessen Stelle als Oberfeldmarachill übertragen hatte. S. Oebhardi, Gescb. der
Königreiche DUnemark und Norwegen II, S. 2U1. Goecke a. a. 0. S. 111 f.
>] Ueber den Sturz Griffenfeld's s. jeUt Jörgensen, Peter Schumtcber
Griffenfeld, »gl. auch Pufendorf I. XIV, §35 (S. 1069 f.), D. Ablefeldfs Diiriiw)
meiner Reise nach Copenhagen a. 1676 (Af Geheimeraad DftÜT Ahlefeld t's menoic«
ed. Bobe S. 95fF.).
oyGooi^lc
Der Sturz GriffenfBid's. 251
stehet, in ein Boot geaetzet und in Begleitung des GeDerdlißiiteoant
Rosenbrante's nach dem Casteel unter der Soldaten Gewahrsam ge-
bracht, alwo er erbärmlich sitzen und erwarten muss, was man weiter
mit ihm voruehmen wird. Indem ihn Arnsdorff nach der Bibliotheli
bracht, ward sein Haus mit einer starken Musquetirer Wache besetzet
und der Statthalter Alefeldt und Retchsmarschalk Görbitz blieben bei
drei Stunden darin und versiegelten alda seine Sachen, Geld und Briefe,
VF-ährender solcher Zeit ward auch der hiesige Bürgermeister Focq, des
Reichskanzlers Schwager, bei den Schlossvogt aufs Schloss in Haft ge-
bracht, sein Bruder Güldenspar, Commissarius vom Uolm, und
Klingenberg') in ihren Häusern in Arrest genommen und alle das
Ihrige versiegelt. Wir kÖDDeu Ew. Ch. D. die eigentliche Ui-sache dieser
schleanigen Veränderung itzt nicht berichten, gegon künftige Post wollen
wir uns dessen erkundigen. Ihr Dl. der Herzog von Ploen sagten uns,
Ihre May. hätten fünf Hauptnrsachen dazu und Terloo's Intriguen
Stacken auch darunter. Crimen insignis peculatus und Correapondenz
mit dem Feinde werden weil die vornehmste Ursachen sein. Wir
stellen zu Ew. Chf Dl. gnädigstem Gefallen, ob Sie Ihrer Dl. dem Her-^
Züge von Ploen Ihr Interesse durch ein obligeantes Schreiben*) re-
commendiren und Sie ersuchen wollen, uns allezeit einen freien Zutritt
zu geben, Sie werden nun woU das Pac Totum werden, welches gewiss
ein gross Avantage vor Ew. Chf. Dl. und die Alliirtea ist, und dürfte
DQn an Tag kommen, warümb es bisher so schläferig gegangen, olTent-
lich hätt« er es nimmer wagen dürfen, Ihrer May. zu rathen mit Schweden
zu tractiren, und würde es übel bekommen sein, es scheinet aber, dass
er Franckreich die Versicherung gethan, so viel bei ihm wäre, den Krieg
schwach zu treiben. —
■) Dieses bericbligen sie H.ßi. M&rz: Oüldenspar und Elingenberg seien
nicht Terbftftet worden, .sondern verricbteten noch ihre Aeniter, seien aber in grossem
Argwobn und Gebbr.
*) K.f. übersendet ihnen ein solches 18./2S. März und beauftragt sie zugleich
VI berichten, was ,auf solche grosse Mel amorph ose' erfolgen werde und was de;
Baader eigentlich begangen hätte.
oyGooi^lc
HI. Brandenburg und DÜDemark 1676—1679.
Chr. und Fr. v. Brandt. D. Kopenhagen I8./[28.] März 1676.
Dos Reichskanzlers Greiffen-
feldt Resolutiones, so er uns
den Cburb Fanden burgischea
Ministris ortheilet, und die
Vorträge, so er uns gethan
hat, kurz vor seinem Fall.
]) DaSG schwedischorseits dem
Könige ein Accommodemeat, und zu
dessen Erliebiiiig die Provinzen Halland
and Bleckingen angeboten seien, läugnete
er auf das entschiedenste.
3) Wegen des kleinen Fahrzeuges,
dessen sieb Ef. gern auf dem Frischen
Haff, der Divenow, Schwiege, Peene
und auf der pommerschen Küste ge-
brauchen wollte, versprach er, beim
Könige sein Bestes zu thun, verwies
sie aber an den Reich sadmiral und
zweifelte, ob die Admiralität so viel
klein Fahrzeug würde herbeischaffen
können, als der König selbst zu seiner
Flotte und dem Uebergang nach Schonen
gebrauchen würde.
Ihrer Königl. May. eigene und
gegenwärtige Resolution, Mei-
nung and Vorschläge.
Gleiche Versicherung hat auch da
König gethan, der Herzog vonPloen
und der Statthalter Graf Friedrich
V. Alefeldt wiederholten dieselbe in
einer vorgestern abgehaltenen Confereoi
und erklärten, falls auch ein solches
Accommodement von schwedischer
Seite auf die Bahn gekommen wäre,
so brauchte Rf. davon nicht die geringste
Ombrage zu nehmen, da Halland nnd
Bleckingen ohne Schonen für Däne-
mark ohne Werth wären.
Der König selbst hat ihnen mit-
getbeilt, dass er zu seinem grossen Be-
dauern ausser stände sei, darin dem
Ef. zn willfahren, und bat gerathen, Ef,
möchte zusehen, von Holland, Ham-
burg oder ans seinen preuesischen und
pommerschen Häfen das nöthige kleine
Fahrzeug zu erlangen. Er fragte aoeh,
ob Ef. von den 7 Schiffen, die er vor
Carlsburg und anf der Elbe gehibt'),
nicht noch einige bei der Hand hätte.
Der auch anwesende Herzog von Ploen
sagte, wenn Ef. seinem Rathe folgen
und Anklam bald anfangs wegnekmea
wollte, so würde er dort gewiss eis
gut Theil klein Fahrzeug finden. Der
König fQgte aacb hinzu, er hätte keine
Seeleute, die anf dem Frischen Hif
nnd der Oerter den Grund und die
Fahrt verstunden.
, Die AoRnge der brandenburgischen Karins, S. 6 ff.
oyGooi^lc
Die fräberen Krkl&rangen Griffeafeld's Qod die jetzigen des Königs.
3) Aaf ihr Ersacheo, dnrch Schreiben
an den KGnig und die Senatoren in
Polen, unter Ändrohnng, sonst keine
ScMffe Ton oder nach Polen and
Preossen durch den Sand zn lassen,
TOn allen französischen oder schwedi-
sehen Desseinen wider Kf. abzarathen,
bezog er sich aaf das jöngst an den
König wegen der Negotiation LiUe-
hoeck's') abgelassene Schreiben, das
auf alles zu beziehen sei, was Schweden
and dessen Helfershelfer am polnischen
Hofe wider Kf. and dessen Alliierte zn
erhalten sich bemüblen; An die Sena-
toren hitte der König noch nie ge-
schrieben nnd er ffirchtete, dadurch den
König zn choquieren, zumal er, um die
Kosten zu sparen, eine Gesandtschaft
Zar Krönung nnt erlassen hStte. Er
meinte aber, der König könnte durch
seinen Correspondentea in Danzig dem
Hagistrat dort unter der Hand solche
Vorstellungen machen lassen.
4) Wegen der Travemünder
Schanze') hatte ihnen der König
geantwortet, er wollte sich darch Ein-
nehmung derselben nicht gern Jalousie
auf den Hals ziehen, der Reichs-
kanzler aber war nicht ungeneigt dazu
und rieth, man sollte nicht nur die
l.übeckischen Schiffe behalten, sondern
auch den Lübeckern gar keine Fahrt
nach den schwedischen Häfen gestatten.
5) Wegen des Glückstädter
Zolls*), sagte der Reichskanzler,
verde der König durch Hengh Kf.
ersuchen lassen, seinen Consens in
Hiemit stimmt man jetzt öbereln,
nur h< der König seinen Correspon-
deuten in Danzig nicht für capabel,
diese Sache bei dem Hagistrat zn mena-
gieren.
Der König beharrt bei dieser Mei-
nung nnd wird darin von seinen jetzigen
vornehmsten Hinistern gestlrkt Da
sie vernehmen, dass die Lübecker stark
anhalten, ihnen solle gestaltet werden,
Ualz nach Schweden zu führen und nach
Stralsnnd, Greifswald und anderen vor-
pommefschen Häfen zu fahren, und
dass sie noch immer schwedische
Schiffe in ihren Hafen aufnehmen, so
haben sie dagegen in der vorgestrigen
Confereuz protestiert nnd werden des-
wegen ein Memorial einreichen.
Alefeldt bat vo^estem ebendas-
selbe recommendiert , und als sie be-
zweifelten, dass ein einzelner Kurfürst
solchen Consens in forma solenni er-
S. Hirsch, Der Winterfeldiug in Preussen, S. 1.
*) S. oben S. 247.
') S. obeii S. 839.
oyGooi^lc
254
III. Brtuidenburg nnd Dioemark ]
-1679.
feierlicher OesUlt zu ertheilen und
BDch seine Mitkurfürsten dazo anza-
halten , und er list sie auch ersncbt,
die SiLClie za secnndieren.
G) Der Reichskanzler bat, Ef.
müchto ebenso wie früher die Procednr
mit dem Herzog von Otto rp zn Rends-
burg'), so jetzt die Rasieruug der
Festung Tönningen') durcli seine
ministros namentlich im Reich justi-
ficieren lassen, nnd nannte verschiedene
Gründe, die dieselben anführen könnten.
7) Kf. wird sich erinnern, was sie
über des Reichskanzlers Äeusse-
rungen in betreff der Partage des Herzog-
thums Bremen berichtet halten.')
theilen kSante, und meiDten, die Sube
sollte lieber auf den Reichstag m du
Kurfürsten coli eg gebracht werden, be-
stand er doch darauf, die einHlnta
Kurfürsten könnten dies Ibnn, nach
wenn es nicht in pablico conventD ge-
schehe.
Diesen Punkt wiederiiolteD itr
Herzog von Ploen und Alefeld vtt-
gestem ebenso und fügten nur Udiil
der König wollte die TünuiD^be
Artillerie und sonstigen Rriegsbeditf
behalten und dem Herzoge deswtgtii
gerecht werden.
Der König ist damit noch eiDve^
standen, empfindet aber mit Ungaidr.
dass der Reichskanzler zu ihnen gesagt
hat, er würde wohl zugeben, dies iv
Slader Zoll beibliebe, und hat ihneD
bei der vorgestrigen Conferenz sagen
lassen, er könnte den Herzogen von
Lüneburg darchaos nichts inf if
Elbe, und also auch nicht diesen ZolL
der sich von diesseit des Stroms b«
dcri vierte, gestatten.
Christoph und Friedrich v. Brandt an den Kurfürsten.
D. Kopenhagen 25. März/[4. April] 1676.
[Unville über das Verhalten des Herzogs ton Celle. Dftnische Vorschl&ge *egtD
der Tbeilung der Eroberungen.]
. April, Da*) der hiesige cellische Gesandte auf die Forderung des Königs vegen
seines Antbeils an den bremischen Conqnesten von seinem Herrn nocli keine
Resolution erhalten, so glaubt der König mehr and mehr, der Herzog «n
Celle trachte nur danach, die Theilnng von Bremen und Verden bis nach der
1) S. Pufendorf 1. XIH, 6 4^ CS. lOOG), Gebtiardi H, S. 2114 ff.
)} S. Oebhardi II, S. 211^8.
1 8. oben S. 247 (.
*) Vgl. Pufendorf I. XIV, § 36 {S. 1070 f.).
oyGooi^lc
Streit aber Bremen und Verden. 255
Eroberong von St&de oder gar bis zd den altgemeiDen Fried enstractitten aofzu-
hilten und dann mit Zuziehung des Kaisers, Spaniens nnd Hollands jene beiden
HerK^tbümer nach Proportion dessen, was dann der König nnd Kf. in Schonen nnd
Pommern. erobert haben möchten, zu tbeilen, und indessen sieb mit dem Bischof von
Hünster zn des Königs nnd Kf. Nachlheil dort festzusetzen. Diese Jalousie ist
auch nicht übel gegründet, denn der cellische Gesandte geht stets mit den
kuserlichen, spanischen ond holländischen Gesandten zu Rathennd diese scheinen
schon von ihm eingenommen zn sein, da ihre Reden stets dahin gehen, jene
Theilnog dürfe keine Verhinderung in den Kriegsoperationen and Verbitterung
unter den Alliierten verursachen, man sollte nur Stade einnehmen und die Sache
in der Coofoederierten Hfinde stellen. Der König aber will durchaus schon
vor der Eroberang von Stade Richtigkeit haben, er hat daher, da jetzt die
Sacbea mit weit grösserer Geschwindigkeit nnd viguenr, als da der Reichskanzler
die Direction hatte, geführt werden, Lincker abgefertigt, um zusammen mit
dem Gesandten in Celle v. Gersdorf dort aof categorische Erklärung zu
dringen. Sollte der Herzog von Celle sich zn keiner Billigkeit verstehen wollen,
so gedenkt der König, den Vorschlag des Bischofs von Münster, Bremen und
Verden in fünf Theiie zn theilen, anzunehmen und deswegen den Herzog von
Hannover zu caressieren. Der Herzog von Ploen sagte zu ihnen, der König
hoffe, Kf. würde dieses genehm halten nnd insgeheim versprechen, ihm seinen
fünften Theil, falla er in Pommern völlige Satisfaction erhalten, abzutreten. Sie
haben es ad referendum angenommen, aber dabei verschiedene Bifficnitaten hin-
gestellt, dass Münster und Hannover nicht recht zu trauen sei, Celle nebst
Osnabrück nnd 'Wolfenbüttel es ad estrema kommen lassen mochte, dass
es ein giossea Unglück sein würde, wenn dadurch die Hauptdesseins auf Vor-
pommern und Schonen gehindert würden, nnd dass Kf. das verlangte Ver-
sprechen nicht geben k&nnte, da sonst die anderen auch eine gleiche ErklSrung
von ihm würden haben wollen, wie es schon in dem Hünsterschen Vorschlage
enthalten wSre. Sie erwarten daher des Kf. Resolution.
Christoph und Friedrieh v. Brandt an den Kurfürsten.
D. Kopenhagen l./U. April I67ß.
[Unheil des Königs über die Uünsterschen Voriichl&ge. Uissbilligung dea Üaagiscben
Veriragsprojactes. Die Flotte.]
Sie haben dem Könige die Vorschl^e des Bischofs von Uönster') mit- ii,
getheill, derselbe*) Hess ihnen, nachdem er im geheimen Rath darüber deli-
') S. Pafendorf I. XIV, § 36 (S. 1071). Sie melden U./21. Hai, der König
liabe grosse Freude beieigt, als sie ihm angezeigt, dass auch Kf. die Uünsterscben
Antrige verworfen habe.
>) S. Pnfendorf a. a. 0.
oyGooi^lc
256 III. Brandenburg nnd D&Demark 1676—1679.
beriert, sagen, er wanderte sich Qber dieses Anerbieten des Bischofs, di der-
selbe auch Theilnahme an der Belagerang voa Stade und Sendang ih
10 000 Mann nach dem Rhein versprochen, er scheine imposgibilia zu verbeissn
und dadurch nnr die iSnebnrgischen Herzoge einschüchtern za wollea. Doch
rieth er, den Bischof zn menagieren, bis man sehe, wie es zd Celle abgelulen,
Kf. wurde ihn wohl hei guter homenr zu erhalten wissen , wenn er ancta so
bald noch keine Resolation bekSme. Der König hat ihnen zugleich mittlietlen
lassen, dass er sehr bestürzt wfire über das im Haag von den Ministem te
Alliierten gemeinsam unterzeichnete Project') wegen des Bremischen Wesens,
sein eigener Minister Meiercron sollte w^en Mitunterzeichnang desselben
einen scharfen Verweis erhalten. Das Project wSre nicht nnr an nnd für sirh
für den König und Ef. sehr nachtheilig, sondern es kirne jetzt anch la ginz
unrechter Zeit aaf die Bahn, der Herz<^ von Celle werde dieses als neaeo
Vorwand benutzen, um einer Erklärung ober die d&nische Forderung aofiu-
weiclien. Er Hesse Kf. bitten, dieses Project nicht zu approbieren.
Die Flotte ist heute früh unter Commando des Admiral Jnel nach der
Ostsee ausgelaufen.
Der KurfDrst an die v. Brandt. D. [s. 1.] 2./[12.] Api-il 1676.
[Warnung vor den frauiüaiscban Anschllgen.}
Wir werden benachrichtiget, samt rühmten sich die FranioBen,
dass sie allenthalben ihre Pensionaires hätten und dadurch, gleichwie äe
ihnen viele kosteten, auch viel auszurichten hofTeten. Von I. Kön. M.
zue Dennemark sollen sie ausgeben, sie hätten Mittel and W^e, die-
selbe umb die Crone zu bringen und solche dem Könige von Schweden
aufzusetzen, uns aber wollten sie assassiniren lassen. Gott mache ihre
Rathschläge zu Schanden, indessen ists gut, dass mau auf seiner Jlut
sei. Ihr könnet es I. Kön. M. erölTnen und sie versicheren, dasa wir
deroselben, wann wir was mehrea erfahren, wie wir dann darumb b^
mühet sein, solches alles communiciren werden. Das Obgemelte haben
wir von einem, der es aus eines französischen IJedienten Munde gehöret.
■) S. oben S. 142.
oyGooi^lc
Daa HürttUr'scbe nad das Haagar Projects. Die Schiffe Raule'a. 257
Christoph und Friedrich v. Brandt an den Kurfürsten.
D. Kopenhagen 15./[25.] April 1676.
[VerbandliiBgeii mit den dijiiscbea Uinisteni ober die erwarteten Schiffe des Ef.]
Sie haben mit dem Herzog von Ploen uad Älefeldt wegen der hier 2b. Apr.
unter Raole erwarteten Schiffe') conferiert und zwar so, dass Kr. nicht za
fürchten hat, sein Vorhaben werde dadarch offenbar werden, doch hat man hier
scboD vor etlichen Wochen aus Seeland Nachricht erhalten, dass dort für Kf.
einige Fregatten ausgerüstet würden, die nach der Ostsee gehen sollten. lu
der Conferenz lasen sie zasammen des Kf. Ordre an Raute darch und sie
baten darauf, dass der König alles darin Enthaltene genehmigen und seinen
Schiffen gleiche Ordre ertheüen müchte. Darauf verliingten die beiden dänischen
Uinister, dass Kf. scbriftlich bei dem Könige am die Passage dieser Schiffe an-
sachte, als sie aber erklärteo, dass keine Zeit daza wSre, da sie die Schiffe
täglich erwarten müssten, ward verabredet, dass sie nur ein Memorial einreichen
sollten. Das haben sie auch getban, sie haben dasselbe aber auf das ganze
Desseia des Kf. nnd dass der König sich demselben confirmieren mochte, ein-
gerichtet. Sie können nicht genug exprimieren, wie ängstlich die dänischen
Uiuister thaten, dass Kf. beabsichtige, die englischen und holländischen Schiffe
visitieren nnd nach Befinden aufbringen zu lassen, denn dadurch würden der
König und Kf. die günstige Conjunctur verlieren und gezwungen sein, die Waffen
niederzulegen, wenn entweder England eine Kriegsflotte nach der Ostsee
schickte oder Holland gegen sie kaltsinnig würde und keine Schiffe mehr
gegen Schweden zu Hülfe sendete. Doch sagten sie, der König würde nicht
ablassen, im Haag gegen den beabsichtigten Commercientractat mit Schweden')
11 arbeiten.
Chmtoph und Friedrich v. Brandt an den KurfQreten.
D. Kopenhagen 6./[16.] Mai 1676.
[ADsicbt des Königs über das gegen den Herzog von Hannover aniuiFeudende Ver-
ehren. Wiederaufnahme der Verhandlungen über das Bündoiss mit Kf.]
Sie haben des Kf. Auftrag inbetreff des Herzogs von Hannover*) ans- IC. Mai.
gerichtet. Auch der K5nig ist unzufrieden, dass sein Oesandter Buchwaldt
■) S. Peter a. a. 0. S. 8 f. Sie melden 6./16. Uai, Raule sei gestern splt
hier glöeklich angelangt, sie wollten noch heute alles richtig zu machen suchen, da-
mit er moi^n nach Wollin weitersegelu könne.
») S. oben S. U5.
^ Kf. hatte ihnen (d. Cöln 24. April/4. Mai 1676) Nachricht von der erfolglosen Sen-
dung Gl adebeck's lu demselben (s. Pufendorfl. XIV,§ä3, S. 1057) gegeben und sie
Mitfr. I. Guch. d. G. KnrfDrateo. XVUI. ]7
oyGooi^lc
258 ni. Brandenburg und Dänemark 1676—1679.
dort nichts erreicht hat, auch er wünscht, dass der Herzog von der NeotrslM;
abgebracht und vollends herbeigezogen werden möge, zweifelt aber, d»ss t«-
Uuflg durch eine Geaammt Schickung etwas auszurichten sein werde, weil iessev
Bruder und der Herzog von Wolfenbüttel ibm die Quartiere im Reich in g»t»n-
tieren veispiocben. Doch glaubt er nicht, dass es nöthig sei, sich vor ihm zu
furchten, ebensowenig wie es rathsam sei, ihn durch scharfe Uittel aafzordzen.
Er behauptet, Nachricht zu haben, dass auch die Franzosen und Schweden tod
ihm Jetzt nur Neutralität verlangen, fürchtet aber, er mochte der Proposition
des franzosischen Residenten Rousseau Gehör geben, wonach es ihm frei steliM
soll, sich anch an der Belagerung von Stade zu betheiligen, wenn er es dahin
bringen kann, dass seine Brüder und Wolfenbüttel nach Eroberung dieses Ortfs
neutral bleiben. Der König wünscht, dass der Kaiser davon benacbrichiigt
werde, damit dieser bei dem Herzog von Celle vorbeugen könne.
Für des Kf. Erklärung gegen Heugh, beim Kaiser und den anderen Ror-
fÜTsten dahin wirken zn wollen, dass dem Könige der Glückstädter Zoll gelassen
werde, bis er 600 000 Rtblr. daraus genossen, ist der König ihm sehr dankbar.
Der König ist nun geneigt, weil man mit dem Hause Braunschweig
noch nicht richtig werden kann, mit Kf. allein das entworfene foedus zu schliessen')
und nachher die Herzoge von Braunschweig und den Bischof von Mänster
dazu einzuladen. Graf Alefeldt nnd der Reichs marsch all Körhitz sind zu
Commissarion ernannt, sie werden mit ihnen zusammen das Project vornebmen
und darin ändern, was sich etwa auf diese Conjunctur im Bremischen nicht
schicken sollte.
Christoph und Friedi-ich v. Brandt an den KiirfOrsten.
D. Kopenhagen 20./[30.] Mai 1676.
[Uiltb eilungen und Anfragen des Königs wegen eines AngrilTs auf Rogen.]
i. Der KSnig hat ihnen gestern im Beisein seiner vornehmsten Staats- nnd
Militärbe dienten mitgetheilt, er beabsichtige, je eher je besser einen Versnrh
zur Eroberung der Insel Rügen zu machen, wenn er nur wüsste, ob Kf. ibm
die Hand dazu bieten nnd seine Kriegsoperationen in Pommern so einrichten
beauftragt, mit den dänischen Uinistem zu berathen, wie man sieh gegen denselben
sichern köone, es sei eine Gesamnitschickung aller derer, die mit dem Herzoge dtn
Tractat gemacht, vorgeschlagen ncirdeii, er wünsche, dass auch der König jeminil
dorthin schicke.
>) Kf. hatte laut dem Protokoll einer zu Berlin am 3./I3. Hai 1676 mit dem
dänischen Gesandten He ug abgehaltenen Conferenz die Wiederaufnahme der Alliam-
verhandlungen in Anregung bringen lassen. Heug hatte aber erklärt, er sei da-
rauf nicht instruiert, auch passe das im August 1675 gemachte Project nicht auf di«
jetzigen Conjuncturen, es müsse ein neues gemacht werden.
oyGooi^lc
WiederaufDsbme der AltiaDiTerhandlaDgaD. Dnternabmeii gegen Rägeo. 259
wollte, dass er nicht dort aller in Vorpoininera stahender Macht gewärtig sein
dürfte. Sie haben versichert, dass Kf. dazu bereit sein wurde, und gefragt,
wie der König den Anschlag aiiszaführen gedenke. Derselbe antwortete, seine
Nanplflotte ■) ginge zwar nach den Scheeren, er hfitte aber hier noch 10 Schiffe
m Reserve, welche den Transport nach Schonen fiivorisieren sollten, davon
könnte er allezeit 4 oder 5 mit der nSthigen Infanterie besetzen, vielleicht auch
einige Schilfe von der groasen Flotte dazu detachieren, auch zn den noth-
wendigen kleinen Schiffen wösste er Ratb. Er ersuchte Kf., 1) ihm die Zeit
anzugeben, wann er gegen Pommern anfznbrechen gedenke, 2) den Ort, den er
zuerst zn attaqaieren beabsichtige, 3) ob er nicht trachten würde, die pommer-
schen Pisse wieder einzunehmen und einen Theil seiner Armee zwischen die
Peene nnd das Meer zn postieren, 4) seinen Schiffen, die neulich durch den
Sand gegangen, zo befehlen, ihn bei diesem Unternehmen zu unterstützen,
5) ihm von Hinterpommem, besonders von Wollin ans, mit einigen Dragonern
an Hand zu gehen, doch würde er auch wohl ohne diese das Dessein ausführen
kSnnen.
Der KurfQrst an die v. Brandt. D. Cöln an der Spree
24. Mai/[3. Juni] 1676.
[Has neue Allianzproject Abkommea mit dem Eenog von Celle. Noth wendigkeit,
einer Einmlschnng des Kaisers in die Theilung TOn Bremen zuvorzukommen.]
Hit dem dinischen Gesandten ist') wegen der Allianz conferiert and für 3
oSthig befunden worden, ein neues Project aufzusetzen. Da andere dazu In-
vitierte die Sache mehr aufgehalten als befördert haben, so ist beschlossen, dass
das foedas anfangs nur auf den König und Kf. gerichtet werden solle. Sie er-
halten beifolgend das Concept, sie sollen sich bemähen, dass mit ihnen darüber
conferiert und die Sache endlich in Richtigkeit gebracht werde.
Bemerkungen zu den von dem dSnischen Gesandten zu dem Project ge-
machten Erinnemngen.
') Am 13./23. Hai halten sie berichtet, der König: fürchtete, dasa die Schweden
eine Seebataille verauchen würden, er Hesse daher alle ijehiffe, wie sie fertig würden
oder aas Holland kiman, zu Admiral Juel stoasen, der nach dar Einaabme tod
Piothland zwischen Scfaonan und Rügen krenzte, auch Tromp sollte ihm mit dem
Adniralsehiff Christian V. and den noch aus Holland erwarteten Schiffen folgen. Da
derselbe statt 3000 nur 600 Bootsleute aus Hoilaud erhalten, so werde die Flotte
ni Kuftag nur aus 35 Schiffen besteben, doch sei er damit zufrieden und gedenke
sich vor die Scheeren zu legen und das Auslaufen der schwedischen Flotte za ver-
hindern.
1} S. oben 3. 258.
oyGooi^lc
260 Il[- Bnmdeuburg und Dln«mark 1676—1679.
Du der grSsste Theil der Alliiarteo erklSrt hat, dass Kf. an Stade nicbt
participieren wörde, wenn er bei der Belagerung keine Völker hätte, so hit er
mit dem Herzog von Celle abgemacht'), dass ihm dieser dam 2000 Mann m
Fass und er ihm dafür die Quartiere, die er sich im Bremischen bedungen.
Obertassen solle. Sie sollen dem Könige Anzeige davon machen, dass Kf. Ai^en
Interims vei^leich habe eingehen mnesen, aber sonst freie Hand behalten habe.
Hit Mfinster bat er nichts geschlossen oder verhandelt, BOudem alles ist n&eti
Bremen verwiesen worden. Er hat Nachricht'), der Kaiser wolle nach Bremen
schicken, den Vergleich vermitteln und an den Landen participieren, um»)
mehr haben die Alliierton zu eilen, die Sache abzuthan. Kf. meiut, iu
Bremischen müssten alle PlStze bis anf Buxtehude und Bremervörde rasiert
werden.
Der Kurffiret an die v. Brandt. D. Cöln an der Spree
25. Mai/4. Juni 1676.*)
[Feldzugsplan. Bitte nm Unterstütiung durch dinische Schiffe.]
. Juni. Nachdem wir resolviret, Wollgaat zu entsetzen, als woran ud:'
sehr gelegen, es fiDden sich aber dabei einige Schwierigkeiten, indem
der B'eind Usedom trefflich verschanzt und dass unmöglich ist, über
die Suhwiene zn kommen, alwo sich der Feind sehr postiret, als sein
wir bedacht, nunmehr mit aller anser force bei Triebsee oder Dam-
garten die paäsage zu suchen nnd zu sehen, aldar über zu kommeo.
Weil wir aber itzo veraommeo, dass der Feind sich aldar überaus stark
verbaut, so habt Ihr in uoaerm Namen Ihre Kou. M. zu ersuchen '), ^ie
>) S. den Vergleich vom 37. Hai 1676 <t. Mörner S. 388 f.).
>} S. unten Abschn. IV die Relation v. Crockow's vom 7./17. und du
Schreiben des Kaisers an den Kf. vom 23. Uai (Urk. u. Act. XIV, 2 8. 869).
*) Die AusferligaDg in Ziffern.
*) Das Folgende nach einer eigenblndigen Aufieichnnng Derfflinger's:
,EraIlichen muess erwenet werden, ob nicht Ihr Hajtt. der König einige Schif Ik-
lieben mechten naher dera lassei Rutte vnd an dem Eingang der PeoG wo <lic
Scbantz Pennemiade lieget, daselbst bingebea lassen wolle, dass man altar die Peet'
minder Schanti tnit den Sticken auss den Schifen also beachieaeen mecfate, «tili
solches nur eine kleine Schantz ist vnd solche gar leicht dadurch ruinnirt weiin
kinde, alss dan kinds man ProGand in Wolgast gar leicht hinein briogen, aucb wtte
sehr dienlichen, wen Ihr Konigl. Mayit. einen Antbeil von dero SchiteD bef i'i
Landigen Kige altar kreitzen liesa. So bald als wir an die Trebel vnd Pen« u-
oyGooi^lc
Der FsldzugspUn des EurföreteD. 261
wollten gernheD, dem gemeinen Wesen zum besten einige dero Schiffe
bei Rügen und Enden kreuzen za lassen nnd falschen Allarm zu
geben, auch ob Sie nicht belieben wollten, mit dero Generain und See-
verständigen zn überlegen, obs nicht möglich wäre, auf Usedom, wo
der Ingang der revier und die Peenemünder Schanze lieget, welche
sehr klein und von weniger importans ist, sich derselben zu. bemächtigen,
und kuntten selbe durch Stücken gar leicht ruiniredt werden, weil es
ein kleines Werk ist und nicht mehr als 8 12tLdige Stücke zu befinden.
Und habt Ihr dahin zu sehen, dass Ihr Ken. M. uns hierzu durch dero
Schiffe die diversion nnd Hülfe leisten nnd deroselben beliebig sein
möchte, die Ihrigen zu beordern, dass auf unsere Ädvertirung durch
eine Galliotte aus Wismar demjenigen, der die Eönigl. Flotte commen-
diret, advertiret werden möchte, welchen Tag wir uns mit der Armee
bei dem Pass befinden würden, damit Sie alsdann mit einigen Schiffen
dero mesores nehmen könnten.
Hiernegst haben wir nicht unterlassen wollen, Ihr. Kön. M. im
Vertranen das Hauptdessein, ao wir hiebei haben, zu commnniciren,
nämlich dass sobald wir über den Pass Damgarten oder Triebsee
kommen und das Proviant in Wolgast gebracht, wir mit Göttlicher
Hülfe entschlossen, uns wirklich vor Anklam zu engagiren, weil ohne
diese Post Stettin nicht woll anzugreifen, indem der Feind stets
Succurs von Anklam auf Stettin bringen könnte, hingegen aber, wann
Anklam erobert, Stettin sich wegen Mangel und in Entstehung des
Succurses nothwendig würde ergeben müssen. Hernach, wann noch Zeit
übrig, sein wir willens andere örter, etwa Gripswalde oder Demin
anzugreifen.
Weil nun dieses in höchsten geheim muss gehalten werden, so
zweifeln wir nicht, Ihr werdet hierin Euren Eid betrachten und die
Sachen also führen, dass sie nicht vor der Zeit auskommen möchten. —
\iagta werden, das albir ein Mine genacbt wurde, alaa wollen Sie ansetzen, damit
wir deste besser vber diesse Piss bomen kinden, so balt solches geschehen, wurden
mir Aacllam »Dgreifea.'
oyGooi^lc
262 III- Bnadenburg und DlnemArk 1676—1679.
Der Kurfürst an die v. Brandt D. Cöln an der Spree
27. Mai/6. Juni 1676.')
[Auf die Rehtlon lom 20./[30.] Hai. Erldlniug wegen Hitwirkung zu dam Unler-
nshmen gegen Rügen.]
. Juoi. Er dankt dem E&nlge för die Tertranliche Mittheilnng seiner Abucht, sich
RGgens zd bemSchtigen. Betreffend die 5 besonderen desideria des RMp, so
will er:
1) sobald seine Leute an der Elbe sein werden, dem KSnige die eigoit-
liche Zeit seines Aufbruchs durch einen Expressen anzeigen.
3) Anf die Frage, welchen Ort er in Pommern zuerst za attaqoieren willens,
bezieht er sich auf sein Rescript Tom S5. Mai.
3) Er will trachten, sich der pommerschen Pfiase zu bemSchtigen ood
zwischen der Peene und der See zo postieren, damit er dem E5nige in die
Hand gehen könne.
4} Er will seine Schiffe begebrtermassen beordern, dass durch dieseltteo.
namentlich durch das kleine Fahrzeug , des Königs Intention facilitiert verde.
5) Wenn Usedom befreit sein wird, wird er dem ESnige mit einigen Dra-
gonern assistieren.
Sie sollen dieses dem Könige hinterbringen and ihn zugleich ersuchen, «d
paar Schiffe mit Stücken an den Eingang der Peene zu beordern, am die
Peenemfinder Schanze za beschieBsen und zu ruinieren.
Die Schweden sollen jetzt nach den Aussagen von Gefangenen nnd ron
Edelleuten im Lande selbst in schlechtem Zustande sein.
Sie sollen fGr beikommende 300 Rthlr. Mehl nnd 10 Tonnen Salt hanfeo
und durch königliche Schiffe nach Wo) gast bringen lassen.')
■) Randbemerkung: ,Äd mandatum Seremssimi proprium." Die Aasfertlguiil
auch in Ziffern.
•) Kf. schickt wenige Tage darauf den Legationgrath B. Chr. t. Hagen ii»ch
Kopenhagen. In seiner Instruktion (d. Cöln a. d, Spree 30. Mai/[9. Juni] 16?6)
wird derselbe beauftragt, dem Könige anzuzeigen, dass Kf, mit seiner Annn in
Tollem Marsch begriffen nnd entschlossen sei, die Operationen mit aller viguear in-
zutreten, und ihn zu bitten, zur Erleichterung derselben eine DiieTsion gegen Das-
garten unteruehmen zu lassen, ferner ihn darauf aufmerksam zu machen, dass Rügen
jetzt ganx von den Schweden verlassen und daher leicht anzugreifen sei. Aitsserdci
soll er sich dort wegen des Eornkaufes erkundigen und, wenn er findet, dass dassth'
dort billiger sei, 1000 Wispel Roggen, nach Rostock zu liefern, kaufen. Sam'
liegt über diese Sendung nur das Recreditiv des Königs für i. Hagen (d. Kopen-
hagen 10./[20.] Juni 1676) vor.
oyGooi^lc
nnterstütiuDg des UnternebmeDS gegen Rügen. Allianzverbandlungen. 263
Christoph und Friedrich v. Brandt an den Kurfilrsten.
D. Kopenhagen 3./[13.] Juni 1676.
[Aur du Rescript Tom 34. Hai. Verhaudlungeu über die Allianz. Besorgnisse des
Küaigs wegen des Abkommens mit dem Henog von Celle. AurzuDebmende Be-
dinguDgeu.]
Sie haben aas dem ihnen zugesandten neuen Allianzproject einige Pankte 13. Juni.
in das alte, über das sie mit den dänischen Ministem schon fast im reinen sind,
eingerückt, dasselbe wird nun dem Könige in pleno consiJio voi^etragen werden
und werden sie es dann dem Kf. zusenden.')
Sie haben dem KGoige und dessen Ministern von dem mit dem Herzoge
Ton Celle abgeschlossenen Abkommen Anzeige gemacht. Da dieselben aber
fürchten, dass dadurch der Herzog nur sie beide zu trennen und seine eigen-
nützigen Zwecke zu erreichen suche, so wünschen sie, Ef. m5chte, falls ein for-
maler schriftlicher Vergleich darüber autgerichtet werden sollte, in diesem per
upressum mit bedingen, dass I) nicht nur ihm, sondern auch dem Könige ver-
gnügliche Satisfactton ans dem Bremischen geleistet werden müsste, 2) die
Trappen, die Kf. zur Hitbesatzung von Stade stellen sollte, nur aus seinen
eigenen oder anderen, nicht aber aas den lünebut^i sehen Truppen genommen
Bürden, 3) sollte Kf. seinen Anfheil am Bremischen, wenn er in Vorpommern
t'cnügende Satisfaction erhielte, seiner früheren Zusage nach dem Könige
destinieren nnd auch, falls Lüneburg und Münster ihm in Pommern assistieren
sollten, dem Kün^e seinen Antheil nach Proportion der Hilfe, die derselbe ihm
i;eleistet habe nnd noch leisten würde, reservieren.
Da die Eroberung Vorpommerns vornehmlich von des Königs Assistenz
nnil der guten Correspondenz mit demselben abhSngt und sie demselben das
Zeugniss geben müssen, dass' er keinem seiner Alliierten soviel Freundschaft
utid Assistenz zu leisten geneigt ist als dem Kf., so rathen sie, ihnen darüber
sokhe Ordre zu ertheilen, dass sie dem Könige seine Sorge benehmen können.
') Sie senden 7./17. Juli dein Kf. das Project des I
den dänischen Eommissareu in Richtigkeit gebracht haben, den llauptlractat, 6 Secret-
arukel, die altein zwischen dem Könige und dem Kf. aufzurichten sind, tind einen,
den die dänischen Minister anlicipando mit den b raunschw ei gi scheu aufgerichtet
baben, zu und berichten, der König lasse den Kf. ersuchen, falls er nicht gar essen-
ilalia lu sadern ünde, es so, nie es lautet, auxunehmen, da eine längere Vertügerung
sehr uaebtbeilig sein würde, weil sowohl die Friedenshandlung anginge, als auch
die braun schw ei gi sehen Herzoge sich jetxt vegeu der Miteintretung wohl erklärten
nnd es sehr wünschensnerib wäre, dass man mit denselben vor der Eroberung von
Stade zum Schluss käme. Auch sie sprechen die lloffnung aus, Ef. werde mit dem
Project zofrieden sein.
oyGooi^lc
264 HL BrSDdBDburg uod Dlnemark 1676-1679.
Christoph und Friedrich v. Brandt an den Kurfürsten.
D. Kopenhagen 20./[30.] Juni 1676.
[Diversion zu GuDsten des Ef. Die UnteroehmnngeD gegeii Rfigen und Schonen.]
30. Juni. Ädmiral Tromp liegt jetzt vier Meilen von hier and ISsst seine Srhile
reparieren'), indessen lässt er 12 CapitalschiCFe zwischen Bornhotm und Rügen
kreuzen, wodurch des Kf. desideriam wegen der Diversion in so weit erfüllt
bt. Wegen der beiden Schiffe aber, welclie die Peenemünder Sebiiue
attaquieren sollen, ki3nnen sie noch nichts erhalten, weil alle Seeleute cinsUmuiig
sagen, dass man mit keinem Orlogschiff herankommen könne, sie werden aber
noch femer Änsuchung thun. Der Eifer, die Insel Rügen za attaquieren, hit
sich nach dem Seesiege vermehrt, doch soll dieses Dessein erst ansgefälirt
werden, so baid der König auf Schonen Posto gefasst haben wird, welches in
8 Tagen geschehen muss, weil morgen alle Regimenter zu Schiffe gehen. Didd
will der König an Kf. einen Expressen senden und soll auch Tromp mit RE.
über Wismar nnd Rostock genau correspondieren.
Der KurfQrat an die v. Brandt. D. Feldlager bei Levitzow
25. Jum/5. Juli 1676. (Conc. v. Gladebeck.)
[Glückwunsch zu dem dSoischen Seesiege. Beginn der Feindseligkeiten.]
5. Juli. Sie sollen dem Könige zu dem Seesiege Glück wünschen nnd ein bei-
folgendes GratulationsBchreiben übergeben.
SoQSten geben wir Euch hiemit in Gnaden zu vernehmen, wi^
gestalt wir*) morgen, geliebt es Gott, den Anfang machen werdeD, die
paäsage in Vorpommern par foroe zu suchen und die schwedische
Posten zu attacquiren, ungeachtet die keyserliche Infanterie anter dem
Graf Coob annoch nicht bei uns angelanget: und weil es deaeo
Schweden unmöglich an allen Orten und Ecken genügsamen Wider-
stand zu thun, 30 würde es nun die rechte Zeit sein, sich der Insul
Rügen ohne Mühe zu bemächtigen. Wir haben alhie Nachricht, ils
') Am 1. Juni hatte Tromp bei Oeland einen grossen Sieg über die sch>«<liscbe
Flotte errungen s. Gebhardi I], S. 2184, Carlaon, Geschichte Sehw«deu H',
oyGooi^lc
Beginn des Feldiuges. Anträge Wsngelin'B. 265
wann der Orten ein grosses Scbiessen gehöret worden, daher wir dann
Termutheo, es werde bereits eine attacque geschehen sein.') —
Der Kurfürst an den König von Dänemark. D. im Feldlager
zwischen Greifewald und Wolgast 2./[12.] Juli IC76.^)
(Conc. V. Gladebeck.) (Generalstabsarchiv.)
[Aolitge Wangelin's. Zurückweisung derselbeo. Weilerer Eriegsplan. Usbuung
zum Angriff gegen Rügen.}
GIückwuDscIi zur Einnahme von Ustede.') Der vom König von Schweden I
kommende, von seinen Fregntten gefangene und nach Colberg gebrachte Obrist
Wangelin*) bat gegen v, Schwerin') gedacht, er hätte Brief ond Ordre ge-
habt, mit ihm wegen eines Friedens zii tractieren, der König von Schweden
würde kein Bedenken haben, ihm Stettin, Wollin, Usedom und Wolgast abzu-
treten. Er denkt aber trotz alles ihm bei einem particulier Frieden angebotenen
Vortheils nicht an einen solchen, hat Wangelin^s Proposition so wenig ge-
achtet. dasB er ihn in noch genauere Verwahrung hat halten und, damit er keine
verdächtige Correspondenz pflegen kCnne, nach Peitz bringen lassen. Er hat°)
Wolgast gänzlich entsetzt and wieder victuaiJliert, sich auch der Schwiner
Schanze wieder bemächtigt und ist jetzt im Begriff, auch die übrigen Schanzen,
welche die Schweden noch derends haben, zu erobern und sodann etwas Haupt-
sächliches vorzunehmen. Er wiederholt sein Ersuchen, der König mQchte, nach-
dem er anf Schonen festen Fuss gefasst, seine Flotte nach Rügen gehen and
diese Insel dem Feinde abnehmen lassen.
') Kf. theilt {d. Feldlager bei Tribsees 28. Juni /[8. Juli] 1676) den v. Brandt
die Einnahme des Passes von Triebsees mit (s. oben S. 33) und fügt hinzu, wenn
der König jetit noch einen Versuch anf Rügen machen wollte, so würde derselbe
leicht gelingen, da er dem Feinde sonst genug zu thun gebeu wolle.
>) 8. die ganz ähnliche Uittbeilung an den Kaiser vom 3./13. Juli ltiT6
[Crk. u. Act. SIV, 2, S.876t.).
») Ystadt, s. Gebbardi II, S. 2135.
*) Oberst Wangelin, der 1673 und 1674 als schwedischer Gesandter bei dem
Kf. »ich aufgebalten hatte und 23. Juni 1675 in Rathenow gefangen worden war.
S. über diese neue Gefangenschaft desselben Brode, Ein schwedischer Oberst auf
der Featnng Peitz (Märkische Forsch. XX, S. 65 ff.), Müsebeck S. 64.
^) Generalmajor Bogislav v. Schwerin, Gouverneur von Colberg,
•) S. oben S. 22 t.
oyGooi^lc
III. Brandenburg und D&uemark 1676-1679.
König Christian V. von Dänemark an den Kurfürsten.
D. im Lager bei Landskron in Schonen 10. /[20.] Juli 1676.
[Das Unteraebniea gegen Rügen. Sendung Knuhf's.]
30. Juli. Nachdem er seine Landaag hier glücklich vollzogen and mitteh Erobe-
ruDg der Stadt uad des Schlosses Uelsingbarg ') in dieser Provinz festen Fass
gefasst, hat er Tromp befohlen, sogleich mit der Flotte nach Rügen sich »
begeben und sein änsserstes zu thun , am sich der Insel zn bemächtigen. t.i
schickt seinen Kammerjonker Eggert Christotf v, Enutt, nm Kf. Ton dieser
Verfügung, sowie vom Zustaud seiner hiesigen Kiiegsopeiationen part zu geben.
Der Kurfürst an den König von Dänemark. D. im Feldlager
vor Anklam 16./26. Juli 1676.
[Hassr«gela zur Unterslätzung des Angriffs auf Rügen.]
26. Juli. Glückwunscli zu den Progresseo auf Schonen. Dank für den Befehl zun
Angriff auf Rügen. Um dieses Unternehmen zn erleichtern, hat er seinem
Schiffs-Director Raule Befehl erthetit, mit den bei sich habenden Schiffen in
Tromp's Flotte zu stosseo und dessen Ordre zu geleben. Ferner bat erseincn
Gouverneuren in Colberg und Wolgast befohlen, soviel Volk, als sie entbehren
können, auf Usedom bereit zu halten, um sie, wenn Tromp das notbige kleine
Fahrzeug nach Penomünde schicken wird, embarqoieren nnd abfolgen zq lassen.
Er selbst will, wenn er Tromp's Herannahnng an die Insel erfahren, mit seioff
Cavallerie gegen den Feind rücken, sich an ihn hSngen nnd so vom Lande her
eine Diversion machen, damit derselbe nicht alle seine Macht auf Rügen hinüber-
ziehen könne. Mit der Infonterie muss er die angefangene Belagerung auf heida
Seiten der Peene fortselzeo,
') S. Gebbardi II, S. 38.
oyGooi^lc
Du be&baichtigte Uutemebmen gegen Ufigen. 267
Friedrich v. Brandt an den Kurfürsten. D. Feldlager vor
Landschron 11./21. Juli 1676.
[Du ÜDteniehmea gegen Rügen. Sendnog v. Bachvald's nnd Knuht's zu Kf.]
Bericht aber die EiDiiahme der SUdt Landscion.')
Der KQnig hat ihm eben gesagt, dass er Tromp Befehl ertheilt hätte,
sich mit der Flotte nach RQgen zu begeben nnd wegen der descente mit Kf.
durch Advisjachten zu corFespondiereD. Der Geheime Bath v. Bachwald ist
auch beordert, mit Kf. dieses Werk za fiberlegen, und gestern ist auch der
Kammerjunker Knuht deswegen Tom Könige an Kf. geschickt worden. Tromp
wird 2500 MaskeUere an Bord haben und man zweifelt nicht, Kf. werde wegen
der hülflichen Hand sich so heranslassen, dass man stark genug sei, das Dessein
zu Tollfütiren. Eigentlich hatte der König einen anderen Anschlag mit der
Flotte vor, nämhch eine Landung unweit Stockholms, um dort alles in Con-
fusioQ zu bringen, doch hat er anf ihre Vorstellungen sich entschlossen, zu-
nächst das Unternehmen gegen Rügen aaszuführen.
21. Juli.
Memoriale des Königl. Dänera. Abgesandten des von Buchwaldt's,
Uebergeben im Lager vor Anklam 15./[25.] Juli 1676.^
[Notbweodigkeit festen ZuaammeDbalteas bei den FriedensTerhsndlnngan. Abschluas
dea Bünduisaea. Heranziehung des braunachveigischen Hauses. Bitte um Fest-
stellung der Satisfactions forder un gen des Kf.]
Der König hält angesichts der bevorstehenden Friedensverbandlungen für 35. Juli,
nölhig, dass Kf. sich aufs änsserste bemühe, dem Feinde in dieser Campagne
möglichsten Abbruch zu thun , damit man durch Einnehmung eines und des
anderen festen Ortes etwas Keelles in Händen hätte und wegen beiderseitiger
Satisfaction nicht eben von der Discretion der übrigen Alliierten zu dependieren
brauchte. Aus deren Proceduren ist zu ersehen, dass van ibnen keine Assistenz
zu erwarten, vielmehr zu fürchten ist, dass ihre et quidem consilia Austriaca dahin
zielen, sich der von anderen erlangten Successe zn Beförderung ilircs Particulier-
interesses und Becuperierang des ihnen von den Feinden Abgenommenen zn
bedienen. Er hofft, Kf. werde seine Bevollmächtigten in Kimwegen darauf
instruieren and ihnen ausdrücklich befehlen, sich mit den dortigen dänischen
Hiniatem zn conjungieren. Er hält für sehr rathsa^, dass auch andere dabei
interessierte Alliierte, namentlich das Hans Braunschweig, mit zn diesem
S. Qebbardi It, S. 2136.
*} S. Pnfendorf 1. XIV, §87 (S. 1071).
oyGooi^lc
263 tll. Brandenburg und Dinemiirk 1676—1679.
Concert gezogen, dass daher die zwischen ihnen beiden obbandenen Älli*M-
traktaten mßgliclist bald zum Abschlasa gebracht würden and Kf, ihn wisseo
lasse, falls es immfiglich sei, ganz Vorpommern in seine Oevalt zu bringcD,
worin endlich seine Satisfaction daselbst bestehen miissle, am von dem pne-
tendierenden Antheil an Bremen und Verden abzastehen. Er hofft, Kf. werde
sich dabei so moderieren, dass dadurch die Theilangstractaten ond die davon
abhängende Zusamraensetrnng auch mit Braunschtvcig und Münster er-
leichtert werde.
Der König bat seiner Flotte befohlen, nach Rägcii überzugehen und die
Insel anzugreifen, um dem Feinde eine Diversion zu machen.
Chm-ftii-stliche Erklärung anf des K. Dänischen Gesandten
Memorial. D. im Feldlager vor Anklam 17. /[27.] Juli 167G.')
(Conc. V. Gladebeck.)
[Unmüglichkeit, schon jetzt seine Satisfactionsf orderung genau festzustellen und
seinen Antheil am Bremischen zu cedieren.]
27. Juli. In den ersten Punkten stimmt Ef. durchaus den VorschlSgen des Königs bei.
Dass das foedus zwischen ihm und demselben jo eher je lieber zur Perfectio!)
gebracht werde, wünscht er auch, ebenso die bremische Repartition, besonders d»
die Anziehung des braunschweigischen Hauses guten Tbeils hievon depen-
dieren muss. Dass ihm, dem Kf., die principalsto Satisfaction gebühre, ist von
allen Alliierten zugestanden, wie weit aber dieselbe sich extendieren müsse oder
von ihm moderiert werden künne, dazu sieht er noch zur Zeit keine Apparcui.
da die Operationen noch weitläuUg sind und man noch nicht wissen kann, was er
dort für Satisfaction erlangen kann und was für Hülfe ihm dort wird geleistet
werden. Da diese Repartitionssache sämratliche Alliierte betrifft, muss er ancli
billig auf sie sSmratlieh reilectieren und kann sich vor der Hand zu nichts
Positivem und Verbindlichem herauslassen, sondern meint, es müsse ihm ein
erkleckliches vom Bremischen in die Hand und wirkliche Possession gestellt
werden, bis die pommentchen actiones einen glucklichen Ausgang genommen
und die Alliierten dann selbst erwägen können, ob and was für fernere Satit-
faction ihm gebühre. Er kann daher auch vorläufig die ihm zugetheilte Satis-
faction nicht einem anderen codieren.')
I) S. Pufendorf a. a. 0.
") Auf ein neue» Memorial v. Buchwald'a vom 20./30. Juli erwidert St
(d. Feldlager vor ÄnclaiD 26. Juli/^ä. August] 1676], die Belagerung von Stade habe
auch er achon instantissiine urgiert, auf Satisfaction im Bremischen könne er yot-
liulig nicht verzichten, sondern müsse abwarten, welche Hülfe ihm aeine AllüerleD
zur Eroberung von Pommern leisten «ürden, Eülfeleistung sur Broberang ton Rügen
oyGooi^lc
Verhandlungen mit v. Buchwald. Der Vertragsentwurf. 269
Der Kurftlrat an den Oberprasidenten und die Geheimen Räthe,
D. Feldlager vor Anklam 26. Ju]i/[5. August] 1676.
[Erinoerungea zu dem dänischen V er Iragsent würfe.]
Er übersendet ihnen die Relation der v. Brandt') nnd das von denselben 5. Aug.
zngeschickte Project „Wir haben daraus dieses wahrgenommen, dass
man in der Sache an dänischer Seite mit sonderbarer Circnm-
spection verfahren und in allen Fällen auch bei geringen Sachen
.lof das dänische Interesse genau roflectire." Er will sieh nach Mög-
lichkeit fngen, mus3 aber anch auf sein und seines Estats Interesse reflectieren,
sie sollen diese Sache also wohl erwägen, was sie seiner Intention und seinem
Interesse gemäss befinden werden, entwerfen und ihm zur Vollziehnng über-
senden.
Er selbst hat za erinnern: Zu dem foedns publicum, daas dasselbe nicht
nur gegen Schweden, sondern anch dessen Adhaerenten nnd Helfer gerichtet
werde, darauf muss er bestehen, wenigstens müssen solche formalia iu die
Secretartikel eingerückt werden.
Zu den Geheimen Artikeln: ad 1. Dem EQnige steht zwar frei, sich je
nach den Coojancturen mit etwas weniger zu begnügen, als im Doberaniscben
Tractat verglichen ist, derselbe kann aber nicht verlangen, dass Kf, sich einer
«o geringen Satisfaction wie Pommern in Proportion der dänischen Conqucsten
begeben solle.
ad 2. Die Sache geht eigentlich Kf nichts an, er will sich aber doch
dazu verstehen.
ad 3. In der bremischen Sache kann Kf. dem Könige nichts bestimmtes
zns^n, er will sich aber nochmal erbieten, falls er seinen Antheil am Bremischen
nicht behalten sollte, denselben niemand liebet als dem Konige gegen ein
billiges Aequivalent zu überlassen.
ad 4. Tegen der polnischen Sache müssen die Beschränkungen: dnrante
lioe hello nnd Hülfeleistung in den pommerscben Landen wegfallen. Sollte der
König Bedenken tragen, ihm recta wider Polen, falls er von dort ohne recht-
mässige Ursache angegriffen werden sollte, Assistenz zu versprechen, so hätte
es bei den termiois generalibus des 5. Artikels des publicum foedus zu ver-
bleiben nnd dieser Artikel ganz wegzufallen.
Betreffend den Artikel wegen des foedus mit dem Hause Braun schweig, ist
die Bezeichnung der Herzoge als partes principales, da Kf. sich immer als pars prin-
cipalis et primarie laesa bezeichnet hat, auszulassen, femer die mutuelle Garantie
nicht auf das, wag man bis zum Abschluss dieses Tractats erobert, zu be-
Ma ihm zwar bei seinen jetiigen veitUuügen Operationen schwer, er bitte aber
solche Ordre« deswegen ertbeilt, dass der König boffentlicb damit zufrieden sein
I) S. oben S. 2G3.
oyGooi^lc
270 III. Brandenburg und Dänemark 1G76— 1679.
schränken, sondern das Haas Br.innschweig hat za versprechen, wenn es Kine
Intention im Bremischen erreicht hat, ihm zu seiuer vGUigen Satisfacüos id
Pommern zu helfen nnd sich nicht früher von der gemeinen Sache lu se-
parieren.')
V. Buchwald und Lincker an den KurfQrsten. D. im Feldlager
vor Anklam 28. JuU/[7. August] 1676.
[Der ElbzoU. Feste Einigung zwischen Dänemark, KU und dem braunscbveigisektE
Hause. Beschwerde in England. Vorgehen gegen den Uerzog von Gottorp. Gt-
meinaamer Widersland gegen das engliscberseits in Nimwegen Torgeschlagene Ver-
fahren.]
Dank für des Kf. Zusage in betreff des EIhzolls. Bitte, diese Sache inch
ferner, namentlich in Wien, za recommendieren.
1) Ihr König hat sich vergeblich in Wien am die Garantie seiner Er-
obernngen und das Versprechen, ihm zu einer billigmässigen Satiafacüon für
die im Kriege aufgewandten Kosten zu verhelfen, hemüht. Er fürchtet, dass
man kaiserlicherseits bea1)sichtige, die Cunquesten und Praetensionen derAtlii«nen
bei den künftigen Friedensverhandlungen zur Compensation la benutzen, wönscbt
des Kf. Meinung zu erfohren, wie man sich dagegen wehren könne, empfiehlt
dazu die vorgeschlagene Zusammensetznng zwischen Ihnen beiden auf Gmud
des schon dem Kf. zugesandten Projects und womSglich auch HeniDiiehang des
Hanses Braunschweig zu derselben.
2} Der König bittet, dass aach Kf. in England über die dort gestattete
Equipierung schwedischer Kriegsschiffe') Beschwerde führen lasse und in Nim-
wegen dahin wirke, dass im Namen sämmtlicher Alliierten darüber Klage geführt
werde.
3) Da der Herzog von Gottorp sich bisher hartnSckig der Lehnsmuthang
über das Herzogthum Schleswig entzogen hat, so hat der Konig nochmals eine
Aufforderung an ihn ergehen lassen und wird, wenn er a ach ferner in dilatoriis
bleiben seilte, nach den Lehnsreohten gegen ihn verfahren.
4) Der König bittet, dass Kf. seinen Gesandten in Nimwegen befehle, m-
saromeD mit seinen und den Gesandten der anderen Alliierten dem englischer-
') Die Geb. ßätbe übersenden darauf dem Kf. (d. Cöln a. d. Spree l./U. Augnit
1676) den Entwurf eines Rescriptes an die v. Brandt, in welchem denselben an-
gezeigt wird, Kf. könne den Tractat nicht sofort volUieben, sondern sie sollten erii
dessen Erinnerungen, die namhaft gemacht werden (in der Hauptaacbe «ntapredieD
sie den iu dem Rescript des Kf. enthaltenen), den dänischen Kommissaren eröffaoi
. und daraaf dringen, dass dieselben admittiert würden.
>) S. Hirsch, Brandenburg und England 1676-1679. I. S. 3.
oyGooi^lc
Verhandlungen mit t. Buchwald and Lincker. 271
seits dort intendierten modus tractandi'), dass lümlich die englischen Gesandten
nur mit den holländischen tractieren, die anderen Alliierten aber nni; als deren
confoederalos und tanquam partos acceasoriaa conaiderieren wollen, sicli zu
opponieren.
ChuifQrstlicbe Resolution
auf der König!, dänischen Abgeordneten übergebenes Memorial.
Sign, im Feldlager vor Anklam 31. Juli/[10. August] 1(576.
[ZusliminuDg xu den d&nischen Vorschlugen. Ralh, Argvohn bei den anderen
Alhierten zu vermeiden.]
Rf. wird sich auch ferner in Sachen des Elbzolles im Interesse des Königs lO. Ang,
bemühen.
ad 1. Kf. ist im übrigen durchaus einverstanden, fürchtet nur, dass man
durch ein solches Öffentliches foedus hei den anderen Alliierten Jalousie ver-
ursachen werde, rSth daher, dass man sich zwar dieser Sache halber wohl ver-
nehme und einen gewissen Scbluss mache, andererseits aber alles wolil mena-
giere, besoni^ers in terminis gencralibus versichere, dass man das gemeine
Interesse keineswegs abandonnieren , sondern Spanien wider Frankreich, so
weit es wegen der nordischen Operationen möglich, nachdrücklich IIQlfd leisten
wolle.
ad 2. Ef. wird seinen Gesandten in London nnd im Haag befehlen, zn-
sammen mit den gesammten Alliierten darauf zq dringen, dass die schwedischen
Schiffe nicht aus den englischen Häfen herausgelassen und künftig dem Feinde
solche Equipage in England nicht gestattet werde.
ad 3. Ef. findet in dem, was der Konig wegen des Herzogs von Gottorp
beschlossen, nichts Unbilliges.
ad 4. Auch Kf. hält einen solchen modam tractandi für höchst unbillig
and den anderen Alliierten schimpflich und nachtheilig, wünscht, dass alle
Alliierten ihre Uinister in Nimwegen instruieren, dieses den Holländischen nicht
eiuzariumen.
') S. unten Abschn. V.
oyGooi^lc
272 IH. Brandenburg und Dlnemark 1676-1679.
Christoph und Friedrich v. Brandt an den KiirfQrsten. D. im
Lagei- voi- Landskron 5./15. August 1676.
[Aufgebeii des [Jut«riiebmeDS gegen Ragen. Buchwatd'a ungfinstigeT Bericht äbtr
den Stand der Dinge vor Anklam.]
;. Da') Tronip dem König berichtet hat, dass die Schweden aaf Rügen
sich so stark an den Avenüen verschanzt hätten, das» er ohne einen noüi)leB
Sccourä von Kf. sich niclit getraue dieselben anzugreifen, dass er aber cinpii
solchen von demselben noch nicht hoffen tcünnte, so ist ihm befohlen, nocli
einmal durch einen Expressen deswegen bei Kf. anfragen zu lassen, und f»llj
er von demselben die uSthige Hülfe nicht sollte erlangen können, das Desscin
aufzugeben nnd sich wieder mit der Flotte nach, den schwedischen Küsten m
begeben, da die schwedische Flotte sich wieder zum Auslaufen fertig macht ucii
der König zur Beförderung seiner Fiogressen in diesen Landen eine Deue M-
version wünscht. Ihnen ist es unmöglich, die Abforderang der Flotte m ver-
hindern, man versichert, ßügen solle dann im näclistkünftigen Herbst ange-
griffen werden.
Bochwald bat in seinen letzten Briefen zu achleuniger Eroberaag lon
Anklam') wenig Hoffnung gemacht und gemeldet, viele Generalspersonen des
Kf. seien darüber betrübt, dass das Werk nicht recbt angegriffen würde. Sie
sind auch darüber befragt worden und haben behauptet, sie hätten zur baldigen
Eroberung gute Hoffnung, die wirkliche Attaque wäre bisher nur dadurch (;*"
hindert worden, dass Kf, seine schwere Artillerie hätte aus Berlin nachkommen
lassen müssen.
Christoph v. Brandt an den Kurfürsten. D. Landtskron
14./ [24.] August 1676.
[Erklärungen dänische rseits über das Abkomnien zwischen Braunschweig und Ufinster
und über das gegen dieselben einzuach lagen de Verfahren. Der Herzog von Hannovcr-
Uer Glücksiidter Zoll.]
24. Aug. Sie haben mit den Konigl. Kommissaren Alefeldt und Körbitz iregen
der bremischen Sache eine nochmalige ausführliche Unterredung gehabt, IHe-
selben äusserten sich sehr ongehalten über den Vergleich Zwischen Brann-
■) Auch König Cbrlstian V. theiit dem Kf. in einem Schreiben Ton
5./15. August, in welchem er ihm die Einnahme von Landseron anzeigt, mit,Troiiip
solle ihm wegen des Angriffs auf Rügen anderweitige Ouvertüre machen und seine
Gedanken darüber Ternehmen. Sollten sich allzu grosse Schwierigkeiten herausslBlIea,
so müsse das Unternehmen l)is auf eine andere bequeme Zeit ausgestellt «erden-
') S. über die Belagerung von Anklam oben S. 24 IT.
oyGooi^lc
AnFgeb. d. Untemehm. gegen Rfigen. D. Tergl. zviscfa. d. Braunschw. a. Monster. ^^3
schweig und Münster') und versicherten, ihr König wärde auch die günstigsten
AnerbietoDgen nicht annehmeD, wenn nicht auch Kf. vollkomnien befriedigt
TÜrde. Der modas procedendi sei so anzüglich, dass sie beide Ehren halber den
einseitigeo Abmachungen derselben sich nicht nnterwerfen könnten, vorläufig
wüsste der König die particularia dieses Abkommens noch nicht genau, dass es
aber für ihn und Kf. nicht günstig, sei aus der Stadischen Capitulation abzu.
nehmen, er werde diese nicht ratificieren und die schwedische Garnison nicht
nach Stockholm passieren lassen. Falls Braunschweig und Münster auf der
Bremischen Zusammenkunft sich nicht so anschickten, dass sie beide vergnügt
sein könnten, so mössten sie verabredeo, jenen das, was sie eigenmächtig sich
inj Bremischen nnd Verdischen angemasst hätten, bei den Verhandlungen zn
Bremen und Nimwegen nicht zu garantieren. Der König wolle in dieser Sache
nicIiLt ohne des Kf. Vorwissen than and sei noch bereit, den dritten geheimen
Artikel, der jüogst zugesandt worden, mit ihm zu schliessen.
Sie haben auch, nachdem der kaiserliche Gesandte mit ihnen darüber
^e.<prochen, dass dem Herzog von Hannover seine bisherigen Quartiere nicht
länger gestattet werden dürften, mit den dänischen Kommissaren darüber ge-
sprochen und gesehen, dass man sieb hier ebensowenig für als wider den Herzog
declarieren wird.
Inbetreff des Glütkatader Zolls haben sie gerathen und es auch dahin ge-
bracht, dass mit dessen Erhebung nicht früher ein Anfang gemacht werden soll,
bis der König zu Regensburg von dem ganzen Knrfürstlichea Collegium die £r-
laabnis dazn erhalten.
Christoph V. Brandt an den KurfürsteD. D. Helsingburg
9./[19.] September 1676.
[Verhandlungen über das Bündnias. Erbiilerung des Küniga gegen Celle und Münster.
Dessen Vorschlag wegen eines Abkommens mit Hannover.]
Er hat sich von seinem Bruder trennen müssen, dieser ist beim Könige ge- 19. Sept.
blieben, während er dem erkrankten Kanzler Alefeld gefolgt ist und so lange
hei demselben bleiben wird, bis er wieder zum Könige zurückkehren kann.
IVäre derselbe nur noch einen Tag gesund geblieben, so hätten sie wegen des
fuedus so weit richtig werden können, dass sie dasselbe dem Kf. zur endlichen
Resolution hätten zusenden dürfen. Die Erinnerungen, welche Rf. zu dem
Froject des foedus gemacht, werden wohl meist angenommen werden, die Haupt-
Schwierigkeit findet sich wegen der Clausul in ingressu foederis : „wider die
Schweden, ihre Adhaerenten und Helfershelfer", da man meint, der König würde
oyGooi^lc
274 III. BnuideiibQi^ und Dtnemark 1676—1679.
sich dadarch za weit et^agieren '). Wegen der freien Passige ffir des Kf.
Fregatten und Schiffe will man nicht einen besonderen Artiknl machen, eoodeni
der König will aof das betreffende Schreiben des Kf. antworten.
Die Verbitterung dieses Uofes gegen Celle und Münster ist nocb tei-
giössert worden durch Yerheimlicbung der Verabredang wegen Bremen und
Verden, Entziehung der Quartiere im Bremischen, Versauvegardierung der Uim-
borgischen Vierlande durch den Herzog von Celle nnd dass die Ifiuebargiscbn
Truppen, welche zu des Rf. Armee vor Demmin stossen sollen, sieb ichoo
Qnartiere in Mecklenburg angemasst haben. Han wünscht daher, dass der Rünig.
Kf. und der Herzog von Hannover, der sich auch an dem, was Celle mi
Münster unter sich geschlossen, sehr firgert, dagegen etwas unter dnaoder im
geheimen schliessen mögen, Buchwaid und Lincker haben deswegen aorb
Ordre, der König wünscht des Kf. Resolution bald zu erfahren, will, wenn der-
selbe deswegen Bedenken tragen sollte, andere mesures nehmen.
Der EurfQrst an die v, Brandt. D. im Lagei" vor Steltiii
9./[19.] September 1676.
[Rechtfertigung dss Interimsvergleicbs mit den brau nscbweigi sehen Hanogfn und
Hüniter. Bemübungen, den Herzog von Hannover zur Tbeilnshue ajn Kriege tu
bewegen.]
19. Sept. Wegen der bremischen Sache hat er mitUQnster und Brannschwei;
beifolgenden Interimstractat') abgeschlossen, bei dessen Ratification atrer an^
drücklieb vorbehalten ist, dass dem Könige ebenso wie ihm billige Satisfacüon ge-
geben werden müsse. Die llauptursacbe, warum er diesen TracUt so bald and
ohne vorhergehende Commnnication mit dem Könige geschlossen, ist die, da»
er sich aufs äusserste bemüht, Demmins nocb vor dem Winter Meister zo
werden, was ohne den Succurs der b ran nschweigis eben und münsterisrben
Truppen nnter Gen.-Hajor Enten nicht möglich sein würde. Der Vertrag kann
Dfinemark nm so weniger praejudicieren, da es nur ein Interims vertrag i.<
w^en des separaten Vergleichs zwischen Braonschweig nnd Münster bil
1) Chr. V. Brandt meldet 21. September/1. October 1676, inbetreff des ßünd-
nisses alosse aa sich, nacbdem die anderen Erinnerungen des Ef. entweder ingc-
nODiineD oder annebrnbars Temperamente gefunden worden, fast nur an der ClHMt:
„wider die Schweden, ifara Adhaerenten und Helfershelfer". D&niscberseits weigtrr
man sieb hartnäckig, in dieselbe einzuwilligen, da man fürchte, dass, wenn der König
offen Frankreich den Krieg erklärte, der Kaiser, Spanien und Holland sieb einbilden
würden, mit Dänemark alles machen zu können, was sie wollten, doch bemühte miti
sich, auch hierin ein Temperament zu finden. S. Pufendorf I. XIV, g 38 (S. 107^
*} Der Vergleich vom 5./I5. September 1G76 (iui Auszuge bei Pufen'iorf
1. XIV, i 39, 40 (S. 1073 f.), r. Mörner S. 389 f.).
oyGooi^lc
Der Vartrag d. Ef. mit den Bnanschwelgsni u. Uüastar. D&niscber Peldzugsplan. 275
KS. seine Onzofriedenheit geaQgend bezeugt, hat aber des gemeinen Inteieaaaa
wegen mancbes dissLaanliert
Hannover masB allerdings menagiert werdea, n&chdem aber diese Sache
dnrcb den jüngsten ReichsBchlnss ') in einen nenen Stand gerathen, muss man
jetzt den Herzog za bewegen suchen, nacb dem ersten Schritt auch den zweiten
za tboD nnd seine Streitmacht mit den Alliierten wider die gemeinen Reicbs-
feinde za verbinden.
Christoph V. Brandt an den Kurfürsten. D. Helsingburg
30. September/[10. October] 1676.
[Däniscbe Kriegsrüstungen. Verlangen nach Hülfstnippen. Geneigtheit des KÜnigs,
sieb Tegen der Quartiere mit den B raunseh neigern zu vergleichen.]
Aas Anlass des jüngsten Schreibens^) des Königs an Kf. haben er und 10. OcL
sein Broder demselben und dem Kanzler vorgestellt, warum es Ef. nnmSglich
sei, ihm mit den begehrten 2000 Mann zu assistieren. Han begreift es auch gar
wohl und wird zufrieden sein, wenn Kf. sich nur bereit erklärt, es thnn zu
wollen, wenn ganz Pommern und Rügen erobert sein wird. Die Noth ist auch
$0 gross nicht, als man sie macht, Schweden macht zwar grosse Rüatai^en,
aber auch hier werden eifrige Vorbereitungen getroffen and der König hofft, im
Frühjahr hier mit zwei Armeen von 16000 und 10000 Hann zu agieren und
GüldenlÖw*) auf 15000 Mann zu verstärken, damit derselbe ins Innere
Schwedens einbrechen könne. Gerade dazu aber wünscht und bedarf der König
auswärtige UÜlfstmppen. Der Kanzler fragte ihn heute, ob Kf. es nicht so ein-
richlen könnte, dass der Kaiser seine Troppen unter General Coop*) ihm zu
lliilfe schickte, was auch für den Kf vortheilhaft sein würde, da dadarch dem
Kaiser der Vorwand entzogen werden würde, auch eine Praetension an die
pommerschen Conquesten zu machen. Der Hauptzweck jenes Schreibens des
Königs ist wohl, dem Kf zu klagen, wie übel die anderen Alliierten mit ihm
verfahren. Er glaubt sicher, dass der König, auch wenn ibm die Hülfstroppen
versagt werden, die gemeine Saclie mit Eifer weiter treiben wird, wenn nur in
anderen Punkten seine Wünsche befriedigt werden; 1. Spanien und Holland
■) S. unten Abschn. Vil,
') Nicht bei den Akten.
*) Dir. Cfaristisn Gfldentüw, SUtthalter von Norwegen, der schon 16TB
lon dort aus einen glücklichen Einfall in Westergütland gemacht hatte, a. Carlson
IV, S. 643 f.
'} Kaiserliche Truppen unter General Goop bitten schon im Herbst 1675
in den Operationen in Pommern und auch an dem diesjährigen Feldzuge daselbst
Tbeil genommen, namentlich bei den Belagerungen von Anklam und Dtmmin mit-
gewirkt.
18'
oyGooi^lc
276 111. Bntndenburg nnd D&nemark 1676—1679.
im nächsten Jahre wieder 15 Kriegsschiffe sich mit der dSnischen Flott* v.
einigen lassen, zumal man fürchtet, dass französische Schiffe zu den scliwe
sehen Blossen werden, 2, Lünebnrg und Munster in der bremischen Sm
dem KSnige mit besserem Glimpf begegnen und ihm wenigstens etwas bi«li
3. man am kaiserlichen Hofe wegen des Glückstader Zolls nicht so i
Schwierigkeiten macht.
Wegen der Quartiere im niedersächsischen Kreise wird sich der KÜi
wohl anch der Billigkeit nach anschicken, er klagt hauptsachlich über c
harten und schimpflichen modum procedendi des Kreisobersten'), will al
möglichst alle Kollisionen vermeiden und bittet den Kf., zu verhindern, J
man nichts widet seine Ehre thue und dass ihm wenigstens so viel gelasi
werde, um die Wismarsche Garnison zu unterhalten.
Christoph und Friedrich v. Brandt an den Kurfürsteii
D. Kopenhagen lO./[20.] October 1676.
[Beruhigung des Eünigs wegen des Vergleiches des Kf. mit den Braun Schweiger
und HÜDster. Fortgang der Verhandlungen wegen des Bündnisses.]
t. Sie haben einige Tage Mühe genng gehabt, dem Könige und dessen l
nistem die Besorgnisse, welche sie aus dem Abschluss des Interimstractats i
Kf. mit Münster und Braunscbwcig'') geschöpft, dass Kf. ihn nun ganz
Stiche lassen wollte, auszureden, schliesslich aher doch so viel erreicht, d
man zugesteht, Kf. hätte um der Eroberung Demmins willen den Tractat t
gehen müssen, derselbe könne auch nicht viel schaden, wenn uur Kf. in <
herzlichen Affection get,'en den König beständig verbliebe") nnd bedächte, i
es ihnen beiden künftig für emharras verursachen würde, wenn die Hem
sich durch den alleinigen Besitz des Ilerzogthums Bremen zu machtig macht
') S. über die damaligen Streitigkeiten zwischen den Dänen und Braunsch*'eig
um die Quartiere in Mecklenburg v. Buch's Tagebuch I, S. 210, 214.
>) S. oben S. 274.
*) Kf. befiehlt ihnen darauf (d. Hauptquartier Creckow 28. October,'S. !
vember [sie!] 1676), zu versichern, „dass wie wir auf I. K.M. als den versicherts
und fümehmsteu unter allen unseren evangeltsclieu Alliirton die grosseste ReB»
in allem unserem Thuen und Lassen macheten, also auch nichles in der Welt capa
wire, uns von derselben zu detachiren, und dass die herzliche Affection, so wir
1. E. M. bei den gehaltenen Kntrevuen geworfen, so feste gewurzelt wäre, di
wenn gleich die Aequalität von Interessen uns nicht so genau verknüpfete, selbi
allein genug wäre, uns beständig bei T. K. H. xii erhallen und Lieb und Leid
derselben zu tfaeilen."
oyGooi^lc
BerubiguDg dea Künigs. Verhandlungen aber da« Bündaiss. 277
Mitgeholfen hat aacti, daas Bachwald') berichtet, die Geheimen Räthe in
Berlin hätten ihn versichert, Kf. würde bereit sein, einen geheimen Artikel in
dem vcrseieaden foedere wider das, was die Herzoge und der Bischof unter
sich geschlossen, anfznrichten und sich mit dem Könige dagegen fest zd ver-
binden. Ein solcher Artikel ist anch schon statt des 3. Seccetartikels entworfen,
des Kanzlers Krankheit, die Beziehung der Winterquartiere nnd des Königs
Rfickreise haben aber yerhindert, dass das foedus noch nicht zu stände ge-
kommen. Die DifficultSt wegen der Worte: ,Adhaerenten nnd Ilelfershelfer*")
bt gehoben, der König ist zufrieden, dass sie mit eingeräckt werden, sie haben
ani-h durchgesetzt, dass derselbe entschlossen ist, den Krieg gegen Frankreich
durch ein öffentliches Manifest zu eiklären.
Tromp ist von der Flotte hierher gekonfmen, es bleibt nur eine Escadre
von leichten Schiffen in See, wegen Rügens scheint es zu spät za sein.
Christoph und Friedrich v. Brandt an den Kurffirsten.
D. Kopenhagen 21. Noveraber/1. December 1676.
[Unzufriedenheit des Eünigs mit Holland.]
Zu einer Bauptactiou wird es schwerlich kommen'). Von der däaischen i. Dec.
Flotte ist kein Schiff mehr in See.
Der König ist sehr bekümmert über der Holländer platte abschlSgliche
Antwort, dass sie gegen künftigen Sommer keine Flotte in die Ostsee sendea
nnd keine Subsidien zahlen wollen, wegen der letzteren würde man sich endlich
wohl trösten, aber wenn keine Schiffe kommen sollten, würde es eine grosse
Verschlagenheit verursachen. Der König verlSsst sich darauf, dass Kf. bei dem
Prinzen von Oranien und den Staaten alle möglichen Devoiren deswegen an-
wenden wird.
'} Derselbe hatte wegen Krankheit Anfang September das Hauptquartier des
Kf-, dem er bisher gefolgt war, verlassen und sich nacti Berlin begeben, während
Ileugh bei dem Kf. geblieben war.
^ S. oben 8. 374.
*) Am 7./17. November hatten sie berichtet, die beiden Armeen ständen in
Scbonen dicbt bei einander, der König bUtte grosse Lust zu einer Schlacbl, man
glaubte aber nicht, dass die Schweden sich auf eine solche einlassen würden, vor-
aehmlich, weil es ein elendes und schlecht bewafl'netes Volk sein sollte. In der
ganzen sehwediscben Armee werde geglaubt, Kf. hätte dem Könige ein Regiment
Iiragoner zu Hülfe geschickt, und weil Baudlssin's Regiment z. Pf. blaue Röcke
und Hantel hätte, so sähen sie dasselbe dafür an, und wenn sie solche Blaumäntel
eiblickten, so wollten sie durchaus nicht sieben, indem sie vorgäben, die branden-
bitrgisctien Dragoner Hessen keinen leben und gäben keinen Pardon.
oyGooi^lc
278 III. Brandenburg und DäDemtrk 1676—1679.
Der Kurfürst an die v. Brandt. D. Potstam
28. November/8. December 1676. (Gonc. 0. v. Schwerin.
[Separ«tTBrfaan(lluu{;«n der braunschweigUchen Hsrzoge mit DtLnamark.]
Er hat fiber Bremen Nachriebt erbaltea'), dass die braonscbweigisck
Herzoge dem K5nige anfs neoe durch ihren Earoye Offerten machen lassen, ni
particalier Tractaten einzugehen und dadurch die Negoti&tion zu Bremen la
znheben. Sie sollen sich danach fleissig erkundigen und, wenn wirklich etvi
vorgehen sollte, dahin wirken, dass za Kopenhagen nichts tractiert, sondern alii
nach Bremen remittiert werde').
Der Kurfürst an die v. Brandt. D. Collen l./l 1. December 167i
(Oonc. 0. V. Schwerin.)
[AblnderuDgsTor§ch1äge. Befehl zum Abschlusg des BSudaisaiertragei.]
11. Üec. Da er an seiner Hand eine geraume Zeit incommodiert und bald dvi
verreist gewesen ist, so hat er die Sache') erst jetzt vornehmen können,
wünscht, dass Artikel 12 des foedus unter die Separat artikel gebracht nnd i
Fassung des Anfanges des 3. Separatartikels etwas verändert werde, im übri;
aber hat er sich entschlossen, das foedus in solchen terminis, wie es dorl '
gefasst ist, zn approbieren, nnd befiehlt ihnen, den Schluss ohne fernere Vi
z^emng zn befördern. Sie haben dem Könige vorznstellea, dass er dadoi
eine Probe seiner Begierde, ihm in allem zu Gefallen zn leben nnd sich d
ihm mehr nnd mehr zu verbinden, gegeben und dass er vertue, der Ki"
werde nach erlangtem Frieden die jetzige Freundschaft und das gute Verstinda
dnrch einen beständigen und bündigen Garantie vertrag befestigen. Womcjli
sollen sie es dahin bringen, dass in dem 4. Secretartikel, in dem von i
polnischen Sache gehandelt wird, die Worte dnrante boc hello ausgela-'^
werden, doch darf dieses den Schluss der Handlung nicht remorieren und <«
') S. Pufendorf 1. XIV, §30 (S. 1063 f.),
'} Die V. Brandt erwidern am 16./36. December, der König hätte Terskbf
von braunachweigiscber Seile itftren ibm noch keine bestimmten Vorschläge ffü
worden; sollte es zu einem Interims vergleich liammen, so wurde er docb denrertt
Schluss lur allgemeinen Handlung nach Bremen remittieren und sieb unter lei°
Umständen von Ef. trennen lassen.
>) Die V. Brandt hatten 22. October/l. November 1676 die jetit in OrdM
gebrachten andenreitigen Projecte des Bündniss Vertrages und der geheimen Anit
in denen die meisten Erinnerungen des Kf. berücksichtigt worden seien, nbersto'
und m schleuniger Anuabme derselben geratben.
oyGooi^lc
VerhandtuDgeo über das Büadniss. Uie Niederlage bei Limd. 279
sich Kf. im Nothfall mit dem Yeraprecben des Königs, dass in dem känftigeo
Garantieiroctat sein Wunsch befriedigt werden solle, liegnfigen. So bald das
foedas zor Richtigkeit gebracht ist, soll Chr. v. Brandt seinen Abschied nehmen
und hiehar zurückkehren.
Christoph und Friedrich v. Brandt an den Kurfürsten.
D. Kopenhagen 5./[15.] Deeember 1676.
[Dia Niederlag« io Scbonen. Ratb, dem Könige neuen Muth zu machen-]
Die Campagoe in Schonen bat einen unglücklichen Ausgang genommen >), der 15. Dec.
König ist zwar unversehrt geblieben und befindet sich jetzt in Landskron, aber
seine Armee hat eine ziemliche Niederlage erlitten, das gröbste Geschütz mit
einem Theil der Bagage ist verloren und Malmoe entsetzt. Der Verlost an
Mannschaft ist nicht so gross, es ist nur um die Reputation, den Muth des
Kunigs nnd der Armee und die Schoniscben Quartiere zu thun. Eg wird nSthIg
sein, dass Kf. dem Könige in allem, was er vermag, und an allen Orten za
Willen lebe, damit er den Muth nicht sinken lasse, es w&re ihnen auch sehr
lieb, wenn sie Ordre erhielten, das foedus zu unterschreiben, zumal der Kanzler
sich deswegen schon fremde Gedanken macbt. Die dänische Armee ist nn
lOOiX), die schwedische 15 000 Mann stark gewesen, die dänischen Truppei
die jetzt hei Landskron stehen, werden noch auf 7 — 8000 Mann geschSlzt; der
König will einen Theil derselben herii herschaffen, da sie in Schonen nicht snb-
sistieren können, aber eine ziemliche Anzahl Retter nach Landskron, Uelsing-
bnrg and Christianstadt tegen^).
') Ueber die für die bäoen nnglückliche Schlacht bei Lund am 13. Deeember
167C B. Carlson IV, S. G59 ff., Gebbardi 11, S. 2142 f.
^ Am 9./19. Deeember berichten sie, der Künig sei am 17. in Kopenhagen sn-
gettommen, er sei garnicbt decouragiert, sondern im Gegeniheil viel mehr verbittert,
et bin« aber sehr, Kf. möchte ihm behülflicb sein, einige Infanterie von den Alliierten
m bekommen. Am 17./2T. Deeember berichten sie, auf der Wahlslatt lägen über
3000 Todte, darunter 6000 Schireden, es sei ein grässiiches carnage gewesen, «eil
die Dinen kein Quartier gegeben bülten, und sie fügen hinzu: „Wir sagen allezeit,
es sei eine brandenburgiscbe Victoria, weil die Schweden nun schwerlich Volk nach
Pommern überzuaetzen haben werden, und ein dänischer Verlust des Feldes und der
Stöcke. Wir hoETen auch, es werde diese Aclion der Krön Dennemarck daher zu-
statten kommen, weil Spanien, Uoliand und andere nun die unzeitige Jalousie werden
rallen lassen."
oyGooi^lc
280 111- Brandenbui^ und Dänemark 1676—1679.
König Christian V. von Dänemark^) an den Kurfürsten.
D. Copenhagen 9./[19.] Deceinber 1676.
[Die unglückliche Schlacbt. Bitte um Bülfstruppen.]
Ich zweifele nicht, es werden Ew. Durchl. iiDd Ld. benachrichtige
sein, waa' gestalt ea vor wenig Tagen zwischen unsere und der kui
Hchen Armee zu einem Uaupttreffen gekommen und dass, ob zwar de
linke Flügel von meiner Armee, die weilen fast alle Haubt OHicirer io
ersten Treffen geblieben, in Confusion gerathen und darüber eia Tei
meiner Infanterie darauf gegangen, dennoch von dem rechten Flügel un
dem Rest des Fuasvolk dermassen gelücklich gefochten worden, dass sie
der Feind einiger sonderbaren avantage bei dieser action zu rühme
nicht grosse Ursache haben wird. Wenn aber dennoch meine Aroie
durch die vielen ausgestandenen travallien und fatiguen und jäogsl
action absonderlich der massen an Infauterie geschwächt worden, das
da mir nicht von den Älliirten mit einige Regimenter unter die Aro:
gegriffen werden sollte, fast itu besorgen, dass gegen künftiger Campagi
meine Armee nicht bastant sein möchte, dem Feind, so sich von alle
Orten merklich stärket, und von der Crohn Franckreich mit richtigi
Zahlung so ansehnlicher Subsidien nachtröcklioh assistiert wird, di
Kopf zu bieten, als ersuche ich Ew. Durchl. und Ld. freundvetterlic
Sie wollen die daraus besorgende böse Consequenzen dero beiwohnend)
hohen prudence nach reiflich erwägen und, soviel dero Zustand ui
aiferes es immer leiden wollen, mir gegen künftige Campagne mit Hebe
laasung einiger Völker an die Hand gehen. —
Christoph und Friedrich v. Brandt an den KurfDrsteii.
D. Kopenhagen 12./[22.] Deceinber 1676.
[Schwedische UDd gottorpische Anschlüge. Sendung v. tlaxthausen's au Kf. Rcss
Auftrüge.]
Beifolgend kommen drei Schreiben des Residenten Grafentbsl »
London an den Präsidenten Kley und zwei Schreiben dieses an den KBnig v
Schweden, welche während der Schlacht in der Kalesche eines achwediscli
oyGooi^lc
Hülfsgeauch des Königs. 281
Slaabsekretfirs, der dabei eraohosseu worden, erbeutet sind. Dieselben sind
tacSi dem kaiserlichen Minister mitgetheilt worden, man hoift, dass Kf. sich be-
mähen wird, Kley's und anderer schwedischer Bedienten AusschaSung aus
Iltmbnrg za erwirken. Um das gefährliche Dessein Grafenthal's zu binter-
Ireiben, will der König in .Holstein ein Corps von 5 — 6000 Mann errichten und
hofft, auch Kf. und die braunsciiweigischen Herzoge werden solche Anstalten
machen, nm, wenn schwedischer' und gottorpiscberseits eine descente in der
£lbe erfolgen sollte, mit ihm znsammen sich derselben zu opponieren. Der
König will auch, um zu verhindern, dass der Herzog von Gottorp Böses an-
rkbte. dessen schleswigsche und holsteinsche Intraden und das ganze Herzog-
Ihum Schleswig sequestrieren lassen, wird aber zuvor mit Kf. durch Buch wald,
d«n er nächstens zu ihm zurückschicken wird, darüber ratbschlagen lassen.
Ho^en geht der Stallmeister Haxthausen von hier nach Berlin, um Kf.
näheren Bericht über die Schlacht zu erstatten, dessen Eath einzuholen, ob der
KüQ^ von den anderen Alliierten Hülfe an Infanterie begehren solte, und Kf.
zu bitten, dem Könige kflnfliges Frühjahr mit 2 Regimentern zu Fuss oder
einem Regiment Beiter und einem Regiment Dragoner zu Hülfe zn kommen,
oder, wenn dieses nicht zu erlangen sein sollte, dem Kf. vorzuschlagen, für von
dem Könige zu zahlende Werbegelder (16 — 18 Rthlr. für den Mann) zwei neue
Regimenter zu richten und dafür dem Könige gegen künftige Campagne zwoi
TOn seinen Regimentern zu leihen. Ferner soll er Kt. bitten, künftig keine
Truppen ans Pommern nach Schweden zn schicken, dem Kijnige in Preussen
m der polnischen und in der Altmark an der bra un sc hweigi sehen Grenze ein
p:iar LanfplStze zu vergönnen, wegen der Attaque auf Rügen bei gegenwärtigem
Frostwetter Anregung thun, und einen ordentlichen Aufsatz begehren, wie des
Kf. Artillerie angeordnet sei, damit der König die seinige danach anordnen
Kf. wird dem Könige wobi in einigen Punkten, namentlich inbetreff der
Werbung mithelfen müssen, denn des Königs ganzes Vertrauen steht auf Kf. und
«^! wurde nicht gut ablaufen, wenn die Schweden die Ueberhand bekämen und
den König ä la defensive bringen sollten.
Christoph und Friedrich v. Brandt an den Kurfürsten.
V. Kopenhagen 19./i;29.] Deceinber 1676.
[Absefaluss lies Bündniss Vertrages. Die Winierquartieie. Sendung Gioe's nacb
Polen.]
Sogleich nach Empfang des kurfürstlichen Rescripts vom l./ll. Decemher 211. Dcc.
sind sie mit den dänisclien Bevollmächtigten wegen des foedus in Konferenz
lietreten, sie haben dasselbe ins reine gebracht und morgen oder übermorgen
oyGooi^lc
282 IH- Brandenburg und USDemarli 1G76-1679.
wird die Vollziehong gescheheo ■). Die ErinnernDgen dea Kf. sind sämtlirh
genommen worden, nur wünscht der KOnig, dass in dem i. Gebeimürtikel
Worte durante hoc bello stehen bleiben, da sonst dieser Artikel auf das foei
nicht quadrieren würde. Sobnld das BüadnJss nnterschüeben sein wird, «
Christoph v. Brandt dem Befehl des Kf. gemäss nach Berlin zuifickkehi
Wegen der Winterquartiere') rieth der KSnig, Kf. möchte den Math ni
sinken lassen, sondern sich auf das Susserste angreifen und bedenken, i
weder Feinde noch Freunde ihnen beiden ein sonderliches agrandissement gönn
und sie sich daher beiderseits in die Gelegenbeit schmiegen and biegen miis«!
Er bat, Kf. mochte Ilaxthaosen gewierige Resolution ertheilen, damit er
April zn Felde ziehen könnte, und wnaschte sehr, dasa es des Kf, Gelegenl
zulassen möchte, Rügen bei diesem Frost za erobern.
Anf des Kf. Ruth') schickt der König den eben erst ans Mosksn
kommenen v. Goe nach dem polnischen Reichstage, derselbe wird morgen o
übermorgen aufbrechen und über Berlin reisen, um dem Kf. seine Inslrakl
zu zeigen und sich von deuiselhen weiter instruieren zu lassen').
') Die Unterzeichnung des Vortrages erfolgte erst ain 23. December IE
2. Januar 1677.
') Kf. hatte (d. Cüln 5./15. Deccmber 1676) d«D Gesaadten geklagt, dass
TOD allen Keichsfürsten, bei denen er Winterquartiere für seine Truppen zu Hu
gehoflit oder ihm solche vom Kaiser angewiesen seien, dieselben unter Androli'
von Gcvaltmassregelii verweigert vürdeti und dass aucb die Sendung Ueiode
nach Wien deswegen (s. unten Ab:icl]Q. IV} erfolglos za sein scheine. Da er so
Untergang seiner Armee und seiner Lundc vor Augen sehe, so sollten sie i
Könige Uittheilung davon machen und seinen Rath erbitten, nie er bei der ?a
bleiben und einen allgemeinen sicheren Frieden befördern könne.
^ Kf. halte 4./14. December 1676 den Gesandten angezeigt, einige in P<
mit franzüsiscbem Gelde für Schweden geworbene Compagnieen seien durch Karl
nach Liefland gezogen, andere sollten folgen und dafür die dort stehenden seil
dischen Truppen in Schonen verwendet werden, und er halte sie beauftragt,
König zu ersuchen, durch eine Gesandlscliart oder durch nachdrückliche Schrei
an den König und die Republik Polen sicli darüber zu beschweren und zu
langen, dass jene Truppen zurückgerufen und verboten werde, ebne ausdrücklic
Consens der Republik in fremde Dienste, namentlich schwedische Kriegsdienste zti Ire
') Chr. V. Brandt berichtet am 30. December 1676/9, Januar IG77, er
denke morgen abzureisen, bei der Abschiedsaudienz hätte der König wieder dring
darum gebeten, dass Kf. ihm zu Beförderung der so nöthigen frühen Campagnt
Schonen mit etwas Volk zn Qülfe komme, er wüsste zwar, dass des Kf. Armei
der vorigen Campagne viel ausgestanden und dass derselbe auch in der nücli:
viele Truppen zu Ausführung seines Dcsseins in Pommern brauche, aber eine 11
l.öna(e die andere waschen.
oyGooi^lc
VerbkodluDgeD mit Lincksr. 283
MemoriaJe des H. Linkers.') D. Potstamb 20./30. December 1676.
[L'eberlassung Ton Trtip|>eD. Unterst ülzuog der däniscben Forderungen in Dotland.
Der Eibzoll.]
1. Bitte, Kf. möchte, da die Ännee des Königs in Schonen sehr geschwächt 30. Doc.
ift, demselben mit einigen Trappen, wenn nicht zu Fuss doch zu Pferde und
besonders Dragonern assistieren und sich deswegen auch bei den anderen
Alliierten verwenden.
2. Bitte, seinem Gesandten in Holland zu befehlen, in allem, was der
dänische Gesandte dort w^en der Seeequipage vortragen würde, an die Hand
3. Hittheilung des Beschlusses der Gen.-Staaten inbetreff des 1
Kf. solle sich bemühen, dieselben von solchem Vornehmen abzuwenden, oder,
wenn sie dabei verharren sollten, es beim Kaiser nnd den anderen Knrfürsten
dahin zu bringen, dass auf ihr Gesuch nicht gehört werde.
i. Kf. möge seinem Gesandten in Regensbnrg befehlen, die beabsichtigte
Beschwerde Hamburgs, das gar kein Roichsstand ist, gegen den Elbzoll nicht
anzunehmen.
Churfllretliche Resolution auf H. Linckere Memorial.
D. Potsdam 21. /[31.] December 1Ö76. (Conc. v. Gladebeck.)
[Zusage von Hülfe. Bemühungen z\x Gunsten Dnuemarlis bei Holland und in der
Elbzollangelegenheit.]
1. Kf. erkennt sehr wohl, dass der K5nig der Assistenz benöthigt, kann 31.
sich zwar, da er selbst noch wichtige Aktionen vor hat, ebenfalls mit wenigen
und gar geringen Quartieren versehen ist und nicht wissen kann, was der Feind
in Pommern und Preussen tenlieren werde, noch nicht positivement und zu einer
(gewissen Anzahl verbinden, versichert aber, dass er mit allem dem, was nur
die Kriegsraison zulassen und in seinen Kräften stehen wird, ihm kräftig
assistieren. Ja, wenn mijglicb, selbst mit einem demselben convenablen Corpo
sich da, wo es der König begehren wird, einstellen und auch bei den übrigen
Alliierten sich bemühen wird.
'1. Kf. will auch ferner nm die desiderierte Cooperation zor See durch
seine Minister im Haag, zu Nirawegen nnd Wien sich bemühen, vernimmt bei
diesem Punkt auch gern, dass der König, um die Flotte desto leichter zu er-
halten, auf einen Theü der SnbsiJien verzichten will,
3. Wegen des Elbzuüs will er trotz der Gegenbemühungen Hollands,
HamhoTgs und der braunschweig Ischen Herzoge, die auch leicht England in
') Georg Lincker, hessen.casselscher Resident in Berlin, zeitweilig auch dort
Yerlreler des Königs von Dänemark. S. Kibbeck in Forsch. XII, S. 465.
oyGooi^lc
284 III- Brandenburg und Dsoemark 1676— 1G79.
consortiiira ziehen dürften, das Interesse des Königs weiter befördern, bat d«
entsprechend seine Gesandten in Regenshurg schon instruiert') and wi
Romswinckel befehlen^, im Haag die Sache zu remonstrieren und deswf^'
mit dorn dortigen dänischen Minister zn communicieren.
4, Wegen der Opposition Hamburgs gegen den Elbzoll wird er noch m;
seinen Gesandten in Regensbnrg befehlen*], die Annahme der Beschwerde ij
Stadt zu dec linieren.
Artictili separat! des Recessiis der dänlsch-bi-andenbiirgisclK
Allianz.*) D. Copenhagen 23. December 1676/2. Januar 167
I. Nachdeme bei SchliessuDg der zwischen Ihr Königl. May. zu Dbdd
marck, Norwegen p. and Ihr Cburfürstl. Durchl. zu Brandenburg
unter heutigem dato aurgerichteteD nähern BQnduoss ein und and<
angelegene Puncten vorgekommen, welche man dem Haubtrecess cinz
rücken Bedenken getragen, So ist zu deren mebrern Geheimhaitu
beiderseits beliebet worden, solche in nachfolgende aecrete Artickel
bringen, welche von gleicher Kraft und vigor sein, auch nicht weni^
als wären aio besagtem Haubtrecess scIbsten einverleibet, zu der darino
bcstimbten Zeit von beiden hohen Herren Contrahenten ratificiret werd
sollen, Und zwar
1. Demnach Ihre Königl. May. und Ihre Churf. Durchl. bereits
verwichenen Jahre zu Doberan in Mecklenburg einen gewissen Tractal
aufgerichtet, sich durch denselben kräftiglich mit einander verbünd
und auf dessen Fuss ihre gemeine Sache bis anhero gefähret habi
auch annoch ferner fuhren wollen, als wird hiemit ausdrücklich I
düngen, dass das anderweitige Foedus, so an heutigem dato alhier
Copenhagen zwischen Ihrer Königl. May. und Ihrer Churf. Durchl. |
schlössen und vollenzogen worden, dem obberegten Dobranschen Vei^tei
in keinerlei Wege derogiren, sondern dass derselbe in allen und jed
seinen Fuucten und Clausulen befestiget und bestätiget und also vi
') S. unten Abschn. VII.
») S. oben S. 156.
') S. unten Abschn. VII,
') S, den IlsupUraclat von demselben Datum, abgedruckt in Dumonl, Cd
.lipioRiatique VII, I, S.3-26E, Inhaltsangaben bei Pufendorf I. XIV, § ll?,
(S. 1073 f.), V. Märner S. 391 ff.
-) S. den Tractal vom l5./2S.September lG7ä(v. MörnerS.387f.) undobenS.i
oyGooi^lc
SepftrsUrtikel des AllianzTertrages. 285
mehr zum Grunde dieses k^eowertigen Foederis gesetzet seio solle.
AllermasseD dann Ibre Kön^l. May. und Ihre Churf. Durchl. nach dem-
selben sich allerdings reguliren und vermittelst Göttlicher Hülfe dahin
streben wollen, damit Sie beiderseits den Zweck, so Sie Ihnen in selbigem
Tractat fnrgesetzet, erreichen mögen.
2. Gleichfalls haben Ihr Königl. May. und Ihre Chnrf. Durchl. sich
mit einander verglichen und verbunden, nicht allein unter sich einander
Ihre gemachte Conquestes und von dem Feind eroberte Lande, Insulen,
Festungen uad Städte und alles andere, was Sie dem Feinde abgenommen
haben werden, wie solches auch Namen haben möchte, zu garantiren
und nicht zu verstatten, dass ihnen dieselbe snb quocuaque praetestu
ilirecte noch indirecte ohne Ihren CoDsens wiederumb aus den Hauden
gebracht werden, sondern auch bei
daran za sein, damit dieselbe darei:
von den übrigen Alliirten ebenmässi
den künftigen Friedens-Tractaten
mit eingeschlossen und dabeneben
ig in perpetuum garantiret werden;
ernstlich injungiren wollen, dass
Gestalt Ibre Königl. May. und Ihr Churf. Durchl. Ihren Plenipotentiariis
solche Inclusion und Garantie ge-
Sambier Hand und mit zusammengesetzten consiliis und Eifer urgiren
und zu Wege bringen, auch in dem Fall und sonsten in allen übrigen
gemeinen Angelegenheiten für einen Mann stehen sollen. Wie dann Ihr
Churf. Durchl. auch versprechen und geloben, dass nachdemroahlen
zwischen Ihr Künigl. May. und Hertzogs Christian Albrechten zu
Schlesswig Holstein GottoriT Durchl. durch einen im verwichenen Jahre
zu Renssbui^ aufgerichteten Vei^leich*) ratione der Souverainität über
das llertzogthumb Schlesswig und des Ambts Schwabstett alles in den
Stand, wie es vor den Rotschild- und Copenhagenschen Friedenstractateo
gewesen, wiederumb gesetzet werden, und Ihr Königl. May. sich dabe-
Qcben erkläret, dass Sie des Hertzogen Durchl. in denen juribus und
Gerechtigkeiten, so dessen Fürstl. Vorfahren vor solcher Zeit hergebracht
und gehabt, einigen unbilligen Eintrag zu thuen nicht gemeioet wären,
So haben Ihr Churf. Durchl. gleichfalls bewilliget, dass solcher Vergleich
unter der vomngezogenen Garantie mit begriffen sein soll, dergestalt,
dass im Fall der Hertzog selbsten, die Crohn Schweden oder sonsten
einiger Estat darwieder etwas vorzunehmen, die darinnen stipulirte con-
ditiones in Zweifel zu ziehen oder solche zu einigen neuen Tractaten
:iu bringen sich unterstehen sollte, Ihr Churf. Durchl. darein keines
>) Der Vergleich vom 10. Juli 16T& (Dumont VII, 1, S. 296).
oyGooi^lc
286 ni. Brandenburg und DKnemark 1676—1679.
weges willigen, soodern solahem unbilligen Vorfaabea sich kriftiglic
opponiren und auasersteu Vermögen nach daran sein wollen, damit i
bei ermeltem Vergleich allerdings gelosseu und die dawieder iurkomment
propositiones an Ihr Königl. May. selbsten verwiesen werden mögen.
3. Weil auch die wegen Theüung der HertzogthQmer Brehmen ui
Vehrden in der Stadt Brehmen angestellte Tractaten alles angewandt«
Flelsses und Mühe ungeachtet zur verlangten Endschaft bishero nie
gebracht werden mögen und anuoch ungewiss ist, wann und welch«
gestalt darinnen ein Schluss getroffen werden möchte, indessen aber d
BiscbofeD zu Münster Fürstl. Gn. und der Hertzogen zu Braui
schweig Lüneburg Zelle und Wolffenbüttel D. D, sowohl wegi
der unlängst erfolgten Ubei^abe der Stadt Stade und deren Besatzai
ohne einzige mit Ihrer Königl. May. und Ihrer Churf. Durch!, vorh
gepflogenen Gommunication einen einseitigen Vergleich getroffen, als au<
sonsten dem Verlaut nach wegen Theilung der obbenannten beidi
Hertzogthümer nach eigenem Gefallen eine gewisse Disposition gemach
haben sollen. Als haben Ihre Königl. May. und Ihre Cburf. Durch
weil Sie nicht wissen, wie man wegen Ihres bei der Division der o
gedachten Hertzogthümer habenden rechtmässigeo interesse an Münstt
und Braunschweig-Lüneburgischer Seiten gesinuet sein möchte, für g
und notig befunden, unter einander sich dahin zu vergleichen und
verbinden, doss Sie zuforderst in dieser Sache vor einen Mann steht
und im Fall der Bischof von Münster und die Hertzoge zu Braunschwe
Lüneburg sich weigern sollten, Ihrer May. einen proportionirten Antli
von den Hertzogthümern zu Ihrer billigmüssigen Satisfaction einzuräunii
alsdann Ihr Churf. Durchl. (als welche durch den mit dem Hei
Bischöfen von Münster und den Herren Hertzogeu zu Braunschwei
Lüneburg, nachdeme sie bereits vorher sich mit einander vei^lichi
den 6. Septembr. dieses Jahres aufgerichteten absonderlichen Verglei
Ihr Königl. May. an dero rechtmässigen Praetension nichtes vergel:
haben, noch solches zu thuen gemeinet gewesen,) es seie, dass Sie
Pommern Ihre vollige Satisfaction erlangen oder nicht, alle möglii
gute officia anwenden, und wenn dieselbe nichtes verfangen sollten, i
allen Kräften, so Ihr der Höchste verliehen, würcklich daran sein u
dahin assistiren wollen, damit Ihrer May. in dieser Sache eine zuU
liehe Satisfaction (welche der Billigkeit nach zum wenigsten in d
bishero von Ihr Königl. May. praetendirten fünften Theil -der bei»
Hertzogthümer bestehen muss) gegeben werde. Wohingegen Ihre Kön
oyGooi^lc
S«paralanikel dta AlliMiiT«rtrag«s. 287
May. gehaltCD sein wollen, alle bestmöglichste gute ofVcia zu employren,
and wann dieselbe nicht zureichen wollten, Ihrer Churf. Durchl. eben-
massig mit aller Macht uod Stärke, so Ihr Gott verliehen, wiircklich die
Hand zu bieten, damit derselben, falla Sie Ihre Satisfaction in Pommern
Dicht Tollkomblich und nach dem Inhalt des Dobranischen Tractats er-
halten könnten, selbige ans den Hertzogthümern Brehmen nnd Vehrden
noch Billigkeit suppliret und Ihrer Churf. Durchl. zu solchem Ende
gleichfalls davon ein znreicheader Antheil beigel^et werde. Gestalt dann
auch Ihre Eönigl. May. und Ihre Churf. Durch!, sich weiter dahin ver-
einbaret und reciproce verbunden haben, dass Sie beiderseits mit er-
meltem Bischof und Hertzogen weder conjunctim nech separatim diesem
Vergleich zugegen Dichtes tractiren noch eingehen, sondern darob festig-
lich halten nnd alten darinnen stipulirten Conditionen getreulich nach-
kommen wollen. Wie dann auch Ihr Churf. Durchl. sich weiter ver-
banden, dass Sie Ihr Königl. May. in Ansehung der von Ihr dem
Römischen Reich geleisteten nutzbaren und ansehnlichen Assistenz und
Ihr dahero zugewachsenen unerträglichen Last hingegen von dem Reich
sowohl im Quartierwesen als soDsten genossenen gar geringen Ei^tz-
iichkeit wie bishero also auch noch ferner dahin behülflich sein wollen,
damit deroselben in dero billigmäsaigen desideriis sowohl ratione des
Elbzolls als anderen dero Angel^enheiten alle billigmassige würckliche
'Satisfaction gegeben werde.
4. Obzwar Ihre Churf. D. zu Brandenburg zu Ihrer Königl. May.
von Pohlen und selbiger Republique das gute nachbarliche Vertrauen
haben, es werden dieselbe das ewige und an Churfürstl. Seiten unzer-
brüchlich observirtes Biindnuss, so zwischen der Crohn Pohlen und Ihrer
Churr. D. aufgerichtet, niemalen aus Augen setzen und sich durch die
gegenwärtige frantzösische und schwedische gefährliche Anschläge und
Practiquen wieder Ihr Churf. D. und Dero hohe Allürten verleiten
lassen, weil jedennocb leicht zu ermessen, dass die schwedische Emissarii
und ihre Adhaerenten nicht aufhören werden, am polnischen Hofe wieder
die gute Parthei ihr äusäerstes zu thuen, so versprechen Ihr Königl.
May., dass auf den unverholften Fall, da von polnischer Seiten durante
hoc bello wieder Ihr Churf. D. und dero Lande etwas feindliches vor-
genommen werden sollte, Sie deroselben nicht alleine wieder selbige
Crohn zu Lande kruftiglich and dem foederi principali gemäss assistireu,
sondern Ihr auch zu Wasser in der Ostsee beistehen und allen mög-
lichen Znschub thuen wollen. Es wäre dann, dass Ihr Königl. May.
oyGooi^lc
288 III- Braadenburg und DInemark 1676—1679.
selbst wieder den Feiod dei^estalt engagiret wäreo, dass Ihr solches zd
praestiren unmüglicli üele und die kund- und unleugbare Evideni solche
Unmüglichkeit gnugsam bezeugete, welches auch zu beobachten, waoo
Ihr Königl. May. und Ihr Churf. D, gegen andere der Crohn Schweden
Adhaerenten, Helfer und Helfershelfer nach Einhalt des Haupttractat-
einer von dem andern Hülfe begehren müsste.
5. Wann auch bei künftiger Friedenshandlung die Rom. Keyserl.
May., die Crohn Spanien und die Herren General Staaten, wie man docli
nicht hoffen will, dahin zielen möchten, dass Ihr Königl. May. und Ihr
Ghurf. I). dargegen, dass Franckreich, was die Crohn Spanien bei diesem
Krieg verloren, wieder abtreten müsste, da-tjenige, so sie der Cioho
Schweden abgenommen haben werden, oder ein Theil desselben wieder
geben sollten, so verbinden Ihre Königl. May. und Ihre Churf. D. sieb
unter einander, dass sie in solche Compeosation im geringsten oichl
willigen, sondern selbiger einmiithiglich sich wiedersetzen und ihre zu
denen General- Friede ns-Tractaten destiotrte ministroa desfalls mit zu-
reichender und gleichlautender Instruction versehen wollen. Damitaach
denjenigen, so desfalls wieder Ihrer Königl. May. und Ihrer Churf. D-
hohes Interesse sich anspinnen und machiniret werden möchte, deato
besser begegnet werden könne, wollen sie bei Ihrer Königl. May. von
Gross Britannien alle gute officia anwenden, damit dieselbe bei bevor-
stehender Friedenshandlnng Ihrer Königl. May. und Ihrer Churf. D. hohe?
Interesse hierunter beobachten und nicht zugeben, dass sie anders al^
die übrige partes paciscentes principales angesehen und an ihrer billii!-
mäxsigcu Satisfactiou verkürzet werden mögen.
6. Auf den unverhofTten Fall, da etwa die Herren General Staaten
zu einem unzeitigen Friedeu, wodurch ihre sämbtliche AUiirte keine Ver-
gnügung erhielten, incliniren und gar aus dem Werke scheiden, und mii
dem Gegentlieil einen particulier Friedeu eingehen sollten, haben Ihi
Königl. May. und Ihr Churf. D. unter sich verabredet, dass sie sich als
dann mit den übrigen hohen Alliirten, nemblich mit Ihr Keyserl. May.
der Crohn Spanien und den Chur- und Fürsten des Reichs, so würck
lieh mit in der guten Parthei stehen, und anderen Potentaten um
Ständen, so mit hineinzuziehen sein möchten, wie der Sache zu rstben
bereden und überlegen wollen, durch was kräftige und nachtrücklichi
Mittel man in^esambt ohne Holland den Krieg bis zur Erhaltonj
eines vergnüglichen und raisonnablen Friedens continuireo könne.
7. Sollten auch wieder alles Verhelfen Ihr Königl. May. und Ih
oyGooi^lc
SenduDg Haxth&usen^s. 289
Churf. D. NO anglücklicb sein, dass Sie vod ihren hohen Alliirten zu
Au.sführang jetzigen schweren Krieges -wieder die Crohn Schweden durch
(las Versprochene an Oeld, Volk nnd Schilfen nicht unterstütKet , noch
sonst nach Gebühr und denen mit ihnen aufgerichteten foederibns ge-
mäss secondiret würden, wollen Sie sich alsdann zusammenthuen nnd
überlegen, wessen Sie sich anf solchen ganz unvermuthlichen Fall zu
verhalten and was sowohl zu Bestätigung der allgemeinen als Ihrer
eigenen Sicherheit zu resolviren nöthig sein mochte, indessen aber
dennoch einen Weg wie den andern beständig bei einander halten und
keiner von dem andern sich trennen lassen, bis der unter ihnen ver-
abredete Zweck beiderseits erreichet worden. —
Memorial Haxthausens.')
D. Potstamb 25. December 1676/[4. Januar 1677].
1. Bitte nm kategorische Hesolution wegen der erbetenen Assistenz, 4
2. am Interposition deswegen bei den anderen Alliierten,
3. um Rath, wie von diesen solche Assistenz am füglichsten zu negotiieren
und zu erhalten,
4. um Deberlassang einigen Fussvolks gegen Erlegung der zur Anwerbung
ebensDvieler neuer Mannschaft nöthigen Werbegelder,
5. um weitere Gestattung von Werbungen in Preussen und anderen kur-
fürstlichen Landen,
6. den Anschlägen Frankreichs, Schwedens und des Herzogs von Goltorp
gegenüber wachsam zu sein und die nothigen Anstalten dagegen zu treffen.
Resolution des Kurfilrsten auf das Memorial Haxthaiisen's.
Sign. Potstam 29. December 1676/[8. Januar 1677].
(Gonc. V. Gladebeck.)
ad 1. Kf. hatte sich ursprünglich auf die deswegen an Lincker ertheilte 8. Jau.
Resolution'') bezogen, da aber H. auf gewisse Determination gedrungen, so ver-
spricht er, falls die Sache anf jetzigem Fusse verbleibt, dass Schweden keinen
>> Das Greditiv König Christian'a V. für A. W. v. Haitliausen ist Kopen-
hagen 11./21. Decamber 1676 ausgeBlellt. S. über dessen Aufträge oben S, 381.
>) S. oben S. 283.
lixttt. I. G«ich. d. 0. KurfflraUn. XVm. 19
oyGooi^lc
i
m
290 ni. Brandenburg und Däaeniark 1676—1679.
Succurs nach Pommern bringt nnd in Polen und Prenssen sich keine sondi
liehen motus ereignen, dem Könige wenigstens mit einem Regiment m Via
und einem Regiment Dragoner zu assistieren, bittet aber, diese Resolution ml
liebst geheim zu halten,
ad S. Kf. wird dem Könige ferner darin assistieren.
ad 3 Tfith er, bei allen Alliierten und Anverwandten alle mögliche Hü
zu suchen, namentlich bei dem Bischof von Munster nnd dem Hause Brau
schweig und, falU dieselben den Bogen zu hoch spannen sollten, zu drohi
dass der König sich sonst mit Schweden verständigen würde. Am spaniscli
Hofe ist Kf. erbötig, durch v. Ruck Dienste zu leisten. Er rStb ferner it
auch, sich an den Herzog von Hannover zu wenden, von ihm Assistenz
verlangen und zu drohen, dass der König sonst sich seiner in der QnartiersK
nicht weiter annehmen werde.
ad 4. Fussvolk kann Kf. nicht entbehren.
ad 5. Er erbietet sich, gegen ein zureichendes Werbegeld von 25 Rtt
aus den benachbarten Landen und an den preussischen Grenzen für den Xüi
zunächst 1000 und künftig noch mehr gute Knechte werben zu lassen, die
3 Monaten bereit stehen sollen; auch dieser Punkt aber müsste secreti
werden.
ad G. Gegen die Holsteinschen Machinationen will er auch vigiliereD n
einige Gedanken deswegen dem v. Uaxthaasen eröffnen i).
[Auf das Randbrieflein ^
1 den König von Dänemark. D. Cöin
17./27. Januar 1677.
n 9. December.'^ Trost negeo der unglücklichen Sclilact
1. — Ew. Künigl. Maytt. haben in solcher gefährlichen Action al
gethan, was ein kluger und tapferer Krieges-Held thuen können, glei<
woU aber ihre hohe Person allzu viel hazardiret, weshalb ich auch
grossen Sorben gestanden. Ist nun gleich der Ausschlag nicht eb
völlig nach Wunsche gewesen, so hat doch auch der Feind, Gott Li
dabei wenig Vorthel gehabt und kann hieruächst mit göttlicher Hü
>} Das Recreditiv des Kf. für H. ist Potsdam 29. December 167C/i;8. Januar Ih'
ausgestellt. Fr. v. Brandt berichtet 10./20. Januar 1677, der König sei übir
demselben ertbeilte Resolution sehr erfreut, werde wegen Werbung des Regime
in Preussen durch Scboel nühere Uittbeilungen njacben laasea.
'O oben S. 280.
oyGooi^lc
Die feindlich«D Anschläge. Dänisebes Hülfsgesucb. 1
alles doppelt wieder eingebracht werden, worzue ich das meinige ^
ganzen Herzen beitr^n will, —
Verweis auf die dem v. Haxthansen eitbellte ßesolution.
König Christian V. von Dänemark an den Kurförsten.
D. Copenhagen 30. Januar/9. Februar 1677.
[Bitte lim Sendung der Hülbtruppen und um Venrendung bei den andersD Alliirteu,
namentlich Holland.]
Dank für die Schreiben vom 3./13. and 16. Januar'), in welchen ihm Kf. ?- ^ebr.
von der angeblichen Absicht des KÜnigs von Schweden, eine ganze Armee
von Calmaraund nach Pommern Königsmark zu Hülfe zu senden, und des
Künigs von ?rankTeich, 6000 Mann nebst vielem Gewehr nach Qothenburg
zu schicken, und von den unter der Hand angestellten Werbungen des Herzogs
Christian Ludwig von Mecklenburg') MiUheilung gemacht bat. Er bat
auch von anderen Orten solche Nachrichten erhalten und ist geneigt, dagegen
alle Anstalt zu machen, er ist aber bei solcher Beschaffenheit, wo der Feind so
grosse Praeparatoria macht, die Alliierten ihm aber statt der von ihm begehrten
Assistenz eine DiMcultät nach der anderen movieren, dazu ausser Stande. Er
ersucht daher Kf., nicht allein seiner schriftlichen Zusage gemäss ihm den ver-
sprochenen Succnrs fördersamst zukommen zu lassen und seine Werbungen iu
dessen Landen zu befördern, sondern auch durch officia und Vorstellungen es
bei den Alliierten dabin zu dirigieren, dass er von einem jeden mit einigem
Succurs an Völkern entsetzt und besonders von dem Staat die Secequipage für
die Ost- und Nordsee, um die feindlichen Transporte und eine Diversion gegen
Um auf der Elbe zu hindern, unverzüglich resolviert, ihm wenigstens ein be-
tiichtlicher Theil der restierenden Subsidien bezahlt und wegen des Elbzolls
weiter keine Schwierigkeit gemacht werde. Auf solchen Fall ist er erbötig,
weiter sich so anzugreifen und den Feind so zu beschäftigen, dass dieser
ebensowenig wie in den vorhergehenden Jahren einen considerablen Succurs
nach Deutschland senden soll. Wegen Hintertreibung der Werbungen des
Herzogs von Mecklenburg hat Gen. Major Walter Ordre erhalten.
') Beide nicht bei den Akten.
>} Bald darauf hat König Christian dem Kf. durch Scheel oähere Nocbricbten
aber Anschläge auf Wismar und Glöckstadt, bei denen auch Herzog Christian
Ludwig mit die Hand im Spiele hatte, auf Grund der Aussagen eines gefangen
genommenen Fransosen Hr. Luis und der bei diesem gefundenen Briefschaften
Bachen lassen.
oyGooi^lc
292 ■ III. Brandenburg uml Dinamark 1676—1079.
Der Kui'füi*st an den König von Dänemark. D. Cöln au (
Spree 31. Jamiar/[IO. Februar] 1677.
(Uebersendung der RatificBliciD des Bündnisses. Anfrage wegen des bealnithli|
Unteruelimens gegen Rügen.]
r. Kf. hat das (ocdus ralificiert, übersendet es durch den Ueberbrtnger. sei
Kaniroerjunker und Hauptmann z. Fuss Wilhelm v. Brandt, zar Ausve
lung'). Er hat demselben femer aufgetragen, zu vernehmen, was der Ki
wegen der Attaque der Iiiüel Rügen eigentlich bescblossen. Sollte drrsi
noch bei seiner Abaiclit, von der ihm Christoph v. Brandt berichlet.
Vorjahre, Ende März oder Anfang April, eine E$ca<tre von 12 bis 15 Scbi
mit der nöthigen Infanterie dorthin zu schicken, beharren, so wird er den Ki
von Zeit zu Zeit wissen lassen, wie die Recmtierung seiner Armee von^^ta
gehe und wie bald ihm die Steltiner Blokade zula-ssen könne, einen Tlieil »-
Truppen zur Eroberung der Insel mit zu employleren.
F. V, Brandt an den Kui-füreten. D. Kopenhagen
6./[16.] Februar 1677.
[Freude des Königs über die Reise des Kt. Misslrauen gegen AlefelJt.]
r. Der König hat mit Freuden aus des Kf. Schreiben vom 30. Jannar')
seilen, dass derselbe zu solcher Gesundheit gelangt ist, um die Reise nacb
Cleviscben Landen jetzt antreten zu können'). Die dfinischen Gesandter
Nimwegen und im Haag sind schon beordert, alles mit Kf. zu überlegea
demselben nach Möglichkeit zu assistieren.
SoDsten habcD I. Kön. M. mir gnädigst befohlen, Ew. Chf. D. g
\u geheim unterthänigüt zu binteibiingen , welchergestalt Herr DetI
■) König Clirigtian V. zeigt in dem Recreditiv für W. *. Brandt (d. Ko
hsgen 12 /['22.] Harz 1671) an, dass die AusnechsluDg der Ratißcationen erfolgt
') Nicht bei den Aliten.
^ S.'.äber diese Reise des Kf. oben S. 1Ö7 ff. Fr. v. Brandt halle schon
30. Januar/[9, Februar] berichtet, der König laaae den Kf. bitten, seine Reise i
Cleve mÖ);licliat lu beschleunigen und daseibat die Flotten Sendung nach der Üi
XU betreiben. Der König habe Nachricht, dass man in Holland jetzt die Ma:
habe, Schweden müsse den Fuss auf deutschem Boden bebalten, und dass auch
Prinz von Uranien ganz von dem engliacben Hof eingeuammea und zu ebensok
Sentiment gebracht sei, und er glaube, daas ihm dieses nur durch des Ef. Gi
wart und Aulorilät benommen werden könne.
j,Goo>^le
Die Reise des Kurförslea nftch Oeve. 293
von Alefeld') zwar ein Creditiv an Ew. Chf. D. hätte, dass er aber
keine andere Ordre habe, als nur bloss zu trachten , die bisherige
IrrUDgeo zwischen Ew. Chf. D. und dem Churfiii'sten zu Sachsen wegen
der Quartiere zu componiren, and bitten I. Kön. M. Ew. Chf. D. möchten
ihm weiter keinen Glauben geben. Es scheinet, dass er vor gut schwe-
disch und gottorfisch gehalten werde. I. Eon. M. bitten sehr, dieses zu
Der Kui-först an den König von Dänemark. D. Hamm
20. Febriiar/[2. März] 1677.
[HofTnung auf baldige Fortsetzung der Heise. Nacbrichten aus Holland.]
Er hat seine Reise haoptsächlich auf des Königs Ratb und um dessen wio 2. März.
.«eine eigenen Interessen zu poussieren, unternommen, hofft bald wieder gesund
zu werden') und so seinen Zweck erreichen zu können. Mit Leistung der ver-
sprocbenea Hülfe will er nicht der letzte sein, er wird sich auch bei den
Alliierten bemühen. Aus dem Haag bat er Nachricht, dass man die verlangte
Auxiliarflotlc bewilligt habe und auch wegen des Elbzolls nachzugeben beginne.
Resolution des Kiirfüfstcn auf das Memorial des dänischen
Gesandten Magnus Scheele.^).
Sign. Hamm 28. Februar/ 10. xMärz 1677. (Conc. v. Gkdebeck.)
{Bitte, wegen Sendung der Hülfalrupiiea noch etwas üeduld tu nalten. Versprechen,
den König in seinen sonstigen Anliegen ta unterstützen.]
Dank für die freundschaftlichen Cootestationen, Erwiderung derselben. ' 10. Hin,
Kf. bt gänzlich entschlossen, seinem Versprechen wegen Zusendung der
zwei Regimenter nachzukommen, er hat sich aber damals den Fall der Notb,
') lieber dessen damalige Sendung zu K.Sachsen s. Bobe in der Einleitung
zu .\hlefeldt's Uemoireit (dinische Ausg. S. V, deutsche Ausg. S. IX), über den
Verdacht des Königs gegen ihn Ahlefeldt selbst in dein Diarium seiner Reise nach
Copenhagen S. 98.
=) lieber die Erkrankung des Kt. in Hamm und die dadurch veranlasste Ver-
lögeruDg seiner Keise s. oben S. 157.
^ Das Crediliv König Christian V. für Magnus Scheel, Erbgesessenen auf
Fnssing, ist Eopenhageu 9./19. Februar 1677 ausgestellt. Seh. war am 8. März in
Hunm eingetroffen, halte aber wegen der Krankheit des Kf. erst am 16. März bei
demielben Audieni. S. v. Bucb'a Tagebuch 1, S, 337, 330.
oyGooi^lc
94 111. Brandenburg und D&aemark 1676—1679.
enn er derselben etwa bei Einbrecliuug starker feindlicher Truppen v(
chweden oder Polen niclit selbst liöclist bedürftig sein sollte, ansbedoDgea d[
ittet den König, nur noch etwas in Geduld zu stehen. Es wird sich i
eindes Vorhalten bald änssern müssen, und wie ibm, dem Kf-, aafs b'tbs
aran gelegen, dass derselbe nicht den Meister in Schonen spiele, so i»t io
er König nicht weniger dabei interessiert, dass derselbe nicht wieder ne
nd formidable Kräfte auf dem teotsclicn Boden, sonderlich in Pommeni, t
omme.
Wegen des Elbnolls und der Auxiliarflottc wird Kf. auch fcniei ^cb t
lühen und aucii sonst, namentlich hei der bevorstehenden Entrevue, die Int
ssen des Königs wie seine eigenen beobachten.
König Christian V. an den Kiiifarsten. D. Copenhagen
3./[13.] Mäi-z 1077.
[Der bevorstehende niedersächsische Kreistag.]
Aus dem Intimationsschceiben zu dem am i'ü. März abzuhaltenden nit^<'
lichsi.schen Kreistage') erhellt, dass dort auch über Abwendung des von i
esuchten Elbzolls l>erathen werden soll, und auch die übrigen Punkte sind
olcber Beschaffenheit und Erheblichkeit, dass sie beide darauf besondere
exion zu machen wichtige Ursache haben. Er wünscht daher zufötderst
:f. Sentiment zu vernehmen, wie man zu Abwendung aller Gefahr und
onvenientien, welche dieser Kreistag mit sich führen möchte, besonders falls
laus Brannschweig dort das bremische Votum zu führen praetendiereu so
ich zu betragen habe, damit er seine dorthin abzuordnenden IJüthe demgen
istrnieren und sie beide dort gegen das, was zu ihrem Nachtheil vorgenomi
werden sollte, für einen Mann stehen können').
') S. Pufendorf I. iV, 5 3 (S. 1109 f.).
') Kf. erniiiert (d. Bamm 14./24. Uärz IGT?), auch er habe dieselbe
ärchtuu^, sein Abgesandter Buteudach habe Befehl, luit den dänischen Uiuis
e concert zu gehen. Im übrigen verweist er auf die durch v. Brandt zu machei
j,Goo>^le
Der DiedersHCbsische Kreistag. Das Unternehmea gegen Bügeu.
F. V. Brandt an den Kui-ftlrsten. D. Copenhagen
13./23. März 1677.
[Plan eines AagriS» auf Rügea. Klagen über die Herzoge von Braunschneig.
Bemähungen, Uänster zu gewinnen.]
Das unternehmen gegen Rügen betreffend meint der König, der rechte :.'3. Märi.
An^ffsullte nicht bei der Aiten Fähre sondern bei Part'), Wolgast gegenüber,
uder beim Palmort') zwischen Kak-kwitz und Ilagen erfolgen. Juel sollte Miene
machen, als wenn er zwischen Wittau and Jasmond landen wollte, und dadurch
Königsmarck dabin ziehen, dann aber könnte er bei gutem Winde in einer
Xacht nach Part segeln und dort landen, ehe Königsmarck dazu kommen
könnte. Der König bittet Kf., diese Sache ganz geheim zu halten und keine
Zeit darunter zu verabsäumen. Er hofft, Kf. werde gegen die Zeit, dass
die Attaque vorgenommen werden solle, eine Diversion gegen Stralsund hio
machen').
Da die Herzoge Ton Lüneburg eine so unvermnthete Conduite an sich
nehmen und dahin trachten, daas der Kouig und Kf., die ihnen doch den Tisch
gedeckt, wenig oder garniobts bekommen, sie aber, mit der Beute davon gehen
mögen, so hält der König es für nöthig, dass man den Bischof von Münster
möglichst caressiere, und bemüht sich schon darum.
') Nach einer beiliegenden Karte ist gemeint das Süd-Perd, die südlichste
Spitze Ton Uönchgut bei Thiessow.
'} Palmef'Ort, die Südspitze der Halbinsel Zudar.
') Die (iebeiuien RSthe in Bertin berichten doiu Kurfürsten am 31. Uäri/
li). April IBT7, sie hatten über das dänische Project des Angriffs auf Kügen mit
Derfflinger conferiert, dieser finde aber bei dem Werk grosse Dlfficultäten,
meinte, dass gerade bei Part und Psimort die Descents am schwierigsten sein
«Drde, hielte vielmehr die Stelle, wo nach dem dänischen Project Juel die falsche
-Utaque machen sollte, für die zur Landung geeignetste. Er behauptete, es sei
irrig, dass anr 2000 Schweden auf fingen sein sollten, er hätte sichere Nachricht,
dass sie dort über 4000 Mann atark wären. Fr. v. Brandt meldet am 27. Märi/
[6. April], da der König jetzt vor ailem Christianstadt au entsetzen suchen müsste,
so kennte er keine Truppen, sondern nur Schiffe zu dem Unternehmen gegen Rügen
hergeben, sollte Kf. nicht die dazu nüthigeu Truppen in der Mähe haben, so luSsste
dieselbe vorläufig aufgegeben werJun.
oyGooi^lc
296 )■!' Brkndeuburfr uud DäDemark 1676—1679.
König Christian V. an den Kurfürsten. D. Copenhapen
14./24. April 1677.
[Beschnerde über die Vorgänge auf dem niedersächsi sehen Kreistage, Bitte, auf d
Herzoge von Braunschireig einzuwirken.]
Die Vorgänge auf dem niedersSchsiachen Kreistage') zeigen, dsss i
Herzoge von Celle und Wolfenbüttel, nachdem sie sieb neulich mit Ai
von Hannover verständigt haben, sich von den übrigen Alliierten tteontn a
das Herzogthum Bremen nebst den Quartieren im uiedersächsisclien Kreise
sich allein behaupten wollen, und er fürchtet, dass sie ihm auch weitere p
jndieierliche and nnbillige Dinge zumutlien werden. In solchem Fall würde
sich geuöthigt sehen, alle anderen Desscins fahren zu lassen und nur auf
Defension seiner eigenen Laude gegen alle weitere ZunÖlhigung bedaclit iu rt
wodurch aber der Feind zum höchsten Nachtheil der gemeinsamen Sieht üi
allein in r^chonen freie Hände behalten, sondern anch Gelegenheit etiisl
wurde, einen Theil seiner Macht nach Pominem zu senden. Da Kf. da
ebenso interessiert ist, wie er, so bittet er denselben, diese wichtige Sa
reiflich zu überlegen und ihn nicht nur seine Meinung darüber wissen za las;
sondcni auch, da er gegen den Feind hier nicht eher in Operation treten k^
bevor er den Rücken gänzlich frei und gesichert weiss, es bei den Henö
dahin zu bringen, dass sie sich darüber zulänglicher herauslassen und er eigi
lieh ^visse, wessen er sich von ihnen zu versehen habe-).
■) S. Putendorf I. XV, § 3 (S. 1109 f.).
=) Fr. V. Brandt meldet (d. Copenhagen 14./24. April 1677), Jer Ki
nunscbe, dass Kf. schleunigst jemand an den Bischof von Uüuster schlcU,
diesen in die Partie zu bringen, oder womögiich sich aelbst mit demsel
abbouchiere, ferner, dass er jemand an die brauuschweigischeu Herzoge s«
und diesen rotunde erklären lasse, dass, fall.s sie den KÜnig oder ihn angri
sollten, sie beide für einen Mann stehen und ^ich nicht aus den niedersäi^b^isr
Quartieren würden verdrängen lassen, womöglich sollte auch der Bischof vuu Müa^
2U einer gleichen lürklärung bewogen werden. Kf. erwidert darauf (d. Coh
:;7. April,[7. Mai] 11)77), er habe sich unterwegs mit dem Bischof besprochen
eiueu Traclat mit ihm aufgerichtet, werde auch die Verhandlungen fortseuen
dabei auch das iläiiiscbe Interesse befördern. Uui dem braun sc hweigi~sc
Hause Vorstellungen im allgemeinen Interesse xu machen und desseu Absii'li'«"
uauer zu peiielrieren, habe er v. Gladebeck nach Celle und Wolteubüllel i
fertigt. S. l'ufendorf 1. XV, § 7, 8 (S. 1113).
oyGooi^lc
Der niedersli^aiBche Kreistag. Vorl&uiig verwgta Ilülfe. 297
Ohurfüratliche Resolution fVir Haxthausen.') D. Berlin
20./[30.] Mai 1677. (Conc. v. Gladebeck.)
[hie hessische Qa^rtierangelegeDfaeit. Vorläufig ist es dem Ef. unmüglkh, Hülfs-
trufipen zu acbicken.]
Kl. acceptiert die von der Landgräfin von Hessen-Kassel') ihm für die 3i
Quartiere angebotenen 40000 Rtbir. in der HofFnang, dass die Auszahlung der-
selben so geschehen werde, dass sie ihm nocli iu dieser Campague zustatten
kommen. Die Quactiere selbst verspricht er nicht beziehen zu lassen, das Ver-
sprechen des Königs, ihm 10000 Rthlr., wo er es verlange, sofort auszahlen zu
lassen, nimmt er an und erwartet sofortige Zahlung in Hamburg an seinen
dort^en Residenten.
Das im vorigen Winter zu Potsdam gegebene Versprechen, dem König ein
Ilegiment zu Pferde und ein Regiment Dragoner zu Hülfe zu schicken, hat er
gleich damals auf die Possibilität und reflesiones, die er auf den Feind und dessen
artiones machen müsstc. conditioniert. Sobald entweder Stettin erobert oder auch
dessen Succnrs weder aus Schweden noch von dem Grafen Königsmarck zu
liesorgen oder auch während dieser Helagemng seine Lande gegen Königs-
marck" s feindlichen Einfall gesichert sein werden, wird er sofort sein Versprechen
erfüllen und wenigstens diese beiden Regimenter detacbieien. Bevor nicht
wenigstens eine von diesen gefSlirliclien Verhinderungen cessiert, hofft er, wird
der König ihm nicht verdenken, dass er zunächst diese anch zu dessen Avan-
tage reichenden Actiunen mit allen möglichen Kräften fortsetzen wird>).
') Fr. T. Brandt liatte T./lt. Hai gemeldet, Haxthausen solle wieder an
R(. abgefertiqt werden, nm wegen Sendung der zwei Regimenter anzuhalten, der KÜoig
fiilTe, Kr. als sein bester Freund werde ihn jetzt in der Noth nicht im Stit'h lassen.
It. kam nach v. Bucb's Tagebuch I, S. 253, am 16.y2S. Uai in lierlin an. er hatte
am folgenden Tage bei Kl. Audienz.
') König Christian V. hatte (d. Copenhagen 6-/16. März 1677) dem Kf. an-
i;eieigt, der Kaiser hätte ihm unter anüercu auch die Truppen zur Assistenz ange-
«iesen, welche die Landgrifin von Hessen-Kassel ^ich verpflichtet hätte, zu der
tsiserlichen Armee zu stellen, diese aber verlangte, dass ihr die dafür zugesagte
Riemption ihrer Lande von der Eiui|uartierung, auf welche Kf. .Anspruch mache,
('fintiert Herde, und hatte ihn [gebeten, um diese llülfsseixlnng zu befördern, sich in
ilitWT Quart iera» gel egen ho it nachgiebig zu zeigen. Kf. hatte anfangs erklärt, auf
iliese Quartiere nicht verzichten zu können, schliesslich aber das Anerbieton der Land-
iräÜD, ihm an Stelle derselben 30 000 Thaler zu gphco, von denen der König von
liinemark lUOOO .-ogleich zu zahlen übernahm, angenommen.
') Auf sein Begehren, Kf. möchte auch gestatten, dass die ^esammte kaiserliche
t'i'allerie, welche bisher bei ihm gewesen war, dem König von Uänemark zu Hülfe
geschickt werde, erhSlt U. die Resolution (d. Berlin 22. Mai, [1. Juni] 1677), Kf. könne
noch zur Zeit in diesem Punkt nicht aus den Schranken der von dem Kaiser dem
üijQige und ibm ertheiltcn Resolution schreiten. S. darüber unten Abschn. IV.
oyGooi^lc
III. Braudeuburg und Dinemark 1676—1679.
Fr. V. Brandt an den Kui-iiirsten. D. Kopenh^eii
2./[12.} Juni 1677.
[Vorliiilig Ut keine Aussicht auf Zahlung der lOOOO Thiler. Dänischer Seesi<
Klugen über dtis Ausbleiben der bolliadischen Schiffe. Nachricbtea vom Kri«;
Schauplatz in Scbonea.]
Er bat wegen Zahlung der für die Landgrätin von Hessen uhernomm^r
lUOOO Rthlr. »ich bemüht. Der R.Kanzler hat aurh die besten ZusicherungeD ;
geben, die Auarüstnng der Flotte und Transportierung der Truppen d!
Schonen aber hat soviel Unkosten gemacht, dass die Kasse des Krie
comroissariata ganz erschöpft und vorläufig auf keine Zahlung zu hoffen ijt.
Die schwedische Flotte, welche von Gothenburg ausgelaufen und bis
im Bell gelegen, ist vorgestern hei dem Versuch, Rügen vorbei in die Ost
zu geben und sich mit der Uauptfiotte zu verbinden, mit Admiral Juel z«kl
Laaland und Rostock zusammengetroffen und hat eine schwere Niederl
erlitten ').
Kanzler Alefeld klagt sehr über das lauge Ausbleiben des holländbc!
Secours, ei meint, der Staat müsse mit Schweden wohl unter der Decke tie;
man wolle die Schiffe erst im Juni schicken, damit die Schweden im '.
Stettin suocurrieren konnten. Er bittet sehr, Kf. möchte an den Primen ■
Otanien schreiben und auch sonst in Holland diesem gefährlichen Vomeliti
vorhauen.
Aus Schonen hat die Königin Nachricht, dass') Christianstadt entsetzt sei i
dass der König dem nach Engelbolm sich zurückziehenden Feinde stark fol
Die schwedische Armee wäre wühl totalitär gesclilagen worden, wenn der Kö
den Feind, wie er gewollt und Goltz') gerathen, gleich in derselben Nachl.
er aufgebrochen, angegriffen hätte. Arensdiirff, Hahn. Bibo und andere ü
haben') es aufs eifrigste widerrathen und scheint es, dass sie Goltz die E
nicht haben gönnen wollen.
') S. Uebhardi II, S. 3147, Carlson tV, S. (i84.
-T S. Gebhardi II. S. 2146 f., Carlaon IV, S. 681 f.
') Der branden burgisch General Joacbioi Rüdiger v. d. Golti. der
diesem Jahre auf den Wunsch Künig Christian'^ als Fcldmarschall- Lieutenant in <!«■
Dienät übergetreten war.
') S. unten das Schreiben F. Neumann's an den Kf. vom I7./2T. £
tember 1678.
oyGooi^lc
Dänischer Seeaieg. Feldzug in Schouen. Besorguiise wegen Englands. 299
Fr. V. Brandt an den Kurföi-sten. D. Kopenhagen
16./26. Juni 1677.
[Ürobung Englands, eine Flotte in die Ostsee zu schicken. Bitte, es zu verhüleu.]
Der Kanzler hat ihn gebeten, dem Kf. zu berichten, der eoglische Hof ') -*>■ J"""-
sei sehr Qbel damit zufrieden, dass des Kf. Kriegsschiffe die englischen Kauf-
Tahrteischiffe in der Ostsee attaquierten, und drohe, eine Escadre nach der
Ostsee gehen zn lassen. Der König wurde dadurch genöthigt werden, dem
Feinde die See offen zu lassen und seine Flotte in den hiesigen Hafen zu reti-
rieren, er hoffe, Kf. werde, nm solch Unheil zu evitieren, die englischen Kauf-
fifarer hinfort unangetastet lassen und sich bemühen, solches Vornehmen des
englischen Königs zu verhindern").
Fr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. im Königl. Dänischen
Lager vor Malmöe 30. Juni/[1Ü. Juli] 1677.
[Aufbebung der Belagerung von Ualmoe, Misstrauen wegen Meinders' Sendung
nach Celle. Im Haag zu vereinbarende Beschlüsse und Massregeln.]
Infolge des verunglückten verlustreichen Sturmes auf Malmoe hat^) der 10. Juli.
Kiinig sich genüthigt gesehen, die Belagerung aufzugeben, und wird nach Liind
uder Borrebug aufbrechen, uiu sich der Riviera zu versichern und den kaiscr-
liclicii und hessischen Succurs zu erwarten. Die beiden Flotten liegen dicht hei
i'inander and erwartet man bald, dass es zum Schlagen zwischen ihnen
kommen wird.
Meinders' Sendung nach Celle') hat hier allerhand Nachsinnen verur-
,'^'<cht, namentlich der Quaitiere wegen, man fürchtet, Kf. dürfte spe auiilti den
brannschweigischen Herzogen zu viel nachgeben, was auf den König mit re-
dandieren möchte.
Von dem nachtheiligeu Friedensproject, das die Staaten in Nimwegen haben
übergeben lassen '), meint der König, dass es nicht ernstlich gemeint sei, sondern
') S. Hiracb, Brandenburg und England I, S. 19.
>) Kf. encidert 2ä. Juni/[5. Juli] 1677, den Engländern solle keine [Irsaebe zu
berechtigten Klagen gegeben werden, das Gerücht von der bcabsichtigtcu Sendung
einer englischen Flotte sei ungegrnndel, er hoffe, im Sunde würde solche Anstalt
gemacht, dass keine englischen Hcbiffe nach Pommam und keine Waaren vqu Contre-
bände nach Schweden oder Lieflaod gehen könnten.
*) S. Gebhardi H, S, 2148, Carlson IV, S. K83.
•) S. Pufendorf 1. XV. § 8 (S. 1113f).
•) 5. oben S- 176 ff.
oyGooi^lc
300 111. Brandenburg und Dänemark 1676—1679.
nur den Zweck habe, das friedeiisbegierige Volk io Hollaad bei gutem Muth zi
erhalten. Da aber Holland so sehr über die UnthStigkeit des Kaisers kljgt, »
halt der Konig für rathsam, dass die Gesandten sämtlicher Alliierten im üu
sich zusammenthäten, dass man zunächst eine Versicherung von dem Staa
wegen Oontinuation des Krieges nehme, dann aber ein gewisses Concert wege'
der Kriegsoperationen und auch wegen der Winterquartiere mache, wodarr
auch der Beschloss des letzten niedersSchsiscben Kreistages elndiert wenie
könne.
Fr. V. Brandt an den Kurfürsten, D. Kopenhagen
4./[U.] Juli 1677.
[Sendung v. Lützow's. Feldzugsplan des Künigs. Misstrauen gegen Qallaad.]
Der Kammerjunker v. Lütiow ist an Kf. geschickt) um ihm Anzeige vu
dein Seesieg') r.» machen und um 2 oder 3 Kegimenter zn Pf. anzulisHi'i
welche, sobald Kf. Stettin erobert hätte, dem Könige zu Hülfe geschickt <retde
sollten-). Der Kanzler Ahlefeld hat ihm heute gesagt, der König zweifle nirl
an gewieriger Resolution, da diiri'h die Seeschlacht die schwedische Macht i
der Ostsee so gebrochen wäre, dass kein Snccurs nach Pommern geschid
werden könnte, und auch nicht zu fürchten sei, dass Polen sich ihrer geg«
Kf annehmen würde. Der König hoffe, nachdem seine Armee durch den hess
sehen und kaiserlichen Succurs verstärkt sei, durch eine glückliche Schlacht i
Schonen die Schweden ganz ;{ur raison zu bringen, auch die Flotte solle, nad
dem die beschädigten Schiffe ausgebessert worden, dem Feinde ins Herz geht
und ihm eine empfindliche Diversion machen. Er merkt übrigens, dass. we
mau den Hotländern nicht traut, man ihre Schiffe bloss an den schwedische
Küsten und sonst in der OsLsee kreuzen, die dänischen aber die Eiecutionve
richten lassen wird. Sobald etwas davon wird zum Kode gebracht sein, wii
der König mit Kf. rathschlagen, wie Rügen zu emportieren.
') Die Schlacfat in der Kiugc • üucbt vom 1. Juli 1677, s. Gebhatdi I
S. --Mlllf., Carläon IV, S. 6^5.
'-') Demselben wird auf ein dem cd (sprechendes Memorial vom 18./28. Juli d
Bcsolulion erlheilt (d. iin Lager vor .Stettin -'i. Juli/[1. August] 1677), Kf. 1«« '
nochmals bei der Ha.\lhauseQ ertheilten Resülution (s. oben S. 2S3 f.) bewenden- l
aber die Belagerung von Stettin Doch wenig avanciert sei und er wegen des Auibleihci
der kaiaerlielien, lüneburgischen und münsterschen Hiilfstruppen seiner gesamintf
Cavsllerie bedürfe, so müsse der König sich mit der Hulfssendung noch et»is p
dulden, bis die Belagerung weiter vorgeschritten sei und man sich zur Erobenui,
der Stadt Hoffnung macheu könne.
oyGooi^lc
Sendung v. Lütiow's. Terbuidlnugm des Kt. mit den Braunach weigern. 301
Der Kurförst an v. Brandt. D. im Feldlager vor Stettin
16./26. Juli 1677.
[Auf die Relation vom 30. Juni. Das Abkomn)«D mit den braunscilweigischen
Herzagen. Veraich eniD gen der HollSuder.]
Bisher hat er mit den Braanschweigern nichts abgehandelt, als dass') 20. Juli.
der votjährige Tractst effectuiert, er sich Tenaöge desseu der mecklenburgischen
Quartiere begeben und ihm dagegen die darin versprochenen 3000 Mann £u-
^'t'scbickt worden. Er gedenkt durchaus nicht dem ESnige irgendwie zu prS-
jiidicieren, hat vielmehr Meinders ansdriicklich befohlen, zu erklären, dass
er den Kreisschluss nicht approbiere. Die Staaten haben*) auf seine Veran-
hfumi^ so grosse Contestationen von ihrer Beständigkeit, und dass sie garniclit
ohne die anderen Alliierten Frieden schliessen wollten, gemacht, dass er nicht
railisam findet, jetzt weiter in sie zu dringen. Er ist einverstanden damit, dass
man sich wegen der Quartiere nSher vernehme, muss aber erst den Ausschlag
der NegotialioD in Celle abwarten.
F. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Landscroon
3./[13.] August 1677.
[Risherige vergebliche Bemühungen wegen der hessischen Quart! ergei der. Nachrichten
TOD den Kriegsschauplätzen.]
Sobald er hier wieder angelangt, hat er wegen der 10000 Rthlr. hessischer 13. Aug.
Gi'lder^) neue Anregung gethan, auch von Herrn v. StBeken*) gute Vertröstung
bekommen, da aber gegenwärtig die Wiederaufrichtung und Ergänzung der
Armee') viel Unkosten erfordert, so hat er bisher noch zu keinem Effect
kommen können.
Tromp ist schon Oeland vorbei, man hart aber nicht, dass er bis jetzt
etwas tentiert habe. Oüldenleu hat Hastrandt eingenommen, dadurch ist
der Veg nach Gothenbutg ganz geöffnet. Die Sehnten, welche das preussische
Regiment*) abholen aollen, sind schon vor 10 Tagen nach PiUan abgegangen.
') S. Pufendorf t. XV, g 8 (S. 1113 f.).
*i S. oben 8. 177.
*) S. oben S. 297.
*) Der Qeneral-KriegskommisBar Heinrich i. Stöcken. S. über ihn Bobe
in der dinischen Ausgabe von Ahlefeldt's Uemoiren S. 306.
^) König Christian hatte bei Landscrona am 14. Juli eine neue schwere Nieder-
lage erlitten, s. Gebhardi II, S. 2151, Carlaon IV, S. 686 f.
•) Das Regiment i. Fuss, welches gemäss der von Kf. in der Resolution an
Uixlhansen ertheilten Erlaubniss der König von Dänemark durch den Obersten
.^hasver v. Lehndorf batie in Praussen werbsn lassen.
oyGooi^lc
302 HI- Brandenburg und D5necii«rk 1G76— 1679.
Holten soll von hier ans der Harsch gegen Helsingborg hio erfolgen. Obv{
seine Eqaip^e noch nicht im Stande ist, wird er doch soviel möglich der Ans
folgen, um die Gelder herauszubringen.
Der Kurfürst an den König von Dänemark. D- im Feldlag
vor Stettin 5./15. August 1677. (Generalstabsarchiv.)
[Warnung vor einer neuen Schlacht.]
Condolenz zu dem abermaligen unglücklichen Rencontre in SchooeD.
— bitte dieselbe ganz beweglich, Sie wollen doch so leicht kei
Hauptaction mehr hazardiren, es sei denn, dass Sie eines gläcklicli
successus ganz versichert sein. Dann ausser dass Ew. K. M. noch v
vielen Orten her Hülfe und aecours zu erwarten haben, hergegen i
Feind, weilen er dergleichen von aussen nicht zu getrösten hat, sich t
selber mit der Zeit wird consumiren, so wurde gewiss ein dritter U
schlag Ew. K. M. Vorhaben auf Schonen fatal sein und dem Feind all
Vorthel in die Hände spielen. —
Fr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Kopenhagen
l./[ll.] September 1677.
[Das Unternehmen gegen Rügen.]
11. Sept. Gleich jetzt geht der König an Bord und nimmt alle seine ileuteclie
fanterie mit, um die Insel Rügen zu attaquieren'); auf den Wansch dessell
wird er auch mitgehen.
Trotzdem er dem Rescript des Kf. vom 34. August gem&ss dem KÖn
vot^estellt hat, dass Kf. während der Belagerung von Stettin keine Civalli
zu dem Unternehmen gegen Rügen hergeben könne, wird der König doch d<
ferner deswegen anklopfen.')
'} S. über das glückliche Unternehmen gegen Rügen, velcbe Insel, nachdem
Dänen am 17. September auf Jaiimunil gelandet waren, fast vollständig van deascl
eingenommen wurde, Fock, Kügenacli-pommersche Geschichten VI, S. 383f.
^ Schon am 28. Auguat/[7. September] hatte v. Br. berichtet, v. Buch"
gebe tu Ef, er werde wohl Assistenz suchen und wegen der Attaque auf Rügen
rede nehmen.
oyGooi^lc
Eroberung »on ESgen. Sendung v. BunhwaM's. 303
Memorial v. Buchwald's.^) Praes. 16./[26.] September 1677.
[Die Winterquartiere. Vereinbarung des nftcbsten Feld lugB planes. Spaniüche Sub-
sidien nnd holländische Hülfe lar See. Erinissigung der Friedens bedingungen.j
1. Die Armee des KSnigs mnsa mit zolänglicben Quartieren im Reich ver- S
sehen werden, es ist ihm unmSglich, den Krieg auf solche Weise, ohne Hülfe,
Snbsidien und Quartiere fortzusetzen. Da das Haus Läueburg sich die Quar-
tiere im niedersSchsiscben Kreise allein anmassen will, so wünscht er zu wisseo,
ob Kf. nebst Münster ihm zu Bebanptang aolcher Quartiere, über die maa sich
auf der bevorstehenden Confereoz zn Minden möchte vergleichea k5nnen,
virklicb assistieren will.
2. Zwischen den Alliierten mass wegen der nächsten Campagne ein Concert
formiert und dazu die vom Konige vorgeschlagene Conterenz der Minister der-
selben im Haag ehest vorgenommen werden. Ef. wird gebeten, ein solches
Concert aller Orten zn befördern, und für die Conferenz in Minden seine Ab-
eesandten so zu instruieren, dass er des Königs Interesse mit secandiere.
3. Kf. m5ge sich bemühen, dass dem KÖaige auch in der nächsten Cam-
pagne voD Spanien mit den stipulierten Subsidien und von Holland mit
SchiffeD assistiert werde, da er sonst ausser Stande sein wird, den Krieg fort-
zasetzen.
i. Da der staatische Gesandte in Nimwegen ernstlich gefordert hat*), dass
dem Gegentheil zu Beförderung des Friedens von den Alliierten nähere pro.
positiones gemacht werden, so wünscht der König auch darüber mit Kf. ver-
traalich zu commnnicieren , namentlich ob, falls keine Assistenz erfolgen, die
Quartiere schwer gemacht werden nnd die Zahlung der Subsidien ganz unter-
bleiben sollte, man auf den früheren postulatis so fest bestehen oder nicht, um
die Staaten mügliclist zu conteutieren, daran in etwas abweichen, und falls als
unbew^liches Fundament der Tractaten mit Schweden gesetzt werde, dass
1) ein jeder, was er dem Feinde abgenommen, behalte,
i) die Herzogtbnmer Bremen und Verden unter denen, die dieselben er-
obern helfen, ei aequo et bono getheilt werden,
3) die schwedische Zollfreihett im Sunde gänzlich aufgehoben werden solle,
man im übrigen alle mögliche Moderation gebrauchen solle.
') In einem Memorial vom Ib.ßb. September 1677 dankt 6. dem Kf., dass er
ihni AudieDZ gewährt und versprochen habe, einen guten Theil seiner Truppen nach
Rügen zu beordern und im Notbfall noch mehr Hülfe dorthin zu scbicken, und er-
bietet sich zu weiteren Verhandlungen über die Winterquartiere, die ferneren Kriegs-
oppretionen und die Fried enstractaten. — Ueber die von dem Kf. nach Kugen ge-
M:hickten Truppen s. oben S. 3S.
=^ 8. unten Abscbn. V.
oyGooi^lc
304 Iir. Brandenburg: und Dänemark I67ß— lt>79.
Resolution des Kf. auf v. Buchwald's Anbringen. D. im
Feldlager vor Stettin 22. September/ 2. October 1677.
ad 1. Kf. hat in der Quartiersache mit dem Köuige das gleiche Intf
esse, kann, wenn ihm nkht zulängUche Quartiere augewiesen werden, seii
Armee nicht conservieren, von Wieu hat er trotz aller seiner Bemühungen noi
sclileclite HofTuung, wegen des niedersächsisclien Kreises hat er in Entslehm
der kaiserlichen und anderer Hülfe mit den braunschweigisoben Heriogi
transigieren müssen und also keine freien Hände, ist aber bereit, die Sollicitali«
des Königs in Wien zusammen mit der seinigen betreiben zu lassen.
ad 2. Er liält es für ratlisaraer, dass zunächst zwischen ihnen beiden c
actiones festgestellt, unter der Hand aber auch Münster, das Haus Brau
schweig und der Kaiser mit beibehalten werden. Er hat seine Gesandt
sowohl bei der Mindischen Conferenz als auch aonst zu einer solchen ei
stimmigen Harmonie instruiert.
ad 3. Wegen der spanischeu Subsidien ist Kf. in derselben Lage, 1
sich bisher vergeblich darum bemüht, sollte der König ein Uittel zn ersinn
wissen, dadurch sie zu ihrer Intention gelangen konnten, so will er ge
CO operieren.
ad. 4. Kf. giebt zu bedenken, ob es nicht noch etwas zu früh sei, r
den bisherigen principiis eines universalen Friedens ab- und zu dergleich
Partie ularitälen zu gehen, zumal die Staaten so hautemeut und fennement v
sichern, dass sie keinen den Alliierten präjudicierlichen Frieden eingehen vuUti
und dieses nur in der höchsten Extremität zu resolviereu sein möchte, wf
bisher ihre beiderseitige Waffen noch keine Ursache g^eben haben.
Der Kurffii-st an den König von Dänemark. D. im Feldla^
vor Stettin 20./[3O.] Oktober 1677.
[Kaihscbläge wegen Behauptung Rügens. Massregeln gegen Königsmarck.]
Wegen Behauptung der Insel Rügen und eines Angriffs gegen Köaii
marck, wovon der König durch v. Buchwald und v. Scheel ihm hat
Öffnungen machen lassen, bezieht er sich auf die dem v. Haxthausen erthe
Resolution.')
'} Eine .solche findet sich niclit in ileo Akten, doch ergiebt sich ihr Inl
aus diesem Schreiben und der Relalion v. Braudt's vom S8. Ok(ober/T.
oyGooi^lc
Rathschllge wegen der Behauptung Rügens. 305
DasB es Bouaten eine sehr grosse sdvantage nicht allein vor Ew.
KöD. M., sondern aucb vor das ganze gemeine Wesen sein wurde, wann
Ew. KÖD. M. die Insul Rügen ganz behaupten und mainteniren könnten,
ist ansser allem Zweifel, wir befinden auch das Werk so schwer und
uomöglich nicht zu sein, wann nur Ew. Kön- M. ein erfahrenes und
accreditirtos Krieges-Haupt darauf schicketen, welcher nicht alleine in
denen albereit eroberten Örtem nnd Schanzen überall und wo es von
Nöthen sich aufs äusserste und festeste zu verwahren und dergestalt,
dass ihm nicht leicht beizukommen, zu verbanen, sondern auch die noch
übrige Neue Fähr-Schanze mit allem Ernste zu emportirea suchete und
zue dem Ende mit nöthigen Kriegsmaterialien, als grobem Geschütze und
allerband Schanzzeuge, wohl versehen sein müsste. Wir vernehmen auch,
dass noch Lebensmittel nothdürftig auf der Insul vorhanden, wann nur
beiräthlich damit umbgegangen wird. Die Mühlen werden auch ja wieder
aagefertiget und können zum Fall der Noth Haudmühlen dahin geüchafTet
werden. Wir wollen das unsrige auch dabei thuen und Eönigsmarcken
de^estalt observiren lassen, dass er so leicht nicht über gehen könne,
gestalt ich dann bereits Ordre ertheilet, dass das Groysche R^ment wie
auch daa Görtzkische and die drei Schliebische GompE^ien, imgleicben
eine Compagnie von unser Leibguarde und 2 von den Crnmbkowischen
Dragonern nebst allen Commendirle» in Vorpommern zue Anclam, Wcl-
gast nnd auf Usedom stehen bleiben und lleissige Acht auf alle des
Königsmarckes Mouvemente geben, auch allen möglichsten Abbruch
demselben zd tliun suchen sollen. Dass ich aber von hier aus mehrere
Cavallerie dorthin schicken und Eönigsmarcken in seinem Vorthel
attacquiren lassen sollte, solches kann ich, ehe und bevor diese Belage-
mnge geendiget sein wird, unmöglich thuen, es seie dann, dass ich beides,
den Sacces sowohl dieser Belagerunge als auch der Action mit Königs-
marcken in einen höchst präjndicierlichen bazard stellen wollte. Wann
ich aber diesen Ort mit göttlicher Hülfe werde emportiret haben, welches
DQüiebro, nachdem ich bereits in dem Wall Posto fassen und den
MineuT attackiren lassen, verhofFentlich balde geschehen wird, so werde
ich mit allem Fleiss darauf bedacht sein, wie Eönigsmarck, als an
dessen Ruin uns allerseits aufs höchste gelegen, gedämpfet werden möge.
Dafern aber über alles VerhofTen Ew. Eon. H. davor halten sollten,
dass die Insul Rügen nicht mainteniret werden könne, so wird vor allen
Dingen nach Erieges-raison nöthig sein, dass selbige zuvorderst ganz
rniairet — nnd nichtes, auch keine Wohnunge, darauf gelassen werde,
M.t«r. j. Gesch. d. G. Knifllrston. XVUL 20
oyGooi^lc
306 III. Brandenburg und D&nemark 1676-1679.
damit der Feind sich derselben zum wenigsten auch nicht zu bedienen
haboD möge. —
Fr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Kopenhagen
28. Oktober/[7. November] 1677.
[Entschlnss des Königs, das LehndorlTsche Regioaent dem Ef. zu Hülfe in schick ei.j
r. Sobald er') mit tlaxtbausen hier angelangt ist und dem Könige vorge-
stellt hat, dass Rügen nicht mainteniert werden könnte, wenn nicht Kf. iura
Stettin erobert hStte und im Stande w&re, Königsmarck bei Stralsaad ncd
Oreifawald anzugreifen, und dass daher Kf. den König ersuchte, ihm zn Ei'
reichnng dieses Zweckes ein paar tausend Musquetiere zu Hülfe za senden, hil
derselbe sofort resolvicrt, das Lehndorff'sche Regiment*) sofort ia das U^ei
vor Stettin zu schicken. Er hofft, dass Kf. dafür ihm auch hilfliche IlaDd
leisten und sich bemühen wird, dass die noch übrige Macht des Feindes in
Pommern gedämpft werde und dass er im künftigen Sommer einigen Succdis
nach Schonen bekommen möge.
Memorial v. Haxthausen's.^) D. im Feldlager vor Stettin
3./[13.] November 1677.
r. Der König will dem Kf. das Regiment des Gen. Majors Lehndorf, so-
wohl die in Kopenhagen liegenden lOOti, als auch die bei Gen. Major Rnmohi
in Rügen befindlichen 600 Mann, zn Hülfe schicken unter folgenden Bedingungen:
1) Diese Völker sollen am 1. December, möge Stettin erobert sein odei
nicht, wieder entlassen und zurückgeschickt werden,
2) Kf. soll denselben, so lange sie in Pommern stehen und anf der Rück-
fahrt, den Unterhalt gleich seinen eigenen reichen.
3) Dieselben sollen complet wiedergeliefert und etwuger Abgang erselzl
werden.
I) V. Brandt hatte wirklich, wie er (s. oben S. 302) angeküodigt hatte, den
König auf der Expedition nach Rügen begleitet, war von dort aus am 8. Oclober
(3. T. Bucb's Tagebuch I, S. 306) zu Kf. in das Lager TOr Stettin gekommen um)
war dann mit v. IJaxthauseQ zusammen nach Kopenhagen zurückgekehrt
>) S. oben S. 301.
^ Dos Creditiv König Christian'» für denselben ist Kopenhagen 25. Oc-
tober/ 4. Noiember, das Kecreditiv <les Kf. im Lager vor Stettin 3,/l3. November K"
ausgestellt.
oyGooi^lc
UeberluniDg d. Lehodorfschen Regte. VereiieluDg d. Eeetitution Schwedens. 307
4) Kf. soll seine nach Rügen gesandten Völker so lange dort lassen, bis
man versichert sei, dasa sie ohne Gefahr der Insel und der dort stehenden
Völker des Königs and der Alliierten abgeführt werden können.
5) Sobald die Belagerang von Stettin zu Ende, entweder die Stadt erobert
oder die Belagerung in eine Bloqnade verwandelt sein wird', soll Kf. suchen,
KSnigsmarck ans Bainem auf jener Seite in Pommern ei^iffenen Posto lu
delogieren nnd die NeueKhrschanze erobern helfen.
Der König erwartet, dass El künftige Campagne ihm wieder mit einer
aasettnlichen Tölkshülfe an Hand gehen nnd dieselbe sofort speciflcieren werde.')
König Christian V. an den Kurfürsten. D. Copenhagen
20./[30.] November 1677.
[Vereitelung der beabsichtigten vollsländigen Restitution Schwedens.]
Ans den beifolgenden Extracten ihm zu Händen gekommener feindlicher 30. Nov.
Briefe ist zu ersehen, dass die französischen und schwedischen Gesandten zu Nim-
wegen sich mehrentheils schon dahin verglichen haben, dass Frankreich einen Theil
seiner Conquesten wieder abtreten will, wenn Schweden dagegen in integrum
restitnieit werde. Er hält es für notliwendig, deswegen mit Kf. zu commuüi-
cieren, da sonst ihnen die Früchte ihrer Anstrengungen entzogen und anderen,
die bei der gemeinen Sache wenig oder nichts gethan, beigelegt werden würden,
es anch offenbar Frankreich darum zu thun ist, Schweden durch solche Re-
stitution in Deutschland zu Ausführung seiner weitaussehenden Desseins jeder-
zeit au der üand zu halten, nnd es ausserdem scheint, dass man auch England
darin mit zu engagieren sich bemühe. Er wünscht daher, dass bei der vorge-
schlagenen Zusammenkunft in Hamburg') und auch zu Wien, Nimwegen, in
England nnd Holland die Minister der Alliierten beordert werden, sich hierüber
vertraulich zn vernehmen und zu Uintertreibung jenes Desseins einander die
Hand zu bieten.
') In seiner Resolution darauf (i. im Feldlager vor Stettin 3./13. November 1677)
gesiebt Kf. alle Forderungen dea Königs zu. tnbetreff des letzten Punktes erklärt er,
detnselben in der nächsten Campagne aufs äusserste assistieren zu wollen, aber jetzt,
d» die Sachen aller Orten in crisi ständen und er wegen der Dnaicherhait der Quar-
tiere noch nicht wissen könnte, wie seine Regimenter recrutiert und im Stande sein
wärden, die Zahl der zu schickenden Eülfstruppen noch nicht praecise determinieren
lu köanen, er wolle aber alles thun, was ihm „mensch- und möglich* sein werde.
*) S. raten S. 308.
oyGooi^lc
SOS l'I. Braodenburg und DäDemarli 1676—1679.
Instruktion für v. Ledebur') und Gericke') auf die in Hambui
angesetzte Conferenz. D. im Lager vor Stettin 30. Novembe
[10. December] 1677. (Conc. J. Koppen.)
[Siehe ruDgsmassregelD gegen die dem Kf. tod Polen und ScbvedeD drohenden (
f&hren. Die bremische Tbeilung.]
c. Der König von Dänemark nnd Kf. halten^ wegen der aus Polen drobend
Gefahr und anderer Angelegenheiten eine Zusammenschickung von allerae
Käthen für nSthig, Kf. hat auch die Herzoge von Braanschweig und d
Bischof von Münster zur Beschickung einer aolchen, die auf den 10. Decemt
nach Hamburg angesetzt ist, aufgefordert. Sie sollen als seine Bevollmächtigt
derselben beiwohnen, dem coDventui vorstellen, wie eine Zeit her und bis je
in Polen und dem Konigl. Preussen mit französischem Gelde starke Werbnngec
für Schweden öffentlich angestellt und von dem Könige von Polen trotz al
seiner Gegenvorstellungen foviert würden. Ferner hatte Kf erfahren, dass i
Schweden in diesem Winter von Liefland aus eine Invasion') in sein Henogthi
Preussen zu machen nnd dadurch den Alliierten eine Diversion za venirsaeli
beabsichtigen. Zwar hoffte Kf , dass einige friedliebende woblaffectionierte Pol
sich dagegen setzen würden, doch könnte man darauf nicht allzu fest bani
sondern es sei zu furchten, dass die schwedische und französische foctiones i
polnischen Hofe und in der Krone endlich prSvaüeren dürften. Die Alliierti
die ihm in solchem Falle wirkliche Assistenz zu leisten verpflichtet wäri
muciiten nnverzüglich darauf bedacht sein und eine vigoureuse Resolntion fassi
um solchem Unheil am besten zu begegnen. Abmahnungsschreiben an den K5[
und die Republik Polen würden wohl nicht eben fruchtlos sein, doch würde dai
nicht alles ausgerichtet werden, sondern ei sei eine solche Verfassung nöthig. <
dem verbitterten Feind gleichsam ein Gebiss ins Maul legen und allen Widr
gesinnten Schrecken einjagen könnte. Sie möchten also resolvieren, ob o
wieviel Truppen sie ihm auf solchen Fall zu Hülfe schicken wollten.
Sollten auch bei dieser Tagfahrt die dänischen Minister mit den münf
rischen und braunschweigisohen das bremische Theilnngswerk vornehmi
so sollen sie sieb bemühen, dass dabei der König von Dänemark, dem 1
gern alle Satisfaction gönnt, in seiner Intention reüssiere, doch auch dal
') Gerhard Jan v. Ledobur, Laoddrost von Patershagen,
*} Otto v. Guericke der Jüngere, brandenburgischer Resident in Hamburg,
^ Kf. hatte schon am 23. November/3. December 1677 den Gebeimen Kätb
in Berlin angezeigt, dass er wegen der seinem Herzagthum Preussen von Liefli
her drohenden Gefahr an den Bischof von Münster und dia Herzoge von Brau
schweig geschrieben und dieselben zu einer Tagefahrt aufgefordert habe. S. Hirse
Der Winterfeldzug in Preussen, S. 37.
') S. Hirsch a. a. 0., S. S4, 26.
"3 S. Hirsch a. a. 0., S. 24.
oyGooi^lc
InslrubtioD für v. Ledebnr n. Guerlcke. Gaffthr für Rügen. 309
sehen, dass Hänster uod Brauaschveig nicht deswegen von ihm ungleiche
Gedanken fassen und sich über ihn za beschweren DrsBche nehmen mQgen.
König Christian V. von Dänemark an den KurfOrsten.
D. Copenhagen l./[ll.] December 1677.
[Beiargnigse wegen Rügens. Befehl an Rnmohr, deswegen mit Ef. zu commnoiciereD.]
KÖnigsmarck soll Vorbereitnogen treffen, wieder nach Rügen hinüber' 11. Dec
zugehen and seine dortigen Truppen zn vertreiben. Wiewobl et hofTt, dass,
solange das Wasser dort offen bleibt, es desfalls keine sonderbare Noth haben
wird, so bat er doch, da ') die dortigen Trnppen durch Abzug der dem Ef. zn-
gesandten Mannschaft nnd Krankheiten ziemlich geschwächt sind und er ausser
Stande igt, da er nicht weiss, was der Feind im Falle eines harten Winters
gegen seine Lande tentieren sollte, diesen Abgang von hier aus zu ersetzen,
in der Besorgniss, dass bei eingetretenem Frost dem Feind freier Zutritt nach
der Insel geöffnet, ihm aber alle Communication dorthin abgeschnitten werden
möchte, dem General-Major Rnmohr') Ordre ertheilt, mit Kf. eine fortlaufende
Correspondenz zn halten und sich dessen Sentiment jedesmal zu fügen, sei es
dass Kf. für practicahel hält, die Insel den Winter durch za mainteaieren und
duu die dort stehende Cavallerie zu vers^rken, auch die Neue Ffihre occn-
pieren zu helfen, oder dass er für gut erachtet, die Insel nach Ruinierung alles
dessen, was dem Feinde zum Vortheil gereichen könnte, zu verlassen.
Der Kui-fQrst an den König von Dänemark. D. im Lager
vor Stettin 7.^17. December 1677.
[Gefahr für Rügen. Ratbscblftge, «ie die Insel behauptet werden könne.]
Ew. EöDigl. May. in hergebrachtem Vertrauen zn hinterbringen IT. Dec.
kann ich nicht ambhlD, wie dass ich sowohl aus intercipirten Schreiben,
als auch von verschiedenen geFangenen OfScirera und Gemeinen die
sichere Kachricht erhalten, dass der König in Schweden dem Qraf
Eönigsmark durch Gustav Carlsohn'), welcher dieser Tagen aus
>) S. Fock, Rügensch-pommerache Geschichten VI, S. 399 f.
') Detlev T. Rumohr, Befehlshaber der auf Rügen stehenden Truppen. S.
über denseiben ebendaselbst S. 2S8 f.
'} S. über denselben oben S. üS.
oyGooi^lc
310 in. BrandeDburg und DüDeni&rk 1676—1679.
SchoDen nach Stralesuod mit einer Jacht überkommen, Ordre zn
schicket, sich der Insul Rügen wieder üu betniichtlgeD, es koste au
was CS wolle, sollte er gleich nicht einen Mann übrig behalten. ^
habe ich zwar vernommen, wie dass Ew. König]. May. Trouppeo s
bei Bergen gesetzet, weilen aber billig zu besorgen, sie möchten dasei
nicht so gar sicher stehen, und gleichwohl die Behauptunge dieser In
vor Ew. Eönigl, May. und dem gemeinen Besten von höchster Imporü
nicht allein wegen derselben avantageusen Situation, sondern auch {
nemblich, weilen sonst durch einen Ausschlag, welchen der Höchste i
hüten wolle, alle darauf stehende Trouppen verloren gehen und
Feind sich dardurch sehr verstärken würde, so zweifele ich nicht, I
Königl. May. werden solches dero hohen Verstände nach reichlich ül
legen und auf Mittel bedacht sein, wie diese importante Insul cod:
viret und der Feind davon abgehalten werden könne. Ich halte
massgeblich dafür, dass vor allen Dingen ein accreditirtea und im Kri
erfahrenes Oberhaupt dahin geschicket werde, umb alles wohl lo (
giren und das Commando zu führen, imgleichen dass zum wenig)
noch eine fünfhundert Pferde dahin transportiret werden möchten, we
sonst der Feind den uosrigen an Cavallerie überlegen ist. Ich w{
zwar auch noch herzlich gerne einige Cavalterie schicken, es ist
aber solches bei jetzigem Zustande und Beschaffenheit eine wahre
mögliclikeit, zumahlen da Ew. Königl. May. nicht unwissend, was
ein Ungewitter mir aus Fohlen*) angedrohet wird.') —
Der KurfQi-st an den König von Dänemark. D. im Lag
vor Stettin 13./[23.] December 1677.
[Auf das gestern empfaDgeae Schreiben vom 1. December. HoShung auf bi
Uebergabe von Stettin. Zusage, sich dann gegen Künigamatck zu wenden.
Dec — Wie aber insonderheit diesem Werke eigentlich zu rathen
Ew. Königl. May. sowohl als der gesambten Alliirten und meine ei{
Trouppen auf der Insul zu cooserviren oder ohne sonderlichen Vei
und Schaden davon zu retiriren, solches dürfte sehr wohl zu überli
') S. Hirsch, Der Winterteldiug in Preugseo, S. 25 ff.
') S. über die Correspoudenz des Kf. mit Rumohr und dem die brau
burgischen Truppen auf Rügen befehligenden Oberslea v. IIüle«D Fock S. 33
oyGooi^lc
Bathschllge wegen der Sicherung Rügens. 311
und allen Umbständea aach zu consideriren sein. Wenn der grosse
Gott mir ferner die Gnade verleihen wollte (wie es gleich itzo, da ich
dieses schreibe, ansehen lasset, indem der Gen. Major Wulff) wegen
eines honorablen Accords für die Guarnison und Bürgerschaft heraus
geschrieben), dass hiesiger Ort übergehet, so- werde mit göttlicher Hülfe
eine kurze Resolution fassen und dem Feinde, ob Gott will, eine solche
Diversion machen, dass die Troüppen auf Rügen keine sonderliche Noth
von ihm haben sollen, inzwischen aber habe nicht unterlassen, dem Gen.
Major Rumohr Ew. Eönigl. May. Schreiben zuzufertigen und meine
Gedanken, wie die Beilage zeiget, zu eröffnen. —
Gr. J. V. Ledebur") und O. Guericke an den KurfilrsteD.
D. Hamburg 15./25. December 1677.
[DiDischerseits genänscbte Berathungsgegenstinde. Braunscbweigischa Forderung.]
Die münsterschen und braunschweigischen Minister sind noch 2b. Dec.
niclit angelangt, sie wissen auch nicht, wann dieselben kommen werden, durch
dieBäaischen aber haben sie erfahren, dass der König von Dänemark wüuscbt,
es solle hier anch darüber beratben werden, wie Eönigsmarck weiter in die
£Dge za treiben und seine noch übrige Macht zu enervieren sei, ferner wie man,
falls, wie verlaute, in England bei der Anwesenheit des Prinzen von Oranien')
ein Friedensproject concertiert sein nnd man dieses den Alliierten zu obtrudieren
versuchen sollte, dem entg^entreten kSnne. Ferner ist der Junge Schütze
aus Celle neulich hier gewesen nnd hat bei v. Buchwald sondiert, was für
Gegenstände hier beratben werden sollten, und zu verstehen gegeben, dass man
bnunschweigischerseits auch sowohl vom Kf. als dem Könige bei diesem Con-
vent begehren wollte, zu verschaffen, daas ihre Uinistri als Ambassadeurs*) zu
Nimnegen aDgenommen and ihnen das Prädikat Excellenz gegeben werde. Sie
bitten auch über diesen Punkt um Instruktion').
*) Gouverneur von Stettin, s. oben S. 35.
*) T. Ledebur war am 32. Decemüer in Ilamburg angekommen, tiatte dort
^er nur die dSniacheu Oesaadten v. Buehwald und Klingenberg vorgefunden.
') S. oben S. 181 ff.
') S. unten Abaohn. V.
") Oieaslben melden 39. December I677/(;6. Januar 1678], gesteru sei als
mÜDsteracber Bsvollmäcbtigter der v erdische- Präsident v. Zitzewttz eiagelroffen.
Klingenberg habe ibnen mitgetheilt, aus Stralsund werde berichtet, Kf. wollte jetzt
die Camp agne scblisssen und alle seine Truppen die Winterquartiere beziehen lassen,
ts sei aber zu fürchten, dass dadurch Königsmarcb Luft und Anlass gegeben
oyGooi^lc
312 [11. Brandenburg uud D&nemark 1616—1679.
F. V. Brandt an den KurfÖrsten. D. Kopenhagen
18./[28.] December 1677.
[Die Truppen auf Rügen. Der König bittet Kf., General Geyso und noch «inij
Keit«r dorthin zu schicken.]
Der König bat ihm heute durch den Grosskanzler Älefeldt anie^
lassen, er wäre auf nichts in der Welt mehr bedacht, als anf Mittel, um Rüge
zu behaupten. Er könnte zwar weder aus Dänemark noch aus Holstein iteilt
dorthin schicken, er wollte jedoch die dort stehenden 'rrup{>en bis Hitte Fi
brnar mit den nöthigen Lebensmitteln versehen lassen; die Alliierten verlangte
zwar, dass ihre Truppen von dort in die Winterquartiere verlegt würden, di
sollte aber keine Noth haben, da er schon an dieselben geschrieben nnd sie
erboten habe, nicht nur die Lebensmittel über das Tractement zn geben, so:
dern auch die Winterquartiere vollkommen gut zu thuu. Er wollte gern ei
accreditiertes Oberhaupt nnd einen alten exercierten General dahin schickei
da aber Goltz') weg ond Uffeln') totkrank wäre, so hätte er keinen an di
Hand, er bofRe also, Kf. würde den General Geise') dahin schicken, der Atm
Truppen daselbst commandieren und mit General Ramohr conjunctis consili
agieren könnte; damit derselbe aber nicht mit ledigen Händen dorthio kam
erböte er sich die Lehndorfschen Völker vor Stettin zu lassen, wenn Kf. d
gegen 400— öOO Pferde mit Geise wollte nach Rügen gehen lassen.
Fr. V. Brandt an den Kurfürsten, D. Kopenhagen
2ä. December 1677/[4. Januar 1678.]
[Freude über die Einnahme von Stettin.]
Gestern früh ist v. Hagen*) hier angekommen und hat 12 Stunden frül
als die Post die Nachriebt von der Uebet^abe Stettins gebracht Der Küc
wüi'de, gegeu die auf Rügen stehenden dänischen Truppen oder auch sonst i
schädliches Dessein auszuführen, daher hielte man dänischersei ts für nöthig, sieh <
gegen in Positur zu setzen.
■) S. oben S. 298.
^ Heinrich v. l'ffeln, früher in brandeuburgiachen, nachher in bni
schweigischen , damals in dänischen Diensien. S. v. Uülverstedt, Die brandi
burgische Kriegsmacht unter dem Grossen Kurfürsten, S. 466.
t) Joh. Erhard v. Geyso s. v. Mülverstedt S. 195.
') Der Kammerjunker D. Cb. v. Ilagen. Derselbe überbrachte dem Käni
ein Schreiben des K(. vom 17./27. December IGTT, in welchem die an diesem Ti
erfolgte Uebergabe von Stettin (s. oben S. 3G) angezeigt wurde und dem aucb •
Accordspnnkte beigefügt waren.
oyGooi^lc
Die SicheruDg- Rügeog. 313
hat duäber die grösste Freude bezeigt, bat heute hier sowie zu Landscron uod
Croneobai^ nnd auf den soch mit Geschütz versehenen Schiffen dreimal Victoria
schieseen and Gott auf allen Kanzeln füi dieses Sieg danken laasen, ei ist auch
sehr zufrieden damit, dass Kf. die Qarnison von Stettin za Lande nach Liefland
manchieren Usit und dass er den Büigem einen so gnädigen Äccord bewilligt,
wie es auch den hiesigen Predigern sebi gefallen hat, dass Kf. denselben das
freie eicercitium religionis und ihre früheren Privilegien gelassen hat. Ueber-
moi^n soll der Einzug des Kf. in die Stadt hier durch ein Bossballet und
andere Ergötzlich keiten gefeiert werden.
Der Kurfürst an v. Ledebur und Guericke. D. im Lager
vor Stettin 27. December 1677/[6. Januar 1678.]
[Vorkehrungen gegen Eünigsmarcli.]
— Was die Operation wieder den Grafen von Königsmarck be- i
triirt, so werden wir dieselbe, so viele es die Sachen und unsere abge-
mattete Tronppen leiden wollen, befördern helfen: Gestalt wir dann
bereits einige mehrere Cavallerie von hieraus nach Vor-Pommern ge-
schicket, auch das Lehndorfische Regiment zue Fusse nacher Rügen
dimittiret, und aeind wir Willens, unseten Gen. Lieut. Görtzken, wann
es dessen Gesundheit nur zulassen will, nach besageter Insul zu com-
mendiren. Das beste und,-leichteste Mittel aber, nmb Königsmarcken
gänzlich zu ruiniren, ist, wann die in Mecklenburg stehenden lünen-
burgischen Tronppen zue I. Eon. May. nnd unseren auf Rügen und in
Vor-Pommern stehenden Völkern stossen und vigoureuaement wieder
denselben mit agiren helfen wollten, weshalb Ihr dann nebst denen
Königl. dänischen Ministris bei denen Fiirstl. Lünen burgischen mit Vor-
stellnnge aller diensamen Remonstrationen behörige instance zu thuen
habet. —
König Christian V. von Dänemark an den Kurfürsten. D. Copen-
hagen 29. December 1677/[8. Januar 1678].
[Abfordentng des Lehndorfschen RegiEoents. Verlangen, dass Ef. zur Sicherung
Rügens mithelfe.]
Nachdem Kf. Stettin glücklich in seine Gewalt gebracht, hat er be- i
schlössen, sein ihm zugesandtes preusstsches Regiment') wieder herkommen za
') S. oben S. 301.
oyGooi^lc
314 III- Braad«Dburg und Dänemark 1676—1679.
lassen. Er ersucht ihn daher, die gesunden Volker davon förderaarait m(
Peenemünde zu schaffen und sie bei der Einschiffung mit den nothwendigi
Lebensmitteln zu versehen, die Kranlfen und Verwundeten aber dort so ha
unterzubringen und verpflegen zu lassen, bis sie wieder zu KrBften gekomni'
und abgeholt werden können. Er hofft auch, Kf. werde den Abgang, welcbi
das Regiment seit seinem Abzug aus Rügen erlitten, sofort oder wenigst«
gegen die bevorstehende Campagne ersetzen. Besonders aber hofft er, d»
ihnen beiden zum Itöchsten importiert, Rügen samt den darauf steheDdi
Truppen in Sicherheit zu setzen, dass Kf. dahin bedacht sein und cooperien
werde, dass der Feind aus der Neuen Fäiirschanzo gebracht und aach dess*
in Pommern noch übrige Cavallerie möglichst ruiniert werde. In solchem Fi
werden ohne Zweifel Stralsund und Greifswald sich von selbst zum Ziel kgi
und der Feind so ganz vom deutschen Boden gebracht werden können.
Fr. V. Brandt an den Kurfüi-sten. D. Kopenhagen
12./[22.] Januar 1678.
[Die Niederlage auf Rügen. Die Ursachen derselben. Aeusserungen des Köuif
i. Die unglückliche Niederlage auf der Insel Rügen ') hat den Eün
die Königia und jedeim an ni glich dergestalt zerschlagen gemacht, di
ich es Ew. Chf. D. nicht beschreiben kann. Dieser überaus nai
tlieiliger und gefährlicher Ausschlag für Ew. Chf. D. und dero hc
Alliirte rühret nirgends anders her als von dem, was der Herr G
Tromp und ich Ew. Chf. D. in dem Lager vor Stettin unterthänigst
erkennen gegeben, uämüch von dem H. Hahn, denn weil er*} a
heilsame consüia umbstosset und den König nur zum hozardireu s
leitet und mit seiner Cabale alle ehrliche Leute und Generalen (
gustiret, ist es unmöglich, dass es anders ausfallen können, und w
wohl zu wünschen, dnss darunter zu Ew. Chf. 1). und des Königs Bes
eine Aenderung geschehen könnte, wie dann auitzo, da Ew. Chf.
durch diese Niederlage einen so harten Stosa leiden, es I, Maj. ni
') Uebor den unglücklichen Kampf auf Itügeu am 18. Januar 1678 und
folgeade Gefangennehmiing der dort befiadlicliea dänischen und alliierten Trup
s. Fock VI, S. 398 ff., und obeu S. 36 ff.
'-) V. Br. halLe 2!). December/8. Januar berichtet, Hahn ha,be, in der Ueiai
dass, wenn Kf. einen Generat nach Rügen schickte, dieses Rumohr, scii
Schwager, vorkleinerlich sein würde, dem Könige dieses ausgeredet. Vgl, ü
Hahn auch das Schreiben F. Neumann's vom 17. September 1678 unlen.
oyGooi^lc
Die Niederlage aaf Rngea. 315
Übel aufuehmen würden, wean Ew. Chf. D. Ihr in tei-minis generalibus
getreulich und wolmeinentlich riethen, damit Sie zum wenigsteo zu
eiaigem Nachdenken dadurch beweget werden möchten.')
Es haben I. Maj. mir die hohe Gnade erwiesen, dass Sie von diesem
grossen Unglücke mit mir geredet, da Sie dann vor allen Dingen Ew.
Chf. D. beklageten und bejammerten, dass Sie darüber in grosse Gefahr
gerathan könnten, jedoch mit dem Versprechen, dass Sie alles, was in
Ihren Kräften, anwenden wollten, umb sich und Ew, Chf. D. ans diesem
Labyrinth herauszureissen und die Insel Rügen aufs neue zu occupircQ.
Sonsten hat man dem Könige die Impression gegeben, dass die Rügische
bataille wurde sein gewonnen worden, wann Sie Ihre eigene Leute und
nicht alliirte gehabt hätten. Ich habe aber hiegegen Ihrer Maj. aller-
UDterthänigst zu verstehen gegeben, dass man die bataille nicht hätte
bazardiren und sich gegen einen bereits geschl^enen und eingesperreten
Feind schlagen, besondern dass man hätte wol retranchiret stehen und
Ew. Chf. D. Hülfe abwarten sollen, welches I. Maj. auch allei^nädigst
G. J. V. Ledebur und 0, Guericke*) an den Kui-fürsten.
D. Hambui^ 18./28. Januar 1678.
[DüDiscbe Vorschläge zur Wiedereroberung Rügens und Ge«inauDg der Herzoge
vOD BraaDscbweig.]
Die dfiniscben Hinister haben ihnen mitgetheilt, ihr König wöasche, dass, 38. Jan.
Dacbdem es jetzt auf Rügen so nnglücktich ergangen, Hassregelu getrofTen
') Am 19./39. JaDuar meldet er, aucb die KÜDigin wänache, dass Kf. möglicbat
bald einen seiner Geheimen Räthe, am liebsten seinen Bruder, den Kanzler, ber-
iic.hicke and denselben so instruiere, dass er mit dem Könige wegen der schädlichen
Fattionen frei reden dürfe.
') T. Br. berichtet am Ib.ßb. Januar 16TS, der König hätte ibm beute gesagt,
des Kf. Truppen hätten sich auf Rügen wohl geballen, und versprochen, denSOffi-
cieren und 48 Gemeinen, welche von denselben entronnen, Subsistenzmittel zu geben
und sie wieder nach des Kf. Landen zu schicken. Die Officiero wolle der Küuig
selbst allein ausfragen, wie es bei der Bataille und sonst auf Rügen zugegangen sei.
') Dieselben hatten gemeldet, dass inzwischen allerdings auch der Kanzler
Schätz und ein anderer Gesandter des Herzogs von Celle in Hamburg einge-
trofen seien, dass diese aber, indem sie dem zweiten Gesandten des Ef., Quericke,
die preseanca nicht hätten zugestehen wollen, einen Cerimonialsireit veranlasst
nad es ihnen so unmöglich gemacht hätten, au den Zusammenkünften weiter Tbeil
za nehmen.
oyGooi^lc
316 III- Brandenburg und Ufinemark IGTe-lüTS.
würden, una dieses baldmöglichst zu redressieren und das übrige Pommem
wie die angrenzenden Quartiere vor weiteren Angriffen zu siebern. Sie soll
vorschlagen, dass ein Corpo von 12 — 14000 Mann dänischer, brandenbargisc
and münsterischer Truppen zusammengebracht würde, ihr König wollte
nStliigen Schiffe und sonst alles, was nur in seinem Vennögen gtinde, d;
hergeben, er bfitte zwar schon vorher alles schriftlich an Kf. gelangen lus
befände aber oötbig, deswegen auch auf hiesigem Convent Instanz zn than. 1
hoffte däni schersei ts, dass wenn der König nnd Ef. wegen des von den Heno{
von Braunschweig gesuchten Characters sich so, wie von SpaoieD
schchen, erklärten, die Herzoge nicht nur die hier zugemuthete Separtt
fahren lassen, sondern auch zu Ättacquierung KÖnlgsmarcks nachdrücklich
beitreten würden.
Sie haben alles ad referendum angenommen, bitten um Bescheid').
Der Kurfürst an den König von Dänemark. D. Cöln
an der Spree 6./[16.] Februar 1678. (Conc. Chr. v. Brand
[Auf ein Schreiben vom 26. Januar.l Ankündigung der Sendung v. Bram:
Mahnung zum Ausharren. Zusage, treu mit ihm zusammeniub alten.]
V. Brandt soll über alles, was ihr beiderseitiges Interesse betrifft, instrai
und ehister Tage an ihn abgefertigt werden.
Indeasen wollen Ew. Königl. May. sich versichert halten, dass '
Sie Dicht gemeinet sein, die WalTen ohne mich niederEulegen, ich i
auch ohne dieselbe keinen Frieden einzugehen, sondern in allen c
siliis und Actionen, sie gereichen zn Schliessung eines nötigen Fried
oder zu vigoureuser Fortsetzung des Krieges, mit Ew. Königl. May. m
zn cunformiren entschlossen bin, gestalt dann der von Brand bei sei
>) Kf. erwidert darauf (d. Cüln a. d. Spree 23. JanuBT/[2. Februar] 167S), i
dieselben Gegensl&nde werde auch mit dem hiesigen dänischen Gesandten Terhuic
er wolle erster Tage einen Expressen an den König abschicken, um hJeröbBr
slimmle Abmachungen zu treffen. Die Praeteosion der Braunscbweiger
IrelTend, wäre es passender gewesen, wenn dieselben von ihm solches mit ff
Manier gesucht und nicht so via facti gegen ihn verfahren wären, sie hitteo i
bei ihm bisher in der Güte nichts gesucht und aus ihrer Conduite sei im tnt\
was für nachdenkliche consiJia sie führten und wie wenig Gutes von ihnen für
gemeine Wesen zu hoffen sei.
>) In demselben hatte König Christian wieder über seine bedrängte Lage
über das Verhalten der Alliierten geklagt nnd den Kf. um Rath gebeten, was d^
zu thun und in wie weit bei etwa erfolgenden Fried enstractalen von den
Doberanischen Tractat verglichenen reciproquen Conditionen abzugehen sei,
müchte darüber und über die Briegsoperationen den Kanzler v. Brandt ingtniie
oyGooi^lc
AdsIsIUd zur Wiedereroberung Rügens. VerhandluDgen io HBinburg. 317
üeberknnft meine aentiments mit mehren! hiDterbringen — wird. Id-
mittelst aber ersuche ich Ew. Kooigl. May. in hergebrachtem freundvetter-
licbeo Vertrauea und treuer WolipeiouDg, Sie wollen ja nicht, ob gleich
die Last des Kriegs Ihr und dero Königreichen zu schwer fallen sollte, die
Hände sinken lassen, sondern ihre Armeen und Schitfsflotte in solchen
Stand setzen, damit wir beiderseits mit gewappneter Hand, weil Ihr so
wenig als mir mit einem armistitio geholfen, einen sicheren uud reputir-
lichen Frieden erwerben mögen. —
G. J. V. Ledebur und 0. Guencke an den KurförBten. D. Ham-
burg I5./25. Februar 1678.
[VerhaDdlungeD iwiscbea d«n dänischen und br&unschweigischen Gesandten über
die von den Herzogen von Braunschweig i\x leistende Hülfe.]
Nach Schütze's Rückkehr ist am letzten Dienstag zwischen den dSaischen 25. Febr.
and jünebargiscben Gesandten eine parUcalier-Conference gehalten worden. In
derselben haben die Lfine burgischen ein Project wegen der zu leistenden Hülfe
übergeben, nach welchem der Bischof von Münster und die lüneburgischen
Herzoge zu einem Corps von 14 oder 15 taasend Haiin znr Eroberung Rügens
SOOO Mann hergeben, falls das Unternehmen glückt, so lange Krieg wglirt, dort
3000 Mann zn Maintenierung der Insel stehen lassen, falls die Ifeue Fährschanze
belagert werden muss, mit 4000 Mann an der Belagerung Theil nehmen, sollte
aber das Unternehmen ganz missglücken, dem König 2500 Uann, um sie in
Schonen zu gebrauchen, von Anfang Mai an bis zn Ende der Campagne über-
lassen and, falls dem Könige durch den Frieden gar keine Eroberungen bleiben
sollteu, ihm, wenn sie das Herzogthum Bremen behalten sollten, 4000 Thaler
Kammer-Intraden einräumen wollen. Dagegen aber soll die Krone Dänemark
allen Praetenslonen auf die Herzogthümer Bremen und Verden entsagen
and dahin cooperieren, dass das erstere, eingeschlossen das Hamburger und
Bremer (^pitel, bei dem Frieden sschluss dem Hause Braunschweig verbleibe,
femer soll sie diesem Hanse bei jedem Angriff, der auf dasselbe in seinen
Canqaesteu oder Erblanden erfolgen sollte, mit 3000 z. F. u. 1000 Pferden auf
eigene Kosten Hülfe leisten, nach Abschluss und Ratifioierung der Tractaten
demselben den Kraatsand restituieren und die Besatzung aus Carlsburg und
der Schwinger Schanze abfüliren, ferner die Stände des niedcrsSchsischen Kreises
gegen die jüngsten Kreisbescblüsse nicht mit Quartieren gravieren and sich be-
mühen, dass dem Hanse Braunschweig seine dort erlahgten Quartiere verbleiben,
besonders soll sie auf Geldforderungen an Hamburg und Lübeck verzichten und
diesen Städten freien Handel ausser mit Waaren von Kriegscontrebande lassen.
Falls K.Brandenbnrg auf das Bremische und Verdische Regress nehmen oder
ovGoQi^lc .
318
III. Brandauburg uad Dänemark 1676—1679.
sonst Jemand etwas davon überlassen werden sollte, soll Dänemark solches td
dem, was ihm ausser der Volkshülfe an Land und Leuten abgetreten tttäe
könote, pro rata za eistatten haben. Die Bremischen nnd VerdJscheD Enlei
thanen sollen die Zoüfreibeit in Elsflieth behalten, wegen des Zolles und d<
Landes Würden sollen die Unterhandlungen fortgesetzt werden. Der Ron:
soll nicht nur selbst die braunschweigischen Gesandten als Ambassadeurs traclim
lassen, sondern auch zu Wege bringen, dass dieses von k.brandenbargis(h<
Seite geschehe, and neben demselben dem Kaiser dieses anzeigen und diesen e
suchen, den braunschweigischen Gesandten ein gleiches Tractament widerfihit
zu lassen, auch bei anderen Mächten sich darum bemühen. Dänemark soll eo'
lieh zu Wege bringen, dass Kf., falls mit münsterischer und braunschweiguch
Hülfe Rügen erobert werden sollte, dem Torbehaltenen Eventualregress a
das Bremische and Verdische vollständig entsage.
Die Danischen haben darauf erwidert, dass sie, da dieses Project rie
nova enthielte, sich nicht darauf instruiert fänden, sondern darüber an den K5[i
berichten und dessen Ordre erwarten mussten, dass sie dasselbe auch den audfii
zu diesem Kongress verschriebenen Gesandten mittheilen und mit denseltn
darüber communicieren wollten. Sie haben ferner nm Erklärung gebeten, <
diese oblata et postulata als ultima anzusehen seien, verlangt, dass, falls i
Kriegshülfe sich als nicht nöthig erweisen sollte, das Haus Braunschweig de
Könige den bisher vorenthaltenen fünften Theil des Bremischen nndVerdiscb
laut einer beiliegenden Deaignation, doch unter Vorbehalt einer etwaigen Pt
mutation einzelner Stücke, herausgebe, endlich angezeigt, dass die Schwed
bei Carlshafen viel Volle und Schiffe versammelten, um solche nach Pomme
hinüberzufuhren, und verlangt, dass darüber beratbcn werde, wie dem zu t
gegnen sei, und dass auch die Braunschweiger ihre Resolution darüber m
tbeilten.
Die dänischen Minister meinen, dass, obwohl die Bedingungen c
Braunschweiger sehr hart und schwerlich zu erfüllen seien, doch zn hoffen s
sie würden sich unter der Hand besser finden und zu ablangücben Condition
bequemen. Dieselben haben auch ihnen die Sache wegen der scbwediüch
Embarquierung in Carlshafen sehr beweglich vorgestellt und gebetea, d)
Kf. ihnen durch sie seinen Entschluss, wie er solcher Gefahr zu begegnen j
meint sei, eröffuen lasse').
>) Kf. erwidert darauf (d. Cöln a. d. Spr. 23. FBbruar/[5. Mrj] 1678), weg
der Kriegsoperatiooen besonders schicke er Christoph v. Brandt nieder n
Könige, dieselben könnten dort besser als in üamburg concertiett werden, doch m
sich Guericke bei den MÜDslersehan erkundigen, ob und mit vieviel Truppen i
Bisehof tat Wiedereroberuog von Rügen milhelfen wollte. — y. Ledebnr hallo
zwisclien Hamburg schon verlassen, mischen den Dänischen, Uünsterschen und Bni
seh iceigi sehen sind dort die'Coafereozen noch bis Ende M£rz fortgesetzt, schli<3$l
aber, da die letzteren hartnäckig an ihren Forderungen festhielten, ergebnisslos :
gebrochen worden.
oyGooi^lc
Die Verbaiidlungen lu H&mburg. Instruktion t. Brandt's. 319
InstructloD, wornach sich unser — Geheimer Rath und Neu-
märckischer Kanzler Christoff von Brandt zu achten hat.
ü. Cöln an der Spree 6./16. März 1678. (Conc. Chr. v. Brandt.)
[VananebmeDde KriegBOperatiooen. Verhalten gegenüber den etwaigen Scbrittea
Englands und Hollanda. Warauog vor SeparatTerbandlungen. Terhalteo gegenüber
' Braunscbneig und Uünster.}
So genau, wie der König es wünacht, kann er ihn nicht auf alles 1
instrniereD, da erst abzuwarten ist, was in der zwischen England und Hol-
hnd des Frieden snegotii halber aufgerichteten Allianz') enthalten, und welchen
Aasgaag die Sachen zwischen dem Eönig von England und dem Parlament
nehmen werden.
Sollte Frankreich das zwischen England und Holland vereinbarte Friedens-
prüject verwerfen,, so ist an der Fortsetzung des Krieges nicht zu zweifeln nnd
zu hoffen, dass auch England mit ins Spiel kommen und der Krieg gegen
Schweden besser von statten gehen wird. In diesem Falle, bat er dem König
zu remonstrieren, müssten auch sie beide den Krieg mit Anwendung ihrer
iassersten KiSfte fortsetzen und sich bemüben, Schweden in der nächsten
Campagne einen solchen Vortheil abzugewinnen, dass sie beide nicht Ursache
hätten, wegen ihrer beabsichtigten Conquesten von den zn Doberan nnd Copen-
bagen aufgerichteten foederibus abzugehen. Zu diesem Zweck müssten sie beide
nüglicbst alle collasiooes mit dem Hanse Braunschweig vermeiden, vielmehr
auch dieses and den Bischof von Münster zu kräftiger Fortsetzung des Krieges
zu obügieren suchen. Dabei wird Br. Gelegenheit erhalten, vom Könige
eigenüicli zu vernehmen, wie, an welchen Orten, mit wie viel Truppen er in
der Dichsten Campagne agieren und wie früh er dieselbe heginnen wolle. Er
soU dagegen dem Könige ia geheim entdecken, was Kf. ihm wegen seines Vor-
habens anf Greifswald und Rügen mündlich anvertraut bat. Sollte dabei
der König das Begehren nach Hülfstruppen wiederholen, so hat er demselben
die ans Liefland dem Herzogthum Preusaen drohende Gefahr*), Kiinigsmarck's
dnrch die Rügensche Action sehr zugenommene Macht und die fortgesetzten
Werbungen*) Bethune'a und Liliehöck'a im KÖnigl. Preusaen vorzustellen
and zu zeigen, daas, wenn Kf. dem Könige Truppen nach Schonen schicken
and sich so entUössen sollte, nicht allein das Unternehmen at^ Greifswald and
Rügen verbindert, sondern er auch genöthigt werden könnte, nur defensive
') S. oben S. 189.
*) Schon in einem Schreiben vom 19. Februar/[1. Min] 1G78 hatte er dem
Künige mitgelheilt, dass er beabsichtige, so bald nie möglich Grcifswald anzugreifen,
und denselben gebeten, durch einige Kriegsschiffe der Stadt jeden Zugang von der
See her abzusperren.
>) S. Hirsch, Der Winterfeldzug in Preusaen 8. 31 f.
•) S. ebendaselbst S. 24, ä6.
oyGooi^lc
320 III' Brandenburg und D&nemark 1676—1679.
ZD agiereo und dass das Blatt so hier auch zn grosser Gefahr für Holstein dd
Wismar gaiii umsclilagen konnte. Doch hat er zu versichern, dass, Kf, wen
die Sache bei nächster Campagne sich so anlassen sollte, dass er in Frensse
keinen feindhchen Einfall nnd in Pommrrn nicht einen zu mächtigen Vid?
stand za befürchten hätte, ihm mit einiger Reiterei willfahren wollte, dac
konnte er vorläufig sich za einer gewissen Anzabl nicht herauslassen.
Sollte aber Frankreich das Friedensproject genehm halten und es dam
zwischen dieser Krone, England nnd Holland zum WafTen stillstand kommen, :
werden gewiss England und Holland sich auch bemühen, einen WafFensIdllstu
mit Schweden zu Wege zu bringen. Solange dieses mit Glimpf and fMia-
dendo gesucbt wird, werden sie es in gleicher Weise ablehnen können, solllt
dieselben aber ihnen den Waffenstillstand aufzudringen suchen und dazu m
glimpfliche Mittel anwenden, so werden sie dagegen beide durch ihre Gesandt«
in London, Nimwegen nnd im Haag möglichst zu arbeiten und den gro'si
Schaden, der ilinen dadurch zugefügt werden würde, vorstellen zu lassen babe
Sollte das nichts verfangen, auch der Kaiser zum Waffenstillstand rathen, di
sie den englischen nnd holländischen Zwangsmitteln nicht widerstehen künoe
so werden sie sich zum Stillstande bequemen müssen, jedoch die Bedingui
stellen, dass während desselben England und Holland zusammen oder letzter
allein ihnen den Unterhalt ihrer Armeen und Flotte hergehe. Sollten jene da:
sich nicht verstehen, dann werden sie vertraulich zu überlegen haben, w
ihnen beiden nach der Sachen Bewandniss am zuträglichsten sein würde.
Sie beide werden in England und Holland sich zu bemühen haben, von
bauen, dass ihnen von diesen Mächten keine ungünstigen Friedensbedingung
angesonnen werden. Für den Fall, dass dieses doch geschehen und, nm sie
einem solchen Frieden zu zwingen, England und Holland eine gesamte Krief
flotte in den Sund und nach der Ostsee schicken sollte, kann Ef., bevor it
die Beschlüsse jener beiden Mächte bekannt sind, keine gewisse Resoiati
fassen, v. Br. soll daher von diesem Punkt so lange abstrabieren, Ms Ef., nac
dem Blaspeil') hier angelangt sein und ihm Nachrichten von dem Frioz
von Oranien gebracht haben wird, ihn darüber wird näher instrnieTen lassi
Er soll sich aber bei dem Könige erkundigen, wohin dieser in hoc passa ii<
nnd wie weit er in solchem Falle von den früher zu Doberan nnd Copenhag
zwischen ihnen getroffenen Bündnissen ratione der Conquesten abzngeb
willens sei.
Sollte er merken, dass man am dänischen Hofe ans Fnrcht, dass Engia
und Holland in dem Friedenswerke zu sehr auf die schwedische Seile incliniertf
die consilia auf einen Farticularfrieden mit Frankreich und Schweden rieh
so hat er dem Konige auf das heweglicbate davon abznrathen, da sie sich
ihre bisherigen Hundesgenossen entfremden und Schweden dann den Bogen n
desto höher spannen würde, und, falls seine Vorstellungen nichts verfang
sollten, die Hand gänzlich davon abzuhalten.
>; S. oben S. IOC IT.
oyGooi^lc
tnatrakUott ffir Cbr. t. Brandt 221
Sollte der E5n^ etwa gewisse Nacbricht haben, dass das Haas BrauD-
achweig, namentlich Herzog Oeorg Wilhelm, von der guten Partei abtreten
and sich mit Frankreich nnd Schweden a part za vergleichen beabsichtige, so
hat er mit dem Könige und dessen Ministem zu überlegen, wie dem vorzobeugen
sei, aber darauf Itinzaweiseu, dasa, wenn der Gerimonialpunkt ') znm Vorwand
geaommen werden sollte, Kf. daza wenig tbnn könnte, da dieses eine gemeine
Sache des ganzen knrfürBtlichen Collegiums sei, und zu bitten, dass der König
wedei in dieser noch in der bremischen Sache und anderen des Ef. Inter-
esse betreffenden Dingen den Herzogen Versprechnngen mache. Sonst i&th
Er, der Condnite der Herzoge von Braunschweig gegenüber auch feiner um des
gemeinen Besten willen sich zu überwinden und die Bezeignngen derselben für
jelzt zn dissimulieren, aber sich gemeinsam zu bemühen, dass Herzog Georg
Wilhelm sein Krelsamt nicht zn weit extendiere nnd ihnen die vom Kaiser
angewiesenen Winterquartiere nicht yorenthalte, sondern dass ein jeder bei der
erhaltenen Anweisung sich zo maintenieren nnd einer dem anderen dabei kräftig
za assistieren habe.
Er hat dem König nnd den Hiniatem Hittheilnng von der Sendung
Ledebur's*) znm Bischof von Knnster zu machen nnd sich zu erkundigen,
wie weit der Kön^ mit demselben in Tractaten begriffen sei und ob er dahin
incliniere, dass man sich mit demselben auf gewisse FSlle gegen das Hans
firauDscbweig verbinde. Mit Ledebur selbst soll er communicieren.
Nebeninstrufction. D. Cöln 6./[16.] März 1678.
fAufträge an v. Ahtefeld bei K.SachaeD nnd K.Baiem.]
Er hat darauf hinzuweisen, dass im s&chsischen Gebiet gute Gelegenheit 16. Här
la Recrntiemng der dSjiischen Armee sei, und dem Könige zu ratlien, seinen
EoTo;^ in Dresden v. Ählefeld*) damit zu beauftragen, ferner denselben unter
dem Verwand der Glückstädtischen Zollsache an K, Baiern zu schicken, um
dort dem französischen Gesandten Cardinal d'Estrees entgegenzuwirken, end-
lich sich zn bemühen, dass dieser Ahlefeld mit einem des Königs Respect
und seiner eigenen Qnalit&t anständigen Unterhalt versehen und ihm derselbe
richtig gereicht werde.
>) S. Pufendorf I. XVI, 5 56 (S. 1229).
^ S. ebendaselbst.
*} S. oben 8. 39S.
I. KsriflnUB. XVI II.
oyGooi^lc
III. Bnodenburg und D&aemark 1676—1679.
Nebeninstruktion. D. Cöln 12./[22.] März 1678.
[MiltheiluDgen t, Ahlefeld's. Vorschläge, wie »ersueht werden solle, K.SmIimd u
gewinnen.]
;. V. Ahlefeld ist dieser Tage hier angelangt and hat') anf Antrieb einige
K.SScbsischer Geheimen Räthe mitgetheilt , K. Sachsen würde wohl m be
wegen sein, sich mit ihm wider Schweden za engagieren, wenn er demselhti
den Saalkreis des Harzogthums Magdeburg abtreten wollte, v. Br. hat sich zi
erkundigen, ob A. dieser Ouvertüre wegen mit Vorhewusst seines KSnig» hierh;
gekommen sei, oder dem K6n^ auf der Reise bieher nur Hittheilang darui
gemacht habe. Er hat zunächst nur darauf hinzuweisen, dass es allerdings scb
wünsch enswerth sei, K.Sacbsen mit in die gute Partie zu ziehen, sollte abe
dort vorgeschlagen werden, Kf. sollte, um dieses za erreichen, demselben eii
Stock von dem Herzogthnm Magdeburg abtreten, hat er zn antworten, da.-
dessen Beitretnng allen Alliierten zu statten kommen nnd dass es also billi
sein würde, dass sie alle etwas za Vcrgnügang desselben beitrügen. Kf. hielt
es für das passendste, mit K.Sachsen auf eine ansehnliche, von allen Inlec
essenten zusammenzubringende Qeldsnmme zu handeln und ihm TorlSa6^ il
Pfand die Insel Rügen, wenn dieselbe unter Mitwirkung k.sächsischer Truppei
wiedererobert sein sollte, zu überlassen.
König Christian V. an deu Kurfni-sten. D. Copenhagen
12.y[22.] Mär/ 1G78.
[Erfolglosigkeit der Zusammenkunft in Hamburg.]
Die Verhandlungen zu Hamburg») haben zu keinem Schluss gebrafl
werden können, da die Herzuge von Braunscbweig xich zu gar keiner Billii
keit haben betjuemen wollen. Br stellt Kf. anlieim, ob nicht diese sonst noh
gemeinte Handlang einzustellen und was sonst bei dieser Sache weiter vom
nehmen sei*).
>) S. unten Abscbn. IV.
») S. oben S. 318.
>) Kf. Butwortet darauf (d. Potsdam 19./2». Hin IG78), da man noch einif
mesures mit dem Hause Braunsch woig halten müsste, so möchte der Künig m
der Auflösung des Conventcs nicbt den Anfang machen, jedenfalls solche Praecautic
gebrauchen lassen, dass es nicht scheine, als wollte man die Verhandlungen io1
ständig abbrechen.
oyGooi^lc
Versacfa. E.SficbBen la gewinnen. Der Beriebt Blupeil's. 323
Der Kurfürst an den Kanzler v. Brandt. D. Cöln
28. März/[7. April] 1678. (Cone. Meinders.)
[HitlbeiluDg des Berichtes Blaspeil's. Hinweis auf den sehr bedenklieben Inbalt des-
selben. Wunsch, die Heinong des Königs zu er^hren, namentlicb iregen etwaiger
mit Franltreicb aniubnüpteader Verhandlungen. Vorschlag eines gemeinacbaftlichen
Unternebmeas gegen Rügen.l
Durch eineo Expressen schickt er ihm dieses und den Bericht des anf der 7. April.
Reise hierhin hegriffenen Blaspeil.') Er soll sofort dem Könige davon Mit-
theilnng machen, sich bemühen, dass derselbe ihm sein Gutachten, was bei so
erhweren und zweifelhaften Conjunctaren zu tbnn sei, mittheile, und ihn bitten,
die Sache zu nienagieren und nur solchen, zu denen er völlige Coufidenz trage,
aiizu vertrauen.
Unsers Ortes finden wir bei der Sache so grosse Perplexität, dass
wir uns fast nicht zu entschliessen wüssten, was dabei zu thun oder zu
ratheo sein möchte. Aus demjemgeu, vas des Prinzen von Orange Ld.
gegen vorgemelten unsem Geb. Ratb gedacht, ist fast gnugsam so viel
abzunehmen, dass der Friede zwischen der Cron Franckreicb und dem
Staat so gut als geschlossen, so gar auch, dass, wann schon der König
in Engellaud mit der würcklichen Ruptur wieder Franckreicb den
Krieg (worzu dennoch wenig Appsrenz vorbanden) declariren würde,
man sich dennoch in solchem Staat nicht findet, das Werk wieder
Franckreich auszuführen. Daneben giebt man auch deutlich gnug zu
verstehen, dass weder I. Kön. M. zu Dennemarck noch wir gegen die
bevorstehende Gampagne weder von Spanien noch vom Staat einige
Hülfe oder Beistand, es sei an Volk, Geld, Schiffen oder anderen Sub-
sidien zu helfen, ja man gehet noch wol weiter und will uns beiderseits
nicht allein alle unsere schon gemachte Conquesten fast absprechen,
oder doch in die höchste Unsicherheit setzen, sondern noch wol gar mit
einiger Lige und Zusammensetzung gegen uns dreuen und was der nach-
denklichen Dinge mehr in vorberührtem Bericht enthalten seind. Wir
stellen zwar dahin, ob einige Apparentz vorhanden, dass Schweden sich
mit Engelland gegen Franckreicb verbinden und i^ren möchte, es ist
dennoch auch darauf gebührende Reflexion zu nehmen, zumalen auch
sODsten verlauten will, dass die Intelligentz zwischen Franckreicb und
Schweden wegen zurückbleibenden Subsidien nicht allzu gross sein soll.
Ob nun I. Kön, M. meinen, dass, wann Sie Schonen und wir Pommern
>) S. oben S. 302 ff.
oyGooi^lc
324
III. Brandeaburg imd Dlnemuk 1676— 1£79.
aus diesem Kriege vermittels eines Tractats mit Franckreicfa erlangen
kSanteo, man mit solcher Cron sich vergleichen und den Eri^ als-
dann gegen Schweden zu proseqairen hätte, davon oder wohin sonsten
Ihre Gedanken gingen, erwarten wir mit dem allerehisten und schleuni^teD
Nachricht, wie uns dann auch I. Kön. M. von Ihrer za Fortsetzung des
Krieges gemachten Anstalt zu Wasser und Lande umbstandliche uod
vertraute Nachricht zu geben Belieben tragen werden. —
PS. Auch — weil im Bericht gedacht wird, dass man für dem
Stillstand noch dahin zn sehen haben möchte, dass ein oder ander Ort
emportiret würde, so stellen wir in I. Kön. M. Gutachten, ob Sie nicht
wegen der Attaque der Insal Rügen einen Versuch thun nod desful»
behörige Anstalt machen wollten- Unsers Ortes wollten wir gerne nadi
aller Möglichkeit darzn coocnrriren, und wann uns nur I. Kön. M. da^
benötigte Fahrzeug darzn anschaffen Hesse, alsdann waren wir bereit,
unsere Völker mit darzu zu beordren, insonderheit würde gut und dien-
lich sein, wann I. Kön. U. die sogenannte und im Jötländischen bräach-
liehe Ochsenschiffe darzu hergeben lassen und übersenden wollten.
MittheiluDg des Berichtes v. Ledebur's über seine NegoUation mil
Münster.') Den KSnig soll er bitten, seine Intention wegen Ragen bei Zeiter
zu avisieren, damit Kf. danach seine mesnres nehmen könne.
Chr. V. Brandt an den Kui-fflrsten. D. Kopenhagen
6./[16.] April 1678.
[Audienz. Conferenz mit Kärbilz und Biermann. Vorläufig erhallener Beschciil
Geringe Besorgnisse vor Ilolland und England.]
IS. April. Er ist am 2. hier angelangt und bat am 4. bei den Hajestfiten Audien:
gehabt. Da die beim Könige vor der Tafel stattfand, konnte er demselben um
Itarz vorstellen, für wie notbwendig Kf. es hielte, dass sie mit einander vn
traulich communicierten und bei Fortsetzung des Krieges mö^ichste vigneui
gebrauchten. Auf den Wunsch des Königs aber hat er gestern mit dem Kanilci
Körbitz und mit Biermann Confeienz gehalten und ihnen seiner lnstnicti<>[
gemSss den Vortrag gethan. Sie nahmen alles ad referendum, heute hat dt'i
Kanzler ihn und seinen Bmder zur Uahlzeit gebeten, sich entschuldigt, dass ei
sie vor al^ehender Post nicht mit einer ordentlichen Antwort versehen kSanle
aber im Auftrage des Königs ihnen mitgetheilt, diss dieser mit des KL Seoti
') S. Pufendorf I. XVI, § 56 (S. 1229).
oyGooi^lc
Der Bericht Blupeil'B. DaB Daternehmen gegen Rügen. 325
meiiten übereinstimmte. Das armistitinm eiDEQgehen, hielte er aach für unm^-
üch und wollte ulle ofScia dawider anwenden, er glanbte aber. England nnd
Holland würden es nicht anders als mit Glimpf suchen nnd aich leicht weisen
lassen, wenn man ihnen nur die Inconvenientien glimpflich vorstellte. Von den
der Conqnesten halber abgeschlossenen foedeiibus abzogehen, hielte er noch in
fnilj, man mfisste erst Schweden noch besser zusetzen and sehen, es so weit
zu bringen, dass man wenigstens das meiste von den verabredeten Conqnesten
behaupten könnte, wozu die apparence znr Knptnr zwischen England ond
Frankreich gute Hoffnung gebe.
PS. Er hat des Kf. Rescript vom 28. Ultz erhalten und znnSchgt mit
dem G.Kanzler von der Sache geredet Derselbe war aber gamicht darüber
allarmieit, Uieils weil der König schon ebemnässige Nachricht gehabt, theüa
neil sie sich versichert halten , England ubd Holland seien nicht in dem Zu-
stande, auf das armisticinm par force zu dringen- Er findet aber nöthig, darüber
eine ordentliche Conferenz zu halten.
Chr. V. Brandt an den Kui-fdrsten. D. Kopenhagen
9./[19.] AprU 1678.
[AntKort des Königs «egeu des Unternehmens gegen Rügen.]
Die VorsohlSge des Kf. wegen eines Unternehmens g^en Bögen hat er 19. April.
dem Könige zwei Tage nach der Audienz, als er mit ihm allein in seinem Ge-
Diacü war, ausführlich, so wie Fcldmarschall DÖrflinger aaf des Kf. Befehl
CS ihm umstSndlich vorgestellt und in die Feder dictiert hat, mitgetheilt. Der
König zeigte sich damit sehr einverstanden; nächst Christianstadt, welches par
force entsetzt werden müsste, sollte der Angriff auf Rügen sein erstes Dessetn
sein, doch wollte er mit seinen Bäthen und Generalen überlegen, ob nicht beides
gleichzeitig ausgeführt werden könnte. Er versprach, den Anschlag ganz geheim
za halten und ihm seine beständige Resolution durch den Kanzler mittheilen
la lassen. Costern hat ihm Ahlefeld dieselbe hinterbracht, dem König ge-
fiele ebenso das Desseio selbst als dass Kf. die Sache so ernstlich mit angreifen
wollte, wenn der Angriff an zwei Orten geschehe und dazu 6 — 7000 Mann zn
Fdss nnd etwa SOO Reiter gebraucht würden, könnte auf der Insel leicht Posto
gefasst werden. Wenn Kf. nur 2—3000 Mann dazu bergeben könnte, wollte
er 1000 dazu gebrauchen, an hinreichenden Fahrzeugen zu beiden Attaquen und
schleuniger Ueberbringung der Cavallerie des Kf., nachdem man mit der In-
fanterie Fosto gefasst, sollte es nicht fehlen, der Kijnig hätte schon aaf seinen
Vortrag Ordre ergehen lassen, allerlei Fahrzeug in Beschlag zu nehmen and
me Anzahl Böte nnd Schuten vorn mit 2 — 3 Stücken zu besetzen, nm damit
die Königsmarcksche Cavallerie, wenn sie sich zu stark am Strande zeigte, zu
delogieren, die Flotte sollte auch desto eher in See gebracht und beordert
oyGooi^lc
I
326 111. Brandenburg und Dänemark 1676—1679.
werden, in der Gegend von Rügen zu kreuzen. Eine bestimmte Zeit dua tu
deteimiDieren aber sei noch nicht möglich, zneret müsste er aaf den Gal£alz
von Christianstadt denken, wozu er alle seine Infiknierie und die 60O0 Ubdo
Münstersche gebrauchte. Wenn aber der Bischof von Münster bei dem Vot-
satz, ihm noch 3000 Mann zn übeilassen, verbliebe, so sollten diese je eber jf
lieber nach Wismar marchieren und dort eingeschifft werden, wenn auch noi
ÜOOO Haan Infonterie darunter wären, so wurden sich auf der Rotte 3D0C
Hnsqnetiere finden, anch ein paar tausend Matrosen zn der descente gebnncbi
werden. Sollte aber der Bischof von dieser Offert« zurücktreten, so mSsEli
Kf. statt 3000 5000 Mann zu diesem Dessein destinieren, damit er zu seinei
Attaque 30ÖO davon bebielte und die übrigen 2000 sich mit der auf der Floth
befindlichen Infanterie coiyun gierten, auch nach Proportion etliche bnnderi
Reiter mehr dazu commandieren. Ginge dies nicht, so mfisste die Entrepris«
bis nach dem Entsatz von Chriatiaustadt, den er Mitte Juni vollbracht zu bab«F
hoffe, anstehen. Wenn die Landung glücklich geschehen sei, mnssten die ge
sammten Truppen vereinigt auf Konigsmarck losgehen und ihn schlagen odfi
ganz von der Insel treiben und dann sogleich die Neuefährscbanze wegin
nebmen suchen. Zu einer dritten Descento von des Kf. Armee sehe der Eänii
keine Apparenz, so lange die Schweden Meister von Stralsund nnd derNeueo
fährschanze wären. Könnte man aber dem Kf., wenn er zwischen Stralsum
nnd Greifswald stände, bequem und ohne Gefahr einiges Fahrzeug zabrio^n
so stände, wenn die Flotte bei Rügen wäre, darüber zu dcliberieren. Er (v. Br.
glaubt, dass Kf. sich fest darauf verlassen und seine Kriegspraeparatoria danacl
einrichten kann.
Des Kf. eigenhändiges Schreiben an den Kön^ ') hat er der Königin ge
zeigt und mit ihrer Bewilligung es noch bei sich behalten, damit er wegen de
Desseins auf Rügen erst vollkommene Richtigkeit treffen möge, weil sons
Ärcnsdorff und Hahn, wenn sie etwa das Schreiben zu sehen bekimep
dieses Dessein hindern möchten.
Der Kurfürst an Chr. v. Brandt. D. Lehnin 13. /23. April 1678
[Vorsclikg gumeinsameu Vorgebens mit Däaemark, Braunscbweig und Uünster gcgc
die einseitigen Friedensverhandluiigca des Kaisers, Spaniens und Ilollands.
I. Er fürchtet, dass die neuen von Frankreich in Nimwegen propoiiiertei
Fried enscondilionen >) schon vorher zwischen dem Hanse Oesterreich und Frank-
reich concerlicrt sind, dass sie in England und Holland neue Tntrigaen verur
Sachen und die Ruptur Englands verzögern werden. Da dergleichen eioseiügf
Handlungen den anderen Alliierten, die bisher nicht zngezogen sind, sehr prä-
') Nicht bei den Akten.
») S. oben S, 305.
oyGooi^lc
Das DnternelimeD gegeu Rügen. Die fraazoHiscban FriedessTorscblüge. 327
judicierlich sein werdeo, so bSlt er für gu'athea, dass Dänemark, er, Münster
□nd das Haus Braanschweig entweder jeder a part oder zusammen sich darüber
beim Kaiser, Spanien und Holland beschweren und verlangen sollen, dass hin'
fori mit alleu Interessierten de concerto gehandelt werde, sonst inüssten sie
gegen solche einseitigen Uandlungen, die schnurstracks gegen die Allianzen
liefen, protestieren and sich ihre Befugniss vorbehalten. Er soll dem Könige
diesen Vorschlag miltlieilen und dessen Meinung darüber einholen, denselben
Varschlt^ hat Kf. auch am Cellischen llofe machen lassen').
Der Kiii-tUi^t an Chr. v. Brandt. D. Potatam
U./27. April 1678.-)
[AuF die Relation loui 9. April. Vorschläge und Forderungen inbetreff des
UnteraehmeiiE gegen Bügen.]
Dass der Angriff aufRügen zuerst gesammter Hand vot^enommen. würde, ST. April.
sähe er sehr gern und es wäre auch für beide Entreprisen das sicherste, falls
Chrislianstadt nicht gar zu sehr pressiert wäre, sondern sich noch eine geringe
''•eit halten konnte. Denn die Quartlere, die Kf. noch im Anhaltischen und
Hagdeburgischen hat^ laufen Ende April ab, in seinen Landen kann er die dort
stehenden Truppen nicht einnehmen, sie nach Pommern aber zu führen und
dort ohne Operation stehen zu lassen, würde höchst schädlich sein, da sie dann
aus seinen Magazinen verpflegt und diese, ehe man zur Operation käme, er-
schöpft werden müssten. Sollte der König sich zu diesem Unternehmen enf-
sfhliessen, dann müsste ohne Zeitverlust dazu geschritten und er aufs schleunigste
<lavon benachrichtigt werden, damit er die nothigen Befehle ertheilen kann.
Sollte aber der König meinen, dass er vor allem die Entsetzang von Christian-
stadt vornehmen müsse, wobei er aber räth, dass derselbe nichts Hauptsäch-
liches hazardiere nnd sich nur, wenn er eines glücklichen Ausganges gleichsam
versichert ist, in einen combat einlasse, da von der Conservation seiner Armee
und besonders seiner Person alles dependiert, so will Kf., falls die 3000
Münsterseben wirklich kommen und auf der Flotte ausser den Matrosen 2000
Miuquetiere sein sollten, also die Anzahl der Völker, die er für die Attaque
von dänischer Seite desideriert, erfüllt werden könnte, das Seinige thun nnd
alles, was mOglich und der Kriegsraison gemäss, vornehmen. Doch mussten
^ König Christian schreibt an Kf. (d. Cupenbagen 23. April/[3. Maij 1678),
aufb er tiode das französische Friedens project ganz ungereimt nnd unerträglich und
in bei den schvediscben Conquesten Interessierten fast injurios, er habe daher
seinen Hiniateru in Nimwegen Befehl gegeben, sich dagegen hautemcnt zu opponieren
und in allein mit denen des Kf. de concert zu gehen.
^ Am Rande bemerkt.' ^usau eipresso Serenissimi und ist Sr. Chf. D. in Bei-
sein das H. Qen.-Feldm. vorgelesen worilen."
oyGooi^lc
S26 HL Bruidenburg und D&n«maric 1676—1679.
unter dea Hönsterschen einige Hundert z. Pf. seiij, da er derends nur 5 Re-
gimenter z. Pf. hat nnd davon nichts zu der dänischen Attaque hergeben kinn.
Sollten aber die 3000 HünEterschen nicht kommen, to ist es ihm onniögUcb.
die Attaque anf Rügen allein auszufahren, da er nicht Volk genug bat, nm nd
zolängliches Corpo, wie es die höchste Noth erfordert, auf dem Festlande steheii
zu lassen und zugleich eine so considerable und stark besetzte Insel uungräfen-
Dann müssta die Attaque bis nach dem Entsatz von Chriatianstadt Terschabtn
werden.
Und weil dann von der Gewissheit, ob die 3000 Mönsteriscfa«
kommeD und sonst alles an Seiten I. K5d. M. versprochenermasseo in
Stand sein wird, ansere ganze Resolution dependiret, so habt Ihr um
davoQ bei Tag nnd Nacht und ohne einzige Minute zu verabsäumeo
pari zu geben, damit wir nnsere mesures darnach nehmen können.
Aach auf die nöthigen Fahrzeuge von dSnischer Seite rechnet er mit Be-
stimmtheit Die in Pommern vorhandenen sind meist schadhaft nnd es feUt
dort auch an Zimmerlenten nnd Hatioseo.
Chr. und Fr. v. Brandt an den Kui-fQrsten. D. Kopenhagen
27. April/[7. Mai] 1678.
[Coarerenz wegeo des UnteraebraeDs g«gen Rügen. Der Hriegsplau des Königs.]
7. Hai. Auf Grund des Kescripts vom 17./27. April haben sie aufs neue mit d«m
Konig in Gegenwart von Tromp, Baudiss und Ärensdorff über das Unter-
nehmen gegen Rügen conferierL Da sie erfalireQ hatten, dass Ärensdorff
uad Ilahn (welche nebst anderem Ungeziefer dieses Hofs noch immerbin mehr
Böses als Gutes stiften) sich bemühen, dem Könige einzureden, Kf. könne is
der bevorstehenden Campagne nichts als die Eroberung von Kügen vornehmen
und müsse daher auch das moiste dazu contribuieren , und da Ärensdorff in
Gegenwart des Königs sagte, dem Kf. sei nicht zu ratheu, Greifswald zu atta-
quieren, er werde bei dem Zustand seiner Armee nicht vor dem Jnli ins Feld
gehen kSnnen, so haben sie ihm hardiment geantwortet, was es nützte, dsss
der König und Kf. wegen der bevorstehenden Kriega Operationen commnnicierten,
wenn man hier von des Kf. Armee so schlechte Opinion h&tte, und dem Könige
vorgestellt, Kf. beharrte bei dem Entschlüsse, ihm zur Eroberung von Rügen
zu helfen, wenn aber von Seiten des Königs nicht frühe und kräftig genag
dazu gethan und er dadurch genöthigt würde, sich mit seiner ganzen Hachl
anderswohin zu wenden, so wurde er schwerlich in der ganzen Campagne
imstande sein, ihm zu dem Unternehmen auf Rügen die Hand zu bieten. Der
König aber versicherte, es sollte bei der früheren Abrede bleiben. Sollten die
3OÜ0 Münsterschen zu lange oder ganz ausbleiben, so woUte er sofort nach
oyGooi^lc
VeriuuidlDDgeii wegen de« üateruehmeiia gegen Ragen. 329
dem BntsAtz von Chriatianstadt, womit es über 5 Wochen nicht anstehen könnte,
die vom Kf. begehrten Trappen, das u&thige Fahrzeug und wenigstens 30 mit
2 bis 3 Stücken besetzte Boote zum Angriff gegen Rügen liefern nnd auch die
Flotte sollte, wenn das ÄDslanfen der feindlichen es nicht verhinderte, mit dabei
sein. Er hat ihnen dann seinen eigenen Eriegsplan anvertrant: Sein Uaupt-
dessein sei anf Gothenbai^ oder Bshuis, oder, falls diese za stark versehen
sein sollten, auf Helmstat gerichtet, dieses sollte Oüldenlea mit der um
^500 Heiter nnd 3 — 1000 Mann z. F. verstfirkten Armee in Norwegen ver-
sacheo. Sollte der Feind mit seiner ganzen meist bei Christianstadt stehenden
Macht dorthin zd Hülfe eilen und Güldenlen zuvorkommen, so könnte er zwar
die Belagerung von Gothenbm^ nicht vornehmen, brauchte aber auch nicht
wegen Christianstadt etwas zu hazardieren, bliebe aber der Feind mit einem
Theile seiner Armee vor Christianstadt stehen, so würde ihm doch der Entsatz
keine Hübe kosten, opiniastrierte sich aber der schwedische Konig wegen
Chiietluatadt und zöge alle seine Macht dahin, so wollte er diesen Ort wohl
veiBchmenen, wenn er dagegen das weit widltigere Gotheoborg in seine Ge-
walt bekimeO-
Chr. und Fr. v. Brandt an den Kurfiirsten. D. Kopenhagen
29. April/[9. Mai] 1678.
[Eriegspl&ne des Königs. £f. kann nicht mit Sicherheit bei dem Unternehmeo gegen
Rügen auf liinl&ngllche Unlerstützung reebnen.]
Der K&nig hoffli, bevor der schwedische KOnig sein neoansgeschriebenes 9-
Volk mit seiner Armee conjnnglert haben wird, Christianstadt zu entsetzen und
Helsinbnrg nnd Gothenbnrg zu nehmen. Nachher wird er sich nach des Feindes
Stärke und Contenance richten müssen. Wegen der Unternebmuog auf Rügen
beharrt der K5nig anf seiner Intention, da der Bischof vonMünster aber gegen
die versprochenen 3000 Mann allerhand Fordernngen stellt, so soll General
Bandis erst, nachdem der von demselben abgesandte v. Zitwiz hieher ge-
kommen, zu Kf. gehen.
An I. EöD. M. Itöimen wir zwar verspüren, dass es Ihr in dieser
•Sache ein rechter Ernst seie, auch versichern uns der Herr Canzler
<} Kf. beBehlt ihnen darauf (d. Cüln 14./S4. Hai 1G78), nochmals darauf zu
driogen, dass der Angriff gegen Rügen sofort beiderseits unlemommen werde, und
m erküren, er könnte nicht lange still sitzen, müsste sonst sieb in ein anderes
Dnsein engagieren und zweifelte, ob er dann noch in dieser Campagne im Stande
■eia wörda, an dem Angriff gegen Rügea tb eilzunehmen. Ohne Beisein und Hit-
iä\h der Hauptflotte könnte ein solcher nicht untern am meu «erden, auch mnssl«
der König das dazu nötbige Fahrzeug anschaffen.
oyGooi^lc
330 Ili. BruidenbuTg und Uänemark 1676-1679.
Alefeit and General AreusdorT, dass I. M. gar gewiss der Abre
gemäs» darzu tliua werden, weil es aber ein Dessein ist, der zu Wa&
wol und behutsam muss angefangen und darzu alhier im Hafen alli
band Anstalt gemachet werden, der Admiral Tromp') aber zu unsei
grossen Leidwesen von hier weggehet und wir dep dänisohen Admiral
nicht zutrauen können, dass sie mit solchem Eifer und Fleiss, als sie
gehöret, alles an Hand schaffen werden, als stehen wir bei uns an,
wir uns unterstehen dfirfen, E. Ch. D. die Versicherung zu thnn, it
alles nach Ihrem Wunsch und Verlangen von statten gehen werde. V
wollen zwar nicht ermangeln, I. M. dero mit uns genommeneu Abrc
stets zu erinnern, unsers unvorgreif liehen Ermessens aber würde {
E. Chr. 1). das sicherste sein, wegen Ihrer Magazinen solche Anstalt
machen und Ihre Sachen sonst so einzurichten, dass Sie Sich aode
wohin wenden könnten, wann wir alhier verspüreten, dass die Sac
alhier zu lange verzögert werden sollte. —
Chr. und Fr. v. Brandt iin den Kiirfi'irsten. D. Kopenhag
4./[14.] Mai 1678.
[Verbauillungen mit Hünster wegen Garantie der Eroberungen. Tromp's Abschit
Der hieher unterwegs beüadliche miinstersche Gesandte von Zitwitz
bevollmächtigt, wegen einer mutuelleii Garantie der Conqucsten zwischen il
König und dem Bischof einen Vertrag zu schiieasen. Der König hat bei ihi
anfragen lassen, ob sie auch dazu bevollmächtigt wären, sie haben erwidert, d
iie zwar keine Vollmacht hätten, aber deswegen achreiben wollten, und hal
sich erkundigt, ob auch die Herzoge von Braunschweig in diese Garanüe
eintreten würden. Ahlefeld hat ihnen erwidert, der König hätte diesell
dazu aufgefordert, sie hätten aber erklärt, nur wenn Kf. ihren Ambassadea
den Titel Eicellenz accordierte und man sich wegen der bremischen Part
geeinigt hätte, es thun zu können.
Tromp gebt zwar weg, doch hat es sich mit seiner Sache insoweit
bessert, dass der König ihn in sein Qartculiaus, die Rosenburg, zur Tafel komn
>) Schon im -n. Februar/[5. März] 1678 halte Fr. v. Brandt berichiei,
acheine, als ob man hier Tromp gern los wäre, Admiral Juel und dessen Anhän
bereiteten ihm allerhand Widerwärtigkeiten und beredeten den König zu Dinf
welche ihn sehr choijuieren müsalen. Tromp habe ihm dieses alles selbst eril
und zu verstehen gegeben, dass er es auf die Länge nicht aushalten könnte. ^
I'ufendorf 1. XVI, & 57 (S. 1230).
oyGooi^lc
Tromp's Fortfang. VeThBndlungea mit Uünster. 331
lassen and sebr frenndlieli behandelt hat, worüber Tr. siemltch vergnSgt ge-
wesen. Sie wollen suchen, ihn zu disponieren, dass er die Sache in Holland
Dicht zum Nacfatheil des E5nigB nnd des Kf. aigriere. Sie hätten sich gern
hemäht, ihn hiur zu behalten, aber die Jalousie dor anderen Ädmirale und die
Miss Verständnisse mit denselben würden nichts gutes effectnieit haben.')
Chr. V. Bi-andt an den Kuriiireten. U. Kopenhagen
18./[28.i Mai 1678.
{Wunsch der Künigiu, das» die VerinshlaDg des Kurpriniien mit ihrer Schwester
schon jetzt vollzogen verde.] ,
Er bat bei der Königin Audienz gehabt, derselben das Schreiben der 28. Mai.
Landgräfin'), betreffend die Sache Tromp's, fibergeben und sie gebeten,
sich zu bemäbea, dass demselben das Oberkommando fiber die Flotte gelassen
werde. Sie hat das auch veraprochen. Dieselbe sprach dann mit grosser
tendresse and auf eine sehr obligeante Art von der Heirath des Kurprinzen und
ihrer Schwester') und sprach den Wunsch ans, dieselbe mOohte znm gesegneten
Ende ausschlagen und das Beilagei möchte bei der jetzigen Anwesenheit ihrer
Mutter ZQ Berlin vollzogen werden. Es würde der Landgräfin sehr disrepatier-
lich sein, wenn sie, nachdem man überall glaubte, dass sie von Kf. des Bei-
lagers halber eingeladen worden, ohne desselben Vollziehung nnd nnverrichteter
Sache von Berlin wieder wegziehen müsste, ferner würde die jetzige Vollziehung
desselben an diesem Hofe bei gegenwärtiger Conjunctur viel gutes wirken und
das gegenwärtige Vertrauen befestigen, während man sonst glauben würde, Kf.
mache auf eine nahe Verwandt- und Schwägerschaft mit diesem königlichen
Hause wenig Reflexion, ferner wüsste man nicht, was Gott über die Landgräfin
>) Kf. befiehlt darauf Chr. v. Brandt (d. COln 7./1T. Mai 1678;, mit dem
Könige allein zu reden, ihm vorzustellen, welche übleu Folgen für ihn selbst und
iür die gemeine Sache Tromp's Eutlassung haben würde, und ihn zu ersuchen,
demselben noch diese Campagne das Commando zu lassen. Ebenso soll er Tromp
ein Schreiben des Kf. übergeben und ihn ersuchen, wenn der König es begehren
vörde, in dessen Dienst zu bleiben.
>) Die Landgräfin Hedwig Sophie von Hessen -Cassel, Schwester dos Kf.,
Hutler der Königin Charlotte Amalie von DsDemark, befand sich damals zum Be-
mh am Berliner Uofe, s. v. Bnch's Tagebuch II, S. SOff.
^ Der Kurprinz Friedrich hatte sich im Juni 1676 auf der Rückreise von
Clete in Cassel mit seiner Cousine, der Prinzessin Elisabeth Henriette von
Ilesien, der jüngeren Schwester der Königin von Dänemark, verloht. Ueber die
VerzögeruDg. der Vermählnag und die daher von hessischer Seite geschöpften Be-
örchtungen vgl. v. Orlich 1, S. 541 f.
oyGooi^lc
332 III' Brandeabarg und Dimemftrk 1616—1679.
verhängen möchte, nnd für die PriDzessin werde es Eebr aützUch sein, vei
die Vermählung bei Lebzeiten derselben vor sich ginge.
Die verwittwete Konigin'), welcbe allerhand Mittel sacht, zwischen di
Könige und dem Kf. Jnlousie uud Kaltsinn igkeit zu stiften, um des Eönigs (
miith desto mehr zu ihren Brüdern zu lenken, stellt zu diesem Zweck auch d»
Könige vor, dass des Kurprinzen Ueirath mit der hessischen Prinzessio ga
zurückgeben würde und daraus leicht zu schliessen wäre, wie geringe Refleii
Kf. auf die Verwandtschaft mit diesem königlichen Hause machte.
Chr. und F. v. Brandt an den Kiii-fürsten. D. Kopenhagf
25. Mai/[4. Juni] 1678.
[Dünische Vorschläge wegen des Unternehmens gegen Kögen. Weitere Pläne <
Königs.]
Der Konig erbietet Bich=) l) die ganze Flotte in Eile nach Rügen geh
zu lassen, 2) gegen den 15. Juni alles Fahrzeug nach PeenemUnde zu schieb
3) 3500 Mann z. Fuss anf die Flotte zu setzen, damit so drei Hauptattaqni
eine dänbche, eine braadenbnrgiscbe und eine münsterische gemacht vai
können, i) weil die Admirale nöthig befunden, alles bei Peenemünde in vi
gammeln and mit einem guten Winde alle Attaquen zugleich za macheo, h
er dio MSnsterschen ancb dorthin marschieren lassen, 5) handelt er mit Hüus
auch wegen Ueberlassung von 800 Keltern. Baudis bekommt hente Insttnkti*
zum Bischof und von da in höchster Eile zu Kf. zu gehen. Dagegen ersoi
der König den Kf., 1) gegen den 10. Juni mit allen seinen Truppen zwisct
der Feene und der Ostsee za stehen, 2) sofort zwischen Stralsund und Grei
wald bei Brandtshagen Posto zu fassen und von da des Feindes Frame, i
ohne Zweifel bei 'der Neuen Fäbrschanze liegen, mit Kanonen zu ruinier
3) die Insel Dänholm zu emportieren, um Königsmarck die Communicati
mit Stralsund abzuschneiden, 4) die Münsterschen von Demmin bis Peenemüc
und bis sie auf der Insel sind mit Lebensmitteln zu versehen, 6) wenn es i
') Die Königin Sophie Amalie, geborene Prinzessin von Braunscho
Schwester der Herzoge Georg Wilhelm, Johann Friedrich und En
August
^ Am 31. Hai hatten sie berichtet, die Nachricht von dem bevorsteheir
Vriedeossc blasse zwischen Holland und Fruikreich (s. oben S. 213ff.) habe bewii
dass man sich nun bemühen wolle, England zur Ruptur mit Frankreicb zu beweg
ferner dass die Unterband tu ngen mit dem Bischof von Hönster, dessen GeeiDii
V. Zitwitz gestern angekomoifln sei, beschleunigt werden sollten und dass maus
auch entschlossen habe, das Werk gegen Rügen mit allem Ernst in Angrif
nehmen.
oyGooi^lc
Du Onteroebmen gegen Ragen. 333
Fnukreich zum Stillstand kommt nnd von Liefland her wenig zo befahren,
seine meiste Cavallerie in aller Elle nach Pommern zu ziehen, damit ausser
den HSnsterschen wenigstens £500 Reiter and 500 Dragoner nach der Insel ge-
schickt werden können, um Königamarck, der 4000 Pferde stark ist, ohne
Gefahr anzugreifen. Kf. wird in aller Eile berichten müssen, wieviel Reiterei
er beigeben will, da der KQnig durch Scheel's gestern eingetroffenen Bericht,
Kf. wolle ausser den ÖOO zu seiner eigenen Attaque gar keine Cavallerie her-
geben, ganz irre gemacht ist. Er soll 6) zu der Hünsterschen Attaque das n5thige
SthanzgerSth liefern, 7) wenn er keine zweipfündigen Geschßtze zum Angrilf
auf die FEhrscbanze liefern könnte, nur die Lafetten und sonst alles zu 8 — 10
Kanonen Nfitbige hergeben.
Der Konig will nach der Eroberung von Rügen seine Flotte nach den
Scheeren gehen und mit 8O0O Mann Stockholm zu Litnde durch ein Debarqnement
angreifen und totaliter ruinieren lassen, nnd bittet, dass Rf. ihm ein paar
tausend commandirte Mnsquetiere dazu auf die Flotte gebe, auch der Biscliof von
U finster soll die gegen Rügen gebrauchte Infanterie dazu verwenden lassen.
Der Kurfürst an Chr. v. Brandt. D. Cöln an der Spree
28. Mai/[7. Jmii] 1678. (Conc. O. v. Schwerin.)
[Die Verm&htung des Kurprinzen.]
— So viel das zwischen nusers Ghurprinzen nnd der Prinzessin zu 7. Juni.
Hessen Ld. Ld. Beilager betrifft, da erkennen wir zwar, dass die von
Ihr May, der Königin dabei gethane Vorstellungen ans einer zu unserm
Chnrf. Hause tragenden sonderbaren AfTection bergeflossen, und thun uns
dessbalb frenadvetterlich bedanken. Nachdem man aber vor izo bei
allerhand vorseinden und Ihr May. nicht unbekannten Occnpationen ao
geschwinde darza nicht zu gelangen, wie wir dann auch unserer viel-
geliebten Frau Schwester Ld., da wir sie anhero eingeladen, ausdrücklich
geschrieben, dass das Beilager izo nicht gehalten werden könne, so be-
fehlen wir Euch hiemit gnädigst, Ihr May. der Eönigio allen Zweifel
zu benehmen nnd sie vielmehr zn versichern, dass, sobald wir nur die
bequeme Zeit darzu ersehen werden, die Vollenziehnng desselben mit
göttlicher Hülfe vor sich gehen lassen wollen, inmassen wir auch schon
die Bhepacta vor die Hand genommen, umb dieselben nnd was darzu ge-
hörig inmittelst zur Richtigkeit zu bringeu. —
oyGooi^lc
134 III- Brandeaburg und D&neniMk 1676—1679.
jhr. und Fr. v. Brandt an den Kurförsten. D. Kopenhao
l./[U.] Juni 1678.
[Tromp's Absiebt, sich zu Kf. zu begeben]
Tromp'B Abgang') ist nicht zu redressieren gewesen. Derselbe ist i
ichlosseo, sich zu Kf. zu begeben, um ihm mit gutem Rath wegen der I:
tBgen zu assistieren und an Hand zu geben, was er von des Königs Fl
md Fahrzeug zu Beförderung der Attaque für sich begehren solle, vermeini
lass es ihm viel reputierlicher sein würde, sich bei Kf. als ein Cavalier au
lalten und zu dem Werke zu rathen, als hierein General Admiral za !
venn ein anderer die Flotte commandiere. Der Kanzler und die Kfinigin
nüben sich sehr, es dahin zu bringen, dass er mit VergDÜglichkeit hier i
Eomme, damit man, wenn die Zeiten sich ändern sollten, ihn wieder heikri«
Der Kurfürst an die Gebrüder v. Brandt. D. Cöln
4./ 14. Juni 1678.»)
Auf die Relationen vom 35. und 28. Hai.*) Absiebt, sich mit seiner Ilauptai
gegen Frankreich zu wenden.]
— Weilen aber jetzo in den NiederlaodeD anf den Frieden
liier Gewalt getrieben wird und leicht zu ermessen, dass, wann
Staat zuerst abgehen und darauf Spanien und der Keyaer den Frie
lu acceptiren genötl^iget werden sollten, wir mit Occupirunge der li
lügen nichtßs ansrichten, sondern nach Franckreichs GefalleQ alles wii
in Schweden restituiren mussten. Zue demo so haben wir die siel
Vuchricht, daäs der König von Franckreich den Marechal de Sch(
}erg beordret, mit 20000 Mann ins Clevische und andere unsere«
ifalischo Lande einzubrechen und selbige zu occupiren, am uns i
legst dieselbe anders nicht als wie ein Aequivalent gegen nn
lommersche Couquesten zu restituiren. Damit nun dieses verhütet
>) S. oben S. 330.
<) Tromp traf am 10. August 1678 bei dem Kf. in Wolgast ein. S. I
iurop. XXXVm, S. 349, v. Buch's Tagebuch U, S. M f.
>) S. Pufendorf 1. XVI, 5 59 (S. 1233).
') In letzterer batten die Gesandten um nähere Instruktion für die Tiait
nit D&nemark und Münster gebeten.
oyGooi^lc
Veiiaderter Veldiugaplsn des KurfSnt«». 335
zugleich die Staaten, oder doch zum wenigsten Spanien nnd der Keyaer
von Acceptirnng eines praejudicirlicben Friedens abgehalten werden,
hsben wir anf ein Mittel gedacht, welches wir Euch in Vertrauen er-
üSaea wolleo, mit auadrücblichem Befehl, solches au Niemanden als an
I. KöD. May. und den Groas-Cantzler zu entdeckeQ, auch beide zu er-
aiichen, solches gegen andere zu secretiren. Nemblioh wir seind ent-
schlossen, in dieser Campagne wieder Graf KSnigsmarck iD Pommern
nar defensive agiren zu lassen und zue solchem Ende einige unserer
Regimenter nebst einigen InneburgischeD Trouppen, weshalb wir eine Zu-
sammenkunft veranlasset haben'), an der Pene und auf den Pässen zu
verlegen, mit dem Gros unserer Armee aber zwischen 18000 bis
20000 Mann gegen den Rhein und nach. den Niederlandeu zu marchiren,
amb mit Zuziehunge anderer Trouppen von denen AUiirten eine con-
siderable Uauptarmee zu formiren und uns in solche Postur zu stellen,
tlass weder I. Kon. May. noch auch wir zu einem irraisounablen und
nachtheiligen Frieden gezwungen werden mögen. Bei solcher Be-
wandnus würde die Attaque der 'Insul Rügen noch etwas auagestellet
bleiben müssen, zum wenigsten könnte sie gegen den 15. Junü nicht
vorgenommen werden. Wir wollen jedennoch alles noch reifer über-
legen und Euch mit nächster Post unsere schliessliche Willensmeinunge
wissen lassen. —
Der Km-fürat an die GebrOder v. Brandt. D. Cöln
4./ 14. Juni 1C78.
[Zu besoTgende Gefahren, nenn die anderen Bundettgenossen Frieden schliessen
Sbllleu. Bemühangen, den Kaiser und das Ilaus ßrauuschwerg davon abiuhalten,]
— Nun ist uns zwar lieb, dass solch heilsames Werk') mit Fleiss u. Juni.
Qud Eifer getrieben werde, weil aber iii kurzem die Conjoncturen sich
sehr verändert uud insonderheit dus Hauptwerk durch der Staaten un-
besonnene Präcipjtantz zum Frieden in einen anderen Stand gerathen,
so befinden wir, dass jetzo auf viele Dinge reflectiret werden müsse,
worauf bisher« nicht gedacht worden. Und zwar fürnemblich, weil der
Staat abgehet, aus Engelland nichtea zu erwarten, Spanien auch
>) EL hatte 8./13. Juni die Herzoge Ueorg Wilhelm und Rudolf August
u «iner persönlichen ZusammenkanfC oder einer Hinisterconfereni aufgefordert.
*) Dia Terhandlungea yitgen des Bündnisses mit Dlnemark nnd Münster.
oyGooi^lc
36 III. Bruidenbar« und D&nenuirk 1676—1679.
im Frieden incliniret und zu zweifelen stehet, ob I. Keys. May. i
lieg aDDOch continuirea werden, wann Spanien abgehen sollt«, bo fi\
ie Frage vor, wann alle obgenannten Allürten abgingen und Fri«
lacheten, ob es Ihrer Küü. May., ans und des Bischoren Ld. zDtregl
iin würde, 'den Krieg alleine wieder Franckreich und Schwedeo fc
isetzen? Dann wann man gleich wieder Schweden nur defensive igii
eilte, so würde es uns doch aamöglleh fallen, dem Könige in Fron
lieh, welcher liolchei^estalt überall freie Hände bekommen und i
liner ganzen Macht wieder uns agiren würde, gnugsame forces
pponiren and wir in unseren Clovischen und anderen Westphatisci
anden solches am ersten empfinden. Wann aber nar der Key:
litbeitreten und sich mit and nebst uns verbioden wollte, zue kein
rieden, als der vor uns allerseits repntirlich und raisonnable wäre,
erstehen, sondern bis dahin gesambter Hand den Krieg mit aller Ma
trtzusetzen, so vermeinen wir, da^s man noch dem Feinde, wann t
leich die anderen abgiDgen, gewachsen sein und sich keine leges '
ranckreicb würde dörffen vorschreiben lassen. Damit wir nun
«yserl. Hofes führenden Intention versichert werden, seind »ir (
shlossen, unseren p. den vonCrockou') per posta an den Keyser
aschicken, inzwischen könnte das Werk zue Nimwegen zwischen al
»ts ministros vorgenommen, auch die zue Copenhagen angefang
ractaten fortgesetzet werden, gestalt wir Euch dann unsere bei (
roject habende Gedanken mit nächster Post zuschicken wollen.
Ilen Dingen aber finden wir nöthig, dase man bei so gestalten Sac
lit dem Fürstl. Hause Luuenbarg nicht brechen, sondern vielm
asselbe aufs möglichste menagiren, auch, wo möglich, zue dieser Guara:
lit ziehen müsse, zue welchem Ende wir an des Herren Hertzo
eorge Wilhelms Ld. ein solch Schreiben'), wie beigehende Absei:
siget, abgelassen. Dann zu geschweigen, dass man die Hände
Dug wieder Franckreich und Schweden bekommen wird, so ist le
j ermessen, dass, wann man jetzo mit besagetem Fürstl. Hanse
lUen sollte, dasselbe sich gar zue Franckreich schlagen und demset
JT Invasion Thür und Thor öffnen würde, da hergegen za hoffen, i
ilbiges annoch wegen habenden gleichmässigen Interesse in Bebaupt
er Couquesten zu dieser Partei mit gezogen werden könne. Ibr hi
<} Siehe über dessen damalige neue Seadang nach Wien nnten Abscha. 1'
^ Du Schreiben au den Herzog lopi 3./18. Juui 1678 ». oben 8. 335.
oyGooi^lc
Bemöhungni des Ef^ di« Alliierten nuanmemuhalten. 337
von obigem, da es nöthig, behörigen Ortes Conununication za thueit and
Ibrer May. SenUmente darüber zu berichten. —
Chr. und Fr. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Kopenhagen
ll./[21.] Juni 1678.')
[Wunsch dts Königs, Ef. möcble einen Tbeil seiner Truppen in Pomtaem stehen
lassen nnd seine Unternehmungen gegen Rügen und Stockholm unterstützen.]
Sie h&ben heate, nur in Gegenvart des Grosskanzlers, bei dem Könige ge-
beime Audienz gehabt nnd demselben den Inhalt des Rescripts vom 4. Juni
mitgetheilt
Ihre May. röhmeten sothaaes Ew. Chf. D. Vorhaben auls höchste 14. Juni.
und bezeugeten, dass Sie darüber erfreuet wären and nicht zweifelten,
dass dem gemeinen Wesen ein considerabler Nutzen und avantage da-
von zuwachsen würde, wären aber dabei bekümmert, durch was Mittel
Ev. Chf. D. nun Pommern vollends einnehmen würden, baten daneben
inständigst, Ew. Cb. D. möchten aufs wenigste 7 bis 8000 Mann in
Pommern and der Enden stehen lassen, damit Ihr in dero Abwesen-
heit in dero Churlanden kein Unglück zustossen möchte, dann ob
zwar von Liefland aus keine grosse Gefahr mehr erschiene, so könnte
doch Eönigsmarck Händel machen, die Bethnnische und Lilien-
bäkische Truppen stünden anch noch dar, und aus beikommendem
intercipirten Schreiben würden Ew. Ch. D. ersehen, dass die Schweden
einen considerablen Transport (wohin wüsste Gott!) vorhaben müssten.
Zu dem boffetea I. May., dass Ew. Chf. D. das Absehen auf Bügen
Dicht würden fahren lassen, sondern solche Anstalt machen, dass auch
Ibre Troappen in dero Absentz zur Eroberung selbiger Insel helfen
könnten. Absonderlich zweifelten Sie nicht, dass Ew. Ch. D. den Dessein
aaf Stockholm mit etwas Volk secundiren würden, denn daran hinge
die grosseste und sicherste Gewissheit eines gewünschten Friedens. Der
Dessein könnte nicht fehlen, and wo Ihr dazu geholfen würde, so ver-
sicherten Sie Ew. Chf. D., dass wo darauf die Friedenstractaten in
Schweden TOrgenommen würden, Sie aldar nicht weniger vor Ew. Chf. D.
hohes Interesse sorgen und Ihr ganz Pommern zn Wege bringen wollten,
als Sie hoffeten, dass Ew. Chf.. D., wann Sie am Rheinstrom Posto ge-
>) S. Pureodorf I. XVI, § 69 (S. 1282).
«nur, t OaKlL d. a. Karfinl». XVIII. 22
oyGooi^lc
J38 ni. Brandenburg und Dünoroark 1676—1679.
'aaset hätteo, sich ihres InteresBe eriDDern und selbiges nicht aU
loQDiren würden. —
PS. I. May. lassen noch alles bei der Anstalt zur Attaqne der \a
lügen, bis Ew. Cbf. D. endliche Resolution deswegen einlaufen wird
Der KurfÖrst an die Gebröder v. Brandt. D. Cöln
15. '[25.] Juni 1678.
[Baldiger Äurbruch nach Poinmeru. Uassregeln zur Sperrung dta Hafeus tud
Stralsund .3
Er wird ehestens aufbrechen und dio Operationen in Pommern hegioni
rwartet sehnlichst General Baudissen. Sie sollen dieses dem KQnige m
leilcn nnd ihn ersuchen, das Fahrzeug und was sonst daxu nSlhig iu Bereitscb
u halten, er läsat solches in Pommern auch thun. Sie sollen femer dem Rdd!
ir die Sendung der beiden Fregatten „Hummer" und „JSger" nach der po
■ersehen Küste danken. Kf. hofft, dass seine Schiffe, die er in Holland I
^uipieren lassen, sich auch bald bei dem Rudeu einfinden werden. Sic soll
srauf dringen, dass die beiden dSnisclien Fregatten Befehl erhalten, sobald je
chiSe sich dort einfinden, sich auf der a:ideren Seite von Rügen bei dem Gell
1 postieren, damit so der Stralsmidische Hafen von beiden Seiten gescbloss
erde.
König Christian V. an de» KurfÖrsten. D. Copenhj^eii
]5./[25.] Juni 1678.
Sitte um Ratificalbn des Garaatie Vertrages. Zusage, (reu auszuhaltea. Gerin
e&hr für Cleve. Wunsch, dass erst die UntemchmuDgen gegen Kügeu und Stw
beim ausgeführt werden mögen.]
Nachdem dio Minister der Compaclscenteu sich zusammen getban und i
edinguugen einer näheren Zusammensetzung >) sub spe rati nnterschrict
') Kf. antwortet darauf (d. Cöln 18./S6. Juni 1678), er wolle sieb mit d
Suigs Sentimenten couf armleren, vernehme auch gern, dass derselbe eine so gen
use Resolution gefaast habe. ,Nur müssen wir etwas onsteben, ob man auf <l
setite praesuppoaita ao feste bauen und beal&ndige meaurea dunacb nehmen küanc
■) Die V. Brandt bstteu 26. Mai/7. Juni ein dänisches Froject des Garaati
rtrages, am l./ll. Juni ein solches der Separ&tartikel eingesandt, am I5./25. Ju
□den sie ein ge&aderles Projeet Vgl. über diese Verbandlungen Pufeodo
XVI, S ri7 (S. 1230 f.).
oyGooi^lc
Vorberaitung dea Feldxugpes ia Pommera. 339
baben, enucht er Rf., da diese Vereioi^ng das beste Uittel ist, um den durch
den einseitigen FriedeDsschlass zwischea Frankreich und Hollaud veruTBachten
g«flbrlictien Inconvenientien ziivorzukommeD, dieselbe je eher je lieber zu rsti-
ficieren und auch die anderen Compaciscenten dazu zu disponieren. Er selbst
versichert, dass, obwohl ihm die ganze schwedische Uacht zn Lande und zu
Wasser fost allein auf dem Halse liegt, er dennoch bei der guten Partei sammt
den nbrigen Alliierten fest nnd nn zertrenn lieh halten, den Krieg mit allen
Kräften contiuuieren, anch lieber alle Extremitäten abwarten, als sieh nnbillige
Friedensbedingungen aufbürden lassen will.
Die Gefahr für die clerischen Lande des Kf. hält er für viel geringer,
aU sie von anderen vorgestellt worden, es ist wenig wahrscheinlich, dass Frank-
reich nach Ränmung von Mastricht und den spanischen Niederlanden einen
Angriff dorthin unternehmen werde, zumal ihre Armee in Flandern nur 33 bis
U 000 Mann stark sein nnd der RBnig nach dem Frieden verlangen und schon
zu desarmieren angefangen haben soll. Er stellt daher dem Kf. anheim, ob es
nicht der gemeinen Sache zntrfiglicher sein würde, dass seine Intention, mit
seiner Armee nach Cleve zu gehen, noch eine Zeit laug ausgestellt und zu-
FSrdent die Attaque aaf Rügen und die Diversion nach Stockholm ange-
führt werde, zumal zu hoffen, dass dadurch nicht nur Schweden gänzlich vom
deutschen Boden gebracht und ihm ein Hauptstreicb versetzt, sondern auch
Frankreich werde veranlasst werden, nicht weiter auf Schweden so grosse
Refleiion zu machen und auf dessen Restitution so sehr zu dringen.
Der Kurfiirst an die GebrQder v. Brandt. D. Cöln
18./[28.] Juni 1678.
[Auf die Relalion vom 11. Juni. Aufbruch nach Pommern. Uassregeln, welche
däuischerseits für das Unteroehoien gegen Rügen zu treffen sind.]
— Nun werdet Ihr aus unserem jüugstea') vernommen haben, wie 2
dass wir unser Vorhaben, nach dem Rhein zu marchiren, in so weit ge-
ändert, dass, weil*) verhofTentlich keine Gefahr von den Franzosen in
den Clevischen Landen zu besorgen, wir nunmehr vermittelst Göttlicher
Hülfe Unsere operationes wieder Schweden in Pommern fortzusetzen re-
solviret haben, auch zue dem Ende bereits unsere Regimenter marchiren
lassen *). Weilen nun das Vorhaben auf Rfigen solchei^estalt mit aller
Macht wird fortgesetzet werden müssen, so erwarten wir mit Verlangen
') S. oban S. S38.
^ S. oben S. 12.
•) S. Oiar. Europ. XSXVJU, S. 128, 135.
oyGooi^lc
) m. BKddenbnrg und D&nemtu-k 16T6— 1679.
Gen. BandisseD Ankuoft, am vou allem völlige Abrede zu nehme
Ewischen wird höchst nöthig sein, dass I. May. zue Volfahmni
iuuien Vorhabens alles das, wovon Ihr uns jungst geschriehen, i
derheit das Fahrzeug und die TransportBchifTe, so viele deren imm
zubringen, in Bereitschaft halten, dann ob wir zwar auch alles di
ige, was in Pommern zu bekommen, mit dazue gebrauchen wolle
wird doch solches, nachdem das Städtchen Nenenwarpe, alwo c
iste Tucker-Kahne gewesen, abgebrannt, nicht viele ausmachen. Ebe
ssig wird nöthig sein, dass I. May. die 3000 Münsterischen, welc
solchem Dessein mit gebrauchet werden sollen, marchiren las»
ihalb wir auch selber an des Bischöfen Ld. geschrieben. Was at
I Unterhalt derselben anbelanget, so ist ans unmöglich, nach I. Mt
luchen ihnen denselben in Pommern zu verschaffen, weil wir kai
iele ProvisioQ, als unsere Armee, welche diesen ganzen Sommer a
I Magazinen zehren muss, erfordert, haben und davon vor so tii
ite nicht entbehren können. Wann I. May. aber einige Magasine \
selbe wollten zue Rostock errichten und dazue Geld ubermach
len, 80 wollen wir uuBeren Proviant -Commissarien Befehl ertheilt
Uay. Leuten darunter nach Möglichkeit an Hand zu gehen. Bei (
L^Baudissen Ankunft wird man die Art, welchergestalt die Attacq
zanehmen, überlegen, und wollen wir hiernächst, wann dieses We
d verrichtet sein, I. May. Vorhaben auf Stockholm nach Möglichk
iindiren. —
König Christian V. an den KurfÖrsten. 0. Copenhageu
18./[28.] Juni 1678.
irouDg vor voreiligen Friedensverttandlungen. Aufforderung zur VolUiehung i
Garantievortrages und festem Zusammenb alten.]
Des £f. Anzeige'), nebst den Gen. Staaten die FriedenstncUten i
nkreich antreten zu wollen, und die Aufforderong, seine Minister in Nimwe{
') Ef. hatte 10./20. Juni 1678 deu v. Brandt Abschriften seiasr Reacriple
speil vom 10./20. Juni (s. unten Abschn. V) und an Romswinckel \
21. Juni (oben S. 316) zugeschickt und sie beauftragt, dem Könige und c
istern den Inhalt derselben mitzutheilen. Sie sollten dabei eTkl&ren, er ged>&
;hau) nicht, sich von dem Künige zu trennen, sondern er hoffte, durch die
oyGooi^lc
WamuDg vor voreiligen Fried eiuTerhaDdluDfeii. Der Garuiti «vertrag. 341
ebenduD zu instniiereD, sind ibm dnrch t. Brandt und Scheel mitgethdit
voTden. £r hätte gewünscht, Kf. b&tte ihm seine eigentliche Intention and wie
Dnd tat was Fubs er in solche Trsctaten miteinzutreten willens sei, etwas um-
stindlicber eröfTnen lassen, denn wenn anch an dem Fried ensschlnss vonseiten
HoUmds and Spaniens kaam noch za zweifeln ist, so beraht doch das Werk
DOch nicht anf solchen ExtremitSten , dass die übrigen Alliierten darnm ihnen
so bald zu folgen nnd sieb solche anbillige and nneitiügliche Conditionen auf-
dringen za lassen Ursache haben sollten, vielmehr ist zu vermuthen, dass,
wenn sie in eine nnzertrennliche Union untereinander treten und den Entschloss,
solchen anziemlichen Anmathnngen einmGtbig za opponieren, ferner Terspären
lassen, dieses nicht aar bei den Gen. Staaten in grosse Consideration kommen,
sondern auch den Feind zu besseren Gedanken nnd zutrSglicheren Friedens-
propositiaaen veranlaasen wird. Er hört von verschiedenen Orten, dass anf die
g^nwSrtigen hiesigen Tiactaten sonderbare Reflexion gemacht und von den
Wohlinte ntioniertcn nichts mehr gewGnscht wird, als dass sie ie eher lieber zu
Stande gebracht werden mögen. Er verlangt um so mehr, dass £f. seine Hinister
ZQ völliger Vollziehung derselben beordre, hofft ferner, dass Ef. seine Gesandtschaft
in Nimw^en instruieren werde, nur conjunctim mit seinen Ministem nnd denen
der anderen bei den schwedischen Conquesten interessierten Confoederierten in
Handlung mit dem Gegentheil zu treten, und vorher alles mit denselben zu
verabreden. Et verlSsst sich darauf um so mehr, da man ohne Gefahr das
Werk noch wohl etwas ansehen und im Notbfall zu extrema consilia noch immer
gelangen kann').
Nitlel die grosse Praecipitani zum Frieden aufzuhalten, es würde gut sein, wenn
auch der König seine Gesandten ebenso instruierte.
') König Christian schreibt unter demselben Datum eigenhändig an denKf.:
.Ew. Durcbl. und Ld. geruhen aus meinem unter heutigen dato an Sie abgelassenen
Sehreiben lu ersehen, was an dieselbe ich aus guter Wolmeinung gelangen zu lassen
bewogen worden. Wie ich nun nicht zweifele, Ew. Durchl. und Ld. werden solches
alles hocbvemänftig erwegen und von selbsten befinden, dass bei diesen Con-
juncturen nichles nölhigers sei, als eine genaue und unzertrennliche Union unter
uns, es seie zum Frieden oder zu Fortaetzung des Krieges, zu unterhalten, also
will ieb dero zulanlige Resolution darauf umb so viel mehr verboffen, weillen
wkhes nicht allein unserm Interesse beiderseits, auch der zwischen uns genommenen
nündlicben Abrede gemäss iat, sonderen auch meines Bedänkena anitzo noch ohne
■änderbare Gefahr geschehen und man die mesnres allemal nach Veränderung der
ConjuDcturen nehmen kann. Ich werde meines Teils von dem, was einmal zwischen
aas verglicben, nimmermehr abweichen, sondern Ew. Durchl. nnd Ld. Wohlstand
und Securität gleich meine eigene jederzeit beobachten.'
oyGooi^lc
J42 III- Brandonburg und Dinemark 1676—1679.
Dhr. und F. v. Brandt an den KurfÜraten. D. Kopenhag
22. Jiim/[2. Juli] 1678.
Auf das Rescript vom 15. Juni. Freude des Königs über die Resolulion dts
die zunächst vorzunehmenden Hassregeln.]
Der König ist über des Kf. Resolution, die Operationen id Pommern
>eginnen, um so melir erfreut, da er nach den bei voriger Post von de^
lofe eingelaufenen Nachrichten fast geglaubt, Kf. beabsichtige, mit Holland i
Frankreich allein zu tractieren and sieb von ihm nnd den anderen Älliiei
;d trennen. Er hat auch erklärt, das Unternehmen gegen Rügen nach äusseral
Vermögen ins Werk zu setzen, auf den Stutz könnte das aber nicht vorgenoini
Verden, sondern es würden wohl 14 Tage oder 3 Wochen dahin gehen müs:
ihc man dazu würde gelangen kSnnen, weil seine Flotte der schwedischer,
n den Calmarischen Sund eingelaufen, aufpassen und es sich in 14 Ta
iussern müsste, ob es zur Bataillo kommen wurde oder nicht, wonach man :
'ichten müsste, und weil die Transpoitschiffe vorläufig nach Norwegen zari
gegangen wären, um die Truppen unter General Gise wieder zurücbzuho
[)ieselben würden wohl in 10—12 Tagen zurück sein, dann wollte er sie d<
len dazu erforderten Booten und anderem grossen Fahrzeug, das die hessisc
t'olker von Kiel nach Landskron bringt, nach Peenemünde schicken. „Humn
ind „Jäger" sollten auch nnverweilt nach der Greifswalder Bucht gehen,
ioUto inzwischen seine Trappen an der Pecne parat halten und sich n
Inder wärts engagieren.
Der Kurfürst an den König von Dänemark. D. Cöln
24. Juni/[4. Juli] 1678. (Conc. F. Meinders.)
'Auf das Schreiben vom 15. Juni. Eutschluss zur Portsetzung des Kamprv
PominerD. Beinerkungan zu dem Garantie vertrag.]
— Nun haben wir Ew. Kon. May. hochvernünftiges Gutachten
Vorschläge in behörige Consideration gezogen und solche von der Wicl
keit befunden, d»ss wir von unser gefasseten Resolution, nach dem Rl
m gehen, nicht alleine abgestanden, sondern unserer Armee aberoii
wegen Fortsetzunge des Marches nacher Vorpommern Ordre erthe
äuch zue ExequiruQge des formirten bekannten Dessoios auf Rügen
mögliche Anstalt machen, wie Ew. Ron. May. solches unsere die
Brandt aubefohlenermaaasen schon werden hinterbracht haben. ^
das neu-projoctirte foedus betrifft, so haben wir desfalls albereilj
oyGooi^lc
Vorbareilnngen «u dem Peldinge in PofflrD«Tii. 343
sagete die von Brandt zulänglich instruiret, zweifeien auch nicht, Ew.
KöD. May. werden unsere dabei getbaue unmas^ebliche Erinnerungen')
nicht missTalleD. —
DerKuifürstanChr. V.Brandt, D. Cöln 24. Jum/[4. Juli] 1678.
(Conc. O. V. Sehweiin.)
[AnfrsgB, was der König über die Auknüpfung tod Vorhsadlungon mit Fraokrcicb
denke. Versicherung treuen Zusammenhaltens.]
Ihm ist za verscliiedcnen Hftlon von Holland und noch nenlich von dem 4. Juli.
Prinzen von Oranieu') goratheu worden, sich mit dem König von Frank-
reich zu vc^leichea und denselben zum Uediator zwischen ihm und Schweden
za gcbranchcn.
Nun haben wir wohl niemalen an dei^leichen Tractaten gedenken
wollen, weilen wir aber vor Augen sehen, dass die Herreu Staaten so-
wohl die Krone Dennemarctc als uns verlassen und sich gewiss unser
wenig annohmen werden, ao haben wir nöthig ermessen, mit I. Kon.
May. in Deunemarck hieraus vertraulich communiciren zu lassen, und
werdet Ihr demnach Ihre dieaea vorstellen und vernehmen, wohin Sie
dcsfalls incliniren. Wir leben der Zuversicht, wann I. May. durch einige
Wege in Franckreich etwas suchen lassen wollen, Sie werden unser nicht
vergessen, wie wir dann hiemit I. May. versichern, dass wir es nnsers
Ortes gleicbergeatalt also halten und auf solchen Fall nicht minder vor
Ihrer May. Interesse als vor das unsrige sorgen wollen. Ihr werdet uns
Ihrer May. Meinunge hierüber zue eigenen Händen überschreiben, wor-
Däch man sich dann mit dem projectirtcn foedere, wie und welcher-
gest< solches einzurichten, wird achten können.
Wir haben dieses auch dem Hause Braunachweig anzeigen lassen.
') Ef. batte schon am 18./Ü8. Juni den v. Brandt Erinnerungen zu dem pro-
jettierten Onrantie vertrage zugeschickt, l&«st am 24. Juni/4. Juli wejlere folgen.
') S. oben S. 217.
oyGooi^lc
344 m- Brandenburg und D&nemark 1676—1679.
Der Kurfilret an den König von Dänemark. D. Cöln
' 25. Jum/[5. Juli] 1678. (Conc. O. v. Schwerin.)
[Auf dessen Scbreibeo vom 18. Juni und das Handbrieflein. RecbtfertiguDg seiner At
bfindiguDg, sich an den bollSodischen Friedenstractaten betbeiligen lu woII«d.
VerbandluDgeu mit Frankreich litblich seien.]
— Nnn will ich nicht zweifeln, E. K. M. werden von meine
Ministris aldar bereits vorgestellet sein, dass diese meine nach dem Wu
geschickte Resolution dahin garnicht ziele, sondern einig und allein dahi
angesehen gewesen, damit die Herren General Staaten ümb so n
weniger Ursach haben möchten, sich in dem Friedenswerk zu übereilei
sondern mir und anderen AUiirten Zeit zu vergönnen, nebst ihnen d
Tractaten anzatreten, wie ich dann auch erfahren, dass solches nie!
übel geluDgen und sofort der grosse impetus ein wenig gestutzt werde
SoQsten kann E. K. M. ich nicht verhalten, dass nicht allein die Hl
General Staaten, sondern auch des H. Printzea von Orange td. trei
lieh rathen, dass man den Frieden mit Franckreich eingehen möge, i<
halte auch dafür, E. M. werden mit mir darinnen wohl einig sein, dass, wat
selbe Cron mit E. M., mir und anderen AUiirten den Frieden eingehen di
sich ins schwedische Interesse nicht mischen will, wir allerseits bei itiig
BeschalTenheit keine Ursach haben, solchen Frieden mit Franckreich au
zuschlagen. Im übrigen aber können E. M. sicherlich glauben, da;
was ich bei diesem Werk vornehmen werde, ich allemal E. M. Intt
esse soviel als das meinige beobachten, auch nichts ohne Communicatii
mit deroselben vornehmen werde, dann ich eben diese meine Eesolutii
mit E. K. M. ministris zu Nimwegen, im Haag und zu London zu übe
legen anbefohlen, mir auch berichtet worden, dass dieselbe schon vc
hero eben dergleichen Gedanken gehabt. —
Die Nachricht, so ich bishero von dannen gehabt, ist sonst dab
gangen, dass der König mit Spanien und dem Staat den Frieden andt
gestalt nicht eingehen will, es sei denn Schweden in vorigen ZuaUi
restituiret. Wann solches also wäre, würde freilich nichts heilsaiOE
sein, dann den Krieg zugleich wieder Franckreich mit einmüthige
Rath und That fortzusetzen, wozu ich dann, ob ich wohl meiner We
phalischen Lande halber die grosseste Gefahr zu erwarten, mich allen
beständig anschicken werde. —
oyGooi^lc
AnktinpfuDK lon Verband lungen mit Franknicfa. 345
Chr. und Fr. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Kopenhagen
2./[12.] JuH 1678.')
[Auf das Kescript Tom 34. Jani. EinverKt&ndnEsa dea KöoigB mit tJaterliandliinKeii
Bit Fnnkreieh. Boibsicbtigte Sendung QiÖe'« dorthin. BedenkOD der Uinister.]
Sie haben deo König nnd dessen Hinister gefragt, ab nnd wie weit ersterer 1'2- Juli,
duu inclinierte, dass man soeben solle, mit Frankreich sich za vergleichen
und sich der frenzöaischen Mediation zn bedienen. Der König erklärte sich
mit beidem für einverstanden, bat üinea aoch vertranlich mittheilen lassen, dass
der bisherige Gesandte in England 05e, der als Gesandter nach Spanien ginge,
Ordre hätte, seinen Weg darch Frankreich zn nehmen nnd, da er mit Pomponne
wohl bekannt, demselben zuzusprechen nnd zu sondieren, wie der König von
Frankreich gegen die nordischen Alliierten, besonders gegen D&nemark und Kf.
gesinnt seL Derselbe sei beauftragt, lür das Interesse des Kf. ebenso wie fQr
das des Könjgs zu sorgen. Doch äusserten die Uinister Bedenken, ob es rath-
sam sei, den König von Frankieich gleichsam in propria causa znm Mediator
ZQ erwählen, ferner dSrfe man sich mit Frankreich nicht in Tractaten einlassen,
ehe die hiesigen geschlossen and man ihm kraft derselben eine ansehnliche
force zeigen könne, drittens zweifelten sie, ob auch solches and eine BemQhnng
om Frankreichs Freundschaft sich mit der Negotiation am kaiserlichen Hofe
accordiere and man nicht den Kaiser dadurch vor den Kopf stossen und von
einer vigoureusen Resolution abbringen würde, endlich müsste man erst sehen,
ob Spanion den Frieden acceptieren werde. Sie versicherten, Göe habe Ordre,
in Paris fierement zu sprechen nnd sich nicht zu weit herauszulassen.
Der Kurfüret an die Gebröder v. Brandt. D. UeckermOnde
7./17. Juli 1678.ä)
[Auf die Relation vom 39. JunL*) Bereitschaft zain Uaternebmeu gegen Rügen.
An^gen deswegen.]
— Ihr habet darauf Ih. Eon. May. aDzuzeigeo, dass wir') in vollem i7. Juli.
Marche nach Vorpommern begrilTen und bereits auf 3 Meilen von Änklam
') S. Putendort 1. XVI, § 57 {S. 1231).
") Von P. Fuchs geschrieben. Randbemerkung: ,Serenitsimus und ist Sr.
Chfl. D. und dem H. Gen. Feldmarscbalck vorgelesen worden.*
^ Darin hatten dieselben von den eifrigen Anstalten des Königs lu dem Dnter-
□ebmen gegen Rügen berichtet
*) S. Diar. Europ. XXXVlli, S. 248, v. Bucb's Tagebuch II, S. 43.
oyGooi^lc
346
III. BiMdcubarg uod D&nemwk L676— 1679.
angelanget wäreD, dass wir aach, sobalde alle Regimenter werdeo gi
nähert sein, über die Peeae gehen, unsere eperaüones wieder den Fein
fortsetzen und I. May. zue Erobernoge der Insul Rügen mit allen Krähe
assistiren würden, wir wollen nur gewarten, zue welcher Zeit eigentlic
I. Msy. vermeineD, dass die Attacque am fuglichsten vorgenoinm(
werden könne, welches Ihr uqs dann schleunig zu berichten habet, w
auch wie viele Attacquen und an welchem Orte eine jede am besti
vorzunehmen, weil ihre Admiralität die Gelegeuheit des Laadens a
besten keonete. Dass I. May. genügsames Fahrzeug anschaffen lassi
wollen, ist udb lieb, weil es uächst der force an Manoschaft furDemblii
darauf ankommen wird und wir unserseits wenig aoschaffen könne
Auf die Münsterische Trouppen achten wir zwar nicht nöthig :
warten, wann wir nnr der Lüneburgisohen habhaft werden könoe
womit es noch was zweifelhaft, uud wollen wir alsdann mit 4X0 Mai
zue Fu?se und 2000 zue Pferde und Dragoner von unseren Troapp
die Attacque verrichten helfen, unsere übrige Mannschaft aber soll nel
den Lüneburgischen sich an der Seekaote zwischen Stralsund uod Grei:
wald postiren und sehen, ob sie eine absonderliche Attacque macbi
oder sonst den Feind divertiren können.
Die Verpflegung der Hünsterschea kann er nicht auf sich nehmen, (
nöthigen spanischen Rtiter, Karren , Spaten u. s. w., sowie die Lafelteu n
Gcscbine zu den zwölfpfändigen StäckBo aber wird er hergeben. Es nandi
ihn sehr, dass General Baadissen solange ausbleibt, zumal bis zu sdner i
kunft keine rechte schliessliche Abrede genommen werden kann').
Chr. und Fr. v. Brandt an den Kuritlrsten. D. Kopenhag
20./[30.] Juli 1678.
[Resolution dos Königs in Betreff dea UDlernehmens gegen Rügen.]
30. Juli. Auf ihr Memorial wogen Beschleunigang der Attaque aaf RSgen hat
ihnen der Kanzler Ablefeldt und Biermann mitgetheilt, der König sei e
■) Kr. schreibt den Gesandten am 18./28. Juli 1678 aus ADklam, weder Ji
noch sonst jemand sei bei ihm erscbienen, mit dem er vegen der UuteraetiiDii
gegen Rogen nftbere Verabredungen hätte treffen können. CFm- der Küste iüb«r
sein, wolle er nach Wolgast gehen und dort die Resolution des Königs ervwt
Mit dem Hause Lüneburg stehe er jetzt ziemlich wohl, 3000 Uann t. Fdss d
600 t. PC seien schon auf dem Harsch zu ihm.
oyGooi^lc
- Das Ünternehmea gegen Rügen. 347
schlössen, weno das nordische DetaCbement hier wieder anlangte, entweder
dieses oder die in Schonen stehenden mnnsterschen und hessischen Trappen
gegen Rügen zn verwenden. Die Zeit, wann dieses geschehen würde,, k&nnte
er aber bei dem zweifelhaften Stande der Kriegsoperationen in Norwegen und
Schonen nicht bestimmen, er rielhe daher, Kf. möchte von seinen eigenen Truppen
soviel als zn zwei Attaquen und znt Vertreibnng des Feindes von der Insel
nölhig sei, verwenden, er könnte sich daranf verlassen, dass I) seine ganze
llaDptSotte, sobald das Dessein auf Christian stadt vorbei, sich nach RQgen
wenden and des Kf, Befehle erwarten werde, 2) ei alles nöthige Fahrzeug und
Transportschilfe an Hand schaffen, 3) eine eigene vollkommene Attacque mit
der Infanterie, die auf der Flotte ist, formieren und alles dazu Nöthlgo an der
Hand haben wollte, 4) dass Baudis zu Kf. kommen und nebst Juel alles mit
ihm überlegen and auf Rügen commandieren sollte. Die Zeit betreffend, so
müsste in wenigen Tagen der Ausgang des Unternehmens auf Christianstadt
sich herausstellen, dann sollte die Flotte sofort wieder nach Rügen gehen.
Fr. V. Brandt ist dann zusammen mit Biermann zum Könige gereist, den
sie diesseit Mellezoe vier Meilen vom Feinde getroffen, derselbe bestätigte jene
Mittheilungen, bat aber, Kf. möchte sich ja nicht hazardieren und nicht mit
neoiger als 4000 Reitern und 4000 z. F. den Angriff unternehmen.
Resolution, dem dänischen Eatats- und Kanzleirath Hans Jnel')
Freihen-n von Juling ertheilt. D. Wolgast 9./[19.] Angust 1678.
[Das Dnteraehmen gegen Rügen.]
1. Kf. hält nach wie vor dafür, dass es im beiderseilägen Interesse am aller- 19. Aug.
nBthigsten sei, die Insel Rügen zu erobern.
2. Daher hat er auch bisher keine anderen actiones vorgenommen, sondern
die dänische Flotte und Völker erwartet.
3. Ratione der Zeit soll ihm die erste Stande die liebste sein und er er-
sucht den Gesandten, die Ueberkanft der Flotte und des nötbigen Fahrieugs,
sowohl dessen, das bereits bei der Flotte ist als auch was noch von Copenbagen
erwartet wird, möglichst zu bescbleunigen.
4. Da Kf. vernimmt, dass auf der Flotte nur 15 Compagnicen z. F. und
-1 Compagnieen Dragoner, zusammen S500 Mann, vorhanden sind, so bittet er zu
befördern, dass diese um 1000— 1500 Mann verstärkt werden.
5. Kf. ist mit dem Abgesandten einig, dass vor der Hand die eigentliche
Attaque nicht festgestellt werden kann, sondern nach Wetter und Wind ein-
gerichtet werden muss; er wünscht daher, dass Flotte und Fahrzeug sich je
Jens Juel, Bruder des Admlrals Nils Juel. S. über seinen Aufenthalt bei
Kf. Yom 18.— 20. August v. Buch's Tagebuch If, S. 49.
oyGooi^lc
348 III> Bnmdeubure und D&nemark 1676—1679.
eher je lieber dieser Oerter in der M&he einfindeD and dus dann nach Beficidiui;
des Windes nnd anderer UmBtinde fernere actiones and Desaeini Tenbndrf
werden.
6. Damit man in besserer Sicherheit bliebe nnd nicht zu besorgea h>b«
dasB während der Action etwa die schwedische Flotte eine Diveisioii m macbei
SDcbe, hält Rf. für hSchstnStbig, dass einige Kreazer in jener Gegend bleibei
nod dieselbe beobachten.
7. Er ist erbötig, seine ebenen 4 Schiffe gegen Bornholm, Vittbil m
Jasmond kreuzen za lassen.
8. Kf. will alles Fahrzeug, das auf der Oder, in Stettin, Colbetg an
anderen Orten vorhanden ist, herbeischaffen lassen.
« Instruktion für v. Hagen. D. Wolgast 10./20. August 167f
[Das Uoternelinien gegen Rügen.]
^f-^ SO. Aug. Er soll nach seiner Ankunft in Copenhagen sich bei den dortigen Uinislei
i des Kf. erkundigen, wie die Sachen stehen, nnd ihnen seine instrnktion ') m
J9 [heilen, dann bei dem KSnig Audienz snchen, demselben mittheilen, diu (
.''A aber den flblen Ausschlag vor Bahns und Cbristianstadt*) sehr betrübt vi
* und dringend, zumal da er die Nachricht von Abschluss des Friedens iwiscli
^ Frankreich und Holland erhalten, riethe, jetzt das unternehmen gegen Kög
t aaszuführen. Baron Jnel wäre hier gewesen, heute vrieder abgerdst ni
^ } würde über die mit ihm genommene Abrede berichten. Bass auf der Floi
^ nicht mehr als 1200 — 1500 Soldaten seien, schiene Kf. zu einer Attaque nie
■^ sufücient zu sein, das sicherste würde sein, wenn der König diese übri
Campagne in Schonen nur defensive agieren liesse, die dort entbehrliche Kai
** Schaft anf die Flotte setzte, alles aufzubringende Fahrzeug hiebeifngte nnd
eigener Person dieser Attaque beiwohnte. Seine Gegenwart würde mebr :
alles andere ansrichten und Kf. verlangte sehr, sich mit ihm wegen der jetn^
■) In einer Wolgast 1./I1. August 1678 ausgestellten InstmliUoD war v. Hag
beauftragt vorden, sich auf der ihm zur Verfügung gestellten Jacht zuerst zum 1
miral Juel und dann zum Eünige zu begeben, denselben vorzustellen, wie nai
tbeilig für Ef. die lange Verzögerung des Unternehmens sei, auf echleunigs A
fnbrung desselben zu dringen und sich kategoriscbe Resolution, namentlich der Z
negen zu erbitten. Er sollte ferner mittbeilen, dass Ef. nur eine Attaque formiei
könnte, und verlangen, dass, der frühereu Verabredung gem&is, dSuischeneKs i<
oder wenigstens eine rechte und eiu Paar falsche gemacht bürden. Kf. würde nie
anfangen, bevor des Königs Flotte und Fahrzeug nebst dar Mannschaft hier wk
und man die Attaquen gesammter Hand und sieber ausführen könnte.
1 S. Carlson IV, S. 708 ff., Gebhardi II, S. 2160.
oyGooi^lc
Du Untemehmen gtgva Bügen. 349
geßhrliehen Colytinctnren zd besprechan. Alles bestinde aber in der Eile,
Et bSte daher am kategorische Resolution, ob und wann solches geschehen
könnte.
Chr. und Fj*. v. Brandt an den KurfQrsten. D. Kopenhagen
10./20. August 1678.
[Abscblnss des Bändniaaes. Das Unternefamen gegen Rügen.]
Das Foedus pnbHcnm wird morgen vollzogen werden'). Obgleich der 20. Aug.
Uünsteische contestiert hat, dass dnrch dasselbe dum Delmenhorstschen Foedus
nichts entzogen werden solle und er nicht glaube, dase der Bischof, wenn er
die Assbtenz ausserhalb Dentschlands excipiere, darunter Preussen mit verstehe,
haben sie doch eine Protestation zu Protokoll gegeben.
T. Hagen wird schwerlich eine andere Resolution') erhalten, als zuletzt
dem Kf. geschickt ist nnd Jael ihm wird überbracht haben. Alles Fahrzeug
wird hier zusammengebracht, die Flotte soll mit demselben innerhalb 8 Tagen
sich bei Rügen nnd Peenemünde einfinden und auch die Mannschaft auf der-
selben soll soweit verstärkt werden, um eine volle AtUqae ausführen zu kSnnen.
Der Konig ist voll Eifer für das unternehmen und die Verz^ernngen sind
nur dadurch veranlasst worden, daas man hier im Anfang der Campagne die
mesures nbel genommen und sich der Ädvantagen, Christianstadt zu entsetzen,
noch übler bedient hat, so daas dieses sicli bat ergeben müssen nnd der KSuig
mit seiner Armee Landscron und Belsinboi^, bis letzteres in Defension gebracht,
decken muas and keine Trnppen von der Armee detachieren kann. General
Arensdorff ist entlassen worden.
') Die UnteneichnuDg erfolgte am 13./23. August. Inhaltsangaben dieses
Kopenbagen 4./U. August 1678 datierten Bündniaaes zwisclien Dänemark, Uünater
und dem Kf, a. Pufendorf XVF, § 57 (S. 1331), v. Hörner S. 405 f.
*} Die Resolution König Christian's für v. Hagen [d. Kopenhagen
^3. ADgnst/[2. September] IG78) lautet: Der König erkenne sehr vohl die Noth-
w«ndigkeit der Attaque auf Rügen, sr habe daher schon seine Flotte dorthin ge-
schickt, die mönsterachen Trnppen könne er vorläufig in Schonen nicht entbehren,
er nojle aber die auf der Flotte beiiadliche Landmiliz um 1000 Haan und einige
OfGciera verat&rhen, um die eine Attaque, die er übernommen, mit Succesa zu ver-
richten.
oyGooi^lc
t50 1>I. BrandaQburg und Dänemark 1616—1679.
jhi: und Fr. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Kopenhagei
27. Augu8t/[6. September] 1678.
[Ablichten des Königs. Sendung Juel's zu Kf.]
Gestern sind endlich die 5000 Mann aus Norwegen im Sonde aogclin^
ind zu Helsingborg ausgeschifft, um sich mit der königlichen Armee zu ve
linden. Der Kijnig hat sich heute dorthin begeben, sie haben ihm bei di
Ibreise aufgewartet und er bat Tersichert, er werde ohne die höcbsle N'ol
:eine batallle hazardieren. Er wird jetzt eine stattliche Annee von et«
5000 Mann beisammen haben, doch auch die schwedische Armee wird i'
4 000 Mann geschätzt und ist an Cavallerie überlegen. Als sie den KÖn
,n die Entrevue mit Kf. erinnerten, sagte er, er müsste vorher die Sacbea
ichonen in Ordnung bringen, hernach aber wollte er keine Zeit versäumen.
Baron Juel hat lustrnktiou und Creditive und die Antwort des KÜni;
in Kf. erliatten. Morgen soll die Infanterie zu Schiffe gehen, Juel sagte, nei
ler Wind so bliebe, wollte er mit allem Falirzeug, das in 28 Schut«ii m
18 grossen Böten besteht, in drei Tagen bei Kf. sein.
3hr. und Fr. v. Brandt an den Kurftlrsten. D. Kopenhajft
7./[17.J September 1678.
[Aufbruch des Königs zu der Zusammenkunft mit Kf.]
Der König ist hieher zurückgekehrt') und beschleunigt die Reise na
tügen und zu Kf., er eilt sehr und ist fröhlich in der Hoffnung, Kf. bald
prechen'). Dagegen finden sich manche, die das Gewissen drückt und t
ich von dieser Entrevue nichts gutes träumen lassen. Dass sie dieselbe iiit
lindern können und sich auch nicht nntetstehen dürfen, dem König davon i
arathen, ist ein klares Zeichen, dass ihr voriger Credit ziemlich gefallf
)ennoch geht Hahn mit, thut aber sehr „schmeidig". Der König hat auclt i
leide aufgefordert, ihn zu begleiten, und ihnen ein besonderes Schiff zur Vi
ügung gestellt. Sie wollen versuchen, noch vor Ankunft des Königs in I
') lieber den Verlauf und die Beendigung des Feldiuges in Schonen t. Cii
on IV, S. 711.
') Die beabsichtigte Zusammenkunft ist damals nicht zu Stande gekommen,
inom Bittet (d. Kopenhagen 19. September 1G78) benacbricbtigt v. KürbitcC
. Brandt, dass der Künig Infolge des fortgeaelzl ungünstigen Windes, des Toi
les Bischofs von Uünster und der dadurcli bei den bissigen münsterecheu Trupp
erursacblen Consiernalion die Reise zu Kf. vorliufig ausgesetit habe.
oyGooi^lc
Beabsichtigte ZtuapnoBuhnnft des Königs mit Ef 351
zu gelanjjeD, am ihm von Terschiedeneii DlngeD, besonders wegen H&hn'),
RelaUoa abzastatten. Der Köuig wird, wenn der jetzt aas Südost weheode
*} N&heres aber ilu Treiben desselben und soiaer Genossen meldet dem Kf.,
.seinem ergebenen Herrn", ein in däniacben Diensten stehender Friedrich Neu-
mann, damit derselbe bei der bevorstehenden Zusammenkunft dem Könige davon
Part geben und so fernerem Unheil Torbeugen künne (d. Kopenhagen 17./2T. Sep-
tember 1678): .Es hat sich bald nach des Qrifftnfeld's Fall in Dennemarcken
eine eigeanntzige Faction zusammengezogen und den Ob eij&germ eisler Bahne als
ihr flaupt, des Königs Favoriten, erwählet. Die vornembate Glieder dieser Faction
sind gewesen die beede Gebrädere Arenstorf, Generalmajor Rumohr, Bibou
und TOn Stücken. Hahne und Arenstorf haben des Rum obren zwo Schwestern,
BiboQ war mit des Rumohren dritten Schwester verlobet. Dieser Faction Zweck
gehet dahin, des Königs in Dennemarcken Reiche und Lande von allen Mitteln zu
enibliissen und sich damit zu bereichern, auch wegen der fmnioschen Gelder, so sie
von dem König in Franckreich geoiessen, des Königs in Dennemarcken Progressen
zu lerhiodcm und dadurch Schweden wieder zu dem Seinigen lu verhelfen. Wie
nun diesem ihren Zweck insonderheit der Herzog von Floen, als ein rechtschaffener,
treuer, kluger und tapfer Held in Wege gestanden, so haben sie Ihm mitten in den
gross ten Frogressen, ich weiss nicht was für sch&ndlichc und ichftdiicbe, doch falsche
Auflagen affingiert, lerscbiedena Intrigen wieder ihme gesponnen , Ihn bei dem
König auf allerhand Art und Weise denigriret und suspect gemachet, damit sie ihn
'on der Armee abbringen möchten, welches ihnen auch soweit gelungen, aber zu
des Königes nnd seiner üntertbanen unwiederbringlichem Schaden. Haassen der
König durch des Herzogen Conduite und Tapferkeit nicht allein die drei Frovincien
Sconen, Bailand und Btekingen hesondern auch noch ein mehrers vorl&ngst unter
seine Devotion haben würde, wenn gedachter Herzog beibehalten Wftre. Dem Feld-
Disrsch. Lieutenant Weiher haben sie in seiner Krankheit eine Suppe betgebracht
nnd ibn dadurch aus dem Wege riumen lassen. Durch diese und andere Froce-
diiren haben sie nicht allein die Direction der ganzen Armee, sondern auch aller
R''>nigl. Einkommen und Gelder an sieb gezogen; den Feind haben aie in Schonen
wiederbracht und des Königs Armee mehrentheils aufgerieben. In der Schlacbt vor
Luaden hat der <este Arensdorf, dem aus sonderlicher Schickung Gottes sein
Arm abgenommen und gar durch den dazu geschlagenen kalten Brand das Leben,
bald im Anfang, der ander Arensdorf aber am Ende, indem er die Victorie und
das Feld, so Gott dem König in Dennemarck bereits gegeben hatte, dem Feind frei-
willig äbergelassen, dos Werk verdorben. Des folgenden Jahres hat diese Faction
den Peind, da er anfangs auf Ronoeberg, hernach bei Christianstodt besetzet war,
mit Fleiss eschappiren Jessen und hingegen Anlass gegeben, Ualmö zu attaquiren,
umb die Königl. d&nische Armee dafür zu ruiniren, der feindlichen aber dadurch
Zeit nnd Gelegenheit, sietr zu verstärken, vei^önnet, wie der Ausgang erwiesen.
Und weiln Bibon die Stadt Landscron, wie er im Winter darin commandirte, an
den Feind nicht nbergeben wollen, auch dieser Faction ihrem Dessein in etwas
wie ders prochen, haben sie ihn in der Ualmoeschen Störmung aufopfern lassen, da-
nit sie seiner los würden. Was die let/.te Schlacht unweit Landscron betrifft, so
lut Arensdorf selbe durch seine ühole Anordnung und Retirade bei dem linken
Flügel verdorben, auch Rumohr sich gutwillig gefangen nehmen lassen, umb desto
oyGooi^lc
352 ^- BraDdanburg und D&D«mark 1676—1679.
'Wmd sich ändert, übermorgen &d Bord gehen, 12 Sehnten i
Transport der Csvallerie des Kf. gehen noch mit.
b«9ser sich mit dem Feind über «llsrband desseins mSndlieh zu bereden. Ntcl
gebends haben sie unter Landscron die Armee sehr crepiren lassen. Wu v
Bügen Rumohr verrichtet, haben Ew. Chf. D. nicht veniger als Ihre Ut. tob Dcddi
marck mit dero grössten Schaden vernommen. Und ob schon Ew. Chf. D. in Zell«
remanstriren lassen, dsss ein ander Gouverneur nach Rügen gesandt «türde, M h:
doch diese Faction bei Ihre Eon. HL solcbes praecaviret und verbindert Wu i
diesem Jahr Vorgängen ist, vie diese Faction Ihrer Eon. Ht. Dessein, Cbrisliaist»
zu entsetzen, und Oüldenleuwen propos auf Gotbenburg und Bahus durch g
wisse instrumenta bei denen dorthin gesandten Trouppen und andere Intrigen g
hindert, ist überall bekannt. Was dem Herrn Graf Tromp, Gols und anderen eli
Heben Cavalliers von dieser Faction wiedorfahren, wissen Ew. Chf. D. ohne mei
untertbinigsle Erinnerung, im geschweigen, dass sie noch neulich dem Herra Gnu
cantzeler Graf von Ählefeld, der Ihrer Eon. Mt ein recht getreuer und keintigc
nütziger Diener ist, von seiner vornehmsten Chargen einer durch eine sonderbi
Intrige depossediren wollen, welches ihnen doch zu ihrem grössten Verdniss mii
lungen. Ob nun solches und dergleicben Ihrer Ut. von Denaemarck bebunl, u
dannenhero auch dem Arensdorf das Commando über die Armee benomiiK
nichtes desto weniger halten Sie diese schädliche und verrätberische Fartian
grosser estime, dahero es das Ansehen gewinnt, als wenn Ihre Ht durch diese Lei
gleichsam philtriret und fosciniret sein, und so lang einige davon bei dem Eün
vorbanden, von den Königl. Progressen nichts gutes noch etwas erspriessliches
lioffen, massen sie dem Eönig sein Respect und gloire, dem Lande die Mitteln ii
Reputation, der Armee ihre Eraft und Uacht benehmen und dadurch die Souveräni
bei den Unterthanen verbasset machen, welches einige der allen Noblesse ge
sehen und durch diese Confusion xu ihrer vorigen Freiheit asperiren, wodurch i
Eünigl. Erbbaus in die vorige Schlaffere; gerathen würde, wann nicht diesem I
glück zeitig vorgebauet werde. —
Ihrer Ht. dem Eönig muss ich das zu ewigem Ruhm nachsagen, dass Sie
gnädiger und tapfer Herr sein, auch an ihren unermüdeten Fleiss und travtilli
nichts ermangeln lassen, nur dieses möchte ich wünschen, dass Sie solche i
andere böse Thaten exemplarisch abstrafen und die Heriten besser belohnen möchi
auch biofüro einem allein alles nicht anvertrauen, sondern verschiedenen ehrlicl
getreuen und verständigen Dienern, so dem Geize feind seind. —
PS. Bei der Armee albier mangelt nichtes als ein rechtschaffenes Oberhu
ein formeller Eriegsrath und ein uninteressirtes General Commissariat Weiln ■
solches bisbero nach des Herzogen vonPloen Abreise manguiret bat, so haben
von obiger Faction alles, was übel gelhan und unglücklich verrichtet worden, H
Ut selbst zugeschrieben und ihre Bosheit mit Ihre Eon. Ut Namen und ordre
mäntelt, da doch Ihre Ut. für ihre Person an allen sothanen Übel unschuldig se
oyGooi^lc
Kinnabme TOn Ragen. 353
Der KurfOrst an den König von Dänemark. D. auf dei" Insul
Rtlgen unferae Putbus 14v24. September 1678.
[Anzeige der Landung auf Rfigen und Eroberung der Alten Pihrechanze.]
Es hat der höchste Gott die vorgehabte Attacque auf der Insul 34. Sept.
Rügeo') dergestalt geaegoet, daas, nachdem E. K. M. Trouppen vor-
gestern auf Wittou Posto gefasset, ich nicht allein gestern umb den
Mittag meine Trouppen in des Feindes Praesenz und ungeachtet des von
ihm gethanen Wiederstaodes debarquiret, denselben repoussiret und ihm
alle seine am Strande gemachete Schanzen zu abandonniren und sich
nach der Alten Fehr-Schanze zu reteriren gezwungen, sondern ihn auch
darauf heute in der Alten Fehr-Schanze angreifen lassen, welche
stürmender Hand erobert und des Feindes ganze Cavailorie ruiniret
worden, allermaassen E. K. H. ans beigehender Relation') mit mehrem
zu ersehen geruhen woUen. —
Der Kurfürst an den König von Dänemark. D. auf der Insul
Rügen gegen Stralsund 20./30. September 1678.
[Sendung v. Hagen's. AufTorderung zu einer Zusammenkunft.]
Nachdem der höchste Gott alhie alles nach Wunsche hat succediren 3
lassen, so liabe ich nicht ermangelen wollen, E. K. M. davon durch
gegenwärtigen meinen Hof- und Legationsrath den von Ilagen münd-
lich Rapport thuen zu lassen nnd zugleich E. K. M. zu ersuchen, die-
.selbe geruhen doch die beliebte Ueberkunft, so viele möglich, zu be-
schleunigen, weil das verlangete abouchement jetzo mehr als jemaleo
nöthig und E. K. M. höchstgeehrte Gegenwart ich mit äusserstem Ver-
langen, umb von allem völlige Abrodo zu nehmen, erwarte. —
') S. Fock Vr, S. 410 ff., 572 ff., oben S. 43.
>) H. oben S. 43.
. Gracb. d. (i. KurfUntvD
oyGooi^lc
354 111. Braiidenliurg und DüDemark 1(;76-1679.
Jens Juel und M. Scheel an den Kurfürsten. D. auf d
Königl. Schiffe der Dragoner 20./[30.] Septeniher 1C78.
[Verlangen dar Einräumung der Neuen Fährschaaic und Besetzung des Dlnhc
mit brandenburgischen Truppen.]
I' Nachdem jetzt Rügen dem Feinde gänzlich abgenommen ist, stellen
auf Befehl ihres Königs vor, was zu Behauptung der Insel und Befes^tigung
guten Vertrauens erspriesslich sein möchte:
1. Die Possession der Insel ist durch den Doheraner Traclat dem Küi
zugesprochen.
3. Zu Anlegung eines Magazins, hofft der König, werde ihm Kf. die >
Fäbrachanze ') einräumen. Vaa die Commoditüt der Commanication mit
Kf. Truppen in Pommern anlangt, zu welchem Ende Geh. R. v. Gladeb
des Kf. Garnison in jener Schanze eine Weiie zu lassen für nutzbar eracl
so sehen sie nicht, wie diese durch dänische Truppen verhindert werden s*
da auch diese sich des Kf. Gefallen in allem conformieren sollen.
3. Die Alte Fähre und der Dänholm, verlangt Kf., sollten von Tru[
des Königs besetzt werden. Ersteres soll, sobald alles lur Richtigkeit gebr
ist, geschehen, der DSnbolm aber ist durch den Boberancr Tractat dem Kf z
kannt, der denselben auch zu verwahren bessere Gelegenheit haben wird, aut
dem sind noch nicht soviel dänische Völker vorhanden, dass man mehr
Rügen sicher besetzen könnte.
Da die Ankunft des Königs unbestimmt ist und vielleicht gar verhin
werden könnte, Juel bloss auf des Kf. Resolution wartet und nach der i
liehen EntSchliessung bierin die Flotte und die hier stehende Landmiliz
wird richten müssen, so bitten sie um baldige Resolution.
Resolution des Kf. auf das Memorial Juel's und Scheel";
D. im Lager auf Rügen gegen Stralsund 21. September/[i. i
tober] 1678. (Conc. v. Gladebeck.)
[Besetzung der Neuen Fährschanie und des Dloholins.}
;. Kf. ist nicht weniger als einer von den Dienern des Königs auf die '
servation der Insel bedacht, wünscht darüber mit dem Könige vertraalich
communiciercn, sollte dessen Ueberkunft aber sieb verziehen oder unterblci
wird er sich gegen dessen Minister erklären.
') lieber die Besetzung derselben durch branden burgische Truppen s. F
S. 427.
oyGooi^lc
Besetzung der Neuen Fährschanz« und des Dönbolma. 355
2. Für die Provision kann die Besetzung der Ncnen Fähtschanze weder
binderlich noch förderlich sein, zumal io ihr kaum Gelass für 1 oder 2 Monate
Frofision für dio Besatzung ist Früher ist die Provision zu Bergen gemacht,
welches Kf. auch jetzt für viel geeigneter dazu hSlt, ausserdem hat Kf. aich-
erboten, die Alte Fährschauze einzDritomeD, die Eönigl. Minister aber werden
ihrem eigenen Bericht nach genug zu thun haben, mit den zur Zeit hier befind-
lichen Völkern die Alte Fähre zu besetzen uDd die andern Advenuen des Landes
zu verwahren.
3. Die Besetzung des Denholm hat Kf. niemals intendiert, sondern nur
dareh Gladebeck andeuten lassen, dass er rathsam und der gemeinen Sache
selir forderlich hielte, wenn der König an diesem Orte mit cooperieren wollte,
d.imit Kf. desto mehr Fussvolk von liier ab und auf jene Seite ziehen könnte,
wo er 2 oder 3 Attaquen wird thun müssen. Ohne Maintenierung des Den-
bolins und Eroberung der Stadt Stralsund wird der Eonig die Insel zumal mit
den jetzt anwesenden Tülkern schwerlich conservieren können und es ist frag-
lich, ob Kf. immer Gelegenheit haben wird, die Insel recoperieren zu helfen,
Qiid ob der Konig so oft seine Flotte und seine Völker wird abmiisaigen können,
Wenigstens wird diese Materie reiflich zu deliberieren sein.
König Christian V. an den Kurftlrsten. D. Copenhagen
26. September/ [6. October] 1678.
[Die gewDDSchte Zusammenkunft mit Kf.}
Aus dem Schreiben des Kf. vom 20. September und von v. Hagen hat 6. Oct
er die Particularia der Eroberung von Rüge» und dessen Aufforderang zu einer
Entrevne erfahren. Sein Stallmeister v. Hasthausen wird inzwischen dem
Kf. die Ursache, wodurch seine bereits angetretene Reise aufgehalten und ver-
hindert worden, nnd seine Absicht, mit Kf., wenn dieser es nöthig und gut
finden sollte, etwa zu Wismar, Rostock oder einem anderen beiderseits gelegenen
Ort noch vor dem Winter sich zu abouchieren, eröffnet haben. Er erwartet
dessen Entschliessung, nach Einlangung derselben, und wenn er vorher gesehen,
»ie der vorhabende Marsch seiner Armee in Schonen ablaufen und welche Con-
tenance der Feind dabei zeigen wird, wird er sich zu Lande zu der Entrevne
einfinden '),
') Bei den Akten befindet sich nur das Racreditiv des Kf. für v. Haxt-
hansen (d. Lüdershagen 27. September/[7. October] 1678), darin bittet er den
König, seine Person bei dieser Jahreszeit nicht weiter dem Meere anzuvertrauen,
sondern die Reise zu Lande zu machen. In einem Schreiben vom 3./13. October
warnt er den König, sich in einen combat zu engagieren.
oyGooi^lc
350 HI. Brandenburg und DiDemark 167G— 1B70.
Punctatio dessen, was bei Ihre May. von Denneinarck namens
.Sein Churf. Durchl. zu Brandenburg — die Gebrfldere vod
Brandten zu beobachten. D. Lüdershagen 28. September/[8. Oc-
tober] 1678. (Conc. v. Gladebeck.)
[Beiietiui^ der Neuen Fährscbanze. Waffenstillstand. FriedensTerbandlangeD. Vor-
schläge wegen zu treffender militärischer Hassregeln.]
t. 1) Sie sollei) dem Könige alle Ombrage wegen der Besetzung der Neneo
FShrschanze ') zu benehmen suchen, welche während der Belagerung von Stral-
sund nnamgänglich nöthig sei.
2) Sie haben vorzustellen, dass, da am kaiserlichen Hof und aller Orten
so beständig auf das in Nimwegen vorgeschlagene armistitinm *) gedrun^ien
werde, auch der Ebnig and Kf. sich dessen mit Manier nicht länger worden
entschlagen können. Ihre Gesandten würden also zu instruieren sein, hierin
einmüthig zo negotiieren und vornehmlich darauf zu sehen, 1) dass das «mi-
stitium universal sei, 2) dasa es auf 6 Monate (1. November bis 1. Hai) ge-
schlossen werde, 3) dass während desselben alles in statn quo bleibe, 4] den
Bloquierten inzwischen keine commercia oder Verproviantierung gestattet,
5) die nöthigen Quartiere vom Kaiser und Reich reserviret wfirdea, 6) sie beide
und alle AUierten während dessen ihre Armeen so instand setzten , dass ät
nachher zam Kriege wie zum Frieden parat sein mögen.
3) Sie sollen dem König versichern, dass Kf. auch keinen Frieden ohae
denselben schliossen wolle, dass aber die Tractaten för sie beide leichter Meo
würden, wenn sie Jeder für sich sowohl materialiter als formaliter tradierten,
jedoch Ihre Gesandten dabei immer in guter Correspondenz blieben und sicli
gegenseitig unterstutzten. In progressu causae werde sich dann ergeben, vu
filr praetensiones ein jeder machen, was er davon nachgeben oder wonof n
endlich bestehen sollte,
4) Sollen sie bitten, dass der König zur Deckung der Bügenschen Köstf
eine ziemliche Winterflotte in See lasse-
5) Sollen sie vorstellen, dass der König sehr wohl thnn würde, noch vor
dem Waffenstillstand ein corps voIant zwischen der Ost- und Westsee und der
Elbe zu fonnieren.
6) Haben sie die Forfschaffung des Pulvers nach Königisberg in befördern,
7) den König nm Mittheilnng des Memorials Tromp's wegen Bcobachlnnc
der Seeactionen zu bitten.
1) 8. oben S. 354.
i) S. unten Abschn, V.
oyGooi^lc
Dk Neue F&brscbaDte. Die Zusammeukunft. 357
König Christian V. an den Kurftlrsten. D. Kopenhagen
20./[30.] October 1678.
{Bitle um EiuräumuDg der Neuen Flfarschanze. Wunsch der ZusBrnmeokunft.]
Glöckwansch zur Einnahme von Stralsund.') Er hofft, dasa Kl, nachdem 30. Oct,
hierdurch die Behauptung der Insel Rügen gSBicfaert ist, nicht nur ihm die Neue
Fährschanze willig einrSumen, sondern ihm auch hinfort mit einer solchen Macht
la Hülfe kommen werde, dasa er ebenfalls soviel möglich zu dem in dem
Dobraotschen Tractat abgesehenen Ziel gelange. Er erwartet des Ef. Resolution
wegen der vorgeschlagenen Entrevue, die er für nöthig erachtet, damit zwischen
ihnen bei jetzigem Zustande der Sachen sowohl wegen der Friede nstractaten,
als auch wegen der ferneren Fortsetzung des Krieges eventnaliter gewisse Abrede
genommen werde.
Der Kurfürst an den König von Dänemark. D. Hauptquartier
Lüdei-shagen 25. October/[4. November] 1678.
'Auf das Schreiben vom 30. October. Räumung der Neuen Fährechanze. Vorschlag,
die Zusammenkufift in Doberan zu halten.]
Dank für den Glückwunsch.
Waa die Neue Fährschauze belanget, weil ich gemerket, dass eelbige 4. Nov.
weder Ew. Kön. May. noch mir im geringsten Nutzen und nur Diffidenz
und Misshelligkeit zwischen uns anrichten könnte, habe ich selbige
abandouniret, in HolTnunge, Ew. Kön. May. werden mit denen dazue
gehabten Ursachen, welche ich mündlich erqfFnon will, zufrieden sein.
Weil ich auch nebst Ew. Köd. May. die beliebete entrevue höchstnöthig
achte, so stelle in Ew. Eon. May. Gefallen, ob selbige zue Dobran,
welches locus boni ominis ist*), vor sich gehen solle. Nur dieses bitte
ich, dasa es je eher je lieber geschehe, weil meine Angelegenheiten mich
anderswohin berufen möchten. Ich erwarte Nachricht, zue welcher Zeit
Ew. Kön. May. daselbst zu sein vermeinen, so will ich mich alsdann
anch alda einfinden. —
') S. oben S. 45.
^ Dort hatte im September 1675 die erste Zusammenkunft zwischen dem Könige
und Kf, stattgefanden uud war dos Bündoias zwischen ihnen ab','eschlassea worden.
oyGooi^lc
358 111- BraDdenburg und D&Deniark 1676-1679.
König Christian V. an den KurfQrsten, D. Cbpenhagen
5./[15.] November 1678.
[Anf das Schreibea vom 25. October, das er erst heule erhallen. Zuugt, nuh
Doberui zu kommen,]
15. Nov. — Gleich ich nun selbsten für ein gutes Omea achte, da» Ew.
Dchl. und Lbd. diesen Ort für andern zu unserer ZusammeDkunft er-
wählen wollen, also lasse ich mir denselben gerne mitgefallen uad werde
solchem nach mittelst Göttlicher Hülfe den 11. dieses von hie nach
Laland aufbrechen mit so wenig Equippage als immer mügiich, ia Hoff-
nung, gegen den 18. oder 19., wo souaten Wettet und Wind einiger
massen fügen will, in Wismar zu sein, von wannen ich Ew. Dchl. und
Lbd. von meiner Ankunft daselbsten unverzüglich part- geben und zu-
gleich dero Gelegenheit mich erkundigen werde, au welchem T^e die
entreveue zu Dobbran ihren wirklichen Fortgang gewinnen könne, Ev.
Dchl. und Ld. freundvetterlichen Belieben anheimbstellend , ob Sie die
Anstalt zu treffen geruhen wollen, damit, ich in Wismar eigentliche
Nachricht, wo Sie alsdann anzutreffen sein werden, vorfinden möge. —
Der Kurfürst an den Oberpräsidenten Freiheri-n v. Schwerin.
D. Wrangeisburg 29. October/[8. November] 1678.
(Conc. V. Gladebeck.)
[Pflichtwidriges Verhalten der y. Brandt. Verlangen eine« Gutachtens darüber, »it
gegen dieselben zu Terfahren sei.]
8. Nov. — Wir geben Euch hiemit in Gnaden zu vernehmen, dass, «i'
letztmalen die beiden Gebrädere von Brandt in dem Lager vor Strsl-
suudt bei uns gewesen, wir dieselbe am 28. Septembr. mit gemesaener
Instruction in denen wichtigsten Affairen, so jetzo obhanden, abgefertigei
und ihnen insonderheit die Eilfertigkeit recommendiret. Ad statt aber
dass sie sich derselben, wie ihre IMlicht erforderte, gebrauchen solltei,
haben wir in vier Wochen Zeit und darüber nicht das geringste vüd
ihnen gesehen und voinommen, so dass wir auch in den Gedanken ge-
standen, es würden dieselbe etwa gestrandet sein, worzu dann auch ooch
dieses kommen, dass alle unsere Rescripta und Befehle, so wir ilineo
uachgeschicket, bis auf diese Stunde zu Coppenhagen uueröffnet liegen
blieben, warunter insonderheit eines von der höchsten Wichtigkeit, in-
oyGooi^lc
Cd willen aber t. Brandt. 359
dorn wir darin dea König umb einen Seepass wegen AbschüTuDg des
Grafen Königsmarck und seiner Trouppen ansuchen; weil aber solches
nicht abgegeben, ist der Pass bis itzo noch nicht erfolget und seind wir
dadurch in viele 1000 Thir. Schade gesetzet worden, weil wir die ganze
Stralsnndiäche Guarnison, so lang sie albier verbleibet, anf unsere Kosten
unterhalten müssen.
Endlich seind von ihnen gestern, war der 28. Octob., beigebende
beide Relationos eingelaufen, worin keine einzige rechtmässige und legale
Entschuldigung ihres Verfahrens enthalten, so dass wir darüber heftig
entrüstet sein und ganz in den Gedanken stehen, sie haben in währender
Zeit eine andere Spatzierreise gethan, wie Euch dann wohl bewuast, dass
uns solches schon einmal bei der Schwedischen Schickung beg^net;
wann wir aber solches garnicht dergestalt hingehen zu lassen gemeinet
sein, so befehlen wir Euch biemit in Gnaden, uns Euer pflichtmassiges
Gutachten mit dem förderlichsten zu erölTnen, welcher Gestalt wir ihnen
unser ressentiment zu erkennen zu geben haben. Weil wir auch dafür
halten, dass des Cantzlers Anwesenheit zu Coppenhagen nach ge-
schlossenem Foedere nicht mehr nöthig ist, und wir also die 400 Thlr.,
äo er monatlich empfanget, wol ei-sparen können, so habet Ihr nns auch
desfals Eure Gedanken zu überschreiben. —
Die Geheimen Räthe (0. v. Schwerin, Fr. v. Jena und Job.
Koppen) an den Kurfürsten. D. Cöln an der Spree 6./[16,] No-
vember 1678.
[Auf du Rescript yom 39. October. Beantragung einer genauaren Untersuchung gegen
die T. Brandt Die über sie zu verhängende Strafe.]
— wann solches von ihnen aus Vorsatz sollte geschehen sein, wären 16. Nov.
sie deshalb billig anzusehen, zum wenigsten hätten sie sofort, wann sie
an der Reise durch rechtmässige Ursachen waren verhindert worden,
solches Ew. Chf. D. unterthänigst berichten und dasjenige, was nun-
mehro daraus erfolget, verhüten sollen.
Zu £w. Chr. D. gnädig:jtem Gefallen stellen wir, ob Sie gnädigst
geruhen wollten untersuchen zu lassen, wie und wohin sie ihre Reise,
als sie aus dem Lager von Stralsunde weggegangen, genommen, ob sie
sich unterwegens oder in der Neumark auf ihren Gütern aufgehalten
oyGooi^lc
360 III' Braadeuburg und Dünemark 1676-1679.
uQd deu Befehl, welchen Ew. Chf. D. ihuen anch dero Ueiae halber und
dass sie dieselbe «u Wasser fortsetzen solleD, gegeben, ihrem Obliegen
nach nicht in Acht genommeD. Auf welchen Fall und dass sie diese
ihre Verzögerung nicht, berichtet und die in Ew. Chf. D. gnädigstem
Recript ausgedrückte VerhiuderuDg in publicis und dahero entstandeoeu
Schaden verui'sachet, wäre ihnen billig dasjenige, was sie hierunter ver-
sehen, im Namen Ew. Chf. D. mit gehörigem Nachdruck furzuatellen
und ihnen deshalb ein Verweis zu geben. —
Ferner so halten wir dafür, dass ihnen die Zeit über, da sie auf
der Reise gewesen, wann sie wieder Ew. Chf. D. Befehl in ihren eigeoeo
Sachen sich aufgehalten, die ihnen verordnete monatliche Tractamente
nicht gut zu thun, auch der Cantzler Brand, weil wir unsers unter-
thäuigdten Oi-ts gleichfalls nicht sehen, dass er etwas sonderliches ta
Dienst Ew. Chf. D. in Coppenhagen zu verrichten habe, förderlichst zu
revocirea und also die monatliche 400 Rthlr. zu ersparen. —
Chr. V. Brandt an den Kurftirsten. D. Wismar
15./[25.] November 1678.
[Eatschuldigung der Verzügerung Boiner Reise.]
Durch den Feldmarschdl Freib. v. Dörflinger hat er mit Schrecken uod
huciister Bekümmerniss vernommeQ, in was für grosse Ungnade er bei Kf. duwti
seine Verspätung auf der Reise nach Dänemark gefallen ist. Er hat, aas Furcht
Kf. durch seine Gegenwart zu erzürnen, seine Reise zn demselben nicht fort-
gesetzt, sondern ist von Eldena wieder hieher zurückgekehrt. Er will sich nicht
ganz unschuldig machen, hofft aber, Kf. werde glauben, dass, was er begangca.
kein Verbreclien, sondern nur ein Fehler sei. Als er sich von Kf. in Lüders-
liR);en verabscliiedete, war er ganz entschlossen, über das Meer zu gehen, halle
sich auch schon aus des Kf. Küche etwas an Schiffsprovision reichen lassen,
weil ihn Raule wissen Hess, dass seine Schiffe damit nicht verschen wSren. er
blieb auch deswegen noch zwei Tage im Lager hei seinen Brüdern. Als abfi
wegen des ungestümen Wetters und contrairen Windes Kf. ihm erlaubt, die
Reise zu Lande einzurichten, wenn er zu Wasser nicht fort könnte, hat er
seinen Weg über Anclam, nachher aber, da er im Mecklenbur^schen keine
Pferde würde bekommen haben, über Berlin genommen. Da ihm aber Bail-
bausen versichert hatte, dass der König mit seiner Reise zn Kf. eUen werde.
so hat er gefürchtet, entweder den König zu verfehlen, oder, wenn er ihn noch
zu Kopenhagen träfe, gleich wieder mit demselben herauskommen und dann
wieder zurückgehen, also den Weg mit grossen Kosten dreimal machen id
oyGooi^lc
V. Braudt's EDtschuldigung. 361
müssen, daher hat er gemeint, obne Verantwortung einen schleunigen Euck
nach der Neumark thun zu dürfen, er liat sicli aber dtibei so beeilt, dass so-
wohl sein Bruder, den er von Cüstrin seiner Unpässüchkeit halber voraus-
geschickt, als auch er selbst zn Auswirkung des Passes für K5nigsmarck
zeitig genng hätte in Kopenhagen sein können, wenn die Nachricht vom Auf-
hrucb des Königs sie nicht irre gemacht hätte, so dass sein Bruder wieder aus
Fünen bieher zu ihm gekommen und erst am 3. nach Kopenhagen gereist ist.
Zu der Reise in die Neumark hat ihn der äusserste Geldmangel getrieben,
er war gezwungen, zu seiner Copenbagischeo Subsistenz Rath zu schaffen und
dazu anzugreifen, was nicht ihm, sondern seinen jüngsten Brüdern zukommt,
da er in einem halben Jahre die ihm vom Kf. verordneten Subsistenzgelder
nicht hat erlangen können und ihm von seiner vorigen Verschickung noch so-
viel im Nachstande ist, dass er der Konigin noch 3000 Rthlr. schuldig ist. Er
hätte dieses dem Kf. anzeigen sollen, bat es aber unterlassen, aus Furcht, Kf.
dadurch verdriesslich zu fallen und in den Gedanken zu bringen, dass er ihn
dadurch übersetzen wolle. Er bittet Kf., ihm seine Gnade wieder zu schenken
und seine Erkenntniss und Rene als ein Opfer anzunehmen.
Die Geheimen Käthe (0. v. Schwerin, Fr. v. Jena, J. Koppen)
an den Kiirfilfsten.
D. Cöln an dei- Spree 16./[26.] Novenaber 1678.
[Vurschla^, bei der Unterredung mit den Köuig von Dänemark dahin zu wirken,
dass den vorpommerschen Städten die Zollfreibeit gelassen werde.]
Glückwunsch zu der bevorstehenden Unterredung mit dem Konige von ^6. Nov.
Dänemark.
Da dort die Abtretung und Deberlassung der Insel Rügen völlig abgethan
werden soll, so erinnern sie daran, dass die von der Krone Schweden vorhin
in Pommern besessenen StSdte und Unterthanen vermöge des Fried enstractates
zwischen Dänemark und Schweden vom '11. Mai 16G0 das Privilegium gehabt,
dass ihre durch den Sund und Belt gehcndeu Schiffe von Zoll und Visitation
befreit sein sollten; sie hoffen, der König von Dänemark werde auf des Kf. Be-
gehren und Vorstellen denselben dieses Privileg ferner lassen und deswegen
Versicherung thun.')
') Beiliegend zwei Memoriallea der Stadt Stralsund au Kf. In dem ersten
(d. 24. October/[3. November] ICTS) biltet sie denselben, die Angebürigen der Stadt
auf Rügen durch ein Generaldiploma in Subulz zu nebmeo, damit sie von dänischer
Seite nicht mit Zöllen, Acctsen und Contributioncn belästigt würden, und den dortigen
Adel zu ermabmen, das Commercium nach der Sladt der alten Verfassung gemäss
lu conlinuieren, da die Stadt ihren sticcum et sanguinem aus Rügen ziehe und des
oyGooi^lc
362 111- Brandenburg und Dänemark 1C7G— 1670.
AufzeichnUQg') Über eine am 25. November/ 5. December 1678 zu
Doberan abgehaltene Conferenz.') (Reichsarchiv zu Kopenhagen.)
Den 25. 9. des Nachmittags 1G78.
b. Dec. Ihr Churf. Drchl. hätten wol verDOmmen, was Id der vorigeo Cod-
fercnz wäre vorgekommen, und hätten dieselbe aiemal gezweirelt, da$j
Ihr König. May. in solchen generoesea Gedancken wurden verpleibeo.
wären auch darin einig, daas man trachten sollte, ein raisonnablen Frieden
zu erlangen, und Franckreich zu dem Ende 7.U menagireo wäre, jedoch
dergestalt, dass die Verbindlichkeit, so zwischen Ihr E. M. aurgerichtet,
in ihrem vollen vigore verpleiben möchte, bis so lange ein jeder Tbeit
seine raisonnable Intention erreichet, und also wol einer ohne den andero
wol tractiren, von seinen Praetensionen remittiren, den Schloss aber
ohne vergangener Communication des andern nicht machen möchte.
Der Hr. Cantzler: Ihr Konigl. May. hielten ebenmässig dafür, diksa
man auf beiderseits Conqnesten zu bestehen habe und dass man beider-
seits seine Negotiationen dahin zu dirigiren hätte, auch Franckreich zu
menagiren wäre, auch dass ein jeder Theil a parte tractiren and einer
von seinen Praetensionen relachiren möchte, jedoch alles ohne prae-
judicio foederum, und dass einer dem andern alles communicire and
ohne den andern nichts schtieaae. Ihr Konigl. May. würden Ihr Churf.
Drchl. alles getreulich communiciren, und vermuthet ein reciproqnes.
Der Hr. Churf.: Wann Schweden nicht aus dem Reich pleüwn
sollte, würden Ihr Eonigl. May. wie auch Ihr Churf. Drchl. keine trsn-
i dorthin ohne ibreu [Taterg&ng nicht entratben könne. In dem iTeitei
(d. 18./[2S.] November 1678) wird Kf. gebeten, bei Üelegenbeit der Zusammeiikiiofi
mit dem Könige von Dänemark dahin zu wirken, dass das naturale commercium
zwischen der Stadt und der Insel erbalten, keinem Fremden die Zufuhr dorthin ge-
stattet, die Stadt wegen ihrer auf Rügen liegeoden, jetzt ganz ruiniereten Güler mit
CoDtribuiion auf einige Zeit verschont, die Einwohner derselben, welche die ange-
kündigte Contribution nicht zahlen könnten, nicht ausgetrieben, der Stadt die ZoU-
freiheit im Sunde und ihre Privilegien am Eontor zu Bergen gelassen und ihr Zoll-
freiheit für eine Quantität Kalk und Bauholz aus Gotbland gewährt werde.
') Von der Hand des dänischen Staatsraths Biermann, zum Theil gedruckt ia
Bobe, Slaegten Ahlefeldts Historie (Kjobenhavn 1897), Beilagen, S. 60 f.
') Vgl. Ilirscb, Die Zusammenkunft des Grossen Kurfürsten mit dem Eöoigt
Christian V. von Dänemark zu Doberan 4.-6. December 1678 (Forsch, zur brandcDb-
u. preuss. Gesch- XIV) S. 69 ff.
oyGooi^lc
Coafema zu Doberaa. 363
quill&m pacem, sondera sraiatam haben, dahero Ihr Churf. Drchl. noch
zur Zeit gemeinet wären, nichts von Pommern abzutreten.
Ihr Churf. Drchl. wären allerdings mit einig, dass die Hertzoge zu
Brannscbweig-Luneburg und Munster zu beschicken und die ingre-
dientia instructionis zu entwerfen seien, jedoch ein jeder apart, wiewol
sonsten zugleich.
Ingredientia instructionis : zu remonstriron, wie hochnothwendig eei,
die Conquestcn zu conserviren, und wie gelährlich, die Schweden wieder
in den Bremischen einnisten zu lassen, wie such dass noch gute Mittel
wären, die Conquesten zu conaerviren.
Ihr E. M. und I. Churf. Durchl. hatten gerne vernommen, dass die
llertzogen bishero »ich hätten angelegen sein lassen, den BischofTen von
Paderborn zu gewinnen und beizubehalten, und dass dem BischotTen
anzuzeigen wäre, wie Ihr E. M. und Churf. Durchl. darüber einig wären,
welches gleichfalls dem Keyser und sonsten zu erkennen zu geben wäre.
Dass ein jeglicher nach Möglichkeit in gute Postur verpleiben möge.
Wann die Schweden nicht über die Memmel giengen und also Ihr
Churf. Drchl. nicht dero forces des Ortes vonnöthen hütten, so wollten
sie [gegen] den Frantz[osen] ein ansehnliches Corps stellen, würden doch
alles thuu, was deroselben miiglich sein würde.
Ihr Chfl. Drchl. wären zu Überlassung einiger Völcker wol geneigt
und hätten Ihr K. M. an dero Willen desfalls nicht zu zweifeln, ob es
aber möglich, berufen die Herren Deputirte sich desfalls auf den Hrn.
Feldmarschall Dörfflio, welcher darauf geantwortet, dass, wann es nur
einigermassen thunlich wäre, er darzu gnugsam geneigt wäre und
darzn contribuiren wollte.
NB. Dehne Höeg wurd recommendiret, wie auch Hr. Dctieff
von Ahlefeld.
Einige Schiffe von Stolpen könnten ihre Fracht nicht bekommen.
Hr. Feldmarschall Dorffling, nach dorne er abgetreten und Ihr
Churf. Drchl. w^en der begehrten Assistantz referirt, hat wieder be-
richtet, wie Ihr Churf. Drchl. gänzlich geneigt wären, so wahr als sie
Gott erschaffen hätte, Ihr Eönigl. May. zu assistiren, sie möchten aber
den jetzigen Znstand, da Ihr Churf. Drchl. in Preusseu und im Clevi-
schen attaqniret würden, consideriren ; auf allen Fall aber wollten Sie
Ihr Konigl. May. nicht lassen, wie es auch geschehen möchte.
Wegen des hamburgisches Couvoyers, des Vormittag gedacht worden,
iat ferne angehalten worden, dass Ihr Königl. May. dero Kri^sschiffen
oyGooi^lc
3G4 ni- Brandenburg und Diaem&rk 1676—1679.
auf der Elbe Ordre geben möchte, conjunctim mit den Churf. Fregatten
es aozahalten. Item dass ratione der Stadt Stralsund auf Rügen alles
in antiquo statu bleiben möchte. Freiheit für die Stralsunder, Kslk von
Gottland zu ihren Gebauen zu holen.
Wie auch dass sie die Zollfreiheit im Sundt geniessen mögen.
Dass der Scheut bei Nacht de Witte die Abschrift des königl
original Passes für die Eönigsm, Trouppeu vidimiren soll.
Interccssion für den Hertzogen von Glacksburg.
Fass für des abgelebten Feldherrn Wrangeis Leiche und des^o
Verlassenschaft.
Ein Pass für die Grafen Königsmarck, zu Lande nach Schweden
zu reisen, für ihnen und einige Personen.
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Wismai-
28. November/[8. December] 1678.
[v. Ledebur'a iDstruktioa. Pass für die EönigsmarckscbeD Truppen.]
Der König') hat ihm befohlen, dem Kf. aufs höchste für die za Dob«ran
erwiesene Ehre, Freundschaft und Affectioe za danken und daran za erinaciD.
daes Ledebur's Instruktion''} geändert und nur im allgemeinen, ohne der Ope-
rationen in Prenasen zu gedenken, gesetzt werde, dass Kf. nach Susserstei Höf-
lichkeit zu den Operationen am Rhein coucurrieren wolle, sonst würde dss Uiu!
Braunschweig wanken und auf einen Particulierfrieden gedenken. Der Kamla
hat ihm gesagt, der König verlange dieses am so mehr, da heute aas Wien &i
Nachricht eingetroffen sei, dass es mit dem Frieden zwischen dem Kaiser imil
Fiaukreich noch nicht richtig wäre, dass vielmehr der Kaiser einiges, was sein
Gesandter zu Nimwegen gethan, desavouiert hätte.
Die Ordre') wegen Vidimierung des königl. Passes für die KÖnigsmartk-
schen Truppen hat er dem Trompeter des Kf. mitgegeben ucd dabei an RaoU
') König Christian selbst dankt in eiuem Schreiben (d. Wismar 37. No-
Tember/[7. December] 167S) dem Kf. für die ihm bei der EnlreTue entksene
AOection und Civililät und zeigt ihm an, daas er Scheel nieder zu ihm laiäA-
*) 8. über die damalige Sendung desselben zu den Berzogen tod. Rrann*
schweig Pufendorf 1. XVI, g 87 (S. 1262 f.).
>) In einem zweiten Schreiben aus Wismar vom 27. November/7. Deceml)«[
sagt König Christian ku, dass die von Kf. mit einem Paais nach Schweden p-
sandte Galliota freigelassen werde, und kündigt an, dass Scheel die Ordre an seinen
Viceadmiral, welche zu Doberan wegen seines schleunigen Aufbruches nicht habe
oyGooi^lc
SenduQg t. Ledsbur's. Schiffbruch bei Bornholni. 365
geschriebcD , demselben auch die Antwort des Königs an Kf. wegen der za
Kopenhagen aufgebrachten Bchwedischen Piloten geschickt. Der E5nig bat ver-
äprochen, dieselben, sobald er in Kopenhagen angelangt, zu relachieren. Für
Graf Konigsmarck aber hat er trotz inständiger Bemübnngen keinen Pass er-
halten köiiDen. Der Eonig bat, Kf. raochto doch considerieren, wie geßhrlicb
es für ihn wSre, einen selchen vornehmen nnd veiscblagenen schwedischen Rriegs-
officier durch seine Lande, in denen viele üebelietentiomerte wSren, geben zu
lassen. Für des Feldberrn Wrangel's Leiche und seine ganze Verlassenschaft
aber hat er einen Pass erhalten.
Chr. und Fr. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Kopenhagen
4./[14.] December 1678.
[Schiffbruch bei Bomholm.]
Nachdem Christoph t. Brandt vor vier Tagen hier angelangt ist, haben 14. Dec.
sie l>eide sich wegen eines anderweitigen EÖnigl. Passes für dio auf Usedom
noch z Drückgebliebenen schwedischen Tmppen und wegen Erlassang der
schwedischen Piloten bemfibt, haben auch vom Könige günstige Zusicherungen
deswegen erbalten.
Von den Schiffen, welche die Stralsundische und Orelfswaldische Garnisonen
Dach Schweden überbringen sollten, sind 22 bei Bomholm') in der N^cht vom
4. zum 5. hei dickem Seh nee wetter and Sturm, der sie von dem Cura nach
Calmarsund abgetrieben, gestrandet, 14 Compagnieen (c. 1000—1200 Mann) sind
ertranken, die übrigen 3000 hat der Gouverneur von Bornholm salvieren lassen
and verhindert, dass sie von den Einwohnern der Insel erschlagen worden, es
werden aber, zumal da schon vorher die rothe Rohr unter ihnen geherrscht,
wohl wenige von ihnen leben bleiben. Von des Kf. Fregatten ist die grösste
gesanken und nicht eine Seele davon gerettet worden.
anterscbrieben werden können, mitbringen werde. Ef. beklagt sich aber in einem
Schreiben an den Eönig vom S./IS- December, dass Viceadmiral Witte neue
SchKierigkeilen wegen Ueberführang der Truppen Königsmarck's und der Greife-
«alder Garnison nach Schweden erhebe.
I) S. Diar. Europ. XXXIX, S. 326 ff.
oyGooi^lc
366 ni. BrandeDburg und DJtnemftrk 1676—1679.
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. J). Kopenhagen
28. December 1678/[7. Januar 1679.]
[Beschwerde des Küniga über die Sendung Meinders'. Fried eusbedinguDgeD, velcht
der König Btelleu will.]
Der Künig hat sie vorgestern zu sich rufen lassen und ihnen angezeigt, er
hätte Nachricht, dass Kf. Meinders') mit seinen nltimatis nach Kim wegen ab-
gefertigt und ihm auch Ordre ertheilt hätte, damit nach Paris zu gehen, duoli
würde Kf. dort schwerlich seine Rechnung finden, er hoffte, derselbe würde der
Dohcranischen Abrede und vertraulichen Correspondeuz zwischen ihnen beiden
gemäss ihm nicht vorenthalten, wenn er einen endlichen und unumstSssllchen
Entschluss der Friedenshedingungen halber gefasst hätte, er selbst bitte sich
Jetzt resolviert und es in Nimwegen und im Haag vorzutragen befohlen, d>ss
er mit den wirklichen in diesem Krieg gemachten Conquesten oder mit einem
Austausch derselben gegen andere Gebiete zufrieden sein wolle, er hoffte larh,
in dieser Campi^ne dem Feinde noch etwas abzunehmen and so desto leichter
zu seinem Zweck zu gelangen. Sollten sich aber dabei unüberwindliche Schwierig-
keiten bervorthun und er dann noch mehr nachlassen, so werde er nicht n-
mangeln, dieses dem Kf. zu rechter Zeit wissen zu lassen. Sie haben erwideit
dass sie zwar von Me Inders' Sendung, aber nicht von dessen Anftrigen nnt«t-
richtet seien, dass sie aber nicht glauben könnten, dass Ef., zumal da er den
Ausgang in Preussen werde abwarten wollen, der Frieden sbedingangen halber
schon einen festen Entschluss gefasst hätte-')
König Christian V. an den KurfÖrsten. D. Copenhagen
l./[ll.] Februar 1679-
[Glückwunsch la den Erfolgen in Preussen. Gelafarliche Lage der Dinge. BiUe um
baldige Zurückkunft.]
11. Febr. Glückwunsch zu den Erfolgen in Preussen.')
Gleich uns nun dieser glückliclic AnfaDg die gute Hoffnung macliei,
') S. unten Abschn, V und VI.
ä) Kf. erwidert darauf (d. Non-Stellin T-/[i7.] Januar IG79), er habe dea
Könige von Meinders' Sendung und dasa dessen eigentliche Negotiation in Er-
haltung der Nentraliiät für die clevisclien Lande bestehe, zu rechter Zeit KKchrkhl
gegeben, sie sollten demselben versichern, dass er der zu Doberan genommenen An-
rede gemäss ihm von allem, was passieren nerde, Part geben wollte, dass er ibtr
vorläufig sich noch nicht über die Conditjonen, auf denen man unab&nderlicb >i
besteben habe, entschliessen könnte, dabei würde auch der Ausgang der Dinge ii
Preussen zu berücksichtigen sein.
') Die V. Brandt berichten 28. Janwar/7. Februar 1679, des Kf. glorien«
Progressen In Preussen, die sie dem Könige aus der ihnen zugesandten BtUii^
oyGooi^lc
Sendung UeJoders. H&haung des Köoigs zur Festigkeil. 367
dass Ew. Dchl. und Ld. den Foind der Orten, wo nicht gänzlich i
deanocli von dero Landen abtreiben and mithin dei^estalt schwächen
werden, daas Sie in Preussen sich keiner sonderbaren weitern Gefahr
so bald von ihme zu besorgen haben werden, noch dero G^enwart da-
selbaten weiter nöthig sein wird, also wünschen wir solches umb so viel
mehr, weiln der Allürten Sachen hieraussen sich je länger je gefährlicher
anlassen und nunmehr in solchem Znstand befinden, dass dieselbe nicht
wohl änderst als durch Ew. Dchl, und Ld. und dero meisten mitge-
nommenen Völker schleunige Zurückkuoft aufrecht erhalten werden
können, zumahln die Kayserl. Gesandtschaft zu Nimwegen in ihrer
Negotiation mit der französischen eifrig fortfahret und zum Schluss eilet,
und da derselbe erfolgen, auch die französischen Waffen am Unterrhein
sich moviren und in dem Westphälischen Kreis einbrechen sollten, zu
befürchten stehet, dass sowohl der Bischof von Münster als die
Ilertzogen zu Lüneburg (welche letztere sonsten noch eine ziembliche
fcrmete temolgniren) den Muth sinken lassen und mit dem Gegenthoil
sich gleichfalls quovia modo zu accomodiren suchen dürfen.') —
dM Geh. Sekretira Fuchs (s. oben S. 84 f.) vorgelesoD, hätten bei diesem und der
Küaigia solche Freude erregt, dtss man selbst aaf die schlimme Zeitung, dass der
Friede des Kaisers mit Frankreich so gut wie richtig sei, nicht gross geachtet habe.
— Den Bericht des Kt, an den König über den Verlauf des Feldzuges in Preussen
tom 24. Januar/3. Februar 1679 s. oben S. 91 ff.
I) König Christian erneuert (d. Kopenhagen 4./[14.] Februar 1679) unter
Hinweis auf den Fried ensschluas des Kaisers die Bitte um schleunige Rückkehr und
ermahnt Kf., such Münster und die biauaschweigischen Herzoge zur Beständigkeit
auiufrischen nnd sie dazu seiner Rückkehr und Assistenz zu versichern; er selbst
wolle alles, was in seinem Vermögen sei, beitragen und den Alliierten mit einem
'onsidcrsblen Corpo zu Hülfe kommen. Kf. verneist in seiner Antwort (d. Königs-
berg 34. Febmar/ß. März 1679} auf die. seinen an jene Fürsten abgeschickten Ge-
sandten (v. Ledebur, v. Busche und Gl andorff, s. Pufendorf 1. XVII, §40,41
S. 1321 ff.) ertheilteu Instruktionen. Auch in einem Schreiben vom '2b. Februar/
7. IfSri spricht König Christian die Hoffnung aus, dass, obwohl auch Münster und
Lüneburg im Werke begriffen seien, einen Separatfrieden zu schliessen, sie beide,
Kenn sie Einigkeit und Festigkeit verspüren Hessen, von Frankreich einen billigen
Frieden erlangen würden.
j,Goo>^le
tu. BrandeabuTg und Dänemarii 1676—1679.
Chr. und Fr. v. Brandt an den KurfÖrsten. D. Kopenh^n
15./25. Februar 1679.
[Bntscbluss des Küniga tu einer Sendung n&ch Frankreicb.]
ä5. Febr. Der König hat ihnen anzeigen lassen, dass er entschlossen sei '), aaeh je-
mand nach Frankreich zu senden, und dass Detlef v. Ahlefeldt*) Befehl er-
halten, dem Kf. dieses milzutheilen und die Gründe dazu voraostelien. Her
Grosskanzler hat ihnen gesagt, dem Könige sei schon vor einigen Monaten von
Frankreich zn einer solchen Schickung Anlass gegeben worden, er hätte sirh
aber damals, um den Alliierten keine Ombrage zu geben, dazu nicht vetstebcn
wollen. Nachdem aber Kf. Meinders dahin geschickt, der Kaiser Friedeo
gemacht und Hünster nebst Lüneburg wackelten, müsste er auch nolb-
wendig jemand an den fianzüsischen Hof schicken, sonst möchte man es durt
für eine Verachtung aufnehraeu und dieser Krone ganz zuwider sein, der dort-
hin zu sendende Hinister sollte Befehl erhalten, mit Meinders alles de concett
Der Kurfürst an die Gebrüder v. Brandt. D. Königsberg
4./14. März 1679. (Conc. F. v. Jena.)
[Zustimmung zu der dänischen Sendung naeh Frankreich. Stand seiner darligrn
Verhandlungen. Rückkehr nach der Uark.)
!. Das Haus Brannschweig hat auch mit Schweden geschlossen.')
Bei 80 bewandten Dingen uuu stehen I. Kön. M. und wir von allen
nnsern Alliirteii verlassen und alleine und haben daher» Ursach, mit
desto utehrern beHtändigen Circumspection unser Interesse zu beobachten,
und woil wir sowohl aus Euren unterthänigsten Bericht als des von
Alefeld's Anzeige vernehmen, dass I. Kön. M. Willens, jemands nacher
Paris zu schicken, und dass derselbige mit nnserm sich alda aufhaltenden
Geheimen Rath Meinders nicht nur vertraulich communiciren, sondern
auch mit demselbigen zugleich negotiiren soll, so ist uns solches nicbi
nur lieb und angenehm, soodern wir wollen auch unserm Meinders
') S. Goecke, Brandenburgiach-däniscbe Bexiebungen nach dem NjmTegencr
Frieden <Zeitschr. f. preusa. Gescb. XVI), S. 152 ff.
^ S. über dessen (iamalige Sendung zu Kf. nach Königsberg Bob^ in derVor-
rede zu Ählefeldt's Memoiren (dänische Ausg. S. V, deutsche Ausg. S. IX).
') Am 5. Februar war in Celle der Friede zwischen den brauusehweigiscki
Herzogen und Frankreich abgeschlossen worden, s. Mignet IV, S. 697.
oyGooi^lc
D&niache Sendung nach Frankretcb. 369
deshalb gehörigea Befehl zukommeD Issseo, gestalt dann I. M. sich wohl
erlQiiPm werden, dasa wir dazumal sofort, als wir unsern Meinders da-
hin geschicket, vod L Köd. M. verDehmen lassen, ob Ihr nicht gcfatleo
möchte, dergleichen zu thua. Wie bekannt, so haben wir keine andere
Ursache gehabt, diese Abscbickung zu thun, als die Neutralität vor unsere
WeatphÜlische Landen und dann was wir conquestiret zu erhalten, wie
hart man sich aber dagegen bezeuget, das ist bekannt, und werden es
I. Kön. M. sonder Zweifel noch weiter erfahren. Wir haben uns nuhmer
im Namen Gottes resolviret, wann der Allerhöchste keine Hinderung ver-
hänget, auf den 13. oder 23. dieses uns hinwiedenimb von hinnen nach
Unsere Cubr Marck Brandenburg zu hieben, unsere Armee aber alhier
noch etwas ausruhen und zu rechter Zeit folgen zu lassen, inmassen wir
dann nicht nur unsere Regimenter recruitiren und mit mehrern Com-
pagnien verstärken, sondern auch neue Werbungen anstellen, dass wir
mit Gottes Hülfe hoffen, mit einer guten und exercirten Armee von
201XR) Mann zu Feld zu gehen und alhier in unserem Herzogthumb
über dem noch etzliche tausend Mann zu hinterlassen, welches alles Ihr
I. Kön. M. gebührend anzuzeigen. —
Chr. und Fr. v. Brandt an den KurfQrsten. D. Kopenhagen
15./[25.] März 1679.
[ßesorgniss vor Separatverhaadluiigen Dlaeraarka mit Frankreicb. Kriegsrüstungen.]
Sie haben sich auf das äusserate bemüht, die Ombrage, welche man hier 35. MSrz.
wegen Meinders' Negotiation am französischen Hofe hat, wegzuheben. Wenn
man aber auch bisweilen so tbut, als glaubte man ihnen, so blickt doch der
Argwohn immer wieder hervor und ist den Ministern nicht auszureden, Meinders
habe schon bis anf Stettin reloschicrt, dem sie aber haatement widersprochen
nnd dem Könige selbst VoTgeat«llt haben, dass billig mehr dorn Kurfürsten und
dessen Ministern als dem, was die Franzosen, um den KSnig und denselben zu
separieren, vorgeben, zu trauen sei. Der König setzt ein grosses Vertrauen auf
Kf and will durchaus nichts davon hören, dass er von seinen Conqueaten etwas
wiederabtreten solle, da man aber nicht wissen kann, was der eine oder andere
von den Ministern ihm einreden und endlich per majora geschlossen werden
möchte, so bemühen sie sich, zu erforschen, ob man hier auch insgeheim unter
dor Hand die Fried ensconditionen mit Frankreich zu adjustieren suche. Der
König bat gegen sie und andere crwShnt, er hätte auf der französischen Ge-
sandten zu Nimwegen hochmüthige nnd bedrohliclie Declaration sich entschlossen,
Malor. z. Gesch. d. (i. Korfclremn, XVIll. 24
oyGooi^lc
370 in. BrttndeDburg und D&nemark 1676—1679.
Dicht nach Frankreich za schicken, sie vernehmen aber, die rechte Ursache da
von sei, dass der König von Frankreich sich geweigert, dem dänischen MiDLstei
einen Pass zu ertheilen, und mau halte noch darum an. Sonst giebt ihncD
dieses etwas Ombrage, dass Grafenthal') Erlanbniss erhalten hat, hierdurch
zum Könige von Schweden zu reisen. Sie werden au^assen, ob man hier mit
ihm conferieren wird.
Die Kriegspr^paratorien sind hier zu Lande und zu Wasser sehr gross ond
sollen ehestens einige Truppen nach Holstein gehen. Güldeiilöw hat mit
GOOO Haiin einen verheerenden Einfall io Schonen gemacht.
Chr. und Fr. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Kopenlia;:e!i
18./[28.] März 1679.
[Auf das Recript vom 4./14. Man. Oünstige Erklärungen des Königs.]
I. Häri:. Der König hat ihnen gesagt, er freue sich sehr, dass Kf. eine so stattliche
Armee zu Felde führen wolle, und hoffe, derselbe werde trotz der ihm von
Alefeldt gemeldeten UnpSsslichkeit') seine Reise nach Berlin fortsetzen können.
Er sei auch entschlossen, in ganz kurzem nach Holstein sich zu begeben, am
dem Kf. desto näher zu sein, und seine Truppen sollten ihm möglichst bald
folgen. "Wetin ihre beiden Völker znsammenk&men, würde sich mit Gottes Hülfi'
alles wohl geben, eine Armee von 30 000 Mann könnte sich schon Respe«
machen und würde der lüneburgische Frieden dagegen nichts macbeo. Betreffend
die Schickung nach Frankreich, eo hatte er keinen Pass kriegen können, et
wollte auch, dass keiner käme; wenn der König von Frankreich aber einen
schickte, so werde er sieb bedenken und Kf. seine Resolution wissen lassen-
Wenn Meinders schon von Paris weg wäre, möchte Kf. ihn ja weg lassen
und das Friedeiisnegotium zu Nimwegen treiben, zumal er selbst begriffen haben
würde, wie sehr er sich durch seine Abschickung präjudiciert hätte; im flbrigi'"
hoffte er, Kf. werde auf sein eigenhändiges Schreiben antworten und sich noch
etwas näher herauslassen, namentlich ob er mit ihm conjunctim den Frieden
tractieren und so lange die Waffen nebst ihm fuhren wollte, bis die boiden
hochtrabenden Kronen raison nah leren Kauf geben. Die Uinister baben alle»
obige wiederholt und nur noch hinzugefügt, da das neue Parlament io F.nglaift
gute Hoffnung gebe, mdsste man nicht mit Frankreich handeln, sondern sieb
an die englische Mediation halten.')
■) S. oben S. 207.
>} S. darüber v. Buch's Tagebuch 11, S. 156 ff.
*) Am 25. März melden sie, der König gedenke am 31. nach Holstein ibm-
reisen, er wünsche Leh ndorf in seinem Dienst zu behalten und habe ihm die biesicr
Commandanlens teile angelrngcn, derselbe habe aber, die Pflicht und Dankbartril
oyGooi^lc
Sendung Ueiercroii*a nach Paris. 371
Chi'. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Rensburg
7./[17.] April 1679.
[Auf d&8 Rescript lom 80. MIrt. Anzeige des Königs von der Sendung Heietcrou's
Dftch Paris.]
Rr hst das Avocationsschreiben dem Könige flbei^eben, auf dessen Wnnsch 17. April.
wird er aber noch einige Tage hierbleiben, um mit den Ministem zu conferieren
Dnd die eigentliche Ursache der Herauskunft des K5nig3 zu ei^ründen.')
Der König hat ihm gesagt,, dass er, da') der französische Pass för Meier-
erohn angekommen, nun nicht umhin könnte, denselben nach Paris zu schicken,
er beabsichtige aber gar nicht, die Tractaten von Nimwegen wegzuziehen, son-
dern dieselben zu facilitieren und womöglich den König von Frankreich zu dis-
ponieren, sich Schwedens nicht so fierement anzunehmen. Er wünschte,
Mcinders wäre noch in Paris, damit beide dort de concert agieren könnten,
erbot sich, sonst seinen Hinister zu beauftragen, für des Kf. Interesse zu vi^lieren.
Der Kurfürst an den König von Dänemark. D. Potstam
11. /2l. April 1679.
[Die Sendung Ueiercron's nach Paris. Warnung vor Separatverhandlungen.]
Ich habe sogleich vernommen, dasa Ew. Königl. May. nach er- 31. April,
baheoem französischen Pass dero Ministrum Meyercrooa nachet Paris
geschicket haben. Nun lebe ich zwar der Zuversicht, Ew. Eönigl, May.
werden dadurch einige particulier-Tractaten zu tiefTen ebensowenig in-
tendiren, als ich bei Abschickunge meines Geh. Rathes Meinders mir
solchos im Sinne genommen. Nichtes dest« weniger, weil ich von
sicherer Hand die Nachricht erhalten, daas Franckreich auf Instigation
gegen Ef. vorscbützend, abgelehnt und werde nach Berlin kommen. Daraufhin er-
geht (d. Cöln a. d. Spree 30. Mänt/9. Aprii 1679) an Chr. i. Brandt der Befehl,
vom Könige Abschied lu nehmen und sich zu mündlicher Berichterstattung nach
Berlin la begeben.
■) Kf. befiehh Chr. v. Brandt (d. PoUdam U./24. April 1GT9), das, was der
König ihm auftragen neide, schriftlich aufzusetzen und ihm zuzuschicken, sich selbst
aber gerades Weges auf seine Güter zu begeben, dort bis auf fernere Ordre zu
bleiben und sich aller Verrichtungen zu entlislten, am 19./29. April aber befiehlt er
ihm, dem Wunsche des Königs gemäss vorläufig dort zu bleiben oder, falls er schon
abgereist sein sollte, nieder zu dem Könige zurückzukehren.
>) S. oben S„370.
24*
oyGooi^lc
372 III- Brandenburg umd D&D«mwk 1676—1679.
der CroDO SchwcdeD Dichtes mehr verlange, als unser beider iDtere&<e
zu separiten und durch Schliessuage particulier-Tractaten der Schweden
Bestes und unser beiden Nachtheil zu aucheu, so kann nicht rnubhio,
Ew. Köoigl. May. dessen wohlmeinend zu erinneren und dabei dieselbe
zu versicheren, dass ich so einen festen Staat auf die mit Ew. RöniRl
May. getrolTenen Alliancen und insonderheit auf Dero Königl. parolc
und die mir noch neulich sowohl durch Dero eigenhändige Röuigi
Schreiben als Dero Ministrum den von Alefeld gegebene contestatiooe?
mache, dass mirs unmöglich zu sein deucht, dass Ew. Königl. Kfay.
durch einige scheinbare Advautagen sich von mir abziehen lassen sollten,
in mehrer Betrachtunge, dass ich dergleichen so viellältig angeschlagen,
umb nicht von Ew. Königl. May. getrennet zu werden, und dass endlich
wir beiderseits nimmer so grossen Vortbel nach unserer Trennunge
haben werden, als wir aus einer einmüthigen Zosammenhaltunge be-
haupten können. Ich ersuche demnach Ew. Königl. May., mir in Ver-
trauen zu eröffnen, was besageter dero Ministre Meyercroon in in-
atructione habe, gleich auch ich zue Dobran bei vorhabender Schicknnge
meines erwähnten Geheimbten Ratbes Meinders gethan, und altes da-
hin zu dirigiren, dass durch einige gegebene Jalousie die unter un$ .'«
hochnöthige Harmonie und Einigkeit im geringsten keinen Abbrach
leiden möge.') —
Chr. V. Brandt an den EurfQräten. D. Glöckstadt
19./[29.] April 1679.
[VerabBchiedung vom Könige. Rechtfertigung der SenJung Heiercroo'» nach Piris.]
I- Nachdem er die Bewilligung des Passes fQr die in Pommern noch stehende
KöDigsmarckscbe Cavallerie erbalten, hat er das weitere dem Jagdjanker
Weissenfeis und seinem Bruder überlassen uod sich vom Könige venibsrhieJct.
Derselbe befahl ihm nur, den Kf. seiner getreaen Affcction, Beständigkeit nnd di»
er nichts thun werde, was gegen das hergebrachte Vertrauen, die Dobraniscbe
Abrede und die mit Kf. aufgerichteten foedera liefe, zu veTsichern. Der CKaniler
hat ihm mitgetheilt, der König verwundere sich sehr, dass Kf. von HeyeT-
crohn's Sendung nach Frankreich so grosse Ombrage schöpfe, der König
<) Kf. zeigt (d. Potsdam I9./ä9. April 1679) dem Königs von Diiiem*^ »-
ditss er, um alter Welt seine Friedensliebe lu bezeugen und da der König Ucjer-
Crohn nach Paris geschickt habe, Ueindcrs wiederum zuerst nach Nimw^eu aixl
von dort „noch Veranlassung der Zeiten" neiter nach Paria zu schicken bescblosseo bsM-
oyGooi^lc
Ärgvobn d«s Eurfärsten wegen der Sendung Heiercron's. 373
werde auf dca Ef. Schreiben antwortea ') und ihm alle Scrnpel benehmeD. Kf.
möchte Dur considerieren den grossen Hass Schwedens gegen DSnemarck, welcher
dem Könige genügsame Ursache gebe, bei Frankreich ÄCFection zu suchen und
dadurch einigermassen zum raisonuablea Frieden zu gelangen, nnd was fär
aigrenr es bd Frankreich erregen würde, wenn Meyercrohn, nachdem der
Pass für ihn angekommen, nicht dorthin geschickt werden sollte. Auch der
G.KaDzIer that hohe Versicherung, dass der König dem Dobranischen Vergleich
und der dortigen Abrede allerdings nachleben nnd auch dem Kf. von allem, was
Mcyercrohn in Frankreich verrichten nnd erhalten würde, Part geben werde.
Der KurfQi-st an die Gebrüder v. Brandt. D. Potstam
25. Apra/5. Mai 1679.
[Vorschlag der Abtretung Oldenburgs au Schweden durvb Dineniark und Ent
Schädigung des letzteren durch einen Theil von Vorpommern.]
Dennacb wir wohl absehen, dass bei jetzigem Zustande alle Con- 5. Hai.
i{ueten oomöglich zu behaupten sein, und wir aber sowohl unserer als
I. May. Sicherheit halber besser gehalten, etwas andres an Schweden zu
cedireu, als dieselbe wieder in Pommern eiunistelD zu lassen, so seind
wir*) auf 2 Vorschläge bedacht gewesen, welche wir Euch In höchster
Geheimb hiemit eröffnen wollen, als erstlich entweder an Schweden die
Westseite Rheins von unserem Hertzogthumb Cleve zu cedireo, oder,
wann solches nicht gehen wollte, dass alsdann I. May. denenselben
OJdenburgk nnd Delmenhorst cedirete und wir Ihrer May. hinwiederumb
davor die Stadt Stralsund nebst Zubehör, den Barthischen Winkel und
was noch mehr, umh ein billiges Aequivalent zu machen, hinzue geleget
werden möchte, einraumeten, weil wir viele lieber Ihre May. als der
Schweden Nachbarschaft haben wollten. Weil nun diese Proposition
ohne Ihrer May. Vorwissen und Consens keinen Effect haben kann, so
habet Ihr zuerst als von Euch selbst entweder an den König oder an
den Gross Cauzler, wie Ihr es am besten finden werdet, davon vertrauete
Erwähnnng zu thun und selbige mit guten raisons und Oründen zu
') Dieses geschieht in einem Schreiben Künig Christian's yom 21. April/
1. Mai 1679, in welchem er unter Bezugnahme auf die au v. Brandt gemachten
Erüffnungen die Sendung Uejercrou's nach Paris rechtfertigt Vgl. Pufendorf
1. IVII, § 86 (S, 1365).
') S. das Sescripl an Heiuders von demselben Datum unten Abschn. V.
oyGooi^lc
374 HI. Brandenburg uad D&nemsrk 1676—1679.
appuyreu. — Wann Ihr nun vermerket, dass man darnach zu hören
und desfalla zu tractireD Lust hat, habet Ihr anzuzeigen, dass Ihr der-
gleichen Anwurf aaf unsere Ordre gethan, auch deafalls sofort dea
Tractat anzutreten. Sollte man es aber pure verwerfen und ganz nichtes
davoa hören wollen, habet Ihr damit anzustehen und zu erwähnen, dtss
Ihr es nur vor Euch gethan. Von beiderlei evenemeut aber, es werde
was daraus oder nicht, habet Ihr unaern Geh. Rath Meinders sofort
und ohne einzigen Verzug zu informiren, damit er sich in seiner Ne-
gutiation darnach achten könne.') —
Der Kurfürst an den König von Dänemark. D. Potstaiu
1./11. Mai 1679.
[Uabergabe von Wesel und Lippstndt. Vertbeidigungeans lallen an der Weser und
Elbe.]
II. Mai. Anzeige, dass er') Wesel und Lippstadt dem Könige von Frankt^ich auf
eine bestimmte Zeit eingetSumt, und dass der Waffenstillstand daranf auf
14 Tage prorogiert worden, und Mittheilung des darüber abgeschlossenen \'fr-
glciches. Er bofft, dass der König bei seinem Voihaben, ein ansehnlicbes
Corpo in Holstein zu formieren, beharren und es ehestens za Werke richten
werde. Er wird seine Sachen so anstellen, dass er sowohl an der Weser als
anch an der Elbe den gemeinsamen Feinden den Kopf wird bieten können,
wenn kein raisonnabler Frieden zu erhalten sein sollte.')
') Unter demselben Datum zeigt Kf. ibnen an, er liabe soeben erfahren, du>
die Franzosen während des WalTensli Iistandes den Rbein überscbritCen (s. oben S. W^,-
gegen seine Lande alle vigueur gebmuchten, und verlangten, er solle den Schveii'u
alles, was er ihnen abgeuomiuen, restituieren. Da dieses jedenfalls mit ein £ffHt
von Uejercrohn's Aliscbickuug sei, so sollten sie dem Künige die InconTenienticn
eines Particulartractats YarsEellen und ihn um unverbröcblicbe Observation seiner
Parole und der AUiancen ersuclien.
>) S. oben 8. 104.
•) König Christian ern-idert darauf (d. Copenhagen I0./[20.] Hai 1679), *r
habe schon einige Regimenter z. Pf. nai'h Holstein geschickt, werde den ResI dahin
folgen lassen. Er a«i erfreut, dass Kf. dem Feinde an der Weser und Elbe den
Kopf bieten wolle, er bittet um Uittheilung, wie bald, wie stark und wo Kf. sieb dort
setzen wolle.
oyGooi^lc
Die Uebergabe iod Wesel und LippsUdt 375
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Kopenhagen
l0./[20.] Mai 1679.
[BeuDruhigung des dünischen Hofe» durch die Uebergabe von Wesel und Lippstadt.
Rcchtferligung derselben. Tausch von Oldenburg und Stralsund. Scbwedischar Vor-
schlag wegeu Friedenaunterbandlungen in Schonen.]
Obwohl anterwegs') durch Unpässltchkeit aufgehalten, ist er doch am S. ^
uur wenige Stunden nach dem Grosskauzler bei dem Könige zu Helsenoer an-
gelangt Er wollte darauf sogleich den Vorschlag wegen des Umsatzes von
Stralsand nnd Zubehör gegen Oldenburg und Delmenhorst machen, fand aber
den ganzen Hof wegen der Uebergabe von Wesel und Lippstadt an die Fran-
zosen so perplex und allarmiert, dass er sich erst bemühen musste, dem Könige
und den Ministern die darob gefasste Jalousie zu benehmen. Der König selber,
der doch seine soup^ons mehrentheils verhehlt, fragte ihn, ob Kf, schon mit
seinem Frieden fertig wäre, nnd alle Minister sagten hantement, der König
könnte nicht anders glauben, als dass der Frieden des Ef. schon gemacht wäre,
denn so stattliche Festangen nnd zugleich die Profinzen ,' in denen sie liegen,
dem Feinde bloss eines vierzehntl^igen Waffenstillstands wegen hinzugeben,
wäre garnicht zu praesumieren , jedenfalls zöge diese unTcnnuthete Resolution
viele Inconvenientien nach sich, namentlich würde Schweden dadurch noch
trotziger werden. Er hat anfangs nur zugehört, um aus dem Grunde zu ver-
aebmen, wie weit die gefasste Jalousie ginge, dann bat er beklagt, dass man
aaf Kf. so schlechtes Vertrauen setzte, und versichert, von dem Äbschluss des
Friedens sei es nach so weit, dass Kf. Meinders nicht einmal die Friedens-
bedingnngen mitgegeben hätte, sondern erst von dem Könige vernehmen wollte,
was man endlich für conditiones begehren wollte. Scliliessüch hat er dem
Könige und den Ministern vorgestellt, Kf. hätte diese Resolution im Kriegsrath
gefasst und für rathsamer erachtet, dem Feinde die Festungen so einzuräumen,
um dadurch etwas Zeit zu gewinnen, als, da dieselben in Abwesenheit seiner
Armee doch nicht hätten mainteniert werden können, die dort befindliche Mann-
schaft, Geschütz und Munition zu verlieren und Frankreich Änlass zu geben,
wenn es solche Städte par force genommen, sie nachher Jure belli zu praeten-
dieren. Diese raisons haben so viel gewirkt, dass man sich zufrieden gegeben
liat. Am Abend hat er dann dem Könige und dem Orasskanzler den Vorschlag
vegcQ des Tausches von Stralsund nnd Oldenburg gemacht und auch heute
weiter darüber negotüert. Der König sagte, er wollte darüber nachdenken, dem
<) Chr. V. Brandt halte sich wirklich dem ßescript des Kf. vom 14./24. April
nifolge (s. oben S. 371] von dem Küuige verabscbiedet und war nach Hamburg ge-
reist, hier empfing er das Rescript vom 19./'29. April (s. eben S. 372) und reiste
ilarauF sofort, wie er (d. Hamburg 35. April/5. Mai IBIS) ankündigt, dem inzwischen
nadi Kopenhagen aufgebrochenen Könige nach.
j,Goo>^le
376 lll- Braudaaburg und DäaBtuark 1676—1679.
Grosskanzler aber gefiel der Vorschlag überaus und er forderte ihn aa(, d<s-
wegeD ein Memorial einzugeben, was er auch thuD witd.
PS. Der König hat ihm insgeheim eröffnen lassen, dass vor wenig Tagen
Feuquieres hieber habe wissen lassen'), man sei scbwedischeTseits gcneigL
in Schonen wegen des Friedens zu unterhandeln, der ESnig sei anch nicht Bü-
ge neigt daza.
Chr. und Fr. v. Brandt an den KiirfiU'sten. D. Kopenhagen
17./[27.] Mai 1679.
[Verdächtige Aeu&seniDgen der dänischen Minister. Truppen Sendung nach Holsttin]
37. Uai. Sie wissen nicht, was sie von dem dSniscben Friedensnegotio orthelleD
sollen, denn nicht nnr die vothabcnde schonische Conferenz macht ihnen vm-
brage, sondern auch, dass der K. Sächsische Envoye v. Gersdorff) hier aDg^
langt ist und zum Könige von Schweden geht, anch jener Conferenz beiwohnen
dürfte. Soeben kommen sie aus einer Conferenz mit dem Orosskanzlet.
Reichsmarschall und Graf Anton, welche ihnen solche Dinge TOr^trageo.
woraus sie nrtbeileii müssen, dnss man hier nach dem Frieden soviel als miß-
lich eilt. Sie entdeckten ihnen auf expressen Befehl des Königs, Meyer-
Crohn hätte sich intimidieren lassen und gegen ausdrückliebe Ordre sich benns-
gelassen, dass der König wohl mit I.andscron zufrieden sein würde. Wenn der
KÖjiig ihn desavouierte, so müsste er zngleich auf Continuation des Kriegs
bedacht sein, wozu aber keine Mittel zu finden. Das übelste wäre, dass Praot
reich auch von Landscron nichts habe h&ren wollen, sondern vorgegeben, qnf
la Snede ne devoit pas pcrdre une seule ponce de terre. Unter solchen Um-
ständen, da Frankreich in vollem Anmarsch wSre und des Kf. Trnppen noch
so weit wären, dass sie Minden schwerlich würden maiotenieren können, nwn
auch K.Baiern, K.Sachsen nnd dem Hause Bcaunschweig nicht Iraut'o
könnte, wüsste der König nicht, was er für eine Resolution fassen sollte, and
wollte gern des Kf. gnten Rath vernehmen. Wenn man aber zu Contioaation
des Krieges ratiten wollte, so müsste man auch auf Mittel, denselben zu führen,
bedacht sein oder man müsste förderlichst conjunctim Frieden machen. £^
wäre gut, wenn Kf. den König seine Meinung wissen Hesse nnd ihm den In-
thom benehme, als wenn zu Doberan verabredet wSre, dass der König nnd Kf
beide a. part mit dem Feinde tractieren möchten, denn darauf fusst man hin
und behauptet sogar, dass man eigentlich nicht Lust dazu gehabt nnd nur dem
Kf. zu Liebe darein gewilligt hätte. Die königlichen Minister haben noch «iel
Jalousien wegen d'Espenso's und Meinders' Negotiation im Kopfe.
") S. Carlson IV, S. 730.
^ S. nuten Absctin. IV.
oyGooi^lc
PS. Die Truppen sollen nun doch in Eile hinaas'), soviel hat ein Üillet
Irandt's an den Grosskanzler zu Wege gebracht.
Der Kui-fürst an die Gebruder v. Brandt. D. Potstam
24. Mai/ 3. Juni 1679.
[Au( die ßelation vom \T,/2T. Mai. Besorgniss, dass Dinemark vor ibm Frieden zu
scbli essen beabsichtige.]
— Wir köonen daraus anders nicht urtheileD, als dase es mit 3. Juni,
ihrem Frieden auf dem Schlüsse stehe, und hätten wir wohl vermuthet,
man würde uus eher davon Part gegeben und nicht so viele con-
teätationes in contrarium gelhan haben. Ihr liönnet hergegen behörigen
Urtes anzeigen, dass es die höchste Wahrheit wäre, dass wir bis jetzo
mit unsereui Frieden nicht im genngaten avanciretj indeme wir feste be-
stunden, zum wenigsten Stettin und den Oderstrom zu beiialten, FrancV-
reich und Schweden aber von Stettin garoicht einmal hören wollten.
Wäre also leicht zu schliessen, dass die Ombrage, so man w^eu unseres
Schlusses bezeugete, mit Fleiase darumb genommen werde, damit mau
uns darunter praeveniren möchte. Weil aber dieses uns zum höchsten
Präjudiz gereichen würde, so befehlen wir Euch hiemit in Gnaden, den
Suhluss des Tractats durch alle diensame remonstrationes aufzuhalten,
bis auch wir mit unserem Tractat richtig, allermassen solches der zue
Dobran genommenen Abrede gemäss, auch uns bei allen Posten zu be-
richten, was darunter weiter vorgehet.*) —
') Am 24. lIai/3. Juni 1G79 melden sie, die dänisclien Truppen seieu in vollem
Harsch nach Holstein , oacb des Generals v. Wedel Versicherung werde die
duriige Armee IG 000 Uann stark sein.
^ S. das Schreiben des Kf. au den Küaig von Dänemark vom 31. Hai/
10. Juni 1G79 bei Pufendoif 1. XVII, & 83 (S. 13(16). Am 21!. Mai/5. Juui IG79
befiehlt Kf. den v. Brandt, dem Küaige anzuzeigen, er liätte seine Praeteusloaeu
so weit moderiert, dass er nur Stettin uud die Oder verlangte. Sollte dieses nicht
zu erlangen sein, so sei er eutscblossen, lieber die exlrema abzuwarten, als solche
Bedingungen, wie sie ibm Schweden und Frankreich obtrudieren wollten, eiuzugeben.
a darauf, dass der Küuig fest xu ibm halten werde.
oyGooi^lc
378 Il>' Brandenburg und Däuemarb 1Ü7G-1679.
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Kopenhagen
31. Mai/[10. Juni] 1679.
[Auf das Etescript vom 24. Hai'3. Juni. Beruhigende Nachricbten aber den SudJ
der dänischen FriedeusTerbandlungeu.]
10. Juni. Kf. hat vorläufig noch nichta zu besorgen, so weit ist es zwischen böAta
Kronen noch nicht gekommen, dass der Scbluss der Tractaten bevoistSntlc. aber
sie fürchten, dass aus der Schonischen Entrevue oder Conferenz, wie man »ii'
hier nennt, solenne Friede nstractaten werden und man dabei der CouditJüDcii
wegen früher als Kf. einig werden mQchte, jedoch ohne zu schliessen, «eiche?
der EGuig sich fest vorgenommeu mit Kf. conjunctim zu thnn. Sie hakn
gegen solche Particuliertractatea protestiert und werden sich bomohen, la er-
forschen, was deswegen vorgeht.
Der Künig fShrt sonst mit den Kriegs Vorbereitungen eifrig fort und nird
innerhalb U Tagen in Person nach Uoletein gehen,
PS. Die Königin nimmt sich des Interesses des Kf. sehr an und verd